Alle deine vergangenen Handlungen und Taten haben aus dir das gemacht, was du heute bist. Und alles, was du heute tust, formt dich zu dem, was du morgen sein wirst. Nur du allein gestaltest dein Schicksal, du allein hast die Macht, dein Schicksal zu ändern. Somit bestätigen wir ständig unsere Freiheit.
Selvarajan R. Yesudian (*1936), indischer Arzt und Yogalehrer
23. Januar 1998
~ Hogwarts ~
Erzählt von Hermione Granger
„Hermione! Harry! Dumbledore ist wach! Kommt schnell!" Aufgeregt eilt Professor Lupin durch das Porträtloch in unseren Gemeinschaftsraum, wo wir gerade beim Frühstück sitzen, das Dobby uns heraufgebracht hat. Wir waren beide heute nicht in der Stimmung in die Große Halle zu gehen.
„Endlich!" Harry strahlt über das ganze Gesicht.
Erfreut stelle ich meine Kaffeetasse zurück auf den Tisch, und wir folgen dem Professor.
„Minerva ist bei ihm", berichtet Lupin weiter, während wir durch die Gänge zur Krankenstation eilen.
„Sie ist wieder in Hogwarts?" Erleichterung macht sich in mir breit. Über 6 Wochen war Professor McGonagall in St. Mungo's in Behandlung nach den massiven Cruciatusflüchen, welchen Lestrange sie ausgesetzt hatte, und keiner wusste, wie weit sie sich geistig erholen wird...
„Ja, sie ist vor zwei Stunden angekommen. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut, sie muss sich aber noch ein wenig schonen", bestätigt der Professor, und bleibt vor der Tür zur Krankenstation stehen. „Wir dürfen den Direktor nicht aufregen. Er ist noch sehr schwach!"
„Aber Professor Snape...", beginne ich einzuwenden, doch Lupin fällt mir ins Wort.
„Ich weiß. Aber es nützt niemandem, wenn der Direktor sich überfordert." Nachdenklich fügt er hinzu „Mir gefällt das auch nicht, ich würde am liebsten sofort mit Dumbledore zu Fudge apparieren und Severus herausholen, aber im Moment ist das unmöglich..."
Nun öffnet er die Tür zur Krankenstation und wir folgen ihm ins Extrazimmer. Dracos Bett ist leer, man hat ihn schon vor vier Wochen auf Befehl seines Vaters in eine Spezialklinik transportiert. Neben dem anderen Bett sitzt eine noch sehr blasse, aber schon wieder energisch blickende Professor McGonagall, die uns freundlich zulächelt, als wir nähertreten. Der Direktor sitzt gegen zwei dicke Kissen gelehnt in seinem Bett und zwinkert uns begrüßend zu.
Seine Stimme klingt noch nicht ganz so kräftig wie früher, als er uns begrüßt. „Hermione, Harry! Ich freue mich, dass es euch gut geht!"
Die Begrüßung ist sehr herzlich, und wir nehmen neben seinem Bett Platz. Wir erzählen ihm von den Feierlichkeiten, und anderen unverfänglichen Themen, und natürlich interessiert ihn das Ende der Kämpfe, von dem er nichts mehr mitbekommen hat. Nach einiger Zeit blickt uns der Direktor jedoch fragend an: „Und, was ist mit allen anderen? Noch immer zu beschäftigt mit dem Feiern, um bei mir vorbeizuschauen? Oder in den Kerkerräumen versteckt, bis sich alles verzogen hat?" Mit einem belustigten Blinzeln versucht er, die leichte Enttäuschung zu überspielen.
Snape. Er wartet auf Professor Snape.
Keiner antwortet. Schließlich räuspert sich Remus und meint betont heiter: „Du kennst doch Poppy! Als ob sie alle gleichzeitig hereinlassen würde... du musst dich noch schonen, Albus. Offiziell herrscht noch Besuchsverbot."
Der Direktor blickt ihm fest in die Augen. „Nun, wenn Poppy nachher hereinkommt, werde ich sie bitten, auch andere Besucher zu mir zu lassen. Ich fühle mich schon wieder stark genug. Vor allem möchte ich Severus sehen."
