Don't worry about the future,
The present is all you can grasp.
The future will soon be the present,
And the present will soon be the past.
~ im Verbotenen Wald ~
Erzählt von Rubeus Hagrid
Es ist kurz vor sechs Uhr Morgens in dieser kalten Neumondnacht. Ich bin mit Fang auf Patrouille am Waldrand unterwegs. Dichte Wolken bedecken den Himmel, und in der Dunkelheit erkenne ich schemenhaft wie eine Gestalt den Verbotenen Wald betritt, in einen dicken Winterumhang gehüllt. Wer schleicht hier herum um diese Zeit? Ich nehme Fangs Leine kurz und rufe laut: „Hallo! Stehen bleiben!" Der große Mann dreht sich langsam um, und mein Hund beginnt leise zu knurren.
„Hagrid, halten Sie ja den Köter fest!" ertönt eine mir bekannte Stimme.
„Professor Snape, Sir. Entschuldigen Sie, hab Sie nicht erkannt, Sir." Ich füge noch hinzu „Muss hier aufpassen im Waldrand. Befehl von Dumbledore, Sir. Kann ich Ihnen helfen?" Vorsichtig stapfe ich näher durch den tiefen Schnee. „Aus, Fang!" Der Hund mag Snape wirklich nicht...
Ärgerlich ertönt seine Stimme: „Bleiben Sie mir bloß vom Leibe mit dem wilden Vieh, Hagrid! Ich brauche nur etwas Birkenrinde."
Ah, anscheinend Zutaten für einen Trank. Jawohl, Sir. Bin schon wieder weg, Sir." Fang zieht mit ganzer Kraft an der Leine und bellt jetzt laut. „Bei Fuß, Fang! Sei still! Komm, wir gehen heim!" Ich zerre den unwilligen Rüden hinter mir her, hinüber zu meiner Hütte. Will mich noch eine Stunde aufs Ohr legen bevor der Tag beginnt...
***
Von allen Seiten strömen die Schüler in die Große Halle, wo das Frühstück bereits angerichtet ist. Die meisten Lehrer sitzen schon auf ihren Plätzen, als die Tür aufschwingt und der Tränkemeister mit großen Schritten hereineilt. Wie üblich nickt er seinen Kollegen und Kolleginnen nur kurz zu und nimmt am Ende des Tisches Platz, wo bereits eine Tasse schwarzer Kaffee auf ihn wartet.
Wenige Minuten später fliegen die ersten Eulen herein, um die Post abzuliefern. Severus nimmt den Tagespropheten entgegen und wirft einen eher desinteressierten Blick darauf. Doch die Überschrift auf der Titelseite erregt rasch seine Aufmerksamkeit:
Der Tagesprophet
Nr. 319
14. November 1997
Schüler in Lebensgefahr!
Hogwarts Direktor billigt Einsatz von Dunkler Magie und verbotener Flüchen!
Exklusiv für den Tagesprophet berichtet ein Schüler, der aus Sorge vor möglichen Konsequenzen nicht namentlich genannt werden möchte, was sich hinter den Mauern von Hogwarts wirklich abspielt! Im sogenannten Duellierkurs werden permanent Schüler schwer verletzt durch den Einsatz verbotener Flüche und dunkler Magie! Der Schulaufsichtsrat ist daraufhin sofort aktiv geworden und setzt Direktor Dumbledore, der offenbar mit der Leitung der Schule aufgrund seines fortgeschrittenen Alters bereits überfordert ist, ein Ultimatum.
Lesen Sie weiter auf Seite 5-6 (das Exklusivinterview mit dem Schüler M.), Seite 7 (Reaktion von W.G. Quill, Vorsitzender des Schulaufsichtsrates) und Seite 8 (Direktor Dumbledore, eine psychologische Betrachtung von Rita Kimmkorn)!
Severus dreht sich rasch um und blickt zu Dumbledore, doch dieser öffnet gerade einen versiegelten Brief. Ein Raunen erfüllt die Große Halle. Offenbar haben schon einige Schüler die Überschrift gelesen, und es wird eifrig diskutiert.
