Hoffnungsschimmer?

Die Bedeutung der Zukunft für die Gegenwart liegt in den gewaltigen Energien, die die Hoffnung in den Köpfen und Herzen der Menschen freisetzt.

Dr. Carl Peter Fröhling (*1933), dt. Germanist, Philosoph und Aphoristiker

Erzählt von Severus Snape

Albus erwartet mich schon. „Severus. Bitte setz dich."

Er ist nicht alleine, alle Mitglieder des Ordens sind versammelt. Ich bemerke sofort die seltsame Stimmung im Raum, alle stehen unter Spannung. Potter und Granger sitzen auf der dunklen Ledercouch und flüstern leise miteinander. Lupin marschiert wie gehetzt vor dem Schreibtisch auf und ab.„Was ist los, Albus?" frage ich, als ich in einem Stuhl am Kamin Platz nehme.

Albus ist sehr aufgeregt, ich habe ihn noch nie so erlebt. Ich kann die Stimmung nicht so recht einordnen, sowohl nervös als auch... euphorisch? Hektisch geht er im Kreise, als er mir erzählt, was sich am Abend zugetragen hat:

„Als wir das Ritual beendeten und die Götter anriefen, passierte etwas sehr Merkwürdiges..."

„Die Gründer Hogwarts! Sie sind erschienen!", platzt der junge Weasley heraus, bevor sein Gesicht einen tiefroten Farbton annimmt. „Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung, Direktor."

Albus spricht weiter: „Schon in Ordnung, Mr. Weasley. Wir sind verständlicherweise alle etwas durcheinander. Nun, Severus, es stimmt. Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff, und Rowenna Ravenclaw sind erschienen."

Wie bitte? Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit solch einer Geschichte. „Direktor, fällt das nicht eher in Sybil Trelawneys Bereich? Ich meine... es ist mir bekannt, dass die Nacht von Samhain die Zeit der genauesten Prophezeiungen ist, der Vorhang zwischen den Welten am dünnsten ist, aber dafür braucht man wohl auch die geeigneten... Spezialisten?", frage ich, wobei ich mir einen sarkastischen Unterton nicht verkneifen kann. Jeder kennt meine Meinung zum Thema Wahrsagen im Allgemeinen und Trelawneys ‚Begabung' im Besonderen...

Leises Gelächter ertönt. Granger. Trelawney hat wieder mal nichts mitbekommen, sie sitzt in einer Ecke des Raumes und hört wohl auf ihre innere Stimme...

Doch Albus scheint es absolut ernst zu meinen! „Das hat nichts mit Prophezeiungen zu tun, Severus. Wirf bitte einen Blick in meine Erinnerungen." Er reicht mir ein silbernes Pensieve. Nun, ich habe wohl keine andere Wahl, wenn ich endlich herausfinden will, was hier gespielt wird...

... ich befinde mich auf der Wiese vor dem Schlossportal von Hogwarts. Der Mond steht hoch am Himmel, und viele Kerzen erleuchten die Szenerie. Alle Schüler Hogwarts haben sich hier im Kreis versammelt - fast alle... -, vor dem mit Beeren, Früchten, Nüssen und Kerzen geschmückten Altar. Die Luft ist voll von Aromen verschiedener Kräuter und Öle. Das Feuer ist entfacht, das Ritual ist mitten im Gange.

Ich sehe, wie Albus die Götter anruft und danach die Zeremonie vollzieht. Als das Feuer langsam erlischt, wird es still. Rauch steigt aus der restlichen Glut gen Himmel.

Plötzlich wird es stockfinster. Drei schemenhafte Gestalten erscheinen. Unruhe macht sich breit unter den Schülern, doch Albus beruhigt sie. Die hochgewachsene Gestalt mit dem funkelnden Schwert in der Hand tritt vor Albus Dumbledore und spricht: „Mein Name ist Godric Gryffindor."

Das erstaunte Schweigen wird alsbald von unruhigem Gemurmel der Schüler unterbrochen. Albus mustert die drei Gestalten eindringlich, bevor er sich kurz räuspert und sagt: „Ich heiße die Gründer von Hogwarts herzlich willkommen bei unserer heutigen Feier."

