So, Leute, das war´s. hier ist das Ende. Ihr dürft jetzt alle über mich herfallen!
Neue Geschichte ist übrigens noch nicht in Sicht, mir fehlen z.Zt. die
Ideen.
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Isengart

Faramir wurde vom Pferd gehoben und unsanft auf die Erde gestellt. Schon die letzte Stunde hatte er bemerkt, dass sich die Bodenbeschaffenheit verändert hatte. Nun hatte er das Gefühl, in einem geschlossenen Raum zu sein. Auf beiden Seiten von einem Ork geleitet, ging es mal links, mal rechts um die Ecke, bis er von einem harten Stoß in den Rücken auf den Boden geworfen wurde. Der Sack wurde ihm vom Kopf gerissen und obwohl es in dem Raum, in dem er sich befand nicht besonders hell war, schloss er geblendet die Augen. Erst nachdem er sich an das Licht gewöhnt hatte, konnte er erkenne wo er sich befand. Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung, dies konnte nur der Turm von Orthanc sein. Die Wände erschienen wie von schwarzem Obsidian und wirkten unglaublich glatt. Seine Bewacher hatten ihn alleine gelassen, eine Wache war auch nicht nötig. Im ganzen Raum war keine Tür zu erkennen und die Fenster waren unerreichbar hoch angebracht.

Faramir schaute sich um. In der Mitte des Raumes befand sich eine Säule. In verschiedenen Höhen waren Eisenringe darin eingelassen. Dies war ganz offensichtlich ein Verhörzimmer. In einer Ecke stand ein massives Pult aus Eichenholz mit einem ebenso massiven Eichenstuhl davor. Ansonsten war der Raum leer. Da er nichts weiter tun konnte, setzte sich Faramir auf den Boden. Den Stuhl wollte er nicht benutzen. Allein die Vorstellung, wer darauf schon gesessen haben mochte, verursachte ihm Übelkeit. Er versuchte den Kopf freizubekommen, seine Gedanken zu sammeln und innere Ruhe zu finden, für die Begegnung mit seinem unbekannten Peiniger, die ihm nun wohl bald bevorstand. Immer wieder kehrten seine Gedanken aber zu Eowyn und seinem ungeborenen Kind zurück. Er fragte sich, ob er es wohl noch würde sehen können.

Nach einiger Zeit gab er den Versuch zu meditieren auf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Raum zu. Trotz der glatten Wände musste es irgendwo eine Tür geben, schließlich waren sie durch eine hereingekommen. Er suchte jeden Winkel ab, konnte aber keine Unebenheit entdecken. Er stemmte sich an den Teil der Wand, in dem er den Eingang vermutete, doch auch das war vergeblich.

Das Rätsel löste sich kurze Zeit später. Wie von Zauberhand glitt ein Teil der Wand beiseite und, gefolgt von 3 Orks, betrat Grumat den Raum. Er musterte Faramir aufmerksam von oben bis unten. Was er sah entlockte ihm ein gehässiges Grinsen.

"König Elessars Statthalter. na, das ist ja mal ein unerwarteter Fang. Was mach ich bloß mit dir?"

Faramir blieb stumm, was sollte er darauf antworten.

Wie es schien, war Grumat selbst noch nicht klar, was er mit seinem Überraschungs-Gefangenen machen wollte, mit seinen Orks im Gefolge verschwand er so schnell, wie er gekommen war, ohne Fragen zu stellen.

Faramir war wieder allein. Die einzige Veränderung bestand darin, dass er nun auch die Handfesseln los war und sich endlich völlig frei bewegen konnte. Wieder machte er sich an eine Untersuchung der Wände. Es musste einen geheimen Mechanismus geben, um die Tür zu öffnen.

