Erkenntnis Teil 2

Vier Monate später

Vier Monate waren vergangen seit Spike Sunnydale den Rücken gekehrt hatte. Jetzt war er zurückgekehrt nach einer langen Reise. Damals war er als erstes nach Washington gefahren, wo er einen Arzt gefunden hatte, der ihm, unter Zwang natürlich, den verdammten Chip entfernt hatte. Und es funktionierte wieder alles. Doch er hatte es auf eine recht seltsame Art und Weise entdeckt. Er war in eine Dämonen Bar gegangen um sich dort einen zu trinken und darüber nachzudenken wie er es herausfinden wollte. Die Lösung war ihm schnell abgenommen worden. Irgendjemand hatte Stunk gemacht und in kürzester Zeit war die schönste Kneipenschlägerei im Gange, bei der er kräftig mitgemischt hatte. Einer seiner Schläge traf dabei einen Menschen, doch der Schmerz war ausgeblieben. Rein theoretisch könnte er also auch wieder beißen, hatte aber das Verlangen danach bis jetzt nicht gespürt.

Er hatte einen Grund gehabt den Chip entfernen zu lassen. Er wollte sichergehen. Sichergehen das das was er noch vorhatte seine eigenen Entscheidung war und nicht etwa von einem Chip der Regierung gesteuert wurde und er wollte wissen ob der Chip irgendetwas mit seinen Gefühlen zu Buffy zu tun hatte.

Ein paar Tage später war er nach Afrika geflogen. Über seine Erlebnisse dort wollte er lieber nicht nachdenken. Er hatte einige schwere Prüfungen überstehen müssen, bei denen er so manches Mal aufgeben wollte, Prüfungen auf Leben und Tod. Doch letztendlich hatte er seinen Preis erhalten. Seine Seele.

Nun quälte sie ihn. Angel hatte mal andeutungsweise davon gesprochen, als er wieder zu Angelus geworden war. Spike wusste nicht wie er das alles aushalten sollte. Die Stimmen seiner Opfer verfolgten ihn, sie füllten seinen Kopf, seinen Gedanken. Sein Gewissen erfüllte ihn mit einem Gefühl, als müsse er sich bei jedem entschuldigen, der sich in seiner Nähe aufhielt. Es war ihm klargeworden, warum Buffy ihn immer nur zurückgewiesen hatte.

Heute war er hier um Buffy zu sehen, aus der Ferne. Nur deshalb war er nach Sunnydale gekommen. Zumindest das wollte er tun, bevor er..., ja was wollte er? Er wollte anderen helfen, und doch hatte er Angst davor Buffy zu fragen, ob sie seine Hilfe brauchen konnte. Er hatte schon mal überlegt bei Angel nachzufragen, aber den Gedanken rasch wieder verworfen. Angel war nie besonders gut auf ihn zu sprechen gewesen. Er wusste noch nicht was er tun sollte, auf jeden Fall aber würde er die Stadt bald wieder verlassen.

Mittlerweile stand er vor seiner alten Krypta. Seinen Wagen hatte er ein gutes Stück weit vom Friedhof weg geparkt, damit er keinem auffiel. Den bald heran brechenden Tag musste er hier verbringen. Morgen Nacht würde er versuchen Buffy zu sehen und dann fortgehen, für immer.

'Ich kann ihr einfach nicht unter die Augen treten.'

Wie oft hatte er sie geärgert, gestichelt, geprügelt, verletzt. Wie oft hatte er versucht sie oder einen ihrer Freunde zu töten. Er wusste es nicht genau, nur das es zu oft war. Tränen traten ihm in die Augen.

'So war das nicht geplant. Alles was ich wollte war ihre Liebe. Ich wollte das sein was sie haben wollte. Jemand mit Seele, mit Gefühlen.'

Jetzt kam ihm alles was er getan hat um ihre Liebe zu gewinnen selbstsüchtig vor.

'Ich bin ein Monster. Eine Seele macht aus mir auch keinen Menschen. Wie soll sie ein Monster lieben können.'

