Düstere Vorzeichen

Dunkelheit trug einen Mantel, Hülle für einen fahlen Reiter auf schwarzem Ross.

Tolkiens Beschreibung der Ringgeister

Erzählt von Severus Snape

Ich appariere im Hof von Voldemorts Festung. Die anderen Death Eater sind schon im Kreis aufgestellt. Ich blicke hastig in die Rund und bemerke deutliche Blicke der Verachtung und des Misstrauens. Verdammt! Bevor ich noch einen Schritt machen kann, ertönt Voldemorts wütende Stimme. „Giftmischer... Du kommst zu spät! Crucio!" Heute nimmt er den Fluch erst nach mehreren Minuten von mir, nur um mir folgende Frage zu stellen: „Hast du den Trank fertig?"

„Mylord, ich brauche noch einige Tage. Ich habe erst einige Zutaten beschaffen müssen. Es ist sehr kompliziert..."

„Ich habe kein Interesse an Ausreden! Ich bin nicht bereit, noch länger zu warten! Diesmal wirst du spüren was geschieht, wenn man sich meinen Anordnungen widersetzt!" Leise zischt er: "Wenn ich dich das nächste Mal rufe, Snape, wirst du den Trank fertiggestellt haben. CRUCIO!" Hasserfüllt blickt Voldemort auf mich herab. Im Hintergrund höre ich wie durch Watte, wie die anderen Death Eater sich lachend an meinem Anblick weiden. Der Schmerz wird immer heftiger! Alles verschwimmt vor meinen Augen, und wie aus großer Entfernung höre ich: "Fractura!" Ich schreie laut auf, als die Knochen in meinen Beinen brechen.

Schmerz! Finsternis...

***

Voldemort beugt sich über die am Boden liegende Gestalt, das Gesicht zu einer höhnisch grinsenden Fratze verzogen. Angewidert wendet er sich ab. Eine Blutlacke bildet sich am Boden, wo Severus' Kopf auf den Steinen aufgeschlagen ist.

„Das Treffen ist hiermit beendet. Lasst ihn hier liegen!" befiehlt der Dunkle Lord, und er und die Death Eater disapparieren. Innerhalb weniger Sekunden ist der Hof leer.

Eine schmale Gestalt mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze tritt aus dem Schatten des Festungstores und beugt sich über den regungslos liegenden Severus. Eine Hand legt sich auf eine Schulter des Bewusstlosen. Ein leises „Apparate" durchbricht die Stille, und beide verschwinden im Dunkel der Nacht.

***

Erzählt von Albus Dumbledore

„Direktor!... Direktor!"

Was ist jetzt los? Mitten in der Nacht? Leise seufzend erhebe ich mich aus meinem wohlig warmen Bett, und setze meine Brille auf. Die Tür zu meinem Turmzimmer wird aufgerissen und Hermione Granger stürzt aufgeregt herein, heftig nach Luft ringend. „Direktor! Ein Licht!"

Sofort bin ich hellwach. „Ruhig, Miss Granger. Tief durchatmen. So, und nun langsam. Was ist geschehen?"

„Auf meinen Inspektionsrunden habe ich durchs Fenster einen grellen Lichtschein gesehen. Wie von einem Illuminatus-Hilferuf!"

„Wo?" frage ich schnell."

„Am Rande des Verbotenen Waldes."

Die Apparationsgrenze. Ein Hilferuf... Severus? Schnell greife ich nach meinem Zauberstab, ziehe einen warmen Umhang über den dünnen Schlafanzug und eile die Treppe hinunter. Miss Granger folgt mir. Kalte Nachtluft umgibt uns, als wir über die vom Mondlicht schwach erleuchteten Wiesen laufen. Ich sehe eine schattenhafte Gestalt, welche über etwas am Boden Liegendes gebückt ist. Als wir näherkommen, verschwindet der Schatten im Wald. Wer war das? Doch für solche Gedanken ist jetzt keine Zeit, denn es ist wirklich Severus, welcher bewegungslos am Boden liegt. Schnell knie ich neben ihm nieder.

Miss Granger richtet ihren Zauberstab auf ihn: „Lumos". Entsetzt schreit sie auf, als das Licht auf ihn fällt. Sein ganzer Körper ist blutbespritzt, und offensichtlich sind beide Beine gebrochen. Aus einer klaffenden Wunde am Hinterkopf sickert Blut und tropft auf den feuchten Waldboden. Ich fühle eilig nach dem Puls. Spürbar, aber sehr schwach und unregelmäßig. Mit einem Dreh des Zauberstabs stoppe ich die Blutung: „Finite sanguinem". Jetzt muss es schnell gehen: Hastig beschwöre ich eine Trage unter Severus' Körper herauf, und transportiere ihn so mit meinem Zauberstab in Richtung Schloss, in sein Quartier, wo ich ihn auf sein Bett lege. Nur kurz drehe ich mich um: „Miss Granger, bitte holen Sie aus dem Labor einen Kräftigungstrank, etwas Muskelentspannendes und etwas Schmerzstillendes."

Sie nickt und verlässt den Raum. Die Verletzungen sind mit ein paar Zaubersprüchen schnell geheilt, doch Severus ist nach wie vor bewusstlos, und sein Puls ist unregelmäßig und sehr schwach. Ich muss etwas unternehmen!

Ich lege meine Hand auf seine Stirn, schließe die Augen und murmle eine alte Beschwörung: „Vis vitalis a te transfero." Silbriges Licht erscheint zwischen uns beiden, als ich einen Teil meiner Lebensenergie auf Severus übertrage. Langsam entspannt sich sein verkrampfter Körper.

Leise öffnet sich die Tür und Hermione tritt zögernd ein: „Wie geht es ihm?"

Der Zauberspruch hat viel Kraft gekostet. Ich sinke erschöpft auf einen Sessel neben dem Bett und atme tief durch, bevor ich leise antworte: „Er wird überleben. Sein Zustand ist jetzt stabil. Er sollte bald wieder zu sich kommen."

„Direktor? Sind Sie in Ordnung?" Besorgt mustert sie mich, als sie näher tritt.

„Mir geht es gut. Es ist nur ein vorübergehender Schwächezustand. Ich habe einen sehr alten, mächtigen Zauberspruch verwendet, der Lebensenergie überträgt."

Verständnis blitzt in ihren braunen Augen auf. Wortlos reicht sie mir die Flasche mit dem Kräftigungstrank und ich trinke einen Schluck der dunkelroten Flüssigkeit. Bald spüre ich, wie sich neue Kraft in meinem Körper ausbreitet. Gemeinsam warten wir.

Nach einigen Minuten ertönt ein leises Stöhnen. Sofort bin ich an seiner Seite: „Severus! Du bist in Sicherheit."

Mit schwacher Stimme antwortet er: „Albus..."

„Nicht sprechen. Hier! Ein Kräftigungstrank und etwas Schmerzstillendes. Versuch zu schlucken." Vorsichtig lege ich die Hände unter seinen Kopf und die Schultern und stütze ihn, während Hermione ihm langsam die Flüssigkeit einflößt. Mühsam trinkt er, immer wieder von Krämpfen geschüttelt. Vorsichtig lasse ich ihn anschließend wieder aufs Bett zurückgleiten, und er schließt die Augen. Hermione holt einen Sessel aus dem Wohnraum heran und setzt sich neben uns. Lange Zeit fällt kein Wort, nur die immer regelmäßiger werdenden Atemzüge von Severus sind hörbar. Er schläft.