Der Direktor hebt kurz die Hand: „Ich bitte um Ruhe! Es gibt keinen Grund zur Besorgnis! Keiner von euch ist hier in Hogwarts in Gefahr! Der Artikel dient nur einem Zweck, nämlich dem, alle zu verunsichern. Der Unterricht wird wie bisher weitergeführt, unter der kompetenten Betreuung von Professor Moody. Wie ich schon einmal erklärt habe, ist es unverzichtbar, dass ihr euch in Anbetracht der Bedrohung durch Lord Voldemort verteidigen könnt." Seine Stimme strahlt Sicherheit und Ruhe aus. Langsam legt sich die Aufregung unter den Schülern und geht in ein leises Gemurmel über.
Dumbledore erhebt sich rasch und deutet Severus ihm zu folgen, und beide verlassen die Große Halle. Die beiden Zauberer sind unterwegs in das Büro des Direktors. Ihre Mienen sind ernst, und keiner spricht auf dem Weg. Kurz darauf erreichen sie den Wasserspeier und steigen die Treppe empor.
Kaum sind sie im Büro angekommen, verschließt Dumbledore die Tür und reicht Snape den Brief. „Vom Schulaufsichtsrat. Hier. Lies."
Sehr geehrter Direktor Dumbledore!
Uns ist zu Ohren gekommen, dass einige äußerst bedauerliche Zwischenfälle in Hogwarts stattgefunden haben: Einige Schüler wurden in einem nicht genehmigten Freifach durch den Einsatz von verbotenen Flüchen verwundet. Der Schulaufsichtsrat verlangt die sofortige Streichung des sogenannten Duellierkurses, um weitere Zwischenfälle zu vermeiden. Sollten Sie diesem Befehl nicht Folge leisten, sehen wir uns gezwungen Maßnahmen zu ergreifen, was wir natürlich außerordentlich bedauern würden.
Wir befürchten weiterhin, dass Sie die Ihnen anvertraute Aufgabe der Schulleitung in Anbetracht Ihres hohen Alters nicht mehr ausreichend erfüllen können.Der Schulaufsichtsrat wird daher bei seiner nächsten Sitzung Mitte Dezember über einen geeigneten Nachfolger abstimmen. Bis dahin bleiben Sie im Amt, wir werden jedoch Ihre Entscheidungen einer genauen Kontrolle unterziehen. Mit Jahresende werden Sie nach Erhalt des Ordens des Merlin 1. Klasse für Ihr jahrelanges Engagement in Hogwarts geehrt werden, und anschließend Ihren wohlverdienten Ruhestand antreten.
Hochachtungsvoll
W.G. Quill,
Vorsitzender des Schulaufsichtsrates
„Malfoy. Nur er kann dahinter stecken." Severus legt den Brief auf den Schreibtisch und runzelt die Stirn. „Was wirst du tun, Albus?"
„Gar nichts. Der Kurs wird weitergeführt. Ich lasse es darauf ankommen. Wenn Voldemort wirklich so rasch angreift, wie wir vermuten, wird das Ministerium andere Sorgen haben, als einen neuen Direktor zu suchen. - Nun zu etwas Wichtigerem. Wie geht es mit den Zaubertränken voran?"
„Der Trank für Voldemort ist bald fertig, das weiß er aber noch nicht. Wichtiger ist der andere Trank: wir haben das Rezept entschlüsselt und beginnen heute mit der Zubereitung. Glücklicherweise war vergangene Nacht Neumond, und ich konnte eine wichtige Zutat beschaffen. Wir brauchen aber eine Pflanze, über die ich nicht verfüge. Wasserlilien."
„Hm, das wird kompliziert."
„In London gibt es ein Gewächshaus im Institut für Magische Flora. Ich habe mir überlegt, dass Professor Sprout mit Hermione unter dem Vorwand einer Sonderarbeit über Wasserlilien nach London reisen und einige Exemplare besorgen könnte."
„Ja, das wäre eine Möglichkeit." Dumbledore nimmt in seinem Lehnstuhl Platz.