Unterdessen wurde im Wald weiter beratschlagt, irgendwie musste man doch in den Turm eindringen können, denn als der Ring von Isengart geflutet war, stand das Wasser im Keller des Turms. Wenn Wasser eindringen konnte, mussten auch Menschen eine Chance haben, außerdem wussten alle, dass es im Orthanc nur so von Geheimtüren und Gängen wimmelte. Flinkbaum erklärte sich bereit einige der Ents aufzusuchen, die damals bei der Schlacht dabei gewesen waren, um sie nach einem geheimen Zugang zu fragen. Merry und Pippin hatten leider immer nur von der Speisekammer erzählt, die sie völlig unversehrt vorgefunden hatten. Niemand hätte je für möglich gehalten, dass es noch einmal notwendig sein könnte, ungesehen nach Isengart hineinzukommen.

Man beschloss außerdem, in der Nacht einen Kundschafter in die Höhlen unter dem Turm zu entsenden, um die Lage zu sondieren. Eomer lies sich nicht davon abhalten, diesen Auftrag selbst auszuführen und so machte er sich kurz nach Mitternacht auf den Weg. Neumond begünstigte sein Vorhaben. Vorsichtig schlich er sich an eine der Öffnungen, die zu Sarumans alten Werkstätten führte, heran. Hinter jeder Ecke konnte ein Ork lauern und so dauerte es ziemlich lange, bis Eomer sich durch den Ring bis zum Turm vorgearbeitet hatte. Das Fundament erschien sehr massiv, eine Spalte, oder gar eine Tür war nicht zu erkennen. Allerdings war ja auch nicht gesagt, dass der Zugang auf der untersten Sohle des bergwerksartigen Höhlensystems lag. Vorsichtig sondierte er das Gelände, immer in Gefahr zu stolpern, auszurutschen oder gar einem Feind zu begegnen. Im Stollen war es beinahe stockdunkel und nur ein äußerst schwaches Licht, zeigte ihm den Weg. Er wünschte sich, Gandalf wäre hier. Der Zauberer hatte es immer verstanden gerade genug Licht zu machen um zu sehen, aber nicht gesehen zu werden.

Plötzlich hörte er Geräusche. Eine größere Gruppe Orks schlich sich durch das Labyrinth der Gänge. Eomer versuchte in Richtung der Stimmen zu gehen und tatsächlich, er hatte richtig gehört. Fünf Uruks schlichen sich gerade voll bepackt davon. Diese Kreaturen bestehlen ihren Gebieter und versuchen gerade die Beute in Sicherheit zu bringen, dachte sich Eomer. In der Hoffnung, dass sie bald zurückkehren würden und ihm dann einen Zugang zum Turm zeigen würden, legte er sich auf die Lauer.

Eowyn hatte es natürlich nicht im Lager ausgehalten, schon von Anfang an hatte sie geplant auch auf Erkundung zu gehen. Deshalb stand sie kurz nach Eomer auf und wollte unbemerkt in der Dunkelheit verschwinden. Legolas, der sich so etwas schon gedacht hatte folgte ihr und holte sie noch am Waldrand ein.

"Elben schlafen wohl nie?" fragte Eowyn.

"Wir brauchen nicht viel Schlaf" klärte Legolas sie auf. "Ich werde dich begleiten. Oder kann ich dich von deinem Vorhaben abbringen?"

"Nur mit Gewalt!" antwortete sie und wandte sich wieder Richtung Isengart.

Schweigend legten sie die Strecke bis zu den Anfängen der Stollen zurück. Dort angekommen, lauschten sie angestrengt, doch nichts war zu hören. Sie drangen in das verzweigte Höhlensystem ein und suchten gemeinsam nach einer Möglichkeit in den Turm zu gelangen. Nach einiger Zeit hörten sie die Geräusche, die die Orks verursachten. Blitzschnell drückten sie sich in eine besonders dunkle Ecke. Als der Trupp vorbeimarschiert war, wollte Eowyn ihm folgen, aber Legolas hielt sie zurück. "Vorsicht, da kommt noch einer!"

