~KAPITEL 5~

~EIN GRAUES HAAR~

Am nächsten Morgen wurden die Bewohner von Elronds Haus von einem simultanen Schrei geweckt. Offensichtlich waren dessen Söhne aufgewacht und hatten sich einen guten Morgen gewünscht.

Elladan und Elrohir dämmerte es mit einem Schlag. Legolas' Werk! Wie konnte diese kleine Ratte nur so etwas machen. Der Überguss ließ sich ganz schnell wieder abwaschen, aber das? Wie sollten sie so vor die Leute treten? Sie waren junge Lords und so konnten sie sich nicht präsentieren.

Ein "LEGOLAS!" folgte dem ersten Schrei und zwei wütende Elben stürmten aus dem Zimmer. Auf dem Weg trafen sie Elrond, der sich natürlich um das Wohl seiner Kinder sorgte. Als er seine Zwillinge bemerkte, schnellten seine Augenbrauen in die Höhe.

"Siehst du das Ada? Das war Legolas, ganz sicher!" sagte Elrohir.

"Dieser kleine Möchtegernprinz! Unsere Haare sind GRAU!" fügte Elladan hinzu.

"Ihr habt graue Strähnchen," verbesserte sie Elrond.

Noch schlimmer, es sieht jetzt so aus, als würden wir graue Haare bekommen, genauso wie Menschen!" meinte Elrohir. Sie werden alle lachen. "Das war wirklich nicht fair. Das bleibt eine Weile. Sowas kann er uns nicht antun!"

"Er hat es aber schon gemacht" verbesserte ihn sein Bruder.

"Dafür wird er büßen!" sagten beide.

"Nein, ihr werdet überhaupt nichts machen, ich möchte nicht, dass sich dies zur Familienfehde ausweitet. Er ist immerhin der Sohn von König Thranduil und unser Gast. Ihr benehmt euch wirklich wie kleine Kinder. Ich dachte wirklich, dass alle drei alt genug sind, um so etwas zu lassen.

"Aber Ada..." kam der Protest.

Elrond setzte seinen "Blick" auf, der sogar einen Balrog einschüchtern würde. Prompt hörten die Zwillinge auf.

"Sich zur Familienfehde ausweiten," äffte Elladan seinen Vater nach als sie außer Hörweite waren.

"So, was sollen wir jetzt machen. Jetzt können wir keine Rache mehr ausüben, weil wir sonst einen Mordsärger kriegen. Und das ist es mir auch nicht wert."

"Wir streiken!"

"Streiken? Was meinst du denn damit? Das ist doch kindisch. Willst du dich mit einem Schild irgendwo hinstellen? Ich glaube, Legolas hat auch noch etwas mit deinem Gehirn gemacht, streiken!"

"Nein, wenn wir nichts machen dürfen, dann machen wir eben gar nichts. Ada hat ja gesagt, *Ihr macht gar nichts*. Generalstreik. Wir verschanzen uns einfach bei Estel, der macht ja auch nichts. Das hat auch noch den Nebeneffekt, dass wir nicht so vielen über den Weg laufen."

"Estel macht aber etwas, er schreibt in sein dämliches Tagebuch!" meinte Elrohir.

"Kannst du nicht endlich damit aufhören. Warum lässt du ihn nicht einfach Tagebuch schreiben, wenn er das unbedingt will oder braucht. Vielleicht benutzt er es ja auch als eine Art Therapie, bevor er den Verstand verliert oder vor Langeweile umkommt. Ich denke, wir haben uns viel zu wenig um ihn gekümmert."

"Ja, aber weißt du, wer sich um ihn kümmert? LEGOLAS. Er kümmert sich um ihn!"

"Das sieht jetzt aber so aus, als ob du dich vor ihm fürchtest. Ich bitte dich, wir sind immerhin zu zweit, und ich lass dich ja nicht alleine."

Kaum hatte Elladan das gesagt, wurde er auch schon in eine große Umarmung geschlossen.

So waren die Söhne Elronds, immer zu zweit und niemals alleine. Zu zweit waren sie ein unschlagbares Team, egal was sie machten. Man hatte das Gefühl, dass sie die Gedanken des jeweils anderen kennen würden. Sie glichen sich innerlich fast so sehr wie äußerlich und Uneinigkeiten waren die große Ausnahme, auch wenn sie oft vorgaben zu streiten, machten sie alles aus Spaß. Wenn die Zwillinge da waren, wurde es in der Regel nie langweilig. Und das war es, was Aragorn so sehr an ihnen liebte. Meist waren sie die beste Medizin für Krankheiten, aber auch Legolas war in dieser Sache nicht zu verachten. Aber in Imladris hatte man eben den Düsterwaldprinzen nicht zu oft zur Hand.

In dem Moment bogen Glorfindel und Erestor um die Ecke. Die beiden Elbenlords blieben beim Anblick der beiden, sich umarmenden und grauhaarigen Prinzen abrupt stehen und starrten sie an. Als Elladan und Elrohir die beiden bemerkten, wichen sie zurück und starrten genauso zurück. Die Lippen des Balrogtöters zuckten verdächtig, während sich Erestor eine Hand vor den Mund hielt um sein breites Grinsen zu verbergen.

"Wagt es ja nicht zu lachen! Das ist absolut nicht lustig!" Natürlich hätte Elrohir wissen müssen, dass es nur das Gegenteil bewirken konnte, denn die beiden stolzen Elben brachen in Gelächter aus. "Legolas?" fragte Glorfindel, der sich als erstes gefangen hatte. Die beiden Jüngeren nickten. "Ich nehme an," sprach er weiter, "dass ihr nicht zum Essen runter kommen möchtet." Wieder nur Nicken. "Soll ich euch Essen auf eure Zimmer bringen lassen?"

"Nein" sagte Elladan "wir würden gerne Estel Gesellschaft leisten, könnt ihr es auf sein Zimmer bringen lassen?"

"Natürlich, das wird sofort erledigt." sagte Glorfindel, während er Erestor hinter sich herzog. Dann konnte man noch ein leises "Erestor, benimmt dich!" vernehmen, bevor sie außer Hör-und Sehweite kamen.