Die Death Eater - Party

Der Fanatismus ist die einzige 'Willensstärke', zu der auch die Schwachen gebracht werden können.

Friedrich Nietzsche (1844-1900)

2. Dezember, Abends

~ Malfoy Manor ~

Der Mond steht hell am Himmel in dieser klaren, eiskalten Dezembernacht. Dünne Rauchfahnen steigen auf aus den Schloten des großen Landsitzes, der sich dunkel gegen den Nachthimmel abhebt. Nacheinander apparieren mehrere dunkle Gestalten am Waldrand und gehen eilig auf das Gebäude zu. Ihre Schritte knirschen im harten Schnee.

Der Eingang des Landsitzes ist hellerleuchtet durch das Licht der unzähligen Kerzen in der Vorhalle, welche durch die offene, schwere Doppeltür nach draußen bis auf die imposante Freitreppe strahlen. Heute Nacht findet in Malfoy Manor eine Party statt, zu der nur die ranghöchsten Death Eater, jene des Inneren Kreises um Lord Voldemort, geladen sind.

Lucius Malfoy, gekleidet in elegante schwarze Roben mit silbernen Verzierungen, begrüßt mit seiner Gattin Narcissa die Ankommenden in der Eingangshalle, von wo aus sie von Draco weiter in den festlich ausgestatteten Saal geführt werden. In der Saalmitte steht ein prächtig gedeckter, langer Tisch mit gobelinbezogenen Sesseln. Links neben der doppelflügeligen Tür befindet sich ein großer Kamin, über welchem die Ahnengalerie der Malfoys an der mit heller Seidentapete bezogenen Wand angebracht ist. Die Vorfahren von Lucius blicken arrogant auf das Treiben im Saal. Vor den hohen Fenster zum Park hängen schwere, dunkelgrüne Vorhänge von der Stuckdecke herab. Der große Raum ist voll von Kerzen, und leise Klaviermusik erklingt wie von Geisterhand von einem auf einem kleinen Podest stehenden Flügel.

Kurz vor 22 Uhr trifft der letzte geladene Death Eater ein: Rodolphus Lestrange, nun nach Malfoy der wichtigste Mann im Inneren Kreis. Er betritt die Eingangshalle und begrüßt zuerst Narcissa, dann nickt er ihrem Gatten kurz zu: „Lucius."

Dieser reicht ihm die Hand: „Rodolphus, willkommen zu unserer Feier. Unser Meister hat Nachricht geschickt, er wird gegen Mitternacht eintreffen." Mit einer einladenden Geste der rechten Hand bittet er Lestrange, ihm in den Saal zu folgen. Ein Hauself schließt die schwere Eingangstür und die Türen hinter den beiden Männern.

Im Festsaal stehen die meisten in kleinen Gruppen diskutierend beisammen. Als Lucius eintritt, verstummen die Gespräche, und alle Augen wenden sich ihm zu. „Willkommen in Malfoy Manor! Darf ich einen Aperitif anbieten?" Lucius hebt kurz die Hand, und Tabletts mit gefüllten Gläsern erscheinen in der Luft neben den Gästen. „Das Dinner beginnt in Kürze, und um Mitternacht wird unser Meister uns die Ehre erweisen, mit uns zu feiern. Außerdem habe ich eine spezielle Unterhaltung", – er lächelt kalt, als ein erfreutes Raunen durch die Menge geht, - „in den Kerkerräumen geplant..."

„Ah, Lestrange. Guten Abend." Mit leichter Verbeugung tritt Avery zu Lucius und Lestrange. „Lucius. Es ist lange her, dass wir solch eine Party veranstaltet haben..."

„Nun, die vergangenen Wochen waren für uns alle ziemlich arbeitsintensiv... Da blieb nur wenig Zeit für die angenehmen Seiten unserer Tätigkeit...", erwidert Malfoy trocken, ehe er kurz auflacht.

Lestrange stimmt mit ein, bevor er leise fragt: „Lucius, ist Severus heute nicht erschienen?"

„Nein. Ich habe ihm eine Nachricht geschickt, aber keine Antwort erhalten." Eine Mischung aus Zorn und Genugtuung liegt in seinen hellen Augen. „Nun, vielleicht erübrigt sich damit meine Suche nach dem Verräter in unseren Reihen..." Er winkt seinen Sohn zu sich. „Draco!"

Der junge Slytherin hat sich bisher im Hintergrund gehalten, doch nun tritt er grüßend zu den drei Männern.

Mit strenger Stimme fragt ihn sein Vater: „Draco, Snape ist nicht gekommen. Weißt du dazu etwas zu sagen?"

Demütig senkt der junge Mann den Kopf. „Ich habe ihn zuletzt gestern Mittag beim Essen in der Großen Halle gesehen. Er war sehr blass. Heute hat er sein Quartier nicht verlassen."

Lucius nickt und wendet sich erklärend an die beiden Männer: „Mein Sohn hat vor einigen Monaten die Aufgabe übernommen, über Neuigkeiten aus Hogwarts Bericht zu erstatten und unseren gemeinsamen ‚Freund' Severus im Auge zu behalten."

Lestrange blickt Draco prüfend an: „Eine wichtige Aufgabe für einen so jungen Death Eater. – Du kannst zufrieden mit deinem Sohn sein, Lucius."

Ein dünnes Lächeln erscheint auf Malfoys Lippen. „Er ist ein echter Malfoy", erwidert er.

