Gefühle

Es war mittlerweile eine Woche vergangen seit ihrer Ankunft, der Unterricht war noch anspruchsvoller geworden und hinzu kam, dass die ganze Schule über Malfoy sprach. Die Slytherins konnten es allesamt nicht begreifen, dass man Lucius Malfoy nach Askaban geschickt hatte und die anderen drei Häuser spotteten entweder über Draco und seinen Vater oder freuten sich einfach nur. Besonders Ron war einer derjenigen, welcher dieses Thema am allerliebsten zur Sprache brachte wenn er den Blondschopf auftauchen sah. Draco schien das alles sehr gelassen zu nehmen, jedoch sah Hermine ihn öfter mal ganz alleine. Crabbe und Goyle tauchten immer seltener an seiner Seite auf, er schien die Anderen zu meiden.
Sie hatte seit der Kutschfahrt kein Wort mehr mit ihm gewechselt, war nur stumm an ihm vorbeigegangen, so hatte sie nie bemerkt, wie er ihr nachsah und seine Lippen sich bewegten. Sie formten die Worte "Mir geht es alles andere als gut." Doch diese Schwäche gestand er sich nicht ein, sobald er wieder mit "seinesgleichen" zusammen war, lästerte er über Hermine wie es eben ging.
Zwei weitere Wochen verstrichen, bis Hermine und Draco sich in Hogsmeade zufällig über den Weg liefen. Hermine kam gerade aus einem Buchladen und stieß mit Draco zusammen. "Keine Augen im Kopf Granger?!" spottete er. "Augen im Kopf und Gefühle im Herzen. Augen hast du zwar auch, aber Gefühle ... bezweifel ich stark." Sie wollte sich gerade abwenden da packte Draco sie grob am Arm und zerrte sie eine der Gassen. "Was soll das Malfoy?" keifte diese los. "Und lass meinen Arm los, du tust mir weh." "Oh ... sorry." Hermine glaubte sich verhört zu haben, hatte er sich etwa entschuldigt? Sie suchte seinen Blick und was sie in seinen Augen las erschreckte sie. Es tat ihm wirklich leid, sein Blick war nicht kalt und überheblich wie sonst immer, nein, er war geradezu aufrichtig und liebevoll. "Also, was soll das?!" Hermine keifte nun nicht mehr, es war eine ganz normale Frage. "Hör mal Granger, es geht dich wirklich nichts an was mit meinem Vater und speziell mit mir ist. Hast du das verstanden?" er wollte sie zwar nicht mehr um jeden Preis verletzten, jedoch konnte er vor ihr auch nicht seine wahren Gefühle preis geben. Er hätte gerne mit jemandem gesprochen, doch warum sollte es ausgerechnet sie, Hermine Granger sein. War es nicht schon schlimm genug, dass sie sich gemausert hatte und mittlerweile eine bildhübsche junge Frau geworden war, die viele blicke auf sich zog? "Ich denke schon." Sie drehte sich um und verließ die Gasse. Kurz bevor sie verschwand blickte sie noch mal über ihre Schulter zu Draco. "Wenn trotzdem was ist ... ich höre dir zu." Völlig verdattert blieb Draco noch einen Augenblick stehen, verließ dann aber ebenfalls die Gasse.
*Was habe ich mir nur dabei gedacht? Nichts Hermine, nichts.* Völlig frustriert hockte sie auf ihrem Bett und versuchte sich verzweifelt darauf zu konzentrieren den Brief an ihre Eltern zu schreiben. Doch sie musste immer wieder neu anfangen, da entweder irgendetwas über Draco darin stand, oder sie das Blatt vollgekleckst hatte. Liebe Mum, lieber Dad! Wie geht es euch? Es stimmt mich sehr traurig diese Schule bald zu verlassen, doch leider ist es mein letztes Jahr wie ihr wisst. Ich hoffe ihr habt euch inzwischen mit der Idee angefreundet, dass ich hiernach erst einmal einen dreiwöchigen Urlaub in Italien verbringen werde und das ich sofort im Anschluss anfangen werde zu studieren. Ich vermisse euch. Alles Liebe, Hermine So, nun hatte sie zwar nicht wirklich viel geschrieben, jedoch musste das ihren Eltern vorerst genügen. Sie hatte ihnen versprochen einmal im Monat zu schreiben, normalerweise machte es ihr nichts aus. Doch sie war in einem Alter angekommen wo sie sich einfach kontrolliert fühlte.

"Hermine ... Hermine ... HERMINE!" Ginny rannte hinter ihrer Freundin her. Diese jedoch war in ihren Gedanken ganz woanders. Als Ginny sie endlich erreicht hatte und ihr auf die Schulter klopfte schreckte sie auf. "Oh ... hi Ginny." Sie lächelte schwach. "Ich schrei mir hier die Seele aus dem Leib und du reagierst nicht, was ist denn los mit dir Herm? Du bist doch sonst nicht so. Wo willst du überhaupt hin?" "Ich ... ich war in Gedanken bei einem Referat das ich noch beenden muss. Und ich wollte meinen Eltern einen Brief schicken." "Hermine Granger, lüg mich nicht an. An wen hast du gedacht? Los, sag schon." Drängte Ginny grinsend. Ihre Freundin lief leicht rot an und murmelte etwas unverständliches. "Ich denke wir bequatschen das heute Abend auf unserem Zimmer, bin echt froh das man uns ein zweier Zimmer zugeteilt hat." Ginny war gar nicht mehr zu bremsen und Hermine wusste, wenn sie jetzt nicht schleunigst die Flucht ergriff würde Ginny niemals aufhören zu reden. "Ja, okay. Dann bis nachher." Hermine setzte ihren Weg schnellen Schrittes fort. Sie musste es irgendwie schaffen Ginny davon zu überzeugen, dass sie an ihr Referat gedacht hatte, was allerdings eine faustdicke Lüge war. Sie hatte an Draco gedacht, an wen auch sonst?! Er tat ihr einfach leid, sie wusste das es ihn mitnahm, wenn dieser blonde Idiot doch auch nur dazu stehen würde. Aber nein, so bald es irgendwie darum ging sagte er entweder nichts oder er prahlte mit den Taten seines Vaters. Es war zum verrückt werden, als er sie in die Gasse gezogen hatte, glaubte sie erst er wolle mit ihr reden, aber nein, er hatte sie mehr oder weniger bedroht.
In der Eulerei angekommen erstarrte sie. Vor ihr am Fenster stand Draco, er schien sie allerdings nicht bemerkt zu haben denn sein Blick war unverwandt gen Himmel gerichtet. Sie überlegte ob sie einfach wieder umkehren solle, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort wieder. Stattdessen räusperte sie sich kurz und gab einer der Hogwartseulen den Brief. Draco schien von ihr keine Notiz zu nehmen, doch gerade als sie gehen wollte meinte er "Spionierst du mir nach Granger?" "Einbildung ist auch 'ne Bildung." "Haha, sehr witzig." Hermine kam zu dem Schluss, dass diese Unterhaltung rein gar nichts bringen würde, von daher wollte sie eigentlich gehen. Doch irgendetwas hinderte sie daran, sie wusste nicht was es war, aber würde sie jetzt gehen, würde er nie über seine Gefühle sprechen, dessen war sie sich sicher. Langsam drehte er sich zu ihr um und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Was war das für ein komisches Kribbeln das sie durchlief, hing es etwa mit ihm, Draco Malfoy zusammen? "Mir geht es alles andere als gut." Er trat einen Schritt auf sie zu und umfasste ihre Schultern.