6. Kapitel: Auf der Spur

"Das ist es!", Sari'phel lehnte sich nach vor und hieb auf den roten Schalter. Sogleich sprangen mehrere Geräte an und die Zentrale war hell erleuchtet. Seine Augen suchten gierig die Skala, welche den Widerstand der Irdischen gegen die Wissensübertragung zeigte. Vor einem Augenblick war der Zeiger schlagartig in den grünen Bereich gefallen. Es konnte beginnen... Bulma spürte nicht, dass sich an ihrem Nacken das Gerät einschaltete und ihr Wissen aus den Bewussten und Unbewussten Regionen ihres Gedächtnisses zog, um es an einen zentralen Umformer zu leiten.

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"Beeindruckend, Erhabener", raunte ein Molluske und seine Scheinarme zitterten, während seine Stielaugen den Bildschirm fixierten über den Bilder, Texte und Formeln jagten. "Ihr Wissen kann mit den besten aus unserer Abteilung mithalten. Schade, dass wir es nicht dauerhaft lagern können." "Du weißt, dass damit zu viele Faktoren verknüpft sind", antwortete der Pilot geistesabwesend, "die Erdlinge, besonders ihre Weibchen denken in sonderbar verwinkelten Bahnen. Das alles aufzuzeichnen, würde alle Netzwerke zusammenbrechen lassen. Oder", er blickte kurz hoch und fixierte den demütig bibbernden Mollusken mit hartem Blick, "oder denkst du, meine Berechnungen sind fehlerhaft."

"Mitnichten, wie könnte eine wertlose Ansammlung von Wasser, Eiweiß und anderen Verbindungen, die Worte Eurer Erhabenheit in Zweifel ziehen", beeilte sich der Ingenieur zu versichern. Mit einem halbwegs zufriedenen Knuren wandte sich der Pilot wieder den pendelnden Skalen zu. Nicht übel, alles schien nach Plan zu laufen. In Gedanken gratulierte er sich zu der Idee, ausgerechnet den Saiyajin zu benutzen, mit dem sie sich fortgepflanzt hatte. Der Schock, die Enttäuschung, der Schmerz - irdische Weibchen waren erfreulicherweise sehr empfänglich für diese Bandbreite von Empfindungen. Selbst Gehirne, die erstaunliches Wissen gespeichert hatten, konnte dieses nicht nutzen, sobald Gefühle ins Spiel kamen.

Praktisch, sehr praktisch ... Ein Manko nur, dass sich Erinnerungen an Gerüche und Geschmacksempfindungen sowie Gefühle nicht absaugen ließen. Doch damit würden sie umzugehen wissen, wenn es soweit war. Was wirklich zählte, das lief nun durch den Umformer, wurde komprimiert, mit einem Loyalitätsmuster unterlegt und dann an die Klonabteilung weiter geschickt, wo das Duplikat in einem Sargähnlichen Behälter in Tiefschlaf lag.

Die Mollusken, die sich um diese Protokopie geschart hatten, beobachteten aufmerksam, wie das Wissen über den Sympatransmitter (ein ähnliches Gerät wie Bulma es an der gleichen Stelle eingepflanzt bekommen hatte) in stetem Fluss auf das Gehirn einwirkte, dort in Eiweißketten abgelagert wurde. Schicht um Schicht um Schicht ... wurde das Gehirn des Klons mit dem Wissen des Originals angereichert. Dazu kam eine Loyalitätsfixierung auf den Piloten und genaue Informationen über ihren derzeitigen Auftrag.

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Die echte Bulma hingegen hing immer noch sprachlos und geschockt in dem Energiefeld. Endlich fand sie ihre Stimme wieder und obwohl ihr Hals vom vielen Schreien inzwischen so rau war, dass jedes Wort schmerzte, schleuderte sie Vegeta voller Verzweiflung entgegen: "Was haben sie mit dir gemacht, dass du mir das antust? Vegeta!"

Der breit grinsende Saiyajin sprach kein Wort. Statt dessen zog er gleich drei Stifte auf einmal hervor, rieb sie mit einem Tuch sauber und betrachtete sie mit Stolz und Zuneigung. Es brauchte keinen grünen Stift, allein von seinem Gesichtsausdruck wurde Bulma speiübel. Hatten diese grausamen Außerirdischen sein Raumschiff abgefangen und ihn dann manipuliert? Hatten sie am Ende seine grausamen Saiyajininstinkte verstärkt und jede menschliche Regung aus seinem Wesen entfernt? War das noch Vegeta oder war das nur ein Monster, das sein Gesicht trug?

Die folgenden Stunde war die schlimmste in Bulmas Leben. Ständig hatte sie Vegetas gleichförmiges Grinsen vor Augen, seinen irren, mitleidlosen Blick. Doch am schlimmsten war sein Schweigen. Kein einziges Mal tat er den Mund auf, auch nicht um sie zu verhöhnen oder ihr seinen Hass ins Gesicht zu schreien.

Er quälte sie, zog sich zurück, ließ ihr Zeit wieder zu Atem und zu Kraft zu kommen, nur um zu verhindern, dass sie sich in eine Ohnmacht flüchten konnte. Einmal ging er soweit, den Raum für zwei, drei Atemzüge zu verlassen, doch nur um sich an ihrem Entsetzen zu weiden, an ihrer Verzweiflung, als die Türe sich wieder öffnete und er mit gezückten Stiften eintrat.

