Disclaimer:
Ich bekomme hierfür kein Geld, mein Lohn sind eure Reviews *g*. Die meisten Figuren sind von Tolkien geliehen!
Anmerkung der Autorin:
Staying alive! Boromir mag ich zu gerne, ich konnte den Gedanken, dass er wirklich tot ist nicht verkraften...
Inhalt:
Die Gemeinschaft zerbricht und Boromir fällt im Kampf. Er wird von seinen Freunden auf dem Anduin bestattet.
Doch er ist nicht tot und ein glücklicher Zufall will es, das er vor den Wasserfällen gerettet wird. Aber als Boromir erwacht, kann er sich an nichts erinnern. Wird er ein neues Leben beginnen, oder gelingt es dem Sohn Gondors, seine Vergangenheit zu finden?
Hauptpersonen:
Boromir!! Lithon, Eronos, Nias... und auch einige bekannte Charaktere tauchen mal auf.
Aufmerksam lauschte Boromir der Stimme und den Erzählungen der jungen Frau. Vieles erfuhr er über die Vergangenen Tage, über die Elben und die Menschen, doch keines der Worte, die Nias Mund verließen, vermochte ihm seine Erinnerungen zurück zu bringen. Die Sonne ging unter und noch immer erzählte Nias von den alten Tagen, denn die Augen des Mannes zeigten seine Wissbegier. Doch langsam schlich sich Müdigkeit in seinen Blick und nur mühsam unterdrückte er ein Gähnen. Die junge Frau hielt in ihrer Erzählung inne. "Ihr seid müde. Es ist wahrlich an der Zeit für mich zu gehen. Schlaft nun, Lanthir. Schlaft, damit ihr wieder zu Kräften kommt!" Sanft strich sie dem Mann eine Strähne aus der Stirn. Boromir nickte schwach. "Ich danke euch." Murmelte er noch leise. Boromir war schon eingeschlafen, noch ehe Nias den Ausgang des Zeltes erreicht hatte.
In dieser Nacht träumte ihm allerlei Wunderliches. Er träumte von dunklen Höhlen und Gängen, er träumte von Elben, Zwergen und Hobbits, von Ringen und allerhand finsteren Gestalten, von Orten, an denen Glück und Ruhe regierten, von weiten Ebenen und langen Flüssen, von grässlichen Kreaturen und von schweren Kämpfen. Zusammenhanglos zogen Gesichter und Orte durch seinen Schlaf, die er nicht einzuordnen vermochte. Namen kamen ihm in den Sinn, zu denen er kein Gesicht wusste. Ein wirres Durcheinander. Und dennoch: Es machte Sinn und im Laufe der Nacht, nahm das Durcheinander Gestalt an und eine Geschichte kristallisierte sich heraus. Seine Geschichte! Doch die Erinnerung würde wohl am Morgen wieder verblasst sein, nichts weiter als ein Traum.
Die Tage zogen durchs Land. Dunkle Tage, von den Nächten kaum zu unterscheiden. Und während der Mann aus dem Wasserfall langsam wieder zu Kräften kam, wurde andernorts das Schicksal der Welt entschieden. Es war der 15. März. Ein weiterer Dunkler Tag, kurz vor dem Ende. Ob nun dem Ende des Krieges, oder dem Ende der Welt, das vermochte niemand zu sagen. Boromir saß alleine in seinem Zelt. Die Wunden schmerzten ihn noch immer, doch war der Schmerz bei weitem nicht mehr so schlimm. Früh am Morgen war er erneut vom Klang der Hörner geweckt worden. Lithon hatte etwas von den Rohirrim und einer Schlacht gesprochen, als er ein kräftiges Frühstück gebracht hatte, doch wusste der Dúnadan nichts genaues zu erzählen. Stille umgab Boromir nun, es war später Nachmittag und niemand schien im Lager zu sein, so ruhig war es draußen vor seinem Zelt. Der Mann saß im Bett und betrachtete eine Landkarte, die ihm Nias gegeben hatte. Sein Finger glitt über das gelbliche Pergament mit den feinen Linien. Die junge Frau hatte ihm gezeigt, wo sie sich gerade befanden. "Der Anduin." Flüsterte Boromir und folgte mit dem Zeigefinger dem Lauf des Flusses. Tief in Gedanken versunken, merkte er nicht, wie Lithon das Zelt betrat. "Rauros Fälle... die Wasserfälle.. Tiefe... Tod!" Lithon trat näher und räusperte sich. "Aber du bist nicht tot! Vergiss diese schrecklichen Tage, Lanthir. Du bist jetzt