Es ist besser, ein kleines Licht zu entzünde,
als über große Dunkelheit zu fluchen.
Konfuzius, chinesischer Philosoph
21. August, Nachmittag
~ Hogwarts ~
Es ist früher Nachmittag, als Dumbledore wieder in die Kerkerräume kommt. Der Tränkemeister ist schon wieder in seinem Labor und sortiert Zutaten ein, welche er letzte Woche in der Winkelgasse nachgekauft hat. Er stellt gerade ein Glas mit Drachenzähnen zurück ins oberste Regal, als der Direktor eintritt. Albus bemerkt erleichtert, dass Severus etwas besser aussieht. Er ist nicht mehr ganz so blass, und das Zittern in seine Händen ist schwächer geworden.
„Severus. Du siehst besser aus." Ein erfreutes Glitzern liegt in den Augen des alten Zauberers.
„Albus. Hast du alle verständigt?" Er deutet einladend auf die schwarze Ledergarnitur am Kamin, und auf eine kurze Bewegung mit dem Zauberstab hin erscheinen zwei Tassen mit dampfendem Kaffee auf dem davor stehenden Marmortisch.
Die beiden Männer nehmen Platz, und Albus berichtet: „Ich habe Eulen ausgeschickt. Morgen Mittag werden alle in Hogsmeade eintreffen."
Severus nimmt einen Schluck Kaffee. Zögernd beginnt er zu sprechen. „Voldemort vertraut mir nicht mehr. Er hat mich gefragt wegen der Feierlichkeiten in Hogwarts, und weil ich nicht mehr davon erzählen konnte, hat er mich mit dem Cruciatus-Fluch bestraft."
„Das ergibt keinen Sinn! Weshalb ist diese Feier für ihn so interessant? Weshalb eine so harte Strafe für eine Nichtigkeit?"
„Ich denke nicht, dass ihm die Feier so wichtig ist. Ich vermute eher, Lucius hat im Ministerium davon erfahren, und Voldemort wollte testen, ob ich ihm nach wie vor loyal bin. Lucius wird immer bedeutender für Voldemort. Er ist jetzt die rechte Hand des Dunklen Lords. Ich bin nur noch am Leben, weil er mich offensichtlich noch braucht. Ich weiß nur nicht, wofür..." Nachdenklich rührt er in der Kaffeetasse herum.
Plötzlich geht die Tür auf, und Severus fährt mit erhobenem Zauberstab aus dem Sessel hoch, fängt sich aber, als er erkennt, wer eintritt: Ein schlanker, hochgewachsener Mann, bekleidet mit einem mehrfach geflickten dunklen Umhang - Remus Lupin, früherer Professor in Hogwarts, jetzt ein wichtiges Mitglied des Ordens des Phönix.
„Lupin. Was willst du hier in meinen Räumen? Sag nicht, dass du diesen verflohten Hund mithast!" Verächtlich verzieht der Tränkemeister das Gesicht, und steckt seinen Zauberstab zurück in den Ärmel.
Dumbledore hält rasch die Hand vor den Mund, da er ein Grinsen nicht ganz unterdrücken kann. Offensichtlich geht es Severus wirklich besser, er hat wieder zu seinem Sarkasmus zurückgefunden...
Auf Remus' Lippen erscheint ein müdes Lächeln: „Auch dir ein recht herzliches Willkommen, Severus. Und: nein, Sirius ist nicht hier." Er nickt Dumbledore grüßend zu: „Direktor, Hagrid hat mir gesagt, dass Sie hier unten sind." Einen fragenden Blick auf Severus gerichtet, erkundigt er sich: „Alles wieder OK?"
Die einzige Reaktion ist ein knappes Nicken mit zusammengepressten Lippen: „Deinen Trank kann ich heute brauen, falls du dir darüber Sorgen machst...", meint der Tränkemeister süffisant.
Remus verdreht seufzend die Augen: „Du wirst nie verstehen, wenn man sich Sorgen um dich macht!"
„Niemand..."
„Genug!", fällt Dumbledore Snape ins Wort, als er die steile Falte auf dessen Stirn bemerkt. „Wir haben andere Sorgen als eure ewigen Diskussionen und Kabbeleien. Remus, was gibt es Neues?"