Dieses Spiel spielte er noch ein paar Mal, dann jedoch blinkte auf einmal eine Anzeige am Türrahmen wie wild. Mit einem lässiger lässigen Bewegung steckte Vegeta den gerade erhobenen Kältestab ein und wandte sich ab. Das hätte er besser nicht getan. In Bulma hatte sich mittlerweile eine Menge kalter Hass aufgestaut und als er ihr leichtsinnigerweise den Rücken kehrte, streckte sie den Kopf nach vor (das einzige, was sie bewegen konnte) und schnappte mit der Wildheit einer verwundeten Fähe nach ihm. Sie erwischte zwar nur ein Büschel Haare (Vegeta war ein Stück kleiner wie sie), aber das genügte. Zwischen ihren Zähnen hing nicht etwa ein borstiges Strähnenbüschel, sondern es war weich und glatt und ... Vegeta zuckte schmerzlich getroffen zusammen. Bulma öffnete vor Erstaunen den Mund und sah ihm fassungslos nach, als er hinaustaumelte. "Was ...", stammelte sie ungläubig mit rauer, kaum hörbarer Stimme, "... was haben Sie aus dir gemacht?"

Dann forderte der Stress seinen Tribut und sie wurde ohnmächtig. Sie merkte nicht mehr, wie das Energiefeld erlosch und ihr schlaffer Körper auf dem Boden aufschlug und zur Wand rollte, wo er regungslos liegen blieb...

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Vegeta eilte mit weiten Schritten den Flur hinab zum Lift, der ihn über nach oben brachte, geradewegs in die Kontrollzentrale. Dort verbeugte er sich tief vor dem Piloten. "Gut gemacht", lobte dieser, "wir haben die Übertragung ohne Probleme abschließen können. Du", und jetzt lächelte er milde, "kannst dich jetzt entspannen."

Schlagartig begannen Vegetas Hände unkontrolliert zu zittern. Der eine Molluskar, der mit dem Piloten zusammen die Übertragung geleitet hatte winkte Vegeta zu und dieser folgte ihm durch einen schmalen separaten Ausgang. "Ich bringe dich zu deinem Quartier", sagte der Ingenieur, "du hast ganz schön was mitmachen müssen, nicht wahr?"

Vegetas Gesicht lag im Dunkel, als er nickte. "Was machen wir mit ihr?", fragte er vorsichtig. "Sie hat ja jetzt ihre Schuldigkeit getan, oder?"

"Ich nehme an, wir werden sie einfach entsorgen", antwortete der Angesprochene. "Hast du andere Vorschläge?", fügte er lauernd hinzu.

"Keine sonderlich appetitlichen", knurrte der Saiyajin und strich sich über seine Haare. "Ich kann die Abdrücke immer noch fühlen." Er taumelte und der Molluskar fing ihn auf, ehe er gegen die Wand prallen konnte.

"Du solltest ein langes Bad nehmen", empfahl dieser dem Schwarzhaarigen. "Das ist besser als alle Heilpackungen, die dir Sypflch verordnen kann."

"Ph, der Quacksalber", schnaubte Vegeta, "zu dem muss man mich hintragen."

"Das kann schneller kommen, als du denkst", warnte sein fürsorglicher Helfer, "wenn du wieder bei Kräften bist, zeige ich dir, das Ergebnis. Sypflch ist auf seinem Gebiet nicht zu schlagen."

"Aber auch nur dort...", meinte der Saiyajin und sah dankbar auf die Markierung an der Wand, die ihm verriet, dass sie bald bei seiner Kabine ankommen würden.

Endlich hielt der Molluskar an und fuhr einen seiner Tentakelarme aus, um die richtige Kombination auf dem breiten Feld verschiedener Zahlen und Symbolen anzutippen. Dann endlich glitt die Türe auf und gab den Blick auf eine ziemlich geräumige Kabine frei. "Danke, den Rest schaffe ich auch so", seufzte Vegeta, streifte die hilfreichen Tentakel von seinen Schultern und stolperte in den fast leeren, dämmrigen Raum. "Gute Erholung!", rief der Molluskar ihm noch nach und wabbelte in Richtung seines eigenen Quartiers davon, das zwei Etagen tiefer lag.

Inzwischen hatte Vegeta sein Quartier durchquert und atmete erleichtert auf, als er endlich vor der tiefen, runden Wanne stand, wo das grünliche Wasser vor sich hin gurgelte. Der starke Duft lag wie eine Glocke über der Brühe. Vegetas Hand tastete nach seinem Gürtel und er machte sich daran, alle überflüssigen Hüllen abzustreifen.

Frauen mit zartem Gemüt wie die dunkelhaarige Lunch hätten einen Schreikrampf bekommen, bei dem Anblick des verschrumpelten Haut und den gekräuselten Haaren, die zusammen mit den Kleidern auf einem unordentlichen Haufen neben der Wanne lagen, während sich Gtrblb mit zitternden Tentakeln in das Wasser herabließ. Es war nicht immer leicht, einer der wenigen Superformer unter den Molluskaren zu sein, auch wenn es dafür Vergünstigungen wie kurze Arbeitszeit und ein Luxusquartier gab...

Während er untertauchte, nahm er sich vor, endlich mal darauf zu beharren, dass er nur dann eine Rolle gut übernehmen konnte, wenn er auch ein Stimmmuster dessen bekam, den er imitieren musste. Ein Glück, dass das Erdenweibchen vor Schmerz nicht mehr klar hatte denken können, sonst wäre ihr mehr aufgefallen als nur die fehlende Stimme....

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"Trunks?" Gohan schob seine Lesebrille hoch und warf der aufgelösten Gestalt auf dem Bildschirm einen besorgten Blick zu. "Was ist los? Hat Vegeta einen Defekt?"

Der junge Halbsaiyajin zwang sich, ruhiger zu atmen. Einige Stunden war es jetzt her, dass er von dem eiförmigen Fahrzeug und dem Mädchen erfahren hatte. Die ganze Stadt hatte er weiteren Hinweisen durchsucht, ohne aber einen weiteren Zeugen zu finden. Niemand schien etwas bemerkt zu haben.

Bei der Zweideutigkeit von Gohans zweiter Frage huschte der Schatten eines Lächelns über sein müdes Gesicht. Er fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf. "Nein, er hat sich nicht gemeldet und wir können ihn auch nicht erreichen. Es geht um Mutter."