sicher!" Der Mann blickte auf und lächelte schwach. "Ich versuche mich zu erinnern und du sagst, ich solle es vergessen?" "Darf ich mich zu dir setzen?" Boromir nickte. "Ich sage ja nicht, dass du alles vergessen sollst. Nur.... willst du dich denn wirklich daran erinnern? An das, was dir zugestoßen ist? Wer kann schon sagen, durch welche Schrecken du gegangen bist..." "Ich möchte wissen, wer ich bin!" gab Boromir zurück. Lithon blickte ihn aufmerksam an. "Du bist Lanthir von den Dúnedain. Ein Reisender, ein guter Mensch, Mitglied einer Gemeinschaft. Ist das so schlimm für dich?" Boromir schüttelte den Kopf. "Nein.. ich bin euch auch wirklich dankbar, für alles, was ihr für mich getan habt... doch.... ich hätte eben gerne eine Vergangenheit." Lithon nickte schweigend. Abermals glitt Boromirs Blick über die Karte in seinem Schoß. "Was ist das hier?" Er deutete auf einen großen Wald, der östlich einer Bergkette lag. "Das war einst der große Grünwald... heute nennt man ihn Düsterwald." "Düsterwald? Klingt nicht sehr einladend... Düsterwald... Düster.... Düs-ter-wald...." leise flüsterte Boromir den Namen des Waldes vor sich hin. "Dort oben im Norden des Waldes leben Elben. Es ist das Waldlandreich des Elbenkönigs Thranduil."
Thranduil! Boromir schloss die Augen und konzentrierte sich. Schon beim Namen des Waldes hatte er plötzlich das Gefühl, mit diesem Wald etwas verbinden zu müssen. Doch nun, beim klang des Namen Thranduil war er sich plötzlich ganz sicher, dass ihm etwas den Wald betreffend bekannt war. Irgendwer... Sohn von Thranduil... ein Gesicht tauchte in seiner Erinnerung auf. Ein schönes, junges Gesicht, umrahmt von blonden, langen Haaren. Blaue Augen, die ihn anstarrten. ‚Deshalb bin ich hier! Mein Vater, Thranduil, der Elbenkönig unter Eiche und Buche schickt mich. Gollum ist uns entkommen!' eine sanfte Stimme, wie Gesang, und spitze Ohren kamen zum Vorschein, als der Mann sich bewegte und seine Haare ein wenig nach vorne fielen. Wie war doch gleich sein Name? Las... Legs... Legis.. Lego.... "Alles in Ordnung??" Lithon klang sehr besorgt und Boromir schreckte hoch, als der junge Mann seine Hand auf den Unterarm des so in Gedanken versunkenen Mannes legte. "Ja... natürlich. Ich ... ich dachte nur. Es ist nichts." Boromir blickte wieder auf die Karte. Ein schwarzer Fleck klebte auf dem Pergament, im Süd-Westen des Waldes. Immer noch in Gedanken versunken kratzte er behutsam über den Fleck und entfernte den Schmutz.
Zur gleichen Zeit herrschte in eben diesem Wald eine furchtbare Schlacht. Denn die Elben zogen gegen die Streitmächte Dol Guldurs in den Krieg und schlugen das Böse tatsächlich zurück.
"Und was ist das hier für ein Wald?" fragte Boromir nun, um Lithon die Sorge zu nehmen. "Oh! Das ist ein herrliches Gebiet! Lothlórien. Ein wunderschöner Wald! Silbern sind die Stämme der Bäume dort und golden ihre Blätter! Ich selbst habe den Wald nur einmal gesehen. Von Fern. Betreten habe ich ihn leider noch nie!" "Mellyrn!" flüsterte Boromir. "Das stimmt. Mallorn nennt man jene Art und nur an diesem einen Ort wächst der wundervolle Baum.. Warst du schon einmal dort?" Doch Boromir schwieg. Seine Gedanken glitten zurück - in die Vergangenheit, wie er mit Sicherheit wusste. Ja! Er war dort gewesen! In Gedanken schritt Boromir abermals die Stufen hinauf, die sie Haldir geführt hatte. Und wieder sah er den Lichtschein, aus dem Zwei Elben traten. Die Herrin des Lichts - Galadriel! Er erschauderte als ihm ihr Name wieder einfiel. Sie war so wunderschön gewesen. Und sie hatte mit ihm gesprochen... hatte ihm Mut zugesprochen, wo keiner mehr war, hatte von Hoffnung geredet, die er schon längst nicht mehr sah. Ja. Er war dort gewesen... Aber nicht alleine! Nicht alleine!