Er sah in sich nun all das, was er für Buffy immer nur gewesen war. Ein seelenloses Monster und ein Monster war er immer noch, denn all das was er getan hatte konnte nie wieder rückgängig gemacht werden. Er hatte seine Opfer gequält und dabei gelacht. Es hatte ihm Spaß gemacht ihre Qual zu spüren. Es hatte ihm Spaß gemacht seine Opfer zu töten, egal welchen Alters. Seit er seine Seele wiederhatte quälten sie ihn, tauchten auf in seinen Träumen. Er erinnerte sich auch oft daran wie er vor seinem Vampirdasein gewesen war. Als er versuchte ein Poet zu sein. Es war ihm nie wirklich gelungen. Er erinnerte sich an seine Familie und an seine wenigen Freunde, und manchmal wünschte er sich, er wäre damals mit ihnen gestorben. Spike empfand nur noch eine tiefe Abscheu gegen sich selber.

Nun betrat er die Krypta. Hier war alles so wie er es verlassen hatte. Zwar etwas verstaubt, aber immer noch da. Sein Blick ging zu der Stelle, an der er mit Buffy wiederholt geschlafen hatte. Es kam ihm so unwirklich vor, denn er konnte nicht begreifen, warum sie es zugelassen hatte. Oder hatte er wirklich nur die Situation über ihr Leben nach dem Tod, ausgenutzt.

'Wahrscheinlich werde ich das nie erfahren.'

Spike legte sich schlafen, wohl wissend, dass die Träume wiederkehren würden. Seine Taten wiederholten sich für ihn Tag für Tag, wollten ihn nicht in Ruhe lassen. Er ergab sich in seinen unruhigen Schlaf.

Buffy und Dawn wurden von Xander abgeholt und zur Schule gefahren. Eigentlich ging ja nur Dawn dort zum Unterricht, doch ihre Schwester hatte von Principal Wood eine Stelle als eine Art Vertrauenslehrerin angeboten bekommen, die sie dankend angenommen hatte. Alles war besser gewesen als dieser Job im Doubelmeat Palace. Außerdem war es ihr ganz Lieb in der Nähe von Dawn zu bleiben, denn die Schule war an genau derselben Stelle aufgebaut worden, an der sie und ihre Freunde vor ein paar Jahren die alte Sunnydale High in die Luft gesprengt hatten.

Und in der Tat hatten sich dort bereits einige seltsame Dinge ereignet. Unter anderem waren plötzlich einige von den Schülern von einer Art Geister angegriffen worden, die sich nach her als eine Manifestation herausstellten, die durch einen Talisman gelenkt wurden. Während Buffy im Keller mit diesen Geschöpfen kämpfte um ihre kleine Schwester und zwei andere Schüler daraus zuholen hatte Xander den Talisman zerstört und alles war nur noch wie ein schlimmer Traum gewesen.

Seit kurzer Zeit war nun auch Willow wieder aus England zurück. Sie war mit Giles dort gewesen, nachdem sie durch Taras plötzlichen Tod völlig aus der Bahn geworfen worden war und mit ihrer Magie beinahe alle um sich herum umgebracht hatte. Scheinbar hatte sie sich recht gut erholt. Sie zauberte nun nur noch wenn sie damit anderen wirklich helfen konnte, keine kleinen unwichtigen Dinge, die man auch selber machen könnte, sonder nur wenn es sich um Gefahr handelte. Buffy hatte das Gefühl, das Willow dadurch nur noch mächtiger geworden war, auf eine sehr selbst beherrschende Art und Weise.

Doch es gab auch immer noch die Spannungen zwischen Xander und Anya. Nachdem ihrer beider Hochzeit geplatzt war, weil Xander einfach nicht auftauchte, war Anya wieder zum Rachedämon geworden. Und selbst nachdem sie ihr Dasein als solcher erneut aufgegeben hatte, konnten die beiden nicht immer vernünftig miteinander reden.