Mit gespanntem Bogen trat er auf den Pfad, um sich plötzlich Auge in Auge mit Eomer wieder zu finden.

"Das wird langsam zur schlechten Angewohnheit bei dir", lautete dessen Kommentar, als Legolas den Bogen mit einem schuldbewussten Grinsen senkte.

"Entschuldigung, ich hielt dich für einen von ihnen, "sagte er mit einer Kopfbewegung in Richtung des sich entfernenden Lärms.

"Schnell, wir sollten ihnen folgen, bevor sie im Turm verschwunden sind. Sonst finden wir den Eingang nie." Eowyn drängte die beiden anderen voran. Eomer hatte gar keine Gelegenheit seiner Schwester zu sagen, sie hätte in ihrem Zustand hier gar nichts verloren. Seine Kritik hätte sie sowieso nicht mehr gehört, sie verschwand soeben im Dunkel. Elb und Mensch hasteten ihr nach. ---------------------------------------------------------------------------- -------------------------------------

Faramir beschäftigte sich immer noch mit den Wänden. Wie hatte Gandalf vor langer Zeit einmal gesagt. nicht einmal Zwergenbaumeister würden ihre eigenen Türen wieder finden, wenn das Geheimnis einmal vergessen war. Aber dies hier war sicher keine Zwergentür. Langsam und systematisch tastete er jeden Quadratzentimeter der Wand ab, solange, bis er von oben ein höhnisches Lachen hörte. Er wurde beobachtet. Gleich darauf öffnete sich die Tür und zwei, sogar für Uruk-Hais, gewaltige Orks betraten das Verlies.

"Du bist eindeutig zu neugierig", knurrte der eine und packte Faramir, um ihn an einen der Ringe an der Säule zu binden.

"Und ihr seid eindeutig zu feige, um es allein mit einem wehrlosen Menschen aufzunehmen", stieß Faramir zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Allerdings verfehlten seine Worte ihre beabsichtigte Wirkung, keiner der beiden forderte ihn zum Zweikampf heraus, sie trugen ihm nur weitere Schläge ein. Trotzdem, er musste sich an jede, noch so kleine Chance klammern.

Eowyn hatte Recht, es war Eile geboten, soeben verschwanden die Uruks durch eine Tür im Turm. Die drei Gefährten blieben im Dunkel zurück. Nun standen sie vor dem gleichen Problem, wie Faramir. Eine Tür war da, doch wie lies sie sich öffnen. Nach einigem herumprobieren, schob Legolas einen Stein beiseite und wie durch Zauberhand öffnete sich ein Durchlass. Sie konnten eintreten. Allerdings war es nun auch schon höchste Zeit zu verschwinden, Morgengrauen musste nah sein und sie konnten nur hoffen, unbemerkt wieder den Wald zu erreichen. Schnell durchquerten sie die Höhlen und strebten dem Waldrand zu, jede sich bietende Deckung nutzend.

Im Lager angekommen, stellten sie fest, dass auch Flinkbaum schon zurück war. Er war wirklich ein extrem hastiger Ent. Und auch er hatte gute Nachrichten. Einer der damals an der Erstürmung Isengarts beteiligten Baumhirten hatte im Wasser einige Skizzen aus der Zeit der Erbauung des Turms gefunden. Da Ents ein sehr gutes Gedächtnis haben, konnte er sich an viele Details, z.B. einige Geheimgänge und auch an versteckte Räume erinnern. Die Erfolgsaussichten ihrer Mission waren inzwischen deutlich gestiegen. Aus den gesammelten Informationen fertigten sie eine grobe Karte Isengarts an. In der darauf folgenden Nacht sollten Eomer, Legolas und Eowyn, die sich davon nicht abbringen lies, in den Turm eindringen und versuchen Faramir zu finden. Sollte das Vorhaben nicht in einer Nacht zu schaffen sein, wollten sie sich dort verstecken und in der folgenden Nacht weitersuchen. Flinkbaum versprach mit einigen anderen Ents zur Stelle zu sein und einen Befreiungsversuch zu wagen, wenn sie in der dritten Nacht nicht zurückkehren würden.

