Vorbereitungen

Si vis pacem, para bellum!

Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg!

Nach Vegetius

1. Dezember, Abends

~ Voldemorts Festung ~

Erzählt von Severus Snape

Ich bin unterwegs zum Verbotenen Wald - Voldemort hat mich vor wenigen Minuten gerufen. Der Trank ist fertig abgekühlt, ich habe ihn in einer roten Kristallflasche bei mir. Der Dunkle Lord wird bestimmt zufrieden mit mir sein. Ich hoffe, dass ich dadurch meine Position wieder etwas festigen kann.

Als ich in Voldemorts Festung appariere, werde ich schon erwartet. McNair steht vor dem großen Eingangstor: „Der Meister wartet schon, Giftmischer. Folge mir!" Seine Stimme klingt überheblich.

Schweigend gehe ich hinter McNair durch die langen Gänge bis in eine große, düstere Halle. Fackeln hängen an den Wänden und verbreiten flackerndes Licht. In der Mitte der Halle steht ein massiver Tisch aus rohem Granitstein, dahinter sitzt Voldemort auf seinem Thron.

Demütig knie ich vor ihm nieder. „Mylord. Ihr habt mich gerufen."

Mit einer knappen Handbewegung bedeutet er mir aufzustehen. „Giftmischer. Ich will den Trank!"

Ich überreiche ihm die Flasche: „Er ist fertig, Mylord."

Voldemort hebt seine knochige Hand und greift gierig nach der Flasche. Er scheint erfreut zu sein, denn ein Aufblitzen zeigt sich in seinen roten Augen: "Gut! Sehr gut... Ich bin zufrieden mit dir, Snape."

Innerlich atme ich leicht auf. Der Dunkle Lord fährt fort: „Du darfst dich für heute entfernen, Giftmischer. Du wirst rechtzeitig Nachricht bekommen, sobald es losgeht." Mit einem widerlichen Grinsen zischt er drohend: „Ich hoffe, du enttäuschst mich nicht. Du würdest es nicht überleben!"

Ich verbeuge mich tief vor ihm und küsse den Saum seiner schwarzen Robe: „Mylord, meine Loyalität gehört Euch."

~ Hogwarts ~

Ich appariere am Rande des Verbotenen Waldes. Bald bin ich zuhause... Hinter mir höre ich ein Rascheln im Gebüsch, und ein Zentaur tritt aus dem Schutz des Waldes an meine Seite. Sein Fell glänzt silbrig im Mondlicht. Ich nicke ihm kurz respektvoll zu: „Firenze."

Ein leises Schnauben entweicht seinen Nüstern, der Lufthauch ist in der kalten Luft sichtbar. Die Augen auf den sternenübersäten Nachthimmel gerichtet, erklingt seine sonore Stimme: „Mars scheint hell heute Nacht."

Zentauren und ihre konkreten Weissagungen... Eine Fledermaus flattert an mir vorbei und verschwindet im Dunkel des Waldes. Leise frage ich: „Was siehst du?"

Langes Schweigen. „Das Böse wird immer mächtiger. Lähmende Kälte verbreitet sich. Der Krieg ist nicht mehr fern." Er blickt mir tief in die Augen, als er leise hinzufügt: „Die Gestalt der Zukunft ist ungewiss, doch eines ist sicher: Ihr Entstehen geht stets mit starken Schmerzen einher." Mit einem lauten Wiehern bäumt er sich kurz auf und trabt in den finsteren Wald.

Nachdenklich gehe ich den Weg zum Schloss hinauf. In Dumbledores Turm brennt Licht. Die Tür zu seinen Privaträumen öffnet sich, als ich sein Büro betrete. Ihm entgeht wirklich nichts in Hogwarts! Offenbar erwartet Albus mich bereits.

„Severus! Komm herein. Ich habe gerade frischen Tee aufgebrüht." Einladend winkt er mich in seinen Wohnraum.

Über die schmale Wendeltreppe im Büro betrete ich die Galerie, wo Dumbledore Hunderte Bücher in hohen Regalen aufbewahrt. Hinter einem verschiebbaren Regal ist der Zugang zu seinen Privaträumen. Ich hänge meinen schweren Umhang an einen Ständer neben der Tür. Ein gemütliches Feuer flackert im Kamin. Der holzgetäfelte Raum ist sehr behaglich. Eine gepolsterte Sitzgruppe steht vor dem Kamin, und ich nehme darin Platz.

Albus reicht mir eine Tasse warmen Tee. „Hier. Earl Grey-Tee, kräftig, wie du ihn magst. Bist du hungrig?" Er stellt einen großen Teller mit Keksen auf den Couchtisch, und setzt sich mir gegenüber. Seine blauen Augen mustern mich fragend. „Alles in Ordnung?"

„Ja... Ich habe ihm soeben den Trank überbracht. Er hat gesagt, er wird mich rufen, sobald es losgeht. Am Waldrand habe ich dann Firenze getroffen. Er meint, der Krieg sei nicht mehr fern."

„Ich werde morgen die Schüler informieren. Wir sind bereit. Wie sagte noch einst ein berühmter Schriftsteller der Muggel: ‚Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.' Und ich denke, mit dem Ritual haben wir zumindest eine gute Chance."