"Was ist mit Bulma? Sie ist doch nicht ausgerastet, weil dein Vater die Fliege gemacht hat, oder?", Gohan runzelte die Stirn. "Ich kann Videl bitten, sie zum Essen einzuladen, falls sie sich einsam fühlt..."

"Ich wünschte, das wäre es", seufzte Trunks. "Im Moment ist sie wie vom Erdboden verschluckt, es deutet alles darauf hin, dass jemand sie entführt hat."

Der schwarzhaarige junge Mann schluckte. "Bulma entführt? Ist schon Lösegeld gefordert worden? Hast du die Polizei verständigt? Gibt es Zeugen?"

Trunks streckte abwehrend die Hände aus. "Nicht so hastig, ich erzähle dir alles der Reihe nach." Er rieb sich über die Stirn und berichtete langsam was er erfahren hatte und dass es sonst keine andere Spur von ihr gab.

"Hmm..." Gohan verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen zusammen. "Das hört sich wirklich verdammt nach einer Entführung an. Aber das seltsame Gefährt ... und ein Mädchen ..." Ein paar Atemzüge lang schwieg er und grübelte, dann sog er scharf die Luft ein. "Trunks, denkst du, es ist dieser andere Erfinder, der sie schon mal hypnotisieren hat lassen? Seine Schwester wollte doch die Capsule Corps übernehmen und ist böse auf die Nase gefallen."

Trunks brauchte eine Weile bis ihm der Name des Tpyen einfiel. Seine Großmutter hatte ihm einmal davon erzählt, um ihm klar zu machen, dass auch seine Mutter einmal eine sehr begehrte Frau gewesen war und nicht immer die alte Schachtel, die er als Teenager in ihr sah. "Sa.. Safrano!" "Genau!", Gohan nickte. "Ich habe Nachforschungen angestellt, als sich diese Suzey im Vorstand so hervorgetan hat. Wenn ich mich nicht irre, müsste seine Adresse irgendwo bei meinen Unterlagen sein. Warte mal... dauert nur eine Sekunde." Er verschwand vom Schirm.

"Beeil dich!", rief Trunks und wippte ungeduldig auf den Zehen. "Ich habe gar kein gutes Gefühl", sagte er mehr zu sich selbst, da Gohan ihn ja nicht mehr hören konnte. "Gar kein gutes Gefühl..."

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In ihrer Gefängnis kam Bulma langsam wieder zu sich. Ihr ganzer Körper schmerzte, als wäre eine Horde Nilpferde darüber getrampelt. Ihre Lider waren schwer wie Blei, dennoch zwang die junge Frau sie auf und blickte geradewegs auf ein Tablett mit einem Becher und etwas, das wie ein Teller mit dickem, grauen Brei aussah. Sie zog die Beine an und rieb sich den Kopf. Es war fort. Das sonderbare Teil an ihrem Nacken, das sie nicht einmal berühren hatte können, war fort. Die Stelle fühlte sich wund an und schmerzte bei der Berührung, aber das war nichts gegen die Pein der vergangenen Stunden, die sich gnadenlos in ihre Erinnerung gemeißelt hatte. - Vegeta!

Sie kämpfte sich mühsam auf Knie und Ellbogen und nach ein paar heftigen Atemzügen gelang es ihr, sich aufzusetzen. Minutenlang lehnte saß sie so da, den Rücken an die Wand gelehnt und suchte in ihrem Inneren nach Kraft. Sie konnte sich nicht einfach hinlegen und sterben, auch wenn dann alles vergessen sein würde... Endlich, wie viel Zeit verstrichen war, vermochte sie nicht zu sagen, streckte sie die Hand nach dem Durchsichtigen Kunststoffbecher aus. Es ging leichter, als sie gedacht hatte und hastig stürzte sie das kühle Nass hinunter. Ihr war es herzlich egal, ob darin Drogen oder Gift verborgen sein mochten, ihre brennende Kehle verlangte nach mehr...

*Du musst zu Kräften kommen, stark sein... Wer weiß, wann er wieder kommt, um dir noch mehr anzutun, dieses Ungeheuer...* Halt! So durfte sie nicht denken. Was immer Vegeta getan hatte, er war wahrscheinlich von ihren Entführern hypnotisiert oder sonst wie umgedreht worden. Sie musste hier raus, ihn finden und befreien...

Entschlossen zog sie das Tablett zu sich heran und in Ermangelung eines Essbestecks griff sie mit den Fingern in den Brei...

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"Hier ist es!" Trunks und Gohan landeten Seite an Seite vor dem herrschaftlichen Anwesen. Inmitten des verschneiten Gartens, der eher einem Park glich, erhob sich ein zweistöckiges Gebäude mit ausladendem Giebeldach und einem Säulenportal.

"Mich wundert, woher diese Niete so viel Geld bekommen hat", sagte Gohan und marschierte auf die Türe zu. "Ob seine Schwester ihn unterstützt hat?"

"Das ist egal", Trunks war nicht in Stimmung Nebensächlichkeiten zu diskutieren. "Machen wir die Hütte platt, dann finden wir rasch heraus, ob er Mutter hier gefangen hält..."

"Und sie reißt uns den Kopf ab, wenn auch nur ein Steinchen ihre frisch gewonnene, jugendliche Schönheit zerkratzt?", konterte Gohan trocken. "Vergiss nicht, deine Mutter hat nicht wie meine übermenschliche Kräfte bekommen. Es würde ihr gar nicht gefallen, wenn sie durch ein paar Trümmer platt gemacht würde, oder?"

Trunks Schultern sackten herab und ein schiefes Grinsen erschien auf seinem angespannten Gesicht. "Wo du recht hast...", sagte er nur, seufzte und drückte den Klingelknopf.

