Kapitel Zwei -
Ein Funken Hoffnung
Harry wich den ganzen Abend lang nicht von der Seite seiner Freunde. Die Dursleys, wie er erfahren hatte, waren einmal mehr von Tonks zu einer nicht existierenden Zusammenkunft gerufen worden, wo sie auch übernachten mussten, bis sie merken würden, dass man sie ausgetrickst hatte, so dass sie den ganzen Abend und mindestens den nächsten halben Tag hatten, ohne von Petunias hysterischen Schreien oder Vernons löwenhaftem Gebrüll unterbrochen zu werden.
Molly Weasley und Remus waren nach ungefähr zwanzig Minuten wieder zu ihnen gestoßen und hatten die Freunde aneinander gedrängt vorgefunden, wie sie sich aneinander festhielten und kein Wort sagten. Als sie allerdings den Raum betraten, sah Harry auf und lockerte seinen Griff um die anderen. Hermine trat zurück (so weit sie konnte, denn Ron stand immer noch dicht hinter ihr) und auch Ginny rückte etwas zur Seite, obwohl sie immer noch den Arm um Harrys Taille gelegt hatte, und Harry seinen eigenen Arm nicht von ihren Schultern nahm.
Sie wandten sich an Mrs Weasley und Remus, die lächelnd da standen.
"Wir wollten euch nicht stören", sagte Remus. "Wir haben nur Hermine vor einer Weile sagen hören, dass sie weiß, was mit unseren Augen los ist. Da wir euch nicht belauschen wollten, haben wir beschlossen, dich später zu bitten, das zu wiederholen, was du gesagt hast."
Hermine sah Remus an, dessen Augen so viel anders waren als vorher, und dann Mrs Weasley. Harry folgte ihrem Blick und sah es nun auch. Mrs Weasley ehemals strahlend blaue Augen schienen etwas gedämpfter. Die Veränderung war nicht so stark wie bei Ron, aber sie war da, deutlich sichtbar.
Hermine wiederholte ihre Erklärung.
Als Mrs Weasley sprach, schien sie den Tränen nahe.
"Oh, Hermine, meine Liebe", sagte sie. "Das ist so ein rührender Gedanke."
"Ich glaube wirklich, dass es stimmen könnte", sagte Hermine, die sich von Mrs Weasley in die Defensive gedrängt fühlte. "Die Veränderung ist bei denen am stärksten, die Sirius am meisten geliebt haben."
"Du hast recht", sagte Remus. "Du hast vollkommen recht, Hermine. Ich wundere mich jetzt, wie ich das vergessen konnte. Ich habe schon früher über dieses Phänomen gelesen. Es tritt auf wenn eine Person völlig unerwartet stirbt, unerwartet und... und..." Er brach ab und ein Ausdruck fassungslosen Erstaunens trat auf sein Gesicht.
"Und was?" fragte Ron.
"Nicht rechtens", sagte Remus leise. "So hieß es, ich bin mir ziemlich sicher. Unerwartet und nicht rechtens."
"Aber was heißt das?" fragte Ginny. "Warum bist du darüber so aufgeregt, Remus?"
Hermine starrte Remus an. Harry konnte ihr Gehirn praktisch arbeiten sehen.
"Remus", flüsterte sie. "Remus... hat das etwas mit der Geschichte von diesem Zauberer in Schottland von 1927 zu tun? Wie war sein Name gleich wieder... Saturnus McGraw..."
"Ja", sagte Remus. "Es ist genau die gleiche Situation, Hermine."
"Aber dann..." Hermine wurde blass und konnte nur noch flüstern. "Remus, das heißt ja, wir könnten..."
"Könnte jemand bitte erklären, wovon ihr da redet?" sagte Ginny ungeduldig.
"Saturnus McGraw war ein Zauberer, der 1927 von einer Chimära getötet wurde", erklärte Hermine. "Es war ein Unfall... die Chimära wurde von Griechenland eingeschifft, und McGraw sollte nach ihr sehen, während sie zum Ministerium transportiert wurde. Newt Scamander (ihr wisst schon, der Autor von 'Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind') hatte eine für Studienzwecke oder so was bestellt... na, ist ja auch egal. Jemand von der Besatzung des Schiffes war unvorsichtig und hat aus Versehen den Bann von dem Käfig, in dem die Chimära gefangen war, genommen. Sie konnte entkommen und attackierte McGraw, der auf der Stelle starb. Seine Freunde und Familie waren bis ins Mark erschüttert. Saturnus hatte einen Adoptivsohn, der natürlich halb starb vor Trauer. Dieser Adoptivsohn versuchte nun alles, aber er fand nichts Nützliches. Und dann tat er etwas, was Saturnus wirklich zurückbrachte, unverletzt und geistig völlig in Ordnung, als ob der Vorfall mit der Chimära nie passiert wäre. Ich weiß nicht, was er gemacht hat, das stand nicht in dem Buch, ich weiß nur noch, dass es etwas mit Schicksal zu tun hatte... Remus, weißt du noch mehr darüber?"