Düster fügt der Tränkemeistern noch hinzu: „Ich habe jedoch das Gefühl, wir sind nicht genug vorbereitet. Es geschieht zu wenig... Was kommt wohl auf uns zu? Und vor allem, wie können wir die Zukunft beeinflussen?"
Der Direktor greift in seinen Umhang und erwidert: „Die Zukunft lässt sich nicht beeinflussen, Severus. - Zitronenbonbon?"
„Wie kannst du nur so gelassen bleiben?" herrscht Snape händeringend den Direktor an.
Der weise, alte Zauberer räuspert sich kurz und rückt seine Brille zurecht, bevor er bedächtig antwortet: „Ich bin nicht gelassen, ich versuche lediglich einen kühlen Kopf zu behalten. Es hat wenig Sinn, sich Sorgen zu machen über Dinge, die wir nicht ändern können. Wie sagte einst ein berühmter Muggel? ‚Das wenige, was du tun kannst, ist viel.' Und wir tun alle, was wir können, du vor allem. Was geschehen wird, wird geschehen."
„Das klingt ja beinahe schon so rätselhaft wie die Aussage eines Zentauren!" knurrt Snape.
„Ich vertraue fest darauf, dass uns die Prophezeiung der Gründer helfen wird." Nach kurzem Zögern fährt er fort, seinen Freund eindringlich musternd: „Ich mache mir jedoch große Sorgen um dich, Severus. Wenn du Voldemort noch länger hinhältst, wird er zornig werden."
„Ich werde ihn so lange wie nötig hinhalten, Albus. Wir müssen den Trank für die Beschwörung fertig haben, bevor ich ihm den Zaubertrank bringe. Es gibt keine andere Möglichkeit!" Er hebt kurz die Hand, als Dumbledore ihm widersprechen will. „Albus, ich werde nach London mitkommen. In der Knockturn Gasse kenne ich einen Hehler, der schwer erhältliche Zutaten beschaffen kann. Voldemort wird das erfahren, und überzeugt sein, dass ich daran arbeite, das Rezept zu vollenden. Er weiß schließlich nicht, dass Miss Granger und ich schon längst die letzten Zutaten kennen."
„Ein gefährliches Spiel, Severus, und ich kann nicht behaupten, dass es mir gefällt." Dumbledore streicht sich geistesabwesend seinen langen Bart glatt.
Der Meister der Zaubertränke erhebt sich und wechselt rasch das Thema. „Ich muss ins Labor, Albus."
Der alte Zauberer steht auf und begleitet seinen Freund zur Tür. „Ich werde Professor Sprout über das nötigste informieren und Hermione genaue Anweisungen geben."
***
am Nachmittag
~ Kerker ~
„Haben Sie mit dem Direktor wegen Professor Sprout gesprochen, Sir?"
„Ja. Er hat vorgeschlagen, dass Sie gemeinsam mit ihr nach London apparieren um einige Pflanzen zu holen. Professor Sprout wird vom Direktor in groben Umrissen informiert. Offiziell schreiben Sie bei ihr eine Sonderarbeit über Wasserlilien, und benötigen dazu geeignete Pflanzen. Sie werden also unterwegs über Ihren Aufsatz sprechen." Der Tränkemeister holt einen großen Kessel hervor und entzündet darunter ein Feuer. „Sie beginnen zu schneiden." Rasch geht er hinüber in den Vorratsraum, um die ersten Zutaten zu holen.
Hermione richtet inzwischen auf einem der hohen Holztische Schneidbretter, Messer, und Mörser, bevor sie Snape folgt.
Der Vorratsraum ist relativ klein und bis unter die Decke voll mit Regalen, in welchen, fein säuberlich sortiert und beschriftet, die unterschiedlichsten Zaubertrankzutaten in verschiedensten Behältern lagern. Hier findet man Glasflaschen und Metalldosen, durchsichtige und milchige Gläser in allen Farben, Behälter mit Kork und solche mit Drehverschluss, mit Flüssigkeit gefüllte Behälter mit verschiedensten eingelegten Zutaten. Spinnenbeine und Drachenblut, Einhorntränen und Vogelfedern, unterschiedlichste Kräuter und vieles mehr.
