Sohn Gondors



Disclaimer:
Ich bekomme hierfür kein Geld, mein Lohn sind eure Reviews *g*. Die meisten Figuren sind von Tolkien geliehen!

Anmerkung der Autorin:
Staying alive! Boromir mag ich zu gerne, ich konnte den Gedanken, dass er wirklich tot ist nicht verkraften...

Inhalt:
Die Gemeinschaft zerbricht und Boromir fällt im Kampf. Er wird von seinen Freunden auf dem Anduin bestattet.
Doch er ist nicht tot und ein glücklicher Zufall will es, das er vor den Wasserfällen gerettet wird. Aber als Boromir erwacht, kann er sich an nichts erinnern. Wird er ein neues Leben beginnen, oder gelingt es dem Sohn Gondors, seine Vergangenheit zu finden?

Hauptpersonen:
Boromir!! Lithon, Eronos, Nias... und auch einige bekannte Charaktere tauchen mal auf.

Kapitel 5


Die Tage zogen dahin und Boromir schwieg über sein Wissen. Die Last seiner Schuld lag schwer auf seiner Seele und düster wurden die Tage für den einst so stolzen Krieger. Doch nur wenn er alleine im Zelt war, traten die Tränen der Erkenntnis erneut in seine Augen und nur, wenn er sich unbeobachtet wusste, saß er mit gebeugten Schultern auf seinem Lager und brütete finster vor sich hin. Er konnte und wollte mit dieser Schuld nicht leben, doch konnte er auch nicht sterben, denn der Tod hatte ihn längst aus seinen Klauen entlassen. Boromir gab sich große Mühe, den anderen gegenüber nichts erkennen zu lassen und weiterhin der unwissende Lanthir zu sein. Doch die Veränderung an ihm blieb nicht jedem verborgen.

~*~

Es war Nacht. Eine dunkle Nacht, wie all die Nächte zuvor es auch gewesen waren. Nias richtete sich auf ihrem Lager auf. Sie konnte nicht schlafen. Sie hatte Angst. Angst um das Leben aller Menschen, die sie kannte, Angst um die Elben, deren Freunde die Dúnedain waren. Bald, so spürte sie nur zu deutlich, bald würde das Ende kommen. Leise stand sie auf und verließ das Zelt. Es war spät in der Nacht und alle schliefen, die Feuer waren heruntergebrannt und nur ein schwaches Glimmen zeigte noch an, wo sich des Abends die Feuerstellen befunden hatten. Nias fröstelte. Ihr Bruder hielt außerhalb des Lagers Wache. Mit einigen anderen ihres Volkes. Leise schlich sie zwischen den Zelten hindurch. Plötzlich wurde die Stille unterbrochen und Nias erstarrte. Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit. "Nein!" Ein Flüstern, ein Wimmern war es, was in der Stille an ihre scharfen Ohren drang. Irritiert drehte sie sich um. Woher kamen die Geräusche? "Es tut mir leid.. ich... ich wusste es nicht. Es tut mir so leid! Bitte... verzeih mir!" langsam folgte Nias den Worten und gelangte schließlich zu dem Zelt, in dem Lanthir schlief. Verdutzt blieb sie stehen. Nach kurzem Zögern jedoch, betrat sie das Zelt.
Der Mann lag auf seinem Lager und schlief offensichtlich. Doch mussten ihn schreckliche Träume quälen. Sein Gesicht war verzerrt vor Schmerz und Angst, er warf unruhig den Kopf von einer Seite auf die andere, ballte die Fäuste und jammerte und redete immer weiter. Nur Bruchstücke konnte Nias verstehen, doch ergaben sie keinen Sinn. Nias beschloss, seine Qualen, welcher Art sie auch sein mochten, zu beenden. Schnell trat die junge Frau an das Lager und schüttelte den Schlafenden. "Lanthir! Wacht auf!" Mit einem Aufschrei fuhr der Mann hoch. "Lanthir? Was ist los? Was quält euch so?" Sanft strich sie ihm über das Gesicht. Er blickte sie irritiert an. "Nur Träume, denke ich. Es geht mir gut! Danke." "Wollt ihr mir davon berichten?" fragte Nias besorgt nach. Es mussten schreckliche Albträume gewesen sein, denn auf seiner Stirn stand kalter Schweiß, Angstschweiß und er zitterte leicht. Sein schneller Atem trug nicht dazu bei, Nias zu beruhigen. Vermutlich raste auch sein Puls. "Nein... danke. Aber ich will nur schlafen. Ich bin so müde!" Er legte sich wieder hin und drehte sich auf die Seite. Scheinbar sofort war er wieder eingeschlafen. Nias schlich seufzend aus dem Zelt und tief in Gedanken versunken machte sie sich auf den Weg zu den Wachposten außerhalb des Lagers.