Der braunhaarige Mann nimmt auf einem der Ledersessel am Kamin Platz und überkreuzt die langen Beine. „Sirius folgt nach wie vor Lestrange und seinen Leuten. Sie haben sich etwas von London entfernt. Seit dem Überfall in der vorigen Woche ist es ruhig geblieben - verdächtig ruhig! Die Gruppe kommt aber nach wie vor jeden Abend zusammen. Bei Tag hält Lestrange sich öfters in Bibliotheken und Antiquariaten auf. Wir konnten bis jetzt aber noch nicht herausfinden, was er dort will, und ob es etwas zu bedeuten hat. Sirius behält sie weiter im Auge, nach Vollmond werde ich wieder zu ihm stoßen..."
Dumbledore blickt ihn nachdenklich über die halbmondförmigen Brillengläser an: „Irgendein Zusammenhang muss bestehen mit den Nachrichten, die Severus gebracht hat. Voldemort plant offenbar etwas. Letzte Nacht hatte er noch eine Unterredung mit Lucius Malfoy. Ich habe die anderen verständigt, morgen um 12 Uhr kommen Sirius, Arabella, Charlie, Bill, Harry, Ron und Hermione in Hogsmeade an. Auch Alastor wird zum Treffen kommen, ich habe mir da etwas ausgedacht - doch davon morgen mehr."
Dumbledore dreht sich fragend zu Lupin: „Jemand sollte sie bei der Heulenden Hütte abholen und sicher durch den Gang hierher bringen, und die Schutzzauber am Eingang wieder erneuern. Kannst du das bitte übernehmen, Remus?"
Lupin bestätigt mit kurzem Nicken, bevor er sich in sein Gästezimmer im Gryffindorturm zurückzieht.
22. August, knapp vor 12 Uhr
~ Hogsmeade ~
Die Sonne steht hoch im Süden über der kleinen Ortschaft Hogsmeade, als knapp nacheinander mehrere Personen auf dem Hügel vor der Heulenden Hütte apparieren.
Aus dem Schatten des Gebäudes tritt eine Gestalt ins Sonnenlicht: Remus Lupin.
Harry Potter entdeckt ihn als erster und umarmt ihn freudig: „Remus! Schön dich wiederzusehen!"
Auch Hermione und Ron treten grüßend hinzu. Wenige Sekunden später appariert Sirius vor ihnen, und auch weitere Ordensmitglieder treffen ein: Arabella Figg, Mundungus Fletcher, Bill und Charlie Weasley, und einige andere.
Sirius eilt auf Harry zu und begrüßt seinen Patensohn erfreut. Einen kritischen Seitenblick auf Remus werfend sagt er: „Hallo Remus! Alles OK?"
„Sirius. Den Umständen entsprechend... morgen ist Vollmond."
Die Umstehenden nicken knapp. Remus ist ein Werwolf, und in jeder Vollmondnacht findet die Transformation statt. Früher war das eine sehr schmerzhafte, gefährliche Prozedur, doch seit einigen Jahren braut Snape regelmäßig den sogenannten Wolfsbanntrank für Remus, welcher bewirkt, dass man die Kontrolle über den Geist nicht verliert und somit auch keine Gefahr für die anderen darstellt. Die mit der Verwandlung einhergehende Erschöpfung und das schon vorher einsetzende Schwächegefühl kann der Trank jedoch nicht verhindern.
Als alle angekommen sind, lenkt Lupin die Aufmerksamkeit auf sich: „Albus will sofort mit euch allen sprechen. Die Schutzzauber um Hogwarts wurden verstärkt, deshalb hole ich euch hier ab. Wir nehmen einen anderen Zugang." Mit diesen Worten führt Remus sie in die Heulende Hütte, wo sich ein Geheimgang befindet.
Als alle in dem Gang sind, verschließen Remus und Sirius ihn mit einem Schutz- und Alarmzauber, welcher sofort den Direktor benachrichtigt, sobald jemand den Tunnel betritt oder den Schutzzauber durchbrechen will. Die Zauberstäbe mit „Lumos" beleuchtet, setzt sich die kleine Gruppe in Bewegung durch den langen Gang bis auf das Gelände von Hogwarts, wo der Ausgang unter der Peitschenden Weide ist, welche im Moment erstarrt ist. Remus verlässt als letzter den Tunnel.