Der Geist Gryffindors fährt fort: „Es ist nun beinahe 1000 Jahre her, dass wir diese Schule gegründet haben, als Ort, wo junge Hexen und Zauberer ihre Ausbildung erhalten. Über die Jahrhunderte haben wir die Entwicklung der Schule immer beobachtet. Hogwarts war stets ein sicherer Ort, wo Wissen vermittelt wurde. Doch nun, da die Mächte des Dunklen immer stärker werden, kommen große Gefahren auf euch alle zu. Der vierte in unserem Bunde hat uns verlassen, hat sich vollends der dunklen Seite der Macht zugewandt. Böses liegt in der Luft. Aus diesem Grund haben wir in der heutigen Samhainnacht den Vorhang zwischen unseren Welten durchquert, um euch etwas zu bringen."

Eine zweite Gestalt tritt vor Dumbledore, in der Hand ein silbern schimmerndes Buch. Ihre Stimme klingt hell durch die stille Nacht: „Ich, Rowenna Ravenclaw, übereiche euch dieses mächtige Zauberbuch. Bewahrt es gut, es wird euch bald von großem Nutzen sein." Mit diesen Worten überreicht sie dem Direktor das Buch.

Godric Gryffindor blickt in die Runde der staunenden Schüler: „Schwierige Zeiten liegen vor euch, große Dunkelheit. Doch der Kampf, den ihr führt, richtet sich nicht nur gegen die dunklen Magier, sondern auch gegen die aufkeimende Verzweiflung in euren Seelen. Niemals, und sei die Dunkelheit auch noch so erdrückend, darf eure Hoffnung sterben! Die Träume von einer Zukunft in Frieden. Die Zukunft ist jedoch nie genau vorhersehbar, niemand weiß genau, wohin das Schicksal euch führen wird. Doch eines ist sicher: der Weg, der vor euch liegt, ist steinig und schwer. Und viele von euch werden schwere Entscheidungen treffen müssen. Trefft sie wohlüberlegt, und handelt tapfer."

Mit diesen Worten verschwinden die drei Gestalten im Dunkel der Nacht, und hätte Dumbledore nicht das Buch in der Hand, könnte man meinen, alles wäre nur eine Illusion gewesen...

...Das Licht im Büro Dumbledores blendet in meinen Augen, als ich aus dem Pensieve ins Jetzt zurückkehre, und ich blinzle kurz.

Albus blickt von einem zum anderen, bevor er abschließend meint: „Es ist spät geworden, und ein ereignisreicher Abend liegt hinter uns. Ich schlage vor, wir gehen erst einmal zu Bett und überschlafen alles. Morgen – oder besser gesagt heute – Abend treffen wir wieder hier zusammen. Bis dahin werde ich versuchen, aus dem Buch schlau zu werden."

Einer nach dem anderen verlässt das Turmzimmer, nachdenklich, teilweise leise miteinander murmelnd. Nur ich bleibe zurück. Auf einen Wink mit Albus' Zauberstab schließt sich die Tür.

Es ist für mich immer schwierig über die Treffen zu sprechen. Ich suche nach den richtigen Worten, während ich auf und ab gehe. Albus drängt mich nicht. Er deutet schweigend auf die bequeme Sitzgruppe am Kamin, und nimmt in einem der Ledersessel Platz. Ich setze mich daneben auf die Couch, seinem Blick ausweichend. Ich möchte den Ausdruck von Trauer und Mitleid in seinen Augen nicht sehen, ich verstehe nicht, wieso er so empfindet. Immerhin habe ich verdient, was ich nun durchmache...

„Zuerst das Wichtigste. Heute Nacht hat Voldemort mir die Einhorntränen für den Trank überreicht. Es ist offenbar, wie wir befürchteten. Der Trank soll die Schutzzauber zerstören... doch das Rezept ist nicht vollständig... Voldemort und seine Anhänger wissen nicht genug von Zaubertränken, um es korrekt zu ergänzen. Deswegen braucht er mich offenbar noch..."

Ich wende meinen Blick vom Boden ab, und meine Augen suchen Albus. Er ist sehr nachdenklich. „Nun, zumindest bist du im Augenblick in Sicherheit..."