Remus presst unmerklich die Lippen zusammen, und Harry wirft mir einen ratlosen Blick zu. Professor McGonagall blickt verwundert von einem zum anderen. Auch sie weiß noch nicht, was inzwischen geschehen ist... Irgendwer muss etwas sagen...
Der Direktor spürt offenbar, dass wir ihm etwas verheimlichen. Sein Blick fällt auf Professor Lupin, welcher sich im Hintergrund hält. „Remus, bitte hör auf, mich wie einen Schwerkranken zu behandeln. Ich sehe euch doch an, dass einiges nicht stimmt. Also, was ist passiert?" Seine Stimme klingt nun kraftvoll wie eh und je.
Keiner antwortet. Wir müssen ihm die Wahrheit sagen! Also beginne ich stockend zu erzählen: „Direktor... Professor Snape ist nicht in Hogwarts.... Minister Fudge hat ihn... verhaften... lassen, gemeinsam mit allen Death Eatern." So nun ist es raus...
Der Direktor richtet sich zornig im Bett auf: „Was? Wieso hat das keiner verhindert?" Fassungslos schaut er uns an.
Wieder ergreife ich das Wort: „Wir haben alles versucht, Sir. Fudge glaubt Harry und mir kein Wort, er sagt, wir sind Kinder, die etwas durcheinander sind durch den Kampf!"
Remus nickt bekräftigend: „Auch ich hatte keine Chance, Albus. Das Wort eines Werwolfs ist nicht glaubwürdig..." Traurig blickt er zu Boden. „Und Sirius ist noch immer nicht rehabilitiert, er kann nicht aussagen. Arabella ist tot, Bill Weasley schwer verletzt. Alastor's Wort ist im Augenblick wertlos, da er den Duellierkurs gegen den Willen der Behörde weitergeführt hat, und Minerva war ja bis heute Morgen in St. Mungo's. Außerdem will das Ministerium niemandem glauben, Fudge sieht es als persönlichen Erfolg, Severus verhaftet zu haben. Und Malfoy tut das seinige im Ministerium..."
Dumbledore unterbricht ihn kurz: „Malfoy? Wieso ist er frei, und Severus nicht?"
Harry erzählt dem Direktor, was sich am Ende der Schlacht zugetragen hat, auch von Draco. Dumbledore ist nun sehr nachdenklich. Schweigend starrt er vor sich hin. Nach einigen Minuten stellt er die Frage, die wir alle am meisten gefürchtet haben: „Wo hält Fudge ihn gefangen?"
Ich schlucke schwer, als ich die zwei Worte hervorpresse: „In Askaban..."
Nun hält nichts mehr den Direktor im Bett. So schnell er kann, steht er auf, noch bevor wir ihn zurückhalten können. Minerva und Remus bremsen ihn jedoch. „Albus! Du musst noch liegen bleiben! Du warst wochenlang bewusstlos! Sei vernünftig!" versucht Minerva erfolglos ihn zu überzeugen.
„Ich werde nicht hier im Bett bleiben, wenn mein bester Freund in Askaban sitzt! Remus, bitte hilf mir. Ich muss zu Fudge nach London." Seine Augen blitzen entschlossen, der alte Kampfgeist ist wieder erwacht.
In diesem Augenblick betritt Madam Pomfrey das Zimmer. Entsetzt schreit sie auf: „Direktor! Sie dürfen noch nicht aufstehen!"
„Poppy, bring mir einen Stärkungstrank. Ich habe keine Zeit zu verlieren, Severus braucht mich."
Die Medihexe wirft uns allen einen vernichtenden Blick zu, doch Dumbledore ist nicht umzustimmen. Heftig protestierend holt Madam Pomfrey also den gewünschten Trank, welcher den Direktor in den kommenden Stunden auf den Beinen halten soll.
Schnell habe ich einen Entschluss gefasst: „Sir, bitte, ich möchte auch mitkommen und helfen!"
Dumbledore überlegt kurz, nickt dann jedoch. Zu Minerva und Harry gewandt, meint er „Ihr beide kümmert euch bitte darum, dass Draco wieder nach Hogwarts gebracht wird. Ich bin überzeugt, Severus kann ihm helfen. Beruft euch in St. Mungo's auf mich. "
Dann geht alles sehr schnell. Albus zieht sich an, wirft seinen Umhang um und steckt den Zauberstab ein. Sich leicht auf Remus und mich stützend, geht er zielstrebig zum Kamin und befiehlt „Dumbledores Büro!", denn der dortige Kamin ist mit dem des Ministeriums verbunden.