Während Boromirs Gedanken sich gerade in Lorien aufhielten, wurde jener wunderbare Ort angegriffen. Schon zum zweiten Mal versuchte das Böse, das wundervolle Reich der Herrin des Lichts zu zerstören. Doch es gelang nicht!
Hoffnung... Hoffnung wofür? Hoffnung worauf? "Lanthir? Fühlst du dich nicht wohl? Hast du Schmerzen? Lanthir!" Lithons Bemühungen, die Aufmerksamkeit des anderen Mannes zu erringen, blieben einige Zeit ergebnislos. Doch gerade, als der junge Mann aufstand und loseilen wollte, um seine Freunde zu rate zu ziehen, hob der Verwundete den Kopf und blickte ihn an. "Es geht mir gut... wirklich. Ich ... ich würde nur gerne etwas alleine sein! Ist das in Ordnung? Würdest du mich alleine lassen, bitte? Es geht mir wirklich gut. Ich möchte nur nachdenken." Flehen lag im Blick des Mannes und Lithon nickte schließlich. "Ich werde in der Nähe bleiben. Wenn etwas ist, ruf nach mir." "Danke!" Lithon verließ leise das Zelt und ließ Boromir mit seinen Gedanken alleine zurück.
Hoffnung... "Es gibt noch Hoffnung, solange die Gemeinschaft stark ist... eure Fahrt steht auf Messers Schneide. Geht nur einen Schritt fehl und ihr werdet scheitern!" Boromir schluckte schwer. "Ich sehe Acht, doch neun sollten von Bruchtal aus aufbrechen!" Neun! Die Gemeinschaft... die Gefährten! Boromir schüttelte den Kopf, um die Erinnerung abzuschütteln. Er war bei ihnen gewesen... er war einer von ihnen gewesen. Einer der Gefährten. "Du solltest schlafen. Die Grenzen dieses Landes sind gut bewacht." "Hier werde ich keinen Schlaf finden!"
Boromir schlug die Augen auf. Erneut fiel sein Blick auf die Karte. Das Pergament raschelte in seinen zitternden Fingern.
"Das ist kein einfacher Waldläufer! Das ist Aragorn, Arathorns Sohn!" Erneut sah er ihn, den Mann mit den blonden Haaren.. der Elb, Thranduils Sohn! "Havo dad, Legolas!" Aragorn... Aragorn! Blaue Augen, ein Gesicht, wettergegerbt, umrahmt von dunklen Haaren, die in leichten Locken über die stolzen Schultern des Mannes fielen. Ja. Aragorn. Das war er! "Närrischer Tuck! Wirf dich das nächste mal selbst hinein, dann sind wir dich und deine Dummheiten los!" "Komm, Gimli!" "Ein Zwerg wird von niemandem Geworfen!" "Flieht ihr Narren!" "Sagt mir, wo ist Gandalf?" Gandalf! Er hatte sie geführt... ehe der Zauberer in die Tiefe gestürzt war... geführt. Ja. Doch wohin? "Und für dich, Samweis Gamdschie Elbenseil aus Hithlain!" Sam... der gute Sam. Er und seine kleinen Freunde... sie waren so klein, so zerbrechlich und doch so mutig! "Wo ist Herr Frodo?" "Der Ringträger soll entscheiden." Der Ringträger? Ring! Die Gemeinschaft, die Fahrt... eine Aufgabe! Das Schicksal der Welt, das Schicksal aller Lebewesen in den Händen des Hobbits.. in Frodos Händen!
