Kapitel Acht

Noch nie hatte die Orkkönigin eine solche Wut in sich gespürt. Wie heiße Feuerstürme jagten das Adrenalin und der Zorn um die Wette durch ihre Adern und ließen sie erbeben. Rasch senkte und hob sich ihre Brust während sie fahrig die Zutaten in den großen kupfernen Kessel warf. Ihre Rechte tat immer noch abscheulich weh, doch die Kraft Sarumans half ihr den Schmerz zu verdrängen. 'Er hat mich nicht vergessen.' Raug lächelte glücklich während der Blutverlust in ihrer Hand ihr kurzfristig die Sinne raubte und sie kraftlos zusammenbrach...

~*~°~*~ In Isengard kurz vor dem Ringkrieg ~*~°~*~

"Niphredil [Winterblume]mein Kind, komm zu mir!" hörte sie die Stimme ihres Vaters durch die Gänge hallen, während sie mit dem beiden Wachen an der Tür Ball spielte. "Lauf schon Kleine!" flüsterte ihr der kleinere und dickere Mann lächelnd und leise zu und sie drehte sich kichernd um und lief mit den Ball in ihren kleinen Händen zu ihrem Vater. Atemlos kam sie am Thronsaal an und stieß einen freudigen Quietscher aus, als sie Gandalf mit weit ausgebreiteten Armen wenige Meter von sich entfernt stehen sah.

"Ohm Gandalf!" juchzte sie auf und rannte leichtfüßig auf ihn zu und ließ sich von ihm liebevoll umarmen. Glücklich kuschelte sie sich in seinen weichen, nach dem Kraut der Hobbits riechenden, grauen Bart, während er sie in Richtung des Thrones trug. "Meine kleine Niphredil! Wie groß du seit meinem letzten Besuch geworden bist. Sag kleine Prinzessin, wie alt bist du denn nun?" hörte sie Gandalfs tiefe Stimme gutmütig zu ihr hinunter brummen. "Soooo alt bin ich schon Ohm." sagte die Kleine stolz und streckte Gandalf vier Finger entgegen.

Staunend zog dieser die Augenbrauen nach oben und ein schelmisches Grinsen umspielte seinen Mund als er antwortete. "Soso, so groß schon! Fast erwachsene Kinder muss ich dann ja auch nicht mehr tragen." Mit diesen Worten wollte er das blonde Mädchen absetzen, doch dieses schrie empört auf und klammerte sich an Gandalfs langem Bart fest. Dieser sog erschrocken die Luft ein und nahm die Kleine schnell wieder hoch auf dem Arm um schlimmeres zu verhindern. Haarausfall war schon schlimm genug, aber ein kleines an den ohnehin locker sitzenden Barthaaren reißendes Kind konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.

Ein lautes Lachen ließ die beiden innehalten und aufschauen. Auch Niphredils Vater hatte den Saal betreten und betrachtete den seltsamen Anblick der sich ihm bot. Das kleine Mädchen klammerte sich mit all seiner Kraft am Barte und am Gewand Gandalfs fest, während dieser verzweifelt versuchte ihre zwar kleinen aber kräftigen Finger von seinem Bart zu lösen. Der graue Zauberer keuchte und man konnte deutlich den Schweiß sehen, der sich langsam auf seiner Stirn bildete. Bittend sah er zu dem Geradehinzugekommenen und dieser erlöste ihn schließlich kopfschüttelnd von seinen Qualen, indem er seine Tochter streng zu sich rief.

Doch anstatt mit hängenden Armen und gesenktem Kopf, wie ein sich der Schuld bewusstes Kind zu ihm zu eilen, rannte Niphredil kichernd zu ihrem Vater und sprang mit einem Satz auf seine Beine. Dieser schaute nur kurz gequält, was wieder Gandalf zum lachen brachte. "Eure Tochter ist wirklich sehr lebhaft geworden Saruman."

~*~°~*~ Rückblende Ende ~*~°~*~

~*~°~*~ Im Lager der verbündeten Völker Mittelerdes ~*~°~*~

"Haldir, ich denke das es das beste wäre durch den Tunnel, den die Zwerge aus Moria geschaffen haben, einen Befreiungsangriff zu starten. Die Orks werden erwarten, dass wir sie, wie die anderen, von vor den Stadttoren aus angreifen." sprach Legolas, während sie mit der Truppe aus lothlorischen und Düsterwaldelben das Lager in Richtung Norden, im zügigen Trab hinter sich ließen und den großen Pinienwald erreichten. Haldir nickte und fächelte sich kühle Luft mit der Hand zu. Das Klima hier im Süden war dem Hauptmann der Galadhrim nicht geheuer, er liebte es eher mäßig warm und fühlte sich dementsprechend unwohl.