***
Wenige Minuten später treten wir aus dem Kamin in der Eingangshalle des Ministeriums. Hier herrscht reger Betrieb, manch einer erkennt den Direktor und nickt ihm freundlich zu, ich sehe aber auch einige Zauberer, die ihn mit finsterer Miene betrachten.
Wir halten uns nicht auf, sondern betreten den Vorraum zu Minister Fudges Büro. „Haben Sie einen Termin? Wie sind Ihre Namen?" Eine blonde, junge Hexe sitzt hinter einem großen Schreibtisch neben der Tür.
„Albus Dumbledore, Direktor von Hogwarts. Ich verlange auf der Stelle, mit Minister Fudge zu sprechen."
„Tut mir leid, aber wenn Sie keinen Termin haben, kann ich Sie nicht zum Minister lassen. Er ist ein vielbeschäftigter Mann. Außerdem ist er gerade in einer wichtigen Besprechung mit Lucius Malfoy."
Dumbledore nickt grimmig und streift unsere unterstützenden Arme ab, als er aufrecht und energisch zur Tür geht. „Nun, da haben wir ja genau die beiden beisammen, die wir brauchen!"
„Sir! Sie können da nicht hineingehen!" Die Sekretärin blockiert ihm den Weg, und Remus und ich treten näher.
Plötzlich öffnet sich die Tür, und der Minister blickt heraus. „Miss Penny, was ist hier los? Ich hatte um Ruhe gebeten!" Da erblickt er Dumbledore. „Albus! Mein lieber Freund! Wie geht es dir? Bist du wieder gesund? Merlin sei Dank!" Mit ausgebreiteten Armen und aufgesetztem Lächeln kommt er auf den Direktor zu.
„Cornelius, wir haben einiges zu besprechen." Dumbledore hält sich nicht mit falschen Freundlichkeiten auf, und betritt einfach das Büro. Wir folgen ihm gemeinsam mit dem etwas verblüfften Minister.
Das große Büro ist mit alten Möbeln eingerichtet, jedoch etwas überladen. In einem Gobelinsessel sitzt Lucius Malfoy, ein halbvolles Sektglas in der Hand.
Albus Dumbledore mustert ihn zynisch. „Ah, gibt es etwas zu feiern? Da kommen wir ja gerade zurecht!"
Malfoy ist blass im Gesicht und wechselt einen nervösen Blick mit Fudge. „Ich komme später vorbei, Cornelius. Mir ist gerade eingefallen, ich habe noch einen wichtigen Termin!" Mit wehendem Mantel steigt er in den Kamin und verschwindet.
„Du kommst auch noch dran", murmelt Dumbledore leise, bevor er sich vor Minister Fudge aufbaut. „Cornelius, ich halte mich nicht mit langen Vorreden auf, du weißt genau, warum ich hier bin."
Fudge stottert etwas Unverständliches vor sich hin, doch Dumbledore lässt ihn gar nicht zu Wort kommen, sondern fährt gleich fort: „Du weißt genau über Severus' Rolle Bescheid! Was fällt dir ein, ihn einzusperren?"
Der Minister holt tief Luft, bevor er loslegt: „Er ist einer von denen, ein dreckiger Death Eater! Lucius Malfoy hat es bestätigt! Snape hat den Zaubertrank gebraut, der es den Angreifern ermöglichte, überhaupt auf das Schulgelände zu gelangen!"
Der Direktor nickt bestätigend: „Ich weiß. Ich war darüber informiert! Und wenn ich mich recht entsinne, habe ich dir das auch unter vier Augen bei meinem letzten Besuch im Ministerium mitgeteilt, aber du wolltest ja nicht glauben, dass Voldemort wirklich angreift! Deine Leute sind viel zu spät erschienen, erst, als die Eltern der Schüler vor dem Ministerium demonstriert haben, hast du die Eliteeinheit nach Hogwarts geschickt! Da war der Kampf schon so gut wie vorbei, Voldemort war bereits tot! Und dann wagst du es, den Mann, der während der vergangenen Jahre so viele Menschenleben gerettet hat, nach Askaban transportieren zu lassen?" Seine anfangs ruhige Stimme wird immer lauter.