Aus dem untersten Regal entnimmt sie ein großes Glas mit Stechginster. Snape steht auf einer Leiter und reicht ihr einige Behälter mit Pflanzen von den oberen Fächern herab: Lindenblüten und Farnblätter. Anschließend steigt er herab und nimmt eine Flasche mit milchiger Trägersubstanz mit hinüber ins Labor.
Der Tränkemeister fährt mit seiner Erklärung fort, während er die verschiedenen Gläser griffbereit auf dem Arbeitstisch zusammenstellt. „Ich komme auch mit nach London und werde inzwischen in der Knockturn Gasse einige Einkäufe erledigen, ich brauche noch etwas für den Trank Salazars." Er gießt die Trägersubstanz in den Kessel und beginnt darin umzurühren.
„Wie kommen wir nach London, Sir?" fragt Hermione neugierig, während sie den Stechginster gewissenhaft im Mörser zerkleinert.
„Wir werden apparieren. Ich helfe Ihnen dabei, da Sie noch keine Lizenz haben. –Die Trägersubstanz ist bereit. Ist der Stechginster pulverisiert?" Fest rührt er die dampfende Flüssigkeit um, damit sich nichts am Kessel anlegt.
„Ja, Sir. Ich muss ihn nur noch abwiegen." Geschickt misst sie exakt 100 Gramm, und reicht Severus das Pulver.
Er schüttet es gemeinsam mit den Lindenblüten in die kochende Lösung. Es zischt leise, und etwas Dampf steigt auf, bevor Severus die vier Farnblätter in die Hand nimmt und vorsichtig nacheinander in den Kessel gleiten lässt.
Hermione hat inzwischen schon den Aufguss aus Birkenrinde und Einhorntränen herbeigeholt, welchen Snape am frühen Morgen zubereitet hat.
„Ah, meine Lieben! Wie immer fleißig bei der Arbeit!"
Die vergnügte Stimme Dumbledores lässt Professor Snape herumfahren. „Albus! Musst du dich immer von hinten an mich heranschleichen?"
Der Direktor ignoriert den ärgerlichen Ton in der Stimme seines Freundes und blickt neugierig in den Kessel, aus dem inzwischen dunkelgrüne Dämpfe hervordringen. „Interessant."
„Die erste Stufe ist vollendet. Nun kommen wir zu den neun Amulettkräutern", erklärt der Tränkemeister.
„Wie lange wird es noch dauern?"
„Der Trank wäre schnell fertig, doch wir müssen bis Vollmond warten, um den Aufguss der Amulettkräuter hinzuzufügen." Er rührt zweimal kräftig im Kessel um.
„Severus, so lange kannst du Voldemort nicht hinhalten!"
„Wir müssen so lange warten! Sobald er den Trank hat, kann er jederzeit angreifen! Albus, ich habe meine Entscheidung getroffen, und du wirst mich nicht davon abbringen!" Der Tränkemeister blickt Dumbledore fest in die Augen.
Sorge leuchtet in den müden Augen des Direktors, als er sich zu Hermione umdreht, welche inzwischen begonnen hat, alles für den Aufguss vorzubereiten.
„Weshalb ich eigentlich gekommen bin: Ich habe arrangiert, dass ihr morgen nach London reist. Flora ist informiert, dass ihr Pflanzen braucht, ohne Verdacht zu erregen. Sie weiß allerdings nicht wofür. Beim Abendessen wird sie dir vor den anderen alles erzählen. Morgen früh macht ihr drei euch auf den Weg nach Hogsmeade."
„Ich habe morgen bis 12 Uhr Unterricht!" wendet Severus ein.
Dumbledore winkt ab. „Das ist geregelt. Ihr könnt nicht später reisen, denn ihr braucht in London genug Zeit, und ich will, dass ihr bei Einbruch der Dunkelheit zurück in Hogwarts seid!" Sein fester Ton erstickt jeden Widerspruch im Keim.
„Ich habe Remus gebeten, deinen morgigen Unterricht zu übernehmen. Da es sich nur um erste und zweite Klassen handelt, sehe ich keine Probleme."