***
Erzählt von Hermione Granger
Hogwarts! Wir sind wieder da!
Obwohl die Umstände offenbar alles andere als erfreulich sind, ist es ein gutes Gefühl, wieder hier zu sein. Allein die Anwesenheit von Albus Dumbledore vermittelt ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
Wir stehen auf der Wiese östlich der Burg, einige Meter neben der Peitschenden Weide. Vor uns liegt Hogwarts, hinter uns der Verbotene Wald, davor Hagrids Hütte, und zu unserer Linken der große See.
Hogwarts ist immer wieder beeindruckend: die mächtigen Türme ragen weit in den Himmel. Direkt vor uns der höchste, der Astronomieturm, wo wir jeden Mittwoch um Mitternacht die Sterne mit Professor Sinistra betrachten, und direkt daneben der Gryffindorturm, wo unser Gemeinschaftsraum und die Schlafräume unseres Hauses sind. Auf der Westseite der Anlage, neben dem Haupteingang, erhebt sich der Westturm, in welchem sich ganz oben die Eulerei befindet, und auf der anderen Seite des Eingangs ist ein etwas niedrigerer Turm, wo das Büro und die Privaträume des Direktors untergebracht sind. An der nördlichen Seite von Hogwarts ist noch der Nordturm, das Reich von Professor Trelawney - ein Gebiet, das ich nach Möglichkeiten meide, ich halte nämlich nicht viel von täglicher Vorhersage von Harrys qualvollem Tod auf 1000 verschiedene Arten, den Visionen des inneren Auges und ähnlichem übersinnlichen Getue...
Wir folgen Remus über die Wiese zum Haupteingang, und betreten über die prachtvolle Freitreppe das Schloss. Ich gehe neben Harry und Ron, ziemlich am Ende der Gruppe. Vor uns diskutieren Bill Weasley und Arabella Figg leise miteinander. Einige Wortfetzen bekomme ich mit, wie „Fluchabwehr" und „Imperius".
Wir durchqueren die Eingangshalle und gelangen nach kurzer Zeit in jenen Korridor im zweiten Stock, wo der Zugang zum Büro des Direktors ist. Remus nennt das Passwort „Rumkugeln", und der Eingang öffnet sich. In dem großen Turmzimmer, wo wir immer die Treffen des Ordens abhalten, erwartet Dumbledore uns bereits. Doch er ist nicht allein: Professor Alastor „Mad Eye" Moody, und der Meister der Zaubertränke, Severus Snape, sind schon anwesend, welche sich misstrauisch beäugen.
Dumbledore bietet uns Erfrischungen und einen Imbiss an, doch die meisten nehmen nur ein Getränk, zu nervös zum Essen. Ich setze mich in einen gemütlichen Ledersessel neben dem Kamin, gegenüber von Professor Snape. Fawkes kommt sogleich auf meine Schulter geflogen, und ich streiche sanft über die feuerroten Federn des prachtvollen Phönix.
Der Direktor begrüßt uns alle herzlich, wird dann jedoch rasch sehr ernst: „Meine Freunde, willkommen in Hogwarts. Ich bin froh, euch alle gesund wiederzusehen. Die Ereignisse der letzten Wochen haben ein verfrühtes Treffen nötig gemacht, daher habe ich euch schon heute hier zusammengerufen. Ihr kennt alle Alastor Moody, ich habe ihn zu unserem heutigen Gespräch gebeten, da er die meiste Erfahrung mit der Bekämpfung von Flüchen hat, doch dazu später. Professor McGonagall ist noch unterwegs, ich erwarte sie aber bald zurück. Zunächst möchte ich unseren neuen – alten - Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Remus Lupin, herzlich begrüßen."
Also konnte sich Direktor Dumbledore tatsächlich gegen die vielen Proteste durchsetzen und Professor Lupin als Lehrer nach Hogwarts zurückholen!
Alle, bis auf Professor Snape, welcher finster dreinschaut, gratulieren, und Dumbledore fährt hastig fort: „Ich bitte nun alle, der Reihe nach Bericht zu erstatten, was ihr in den letzten Wochen beobachtet und erfahren habt. Sirius, bitte fang an!"