"Das waren keine Albträume gewesen.. ich glaube, er hat Angst vor etwas, oder,... vielleicht quält ihn eine Schuld. Wir wissen immer noch nicht, wer er war, doch ich denke, er weiß es mittlerweile." "Das Gefühl hatte auch ich schon. Doch wir können nichts für ihn tun. Wenn er nicht freiwillig erzählt, was auf seiner Seele lastet und ihm den wohlverdienten Frieden nimmt,... wir können ihn nicht zwingen, Nias!" Die junge Frau hockte sich auf den Boden und lehnte sich gegen einen Baum. "Ich weiß. Er tut mir nur leid." Lithon nickte. "Glaub mir, wenn ich wüsste, was wir tun können, um ihm zu helfen, ich würde es sofort machen!"

~*~

Am 25. März war ein denkwürdiger Tag, denn die Dunkle Wolke, die seit Wochen drückende Stimmung über das Land gebracht hatte, entschwand. Und frohe Kunde macht bald die Runde, dass Sauron vernichtet sei. Schon am nächsten Tag brachten Vögel Nachrichten zu den Dúnedain, in welchen stand, der Sieg über Sauron sei errungen. Auch Boromir erfuhr dies. Er war froh darüber, doch vermochte der Sieg seiner Freunde dennoch nicht, ihm die Schuldgefühle zu nehmen.

~*~

Aragorn saß nach der geschlagenen Schlacht mit Elladan und Elrohir in einem der Zelte vor den Mauern von Minas Tirith. Alle drei waren müde, aber am Leben. Sie hatten gewonnen und Aragorn war es auch gelungen, Faramir, Eowyn und seinem kleinen Freund das Leben zu retten. Alle drei befanden sich auf dem besten Weg zur vollständigen Genesung. Elladan räusperte sich. "Wir müssen zurück und Nachricht von unserem Sieg zu den Hinterbliebenen tragen." Flüsterte er beinahe. "Zwar zweifle ich nicht daran, dass sie es schon wissen, aber..." Aragorn winkte ab. "Ich weiß. Geht, sobald ihr wollt. Ich danke euch für die Unterstützung, die ihr mir zu Teil werden habt lassen." Elrohir musterte den Mann, den er schon von dessen Kindheit an kannte. "Was bedrückt dich, Aragorn? Du solltest doch froh sein über den Sieg." "Das bin ich, Brüder. Bei den Valar! Ich bin froh. Ich dachte nur eben an Denethor. Welch schreckliches Schicksal hat ihn heimgesucht! Sein geliebter Sohn Boromir kehrt nicht mehr heim, sein zweiter Sohn schwebt zwischen Leben und Tod... Der Wahnsinn hat von ihm Besitz ergriffen und beinahe wäre ein Mensch den Flammen zum Opfer gefallen, der wahrhaft wichtig ist. Faramir wird nicht erfreut sein, all dies zu erfahren. Vor allem wird er seinen Bruder sehr vermissen. Sogar mir fehlt der gute Mann... obgleich wir wohl nicht die besten Freunde waren." Die beiden Elben nickten. Sie hatten wohl schon davon gehört, dass die Gemeinschaft ein Mitglied verloren hatte, doch nichts genaueres war ihnen bis zu diesem Tag berichtet worden. "Doch sag, Aragorn. Was geschah mit Boromir?" Der Mann sah Elladan an. "Er fiel, als er Merry und Pippin mit seinem Leben verteidigte... bei den Rauros-Fällen." Elrohir sog die Luft ein und blickte seinen Zwillingsbruder an. War es nicht möglich,, dass sie Boromir aus dem Wasser gezogen hatten? Elladan nickte kaum merklich. Es wahr sehr wahrscheinlich... er war sich fast schon sicher. Doch was, wenn sie Aragorn die frohe Kunde überbrachten? Womöglich war der Verwundete während ihrer Abwesenheit verstorben und wie würde sich Aragorn fühlen, wüsste er, dass er einen Lebenden die Wasserfälle hinuntergeschickt hätte?! Nein. Sie wollten schweigen. Von Boromir konnten sie noch immer berichten, wenn sie Gewissheit hatten. Doch umso mehr drängte es die beiden Elben nun, zu dem Fremden zu gelangen. "Heute noch brechen wir auf. Doch zuvor erzähl uns bitte, was genau geschah. Wie konnte er fallen?" Aragorn schluckte schwer und erzählte den Elben die ganze Geschichte.