Severus verdreht genervt die Augen. Toll, der Werwolf... nun ja, besser als Black.
„Ich erwarte dich morgen Abend in meinem Büro, sobald ihr zurück seid, Severus. Und nun halte ich euch nicht länger auf, wir sehen uns nachher beim Abendessen." Mit diesen Worten verabschiedet sich der Direktor.
„Nun zu den Amulettkräutern." Severus beginnt zügig die Kräuter abzuwiegen, und Hermione gibt sie in den Topf mit heißem Wasser. Beide sind voll auf ihre Arbeit konzentriert.
***
Am nächsten Morgen
~ London ~
Die Sonne steht am wolkenlosen Himmel an diesem strahlend schönen, kalten Dezembervormittag, als drei Gestalten am Rande der Winkelgasse apparieren. Severus Snape wendet sich mit kalter Stimme an Professor Sprout: „Ich habe hier einige Dinge zu erledigen. Ich denke, du wirst mich nicht brauchen, um mit dieser neunmalklugen Streberin die Pflanzen zu besorgen?" Mit finsterer Miene mustert er Hermione. „Typisch Gryffindor. Lässt keine Gelegenheit aus, sich hervorzutun!" Mit großen Schritten macht er sich auf den Weg, seine schwarzen Roben flattern im Wind.
Flora Sprout sagt beruhigend zu Hermione: „Machen Sie sich nichts draus, Miss Granger, so ist er eben. Kommen Sie, gehen wir ins Gewächshaus." Hermione nickt kurz mit zusammengepressten Lippen, und folgt der rundlichen Kräuterkundelehrerin, die zielstrebig zum anderen Ende der Winkelgasse marschiert, vorbei an den unterschiedlichsten Geschäften.
Hermione beobachtet neugierig das eifrige Treiben in der Gasse. Zauberer und Hexen wohin das Auge reicht, alle geschäftig. Sie kennt die meisten Läden in der Gasse: Flourish and Blotts, der Buchladen, wo sie später mit Professor Snape zusammentreffen wollen, gegenüber Madam Malkin's, das Kleidergeschäft für modische Hexen und Zauberer, und Ollivander's Laden, wo man alle erdenklichen Zauberstäbe kaufen kann. Vorbei an einigen Antiquariaten und einem großen Fachgeschäft für Zaubertrankzutaten, gelangen sie zu Gringott's, der Bank der Zauberwelt. Grimmige Kobolde stehen an beiden Seiten der Tür und mustern die Passanten misstrauisch. Hinter Gringott's beginnt ein Bereich, den Hermione noch nicht kennt: hier befinden sich die Forschungslaboratorien der Zauberwelt, mittendrin das Gewächshaus des Instituts für Magische Flora.
Am Eingang müssen sie sich kurz ausweisen, und Professor Sprout zeigt eine von Direktor Dumbledore unterzeichnete Urkunde vor, woraufhin ein freundlicher junger Zauberer sie in den klimatisierten Bereich führt und ihnen die gewünschten Pflanzen aushändigt. Dumbledore hat in seinem Ansuchen noch andere Pflanzen erbeten, um keine Rückschlüsse auf den wahren Zweck zu ermöglichen.
Anschließend unternimmt der Angestellte des Instituts mit Hermione und Professor Sprout noch einen Rundgang durch das gesamte Gewächshaus und erzählt ihnen alles Wissenswerte über die vorhandenen Pflanzen und ihre Besonderheiten, sowie die an das Gewächshaus angrenzenden Versuchslaboratorien und die dort durchgeführten neuesten Tests über Genforschung, welche für die Herstellung von Zaubertränken von großer Bedeutung sind.
Erst nach über drei Stunden verlassen die beiden Hexen müde, aber zufrieden das Gewächshaus Richtung Flourish and Blotts, eifrig diskutierend, und bepackt mit diversen Pflanzen.
