Lady of Gondor. warum bist du denn froh, dass Eowyn Legolas mitnimmt, traust du ihr etwa auch nicht zu, dass sie mit ein paar üblen Orks fertig wird? Wo bleibt denn da die Emanzipation!

Ansonsten, viel Spaß euch allen!

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Fangorn

Eomer wurde in ein gemütliches Zimmer geführt. Ein Bett, das aussah als wäre es weich und behaglich, stand an einer Wand. Die andere Wand wurde vollständig von einem gigantischen Brunnen eingenommen. Auch hier prasselte ein Feuer im Kamin und ein Schaukelstuhl davor lud zum Sitzen ein.

Ein leiser Ton aus Richtung der Tür riss Eomer aus seiner Betrachtung, schnell drehte er sich um, doch es war schon zu spät. Das Schloss fiel mit einem hässlichen Geräusch ins Schloss. Ein prüfender Griff ans Fenster bestätigte seine Vermutung, es war ebenfalls verschlossen. Im selben Augenblick legte auch schon jemand von außen den Fensterladen vor, es wurde dunkel im Zimmer.

Da Eomer nichts anderes übrig blieb, wandte er sich dem Schaukelstuhl zu, setzte sich mit einem tiefen Seufzer hinein und begann trübsinnig in die Flammen zu starren.

Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und die junge Frau trat ein, in der Hand eine Schüssel mit Wasser und ein Handtuch.

"Du wirst dich sicher säubern wollen, nach dem langen Ritt. Und du musst erschöpft sein, soll ich dir den Nacken massieren?"

Da erinnerte sich Eomer plötzlich wieder an seinen Hengst Romis. Er hatte überhaupt nicht darauf geachtet, was mit dem Pferd passierte, als er ins Haus ging.

"Wo ist mein Pferd?" fragte er.

"Es ist im Schuppen hinter dem Haus. Ich habe ihn abgerieben und ihm eine Portion Hafer und Heu gegeben. Er hat es ebenso gut, wie du es haben könntest, wenn du dich endlich entspannen würdest."

Einigermaßen beruhigt, wusste er jetzt doch wo er sein Pferd im Bedarfsfall finden konnte, lehnte Eomer sich zurück. Den Gedanken an Flucht hatte er noch nicht aufgegeben.

Die Frau begann seine verspannten Nackenmuskeln zu kneten und arbeitete sich dann über die Schultern zu den Oberarmen vor.

"Besser wäre es, wenn du dich auskleiden würdest. Ich bin dir gerne behilflich." Willig lies Eomer sich ausziehen, die Frau wusch ihm Staub und Schweiß ab und wohlig seufzend legte Eomer sich auf das weiche Bett zurück. Die nun folgende Nacht sollte eine der schönsten seines Lebens werden.

Am folgenden Morgen erwachte er alleine, die Sonne schien durchs Fenster und auf dem Tisch stand ein üppiges Frühstück. Seine nächtliche Gefährtin war verschwunden. Nachdem er angezogen war und gefrühstückt hatte, versuchte er die Tür zu öffnen. Zu seiner Überraschung war sie nicht verschlossen. Im Hauptraum brannte, wie schon am Vortag, ein Feuer im Kamin. Keine Menschenseele war zu sehen. Auch die Haustür fand Eomer unverschlossen und als er den Schuppen betrat, schnaubte Romis zur Begrüßung. Eomer versicherte sich, dass sein Hengst gut versorgt war und setzte dann seine Erkundung des Geländes fort. Weit und breit keine Spur eines anderen Lebewesens. Als er jedoch den Wald betreten wollte, ging ein Ruck durch die Bäume. Wohin er auch seinen Fuß setzen wollte, es war kein durchkommen.

Aha, dachte er bei sich, ich bin also ein Gefangener der Bäume. Man konnte den Bäumen also wirklich nicht trauen. Da er nichts weiter tun konnte setzte er sich vor die Hütte in die Sonne und harrte der Dinge die da kommen sollten.

Am späten Nachmittag löste sich für ihn das Rätsel. Die Frau kam in Begleitung eines knorrigen, alten Baumes aus dem Wald. Eomers spontane Vermutung erwies sich als richtig, es war Baumbart, der dort auf der Lichtung stand und ihn aufmerksam musterte.

"Ein Mensch, burarum, was führt dich hierher? Ein Vertreter deines hastigen Volkes war schon lange nicht mehr in meinem Wald."

"Ich verfolge eine Gruppe Orks, die meinen Schwager gefangen halten und einen meiner Vorposten überfallen hat. Ich bin Eomer, Gebieter der Mark." "Die Orks, hum, hum. Die Orks. Sie haben den Wald nur gestreift, sie sind in Richtung Isengart weiter gezogen. Du allerdings bist tiefer in den Wald eingedrungen und so haben dich die Huorns, die schon durch die Orks aufgeschreckt waren, zu mir gebracht."

