So hier ist das vierte Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Viel Spaß damit!



Der Stimmungswandler

Harry und Ron saßen später am Abend noch in Rons Zimmer. Harry war froh jetzt endlich ausspannen zu können. Den ganzen Tag über wuselten allerlei Menschen, vornehmlich Mrs. Weasley, um ihm herum und als Krönung gesellte sich kurz vor dem Abendessen auch noch Mr. Weasley hinzu, der ihm mal wieder massenhaft Fragen über Muggeldinge stellte.

So war es kein Wunder, dass Harry, als Ron die Zimmertür geschlossen hatte, sich wie ein nasser Sack auf sein Bett, dass in Rons Zimmer für ihn gestellt wurde, fallen ließ und erst einmal ruhig durchatmete.

Ron, der dieses Schauspiel mit verfolgt hatte, setzte sich auch auf sein Bett und fragte nach einer Weile: "Na das war kein schlechter Auftritt von Ginny heute morgen oder was meinst du?" Dabei setzte er ein leichtes Grinsen auf.

Harry setzte sich ein wenig auf, blickte zu Ron hinüber, entdeckte sein Grinsen, doch bevor er antworten konnte fuhr Ron fort: "Und wenn ich mich nicht täusche, hast du die Situation ja auch genossen." Das Grinsen wurde immer größer. Doch anstatt zu antworten, begann auch Harry nun zu grinsen, konnte aber es nicht vermeiden, dass sein Gesicht eine leicht rötliche Farbe annahm.

Doch Ron ging nicht darauf ein und sagte mit etwas ernsterer Stimme: "Aber hast du sie mal den Tag über beobachtet? Sie hielt sich zwar meistens nur im Hintergrund auf, doch wenn man sie mal zu Gesicht bekam, konnte man genau erkennen, wie glücklich sie aussah. Man könnte meinen, sie hätte die letzten Tage mit einem Schlag vergessen, wo sie nicht wirklich gut, ja sogar krank aussah." Harry horchte auf. "Ich hab dir ja geschrieben, wie sie sich in den letzten Tagen und Wochen verhalten hat."

Harry nickte: "Das schon, aber du hast nicht erzählt, dass sie krank war."

"Na ja sie war auch nicht wirklich krank, also sie hatte kein Fieber oder ähnliches, aber ihr Gesichtsausdruck, den sie hatte, ließ das häufig vermuten. Verstärkt wurde dies besonders durch ihre geröteten Augen. Ein paar mal konnte ich, wenn ich an ihrem Zimmer vorbei ging, sie schluchzen hören. Aber ich wagte es nicht hinein zu gehen, ich hätte auch kaum gewusst, was ich hätte sagen sollen."

Harry mit leicht gesenktem Kopf: "Oha und ich dachte mir ginge es schlecht in den letzten Wochen."

Ron sagte für kurze Zeit nichts, sprach dann aber mit etwas leiserer Stimme: "Du hattest ja aber allen Grund dazu, dass du dich...," kurze Pause, doch bevor Ron fortfahren konnte, unterbrach ihn Harry: "...mies, schuldig fühlst, wolltest du das sagen?" Ron nickte nur. "Ja einen Grund hatte, schließlich bin ich Schuld, dass Cedric sterben musste. Und versuch mir jetzt nicht einreden zu wollen, ich sei nicht Schuld, weil das ja schließlich niemand wissen konnte, dass der Pokal ein Portschlüssel war. Zumindest eine Teilschuld habe ich und dagegen kann niemand was sagen, ich will über das Schuldthema nicht mehr diskutieren. Aber mittlerweile kann ich etwas mit der Schuld leben, es hat schließlich keinen Sinn, mir die ganze Zeit nur Vorwürfe zu machen. Wenn Voldemort," Ron zuckte zusammen, "sich wieder zeigt, und das wird er ganz bestimmt, um es wieder zu versuchen mich zu töten, muss ich schließlich klaren Kopfes sein."

