17. Kapitel: George und Helena
Nie hatten sie beim Abendessen so ausgelassen zusammen gesessen. Mit ihrer guten Laune steckten sie auch die anderen Gryffindors an. Sie lachten und unterhielten sich in einer Lautstärke, dass sich die anderen zu ihnen umdrehten und Professor McGonagall ihnen böse Blicke zuwarf. Professor Dumbledore allerdings aß in aller Ruhe weiter, er hatte seine Schüler am Liebsten fröhlich beisammen.
Nach dem Essen saßen sie dann noch gemütlich eine Weile im Gemeinschaftsraum, doch schon bald verabschiedeten sich die Ersten, weil sie müde waren.
Harry und Ron machten sich als Erste mit ihren Zimmerkollegen Dean Thomas und Neville Longbottom aus dem Staub. Kurz darauf machten sich auch die Zwillinge und ihr Freund Lee auf den Weg in den Schlafsaal.
"Nacht, ihr drei.", sagte Fred.
"Gute Nacht, Fred.", antworteten Helena, Katie und Hermine gemeinsam und mussten kichern.
"Schlaft gut.", meinte auch George. Dabei lächelte er Helena seltsam an.
In ihrem Bauch grummelte es plötzlich. Das war doch nur ein Lächeln, schimpfte sie sich.
"Gute Nacht, Lee.", sagte Katie plötzlich besonders betont, als er mit den Zwillingen gehen wollte.
Lee drehte sich um, machte einen Schritt auf Katies Stuhl zu, beugte sich zu ihr herunter und gab ihr ein kleines Küsschen auf die Wange. "Gute Nacht, Katie.", flüsterte er und grinste.
Mit dieser Reaktion hatte sie natürlich nicht gerechnet und zu ihrem eigenen Ärger lief Katie auch noch rot an.
"Ah, so ist das also?!", feixte George. "Fred, warum sind wir da nicht schon längst drauf gekommen?"
"Wir müssen blind gewesen sein.", meinte sein Bruder.
"Blödmänner!", schimpfte Katie. "Zischt endlich ab!"
"Soll Lee etwa mitkommen?", fragte George ungläubig.
"George!", zischte Katie und wurde langsam dunkelrot.
"Schon gut.", besänftigte er sie. "Komm mit, du Herzensbrecher." Er zog Lee mit sich.
Fred folgte ihnen grinsend.
"Von wegen Herzensbrecher!", schnaubte Katie.
"Tja, das muss der gerade sagen.", meinte Helena und wunderte sich, warum sie im nächsten Moment wissende Blicke von Hermine und Katie zugeworfen bekam.
"Aha?!", lächelte Katie.
Helena schwieg, bekam aber rosa Wangen und das war Antwort genug für die zwei Mädchen. Sie tauschten einen Blick und Hermine nickte unmerklich.
Eine Weile saßen sie zusammen am Kamin und hörten dem Knistern des Holzes zu. Alle drei hingen ihren Gedanken nach.
Helena betrachtete das Gemälde über dem Kamin. Es zeigte Godric Gryffindor mit einem silbernen, mit Rubinen und Opalen verzierten Schwert in den Händen.
Helena kannte jeden Strich des Bildes. Das Sofa vor dem Kamin war ihr Lieblingsplatz, dort saß sie oft noch abends, wenn sie allein sein wollte oder nicht schlafen konnte, und wenn die anderen schon in ihren Betten lagen. Im Stillen hatte sie schon viele Gespräche mit Godric Gryffindor geführt und immer, wenn sie ihm etwas erzählt hatte, was sie beschäftigte oder ihr Sorgen bereitete, war sie am nächsten Morgen mit einer Lösung oder einem besseren Gefühl aufgewacht. Helena fragte sich dann immer, ob Godric Gryffindor noch als Geist über sein Haus wachte und auf seine Schüler einwirkte.