Stolz funkelt in Dracos Augen...

Langsam begeben sich alle zu Tisch, wo die Hauselfen bereits die Vorspeise serviert haben. Der Sessel am Tischende bleibt leer, Lucius setzt sich direkt daneben und bedeutet seiner Gattin und Draco, neben ihm Platz zu nehmen. Lestrange sitzt ihm gegenüber.

Kurz vor Mitternacht, als gerade die Nachspeise abgeräumt wird, verstummt das Klavier, und das Feuer im Kamin erlischt. Kälte erfüllt den Raum, und Lord Voldemort erscheint. Alle fallen auf die Knie und begrüßen den Dunklen Lord voller Ehrfurcht und Demut. Er schreitet auf den leeren Stuhl am Tischende zu und bedeutet allen wieder Platz zu nehmen. „Meine treuen Diener! Nicht mehr lange, und die alles entscheidende Schlacht beginnt! Schon in wenigen Tagen wird Hogwarts fallen! Doch vorher werden wir heute Nacht hier ausgiebig feiern!" Er nickt Lucius zu.

Dieser erhebt sich und verkündet: „Und nun: die versprochene Überraschung! Die Kerkerräume werden geöffnet. Draco, führe unsere Gäste hinunter."

Malfoy, Lestrange, McNair, Goyle und Avery bleiben mit Lord Voldemort im Salon und diskutieren leise, als Draco die anderen über die schmale Steinstiege hinab in die Kerkerräume führt. Er schließt kurz seine Augen, als er die angeketteten Muggelfrauen sieht...

Währenddessen hat Lord Voldemort eine Karte von Hogwarts auf dem Tisch im Salon ausgebreitet und bespricht mit seinen besten Männern die Angriffstaktik.

„Sobald die Schutzzauber gefallen sind, haben wir freie Hand. Lestrange und ich werden auf das Gelände apparieren, möglichst nahe dem Haupteingang. Lucius, du wirst mit Goyle und einer Gruppe vom Wald aus angreifen, und Avery wird mit seinen Leuten von der Seite von Hogsmeade nachkommen, welches das erste Angriffsziel sein wird, um eine Flucht zu verhindern. Dann haben wir sie in der Zange. Wir werden in wenigen Tagen losschlagen. Schon bald ziehe ich die Dementoren aus Askaban ab, sie werden uns unterstützen. Wir sind bestens gerüstet, und mit dem Trank des Salazar kann nichts mehr dazwischenkommen. Dumbledores Schicksal und das der elenden Muggel ist besiegelt!"

Er erhebt das Weinglas, und alle stoßen mit ihm auf den baldigen Sieg an. Lucius lächelt kalt. Doch eins ist noch offen: „Meister, wenn Ihr mir die Frage gestattet, warum habt Ihr Severus Snape laufen lassen?"

Mit gedehnter Stimme antwortet Voldemort, den Blick in die Ferne gerichtet: „Er hat meinen Auftrag zu meiner vollen Zufriedenheit ausgeführt. Ich war von seiner Loyalität überzeugt - allerdings ist er heute nicht hier...aber wie wir alle wissen, teilt der prüde Tränkemeister nicht unsere Vorliebe für gewisse Vergnügungen..." -sein Blick wandert zur Tür, hinter welcher die Kerkerstiege liegt-  „Ich bin sicher, am Ende wird er aber die richtige Entscheidung treffen."

Goyle räuspert sich verächtlich. „Dieses Schwein gehört vernichtet!"

Erzürnt fährt Voldemort herum: „Du wagst es, meine Entscheidungen anzuzweifeln?"

McNair will Goyle, welcher wohl schon etwas zu viel getrunken hat, bremsen, doch dieser schüttelt seinen Arm nur ab und schleudert Voldemort lallend ins Gesicht: „Ja! Das ist Schwachsinn!"

Bevor irgendwer reagieren kann, hat Voldemort schon eiskalt den Fluch gesprochen: „Avada Kedavra!" Ein grüner Blitz streckt Goyle zu Boden.

Stille.

„Hat noch irgendjemand Ideen oder Vorschläge, wie ich die Truppe führen soll?" Ätzend klingt Voldemorts Stimme durch den Saal. Alle halten schweigend den Atem an. Angewidert blickt der Dunkle Lord auf die am Boden liegende Leiche. „Lucius! Lass diesen Unrat entfernen... Und hole deinen Sohn, ich muss mit ihm sprechen." Die Fratze zu einem hässlichen Grinsen verzogen fügt er hinzu: „Ihr dürft euch entfernen, in den Kerkern wartet bestimmt noch genug Beschäftigung. Schließlich ist das hier eine Party!"

Wenige Minuten später kniet Draco vor Voldemort nieder. Die beiden sprechen kurz miteinander, bevor der Dunkle Lord disappariert. Lucius nähert sich seinem Sohn und fragt ihn leise: „Was wollte er von dir?"

Dracos Gesicht ist verschlossen. „Er hat einen Auftrag für mich, während des Angriffs. Mehr darf ich nicht sagen." Er verneigt sich kurz vor seinem Vater und verlässt bald darauf das Haus, um nach Hogwarts zurückzukehren.

A/N:

Thorin Eichenschild: Hi! Fein, dass Du noch dabei bist! Ich wünsch Dir schöne Ferien und bin gespannt auf Deine Kritik!