Und Buffy - nun sie hatte Spike vermisst, heimlich. Nachdem Tara ihr damals mitgeteilt hatte, das er sich bei ihr melden würde, hatte sie noch Hoffnung gehegt. Sie wollte ihm all ihre Gefühle mitteilen, wenn er wieder auftauchte. Doch nach drei Wochen hatte sie es nicht mehr ausgehalten. Sie hatte sich schließlich bei Clem erkundigt und erfahren, dass Spike nach Washington gegangen war und sie ahnte was er dort vorhatte, und sie hatte Angst davor. Wenn er sich den Chip entfernen ließ, würde sie vermutlich einen ihrer besten Freunde verlieren. Vielleicht müsste sie ihn sogar selber töten.

Als Tara damals von Warren erschossen wurde, hatte sie niemanden mehr mit dem sie darüber reden konnte. Alle waren zu sehr mit sich selber und mit ihren Problemen beschäftigt und Buffy wollte niemandem auch noch mit Spike auf die Nerven gehen. Die einzige Person, der Spike jemals etwas bedeutet hat und die genauso darunter litt das er fort war, war Dawn. Aber wie sollte man seiner kleinen Schwester mitteilen dass man ausgerechnet einen Vampir ohne Seele liebt.

Ihr neuer Job brachte allerdings auch neue Ablenkung und neue Herausforderungen, denn nun konnte sie den Schülern auch außerhalb der Dämonenjagd helfen, und hatte zusätzlich sogar ein geregeltes Einkommen.

Jetzt gerade verabschiedete sich Dawn von ihrer großen Schwester.

"Ciao, Buffy, bis nachher."

"Paß gut auf im Unterricht und sei vorsichtig!"

"Ja, Mommy." kam es ironisch zurück.

Dawn war froh eine große Schwester zu haben, gerade nach dem Tod ihrer Mutter. Aber manchmal konnten sie auch echt übertreiben. Allerdings wusste sie wie man Buffy ärgern konnte. Am ersten Tag hier in der Schule hatte man Buffy doch tatsächlich für ihre Mutter gehalten und das hatte Buffy ganz schön mitgenommen.

Dieser Tag in der Schule verlief zur Freude aller relativ ruhig. Buffy bekam Besuch von einigen Schülern die ihr Leid vortrugen, wie schwer doch alles wäre und in einer freien Stunde war sogar Dawn kurz bei ihr gewesen um mit ihr zu quatschen. Diese war dem Unterricht zwar eher unlustig gefolgt aber hatte vielleicht sogar das ein oder andere behalten.

Nach der Schule fuhren sie alle gemeinsam zur Magic Box. Willow erwartete sie bereits dort, tief in Bücher vergraben. Die anderen gesellten sich zu ihr. In der letzten Nacht waren Buffy und Dawn von einem sehr großen und kräftigen Dämon angegriffen worden. Er war hässlich, mit blauen Hörnern am Kopf und Auswucherungen an allen Gelenken, und er hatte fürchterlich gestunken. Buffy und Dawn waren beide nur knapp mit heiler Haut davon gekommen. Dawn ging erst seit kurzer Zeit mit auf Dämonenjagd und Buffy machte es wider Erwarten Spaß ihr alles bei zu bringen. Ihr war klar geworden, dass sie viel zu lange versucht hatte ihre Schwester von alledem fernzuhalten. Nun da Spike nicht mehr auf sie aufpasste musste Dawn lernen sich selber zu verteidigen, und es schien als könne sie es besser als jeder gedacht hätte.

"Sag könnte es dieser gewesen sein?" Willow deutete in dem vor ihr liegenden Buch auf ein Bild.

"Nein, er war kräftiger, breiter, größer."

"Vielleicht so wie der?" auch Xander hatte etwas entdeckt.

Dawn beugte sich rüber und begutachtete das Bild.

"Er kommt dem schon sehr nahe, aber seine Arme sahen anders aus. Dieser hier hat Oberarm und Unterarm. Der Dämon der uns angriff hatte irgendwie noch..."

"Zwischenarme?" ergänzte Buffy.