Als ob das so wichtig wäre...

Albus scheint meine Gedanken erraten zu haben, denn er entgegnet sogleich: „...Severus, das ist sehr wohl wichtig!... Wann verlangt Voldemort den Trank?"

„Er hat noch keinen Termin genannt. Immerhin weiß er, dass das auch für mich keine leichte Aufgabe ist. Ich habe allerdings eine Ahnung...aber ich werde versuchen, ihn so lange wie möglich hinzuhalten, damit wir Zeit gewinnen."

Ich räuspere mich kurz, bevor ich zum schwersten Teil komme. „Albus... Das ist noch nicht alles. Es gab eigentlich einen anderen Grund für das heutige Treffen..." Mit gesenktem Blick beginne ich zu erzählen, was sich vor Voldemorts Festung zugetragen hat. Als ich die Namen der neuen Death Eater nenne, schwankt meine Stimme leicht.

Albus steht auf und legt mir eine Hand auf die Schulter: „Severus, es ist nicht deine Schuld. Du hast alles getan, um es zu verhindern. Diese Kinder kommen alle aus Death Eater-Familien, dagegen kommst du nicht an!"

„Ich weiß, Albus. Aber trotzdem hatte ich gehofft... zumindest Draco wollte ich vor dem Dunklen Lord bewahren. Und ich dachte, ich schaffe es, doch in den letzten Wochen habe ich jeglichen Zugang zu dem Jungen verloren."

Albus atmet tief durch, bevor er das Thema wechselt und mich leise fragt: „Severus, was hältst du von der Prophezeiung?"

Nachdenklich antworte ich, das Kinn auf meine rechte Hand gestützt: „Albus, du kennst meine Einstellung zu allem, das mit Prophezeiungen zu tun hat... aber in diesem Falle würde ich sagen, es steckt mehr dahinter. Dies ist vielleicht unsere einzige Chance gegen Voldemort, wenn es zum Angriff kommt. Und das ist nur noch eine Frage von Wochen..."

Sorge blitzt in den blauen Augen des Direktors auf, als er mich fragt: „Denkst du, Voldemort kann dahinter stecken, ich meine, dass es eine Inszenierung war, um uns in eine Falle zu locken?"

Ich überlege einige Minuten lang, bevor ich ihn fest anschaue: „Nein, Albus. Voldemort ist meiner Meinung dazu nicht imstande. Er war die ganze Zeit bei dem Ritual anwesend, und alle anderen Death Eater auch. Außerdem hätte Potter etwas bemerkt, immerhin wäre für solch eine Inszenierung ein sehr mächtiger dunkler Zauber nötig, und das hätte er durch seine Narbe gespürt, so nahe wie er dran war." Nach einer kurzen Pause frage ich: „Albus, was ist in dem Buch?"

Der Direktor reicht es mir, und vorsichtig, um die alten Seiten nicht zu beschädigen, blättere ich es durch. Es ist durchgehend in lateinischer Sprache verfasst und handelt offenbar von einem Ritual. „Interessant", sage ich leise, und gebe ihm das Buch zurück.

Dumbledore nickt. „Ich werde mich sofort eingehend damit befassen. Soweit ich bis jetzt gesehen habe, handelt es sich um einen sehr mächtigen Zauber. Der Text der Beschwörung auf der letzten Seite verrät, dass damit das Böse mit Hilfe der vier Elemente vernichtet werden kann." – „Nun gibt es wieder Hoffnung", fügt er leise hinzu, bevor er in seinem Schreibtischsessel Platz nimmt und sich in den Text vertieft.

4. November, Abends

~ Kerker ~

Erzählt von Severus Snape

Miss Granger ist am Abend nach Samhain wieder gekommen, um mit mir weiterzuarbeiten. Wenn ich ehrlich bin, bin ich darüber sogar sehr froh. Sie ist ausgesprochen kompetent, und zu zweit kommen wir schneller voran.