Eine Zeitlang sagten beide nichts. Dann unterbrach Harry die Stille: "Da hast geschrieben, dass du einen neuen Festumhang bekommen hast. Zeig doch mal!"

Ron, der gemerkt hat, dass das andere Thema vorerst beendet war, stand auf und holte den Festumhang hervor. Er hatte Ähnlichkeit mit Harrys Festumhang, nur die Farbe war nicht grün sondern dunkelblau.

"Na also, der sieht doch recht passabel aus, eine Blamage wie letztes Jahr bleibt dir wenigstens erspart," sagte Harry und musterte dabei den Umhang.

"Ich glaub ein zweites Mal hätte ich diesen anderen Fummel nicht angezogen. Aber mit dem hier kann man sich durchaus sehen lassen. Echt eine nette Geste von Fred und George, auch wenn ich noch nicht weiß, warum sie mir den geschenkt haben, schließlich war dazu kein Anlass."

Harry, der natürlich wusste, warum Fred und George ihm den geschenkt hatten, kramte, um nicht weiter auf dieser Frage herum zu reiten, in seiner Tasche, holte seinen eigenen Festumhang hervor und zog ihn an. Dabei grinste er Ron an und sagte: "Also den gleichen Schnitt haben die Umhänge ja. Was meinst du, passen die Farben gut zueinander?"

Ron zog seinen auch an und die beiden stellten sich nebeneinander vor den Spiegel. "Hmm, grün und dunkelblau, ich weiß nicht, ich glaub es gibt bestimmt bessere Farbkombinationen."

"Mag sein, aber richtig Ahnung hab ich davon nicht wirklich, wir bräuchten jetzt jemanden, der die hat." Harry schaute noch mal beide Umhänge an. Plötzlich hörte er Schritte vor der Tür. Neugierig ging er schnell zur Tür, öffnete sie und schaute nach wer da gerade vorbeigegangen war. "Hey Ginny." Ginny blieb stehen und drehte sich um. "Kannst du mal kurz kommen?" Ginny nickte und betrat Rons Zimmer.

"Ich wette, du hast davon mehr Ahnung als wir. Was hältst du von der Farbkombination?" Ron und Harry stellt sich wieder nebeneinander. Doch anstatt eine Antwort zu geben, begann Ginny erst einmal zu kichern. Die beiden Jungs schauten sich an und wie auf Stichwort begannen beide mit der Schulter zu zucken.

Doch Ginny hatte sich schnell gefangen. "Also an eurer Stelle würde ich nicht als Duo auftreten, ich finde jedenfalls nicht, dass das gut zusammenpasst."

"Siehst du? Hab ich doch gesagt, aber nein, du wolltest ja nicht auf mich hören und lieber eine "Expertenmeinung" hören," sagte Ron mit gespielt empörter Stimme zu Harry und versuchte einen verärgerten Gesichtsausdruck zu zeigen, was ihm aber etwas misslang und dann beschloss wieder zum Grinsen zurück zu kehren. Harry, der diese missglückte schauspielerische Einlage verfolgt hatte, begann zu lachen, was Ginny ihm gleichtat. Und als sie Harry, der sich mittlerweile hingesetzt hatte, ins lachende Gesicht blickte, hellte sich ihre Miene noch mehr auf. Sie war wieder kurz den Tränen nahe, konnte diese aber gerade noch zurückhalten. Schließlich wollte sie ja nicht, dass Harry sie immer weinen sieht, wenn sie in der Nähe ist.

Einen Augenblick später trafen sich ihre Blicke. Es waren die Blicke zweier sich anlächelnder und anstrahlender Menschen. Ihr Lachen verstummte etwas, aber die Gesichtsausdrücke änderten sich nicht.

Ginny war die erste, die sich wieder fing, als sie bemerkte, dass sie schon einige Augenblicke regungslos dastanden bzw. dasaßen. Sie errötete leicht und sagte dann: "Also ich geh dann mal wieder oder geht eure "Modenschau" noch weiter?" Sie grinste dabei kurz zu Ron, der sich die Szene zwischen den beiden in aller Ruhe angeschaut hat.