Remus nickte langsam. "Ich weiß auch nicht, was er getan hat, aber ich weiß, dass es hieß, Saturnus' Tod sei nicht rechtens gewesen. Nach seiner Rückkehr besiegte er den bösesten Zauberer dieser Zeit, Nero Redsnake... was ich sagen will ist, dass Saturnus auf der Erde bleiben sollte, bis sich sein Schicksal - wahrscheinlich Redsnake zu besiegen - erfüllt hatte, und sein frühzeitiger Tod kam dem Schicksal in die Quere. Also wurde dem Adoptivsohn die Möglichkeit gegeben, etwas zu tun, was Saturnus ins Leben zurückbrachte."
"Aber was ist dann mit den Augen?" fragte Ron. "Wenn diese Veränderung nur auftritt, wenn so eine Möglichkeit besteht, dann muss Hermines Theorie falsch sein - oder haben die, die einen geliebten Menschen verlieren und deren Augen gleich bleiben, etwa keine Seele?"
"Nein", sagte Remus, "natürlich haben die anderen auch eine Seele. Aber jede Art von Gefühl wirkt sich auf die Seele aus, und deine Augen verändern sich doch auch nicht, wenn du wütend oder traurig oder glücklich bist, oder? Tod und Trauer sind ein Teil des Lebens, also sind sie erträglich. Aber diese Todesfälle über die ich rede sind nicht zu ertragen, die Trauer über sie übersteigt das normale Maß an Trauer, es ist einfach mehr als deine Seele ertragen kann. Saturnus' Tod, zum Beispiel, traf jeden völlig unerwartet. Und die Augen seiner Freunde und Familie haben sich auch verändert. Ich glaube, unsere Augen verändern sich, weil wir mehr trauern als wir eigentlich sollten, wäre Sirius zu seiner Zeit gestorben."
Ginny bewegte sich. "Heißt das etwa..."
Remus wandte sich zu ihr um. "Im Grunde heißt es, dass Sirius' Tod nicht nur unerwartet war, er hätte auch gar nicht passieren dürfen. Sein Schicksal sollte ein anderes sein. Und Bellatrix Lestrange hat das Schicksal erzürnt, indem sie ihn getötet hat. Jemand muss die Sache in Ordnung bringen."
"Was meinst du damit?" Harry wagte nicht, der Idee zu trauen, die ihm durch den Kopf schoss, er wollte diesem Funken Hoffnung nicht erlauben, in ihm aufzusteigen... er könnte es nicht ertragen enttäuscht zu werden... er musste sicher sein.
Remus' Stimme blieb ruhig, aber Harry sah ein wildes Flackern in seinen Augen. "Es bedeutet, Harry, dass es vielleicht - nur vielleicht, wenn Hermines und meine Vermutungen stimmen - etwas gibt, was wir tun können, um Sirius zurückzubringen."
****
Eine Weile sagte niemand ein Wort. Harrys Gedanken wirbelten in seinem Kopf. Er brauchte eine Weile, um wirklich zu verinnerlichen, was Remus erklärt hatte. Sirius zurück ins Leben zu bringen... es gab nichts auf der Welt, was er sich mehr ersehnte, und er hätte alles dafür getan oder gegeben.
"Wie... wie hat dieser Adoptivsohn das gemacht?" fragte Ron mit wackeliger Stimme.
Remus zuckte die Achseln. "Das stand nicht in dem Buch, das ich gelesen habe."
"Kann man das irgendwie rausfinden?" fragte Ginny. "Er ist vielleicht noch am Leben... weißt du wo er wohnt? Wie heißt er überhaupt?"
"Ich kenne seinen Namen nicht", sagte Remus. "Er wird geheim gehalten, niemand hat ihn erwähnt."
"Aber was können wir dann tun, um es herauszufinden?" fragte Harry bitter. "Wenn wir weder seinen Namen wissen, noch ob er noch lebt, und wo, wie können wir dann etwas über ihn herausbekommen?"
"Ich werde Dumbledore danach fragen", sagte Remus. "Wenn irgendwer es weiß, dann Albus."
Mrs Weasley, die die ganze Zeit geschwiegen hatte, sprach auf einmal wieder. "Das kannst du dir sparen, Remus", sagte sie. "Ich glaube ich weiß, wer er ist."
Alle anderen wirbelten herum und sahen sie an.
"Ihr alle kennt ihn", fuhr Mrs Weasley fort. "Es ist Kingsley Shacklebolt."