Der Minister weiß offenbar nicht, was er sagen soll. Mit hochrotem Kopf stottert er leise vor sich hin: „A-Aber Lucius Malfoy hat gesagt..."
Dumbledores Stimme wird immer härter. „Lucius Malfoy ist der Verräter! Er ist die rechte Hand Voldemorts gewesen, sein Sohn wird das bezeugen!"
„Sein Sohn liegt in St. Mungo's!" Fudge glaubt, mit dieser Aussage wieder Oberwasser zu bekommen.
„Ich habe veranlasst, dass Draco nach Hogwarts verlegt wird. Ich bin sicher, dass Severus ihm helfen kann. Nun, Cornelius, hör mir gut zu, denn ich wiederhole mich nicht! Du wirst jetzt sofort die Entlassungspapiere für Severus Snape ausstellen und uns nach Askaban begleiten. Anschließend erwarte ich im nächsten Tagesprophet auf der Titelseite eine offizielle Entschuldigung des Ministeriums an Professor Snape. Ich warne dich, widersetze dich jetzt nicht!"
Niemand würde glauben, dass Dumbledore noch vor wenigen Stunden bewusstlos auf der Krankenstation gelegen hat, so sicher und beeindruckend tritt er auf. Nicht umsonst bezeichnen ihn viele als den mächtigsten Zauberer. Er strahlt eine ungeheure Macht und Würde aus, und Minister Fudge beginnt offenbar zu realisieren, dass es besser ist, den Befehlen Folge zu leisten...
Innerhalb weniger Minuten sind die erforderlichen Papiere ausgestellt, ein Termin mit einem Reporter vom Tagesprophet für heute Abend ausgemacht, und wir apparieren zur Küste, wo das Boot nach Askaban vor Anker liegt.
***
~ Askaban ~
Erzählt von Remus Lupin
Askaban. Die Gefängnisinsel. Mitten im Meer gelegen, und durch den permanenten Schutzschild gegen Apparieren geschützt. Kaum einer hat je die Flucht von hier geschafft...
Dunkle Wolken hängen am Himmel, als wir das Wasser überqueren. Das Boot schaukelt im starken Wellengang. Hermione und ich sitzen hinten neben dem Direktor, uns gegenüber der Minister. Ich bin mir nicht sicher, ob er wegen der Schaukelei so grün im Gesicht ist, oder ob er sich Sorgen um seine Zukunft macht...
Der Bootsführer steuert den Hafen von Askaban an, die einzige Stelle wo keine steilen Klippen sind und man an Land gehen kann. Direkt am Hafenausgang passieren wir die erste Kontrolle und Fudge weist die Papiere vor. Zwei Wächter begleiten uns bis zum Eingang des Gefängnisses. Auch dort gibt es zahlreiche Sicherheitseinrichtungen und Schutzzauber. Wir müssen unsere Zauberstäbe abgeben, und werden anschließend durch den Gefängnishof in den inneren Bereich eskortiert. Hermione geht blass, aber gefasst neben Albus. Keiner spricht ein Wort.
Der innere Bereich ist durch magische Gitter gesichert. Ein Wächter öffnet den Zugang, und wir folgen ihm über eine dunkle, enge Stiege hinab in die Tiefe, immer weiter, immer tiefer hinab... endlich gelangen wir am Ende der Stiege an. Die Wächter tragen nun Fackeln in den Händen, denn hier unten ist es vollkommen finster. Es stinkt bestialisch nach Verwesung. Feuchtigkeit tropft von der Decke und bildet am kahlen Erdboden kleine Lacken. Eine Ratte huscht in ein Loch in der Wand, als wir näherkommen.
„Hier ist es, Minister. Zelle 375." Die Wächter halten vor einer massiven Metalltür.
Mir rinnt es kalt über den Rücken. Hier unten musste Severus nun beinahe 6 Wochen lang ausharren? Wie konnte man ihm das antun!
Albus' Gesicht ist aschfahl, auch Hermione hält sich nur mühsam aufrecht.
„Öffnen!" befiehlt Fudge mit heiserer, gepresster Stimme.
Die Wächter setzen den Schutzzauber außer Kraft, und mit einem schrillen Quietschen schwingt die Zellentür auf...