Ich nehme einen Schluck von dem Tee, bevor ich zu einer Antwort ansetze: „Du bist dir sicher darüber im Klaren, dass gewisse Schüler meines Hauses sofort nach deiner Ankündigung ihren Eltern Nachricht zukommen lassen werden, und Voldemort somit gewarnt wird, dass du von dem bevorstehenden Angriff Bescheid weißt? Wie willst du das verhindern?"

Der alte Zauberer blickt mich entspannt an. „Ich werde ab morgen Früh den Custodia–Zauber über Hogwarts legen. Damit ist gewährleistet, dass keine Nachricht das Schloss verlässt, ohne zuerst in mein Büro zur Prüfung zu gelangen. Die Eulen kommen ohne Freigabe eines Mitglieds des Ordens nicht an ihren Bestimmungsort.

„Gut. Somit kann Voldemort auch meine Loyalität nicht in Frage stellen. Ich werde versuchen, auf Seiten der Death Eater für Verwirrung während des Angriffs zu sorgen, indem..."

„Nein, Severus. Ich habe viel zu lange zugesehen, wie du immer wieder dein Leben für uns in Gefahr gebracht hast, wie du immer wieder zu Voldemort gegangen bist und er an dir seinen Zorn ausgelassen hat! Es ist genug!" Feuer lodert in Dumbledores blauen Augen, als er mich entschlossen anblickt: „Das alles endet hier und jetzt. Du wirst nicht mehr zu ihm gehen!"

„Albus, ich muss! Vielleicht kann ich etwas erreichen, wenigstens den einen oder anderen beseitigen, bevor-"

Energisch fällt Dumbledore mir erneut ins Wort: „Severus! Du bist mein Freund. Du hast mehr als genug getan! Ich werde nicht zusehen, wie er dich tötet! Und das wird er tun, jetzt, wo er den Trank hat!"

Bevor ich antworten kann, klopft es am Fenster. Ein schwarzer Rabe. ...von Lucius Malfoy... Ich lasse ihn herein, und entferne die Botschaft von seinem Bein:

Lucius und Narcissa Malfoy geben sich die Ehre, zur Feier für Dienstag, den 2. Dezember, 22 Uhr, in Malfoy Manor einzuladen.

Um passende Kleidung wird ersucht!

Unter die förmliche Einladung hat Lucius noch eine „Bitte" geschrieben:

Um die Anwesenheit meines Sohnes Draco wird ersucht, da es sich um eine Familienfeier handelt.

Dumbledore blickt mir über die Schulter, während ich den kurzen Text lese. „Du darfst unter keinen Umständen gehen! Das ist sicher eine Falle!"

„Das ist im Augenblick meine geringste Sorge", erwidere ich trocken. „Mir ist klar, dass es sich bei der „Familienfeier" um eine Death Eater Party handelt. Solche Veranstaltungen besuche ich nur im äußersten Notfall, mein Fehlen würde also keinen Argwohn erregen. Voldemort kennt meine Einstellung zu...", – hastig unterbreche ich mich und wechsle das Thema: „Viel wichtiger ist die Frage, was wir mit Draco tun. Dies ist keine Bitte von Lucius, sondern ein Befehl Voldemorts. Ich als Hauslehrer der Slytherins habe normalerweise immer dafür gesorgt, dass Draco zu den Treffen kommen konnte, ohne dass jemand etwas bemerkte. Wenn ich ihn morgen Abend gehen lasse, wird er alle informieren, dass du Bescheid weißt. Behalte ich ihn hier in Hogwarts, wird deutlich, dass ich nicht mehr auf Voldemorts Seite stehe. Egal wie wir entscheiden, morgen Abend weiß Voldemort Bescheid. Außer..." Gedankenverloren unterbreche ich mich.

„...außer?", hakt der Direktor sofort nach.

„Wenn für morgen Abend die Party geplant ist, wird der Angriff auf keinen Fall vorher stattfinden. Ich werde Draco schon ab 18 Uhr freistellen. Nach dem Abendessen kannst du den übrigen Schülern Bescheid sagen. Er wird erst davon erfahren, wenn er zurückkommt."

Albus denkt über meine Worte nach, ehe er eine Entscheidung trifft. „Eigentlich wollte ich so bald als möglich mit ihnen reden, sie müssen diese Nachricht erst verarbeiten. In Anbetracht der Umstände denke ich aber, dein Vorschlag ist die einzige Lösung. Ich werde die Schüler erst informieren, sobald Draco Hogwarts verlassen hat."

Er trägt den Raben zum Fenster, und schickt ihn in die dunkle Nacht hinaus: „Flieg zurück zu deinem Herrn."

Mit ein paar langen Schritten durchquert er das Zimmer und setzt sich zu mir. „Ruh dich aus, mein Freund. Du hast viel durchgemacht in den letzten Wochen, und vor uns liegen schwere Tage. Ich werde alle informieren. Ich denke nicht, dass es noch lange dauern wird... Morgen Abend werden wir alle hier zusammentreffen. Bleib bis dahin in deinem Quartier und erhole dich. Wenn du etwas brauchst, ich bin jederzeit da."