Faramir versuchte der Verzweiflung Herr zu werden, die wie ein großer schwarzer Vogel über ihm schwebte. Alle seine Anstrengungen waren umsonst gewesen, alle Fluchtversuche gescheitert. Immer noch wusste er nicht, wer ihn in seiner Gewalt hatte noch, was dieser jemand von ihm wollte. Trotzdem war er entschlossen keine Geheimnisse preiszugeben und seinen König und sein Land nicht zu verraten. Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Da er jegliches Zeitgefühl verloren hatte, kamen ihm die Stunden endlos vor. Seine Hände waren über dem Kopf an die Säule gefesselt. Alles Blut war längst aus ihnen gewichen und wenn ihn die Kraft verlies, hing er an den Armen, bis seine Beine ihn wieder trugen. Endlich öffnete sich die Tür. Ein Tisch wurde herein getragen und mit kostbarem Leinen, silbernen Tellern und Kristallgläsern gedeckt. Faramir, der sich an seine letzte Mahlzeit kaum mehr erinnern konnte, fragte sich ernsthaft, ob dies eine neue, subtile Art der Folter sein sollte. Als dann aber tatsächlich die Weingläser gefüllt und ein köstlich duftender Braten aufgetragen war, wurde er losgemacht und wie ein Ehrengast zum gedeckten Tisch geleitet. Grumat gesellte sich zu ihm. Beiden wurde aufgetan und Faramir achtete sorgsam darauf, nicht zu essen, bevor nicht Grumat von den Speisen genommen hatte.

Grumat hatte seine Zurückhaltung bemerkt.

"Du brauchst keine Angst zu haben, hier ist nichts vergiftet. Tot bist du mir nicht von Nutzen. Später werde ich dir einige Fragen stellen, das könnte etwas unangenehm werden, aber im Augenblick droht dir keine Gefahr."

Faramir drehte sich bei diesen Worten fast der Magen um, sollte er für die Folter bei Kräften gehalten werden?

Während der folgenden Mahlzeit redete Grumat pausenlos auf Faramir ein. Er erzählte von seinem Bruder und dessen Heldentaten, von Saruman und dessen Zaubereien und von seinen eigenen hochtrabenden Plänen. Faramir blieb seinem Grundsatz treu, jede Chance zu nutzen und langte kräftig zu. Als die Mahlzeit beendet war, wies Grumat zur Säule, offensichtlich eine Aufforderung sich wieder binden zu lassen.

"Nein! Aus freien Stücken niemals!" Faramir sprang auf.

Woraufhin ihn dieselben Uruks wie beim letzten Mal packten und mit Gewalt an die Säule fesselten. Der Tisch wurde abgetragen, alle verließen wortlos den Raum und Faramir blieb allein zurück. Am schwächer werdenden Licht, das durch die Fenster fiel, konnte er erkennen, dass es Abend wurde. Die Nacht würde für ihn hoffentlich nicht zuviel an Schrecken bringen.

Im Wald rüsteten sich die drei Befreier sich für ihre Aufgabe. Eowyn und Eomer trugen Schwerter und jeweils ein Messer am Gürtel, Legolas prüfte Pfeile und Bogen und kontrollierte seine Kampfmesser. Nach einigen abschließenden Worten an die Zurückbleibenden machten sie sich auf den Weg. Gewusst wo, war es ein leichtes in den Turm zu gelangen und die Tür zu finden. Als erstes versicherten sie sich, dass ihre Karte genau war, indem sie einen der geheimen Räume aufsuchten. Er lag exakt dort, wo sie ihn vermutet hatten. Nun mussten sie nur noch Faramir finden. Sie beschlossen mit der Suche im Keller zu beginnen. Da sie davon ausgehen konnten, dass ein Gefangener von einem Posten bewacht wurde, schauten sie vorsichtig um jede Ecke. Legolas elbisches Gehör war in dieser Situation von großem Nutzen, einige Male warnte er sie in letzter Sekunde, bevor ein Ork sie entdeckte. Nach einiger Zeit waren sie sich sicher, unterirdisch gab es kein Verlies, das einen Gefangenen barg.

