Nun hab ich es endlich fertig geschafft, das 5te Kapitel. Falls ich bei den
Wahrheiten (erster Teil des Kapitels) irgendetwas falsch wiedergegeben
habe, so macht mich doch bitte darauf aufmerksam.
Danke
****
Wahrheiten und Entwarnung
Die Weasleys reagierten auf Harrys plötzlichen Aufbruch unterschiedlich. Ron, Mrs. Weasley und auch Mr. Weasley, die alle die Wahrheit um Sirius kannten (Mr. Weasley wurde tatsächlich von seiner Frau aufgeklärt), verstanden natürlich, dass Harry sich Sorgen um Sirius machte. Die Zwillinge wunderten sich natürlich über seine Reaktion, aber kümmerten sich nicht weiter drum. Percy hielt das Ganze einfach für eine Trotzreaktion, die seine Angst vor Sirius Black ausdrückte.
Ginny allerdings wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Lag es wirklich daran, dass er Angst hatte? Dass zu all dem Ärger, der letztes Schuljahr stattfand, nun auch wieder Sirius Black sich zeigte, fand sie zwar auch sehr beunruhigend, aber eine potentielle Gefahr ging doch auch schon letztes Jahr von ihm aus.
Leicht in Gedanken versunken merkte sie gar nicht, wie sie ihre Schritte Richtung Garten lenkte. Als sie aufblickte, sah sie Harry auf der Gartenbank sitzen. Hatte er sie schon bemerkt? Gerade als Ginny wieder umdrehen wollte, hörte sie Harry sagen: "Hallo Ginny."
Anstatt nun wegzugehen, setzte sie sich neben ihn auf die Bank. Eine Zeitlang saßen die beiden schweigend da. Mehrere Mal drehte sie sich zu ihm und wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus und drehte sich daher immer wieder weg. Harry selbst starrte nur vor sich hin.
Irgendwann überwand sich Ginny und fragte: "Hast ..." kurze Pause, "hast du Angst, Harry?" Es folgte wieder eine kurze Schweigepause. Ginny fragte sich, ob er sie nicht gehört habe, denn sehr laut hatte sie schließlich nicht gesprochen. Doch gerade als sie erneut fragen wollte, sagte Harry plötzlich: "Ja die hab ich."
"Harry, auch wenn man es dir schon sehr häufig gesagt hat, hier bei uns bist du sicher vor ihm und in Hogwarts sowieso. Da gibt es genügend Leute, die auf dich aufpassen können," versuchte Ginny ihm Mut zu machen.
Harry drehte seinen Kopf zu ihr, blickte ihr in die Augen und sagte mit einer etwas verzweifelnder Stimme: "Ginny, es nicht die Angst vor ihm, ich habe Angst um ihn."
Nun war Ginny endgültig verwirrt. Was hatte er da gerade gesagt? Er hat Angst um ihn? Angst um den Mann, der seine Eltern verraten hat? Angst um den Mann, der versucht hatte ihn zu töten? Irgend etwas stimmte hier hinten und vorne nicht. Sie blickte ihn fragend an, doch er hatte seinen Kopf schon wieder weggedreht.
"Ginny?" hörte sie ihn fragen. "Glaubst du eigentlich an die Rückkehr Voldemorts?" Zu ihrer eigenen Überraschung zuckte sie nicht zusammen. Sie überlegte kurz und antwortete dann: "Manchmal weiß ich nicht, was ich glauben soll, aber die Tatsache, dass so viele Menschen, denen ich vertraue, wie meinem Dad, Professor Dumbledore und auch dir, daran glauben, hat mich davon überzeugt, dass er zurückgekehrt ist."
"Hmm, dann glaub ich, sollte ich dir einige wichtige Dinge erzählen," er holte kurz Luft, dann sprach er weiter. Er begann ihr davon zu erzählen, dass sein Vater und Sirius in Hogwarts Freunde waren, dass Peter Pettigrew und ihr alter Lehrer Remus Lupin auch zu ihren Freunden gehörten, was die vier nach der Schule gemacht haben. Als er ihr erzählte, dass Sirius sein Pate sei, erschrak sie leicht, ließ ihn aber fortfahren. Harry erzählte ihr von dem Fidelius-Zauber, von Sirius' geplantem Bluff, von dem Verrat Peters und wie die Szene mit der Explosion, wo einige Muggel starben, wirklich ablief. Zum Schluss erzählte er ihr, wie er mit Ron und Hermione in ihrem dritten Schuljahr all diese Wahrheiten herausgefunden hat, wobei Ginny leicht zu zittern begann, als sie erfuhr wer Krätze in Wirklichkeit war, dass die Ratte, die jahrelang bei ihnen gewohnt hat, ein Anhänger Voldemorts war.