Ich habe die Einhorntränen zum Trank hinzugefügt, und die Flüssigkeit auf mehrere Kessel aufgeteilt. Nun kommt die schwierigste Phase: das Rezept muss ergänzt werden. Ich habe eine Ahnung, aber das ist bisher nur Theorie. Ich reduziere das Feuer unter dem Kessel, damit die Flüssigkeit nur leise vor sich hin köchelt, und gehe hinüber ins Wohnzimmer.

Miss Granger ist in ein Buch vertieft. Ihre Stirn ist vor Konzentration leicht gerunzelt, und sie sitzt mit angewinkelten Beinen in meinem Ledersessel am Kamin. In den letzten Wochen ist eine gewisse Vertrautheit zwischen uns entstanden, die ich nur schwer in Worte fassen kann. Nachdenklich gehe ich in die angrenzende Kochnische um eine Kanne Tee zuzubereiten. Kurz darauf kehre ich mit zwei dampfenden, wohlriechenden Schalen zurück, und reiche ihr eine. Dankbar lächelnd hebt sie kurz den Kopf. Ihr Verhalten irritiert mich nach wie vor. Sie tut ja beinahe so, als wäre sie wirklich gerne jeden Abend hier... Blödsinn. Dumbledore hat uns beiden einen Auftrag gegeben, und das war's.

Der warme Tee erfüllt mich wieder mit neuer Energie. Ich nehme noch einen Schluck, als plötzlich grüne Flammen auflodern und Dumbledore aus dem Kamin springt.

„Hallo, ihr beiden. Gemütlich! Hast du für mich auch eine Tasse Tee, Severus?"

Er sieht entspannter und zuversichtlicher aus als in den letzten Tagen.

„Accio!" Auf einen Wink des Zauberstabs halte ich eine weitere Tasse in der Hand und reiche sie Albus, welcher mit vergnügter Miene auf der Ledercouch Platz nimmt. Ich setzte mich neben ihn. „Was ist los, Albus? Du bist doch nicht ohne Grund hierher gekommen?"

„Nun, vielleicht wollte ich eure tolle Teamarbeit beobachten?", schmunzelt der Direktor. „Also, ich will euch nicht länger auf die Folter spannen: Ich habe gute Neuigkeiten."

Miss Granger und ich mustern den alten Zauberer gespannt.

Er nimmt einen kleinen Schluck Tee und beginnt zu erzählen: „Ich habe das Buch genau studiert. Es beinhaltet die genaue Anleitung zu einem sehr mächtigen Ritual. Mit Hilfe dieses Rituals kann man die Elemente beschwören und das Böse vernichten."

Neugierig fragt Miss Granger: „Sir, wie funktioniert das?"

Albus lehnt sich entspannt zurück und spricht weiter: „Es ist ein sehr umfangreiches Ritual. Kurz gesagt, man zieht ein Pentagramm und baut einen Schutzkreis auf. Dann spricht man die Beschwörung und richtet den Zauberstab auf den Feind. Für das Ritual braucht man einen speziellen Trank. Das ist auch der Grund, warum ich hergekommen bin. Severus, bitte lies dir das durch."

Neugierig greife ich nach dem Buch, welches Albus mir reicht, und studiere eingehend die Zutaten.

„Professor?"

Neugierde blitzt in den braunen Augen von Miss Granger, als ich das geöffnete Buch in meinen Schoß lege. „Das Rezept ist nicht in konventioneller Textform vorhanden, sondern als Runen mit Mengenangaben. Wie Sie vielleicht wissen, Miss Granger, besteht eine enge Beziehung zwischen Runen und Pflanzen. Auf dieser Tatsache baut der Text auf. Die Runen indizieren die zu verwendenden Zutaten."

Die junge Frau denkt scharf nach, bevor sie antwortet. „Faszinierend. Ich habe schon von solchen Beziehungen gehört, weiß aber nicht konkret, welche Runen für welche Pflanzen stehen."

„Auch ich weiß nur die groben Zusammenhänge, es handelt sich hierbei um eine sehr seltene Thematik. Während meines Studiums der Zaubertränke habe ich zusätzlich eine Vorlesung besucht, welche sich mit historischen Dokumentationsmethoden befasste. Darin wurde erwähnt, dass Runen vor vielen Jahrhunderten eine beliebte Methode der Codierung von Rezepten waren, da der Laie nicht wusste, welche Rune mit welcher Pflanze korrespondiert."