"Wir haben es tatsächlich geschafft, Fred und ich, wir haben uns vertragen. Jetzt verstehen wir uns richtig gut.", erzählte sie ihm in Gedanken. "Du hast ja vorhin gesehen, wie nett wir hier alle zusammen saßen. Das ist fast schon zu schön, um wahr zu sein. Endlich ist das Problem aus der Welt geschafft. Nun können George und ich uns treffen, ohne Angst vor neuem Streit haben zu müssen. Ist das nicht toll? Ja, das ist es wahrhaftig! Ich muss mich unbedingt noch bei den Mädels bedanken, sie haben mir sehr geholfen." Sie machte eine kurze Pause, sah zu Katie und Hermine, die beide auch gedankenverloren vor sich hinsahen. "Hier hab ich echte Schätze gefunden. Wem hab ich das zu verdanken? Dir? Du weißt, wie glücklich ich bin, nicht wahr? Katie und Hermine - und die anderen Mädchen haben mich auch so lieb aufgenommen. Und die Jungs, Harry und Ron sind total nett, gar nicht mehr so ungescheit für ihr Alter. Da können ihnen Fred, George und Lee Konkurrenz machen. Aber sie sind einfach nur cool. Fred hat auch 'nen weichen Kern, das habe ich heute gemerkt. Aber George ist immer noch mein Schatz. Oh Gott, hab ich tatsächlich `Schatz´ gesagt? Wie peinlich! Vielleicht ist das mit dem Herzensbrecher aber gar nicht so falsch... Oh man!" Sie seufzte leise. "Vorhin hat er gesagt, wir feiern noch alleine. Ich frag mich wann... Weißt du, was ich süß von Fred fand? Als er sagte, ein teil von George würde ohnehin schon mir gehören. Das ist wohl übertrieben, aber er akzeptiert mich jetzt wirklich. Ach man, ich bin so happy!"
*
Katie gähnte herzhaft und stand auf. Damit holte sie auch die anderen beiden wieder aus ihren Traumwelten zurück.
"So, ich verzieh mich dann auch mal. Kommt ihr mit?", fragte sie.
Hermine stand auf. "Ich auf jeden Fall. Bin eben schon fast eingeschlafen."
"Ich nicht. Bin noch nicht richtig müde.", sagte Helena.
Katie und Hermine umarmten sie und stiegen in den Schlafsaal hinauf.
Plötzlich war es total still um Helena. Das Holz im Kamin knackte kaum noch, die Asche begann zu verglühen. Das Ticken der Standuhr nahm sie schon gar nicht mehr wahr.
Helena stand auf und holte sich ihr Buch.
Bis die Asche kein Licht mehr gibt, dachte sie und begann zu lesen.
Minuten verstrichen.
Die Uhr schlug halb zwölf, da hörte sie plötzlich Schritte auf der Treppe. Sie sah auf.
Hermine erschien am unteren Treppenende.
"Hermine?", wunderte Helena sich. "Du bist noch wach?"
Hermine kam auf sie zu. "Jetzt kann ich doch nicht schlafen. Kann ich mich noch etwas zu dir setzen?"
"Na klar, komm her." Helena legte ihr Buch weg und nahm ihre Beine vom Sofa.
Hermine setzte sich neben sie.
"Beschäftigt dich was?", fragte Helena.
Hermine nickte. "Ne ganze Menge."
"Möchtest du davon erzählen?"
Wieder nickte Hermine.
"Komm her.", meinte Helena und streckte den Arm aus.
Hermine lehnte sich an sie.
"Dann erzähl mal."
Und Hermine begann zu erzählen. Anfangs von den letzten Stunden, Tagen, Wochen; später kam sie auf Ron und Harry.
Helena wurde immer mehr klar, dass die vernünftige, strebsame Hermine eine ganze Menge Kummer und Gedanken in sich reinfraß, dabei sollte doch jeder eine Möglichkeit haben, all das los zu werden.
"Hast du das denn alles schon mal jemandem anvertraut?", fragte sie, als Hermine geendet hatte.
"Nein.", antwortete sie. "Zum Teil wollte ich es niemandem erzählen, zum Teil hatte ich auch niemanden. Ich kann Harry und Ron schließlich nicht erzählen, was ich mit manchmal für Sorgen um sie mache, oder?"