***

2. Dezember, Abends

Erzählt von Minerva McGonagall

Das Abendessen ist bereits serviert, als ich eilig die Große Halle betrete. Ich bin spät dran, da ich nach dem Unterricht noch kurz bei Severus vorbeigeschaut habe. Es geht ihm besser, er hat sich langsam erholt. Wir haben uns kurz unterhalten, während er einen Trank umgerührt hat. In den letzten Wochen hat er sich etwas verändert, ist nicht mehr so zurückgezogen. Ich hatte sogar den Eindruck, er freute sich über meinen Besuch - was er nie zugeben würde, immerhin bin ich ja die Leiterin des Hauses Gryffindor! Auch er ist angespannt hinsichtlich der bevorstehenden Tage. Ich hoffe, dass bald alles vorbei ist, und auch er endlich ein normaleres Leben führen kann...

Ich gehe vorbei an den Tischen der Schüler, hinauf zu meinem Platz neben Albus. Die ersten Schüler stehen bereits auf um die Halle zu verlassen als der Direktor sich erhebt. „Sonorus! - Ich bitte um eure Aufmerksamkeit! Es gibt wichtige Neuigkeiten." Er macht eine kurze Pause, bis alle ruhig auf ihren Plätzen sitzen und zuhören. „Ich habe zuverlässige Informationen, die darauf schließen lassen, dass Lord Voldemort innerhalb der nächsten Tage die Schule angreifen wird."

Einige entsetzte Aufschreie ertönen, und ich betrachte alle Schüler genau. Die meisten Erstklässler sind alle sehr blass und aufgeregt. Meine Gryffindors strahlen Ruhe und Zuversicht aus, vor allem die Schüler der 7. Klasse. Die Ravenclaws sehen sehr entschlossen aus, die meisten Hufflepuffs nervös. Viele blicken hoffnungsvoll zu Harry Potter. Am Tisch der Slytherins fallen mir einige Schüler auf, die, nach ihren Mienen zu schließen, längst Bescheid wissen...

Dumbledores Stimme strahlt Ruhe aus, aber auch Ernst. „Es ist wichtig, dass nun keine Panik ausbricht! Wir werden alles tun, um eure Sicherheit zu gewährleisten. Verlasst die Schule unter keinen Umständen! Ihr werdet von Lehrern vom Gemeinschaftsraum in die Klassen gebracht, und zurück. Im Ernstfall werden die Schüler der ersten, zweiten und dritten Klassen in sichere Räume eskortiert. Alle anderen werden ihrer Ausbildung entsprechend eine Aufgabe zugeteilt bekommen. Näheres dazu erfahrt ihr nachher in euren Gemeinschaftsräumen." Er atmet tief durch, bevor er abschließend feststellt: „Ich hatte gehofft, euch das alles ersparen zu können... doch nun müssen wir zusammenhelfen, und jeder sein Bestes geben. Ich glaube fest daran, dass wir das Böse besiegen können."

Dumbledore nimmt wieder Platz, und ich rufe meine Gryffindors zusammen. „Gryffindors, folgt mir bitte alle in den Gemeinschaftsraum."

Meine Kollegen Flitwick und Sprout, Hauslehrer der Ravenclaws und Hufflepuffs, verlassen ebenfalls mit ihren Schülern die Halle. Als ich die Eingangshalle durchquere, kommt mir Severus mit wehendem Umhang entgegen und ruft seine Slytherins hinab in die Kerker.

Die Gryffindors folgen mir über die Stufen hinauf in ihren Gemeinschaftsraum. Als alle Platz genommen haben, beginne ich mit den weiteren Erklärungen: „Wie der Direktor schon gesagt hat, die Jüngeren unter euch werden während des Kampfes in sicheren Räumen untergebracht. Ihr dürft unter keinen Umständen diese Räume verlassen! Eine ältere Schülerin wird euch hinunterführen, sobald der Befehl gegeben wird, und mit euch warten, bis alles vorüber ist. Nahrungsmittel wurden bereits in die Räume gebracht, und Schlafmöglichkeiten sind auch vorhanden. Ich habe mich für Miss Weasley als Begleiterin entschieden. Sobald der Alarm ausgelöst wird, sammeln sich alle Schüler der unteren Klassen hier im Gemeinschaftsraum. Ich habe einen Portschlüssel verzaubert, der alle in die sicheren Räume bringen wird. Miss Weasley, bitte tragen Sie ihn immer bei sich, im Ernstfall muss es sehr schnell gehen."

Ginny nimmt den als Kette getarnten Portschlüssel nickend an sich, und hängt ihn um den Hals, versteckt unter ihrer Robe.

„Nun zu den Schülern der oberen Klassen: wir haben folgenden Angriffsplan ausgearbeitet:..."

A/N:

Nun geht es so richtig los, und die Kapitel werden wieder länger. Ich hoffe, Euch gefällt die Story nach wie vor; würde mich sehr über Eure Meinung in Form von ein paar Reviews freuen *winkmitdemzaunpfahl*

*hugs* SlytherinWitch