Legolas gab indessen die Befehle an die Truppe weiter und gemeinsam schwenkten sie weiter nach Westen. Der Kronprinz Düsterwalds blickte sich immer wieder unruhig um. Irgendetwas lag in der Luft, doch konnte er nicht erfassen was es war, denn seine Gedanken glitten immer wieder zu Tinuviel. Er konnte ihren Blick nicht vergessen und er schwebte wie ein Schatten vor seinen Augen. Kaum sehbar aber trotz alledem schwer zu ignorieren. Er seufzte resigniert und versuchte sich durch die Konzentration auf die zu bestehende Schlacht von ihr abzulenken.

Haldir schaute ihn prüfend an, doch sein Freund schien tief in seinen Gedanken versunken zu sein. "Der Wind bringt unheilvolle Kunde. Irgendetwas wird geschehen." murmelte weiter hinten eine Elbenmagierin, die sich der Gruppe angeschlossen hatte. Legolas schreckte aus seinen Gedanken auf und nickte der Magierin, die statt einer Rüstung ein dünnes hellblaues Kleid und einen Wollumhang trug, zu. Keinerlei Schutz war zu erkennen, was den Prinzen stark beunruhigte. Sie musste seinen Blick wohl gespürt haben und drehte sich lächelnd im Sattel ihm zu. "Keine Angst, mein Herr. Ich bin so sicherer, als wenn mich hundert von euren Männern bewachen würden." sagte sie ernst. Auch Haldir bestätigte diese Aussage, denn Mioneth war ihm schon im Ringkrieg eine große Stütze gewesen und war seitdem ein fester Bestandteil seiner Elitetruppe.

~*~°~*~ In Mornhên ~*~°~*~

Leise stöhnend öffnete sie die von Tränen und Schweiß verklebten Augen und blickte sich desorientiert um. Raug nahm alles nur durch einen milchigen Schleier wahr und blinzelte, um wieder klar sehen zu können. Ihre Rechte tat immer noch scheußlich weh, doch sie wusste, dass sie keine Zeit mehr zu verlieren hatte und kam taumelnd wieder auf die Beine. Schwindel übermannte sie und alles verschwamm zu undeutlichen Schemen vor ihren Augen. Die Orkkönigin klammerte sich an die Tischkante und griff schnell nach einem der vielen Fläschchen. Zitternd hob sie es zu ihrer Nase empor und roch daran. Eine heiße Feuerwelle schien sie zu durchströmen und sie keuchte erschrocken auf. Ihre Sinne stürmten wie ein Wirbelsturm in ihren ausgezehrten Körper zurück und die aufwallenden Gefühle in ihr zerrissen sie fast. Doch sie musste es überstehen. Nicht für sich sondern für ihren Sohn. Ihr treuer Weggefährte, der Hass, kehrte zurück und gab ihr Kraft das Drachenblut wieder auf den Tisch zu stellen und den Deckel schnell zu schließen, damit nicht noch mehr von dem bestialischem Gestank den Raum verpesten konnte.

Zitternd trat sie an eines der dunklen Ebenholzregale, nahm ein Stück Kohle hinaus und fing an, mit fahrigen Zügen, ein verschlungenes Zeichen, in deren Mitte genug Platz war, um den Kessel abzustellen und sich selbst daneben zu setzen, zu zeichnen. Leise flüsterte sie Worte in der längst vergessenen Sprache des dunklen Herrschers. Mit dem letzten Strich in ihre Richtung schloss sie das schwarze Bannornament und trat mit dem Kupferkessel, dem Buch und einigen auserwählten Zutaten in seine Mitte. Kaum hatte sie den schwarzen Boden betreten färbten sich die Linien des Zeichens rötlich und sie spürte, wie ein schwerer Schleier sich über den Raum legte. Raugs Gesicht verzog sich zu einer hassverzerrten Fratze und sie glaubte zu fühlen, wie der dunkle Herrscher selbst seine schützende Hand über sie, eine seiner Ausgeburten, hielt.