Irgendwo tief drin in dem Haus erklang ein wohltönender Gong, warm und voll. Ein paar Augenblicke verstrichen, ehe sich etwas tat. Dann näherten sich rasche Schritte, man hörte wie Riegel zurückgeschoben wurden, eine Kette rasselte und die Türe glitt einen Spalt auf. "Wir kaufen nichts und wir abonnieren auch keine Zeitschriften", erklang eine vorsichtige, weibliche Stimme. Die dicke Kette, die durch den Spalt sichtbar war, hätten die beiden Halbsayajins locker mit dem kleinen Finger gesprengt. Aber sie hatten beschlossen, zivilisiert zu bleiben, vorerst zumindest.

"Entschuldigen Sie die Störung", übernahm Gohan als der Ältere und Gebildetere das Reden. "Wir würden gerne mit Safrano sprechen."

"Wen soll ich melden?", fragte die Stimme misstrauisch.

"Trunks Briefs mit Begleitung", sagte Bulmas Sohn rasch und trat neben seinen Freund. "Ich komme um etwas Finanzielles zu klären, auch im Auftrag meines Großvaters, Professor Briefs."

"Einen Moment, bitte." Die Türe wurde wieder geschlossen, man hörte die Kette erneut rasseln, dann schwang die Tür wieder auf und die beiden jungen Männer sahen sich einem rundlichen Mädchen gegenüber, welches zu ihrem Erstaunen ein dunkelrosa Kleid mit weißen Rüschenschürze trug. Dazu passte das weiße Häubchen auf den dunklen Korkenzieherlocken. Sie sah aus, wie man sich ein Dienstmädchen aus früheren Tagen vorstellte. Trotz ihrer Molligkeit sah sie sehr niedlich aus und die glänzenden grünen Augen betrachteten die beiden Besucher abwägend. Trunks fuhr sich rasch mit beiden Händen durch die Haare. Das nachsichtige Lächeln des Mädchens trieb ihm das Blut in die Wangen und er räusperte sich. "Könnten Sie uns nun zum Herrn des Hauses bringen?", fragte er, ohne sie direkt anzusehen.

Vergeblich versuchte sie, ein leichtes Kichern zu unterdrücken. "Bitte, siezen Sie mich nicht, ich bin nur das Hausmädchen Roselyn", sagte sie und knickste. "Ich bringe Sie in den grünen Salon und verständige dann Herrn Safrano." Die beiden folgten ihr durch den breiten Flur, ohne den wertvollen Gemälden an den Wänden mehr als nur einen flüchtigen Blick zu gönnen. Der grüne Salon tat seinem Namen alle Ehre, von den Teppichen über die Tapeten bis zu den Sitzmöbeln und Vorhängen, alles prangte in den unterschiedlichsten Grüntönen. Während Gohan sich vorsichtig auf das Sofa setzte, blieb Trunks am Fenster stehen und sah hinaus auf die kahlen Büsche und Bäume. Das einzig Grüne da draußen waren die Misteln, die zwischen den Zweigen der knorrigen Eiche wuchsen. Am Himmel waren Wolken aufgezogen und es sah so aus, als würden die vom Wetterbericht prognostizierten schweren Schneefälle bald einsetzen. Dann würden alle eventuellen Spuren verwischt werden. "Vielleicht hätten wir uns vorher auf dem Grundstück umsehen sollen", sagte Trunks und trat von einem Fuß auf den anderen. Wo blieb denn dieser Safrano nur? Wollte er rasch noch ein paar Unterlagen vernichten, oder gar Schlimmeres?

"Ich denke nicht, dass das viel gebracht hätte", sagte Gohan langsam und öffnete die obersten Knöpfe seines Mantels, um danach auch den Schal zu lockern. "Wenn ich meinem Gefühl trauen kann, dann ist das eine falsche Spur. Wer so wohnt, der braucht sich die Finger nicht schmutzig zu machen, um an Lösegeld zu kommen und zur Rache hatte er in all den Jahren mehr als genug Gelegenheit. Aber warten wir ab, was er zu sagen hat."

"Falls er heute noch auftaucht", knurrte Trunks und machte einen Schritt auf die Türe zu.

Genau in diesem Moment schwang sie auf und Roselyn schob einen schwer beladenen Servierwagen herein. Körbchen mit unterschiedlichen Gebäck drängten sich zwischen vier Teetassen, einem Tablett mit Kuchen und Törtchen und einem weiteren mit Sandwiches. Das Milchkännchen, die Teekanne und die Zuckerschale fanden gerade eben noch Platz.

Hinter ihr trat ein Mann ins Zimmer, dessen Augen flink von Trunks zu Gohan wanderten.

Der dunkelhaarige Halbsayajin erhob sich und deutete ein höfliches Nicken an. Trunks schluckte. Er hatte irgendwie einen gealterten Gigolo erwartet, der sich die Haare färbte und die Falten liftete. Doch vor ihm stand ein massiger, Herr mit Hamsterbacken und Sorgenfalten auf der schlaffen Stirn. Weder der Designeranzug noch die teure Brille konnten verhehlen, dass die Jahre alles andere als gnädig mit ihm umgegangen waren.

"Du musst Bulma Briefs Junge sein", sagte Safrano mit wohltönender Stimme zu Trunks und deutete mit einem Nicken, dass die beiden sich ruhig setzen sollten.

Trunks, der eigentlich weder Zeit noch Lust für einen Plausch hatte, ließ sich nur durch Gohans scharfen Blick bewegen, in einem der drei Lehnsessel Platz zu nehmen.

"Ja, das bin ich. Wir kommen wegen meiner Mutter", sagte er.

Währenddessen hatte Roselyn flink den Tisch gedeckt und schob den leeren Servierwagen wieder nach draußen.

"Ach ja, die arme Bulma", seufzte Safrano und sank schnaufend in den zweiten Sessel. "Es ist tragisch, was mit ihr passiert ist."

"Dann warst es doch du!", fauchte Trunks erbost und seine Hände schnellten vor, um den verdutzten Mann am Kragen zu packen. Es fehlte nicht viel und er hätte ihn durch die Scheiben nach draußen geschleudert. "Raus mit der Sprache! Wo ist sie! Was hast du mit ihr gemacht?"