***
~ St. Mungo's ~
Erzählt von Harry Potter
St. Mungo's - die berühmte Klinik der Zauberwelt, im Zentrum Londons gelegen. Professor McGonagall und ich sind direkt im Eingangsbereich appariert. Eine große Tafel verschafft uns Überblick über die einzelnen Abteilungen.
„Demnach müsste er im 4. Stock liegen", deute ich auf die Tafel. „Hier: Misslungene und irreversible Zaubersprüche, 4. Stock."
„Kommen Sie, Mr. Potter. Dort vorne ist die Auskunftsstelle." Professor McGonagall durchquert die Eingangshalle und reiht sich am Ende der Warteschlange ein. Nach einigen Minuten sind wir an der Reihe, und eine rothaarige, kleine Hexe fragt uns freundlich, was wir wünschen.
„Ich möchte den behandelnden Medizauberer von Draco Malfoy sprechen. Ich komme von Hogwarts, seiner Schule. Es ist dringend", erklärt ihr Professor McGonagall unser Anliegen.
Die Hexe blättert rasch in ihrer Liste, ehe sie uns mitteilt: „Für Mr. Malfoys Betreuung ist Professor Connor zuständig. Sie können gerne mit ihm sprechen, allerdings muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass absolutes Besuchsverbot besteht."
Interessant. Da steckt sicher sein Vater dahinter.
Neben mir presst Professor McGonagall kurz ihre Lippen indigniert zusammen, ehe sie fragt: „Und wo finde ich Professor Connor?"
„Am besten nehmen Sie die Treppe am Ende der Halle, sie führt direkt in den vierten Stock. Ich werde sofort oben Bescheid geben. Professor Connor wird Sie erwarten", lächelt uns die Hexe nochmals freundlich zu, ehe sie den hinter uns stehenden Zauberer nach seinem Anliegen fragt.
Im vierten Stock werden wir bereits erwartet. Ein sehr großer, grauhaariger Mann stellt sich uns als Professor Brendon Connor vor. Er ist Spezialist für Fluchumkehr.
„Mein Name ist Professor Minerva McGonagall. Dies ist Mr. Potter. Wir kommen aus Hogwarts und sind hier im Auftrag von Albus Dumbledore. Wir müssen unbedingt zu Draco Malfoy."
Der Medizauberer mustert uns nachdenklich. „Sie haben bestimmt gehört, dass der Patient nicht besucht werden darf."
Professor McGonagall nickt knapp. „Das haben wir. Ich bitte Sie jedoch dringend, in unserem Fall eine Ausnahme zu machen. Es ist wirklich wichtig, es geht um Dracos Leben!"
„Ich hoffe, Professor Dumbledore weiß, was er tut... Nun, wir haben den Patienten auf Station 3 gelegt. Ich begleite Sie zu ihm. Bitte folgen Sie mir."
Professor McGonagall und ich folgen ihm durch die langen Gänge der Zaubererklinik St. Mungo's auf die Intensivstation 3, wo die schwersten Fälle behandelt werden. Schaudernd denke ich an Frank Longbottom und seine Gattin, welche seit vielen Jahren hier liegen, geistig gebrochen durch den Cruciatusfluch. Sie können niemanden erkennen, nicht einmal ihren Sohn Neville!
In welchem Zustand werden wir wohl Draco vorfinden? Er war zwar nie mein Freund, ganz im Gegenteil, aber er hat im Kampf sehr tapfer gehandelt. Ich weiß nicht, ob ich dazu den Mut besessen hätte... Ich hoffe, er muss jetzt keinen bitteren Preis dafür bezahlen!
Professor Connor führt uns in ein Einzelzimmer am Ende des Ganges. In der Mitte des hellen Raumes steht ein Bett, in dem eine reglose Gestalt liegt. Draco. Er sieht aus, als ob er schläft, seine Augen sind geschlossen.
„Leider konnten wir bisher keinerlei Erfolg erzielen", fährt der Medizauberer fort. „Mir ist kein ähnlicher Fall bekannt. Der Patient hat den Avada Kedavrafluch überlebt durch einen Schutzzauber, soviel ist klar. Aber welcher Schutzzauber, und wie kann man den Erstarrungszustand durchbrechen? Er reagiert auf nichts, seine Pupillen sind regungslos, er atmet zwar, aber das ist das einzige Lebenszeichen." Leise seufzend fügt er hinzu „ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Wir bräuchten dringend genauere Informationen."