"Nein, ich denke die Vorstellung ist beendet oder Harry?"

"Denk ich auch," sagte dieser. Er stand auf, zog seine Festumhang aus und verstaute ihn wieder in seinem Koffer. Ron tat es ihm gleich und packte seine Umhang in den Schrank.

"Gute Nacht," hörten die beiden Ginny sagen und drehten sich sogleich um, um ihr auch eine gute Nacht zu wünschen. Kurze Zeit später waren die beiden wieder alleine in Rons Zimmer.

***

Harry konnte das erste Mal seit langem wieder gut schlafen, keine Anzeichen von Alpträumen, die ihm in den letzten Wochen vom Schlafen abhielten. Dementsprechend kam er auch ganz gut gelaunt am nächsten Morgen zum Frühstück. Seine Laune wirkte ansteckend, denn auch die anderen hatten ein fröhliches Gesicht aufgesetzt, vor allem Ginny strahlte.

Seine gute Laune hielt auch den Tag über an. Ron und er hatten sich Hermiones Geburtstagsgeschenk an Harry etwas näher unter die Lupe genommen und Ron ließ es sich natürlich nicht nehmen, ausgiebig über die anderen Sportarten der Zaubererwelt zu erzählen. Am Nachmittag dann wollte Harry dann einige dieser Sportarten auch in der Praxis kennenlernen.

Doch auch der schönste Tag ging irgendwann mal zu Ende. Beim Abendessen musste Harry feststellen, dass Mr. Weasley und Percy doch sehr ernst schauten, aber er unterließ es nachzufragen, ob etwas nicht in Ordnung sei.

Irgendwann kam denn Percy raus mit der Sprache: "Harry es wird dich sicherlich interessieren. Heute nachmittag wurde Sirius Black in Begleitung einiger nicht identifizierten Personen gesichtet." Harrys Laune verschlechterte sich von einer Sekunde zur anderen, er wurde regelrecht blass.

"Es waren wohl Todesesser bei ihm," ergänzte Mr. Weasley und guckte Harry leicht besorgt an.

"Ich bitte dich, Dad, du glaubst doch nicht wirklich das Du-weißt-schon-wer wieder aufgetaucht ist und mit ihm neue Todesesser erschienen sind?" fragte Percy seinen Vater etwas entsetzt.

"Erstens: Ja ich glaube, dass Du-weißt-schon-wer wieder zurückgekehrt ist. Und zweitens: Du-weißt-schon-wer braucht keine neuen Todesesser, die alten, denen man damals nichts nachweisen konnte, sind einfach zurückgekehrt."

Harry achtete nicht auf die Diskussion, die Percy und Mr. Weasley führten, er war damit beschäftigt, seine Gedanken zu sammeln. Dabei merkte er fast nicht, wie ihm ein leises "Sirius" entwich.

Percy und Mr. Weasley hielten inne und Percy wandte sich wieder zu Harry: "Was euch bestimmt auch interessieren wird, Professor Lupin war auch dort anwesend. Ich vermute mal, dass Sirius Black damit weitermachen wollte, womit er damals aufgehört hatte, nämlich seine ehemals besten Freunde zu beseitigen. Aber zum Glück ist es ihm nicht gelungen, Professor Lupin blieb unversehrt. Nur befürchte ich, dass er in Zukunft sehr in Gefahr sein wird."

Am liebsten hätte Harry Percy mitten ins Gesicht geschrien, wie sehr er falsch lag, doch er besann sich, als ihm einfiel, dass er ja gar nicht die Wahrheit kannte. Wusste Mr. Weasley sie? Hat ihm seine Frau alles erzählt, was sie wusste, dass Sirius unschuldig war?

Harry stand auf, verließ den Raum und begab sich Richtung Garten. Dabei ließ er eine zum Teil verwirrte Familie Weasley am Esstisch zurück.