Gesichter tauchten vor seinen Augen auf.. Gesichter, zu denen er plötzlich wieder die Namen wusste. Er hörte Stimmen, Gespräche aus der Vergangenheit, er sah Bilder... Gandalf, der in die Tiefe stürzte, die Hobbits, wie sie sich über das Mittagsmahl hermachten, als gäbe es kein Morgen mehr, Gimli, der mit seiner Axt wild gestikulierend mit Legolas stritt, zu viele Eindrücke und Erinnerungen stürmten plötzlich auf ihn ein. Boromir wurde schlecht. Sein Mund war trocken und mühsam schluckte er. Die Karte entglitt seinen zitternden Händen und fiel zu Boden. Er war Teil jener Gemeinschaft gewesen... bis zu jenem Tag. "Warum läufst du fort? Ich bin kein Dieb!" "Du bist nicht du selbst!" Boromir schüttelte wieder den Kopf "nein!" flüsterte er leise. "Frodo!! Es tut mir leid!" Er war es gewesen... er hatte die Gemeinschaft verraten! Wenn der Krieg scheiterte und Sauron gewann... dann war es seine Schuld! "Es gibt keine Stärke in Gondor, die uns weiterhelfen könnte!" Gondor! Das Land, aus dem er stammte, seine Heimat, seine Herkunft! Mit der Hauptstadt.. Minas Tirith... Boromir sank auf die Knie. Gondor! Tränen rannen ungehindert über sein Gesicht und tropften auf die Landkarte. Die feinen Linien, die Minas Tirith auf der Karte skizzierten verwischten, aufgelöst von den heißen Tränen des Mannes.
In Gondor herrschte zu jener Zeit ein fürchterliches Chaos. Der Hexenkönig hatte das Stadttor zerbrochen und die Stadt schien nun endgültig zu fallen.
"Ich bin ein Mensch aus Gondor... ich ... ich bin ein Sohn Gondors..." Irritiert und fassungslos flüsterte Boromir diese Worte. Die Erinnerungen waren wieder da.. es war, als wäre ein Damm in seinem Gehirn gebrochen, der alle Erinnerungen blockiert hatte. "Mein Vater ist ein guter Mensch, aber ein schwacher Anführer... Wenn ich es könnte, ich würde es tun! Ich würde Gondor zurück ans Licht führen!" "Schlaf, Boromir..." "Ich bin Boromir... Denethors Sohn! Zukünftiger Stadthalter von Gondor."
Während Boromir endlich wieder über seine Herkunft bescheid wusste, sich an seine Vergangenheit erinnerte, verbrannte sich sein Vater Denethor, der Stadthalter Gondors selbst im Wahnsinn auf dem Scheiterhaufen. Und nur knapp entkam Boromirs Bruder Faramir dem selben Schicksal.
Nur kurz dauerte Boromirs Freude über die wiedergewonnene Vergangenheit an. "Ich habe meine Freunde verraten und die Fahrt zum Scheitern gebracht!" Boromir sank in sich zusammen und versuchte mühsam die Tränen zu unterdrücken, die ihm erneut in die Augen schossen. Es war alles seine Schuld gewesen!
Oh, wie sehr wünschte er sich nun wieder die Unwissenheit von Lanthir herbei. Lithon hatte recht gehabt!
Boromir keuchte. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Doch war es nicht der Schmerz seiner Wunden, sondern der Schmerz der Erkenntnis. Der Schmerz in seinem Herzen.
Mühsam rappelte er sich hoch und richtete sich auf. Mit tiefen Atemzügen versuchte er sich zu beruhigen und schließlich gelang es ihm. "Mit diesem Wissen muss ich nun leben... aber nicht hier. Sie würden es nicht verstehen und belügen will ich keinen von ihnen bis ans Ende meiner Tage müssen. Nicht länger kann ich Lanthir sein und nicht länger kann ich bei den Dúnedain bleiben. Ich will alleine sein, bis mein Ende endlich naht. Das Ende, das mich eigentlich schon vor Tagen aufgesucht hätte!" Boromir hatte einen grimmigen Entschluss gefasst. Doch noch konnte er das Zelt nicht verlassen. Noch war er zu schwach, um fort zu gehen. So musste er wohl für einige Zeit weiterhin Lanthir bleiben. Nur bis er wieder zu Kräften gekommen war.