Auf dem Weg nach oben wurden sie immer vorsichtiger, sie wussten, dass sich Sarumans Wohn- und Arbeitsräume in den oberen Stockwerken befunden hatten. Wirklich stießen sie bald auf belebtere Etagen. Hier waren die Orksoldaten untergebracht. Der Herr des Turms wohnte noch weiter oben, sie konnten es an der kostbarer werdenden Einrichtung erkennen. Schließlich erreichten sie die Spitze des Turms. Faramir hatten sie nicht gefunden.

"Er muss hier irgendwo sein", sagte Eowyn verbissen.

Erneut wurde die Karte zu Rate gezogen.

"Hier", Eomer zeigte auf eine Stelle. "An diesen Raum kann ich mich nicht erinnern. Waren wir dort?"

"Es gab keine Tür, deshalb dachte ich, der Ent hätte sich geirrt. Vielleicht haben wir etwas übersehen", antwortete Legolas.

Also schlichen sie sich wieder ins Erdgeschoss, um einen Eingang zu dem verborgenen Zimmer zu finden. Als sie eben um die Ecke biegen wollten, hielt Legolas die beiden anderen zurück.

"Ich höre etwas!" Er beugte sich vor, um zu lauschen. "Orks" flüsterte er. "Versteckt euch!"

Jeder suchte Deckung so gut er es vermochte. Sie sahen mehrere Orks vorbeimarschieren und stellten mit Verwunderung fest, dass ein Mensch bei ihnen war.

"Er sieht aus wie Grima Schlangenzunge", bemerkte Eomer.

"Aber Grima ist tot", gab Legolas zurück.

"Trotzdem, irgendwie müssen sie verwandt sein. Ich dachte auch im ersten Augenblick Grima wäre auferstanden." Eomer dachte mit Schrecken an ihre letzte Begegnung mit dem Berater ihres Vaters. Beinahe hätte er sie an Theodreds Totenbett geküsst.

Vorsichtig folgten sie der Gruppe und tatsächlich, am Ende des Ganges gab es eine Tür, die zu dem Raum führte, der auf der Karte verzeichnet war. Durch die Berührung von fünf Steinen wurde sie geöffnet. Hätten die drei Gefährten nicht gerade zufällig die Reihenfolge beobachtet, sie hätten den Mechanismus wohl nie entschlüsselt. So mussten sie jedoch tatenlos zusehen, wie ihre Feinde das Gelass betraten indem sich, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Faramir befand. Sie beratschlagten, ob sie warten sollten, bis die Luft wieder rein war, oder ob sie die Zelle sofort stürmen sollten.

Die Entscheidung wurde ihnen durch einen durchdringenden Schmerzensschrei abgenommen. Ein Blick genügte zur Verständigung und alle drei rannten in Richtung Tür. Legolas berührte die Steine, die Pforte öffnete sich und Eomer sprang als erster hinein. Er rollte sich über die Schulter ab, um aus der Schusslinie zu kommen und um Platz für die nachstürmende Eowyn zu machen. Legolas hatte die ersten Pfeile schon blind abgeschossen, einer verfehlte Faramir nur knapp, und sprang als letzter in den Raum. Schnell hatte er die Lage erfasst. In einer Ecke des Raumes stand ein Becken mit glühenden Kohlen, drei Orks, von denen einer gerade eine Eisenstange im Feuer rot glühend machte, standen um das Becken herum. Zwei weitere Orks befanden sich auf der anderen Seite des Verlieses, der Mensch und noch ein Ork waren bei Faramir. Mit zwei gezielten Schüssen streckte Legolas zwei der Kreaturen nieder, doch inzwischen hatten die anderen sich von ihrem Schrecken erholt. Die Uruks hatten ihre Schwerter gezogen, während Grumat ein Messer an Faramirs Kehle hielt.