Helena lächelte. "Stimmt wohl. Aber versprich mir mal eins: Wenn du mal wieder Kummer hast ... dann kommst du zu mir, okay?"
Hermine standen die Tränen in den Augen. "Okay.", schniefte sie leise.
"So" Helena strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Nun aber ins Bett, oder?"
Hermine nickte. Eine Träne rollte ihr über die Wange.
"Na, was ist denn?", fragte Helena ein bisschen beunruhigt. "Noch irgendein Problem?"
Hermine schüttelte den Kopf. Dann umarmte sie Helena und hielt sie fest. "Ich- ich hatte noch nie eine große Schwester.", schluchzte sie.
Helena lächelte, aber auch ihr kamen vor Rührung die Tränen. "Ach, weißt du", sagte sie. "Ich hatte auch noch nie eine so süße kleine Schwester."
Hermine ließ sie los und strahlte sie mit ihren verweinten Augen an. "Gute Nacht."
"Nacht, Kleines." Helena strich ihr noch mal über die Wange, dann verschwand Hermine in ihren Schlafsaal.
Helena seufzte. Hermine war wirklich süß. Aber was war das für ein Tag? Sie sollte wohl auch endlich schlafen gehen.
Die Standuhr schlug halb eins.
Helena gähnte. Dann nahm sie ihr Buch wieder auf und blätterte. Das Kapitel wollte sie noch zu Ende lesen.
Doch gerade als sie die erste Zeile begann, bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt an der Ecke bei der Treppe zu den Schlafsälen der Jungen stehen. Sie erschrak und sah hinüber.
Dort stand ein Junge - ein Junge, den sie ziemlich gut kannte.
"George?", fragte sie verwundert. "Was machst du denn noch hier?"
Er kam herüber zu ihr, lächelte. "Ich hab doch gesagt, wir feiern noch."
"Aber woher wusstest du, dass ich noch wach bin?"
"Ich hab fast 'ne Stunde da drüben im Halbdunkeln auf der Steintreppe gesessen und gewartet.", erklärte er.
Helena sah ihn irritiert an. "Warum?"
"Als ich gerade zu dir wollte, kam Hermine noch mal.", antwortete er.
"Du hast das alles mitgehört?", fragte sie entsetzt. "Och George, weißte...!"
"Das hab ich morgen doch eh schon alles wieder vergessen.", beruhigte er sie.
"Na hoffentlich.", meinte Helena. "Sonst gibt's Ärger mit mir." Sie drohte ihm mit der Faust.
"Ah ja?!", grinste er.
"Ja!", entgegnete sie frech.
George umrundete das Sofa ein Stück und stand nun hinter ihr. "Was liest du denn da Schönes?" Er schnappte sich das Buch. "Ne Schnulze, hätt' ich mir ja denken können."
"Ach, lass das." Helena nahm ihm das Buch weg. "Ihr Männer habt für so was keinen Sinn."
"So würde ich das nicht sagen. Wir würden es nur anders formulieren.", meinte er.
"Ah ja.", bemerkte Helena ungläubig. Sie legte das Buch ans andere Ende des Sofas. "Könntest du da hinten mal weg gehen?! Ich find's nicht gut, wenn ich nicht weiß, was du hinter meinem Rücken treibst."
George hockte sich auf die flache Seite des Sofas, mit dem Kamin im Rücken und sah sie an. "Macht dich nervös, was?"
"Ja.", sagte Helena nur. Doch das war sie plötzlich auch, als er neben ihr in die Knie ging.
Schweigend sahen sie sich an.
"Bin froh, dass das alles geklärt ist.", sagte Helena plötzlich, nur um irgendwas zu sagen.
George lächelte. "Ich hab trotzdem 'nen blauen Fleck davon getragen."
"Aha, warum?"
"Nicht weiter wichtig." Er krempelte trotzdem seinen Ärmel hoch. "Da."
Helena beugte sich auf seinen Arm hinunter, denn George nahm den Großteil des restlichen Lichtes ein. "Na ja,... Wird schon-" Sie brach ab, als sie sich aufrichtete, denn plötzlich hielt George ihren Blick fest.