"Warte doch mal!", rief Gohan und riss seinen Freund zurück. "Das ist ein Mensch und kein Boo. Wenn du ihn kaputt machst, kriegen wir nie eine Antwort!"

Der entsetzte Safrano kauerte sich zitternd im Sessel zusammen. "Was ... was ... wollt ihr? Wollt ihr Geld? Wertsachen?... Ich gebe euch ..."

"...nichts!", kam es wie aus der Pistole geschossen von der Türe her. Eine hagere Frau mit grauen Haaren und Falten so scharf, als hätte man sie mit dem Messer gezogen, hatte sich so leise Eintritt verschafft, dass die drei Männer in der Hitze des Gefechts nichts davon mitbekommen hatten. "Habe ich dir nicht oft genug gesagt, dass junges Gesindel bei uns nichts verloren hat. Roselyn wird die Polizei rufen."

"Was soll das?!", explodierte Trunks. "Wer ist die alte Schachtel denn und was hat sie hier zu sagen?" Die Frau hob ihr spitzes Kinn und musterte den lilahaarigen Teenager mit kaltem, berechnendem Blick. "Dir hat deine Mutter wohl nie gutes Benehmen beigebracht, du Flegel", zischte sie.

"Kein Wort gegen meine Mutter!", Trunks sammelte Energie, bereit das Haus samt Einrichtung und der halben Stadt ringsum dem Erdboden gleich zu machen. Doch da hieb ihm Gohan den Ellbogen in dir Rippen und die flammende Aura um Trunks erlosch.

"Das ist alles ein großes Missverständnis", sagte Gohan und sein Tonfall sowie sein selbstsicheres Auftreten machten sichtlich Eindruck. "Es tut mir leid, dass mein jungendlicher Begleiter so außer sich geraten ist, aber Sie müssen wissen, seine Mutter ist..."

"... vor einem halben Jahr verstorben, oder?", sagte Safrano hatte sich wieder auf seine Beine gekämpft und schlich in weitem Bogen zu der Frau hinüber, um sich hinter ihrem Rücken in Sicherheit zu bringen.

Jetzt ging Trunks ein Licht auf und aller Zorn fiel von ihm ab. Natürlich wusste Safrano nichts von Bulmas Rückkehr und der Verjüngung. Sein Bedauern betraf ihren angeblichen Tod, nicht die Entführung.

"Nein", sagte Trunks laut, "meine Mutter war damals gar nicht im Auto, das war nur ein Irrtum. Durch eine Reihe von unglücklichen Zufällen konnte sie nicht mit uns in Kontakt treten. Vor ein paar Tagen ist sie zurück gekommen und sah um viele Jahre jünger aus. Doch heute morgen wurde sie gegen ihrem Willen in einem futuristischen Gefährt verschleppt. Wir dachten, dass ein Erfinder wie du" und er zeigte auf Safrano, "dahinter stecken könnte."

"Mein Mann hat es nicht nötig, Entführungen auszuhecken", sagte die Frau scharf und selbst Gohan blieb einen Moment der Mund offen stehen.

Seine Frau! *Er hat sie sicher des Geldes wegen geheiratet und offenbar steht er sehr unter ihrem Pantoffel*, dachte der schwarzhaarige junge Mann und unterdrückte nur mit Mühe ein Grinsen. "Na, ich weiß nicht..", sagte Trunks skeptisch, "Sie sehen nicht gerade so aus, als wären sie mit seinem Taschengeld sonderlich freizügig."

"Wirst du schon wieder frech, Junge", fragte die Frau und zog die schmalen, grauen Augenbrauen zusammen. "Wahrscheinlich hast du nie gelernt, was es heißt, Geld mit eigener Hände Arbeit zu verdienen."

Das saß, denn Trunks hatte wirklich noch nie auch nur einen Ferienjob angenommen. Mit leicht roten Wangen sah er an ihr vorbei an die Wand. "Das hat doch nichts damit zu tun, oder. Meine Mutter ist entführt worden und es war kein normales Fahrzeug. Dazu war es zu sonderbar, wie ein fliegendes Ei." Sein Blick suchte Safranos Gesicht. War da Schuld? War da Betroffenheit?

Doch der gewichtige Exgigolo runzelte die Stirn, als müsse er scharf über etwas nachdenken. "Ein Ei sagst du? Und es war heute morgen?"

Trunks und Gohan wechselten einen erstaunten Blick. "Ja, genau", sagte der Ältere schließlich. "Das könnte also..." Safrano schien plötzlich ganz aufgeregt zu sein, sein Gesicht wurde dunkelrosa und feiner Schweiß glitzerte auf seiner Stirn. "Kommt mit!"

Seine Frau wollte etwas sagen, doch dann zuckte sie die Schultern und winkte den beiden Gästen. Zu viert marschierten sie über den Korridor bis zu einem Lift. Dieser war geräumig genug für 20 Personen und mit einem goldgerahmten Spiegel sowie einem dicken, roten Teppich luxuriös ausgestattet. Mit leisem Surren glitt der Kabine in die Tiefe. Als sich die Türe wieder öffnete, blieb den beiden jungen Männern echt die Spucke weg.

"Das ... das hätte meiner Mutter echt gefallen", sagte Trunks nach ein paar tiefen Atemzügen. Vor ihnen erstreckte sich ein Unterirdisches Gewölbe, bestückt mit allem was ein modernes Erfinderherz begehrte. An einer der Wände reihte Rechner an Rechner und eine weitere war mit großen, flachen Bildschirmen bestückt. Die Raummitte nahm ein großer, mehrteiliger Zeichentisch ein, und ein weiterer Tisch voll seltsamer Modelle hatte daneben Platz gefunden. Von der dritten Wand sah man nur einen schmalen Streifen gleich unterhalb der Decke, den Rest nahm ein großer Schrank ein, der kein offenes Regal, dafür aber unzählige Schubladen aufwies. Einige standen halb offen und gewährten den neugierigen Besuchern einen Blick auf säuberlich geordnete Kapseln.