Irgendwann schwieg Harry, er hatte ihr das wichtigste erzählt und Ginny schaute nun ohne ein Ziel zu suchen in den Garten und versuchte erst einmal alles zu verarbeiten, was Harry ihr da gerade erzählt hatte. Konnte dies alles war sein? War Sirius Black wirklich unschuldig? Die Tatsachen standen doch so eindeutig gegen ihn, da konnte man doch nur denken, dass er schuldig ist. Doch auch Harrys "Version" von dieser ganzen Sache machte sehr viel Sinn, aber was ihr viel wichtiger war, würde Harry sie in einer solch ernsten Angelegenheit belügen? Nein, das würde doch gar nicht zu ihm passen, schließlich hat er ja auch keinen Grund dazu. Oder etwa doch? Sie drehte ihren Kopf zu ihm und schaute ihn fragend an.
"Du glaubst mir noch nicht. Stimmt es?" fragte Harry, der dies bemerkt hatte.
"Um ehrlich zu sein, ich bin mir noch nicht sicher, was ich glauben soll. Was du erzählst hast, klingt zwar alles einleuchtend, aber dennoch kann die andere Wahrheit genauso richtig sein."
"Da hast du Recht. Man brauchte auch bei mir eine Weile, bis man mich von Sirius Unschuld überzeugt hat, wobei bei mir wohl noch verstärkt hinzu kommt, dass er genügend Möglichkeiten hatte mich zu töten. Wäre er schuldig gewesen, hätte er diese bestimmt nicht ungenutzt gelassen. Dies hat mich letztendlich überzeugt, dass er unschuldig ist."
Ginny schaute ihn wieder nachdenklich an, am liebsten würde sie woanders hingucken, doch das misslang ihr, denn auch Harry hatte mittlerweile seinen Blick auf sie gerichtet. Ginny war nun von seinen grünen Augen gefangen, sie kam einfach nicht von ihnen los, so dass sie es auch schnell wieder aufgab, weg zu gucken.
Statt dessen sagte sie: "Ich glaube du hast Recht. Ich war zwar damals nicht dabei, um das genau zu beurteilen, aber ich glaube dir, dass dein Pate unschuldig ist."
Ein leichtes Lächeln machte sich auf Harrys Gesicht breit. "Danke," sagte er nur, dabei griff er nach Ginnys Hand und drückte sie sanft. "Danke," sagte noch mal und konnte beobachten, wie auch in Ginnys Gesicht sich ein Lächeln formte.
Die beiden saßen noch eine Weile auf der Bank, schauten dabei die meiste Zeit in den Garten, sprachen aber kein Wort mehr. Harry hielt währenddessen immer noch Ginnys Hand, was zwar beiden auffiel, aber keiner machte irgendwelche Anstalten, sie zu entziehen.
Dann irgendwann sagte Harry: "Komm lass uns mal wieder rein gehen, die werden sich bestimmt schon wundern, was wir machen." Ginny nickte, obwohl sie lieber weiterhin mit ihm hier draußen sitzen würde. Hier neben ihm, ihre Hand in seiner. Sie seufzte leicht, aber so dass Harry es nicht mitbekam.
Als die beiden standen fragte Ginny plötzlich: "Was meinst du, wo ist Sirius im Moment?" Harry überlegte einen Augenblick, sagte dann aber mit etwas leiserer Stimme: "Ich weiß es nicht, bestimmt haben ihn die Todesesser irgendwohin geschleppt, wo diejenigen, die seine Unschuld kennen, ihn bestimmt nicht finden können. Ich hoffe aber, dass er sich auch diesmal wieder befreien kann, schließlich ist ihm doch schon der Ausbruch aus Askaban gelungen."
"Glaub mir, Harry, ich bin sicher, dass er wieder frei kommen wird." Harry blickte Ginny an und nickte zustimmend. Dann gingen sie gemeinsam ins Haus.
****
Die nächsten vier Tage waren nicht gerade einfach für Harry. Auch wenn er Ginnys Meinung teilte, dass Sirius bestimmt bald wieder sicher ist, blieb dennoch die Angst um ihn. Aber er versuchte diese so gut es geht zu verbergen, schließlich wollte er den Weasleys nicht allzuviel Kummer bereiten, denn sie hatten sich schon vorher so viel um ihn gesorgt, allen voran Mrs. Weasley und Ginny.
Die meiste Zeit gelang es Harry auch, "normal" weiter zu leben, obwohl man schwer sagen kann, ob man diesen Ausdruck überhaupt bei seinem Leben benutzen kann. Nur abends nach dem Abendbrot saß er jedes Mal draußen auf der Bank und starrte vor sich hin, seine Angst konnte man dann deutlich sehen.