"Hast du schon mal einen Zauberer geküsst?", fragte er flüsternd.
Helena konnte seine Augen nicht mehr loslassen, sie schienen ihr dabei doch den Atem zu rauben. "Ich- habe überhaupt noch nie einen Jungen geküsst.", wisperte sie.
George lächelte. Mit einer Hand fuhr er in ihren Nacken und zog sie zu sich. "Dann wird's ja langsam Zeit."
Seine Lippen verschlossen ihr Lächeln.
Wie gut, dass man beim Küssen nicht denken muss, ging es Helena später durch den Kopf. Sie lag in Georges Arm. Irgendwann war er zu ihr aufs Sofa geklettert.
Jetzt war es fast halb zwei.
"Wir sollten schlafen gehen.", erinnerte Helena ihn leise.
George brummelte. "Hier gefällt's mir aber."
"Komm schon. Du schläfst morgen sonst ein. Und ihr habt Training." Sie stand auf uns zog ihn mit sich.
Er brummte noch immer.
Helena legte ihre Arme um seinen Hals. "Nacht." Dann gab sie ihm noch einen Kuss.
George wollte sie nicht loslassen. Noch ein Kuss und ein Dritter.
"Schluss jetzt.", sagte sie sanft. "Morgen geht's weiter."
Er lächelte wieder. "Na gut." Eigentlich war er auch verdammt müde. "Schlaf gut."
Helena ging zu ihrer Treppe. "Sagen wir es ihnen eigentlich?"
George stand an der anderen Treppe. "Nicht morgen schon."
"Gut. Dann entscheidet das nächste Spiel. Gewinnt ihr, erzählen wir es ihnen den Tag noch. Verliert ihr, sehen wir weiter.", bestimmte sie.
"Ganz schön unfair.", meinte George.
"Find ich nicht.", grinste Helena.
Er seufzte. "Na gut. Was könnte ich dir schon abschlagen?"
Helena lächelte. "Eben."
"Träum süß."
"Du auch."
Jetzt schlug die Uhr halb zwei.
Nie hatten sie beim Abendessen so ausgelassen zusammen gesessen. Mit ihrer guten Laune steckten sie auch die anderen Gryffindors an. Sie lachten und unterhielten sich in einer Lautstärke, dass sich die anderen zu ihnen umdrehten und Professor McGonagall ihnen böse Blicke zuwarf. Professor Dumbledore allerdings aß in aller Ruhe weiter, er hatte seine Schüler am Liebsten fröhlich beisammen.
Nach dem Essen saßen sie dann noch gemütlich eine Weile im Gemeinschaftsraum, doch schon bald verabschiedeten sich die Ersten, weil sie müde waren.
Harry und Ron machten sich als Erste mit ihren Zimmerkollegen Dean Thomas und Neville Longbottom aus dem Staub. Kurz darauf machten sich auch die Zwillinge und ihr Freund Lee auf den Weg in den Schlafsaal.
"Nacht, ihr drei.", sagte Fred.
"Gute Nacht, Fred.", antworteten Helena, Katie und Hermine gemeinsam und mussten kichern.
"Schlaft gut.", meinte auch George. Dabei lächelte er Helena seltsam an.
In ihrem Bauch grummelte es plötzlich. Das war doch nur ein Lächeln, schimpfte sie sich.
"Gute Nacht, Lee.", sagte Katie plötzlich besonders betont, als er mit den Zwillingen gehen wollte.
Lee drehte sich um, machte einen Schritt auf Katies Stuhl zu, beugte sich zu ihr herunter und gab ihr ein kleines Küsschen auf die Wange. "Gute Nacht, Katie.", flüsterte er und grinste.
Mit dieser Reaktion hatte sie natürlich nicht gerechnet und zu ihrem eigenen Ärger lief Katie auch noch rot an.
"Ah, so ist das also?!", feixte George. "Fred, warum sind wir da nicht schon längst drauf gekommen?"
"Wir müssen blind gewesen sein.", meinte sein Bruder.
"Blödmänner!", schimpfte Katie. "Zischt endlich ab!"