"Ich habe deinen Wald nur betreten, weil mich die Sorge um Faramir, meinen Schwager trieb. Jeder Ork in Mittelerde ist mein Feind, den ich zu vernichten trachte," sagte Eomer "und nun bitte ich dich, mir freies Geleit zum Waldrand zu gewähren, damit ich meine Suche fortsetzen kann."

"Langsam, langsam, nicht so hastig, ich habe von dir und deiner Mission schon erfahren. Ich habe Neuigkeiten für dich, allerdings musst du dir dafür noch etwas Zeit nehmen. Setz dich, ich komme gleich wieder, ich muss mich nur noch etwas erfrischen."

Mit einem "hastiges Volk, keine Geduld" verschwand Baumbart hinter der Hütte. Kurze Zeit später schlug er vor Eomer Wurzeln.

"Ich war vor kurzem am Waldrand, etwa an der Stelle an der du den Wald betreten hast. Ich sah eine größere Gruppe Reiter am Horizont auftauchen und da es in letzter Zeit ziemlich viel ungeliebten Besuch gab, wollte ich mir die Ankömmlinge näher ansehen." Baumbart verstummte und sein Blick trübte sich so, als ob er die Szene wieder vor sich sähe.

"Und?" wagte Eomer nach geraumer Zeit zu fragen. Baumbart schüttelte sich und kehrte in die Wirklichkeit zurück.

"Nun, es stellte sich heraus, dass Freunde unterwegs waren. Legolas und eine Gruppe Menschen aus Gondor und Rohan und Eowyn, deine Schwester."

Bei der Erwähnung Eowyns sprang Eomer mit einem Ausruf des Erstaunens auf, was Baumbart ein erneutes "hastiges Volk, burarum" entlockte.

"Kannst du mich zu ihr bringen? Meine Schwester, ich habe sie schon seit ewiger Zeit nicht mehr gesehen."

"Nur Geduld, hum, hum, sie wird bald hier sein. Deshalb habe ich meine Freundin auch gebeten dich hier festzuhalten. Seit ich sie vor einer Gruppe Orks gerettet habe will sie den Wald nicht mehr verlassen. Sie hat, trotz ihrer Fähigkeit sich zu verwandeln, Angst. Aber natürlich ist es ziemlich langweilig hier für sie. Ich bin häufig unterwegs, die Huorns brauchen viel Aufmerksamkeit die letzte Zeit. Nun ja, ich habe mich lange genug nach einer Lebensgefährtin gesehnt, ich freue mich, wenn sie hier ist, wenn ich nach Hause komme." Erschöpft von dieser langen Rede hielt Baumbart inne. "Die Nacht bricht herein und auch Eowyn und ihre Männer können ein warmes und sicheres Nachtlager gebrauchen. Ich habe die Huorns gebeten sie hierher zu führen." Baumbart verstummte, sprach aber nach einem tiefen Atemzug weiter. "Sie verfolgen übrigens die gleiche Spur, der auch du gefolgt bist, mein Freund. Sie wissen sowohl von dem Überfall auf Faramir, als auch von dem auf deinen Vorposten."

Eomer, der mit großen Schritten im Hof auf und ab ging, überlegte sich woher Eowyn so schnell von dem Überfall erfahren hatte und wie es dazu kam, dass sich Männer aus Gondor und Rohan gemeinsam an die Verfolgung gemacht hatten, aber wie so oft in letzter Zeit musste er sich in Geduld üben.

Erst am späten Abend traf die Gruppe Reiter ein. Nach überschwänglicher Begrüßung Eowyns durch ihren Bruder, wandte sich dieser Legolas zu.

"Sei willkommen, ich hoffe, du findest heute keinen Grund deinen Pfeil auf mich anzulegen, mein Freund."

"Es gibt keinen Grund dies zu tun. Freund" erwiderte Legolas "es sei denn, du hättest auch heute wieder Lust, einen meiner Reisegefährten einen Kopf kürzer zu machen." Die beiden umarmten sich herzlich.

Sie setzten sich und verbrachten beinahe den ganzen Rest der Nacht damit, den Stand der Dinge zu diskutieren und sich über das weitere Vorgehen zu beraten. Die Nachricht von Eowyns Schwangerschaft entlockte Eomer nur ein Stirnrunzeln und die Bemerkung: "Wenn das mal gut geht." Angesichts der Anstrengung, die hinter ihnen lagen und denen die ihnen noch bevorstanden, mochte er sich noch nicht an den Gedanken gewöhnen Onkel zu werden.