~*~

Nias betrat das Zelt von Lanthir. Erschrocken blieb sie stehen. Der Mann hatte seine Kriegermontur angelegt. Nicht länger stand ein verletzter und geschwächter Mensch in dem Zelt, sondern ein gefährlicher Gegner. Die Frau schluckte, als sich der Mann umdrehte und sie mit seinen hellen Augen fixierte. "Keine Angst. Ich tu euch nichts. Ich habe bereits gehört, dass der Krieg zu Ende ist. Sauron wurde vernichtet und die Gemeinschaft des Ringes war siegreich." Ein schmerzlicher Ausdruck trat einen Moment in seine Augen. "Gute Nachricht verbreitet sich schnell... doch sagt, was habt ihr vor?" "Ich werde gehen." "Aber warum? Wohin wollt ihr den ziehen? Was behagt euch nicht, hier bei uns?" Der Fremde lächelte. "Es ist wundervoll hier. Und dankbar bin ich für alles, was mir hier wiederfahren ist. Ich stehe tief in der Schuld der Dúnedain. Doch ich kann nicht bleiben. Fragt nicht, warum. Ich kann es euch nicht sagen. Bitte. Lasst mich ziehen! Vielleicht kann ich mich eines Tages erkenntlich zeigen und einen Teil meiner Schuld zurück zahlen. Doch das Leben eines Manschen ist ein unbezahlbares Gut und ganz frei von meiner Schuld werde ich nie mehr sein." Nias betrachtete ihn aufmerksam. "Was lastet auf eurer Seele, dass ihr die Einsamkeit sucht?" Boromir schwieg und wandte sich erneut um. "Wer seid ihr?" Nias' Stimme klang eindringlich und fordernd. Der Mann hielt inne und seufzte leise. "Jemand, der den Tod verdient hat! Jemand der seine Freunde verraten hat! Jemand der fast für den Sieg Saurons verantwortlich gewesen wäre! Ich war dabei, Nias. Ich war einer von ihnen und ich habe sie verraten!" Ohne ihre Reaktion abzuwarten, ging Boromir an ihr vorbei zum Ausgang. "Nennt mich Gondorion... das ist es, was ich war, ehe ich zum Verräter wurde.. und das wäre ich gerne wieder." Damit verließ er das Zelt. Nias blieb einen Augenblick zurück und versuchte, seine Worte zu verstehen, dann folgte sie ihm. "Ich glaube euch nicht!" "Aber es ist wahr. Lasst mich gehen!" "Aber wohin wollt ihr denn?" "Fort von den Menschen, damit ich keinen Schaden mehr anrichten kann!" "Ihr flieht nur vor eurer Vergangenheit, anstatt euch dem zu stellen." Boromir funkelte die junge Frau an. "Ich kann nicht. Nicht jetzt! Vielleicht ist es mir eines Tages möglich, mich dem zu stellen, doch wie soll ich Vergebung erhoffen, so lange ich mir selbst nicht verzeihen kann?" Stille herrschte. Schließlich nickte Nias. "Nun gut. Ihr seid kein Gefangener. Wenn es euer Wunsch ist, geht. Aber nicht jetzt wartet im Zelt. Ihr könnt morgen Nacht aufbrechen. Ich werde euch helfen." Boromir starrte sie irritiert an. "Warum wollt ihr mir helfen?" Nias zuckte die Schultern. "Vielleicht, weil eure Worte mein Herz gerührt haben. Geht jetzt und bleibt im Zelt. Vertraut mir bitte." Der Mann nickte schweigend.