***
Severus Snape will gerade in die Knockturn Gasse treten, als eine elegant gekleidete Gestalt aus einem dunklen Hauseingang tritt und ihn aufhält. „Wohin so eilig, mein Freund?", erklingt eine allzu bekannte Stimme. Mit eisernem Griff wird er an der rechten Schulter festgehalten. Stahlgraue Augen treffen auf schwarze. Lucius Malfoy.
„Halt mich nicht auf, Lucius. Ich brauche einige Zutaten, um meinen Auftrag ausführen zu können!" Mit einer heftigen Bewegung der Schulter reißt er sich los.
„Severus, du spielst mit dem Feuer. Wenn du noch lange wartest, wirst du dich verbrennen. Das wäre doch schade, oder?", erwidert der blonde Mann voll falscher Anteilnahme mit sanfter Stimme.
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich erfülle einen wichtigen Auftrag." Snape blickt Malfoy fest in die Augen.
„Nun, hoffen wir, dass andere das auch so sehen, Snape... Was sucht übrigens dieses Schlammblut in London, und wieso begleitest du sie?"
„Sie schreibt eine Sonderarbeit in Pflanzenkunde und holt dazu Material mit Professor Sprout", antwortet Snape kurz angebunden. „Du kannst sicher sein, dass ich mich nicht um ihre Gesellschaft reiße... Dumbledore wollte, dass ich die beiden begleite, und so kann ich gleich die fehlenden Zutaten besorgen, ohne in Hogwarts Verdacht zu erregen. Und nun halt mich nicht länger auf, ich habe zu tun." Ohne sich nochmals umzudrehen geht er weiter in die Knockturn Gasse.
Malfoy blickt ihm mit zusammengekniffenen Augen nach. „Ich bin gespannt, ob ER das auch so beurteilt, Snape", zischt er leise, bevor er seinen Umhang glattstreicht und disappariert.
Selbst bei Sonnenschein ist es finster in der schmalen, verwinkelten Knockturn Gasse. Die Häuser stehen dicht aneinandergereiht, und in allen Nischen und Ecken sind zwielichtige Gestalten verborgen. Der Tränkemeister zieht seinen Umhang enger und geht zielstrebig auf ein unscheinbares Geschäft am hinteren Ende der Sackgasse zu. Auf der schmutzigen Glasscheibe steht in blutroter Schrift „Arawn`s Unterwelt" geschrieben. Snape blickt unauffällig um sich, bevor er flink in dem verwahrlosten Laden verschwindet.
Drinnen ist es düster und staubig, und ein stechender Geruch liegt in der Luft. Allerlei Zaubereigegenstände füllen die Regale. Der Tränkemeister durchquert den großen Raum und klopft zweimal kurz an eine verschlossene Tür, welche in einem dunklen Winkel verborgen ist. Schlurfende Schritte erklingen, und mit einem Quietschen öffnet sich die Tür. Ein ungepflegt aussehender älterer Mann kommt heraus. Er kneift leicht die Augen zusammen, als er den Kunden erkennt. „Snape! Lange nicht gesehen..."
„Arawn." Grüßend nickt ihm der Professor zu. „Ich brauche einige Zutaten."
„Braucht ER wieder einen besonderen Trank? Wundert mich nicht... Man hört so einiges in letzter Zeit..." Lauernd mustert ihn der ältere Mann mit neugieriger Miene.
Der Meister der Zaubertränke schweigt.
„Also, was brauchen Sie, Snape?", knurrt Arawn ihn mürrisch, enttäuscht, Snape keine Neuigkeiten über Voldemort entlockt zu haben, und deutet Severus, ihm in den Hinterraum zu folgen. Das stickige Zimmer ist bis unter die Decke voll von verbotenen Substanzen. Die Leute vom Ministerium hätten ihre Freude, wenn sie hier hereinkämen...
„1 Kilogramm Einhornfleisch und 500 Gramm eingelegtes Werwolfshirn. Aber frisch!", antwortet Snape emotionslos.
„Das wird aber teuer!" Listig glitzern die Augen des alten Mannes. „In letzter Zeit wird es immer schwieriger, Einhörner zu schlachten, na ja, und die Werwölfe sind auch nicht einfach aufzutreiben... nun, sagen wir, je 500 Galleonen. Natürlich nur, weil Sie Stammkunde sind..."