Langsam stellte sie den Kessel und die Zutaten ab und ließ sich mit dem Buch daneben nieder. Für einen Moment starrte sie auf ihre, von der Kohle, schwarzgefärbten Klauen und ein wehmütiger Ausdruck huschte über ihr entstelltes Gesicht. Doch dieser verflog schneller als ein Zugvogel im Wind wieder und die Unerbittlichkeit hielt erneut Einzug. Sie schlug das Buch wieder auf und stellte die Zutaten in einer Reihe neben den kleinen Kupferkessel. Langsam schloss sie die Augen und leise Worte wogten wie kleine Wellen durch den Raum. Wie ein Strudel zog sich die Spirale der dunklen Wörter um sie und Raug verfiel ihnen restlos. Ihre Stimme wurde lauter und die Worte drangen wie fremdartige Wesen aus ihrem Mund, ohne dass sie ihnen Einhalt gebieten konnte. Die Königin entfachte einen wahren Sturm aus Beschwörungsformeln und Zaubersprüchen, in dessen ruhigen, windgeschützten Auge sie saß und sich Wort für Wort der Trance näherte. "Herdir gruith (Meister des Zorns)" wisperte sie erschöpft und ihre Lider bewegten sich langsam.

Der Bannkreis war geschlossen und der erste Teil ihrer Mission damit erfüllt. Tief und lange atmete sie die immer noch vom Drachenblut vergiftete Luft ein und sah hinab auf ihre zitternden Hände. Einen Moment überdachte sie ihren Entschluss noch einmal, doch es gab für Raug kein Zurück mehr. Entweder sie tat es jetzt, oder würde schmählich zu dem Herrscher des Ostens ziehen und dort um Asyl betteln müssen. Doch das versagte ihr ihr Stolz. Raug griff entschlossen zu dem schwarzen Athame (Ritualdolch), der am Kesselrand gelegen hatte. Leise fing sie wieder an, die dunklen Worte zu sprechen, während sie in den Kupferkessel vorsichtig eine streng riechende Flüssigkeit goss. Die Orkkönigin stellte die Karaffe zur Seite, umhielt das Athame aber immer noch fest umklammert.

Leise Stimmen schienen ihr "Tu es doch endlich!" in die Ohren zu flüstern und Raug nickte schließlich entschlossen, schlug die Augen nieder und ritzte sich, mit dem überaus scharfen Athame eine der längst vergessenen Runen der Dunkelelben in ihren Arm und hielt den ihn weit über den Kessel. Sie legte das Athame weg und drückte nun mit der Hand die Wundränder fest zusammen, damit so schnell wie möglich Blut floss und in den Kessel tropfte. Mit leisen Platschen prallten ihre Blutstropfen auf die Oberfläche des Gebräus, das bereits im Kessel war. Zischend lösten sie sich in Dampf auf und der Gestank von Tod lag nach kurzer Zeit in der Luft. Raug lächelte zufrieden und zog ihren schmerzenden Arm zurück. Die Orkkönigin sammelte sich kurz und ließ dann langsam eine Drachenklaue in die tiefschwarze Flüssigkeit im inneren des Kessels sinken. Sie spürte wie der Zauber immer mehr an Macht gewann und ein zufriedenes Lächeln trat auf ihr entstelltes Gesicht. Schon in ihrer Kindheit hatte sie gerne kleine Zauber durchgeführt und dieses Spiel mit dem Alter immer mehr perfektioniert. Ein Tropfen des Gebräus tropfte mit einem Zischen auf ihren Arm und sie sog erschrocken die Luft ein. Schneller als sie reagieren konnte hatte sich der Tropfen halb durch ihren Arm gebrannt und einige Momente später hatte sie ein ansehliches Loch in ihrem Arm.

Doch selbst das war nun nicht mehr wichtig. Raug verspürte keinen Schmerz mehr, denn Morgoth selbst wachte über ihren bösen Zauber. Selbstgefällig lächelnd schüttete sie die letzte Zutat in den Kessel und fing wieder an die Beschwörungsformeln zu murmeln. Immer lauter werdend wogten die Wörter durch den Raum und Raug wiegte sich im Takt des Sprechrhythmus entrückt hin und her. Minuten vergingen wie im Flug und es schien ihr, als würde die Welt um sie herum nur noch aus schemenhaften Schatten bestehen, die auf sie einstürmten, um an ihr zu zerren. Gekommen um sie zu zerstören, doch sie würde ihnen die Stirn bieten, nicht aufgebe, sondern dagegen halten und siegen.