~*~

Nias wusste nicht, weshalb sie das getan hatte. Es hatte keinen Sinn. Noch immer war der Mann verletzt und nicht vollständig genesen, niemand hier hätte ihm einen Vorwurf gemacht und doch verstand sie, dass er die Einsamkeit suchte. Seine Worte waren wahr gewesen. Nicht die Vergebung der anderen war das Problem, denn der Sieg war errungen und er hatte mutig gekämpft - auf der richtigen Seite. Nein. Er selbst konnte sich seine Tat nicht verzeihen und so lange er in seinem Spiegelbild nur einen Verräter sah, wollte und konnte er den Menschen nicht unter die Augen treten. Schweigend stand sie auf einem Hügel und überblickte das Land unter ihr. Er war fort. Diese Nacht hatte sie ihm ein Pferd und Vorräte gegeben und der Mann aus dem Wasserfall, der Sohn Gondors war aufgebrochen. Würde sie ihn jemals wieder sehen?
Hinter sich im Lager hörte Nias Tumult losbrechen. Was würden sie wohl sagen? Nias lächelte. "Leb wohl, Lanthir Gondorion! Vielleicht begegnen wir uns wieder! Und wer weiß. Womöglich begleichst du eines Tages deine Schuld gegenüber den Dúnedain." Dann wandte sie sich zum Lager und stieg den Hügel hinunter. Die Sonne ging auf und zwischen den Leuten im Lager erkannte sie die Elbenzwillinge.

~*~

"Was heißt, er ist nicht da? Wo soll er denn sein? Wisst ihr, wer er ist?" Die Männer schüttelten die Köpfe. Elladan sprang vom Pferd. "Eines unserer Pferde fehlt... und Vorräte!" meinte einer der Umstehenden. Lithon sah seine Schwester herankommen und ging ihr entgegen. "Deine Augen verraten dich! Wo ist er, Nias? Warum hast du uns nicht bescheid gegeben, dass er verschwindet?" Nias trat inmitten der Männer und blickte sich um. Mit einem flüchtigen Nicken begrüßte sie die Zwillinge. "Ich weiß, wer er ist. Wer er war. Er war Boromir, der Sohn Denethors, des Stadthalters von Gondor. Doch nun ist er einfach nur Lanthir, ein Sohn Gondors und er will nicht gefunden werden. Macht euch keine Mühe. Große Schuld trägt er mit sich und nie wieder kann er der sein, der er war. Er kann sich seiner Vergangenheit nicht stellen und so lange er das nicht getan hat, kann er nicht inmitten der Menschen bleiben, denn so lange kann er sich selbst nicht als würdigen Menschen sehen. Lasst ihn gehen und Vergebung suchen. Wir können nichts für ihn tun." Ihre Worte lösten unter den Männern Unmut und Tumult aus. Ratlosigkeit, sowie Fassungslosigkeit und Ärger standen auf den Gesichtern der Männer. Lithon nickte nachdenklich. "Du hast wohl recht. Hoffen wir, dass er Vergebung finden wird und eines Tages zurückkehrt." Elladan und Elrohir nickten ebenfalls. Sie kannten die ganze Geschichte und verstanden wohl, dass die Schmach des Mannes groß sein musste. "Mögen die Valar ihn beschützen!" murmelte Elladan. "Nun bin ich wahrlich froh, dass wir Aragorn nichts von ihm erzählt haben." Die Versammlung löste sich rasch auf und die Männer wandten sich wieder ihren gewohnten Beschäftigungen zu. Schließlich gab es nichts mehr zu tun für Lanthir. Nias blickte hinauf in den Himmel, wo ein großer Adler seine Kreise zog. "Leb wohl!" flüsterte sie erneut, ehe sie sich in ihr Zelt zurück zog.

The End


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Tja, das wars! Ein "open end" eigentlich. Boromir ist fort und versucht, mit seinem Gewissen wieder klar zu kommen... was wird nun aus ihm?
Da ich schon nach ner Fortsetzung gefragt wurde: Anregungen, Wünsche und Ideen? Dann schreibt mir bitte.
Über Reviews zum letzten Kapitel würde ich mich selbstverständlich auch wieder total freuen! *ganz lieb dreinschau*