„Ich zahle bestenfalls die Hälfte. Ich kenne Ihre Quellen, Arawn. Außerdem schätzt mein Auftraggeber es nicht sonderlich, wenn man ihm Schwierigkeiten macht!" Kalt bohren sich die schwarzen Augen in die braunen des Hehlers.
Kurze Zeit messen sich die beiden, doch dann gibt der ältere Mann nach. "Also gut, aber nur, weil es für IHN ist. 500 Galleonen, alles zusammen."
„Ich bin sicher, ER weiß es zu schätzen." Ein unangenehmes Lachen entringt sich der Kehle des Tränkemeisters, als er bezahlt und die Ware entgegennimmt. „Ich mache immer gerne mit Ihnen Geschäfte, Arawn." - „Reducio!" Er verkleinert die beiden Pakete und verstaut sie in einer Innentasche seines weiten Umhanges. Grüßend neigt er den Kopf und verlässt den dunklen Hinterraum, den älteren Hehler stets aus dem Augenwinkel beobachtend. Doch heute macht man ihm keine Probleme, und schnell verlässt Professor Snape das Geschäft.
Als er wieder auf der Straße ist, blickt er sich unauffällig um, doch von Malfoy ist nichts mehr zu sehen. Bestimmt ist er bereits zu Voldemort appariert, um Bericht zu erstatten. Der Tränkemeister macht sich rasch auf den Weg zu „Flourish and Blotts", wo er mit Hermione und Professor Sprout verabredet ist.
Als er die Buchhandlung erreicht, ist von den beiden noch nichts zu sehen, und Severus beginnt in der Abteilung für Zaubertrankbüchern zu stöbern. Er entdeckt unter anderem ein interessantes Werk über Exotische Elixiere, welches er noch nicht kennt. Kurz darauf betreten Hermione und Flora den Laden, jede ein Paket in der Hand. Severus bezahlt sein Buch, und die drei machen sich auf den Weg zum Apparationsbereich am Ende der Straße. Bald darauf haben sie Hogsmeade erreicht.
Hermione plaudert am Weg hinauf zum Schloss angeregt mit Professor Sprout über ihre Eindrücke vom Gewächshaus, und der Tränkemeister hört eine Weile schweigend zu. Als sie das Schloss betreten, funkelt er die junge Gryffindor zornig an: „Miss Granger, es reicht, dass Sie sich permanent im Unterricht in den Mittelpunkt stellen mit Ihrer Besserwisserei. Ich sehe nicht ein, wenn ich schon Kindermädchen für Sie auf diesem unnötigen Ausflug spielen musste, dass Sie meine Geduld so strapazieren müssen mit Ihrer dauernden Quasselei. Folgen Sie mir in den Kerker, ich habe eine passende Strafarbeit für Sie!"
Mit wehendem Umhang eilt er hinab in die Kerker, gefolgt von einer empörten Hermione. Ein erstaunter Draco Malfoy macht ihnen eilig Platz, als sie zur Treppe kommen.
Kurz darauf betreten die beiden den Klassenraum, und der Tränkemeister beschwört einen Zauber hervor, damit kein Ton nach draußen dringt, und die Tür verschlossen bleibt. Dann dreht er sich mit um Verzeihung bittender Miene zu der jungen Hexe um. „Malfoy sah uns gemeinsam hereinkommen, und das war die einzige Möglichkeit, dass Sie mit mir herunterkommen können."
„Ist schon in Ordnung, Sir", nickt Hermione. Mit einem feinen Grinsen fügt sie hinzu „Immerhin haben Sie Gryffindor keine Punkte abgezogen!"
Severus verzieht das Gesicht „Ausgesprochen bedauerlich, in der Tat." Er öffnet die Tür zum angrenzenden Labor und entfernt den Schutzzauber, welcher auf dem Kessel liegt. „Also, nun zu den Wasserlilien..."
A/N:
Mystical Selena: Danke für das Lob!
Viel Spaß mit dem neuen Kapitel wünscht Slytherin Witch!