"Naur Alagos, erscheine und diene mir!" schrie Raug herrisch und sie konnte spüren, wie eine neue Kraft sie durchflutete. Ja, das war sie! Die Kraft Leben zu zerstören, die Kraft die sie sich seit ihrer 'Geburt' immer gewünscht hatte. Nun besaß sie diese Stärke und ein teuflisches Grinsen legte sich auf ihre Lippen. "Glaub mir mein Herrscher, ich werde sie zu Eurer vollen Zufriedenheit einsetzen!" Rasch nahm Raug einen Becher und trank einen Schluck des Zaubergebräus aus ihrem Kessel. Wie flüssiges Eisen rann es ihre Kehle hinab, doch anstatt sie von innen zu verbrennen spürte sie, wie sie kräftiger wurde.

Lachend trat sie aus dem Bannornament und strich liebevoll über die weiße Hand, die in den Tisch eingeritzt war. "Mein Gebieter, ich werde euch nicht enttäuschen. Das schwöre ich euch bei meinem Leben!" flüsterte sie leise und drehte sich dann mit einem Ruck um und verließ mit schnellen Schritten das Kellergewölbe.

~*~°~*~ Im Lager der vereinten Völker Mittelerdes ~*~°~*~

"Ich werde euch ALLE vernichten! Niemand wird lebend diesen Ort verlassen...Niemand! ... niemand....niemand..." Tinuviel schlug die Augen auf und blickte sich irritiert um. Wo war sie? Schnell schwang sie die Beine aus dem Bett und richtete sich langsam auf. Mit einem mal strömten die Erinnerungen wieder auf sie ein und es schien ihr, als würde ihr die Stimme aus ihrem Traum bis hierhin folgen. Zitternd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und blickte sich suchend um. Vor Schmerzen zuckte sie scharf zusammen, denn die Bauchwunde schien noch nicht verheilt zu sein. Ihre Hände legten sich wie von selbst auf den tiefen Schnitt und sie schloss konzentriert die Augen. Ein feiner goldener Schimmer ging von ihren Händen aus und legte sich über ihren geschundenen Körper. Vor Anstrengung zitternd beobachtete Tinuviel wie die vielen kleinen Kratzer auf ihrer Haut sich langsam, aber stetig schlossen und auch die großen Verletzungen begannen langsam zu heilen. Zufrieden lächelnd trat sie sie an den Schemel, auf dem eine Karaffe mit Wasser stand und schüttete sich etwas davon in die Waschschüssel. Sie wollte gerade mit beiden Händen das frische kühle Wasser schöpfen, als sie das unvermeidliche sah.

Auf der spiegelglatten Oberfläche verschwamm ihr Ebenbild und das einer anderen erschien. Es war die Orkkönigin aus der Feste, in der sie zuletzt gefangen gehalten worden war. Mit wutverzerrtem Gesicht stand sie auf den Zinnen ihrer Burg und starrte auf das Heer der Elbenkrieger hinab. Ein teuflisches Grinsen breitete sich über ihre hässliche Visage aus und Tinuviel konnte ihren Hass deutlich spüren. Er war heiß wie Feuer und drohte sie zu verbrennen. "Feuer?" flüsterte sie leise und ihre Augen weiteten sich erschrocken.

"Nein!" keuchte sie entsetzt. "Nein, das darf nicht geschehen!!!" Tinuviel drehte sich panisch um und rannte mit unsicheren Schritten dem Zeltausgang entgegen. "Ich muss es verhindern.." flüsterte sie immer wieder und trat auf den Exerzierplatz vor dem Zelt der Heiler.

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Jajajajajajajaja ^.^' ich weiß das ist ein fieser Cliffhanger und ich hatte ja auch eigentlich vor es in diesem Kapitel schon zur Schlacht kommen zu lassen, aber ich war irgendwie auch nicht so richtig darauf eingestellt und dann wurde das Kapitel ohne Gemetzel schon relativ groß und naja, da hab ich mir gedacht, ich bring das dann erst, denke ich mal, im nächsten Kapitel. Aber wer weiß, was in der Zwischenzeit noch meine Muse mit mir macht °lol° die ist unberechenbar ;))))) Ich möchte mich hier auch ma entschuldigen, dass ich schonwieder so lange gebraucht habe °hämmerchen von strumpfi leih und gegen kopf depper° ich werde mir mühe geben schneller zu werden! Versprochen °meldis schwört mit hasi als zeugen° :o)

Euch noch einen schönen Tag!!

~*~ Meldis ~*~