Dawn nickte. Sie kamen der Sache immer näher das war klar.

"Wie zum Henker konnte Giles immer nur alles so schnell herausfinden?"

"Gute Frage Willow. Vielleicht weil er sich nie mit etwas anderem beschäftigt hat. Und wenn wir mal so alt sind wie er... Wer weiß... brr." Buffy schüttelte sich und alle lachten.

"Hey, was ist denn mit dem?" Willow hielt ein Buch in die Höhe.

"Das ist er." schrieen Dawn und Buffy gleichzeitig.

"Wie heißt er und wie bekämpft man ihn?"

"Er heißt... Oh, man, wie zum Henker wird das ausgesprochen?"

"Mwraturi, sehr groß, sehr hässlich, sehr stark."

Diese Stimme kam von einem der Neuankömmlinge die nun im Landen standen, und sie kam allen bekannt vor. Vertieft in ihre Bücher hatte keiner der Freunde bemerkt wie dunkel es draußen geworden war. Während Anya nun die Türe abschloss um nicht noch mehr vermeintliche Kunden einzulassen fragte sie neugierig.

"Ihr kennt euch auch mit Dämonen aus."

Die anderen waren unterdessen freudig aufgesprungen, denn bei den Neuankömmlingen handelte es sich um niemand anders, als um die Mitarbeiter von Angel Investigation.

"Angel, Cordy, Wesley. Was macht ihr denn hier?" Buffy war verblüfft.

Dawn dagegen war total begeistert. Endlich lernte sie den berühmten Angel kennen, und sogleich konnte sie sich vorstellen, was Buffy dazu bewogen hat, sich in ihn zu verlieben

'Der sieht ja umwerfend aus.'

"Ich möchte euch erstmal meine Freunde vorstellen. Das hier ist Fred und das ist Gunn. Und gleich kommt noch ein weiterer Mitarbeiter, sein Name ist Connor." Und an Anya gewandt. "Könntest du ihn bitte noch einlassen?"

"Leider sind wir wegen einer sehr ernsten Sache hier." begann Angel. "Seit einiger Zeit schon treibt dieser Mwraturi in Los Angeles sein Unwesen. Wir haben lange gebraucht um ihn ausfindig zu machen. Leider reichten unsere vereinten Kräfte nicht aus um mit ihm fertig zu werden. Also gaben wir ihm einen kleinen Tip wo er dich finden könnte." Dabei nickte er Buffy zu. "Mit deiner und der Hilfe deiner Freunde können wir ihn erledigen. Es tut mir leid, das er eher hier war als wir, damit hatten wir nicht gerechnet."

"Na besten Dank. Letzte Nacht hat euer Dämon meiner Schwester beinahe den Kopf abgerissen."

In diesem Moment klopfte es und Anya öffnete die Tür. Herein trat ein junger Mann, ungefähr in Buffys Alter.

"Aber..." kam es von Willow.

Und auch Buffy blieb der Atem stehen. Diese Augen. Ihr war als hätte sie schon einmal in diese Augen geblickt und ihr war auch sofort klar bei wem. Angel.

Angel hatte ihr Stutzen gesehen und fing an zu erklären.

"Das hier ist Connor. Er ist mein Sohn daher die Ähnlichkeit." In kurzen Worten erzählte er was sich zugetragen hatte, warum er einen Sohn hatte.

Je länger Buffy Angel zuhörte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie tatsächlich nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn hegte. Als er in den Laden getreten war, hatte sie zuerst geglaubt, dass alles wieder von vorne anfängt, aber dem war nicht so. Allerdings rief es auch erneut die Erinnerungen an einen ganz bestimmten anderen Vampir hervor, und um so mehr wurde ihr bewusst wie sehr sie ihn auch jetzt noch vermisste.

Niemand im Laden hatten den Vampir mit dem Wasserstoffperoxyd-blonden Haaren gesehen, der sich etwas abseits von der Magic-Box aufhielt. Doch Spike hatte die Neuankömmlinge gesehen.

Fortsetzung folgt