"Soll Lee etwa mitkommen?", fragte George ungläubig.
"George!", zischte Katie und wurde langsam dunkelrot.
"Schon gut.", besänftigte er sie. "Komm mit, du Herzensbrecher." Er zog Lee mit sich.
Fred folgte ihnen grinsend.
"Von wegen Herzensbrecher!", schnaubte Katie.
"Tja, das muss der gerade sagen.", meinte Helena und wunderte sich, warum sie im nächsten Moment wissende Blicke von Hermine und Katie zugeworfen bekam.
"Aha?!", lächelte Katie.
Helena schwieg, bekam aber rosa Wangen und das war Antwort genug für die zwei Mädchen. Sie tauschten einen Blick und Hermine nickte unmerklich.
Eine Weile saßen sie zusammen am Kamin und hörten dem Knistern des Holzes zu. Alle drei hingen ihren Gedanken nach.
Helena betrachtete das Gemälde über dem Kamin. Es zeigte Godric Gryffindor mit einem silbernen, mit Rubinen und Opalen verzierten Schwert in den Händen.
Helena kannte jeden Strich des Bildes. Das Sofa vor dem Kamin war ihr Lieblingsplatz, dort saß sie oft noch abends, wenn sie allein sein wollte oder nicht schlafen konnte, und wenn die anderen schon in ihren Betten lagen. Im Stillen hatte sie schon viele Gespräche mit Godric Gryffindor geführt und immer, wenn sie ihm etwas erzählt hatte, was sie beschäftigte oder ihr Sorgen bereitete, war sie am nächsten Morgen mit einer Lösung oder einem besseren Gefühl aufgewacht. Helena fragte sich dann immer, ob Godric Gryffindor noch als Geist über sein Haus wachte und auf seine Schüler einwirkte.
"Wir haben es tatsächlich geschafft, Fred und ich, wir haben uns vertragen. Jetzt verstehen wir uns richtig gut.", erzählte sie ihm in Gedanken. "Du hast ja vorhin gesehen, wie nett wir hier alle zusammen saßen. Das ist fast schon zu schön, um wahr zu sein. Endlich ist das Problem aus der Welt geschafft. Nun können George und ich uns treffen, ohne Angst vor neuem Streit haben zu müssen. Ist das nicht toll? Ja, das ist es wahrhaftig! Ich muss mich unbedingt noch bei den Mädels bedanken, sie haben mir sehr geholfen." Sie machte eine kurze Pause, sah zu Katie und Hermine, die beide auch gedankenverloren vor sich hinsahen. "Hier hab ich echte Schätze gefunden. Wem hab ich das zu verdanken? Dir? Du weißt, wie glücklich ich bin, nicht wahr? Katie und Hermine - und die anderen Mädchen haben mich auch so lieb aufgenommen. Und die Jungs, Harry und Ron sind total nett, gar nicht mehr so ungescheit für ihr Alter. Da können ihnen Fred, George und Lee Konkurrenz machen. Aber sie sind einfach nur cool. Fred hat auch 'nen weichen Kern, das habe ich heute gemerkt. Aber George ist immer noch mein Schatz. Oh Gott, hab ich tatsächlich `Schatz´ gesagt? Wie peinlich! Vielleicht ist das mit dem Herzensbrecher aber gar nicht so falsch... Oh man!" Sie seufzte leise. "Vorhin hat er gesagt, wir feiern noch alleine. Ich frag mich wann... Weißt du, was ich süß von Fred fand? Als er sagte, ein teil von George würde ohnehin schon mir gehören. Das ist wohl übertrieben, aber er akzeptiert mich jetzt wirklich. Ach man, ich bin so happy!"
*
Katie gähnte herzhaft und stand auf. Damit holte sie auch die anderen beiden wieder aus ihren Traumwelten zurück.
"So, ich verzieh mich dann auch mal. Kommt ihr mit?", fragte sie.
Hermine stand auf. "Ich auf jeden Fall. Bin eben schon fast eingeschlafen."
"Ich nicht. Bin noch nicht richtig müde.", sagte Helena.