"Das ist mein Werkzeug- und Instrumentenschrank", sagte Safrano grinsend. "Ich würde sonst unmöglich Platz für alles finden." Er schritt geradewegs auf die Wand mit den Bildschirmen zu und die anderen folgten ihm. Erst beim Näherkommen bemerkten sie, dass vor der Wand ein Podest stand, das unter anderem auch eine Computertastatur eingebaut hatte. Safranos dicke Finger bewegten sich erstaunlich flink über die flachen Tasten und die bis dahin dunklen Bildschirme flackerten. Nicht alle wurden aktiviert, lediglich der größte von ihnen in der Mitte wurde schlagartig hell.

"Es war heute morgen in einer email drin, die mir ein Bekannter meines Vaters schickte. Es zeigt ein Überwachungsbild der Autobahnpolizei südlich der Stadt."

Ein paar Klicks später prangte es große vor aller Augen. Es war ein sehr verwischtes Foto, das ein glänzendes, Eiförmiges Objekt zeigte, das offenbar mit einem Affenzahn über die Fahrbahn düste. "Hmm..." , sagte Gohan halblaut und rieb sich das Kinn. "Die Reflexion da vorne ist etwas anders, könnte es sein, dass der vordere Teil des Eies vielleicht durchsichtig ist?"

"Einen Moment, das haben wir gleich...", Safranos hohe Stirn glänzte vor Schweiß, aber das Funkeln in seinen Augen verriet, dass er es genoss, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

*Er ist ein anderer wie der, den ich aus den Erzählungen von Mutter und Großmutter kenne*, dachte Trunks mit einem Seitenblick auf den Wissenschaftler, doch dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Dort wurde der vordere Abschnitt des Eies zum wiederholten Mal herangezoomt, geschärft, geglättet, das Rauschen unterdrückt, und noch mal geschärft und nach mehreren Durchläufen schälten sich die Umrisse von zwei Figuren heraus.

Beide lagen auf dem Bauch, doch wärend die kleinere der Figuren mit den Händen ein flaches Dreieck umklammert hielt, das mit etwas Fantasie für eine Art Lenkrad gehalten werden konnte, schien die größere Gestalt daneben zu schlafen, auf jeden Fall ruhte der Kopf auf dem Polster der Liege, und breite Gurte dienten sowohl als Sicherung als auch als Fessel. Trunks schluckte schwer und trat ganz nah an den Bildschirm heran, um jedes Detail genau zu betrachten. Die Haarfarbe der größeren Figur ließ bei Trunks keine Zweifel aufkommen: "Es ist meine Mutter... dieser kleine Teufel hat meine Mutter entführt!"

"Die Farbe stimmt wirklich", gab ihm Safrano recht. "Vom Gesicht sieht man leider zu wenig, das Ding war einfach zu schnell. Der Polizeioberst, der es mir geschickt hat, meinte scherzhaft, ob ich da irgendwas gebastelt hätte, was alle Geschwindigkeitsrekorde bricht. Das Teil soll nach den Messungen etwa dreihundert Sachen drauf gehabt haben."

"Ui!", Gohan stieß einen scharfen Piff aus. "Aber wenn das Ei in der Nähe der Überwachungsstationen geblieben ist, können wir vielleicht noch mehr Bilder davon finden und wenn wir Glück haben, finden wir so einen Hinweis, wohin es unterwegs war."

"Und wie kommen wir an noch mehr Bilder?", fragte Trunks. "Ich stehe nicht mit der Polize auf du und du."

"Ich könnte meinen Bekannten...", erbot sich Safrano, doch nun grinste Gohan breit. "Du hast uns schon genug geholfen, vielen Dank." Er verbeugte sich und auch Trunks tat es ihm gleich. "Der Rest ist unsere Sache und wir entschuldigen uns nochmals für unser rüdes Auftreten."

"Nun ja...", sagte Safranos Frau und ihr Blick war sanfter als zuvor, "wenn die eigene Mutter in Gefahr ist, dann ist die Aufregung verständlich." Sie warf ihrem Gatten ein rasches Lächeln zu, das ihr Gesicht jünger machte und ihn verlegen erröten ließ. "Ich begleite unsere Gäste hinaus, du kannst ja versuchen ob du andere Kontakte findest, die vielleicht etwas über den Erbauer eines solchen Fahrzeuges wissen. Außer dir und Professor Briefs dürfte es nicht mehr viele andere Genies geben."

Nun wurde Safrano gar rot wie eine Tomate und stotterte eine Zustimmung, die Trunks und Gohan wissend grinsen ließ. So sonderbar dieses Ehepaar auch auf den ersten Blick schien, so bestand zwischen ihnen eine Übereinstimmung und ein Verständnis, das von einer langen, gemeinsamen Beziehung zeugte, die zwar nicht gerade schwindelnde Höhen, dafür aber auch keine finsteren Tiefen aufwies. Safrano war offenbar zufrieden damit, dass seine Frau ihn seinen Erfinderträumen überließ und sich um das tägliche Wohl sorgte, sie hingegen hatte ihn nicht nur aus Liebe zu seinem damals bestimmt sehr schmucken Äußeren geheiratet, sondern auch weil sie seine Fähigkeiten schätzte und diese nach besten Kräften fördern wollte.

Es war nicht die Liebe, die Trunks von seinen Eltern kannte, doch es war eine Beziehung, wie sie viele Paare sich wünschen würden, wenn erst mal der Waldbrand der ersten Verliebtheit erloschen war und man nach dem ruhigen, beständigen Glühen suchte, mit dem man gemeinsam alt werden konnte. Nachdem sie zu dritt mit dem Lift hinauf gefahren waren, führte die Hausherrin die beiden jungen Männer über einen anderen Weg nach draußen.