Professor McGonagall räuspert sich kurz. Ihr Gesicht ist blasser als normalerweise. Ich vermute, sie denkt darüber nach, wie knapp sie einem ähnlich schrecklichen Schicksal entronnen ist, denn von massiven Cruciatusflüchen behalten die meisten bleibende Schäden zurück, leiden oft lebenslang an den Folgen, und im schlimmsten Fall geht es ihnen so wie den armen Longbottoms.
„Wir wollen Draco zurück nach Hogwarts bringen, wir sind überzeugt, dass ihm dort geholfen werden kann", erklärt sie dem Medizauberer.
„Ohne Einwilligung seines Vaters kann ich dem leider nicht zustimmen, Professor! Mir sind die Hände gebunden. Es ist bereits ein beträchtliches Risiko, Sie überhaupt zu ihm zu lassen, sein Vater hat jeglichen Besuch verboten, nicht einmal Narcissa Malfoy darf zu ihm", antwortet dieser bedauernd.
„Professor Connor! Der Zauberer, der den Schutzzauber über Draco gesprochen hat, wird sich um ihn kümmern. Wenn jemand ihm helfen kann, dann er! Bitte helfen Sie uns! Direktor Dumbledore und ich werden persönlich dafür sorgen, dass Sie keine Probleme mit Lucius Malfoy bekommen."
Bedächtig wiegt der Medizauberer den Kopf. „Nun, ich muss Ihnen zustimmen, das wäre eine Chance für unseren Patienten. Allerdings... ich weiß nicht..." Tief in Gedanken starrt er kurz vor sich hin, ehe er eine Entscheidung trifft. „Nun gut, Professor. Es kann mich zwar meinen Job kosten, aber ich helfe Ihnen."
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~ Askaban ~
Erzählt von Remus Lupin
Die Zellentür schwingt auf, und ich mache mich auf das Schlimmste gefasst, als wir eintreten. Hermione greift hilfesuchend nach meiner Hand und schnappt entsetzt nach Luft. Ich muss kurz blinzeln, ehe sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen.
Am Boden der Zelle liegt reglos eine Gestalt und blickt uns aus leeren, starren Augen an. Severus Snape. Er hat bereits mit seinem Leben abgeschlossen, jede Hoffnung auf Hilfe aufgegeben! Ungläubig starrt er uns an, als halte er uns für eine Vision.
„Severus!" Dumbledore drängt sich an uns vorbei und kniet neben ihm nieder. Ein Funkeln glitzert daraufhin in den dunklen Augen des Tränkemeisters.
„Wasser!" befiehlt Dumbledore mit strenger Stimme, die keinen Widerspruch duldet. Sogleich eilt ein Wächter herbei. Ehe ich noch reagieren kann, ist Hermione neben Severus und stützt ihn, während Albus ihm schluckweise zu trinken gibt. Indessen murmelt er leise und beruhigend: „Wir bringen dich nach Hause, mein Freund."
So schnell als möglich verlassen wir die Gefängnisinsel. Severus ist sehr schwach, ich trage ihn bis zum Boot, wo er sich erschöpft auf die Bank legt. Ich wechsle einen raschen Blick mit Dumbledore und Hermione, und sehe in ihren Augen dieselbe Sorge, die auch ich verspüre.
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~ Hogwarts ~
Erzählt von Hermione Granger
Als wir gestern Askaban verließen, machte ich mir große Sorgen um Professor Snapes Gesundheitszustand, doch unser Meister der Zaubertränke ist stark. Zurück in seinen Kerkerräumen in Hogwarts erholt er sich wesentlich rascher als erwartet.
Ich komme gerade von der Bibliothek, wo ich ein interessantes Werk, eine Neuauflage über Zaubertränke der Druiden, ausgeborgt habe, falls Professor Snape etwas lesen möchte. Madam Pomfrey hat ihm immerhin mindestens zwei Wochen strenge Bettruhe verordnet, und er ist es gewohnt ständig etwas zu tun.