Harry wich den ganzen Abend lang nicht von der Seite seiner Freunde. Die Dursleys, wie er erfahren hatte, waren einmal mehr von Tonks zu einer nicht existierenden Zusammenkunft gerufen worden, wo sie auch übernachten mussten, bis sie merken würden, dass man sie ausgetrickst hatte, so dass sie den ganzen Abend und mindestens den nächsten halben Tag hatten, ohne von Petunias hysterischen Schreien oder Vernons löwenhaftem Gebrüll unterbrochen zu werden.
Molly Weasley und Remus waren nach ungefähr zwanzig Minuten wieder zu ihnen gestoßen und hatten die Freunde aneinander gedrängt vorgefunden, wie sie sich aneinander festhielten und kein Wort sagten. Als sie allerdings den Raum betraten, sah Harry auf und lockerte seinen Griff um die anderen. Hermine trat zurück (so weit sie konnte, denn Ron stand immer noch dicht hinter ihr) und auch Ginny rückte etwas zur Seite, obwohl sie immer noch den Arm um Harrys Taille gelegt hatte, und Harry seinen eigenen Arm nicht von ihren Schultern nahm.
Sie wandten sich an Mrs Weasley und Remus, die lächelnd da standen.
"Wir wollten euch nicht stören", sagte Remus. "Wir haben nur Hermine vor einer Weile sagen hören, dass sie weiß, was mit unseren Augen los ist. Da wir euch nicht belauschen wollten, haben wir beschlossen, dich später zu bitten, das zu wiederholen, was du gesagt hast."
Hermine sah Remus an, dessen Augen so viel anders waren als vorher, und dann Mrs Weasley. Harry folgte ihrem Blick und sah es nun auch. Mrs Weasley ehemals strahlend blaue Augen schienen etwas gedämpfter. Die Veränderung war nicht so stark wie bei Ron, aber sie war da, deutlich sichtbar.
Hermine wiederholte ihre Erklärung.
Als Mrs Weasley sprach, schien sie den Tränen nahe.
"Oh, Hermine, meine Liebe", sagte sie. "Das ist so ein rührender Gedanke."
"Ich glaube wirklich, dass es stimmen könnte", sagte Hermine, die sich von Mrs Weasley in die Defensive gedrängt fühlte. "Die Veränderung ist bei denen am stärksten, die Sirius am meisten geliebt haben."
"Du hast recht", sagte Remus. "Du hast vollkommen recht, Hermine. Ich wundere mich jetzt, wie ich das vergessen konnte. Ich habe schon früher über dieses Phänomen gelesen. Es tritt auf wenn eine Person völlig unerwartet stirbt, unerwartet und... und..." Er brach ab und ein Ausdruck fassungslosen Erstaunens trat auf sein Gesicht.
"Und was?" fragte Ron.
"Nicht rechtens", sagte Remus leise. "So hieß es, ich bin mir ziemlich sicher. Unerwartet und nicht rechtens."
"Aber was heißt das?" fragte Ginny. "Warum bist du darüber so aufgeregt, Remus?"
Hermine starrte Remus an. Harry konnte ihr Gehirn praktisch arbeiten sehen.
"Remus", flüsterte sie. "Remus... hat das etwas mit der Geschichte von diesem Zauberer in Schottland von 1927 zu tun? Wie war sein Name gleich wieder... Saturnus McGraw..."
"Ja", sagte Remus. "Es ist genau die gleiche Situation, Hermine."
"Aber dann..." Hermine wurde blass und konnte nur noch flüstern. "Remus, das heißt ja, wir könnten..."
"Könnte jemand bitte erklären, wovon ihr da redet?" sagte Ginny ungeduldig.
"Saturnus McGraw war ein Zauberer, der 1927 von einer Chimära getötet wurde", erklärte Hermine. "Es war ein Unfall... die Chimära wurde von Griechenland eingeschifft, und McGraw sollte nach ihr sehen, während sie zum Ministerium transportiert wurde. Newt Scamander (ihr wisst schon, der Autor von 'Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind') hatte eine für Studienzwecke oder so was bestellt... na, ist ja auch egal. Jemand von der Besatzung des Schiffes war unvorsichtig und hat aus Versehen den Bann von dem Käfig, in dem die Chimära gefangen war, genommen. Sie konnte entkommen und attackierte McGraw, der auf der Stelle starb. Seine Freunde und Familie waren bis ins Mark erschüttert. Saturnus hatte einen Adoptivsohn, der natürlich halb starb vor Trauer. Dieser Adoptivsohn versuchte nun alles, aber er fand nichts Nützliches. Und dann tat er etwas, was Saturnus wirklich zurückbrachte, unverletzt und geistig völlig in Ordnung, als ob der Vorfall mit der Chimära nie passiert wäre. Ich weiß nicht, was er gemacht hat, das stand nicht in dem Buch, ich weiß nur noch, dass es etwas mit Schicksal zu tun hatte... Remus, weißt du noch mehr darüber?"