"Remus und ich haben seit dem schrecklichen Überfall auf die Muggelortschaft Lestrange und einige höherrangige Death Eater verfolgt, welche jeden Abend im Umkreis von London zusammenkommen. Dabei ist uns aufgefallen, dass Lestrange öfters Buchhandlungen und Bibliotheken besucht. Genaueres wissen wir darüber noch nicht. Malfoy ist nach der brutalen Aktion wieder täglich im Ministerium, ihm kann man, wie üblich, nichts nachweisen."
Dumbledore fügt kurz hinzu: „Ich habe Minerva ausgeschickt um herauszufinden, welche Lektüre Lestrange sucht. Sie ist heute früh nach London appariert. Ich hoffe, dass sie bald mit Neuigkeiten zurückkommt."
Ron schaut ihn daraufhin fragend an: „Wieso sehen Sie denn einen zwingenden Zusammenhang zwischen den Aktivitäten Voldemorts und der privaten Lektüre von Lestrange?"
Ein kurzes, hartes Lachen ertönt. Snape. „Mr. Weasley, ein Death Eater des inneren Kreises hat keine 'Hobbys'. Lestrange ist Voldemort absolut ergeben, er hat sein Leben in dessen Hand gelegt, erst recht, nachdem der Dunkle Lord ihn aus Askaban befreit hat."
Interessant. „Warum können die Auroren denn nicht einschreiten, wenn Lestrange nach wie vor gesucht wird?", frage ich Sirius erstaunt.
„Weil es im Augenblick mehr Sinn macht, ihn zu beobachten."
Dumbledore wendet sich nun an Arabella Figg: „Arabella, wie weit seid ihr?"
„Gemeinsam mit Bill habe ich die von Alastor ausgewählte Spezialgruppe von Auroren weiter ausgebildet, und sie über das normale Training hinaus gezielt in Nahkampf nach Muggelart unterwiesen. Sie sind bald einsatzbereit."
Harry ist erstaunt: „Nach Muggelart? Wieso?"
„Damit sie auch im Nahkampf effizienter werden. Albus hatte diese Idee, denn es kann schnell passieren, dass ein Zauberstab im Kampf zu Bruch geht, und nur sehr wenige von uns verstehen sich auf die hohe Kunst der Handmagie. Bill hat vor einigen Jahren Karate gelernt, und ist darin sehr gut geschult."
Albus fügt eifrig hinzu: „Es wäre vielleicht gut, auch in Hogwarts ein entsprechendes Unterrichtsfach einzuführen. Übrigens, da ich gerade beim Thema bin: wie schon vorher erwähnt, habe ich Alastor heute hierher gebeten, weil er im kommenden Schuljahr einen Duellierkurs anbieten wird. Alastor, bitte berichte kurz von deinen Vorstellungen!"
Moody blickt kurz in die Runde. Sein gesundes Auge ruht auf dem Direktor, das Magische rotiert ständig im Kreis zwischen den anwesenden Personen. Ein seltsam beunruhigendes Gefühl. Mit fast heiserer Stimme erklärt er: „Als Ergänzung zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste wird der Duellierkurs abgehalten werden. Dieser Spezialkurs hat nichts mehr mit dem Unterricht laut Lehrplan zu tun, sondern soll die Schüler, speziell die der oberen Klassen, befähigen auch dunkle Magie anzuwenden und sich nicht nur gegen gefährliche Flüche zu verteidigen. Wir werden dabei verbotene Flüche nicht nur lernen, sondern auch aneinander testen und abwehren."
„Das ist ja eine tolle Idee. Typisch Moody. Ich stelle mir dabei bloß Longbottom vor... nun, auf diese Art und Weise werden wohl nur wenige Schüler für die kommenden Jahresabschlussprüfungen überbleiben?" Ätzend erklingt Professor Snapes Stimme.
Dumbledore ist nun sehr ernst geworden. „Die Idee stammt von mir, und ich denke, wir müssen die Schüler damit konfrontieren, denn wir wissen alle, dass es bald zum Kampf kommen wird, und Voldemort es auf Hogwarts abgesehen hat. Alastor wird dafür sorgen, dass die Sicherheit der Schüler gewährleistet ist... Ich möchte unseren geschätzten Meister der Zaubertränke dringend bitten, diese herablassenden Kommentare zu unterlassen!"