Dumbledore sitzt neben Severus' Bett im Lehnstuhl, als ich mit dem Buch in der Hand leise den Raum betrete. Der Direktor ist eingeschlafen. Kein Wunder, er hat sich ja gestern total verausgabt, weigert sich aber seither von der Seite seines Freundes zu weichen.
Professor Snape ist wach. Ich ziehe mir einen Stuhl ans Bett und zeige ihm das Buch, neugierig auf seine Reaktion. Seine Augen blitzen freudig auf, offenbar habe ich das richtige ausgesucht. „Danke, Hermione", flüstert er, um den Direktor nicht zu wecken. „Ich habe in der vorletzten Ausgabe der Ars Alchemica darüber gelesen, die Kritiken waren hervorragend."
Als ich antworten will, wird die Tür schwungvoll geöffnet, und Professor Lupin kommt herein, den Tagesprophet hin und her schwenkend. „Hi! Seht mal her!"
Der Direktor blinzelt kurz. „Remus... Hermione... ich muss wohl kurz eingenickt sein. Ah, der Tagesprophet!"
Remus drückt dem Tränkemeister die Zeitung in die Hand, und wir schauen ihm alle beim Lesen über die Schulter, neugierig auf den Artikel.
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Abendausgabe
Der Tagesprophet
Nr. 024 24.
Jänner 1998
Bedauerlicher Irrtum
Hogwarts Meister der Zaubertränke in Askaban unter Arrest
Aufgrund eines Missverständnisses wurde Severus Snape, Tränkemeister von Hogwarts, vor sechs Wochen von den Spezialtruppen des Ministeriums bei deren heldenhafter Befreiung der besetzten Schule gemeinsam mit den übrigen Death Eatern nach Askaban gebracht. Seine Rolle als Spion für unsere Seite in den Reihen Voldemorts war aufgrund falscher Informationen dem Ministerium unbekannt. Nur so konnte dieser schreckliche Fehler geschehen.
Glücklicherweise sind die Gefängnisse des Ministeriums vorbildlich geführt, und es fehlte dem Tränkemeister in den vergangenen Wochen an nichts. Minister Cornelius Fudge, Träger des Ordens des Merlins 1. Klasse, setzte sich höchstpersönlich in äußerst lobenswerter Weise für seine schnelle Freilassung und sofortige Rehabilitierung ein.
Lucius Malfoy, der neuernannte Vorsitzende des Ministeriums für Innere Sicherheit, sagt zu den Vorfällen in einem Exklusivinterview: „In jedem Kampf gibt es unschuldige Opfer. Seht mich an, was Voldemort mit mir gemacht hat! Ich habe durch ihn meinen Sohn verloren! Mir geht es wesentlich schlechter als Severus Snape!"
Lesen Sie weiter auf Seite 2-6 „Cornelius Fudge und die Helden des Ministeriums", Seite 7-10 „Lucius Malfoys trauriges Schicksal", Seite 11 oben „Severus Snape - vom Death Eater zum ‚heldenhaften' Spion"
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„Das ist wieder mal typisch Fudge", ärgert sich Dumbledore. „Er verdreht die Tatsachen so, dass niemand bei ihm die Schuld sucht. Und Malfoy als Vorsitzender des Ministeriums für Innere Sicherheit... das ist die größte Frechheit des Jahrhunderts! Er glaubt wohl, er kommt mit allem durch!"
Der Tränkemeister schweigt nachdenklich. Schließlich fragt er: „Wovon spricht Lucius? Was ist mit Draco?"
Rasch blicke ich zu Dumbledore, welcher nach kurzem Zögern nickt. Er hat Recht, wir haben keine andere Wahl als Professor Snape über die Vorgänge der vergangenen Wochen zu informieren.
Abwechselnd berichten Remus und ich dem Tränkemeister, was nach seiner Verhaftung geschehen ist. Ruhig und ohne uns zu unterbrechen hört er sich alles an. „... und Lucius Malfoy hat nur wenige Tage später seine Verlegung nach St. Mungo's veranlasst", schließe ich meine Erzählung.
„Konnte man ihm dort helfen?", fragt der Tränkemeister.
Ich schüttle den Kopf. „Nein, der behandelnde Medizauberer weiß nicht, wodurch der Zustand herbeigeführt wurde. Er konnte nichts tun."
„Konnte?", hakt Professor Snape sofort nach.