Remus nickte langsam. "Ich weiß auch nicht, was er getan hat, aber ich weiß, dass es hieß, Saturnus' Tod sei nicht rechtens gewesen. Nach seiner Rückkehr besiegte er den bösesten Zauberer dieser Zeit, Nero Redsnake... was ich sagen will ist, dass Saturnus auf der Erde bleiben sollte, bis sich sein Schicksal - wahrscheinlich Redsnake zu besiegen - erfüllt hatte, und sein frühzeitiger Tod kam dem Schicksal in die Quere. Also wurde dem Adoptivsohn die Möglichkeit gegeben, etwas zu tun, was Saturnus ins Leben zurückbrachte."
"Aber was ist dann mit den Augen?" fragte Ron. "Wenn diese Veränderung nur auftritt, wenn so eine Möglichkeit besteht, dann muss Hermines Theorie falsch sein - oder haben die, die einen geliebten Menschen verlieren und deren Augen gleich bleiben, etwa keine Seele?"
"Nein", sagte Remus, "natürlich haben die anderen auch eine Seele. Aber jede Art von Gefühl wirkt sich auf die Seele aus, und deine Augen verändern sich doch auch nicht, wenn du wütend oder traurig oder glücklich bist, oder? Tod und Trauer sind ein Teil des Lebens, also sind sie erträglich. Aber diese Todesfälle über die ich rede sind nicht zu ertragen, die Trauer über sie übersteigt das normale Maß an Trauer, es ist einfach mehr als deine Seele ertragen kann. Saturnus' Tod, zum Beispiel, traf jeden völlig unerwartet. Und die Augen seiner Freunde und Familie haben sich auch verändert. Ich glaube, unsere Augen verändern sich, weil wir mehr trauern als wir eigentlich sollten, wäre Sirius zu seiner Zeit gestorben."
Ginny bewegte sich. "Heißt das etwa..."
Remus wandte sich zu ihr um. "Im Grunde heißt es, dass Sirius' Tod nicht nur unerwartet war, er hätte auch gar nicht passieren dürfen. Sein Schicksal sollte ein anderes sein. Und Bellatrix Lestrange hat das Schicksal erzürnt, indem sie ihn getötet hat. Jemand muss die Sache in Ordnung bringen."
"Was meinst du damit?" Harry wagte nicht, der Idee zu trauen, die ihm durch den Kopf schoss, er wollte diesem Funken Hoffnung nicht erlauben, in ihm aufzusteigen... er könnte es nicht ertragen enttäuscht zu werden... er musste sicher sein.
Remus' Stimme blieb ruhig, aber Harry sah ein wildes Flackern in seinen Augen. "Es bedeutet, Harry, dass es vielleicht - nur vielleicht, wenn Hermines und meine Vermutungen stimmen - etwas gibt, was wir tun können, um Sirius zurückzubringen."
****
Eine Weile sagte niemand ein Wort. Harrys Gedanken wirbelten in seinem Kopf. Er brauchte eine Weile, um wirklich zu verinnerlichen, was Remus erklärt hatte. Sirius zurück ins Leben zu bringen... es gab nichts auf der Welt, was er sich mehr ersehnte, und er hätte alles dafür getan oder gegeben.
"Wie... wie hat dieser Adoptivsohn das gemacht?" fragte Ron mit wackeliger Stimme.
Remus zuckte die Achseln. "Das stand nicht in dem Buch, das ich gelesen habe."
"Kann man das irgendwie rausfinden?" fragte Ginny. "Er ist vielleicht noch am Leben... weißt du wo er wohnt? Wie heißt er überhaupt?"
"Ich kenne seinen Namen nicht", sagte Remus. "Er wird geheim gehalten, niemand hat ihn erwähnt."
"Aber was können wir dann tun, um es herauszufinden?" fragte Harry bitter. "Wenn wir weder seinen Namen wissen, noch ob er noch lebt, und wo, wie können wir dann etwas über ihn herausbekommen?"
"Ich werde Dumbledore danach fragen", sagte Remus. "Wenn irgendwer es weiß, dann Albus."
Mrs Weasley, die die ganze Zeit geschwiegen hatte, sprach auf einmal wieder. "Das kannst du dir sparen, Remus", sagte sie. "Ich glaube ich weiß, wer er ist."
Alle anderen wirbelten herum und sahen sie an.
"Ihr alle kennt ihn", fuhr Mrs Weasley fort. "Es ist Kingsley Shacklebolt."