Snape sieht aus, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. Es passiert sehr selten, dass Dumbledore ihn vor allen so deutlich zurechtweist. Wahrscheinlich ist er nur sauer, weil er wohl selbst gerne den Duellierkurs geleitet hätte, wenn er schon Verteidigung wieder nicht bekommt...
Harry beendet die peinliche Stille, welche den Raum erfüllt: „Weiß man genaueres, was Voldemort plant? Meine Narbe schmerzt in letzter Zeit wieder stärker, und ich spüre deutlich, dass sich etwas tut."
Snape räuspert sich kurz, bevor er in neutralem Ton berichtet, was sich beim letzten Treffen zugetragen hat.
„Was könnte er von Malfoy wollen?", überlege ich laut.
„Er ist nun Voldemorts rechte Hand", erzählt der Tränkemeister zögernd. „Alle wichtigen Aktionen laufen über ihn. Der Dunkle Lord traut mir offenbar nicht mehr..."
„Na toll", platzt Ron heraus.
Wütend fahre ich ihn an: „Ron!!!" Wenn er nur einmal denken würde, bevor er den Mund aufmacht... „Denkst du nicht, Professor Snape hat genug getan? Hättest du den Mut gehabt, zu Voldemort zurückzugehen und ihn zu bespitzeln?"
Hitzig antwortet Ron, den Blick auf Snape gerichtet: „Ich hätte mich diesem Irren erst gar nicht angeschlossen!"
„Genug!! Mr. Weasley, ich erwarte eine sofortige Entschuldigung!"
Albus Dumbledore ist hochrot vor Zorn, ich habe ihn noch nie so aufgebracht erlebt. Ich bin ganz seiner Meinung. Egal, was ich von Snape persönlich halte, wie wenig ich seine verletzenden Kommentare schätze, ich habe großen Respekt vor seinen Handlungen für den Orden. Immerhin riskiert er für uns immer wieder sein Leben! Ich schaue Snape direkt an. Er sieht aus, als pralle der Kommentar an ihm ab, doch in seinen Augen leuchtet etwas wie... Schmerz? Trauer?
Selbst Harry, der Snape überhaupt nicht leiden kann, versetzt Ron einen Stoß in die Rippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Dieser blickt trotzig zu Boden. Manchmal verhält er sich noch wie ein unreifes Kind... Schließlich murmelt er eine leise Entschuldigung vor sich hin.
„Vielleicht könnten wir beim Thema bleiben?", knurrt Moody, ungehalten über die Unterbrechung. Sirius unterdrückt rasch sein zufriedenes Grinsen. „Mundungus und ich haben im Ministerium unsere Ohren offen gehalten, Malfoy ist offensichtlich dort nicht der einzige Anhänger Voldemorts. Wir müssen sehr vorsichtig mit wichtigen Informationen verfahren, solange wir nichts Genaueres wissen. Wir haben einige Personen unter Beobachtung, und ich glaube, dass Fudge gezielt manipuliert wird. Daher werde ich meine Aufgaben im Ministerium parallel zum Duellierunterricht weiterführen, bis wir Beweise haben."
„Ich stimme dir zu, Alastor." Dumbledore nickt bekräftigend. „Wir brauchen etwas Konkretes in der Hand, um Fudge die Augen zu öffnen. Ohne das Ministerium wird es schwer, den Kampf zu gewinnen. Auch von den übrigen Auroren werden nur einige ohne Befehl von oben auf unserer Seite kämpfen. – Ah, Minerva ist zurück."
Die Tür öffnet sich, und Professor McGonagall tritt ein. „Ich habe Lestrange beobachtet, wie er in einem Antiquariat Bücher über Zaubertränke gekauft hat."
„Lestrange? Der weiß doch nicht einmal, dass Asphodelwurzel mit Wermutaufguß einen Schlaftrunk ergibt!" Snapes Stimme klingt sehr überrascht. „Hast du die Titel gesehen, Minerva?"