Sie kamen auch durch einen großen Saal, wo kristallne Luster mit dem polierten Parkett und den hohen Wandspiegeln um die Wette glänzten. An einem Ende des Saales hing ein sehr großes Porträt, das automatisch alle Blicke auf sich zog. Es zeigte einen jungen Safrano im Frack, einen Zylinder in der Hand und einen langen Mantel um die Schultern. Er lächelte einer Lady zu, die man erst auf den zweiten Blick als seine jetzige Ehefrau erkannte. Obwohl das Bild nicht verhehlte, dass sie gut 10 Jahre älter war als er, war ihr dunkles Haar auf dem Bild noch ohne Grau und die Haut straff und ohne Falten. Ihr Blick hing an Safrano mit dem bewundernden Leuchten eines jungen, frisch verliebten Mädchens. Sie mussten damals wirklich ein sehr schönes Paar gewesen sein.

"Die Zeit verändert Vieles, aber Manches hat dennoch Bestand", sagte sie leichthin, als sie die Blicke der beiden jungen Männer zwischen dem Bild und ihrer jetzigen Erscheinung hin und her wandern sah.

"Liebe zum Beispiel", sagte Gohan und dachte an Videl, die sich sicher fragte, was um Himmels willen er so lange trieb. Auch Pan wartete sicher auf ihren Vater. Er unterdrückte ein Seufzen, doch Trunks bemerkte, was in seinem Freund vorging.

"Wir fliegen am Besten bei dir zuhause vorbei", sagte er und legte kurz die Hand auf den Magen, der prompt zu knurren anfing.

Sie verabschiedeten sich rasch von Safranos Gattin und dem hübschen Hausmädchen, das bereits im Foyer auf sie wartete und kaum war die Haustüre hinter ihnen ins Schloss gefallen, schossen sie in bester Superman-Manier in den Himmel. Gohan übernahm die Führung. Auch er hatte schon riesigen Kohldampf.

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In dem Moment als Bulma sich die erste Portion des Gefängnisfraßes zwischen die Zähne schob, kam die Erinnerung zurück. Das Zeug schmecke so eklig wie Vegetas Haare. Seine Haare ... Bulma würgte den Brei hinunter und wunderte sich, dass es ihr dabei nicht den Magen umdrehte. Es ging ihr sogar besser und sie entwickelte einen richtigen Heißhunger. Schnell war die Schüssel leer. Wer immer die Masse gemischt hatte, er wusste sehr gut, was ein menschlicher Körper brauchte, um rasch wieder zu Kräften zu kommen. Nur mit Mühe hielt Bulma sich soweit zurück, dass sie nicht noch die Schüssel ausschleckte.

Nachdem sie die Reste von den Fingern geleckt hatte, widmete sie ihrer restlichen Umgebung wieder mehr Aufmerksamkeit und registrierte erstaunt, dass nur zwei Schritte entfernt der zerrissene Pullover und sogar ihre zerknüllte Jacke lagen. Offenbar versuchte jemand, sie nicht allzuschnell vor die Hunde gehen zu lassen. Einen gewissen Wert hatte sie demnach noch für ihre Peiniger. Ihr wurde wieder bewusst, wie kalt es hier eigentlich war. Fröstelnd rutschte hinüber und griff den beiden Kleidungsstücken. Nachdem sie diese übergestreift hatte, versuchte sie aufzustehen. Tatsächlich, ihre Beine zitterten nicht mehr und auch ihre Hände waren ruhig.

Für ein paar Atemzüge lehnte sich gegen die Wand, dann rutschte sie wieder daran zu Boden, um sich dort in Embryonalhaltung zusammen zu krümmen. Mit geschlossenen Augen fiel sie einen tiefen Schlaf, das Ankleiden und Aufsehen hatte sie alle neu gewonnene Kraft gekostet, scheinbar ... In Wahrheit jedoch jagte hinter ihrer glatten Stirn ein Gedanke den anderen.

Wie gut, dass ihr Blick zufällig auf das Objektiv der verborgenen Kamera gefallen war. Sie wollten den Entführern nicht verraten, dass sie nicht mehr ganz so schwach und hilflos war.

Wie lange würde es dauern, bis man sie wieder benutzen, wieder quälen wollte? Irgendwie musste sie hier raus, noch so eine Tortur konnte und wollte sie nicht ertragen. Aber eines nach dem anderen, ermahnte sie sich und schob den Gedanken an eine erneute Folter weit weg. Was wusste sie über den oder die Schurken?

Kein Erfinder und sei er auch noch so verrückt, würde sie dermaßen quälen, ohne nach einer bestimmten Formel, einem Geheimnis zu fragen. Wenn es jemand darauf abgesehen hätte, Erfinderkonkurrenz auszuschalten, hätte er sie einfach getötet oder verstümmelt. Nein, was auch immer die Entführer eigentlich im Schilde führten, es hatte mit Vegeta und mit dem komischen Apparat zu tun, der in ihrem Nacken gewesen war.

Vegeta ... seine Schweigsamkeit, der komische Geschmack seiner Haare, sein offensichtlicher Schrecken, als sie in die Strähne gebissen hatte, das alles passte nicht zu einem manipulierten Saiyajinprinz. Jetzt, da sie in Ruhe darüber nachgrübelte kamen ihr noch ein paar andere Dinge in den Sinn. Selbst ein kontrollierter Vegeta würde nicht schwitzen, wie es dieser Typ nach einer Weile getan hatte. Zudem ... bei all dem Schweiß hätte Vegeta nach Vegeta riechen müssen, und es gab niemanden, der diesen Geruch besser kannte als sie...

Diese Gestalt mit Vegetas Figur, Kleidung und Gesicht war jemand andrer gewesen. Kein Cyborg, der hätte den Fehler mit den Haaren nicht gemacht. Das Universum war groß, das wusste sie nicht erst seit Boo. Wenn es da draußen Kreaturen wie Freezer und die Namekianer gab, dann waren bestimmt auch welche denkbar, die das Aussehen eines Menschen annehmen konnten.