"Er wird nicht mehr lange leben, wenn ihr euch nicht ergebt!"

Legolas fuhr herum, der Pfeil, der den dritten Ork am Kohlebecken treffen sollte, fand seinen Weg in Grumats Messerhand. Zur gleichen Zeit streckte Eowyn ihren Gegner nieder und auch Eomer blieb siegreich in seinem Zweikampf. Wieder legte der Elb einen Pfeil auf die Sehne, diesmal in der Absicht Grumat endgültig zu töten, als weitere Orks heranstürmten. Eowyn wandte sich den Neuankömmlingen zu. Sie parierte nach beiden Seiten Hiebe, trotzdem wurde sie langsam an die Wand gedrängt, während weitere Gegner durch die Tür kamen. Langsam wurde es eng im Raum. Legolas Pfeil ging fehl, in der Enge konnte er nicht richtig zielen. Er lies den Bogen fallen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Eowyn in arge Bedrängnis geraten war, inzwischen musste sie mit drei Gegnern fertig werden. Er zog seine Messer und war einen Augenblick unschlüssig, ob er Eowyn beistehen sollte, oder zuerst Faramir befreien sollte, aber Faramir befand sich nicht mehr in akuter Gefahr. Grumat wand sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und hielt seine verletzte Hand. Mit einem wilden Schrei stürzte er sich auf Eowyns Gegner. Einem schlug er glatt den Kopf ab, dem anderen stieß er das Messer ins Herz. Den dritten tötete Eowyn mit einem Schlag, der ihm den Schädel spaltete.

"Danke", konnte sie gerade noch sagen, bevor weitere Orks auf sie einschlugen. Eomer hatte sich hinter dem Kohlebecken verschanzt und tötete einen Gegner nach dem anderen. Seite an Seite kämpften sie, bis alle Feinde vernichtet waren. Dann wandten sie sich Grumat zu, der immer noch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß. Faramir, inzwischen befreit, schloss überglücklich Eowyn in die Arme.

"Wir sollten keine Zeit verlieren und von hier verschwinden." Eomer zog sie in Richtung Ausgang. "Lassen wir den Jammerlappen hier, der macht uns sicher keine Schwierigkeiten mehr. Er kann froh sein, wenn seine Uruks sich nicht seiner annehmen. Außerdem habe ich eine Idee."

Faramir und Eowyn folgten ihm. In diesem Augenblick bemerkte Legolas eine Bewegung, drehte sich um und sah gerade noch, wie Grumat ein Messer in Richtung Eowyn warf. Blitzschnell sprang er in die Wurfbahn und das Messer, welches für Eowyn bestimmt war, traf Legolas mitten in die Brust. Wie von einer Axt gefällt schlug er auf dem Boden auf. Die drei anderen schauten schreckensstarr auf den toten Elben.

"Nein", schluchzte Eowyn und sank neben Legolas auf die Erde. "Er darf doch jetzt nicht sterben!"

Doch Legolas Augen waren gebrochen, kein Hauch Leben regte sich mehr in ihm. "Das wirst du büßen!" Mit einer der glühenden Eisenstangen ging Eomer auf Grumat los, doch Faramir griff ein.

"Das macht Legolas auch nicht mehr lebendig. Lass uns so schnell wie möglich hier herauskommen. Es könnten noch mehr Orks kommen." Er zog Eowyn hoch. Eomer lies es sich unterdessen nicht nehmen, Grumat an die Säule zu fesseln, an der zuvor Faramir gestanden hatte.