„Ich konnte die Titel 'Pflanzen und Kräuter im Mittelalter', und 'Geheime Tränke aus Dunklen Zeitaltern' erkennen. Kannst du damit etwas anfangen?"
Die Titel kommen mir vage bekannt vor. Es handelt sich um sehr rare Bücher.
Professor Snape hat die Stirn nachdenklich in Falten gelegt und überlegt, leise vor sich hinmurmelnd: „Ein altes Nachschlagewerk, das ich aber nicht näher kenne, und eine alte Sammlung von Zaubertrankrezepten, welche mit dunkler Magie und illegalen Zutaten hergestellt werden. Das Werk ist aus Sicherheitsgründen verboten."
„Aber was steckt dahinter?", frage ich den Tränkemeister. „Ich kann mir die Zusammenhänge nicht erklären."
„Sieht aus, als ob er etwas sucht. Eventuell eine Zutat. Ich frage mich, ob ein Zusammenhang mit dem Gespräch Voldemorts mit Lucius besteht... Aber falls es sich um eine Trank für Voldemort handelt, werde ich es bald erfahren. Wer sonst sollte ihn herstellen..." Sein Gesicht wird zur starren Maske.
Der Direktor bittet Sirius, Arabella, Bill und Mundungus, ihm Nachricht über Fortschritte zu schicken, und die vier verabschieden sich rasch, während Dumbledore mit Snape leise diskutiert.
Auch Harry, Ron und ich verlassen das Büro des Direktors, und wir machen uns auf den Weg in den Gryffindorturm.
***
Erzählt von Albus Dumbledore:
Severus sitzt mir gegenüber, tief in Gedanken versunken. Er grübelt offenbar über die Hintergründe von Minervas Entdeckung nach. Doch kaum sind die Ersten gegangen, springt er aus seinem Sessel hoch und funkelt mich zornig an:
„Albus, solch ein Duellierkurs ist Schwachsinn!"
„Severus, ich weiß, dass du Alastor nicht sonderlich magst, und verstehe auch, dass du nicht besonders begeistert bist, dass er und unser neuer Professor für Verteidigung diese Aufgabe übernehmen, aber..:"
„Darum geht es nicht!", fällt er mir ins Wort. „Hast du nicht bedacht, dass viele Schüler meines Hauses entweder selbst bereits Anhänger Voldemorts sind, oder zumindest ihre Eltern? Was denkst du, wie lange diese Informationen zu ihm brauchen?"
Mein leichtes Lächeln scheint ihn zu irritieren. „Severus, beruhige dich. Ich mag zwar alt sein, aber nicht senil... Ich weiß natürlich, dass gewisse Kontakte zwischen einigen Slytherins und Voldemort stattfinden. Aber der auf uns zukommende Krieg wird hart, und wir haben allen Grund zu der Annahme, dass Voldemort Hogwarts angreifen wird. Ich bin nicht gewillt, die mir anvertrauten Schüler mit solch einer Gefahr zu konfrontieren, ohne ihnen eine gute Ausbildung zu bieten. Es wird auch so gefährlich genug. Außerdem glaube ich fest daran, dass im Augenblick der Gefahr viele Slytherins die richtige Entscheidung treffen und auf unserer Seite kämpfen werden."
Unverständnis und Überzeugung funkeln in seinen Augen, als Severus mir hitzig entgegenschleudert: „Wir sprechen hier von Slytherins, Albus! Das Haus, in dem nur Einfluss und Macht zählen! Voldemort bietet ihnen genau das! Du erwartest doch nicht ernstlich, dass sie die Seiten wechseln werden? Wenn du das glaubst, dann wach schnellstens auf aus deinen Träumen! Voldemort wird die Informationen zu seinem Vorteil nutzen!"
Er macht auf dem Absatz kehrt und stürmt aus meinem Zimmer. Ich seufze leise, und lehne mich mit geschlossenen Augen in dem bequemen Polsterstuhl zurück.
Ich verstehe ja, dass er unter großem Stress steht, aber manchmal ist er schrecklich impulsiv und urteilt vorschnell. Hat er wirklich so wenig Vertrauen in seine Schüler? Denkt er nicht daran, was wohl aus ihm geworden wäre, hätte ich damals dieselben Vorurteile gehabt wie er heute?