Ihr fiel auch das kleine Mädchen wieder ein. Diese sonderbaren Augen, nein, ein Mensch war dieses Wesen sicher keines gewesen, genauso wenig wie der falsche Vegeta. Diese Schlussfolgerung rollte einen großen Felsen von ihrer Seele. Er war noch da draußen in Freiheit, ganz sicher. An diese Hoffnung klammerte sie sich, als sie scheinbar im Halbschlaf herumrollte und gegen die Wand stieß.

Da war noch etwas Hartes in ihrer Jackentasche. Sie fingerte verstohlen danach und musste sich eisern an der Kandare nehmen, um nicht hysterisch zu lachen. Es war die Kapsel des Hubschraubers, mit dem sie eigentlich von Bra und ihre Mutter besuchen wollte. Der Einkaufsbummel zu dritt - es schien Ewigkeiten her zu sein. Sie konnte nicht verstehen, warum die Entführer die Kapsel übersehen hatten. Hielten sie diese für ein Spielzeug oder waren sie einfach zu selbstherrlich? War das am Ende eine Falle und die Kapsel längst manipuliert?

Egal, selbst wenn es pure Heimtücke war, sie würde die Chance nutzen. Zuvor jedoch galt es Kraft zu gewinnen, und jeden Schritt ins Detail zu planen. Was dann kam, falls es ihr wirklich gelang aus der Kammer zu entkommen, das würde sich zeigen...

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"Und dann haben sie mir diese Bilder übermittelt", erklärte Gohan den versammelten Saiyajins und legte eine Reihe von Überwachungsbildern auf den Tisch. Trunks sog scharf die Luft ein. Auf allen war das seltsame Ei zu sehen, auch wenn die Auflösung um einiges schlechter war als auf dem Bild, das ihnen Safrano gezeigt hatte.

"Arme Bulma", sagte Goku und drehte eines der Fotos in seinen Händen. "Kaum hat sie ihre Familie zurück, düst Vegeta ab ins All und sie wird von Aliens entführt."

"Aliens, Papa?", fragte Goten und runzelte die Stirn. "Das Teil ist zwar echt krass, aber so was können Menschen auch bauen."

"Das ist doch egal!", brachte Trunks die Diskussion auf den Punkt. "Sie sind bis dahin nach Süden gefahren, oder?"

Er langte nach der Landkarte, die gleich daneben ausgebreitet worden war. "Das letzte Bild, es wurde ..."

"... da geschossen", sagte Gohan und legte den Zeigefinger an eine Stelle, kurz bevor die Autobahn nach Osten abbog und der Küste entlang führte.

"Genau. Da es keine weiteren Bilder von der Autobahn gibt, sind zwischen da und da von ihr abgefahren, und warum wohl?"

"Ist doch klar", grinste Goten, "weil das Teil einfach gerade aus gedüst ist." Er fuhr mit dem Zeigefinger von der Straße zur Küste und hinaus aufs Meer.

"Wäre ein Gedanke...", Trunks kratzte sich am Kinn. "Aber da draußen in gerader Linie ist nicht mal eine Insel..."

"Vielleicht braucht es keine", sagte Videl, die gerade mit einem großen Tablett mit Getränken ins Zimmer trat. Sie stellte ihre Last auf den noch einzigen freien Fleck des großen Tisches hin, langte in ihre Schürzentasche und warf einen Ausdruck einer Onlinezeitung auf die Karte.

Gohan griff nach dem Stück Papier und rückte seine Brille zurecht. "Das ist ja...", murmelte er.

"Ein Treffer?", fragte Videl lächelnd und ihr Mann nickte anerkennend. "Und ob!" Er reichte das Blatt an Trunks weiter. Es war der Bericht eines Perlfischers ziemlich weit vor der Küste, der von einem seltsamen fliegenden Ei berichtete, das knapp über dem Wasser an ihm vorbei geflogen war, gerade, als er aufgetaucht war.

"Aha.." Trunks legte den Finger an etwa die Koordinaten, die in dem Bericht genannt wurden. Sie waren genau auf der Linie, die Goten zuvor angedeutet hatte.

"Das ist zuviel des Zufalls", sagte Gohan. "Irgendwo da draußen ist wahrscheinlich eine Unterwasserstation, auf der Bulma gefangen gehalten wird. Fragt sich nur, ob wir sie finden werden." "Das Meer ist zu groß, um einfach drauf los zu suchen", gab Videl zu bedenken. "Wir brauchen noch ein paar Anhaltspunkte mehr."

"Ich frage bei den öffentlichen Stellen an", entschied Gohan. "Wenn jemand da draußen etwas legal errichtet hat, wird er beim Amt für Maritime Angelegenheiten eine Genehmigung eingeholt haben." "Und wenn nicht?", fragte Goku.

"Dann hat er heimlich gebohrt und gesprengt. Lautlos lässt sich so was nicht errichten und da kommen die Leute vom Seismologiezentrum ins Spiel. Die können jeden Zacken und jede Kurve deuten, wenn irgendwas Ungewöhnliches da draußen zu spüren war, werde ich es von ihnen erfahren."

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"Höchstedler Sari'phel!", einer der Molluskare hob den Kopf von der Konsole und sah den Piloten an. "Wir bekommen Besuch." Er stülpte einen seiner Fortsätze aus und formte rasch zahlreiche Finger, mit denen er über die Tasten huschte. Gleich darauf leuchtete ein bislang dunkler Bildschirm auf und zeigte eine Gruppe von vier Männern, die über das Wasser dahin schossen.

"Sie haben die Spuren rascher aufgenommen, als wir gedacht haben", sagte der Molluskar. "Kein Grund zur Sorge", erklärte der Pilot gelassen. "Genau auf diese Saiyajins haben wir uns ja vorbereitet." Er lehnte sich zurück und grinste breit. "Sie sollen nur kommen..."

Ende des sechsten Kapitels