„Draco ist nicht mehr in St. Mungo's. Ich habe veranlasst, dass er nach Hogwarts gebracht wird. Minerva und Harry haben ihn gestern geholt", erklärt Dumbledore.
„Sehr gut. Dann kann er schnell behandelt werden", zeigt sich der Tränkemeister erfreut.
Auf unsere fragenden Blicke erläutert er uns die genauen Hintergründe, und nach wenigen Minuten wissen auch wir Bescheid: Severus hat einen sehr dunklen, mächtigen Schutzzauber über Draco gesprochen, von dessen Existenz weder Professor Lupin noch der Direktor je gehört haben: den „Protectio animae obrigesco"-Zauber, welcher ohne Zauberstab ausgeführt werden kann, wenn das Vertrauen zwischen den beiden Personen sehr groß ist. Normalerweise löst der Zauber eine Art Schutzfunktion des Körpers aus, eine Umhüllung ähnlich einer Erstarrung, welche nach wenigen Minuten von selber verschwindet. Durch Professor Snapes schlechten Zustand wurde der Zauber jedoch nicht korrekt ausgeführt, und Draco blieb in der Erstarrung.
Nun stellt sich die Frage, was man dagegen tun kann. Auch der Tränkemeister hat solch einen Fall noch nicht erlebt. Er sieht nur eine Möglichkeit, Draco zu helfen: Er will den Zauber erneut sprechen, um dadurch den Bann zu brechen. Das wird jedoch noch eine Zeitlang warten müssen, er ist im Augenblick zu schwach dazu...
Erzählt von Severus Snape
Seit Stunden kreisen meine Gedanken im Kreise. Draco... er ist nur durch meine Schuld in diesem Zustand. Er hat mein Leben gerettet... und ich liege hier so hilflos, zu schwach um ihn zu heilen!
Albus, Remus und Miss Granger sind vorhin zum Abendessen in die Große Halle gegangen, und ich bin allein. So sehr ich ihre Anwesenheit genossen habe, wie ich mir eingestehen muss, tut es gut, nun allein zu sein. Es gibt viel nachzudenken...
Zwei Tage später ist es so weit: ich bin wieder kräftig genug, um den Zauber zu vollziehen, der Draco aus seiner Erstarrung befreien soll. Noch etwas wackelig auf den Beinen betrete ich die Krankenstation. Ich habe darauf bestanden, mit ihm alleine im Zimmer zu sein, denn es wird sehr schwierig. Ich brauche Ruhe und absolute Konzentration, wenn ich Erfolg haben will.
Draco liegt regungslos in seinem Bett. Ich ziehe einen Stuhl ans Bett heran, ehe ich ihm beide Hände auf die Schläfen lege und die Beschwörung spreche. Meine Hände werden warm und pulsieren. Meine Gedanken suchen die des jungen Slytherin: Draco...komm zurück! Kämpfe! Dein Leben liegt noch vor dir! Du bist endlich frei!
Dracos Atem wird kräftiger. Ein Zucken geht durch seinen Körper. Ich habe meine ganze Kraft in den Spruch gelegt...
Endlich flattern seine Lider, dann öffnet er die Augen und blickt mich an. Ich verspüre Erleichterung und...Freude. Es hat funktioniert!
Wenn ich nur nicht so müde wäre... nur am Rande bekomme ich mit, wie starke Hände mir in ein Bett helfen. „Ruh dich aus, Severus", höre ich Dumbledores Stimme...
A/N:
Thorin Eichenschild: Ich glaube, aus Deinen Ideen lässt sich eine interessante FF machen! Gerade diese kleinen Details am Rande, wie z.B. Peeves, haben ja sehr viel Potential. Ich schreibe ja schon an einer Fortsetzung, und auch da haben die Geister von Hogwarts eine größere Rolle. Bitte halt mich auf dem Laufenden, und bitte, bitte, bitte schreib die Fanfic!
mia mondragon: Danke für Deine Review, das neue Kapitel war ja nun nicht mehr so traurig. Hoffe, es hat Dir gefallen.
Meine lieben Leser, wir nähern uns nun langsam dem Ende der Story. In den nächsten Tagen folgt noch ein Kapitel, und dann ist dieser Teil beendet, und ich bin gespannt auf Eure Meinungen.
Liebe Grüße
SlytherinWitch1