Katie und Hermine umarmten sie und stiegen in den Schlafsaal hinauf.
Plötzlich war es total still um Helena. Das Holz im Kamin knackte kaum noch, die Asche begann zu verglühen. Das Ticken der Standuhr nahm sie schon gar nicht mehr wahr.
Helena stand auf und holte sich ihr Buch.
Bis die Asche kein Licht mehr gibt, dachte sie und begann zu lesen.
Minuten verstrichen.
Die Uhr schlug halb zwölf, da hörte sie plötzlich Schritte auf der Treppe. Sie sah auf.
Hermine erschien am unteren Treppenende.
"Hermine?", wunderte Helena sich. "Du bist noch wach?"
Hermine kam auf sie zu. "Jetzt kann ich doch nicht schlafen. Kann ich mich noch etwas zu dir setzen?"
"Na klar, komm her." Helena legte ihr Buch weg und nahm ihre Beine vom Sofa.
Hermine setzte sich neben sie.
"Beschäftigt dich was?", fragte Helena.
Hermine nickte. "Ne ganze Menge."
"Möchtest du davon erzählen?"
Wieder nickte Hermine.
"Komm her.", meinte Helena und streckte den Arm aus.
Hermine lehnte sich an sie.
"Dann erzähl mal."
Und Hermine begann zu erzählen. Anfangs von den letzten Stunden, Tagen, Wochen; später kam sie auf Ron und Harry.
Helena wurde immer mehr klar, dass die vernünftige, strebsame Hermine eine ganze Menge Kummer und Gedanken in sich reinfraß, dabei sollte doch jeder eine Möglichkeit haben, all das los zu werden.
"Hast du das denn alles schon mal jemandem anvertraut?", fragte sie, als Hermine geendet hatte.
"Nein.", antwortete sie. "Zum Teil wollte ich es niemandem erzählen, zum Teil hatte ich auch niemanden. Ich kann Harry und Ron schließlich nicht erzählen, was ich mit manchmal für Sorgen um sie mache, oder?"
Helena lächelte. "Stimmt wohl. Aber versprich mir mal eins: Wenn du mal wieder Kummer hast ... dann kommst du zu mir, okay?"
Hermine standen die Tränen in den Augen. "Okay.", schniefte sie leise.
"So" Helena strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Nun aber ins Bett, oder?"
Hermine nickte. Eine Träne rollte ihr über die Wange.
"Na, was ist denn?", fragte Helena ein bisschen beunruhigt. "Noch irgendein Problem?"
Hermine schüttelte den Kopf. Dann umarmte sie Helena und hielt sie fest. "Ich- ich hatte noch nie eine große Schwester.", schluchzte sie.
Helena lächelte, aber auch ihr kamen vor Rührung die Tränen. "Ach, weißt du", sagte sie. "Ich hatte auch noch nie eine so süße kleine Schwester."
Hermine ließ sie los und strahlte sie mit ihren verweinten Augen an. "Gute Nacht."
"Nacht, Kleines." Helena strich ihr noch mal über die Wange, dann verschwand Hermine in ihren Schlafsaal.
Helena seufzte. Hermine war wirklich süß. Aber was war das für ein Tag? Sie sollte wohl auch endlich schlafen gehen.
Die Standuhr schlug halb eins.
Helena gähnte. Dann nahm sie ihr Buch wieder auf und blätterte. Das Kapitel wollte sie noch zu Ende lesen.
Doch gerade als sie die erste Zeile begann, bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt an der Ecke bei der Treppe zu den Schlafsälen der Jungen stehen. Sie erschrak und sah hinüber.
Dort stand ein Junge - ein Junge, den sie ziemlich gut kannte.
"George?", fragte sie verwundert. "Was machst du denn noch hier?"
Er kam herüber zu ihr, lächelte. "Ich hab doch gesagt, wir feiern noch."
"Aber woher wusstest du, dass ich noch wach bin?"
"Ich hab fast 'ne Stunde da drüben im Halbdunkeln auf der Steintreppe gesessen und gewartet.", erklärte er.
Helena sah ihn irritiert an. "Warum?"