Die Leiche des Elben konnte unmöglich in der Hand der Gegner gelassen werden, also nahmen die Männer den leblosen Körper auf, während Eowyn den Weg auskundschaftete. Es gab keine weiteren Zwischenfälle und sie erreichten unbehelligt das Lager. Dort legten sie Legolas auf ein Bett aus Blättern und Gras.

"Wir können hier nicht bleiben, sie werden uns verfolgen, wenn sie feststellen, dass ich geflohen bin." Faramir, der Eowyns Hand hielt, sprach aus, was alle dachten.

"Ich werde noch einmal hineingehen, ich habe da eine Idee", teilte Eomer den anderen mit. "Und dann werden sie uns auch nicht mehr verfolgen können. Gestern Nacht habe ich die Kammer entdeckt, in der Saruman seinen Sprengstoff aufbewahrt hat. Dieser Kerl, der dich gefangen genommen hat wusste anscheinend überhaupt nicht, auf was für einem Pulverfass er die ganze Zeit über saß."

"Grumat, er ist ein Halbbruder von Grima, stand immer in dessen Schatten und wollte jetzt endlich Herr über Isengart sein. Ein gemeiner Kerl, der über seinen eigenen Tellerrand nicht hinausschauen kann. Er hat ein paar umherschweifende Orks um sich gesammelt und war gerade dabei, die Gegend unter seine Kontrolle zu bringen. Sauron hätte sich gefreut, solch eine hirnlose Kreatur als willfährigen Sklaven zu haben."

"Immerhin hat er den besten Elben Mittelerdes auf dem Gewissen. Ich werde dir helfen ihn zu richten", sagte Eowyn mit tränenerstickter Stimme.

"Nein" riefen beide Männer wie aus einem Mund. "Es reicht jetzt" ergänzte Faramir, "du hast unser Kind schon genug in Gefahr gebracht. Du wirst mit den Männern vorausgehen zu Baumbarts Hütte. Wenn er es erlaubt, werden wir Legolas dort bestatten, er hat den Fangornwald immer geliebt."

Erstaunlicherweise fügte sich Eowyn den Anordnungen ihres Gemahls und machte sich mit den Anderen auf den Weg. Sie waren noch nicht weit gekommen, da erschütterte eine gewaltige Explosion die Erde. Der Turm von Orthanc war Geschichte.

Eomer und Faramir schlossen bald zur Gruppe auf. Erst als sie bei Baumbart angekommen waren, konnten sie ihrem Schmerz freien Lauf lassen. Weinend hielten sie Totenwache. Nach drei Tagen begruben sie Legolas unter einem besonders großen und eindrucksvollen Baum. Er erschien ein angemessenes Grabmal für den Elben zu sein. Natürlich hätte Legolas unter anderen Umständen ein Staatsbegräbnis bekommen, doch die Lage der Dinge lies das nicht zu. So stand nur die kleine Gruppe Menschen um das offene Grab, während Baumbart eine alte entische4 Weise summte. Keiner kannte sich mit elbischen Begräbnisritualen auch nur annähernd aus, deshalb sprach jeder ein paar Worte, erinnerte sich an Begebenheiten und Eigenschaften, die für ihn an Legolas am wichtigsten gewesen waren. Nachdem sie noch Bogen und Kampfmesser ins Grab gelegt hatten, schaufelten Eomer und Faramir die Grube zu. Später würde Baumbarts Lebensgefährtin Blumen pflanzen und Eomer einen Gedenkstein machen lassen.

Zu guter Letzt brachen die Gefährten auf, es gab noch Einiges zu tun. König Aragorn musste von den Ereignissen unterrichtet werden, Eomer musste die Befestigung an der Furt wieder aufbauen. Außerdem mussten boten an Gimli, die Hobbits und in den Düsterwald zu König Thranduil geschickt werden, damit diese die schreckliche Nachricht nicht durch üblen Tratsch erfuhren.

Der Weg zur Furt verlief schweigsam und traurig und nach einem kurzen Abschied trennten sie sich dort, da jeder seinen eigenen Geschäften nachzugehen hatte.