„Doch wie können wir das Rezept entschlüsseln?" Nachdenklich kaut sie auf ihrer Unterlippe.

Ich erhebe mich und durchquere den Raum mit einer einladenden Handbewegung. „In meiner Privatbibliothek könnte sich ein entsprechendes Buch befinden. Wenn nicht, werde ich morgen nach London apparieren und einige Antiquariate durchstöbern."

Albus erhebt sich und nickt mir zu. „Danke für den Tee, Severus. Ich bin in meinem Büro, falls ihr mich braucht. Sirius hat Nachricht geschickt, dass er noch heute Abend kommt."

Na, toll...

Ich öffne die Tür zu meiner Bibliothek und beobachte, wie Miss Granger tief Luft holt und beinahe verklärt die unzähligen mit Büchern gefüllten Regale bestaunt, die den großen Raum bis zur Decke füllen. Glücklicherweise stehe ich hinter ihr und kann mir ein kleines Lächeln erlauben. Selten finde ich jemanden, der eine ebenso große Leidenschaft für Bücher hegt wie ich...

Schon bald sind wir ganz in die unzähligen Bücher vertieft. Die Zeit vergeht rasch.

Meine Augen brennen, und ich fahre mir frustriert mit den Fingern durch die Haare, als Miss Granger begeistert ausruft: „Hier! Ich habe etwas gefunden."

Tatsächlich. Ein unscheinbares, schmales Buch mit dunkelgrünem Lederrücken, „Runen bei der Kunst der Trankbereitung", ein Werk aus dem frühen Mittelalter.

Neugierig schlage ich das Buch auf. Es beinhaltet das Ältere Futhark, das am häufigsten verwendete Runenalphabet, die Zusammenhänge mit Edelsteinen, und im letzten Kapitel sind handgemalte Bilder von Kräutern und Pflanzen, und die jeweils dazugehörigen Runen sind auf den leicht vergilbten Blättern aufgezeichnet.

„Ausgezeichnet, Miss Granger. Das wird uns weiterhelfen."

Als wir mit dem Buch zurück in den Wohnraum gehen, fällt mein Blick auf die Uhr am Kamin. Schon 3 Uhr Morgens! „Miss Granger, es ist genug für heute. Es ist sehr spät geworden."

Es widerstrebt ihr, mitten in der Arbeit aufzuhören, doch ich gebe nicht nach. Immerhin soll sie in wenigen Stunden dem Unterricht folgen. Sobald sie jedoch die Tür hinter sich geschlossen hat, setze ich mich mit den beiden Büchern an meinen Schreibtisch. Bald füllt sich die leere Pergamentrolle mit meinen Notizen, als ich das Rezept entziffere. Der Morgen graut schon, als ich endlich die Feder zur Seite lege und mich auf den Weg in die Große Halle mache. Ich brauche jetzt unbedingt einen starken Kaffee.

Die Große Halle ist zu dieser frühen Stunde noch fast leer, nur Albus sitzt schon beim Frühstück, in ein Gespräch vertieft. Gespräch? Er ist doch alleine! Da fällt mein Blick unter den Tisch. Oh nein! Der haarige Bettvorleger! Genau das, was ich zu solch einer frühen Stunde dringend brauche...

Der Direktor scheint meinen säuerlichen Gesichtsaudruck nicht zu bemerken und winkt mir einladend zu, neben ihm Platz zu nehmen. Kurz überlege ich, ob ich nicht umdrehen soll und Dobby um einen Kaffee in den Kerkern bitten soll, doch ich muss mit Albus sprechen. Seufzend trete ich also näher und ziehe meinen Stuhl zurück. „Albus."

„Guten Morgen, Severus. So früh schon auf?"

„Ich habe die Nacht durchgearbeitet und brauche nun einen starken Kaffee."

Kaum habe ich mich niedergesetzt, erscheint auch schon eine Tasse vor mir auf dem Tisch. Schwarz und wohlriechend.

Ich nehme einen großen Schluck, als ich unter dem Tisch eine Bewegung bemerke. „Black! Hör auf mich anzusabbern! Verschwinde!" Der große Hund setzt sich neben mich und knurrt leise. „Platz, du Köter!"