"Als ich gerade zu dir wollte, kam Hermine noch mal.", antwortete er.
"Du hast das alles mitgehört?", fragte sie entsetzt. "Och George, weißte...!"
"Das hab ich morgen doch eh schon alles wieder vergessen.", beruhigte er sie.
"Na hoffentlich.", meinte Helena. "Sonst gibt's Ärger mit mir." Sie drohte ihm mit der Faust.
"Ah ja?!", grinste er.
"Ja!", entgegnete sie frech.
George umrundete das Sofa ein Stück und stand nun hinter ihr. "Was liest du denn da Schönes?" Er schnappte sich das Buch. "Ne Schnulze, hätt' ich mir ja denken können."
"Ach, lass das." Helena nahm ihm das Buch weg. "Ihr Männer habt für so was keinen Sinn."
"So würde ich das nicht sagen. Wir würden es nur anders formulieren.", meinte er.
"Ah ja.", bemerkte Helena ungläubig. Sie legte das Buch ans andere Ende des Sofas. "Könntest du da hinten mal weg gehen?! Ich find's nicht gut, wenn ich nicht weiß, was du hinter meinem Rücken treibst."
George hockte sich auf die flache Seite des Sofas, mit dem Kamin im Rücken und sah sie an. "Macht dich nervös, was?"
"Ja.", sagte Helena nur. Doch das war sie plötzlich auch, als er neben ihr in die Knie ging.
Schweigend sahen sie sich an.
"Bin froh, dass das alles geklärt ist.", sagte Helena plötzlich, nur um irgendwas zu sagen.
George lächelte. "Ich hab trotzdem 'nen blauen Fleck davon getragen."
"Aha, warum?"
"Nicht weiter wichtig." Er krempelte trotzdem seinen Ärmel hoch. "Da."
Helena beugte sich auf seinen Arm hinunter, denn George nahm den Großteil des restlichen Lichtes ein. "Na ja,... Wird schon-" Sie brach ab, als sie sich aufrichtete, denn plötzlich hielt George ihren Blick fest.
"Hast du schon mal einen Zauberer geküsst?", fragte er flüsternd.
Helena konnte seine Augen nicht mehr loslassen, sie schienen ihr dabei doch den Atem zu rauben. "Ich- habe überhaupt noch nie einen Jungen geküsst.", wisperte sie.
George lächelte. Mit einer Hand fuhr er in ihren Nacken und zog sie zu sich. "Dann wird's ja langsam Zeit."
Seine Lippen verschlossen ihr Lächeln.
Wie gut, dass man beim Küssen nicht denken muss, ging es Helena später durch den Kopf. Sie lag in Georges Arm. Irgendwann war er zu ihr aufs Sofa geklettert.
Jetzt war es fast halb zwei.
"Wir sollten schlafen gehen.", erinnerte Helena ihn leise.
George brummelte. "Hier gefällt's mir aber."
"Komm schon. Du schläfst morgen sonst ein. Und ihr habt Training." Sie stand auf uns zog ihn mit sich.
Er brummte noch immer.
Helena legte ihre Arme um seinen Hals. "Nacht." Dann gab sie ihm noch einen Kuss.
George wollte sie nicht loslassen. Noch ein Kuss und ein Dritter.
"Schluss jetzt.", sagte sie sanft. "Morgen geht's weiter."
Er lächelte wieder. "Na gut." Eigentlich war er auch verdammt müde. "Schlaf gut."
Helena ging zu ihrer Treppe. "Sagen wir es ihnen eigentlich?"
George stand an der anderen Treppe. "Nicht morgen schon."
"Gut. Dann entscheidet das nächste Spiel. Gewinnt ihr, erzählen wir es ihnen den Tag noch. Verliert ihr, sehen wir weiter.", bestimmte sie.
"Ganz schön unfair.", meinte George.
"Find ich nicht.", grinste Helena.
Er seufzte. "Na gut. Was könnte ich dir schon abschlagen?"
Helena lächelte. "Eben."
"Träum süß."
"Du auch."
Jetzt schlug die Uhr halb zwei.