Albus zwinkert amüsiert, deutet dem Hund aber dann, uns allein zu lassen. Und Merlin sei Dank, er läuft hinaus in den Gang. Soll er doch Lupin ärgern...Angeekelt wische ich mir den angesabberten Umhang ab.

Der Direktor ist in eine elegante, dunkelblaue Robe gekleidet. Er rückt sich die Brille zurecht und erklärt: „Severus, ich muss heute nach London ins Ministerium. Wir müssen Fudge überzeugen, uns Verstärkung zu schicken. Ich hoffe, heute Abend zurück zu sein und habe eine Versammlung in meinem Büro einberufen, um 21 Uhr."

„Fudge ist ein Narr. Du wirst nichts erreichen, Albus."

„Ich muss es probieren. Sirius hat beunruhigende Nachrichten gebracht, in Askaban herrscht eine auffällige Unruhe unter den Dementoren. Das gefällt mir nicht. Charlie Weasley hat mir eine Eule geschickt, dass die Werwölfe sich an der rumänischen Grenze sammeln. Er befürchtet, dass sie sich Voldemort anschließen könnten. Wir brauchen die Unterstützung des Ministeriums!"

Das klingt nicht gut. Aber ich kenne diese Idioten im Ministerium. Die eine Hälfte ist zu dumm, um zu sehen, was passiert, und die anderen stehen unter Malfoys Kontrolle. Doch Albus hat Recht, wir müssen es probieren. Sein Wort hat Gewicht unter den Zauberern, er ist einer der mächtigsten Magier dieses Jahrhunderts.

Ich nehme einen weiteren Schluck Kaffee, und wechsle das Thema. Kurz berichte ich, was wir gestern noch erreicht haben. „...Ich habe das Rezept etwa zur Hälfte entschlüsselt. Wenn Miss Granger nach dem Unterricht kommt, kann sie weitermachen, während ich mit dem Trank experimentiere", schließe ich meine Erzählung.

„Ich bin fest überzeugt, dass ihr es schafft, Severus. Ihr arbeitet gut zusammen..."

Im Aufstehen verabschiedet sich Albus von mir und verlässt mit schnellen Schritten die Halle. Ich mache mich auch auf den Weg, vor der ersten Unterrichtsstunde muss ich noch nach dem Trank sehen. Als ich die Eingangshalle Richtung Kerkertreppe durchquere, treffen die ersten Schüler zum Frühstück ein.

Ich bleibe kurz stehen und werfe einen Blick auf die Gruppe, die über die breite Treppe aus dem ersten Stock herunterläuft. Als sie mich bemerken, verstummt das fröhliche Geplauder, und sie verschwinden schnell durch die Tür. Da kommt auch schon das Dream Team. Ich suche kurz Blickkontakt mit Miss Granger, um ihr zu signalisieren, dass ich Erfolg hatte. Sie blinzelt mir unauffällig zu, bevor sie mit Potter und Weasley zum Frühstück geht.

Schnell gehe ich die Stufen hinunter in den Kerker. Als ich um die Ecke biege, kommt mir eine Gruppe meiner Slytherins entgegen. Die meisten grüßen mich, nur Draco blickt zur Seite, als er an mir vorbeieilt. Er weicht mir immer noch aus...

A/N:

Habe eine kleine Pause gemacht wegen Band 5 OotP. Nachdem ich das Buch gelesen habe, hab ich mir natürlich die Frage gestellt, ob und wie weit ich Änderungen an meiner Story anbringen soll. Eigentlich möchte ich den Inhalt so lassen wie er ist, denn alles ist bis auf den Epilog inzwischen fertig geschrieben, und es würde kompliziert, es an OotP anzupassen, und eine gewisse Person herauszunehmen bzw durch eine andere zu ersetzen. Ich will nur die Vornamen, die bisher nicht bekannt waren und ich daher frei erfunden habe (Lestrange,...), umändern. Was denkt Ihr darüber? Würd mich freuen über Reviews!

Carina: Danke für Deine Review, freu mich, dass es Dir gefällt! Updates kommen nun wieder öfter, versprochen!