Was ihm diese Zeit etwas einfacher machte, war, dass Ginny ihm immer Gesellschaft leistete. Sie setzte sich neben ihm auf die Bank, schaute auch in den Garten, aber blickte auch häufiger mal zu ihm hin. Selten sprachen sie miteinander, aber dennoch genoss Ginny diese Zeit immer, hier neben ihm zu sitzen, zu wissen, dass sie ihm einfach nur durch ihre Anwesenheit helfen konnte, besser mit seiner Angst umzugehen.
Es geschah auch nicht selten, dass Harry ohne es zu merken Ginnys Hand ergriff, als suche er einfach nur Halt und Ginny war unglaublich froh, dass sie ihm diesen Halt geben konnte.
Am vierten Abend gesellte sich Ron zu ihnen, was Ginny etwas missfiel. Aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Doch Ron durchschaute sie, was wieder ein Grinsen in sein Gesicht beförderte. Als er feststellte, dass Harry und Ginny einfach nur dasaßen, fragte er: "Hey ihr beiden, Fred, George und ich wollten gleich noch mal eine Runde Quidditsch spielen. Möchtet ihr mitkommen?"
Ginny sah ihn an und schüttelte den Kopf. Harry blieb zuerst regungslos sitzen, schüttelte dann aber zu Rons Überraschung auch den Kopf. Damit hatte er nicht gerechnet, dass Harry, der Quidditsch doch so liebt, darauf verzichtet. Doch er fragte nicht weiter. Statt dessen fragte er vorsichtig: "Macht es dir was aus, wenn ich denn für gleich mir deinen Feuerblitz ausleihe?"
"Nimm ruhig!" sagte Harry nur, worüber sich Ron sehr freute. Dankend verschwand er wieder und im Garten auf der Bank herrschte wieder Schweigen.
Harry blieb an diesem Abend ungewöhnlich lange draußen sitzen. Ginny beunruhigte das etwas. War etwas mit ihm nicht in Ordnung? Sie traute sich aber nicht nachzufragen. Plötzlich erschien eine Eule und flog auf den Garten zu. Harry erblickte sie und stand auf, als ob er sie erwartet hätte. Ginny, deren Hand er noch hielt, tat es ihm gleich und so warteten beide auf die Ankunft der Eule. Als sie ihr Ziel erreicht hatte, setzte sie sich auf Harrys Schulter und Harry nahm ihr den Brief ab, den sie bei sich trug.
"Sirius..." flüsterte Harry, als er die Handschrift in dem Brief erkannte. Ginny horchte auf und schaute ihn an. Doch er beachtete sie nicht mehr, sondern begann den Brief zu lesen.
"Lieber Patensohn.
Zuallererst, mir geht es gut und ich bin im Moment in Sicherheit. Doch du fragst dich sicherlich, warum ich dir schreibe. Nun, ich weiß zwar nicht, wie gut du informiert bist, aber ich bin sicher, dass du mitbekommen hast, dass die alten Kämpfer und ich mit Todesessern zusammengestoßen sind. Das war vor ein paar Tagen. Remus, Arabella Figg und ich (natürlich verwandelt) waren gerade dabei Mundungus Fletcher aufzusuchen, als wir von ihnen überrascht wurden. Leider hab ich keine Ahnung, wie die uns gefunden haben. Auf jeden Fall griffen sie uns vier an. Zuerst hab ich mich etwas heraus gehalten, weil ich mich noch nicht zeigen wollte, aber als ich sah, dass meine Freunde in Schwierigkeiten waren (die Todesesser waren uns zahlenmäßig überlegen) blieb mir keine Wahl als einzugreifen. Mein Eingreifen konnte gerade noch verhindern, dass wir überwältigt wurden und Remus, Arabella und Mundungus konnten entkommen. Bloß mich haben sie zu fassen bekommen und mitgeschleppt. Für Außenstehende sah es so aus, als ob ich den Überfall auf Remus und die anderen geplant hätte und sie glauben, dass ich angeblich da weitermachen wollte, wo ich vor 14 Jahren aufgehört hätte, nämlich meine besten Freunde zu töten. Dieser Irrglaube ist mir aber ganz recht, denn dadurch werden Remus und die anderen nicht als meine Verbündete gehalten und ebenfalls als Todesesser abgestempelt.
Wohin die Todesesser mich schleppten, weiß ich leider nicht. Was die Todesesser aber nicht wussten, Remus und ich haben vor kurzem einen Lokalitätszauber auf uns ausgesprochen, das bedeutet, wir können uns jeweils zu dem anderen hinapparieren. Dies ist besonders praktisch, wenn wir nicht wissen, wo der andere sich befindet, weil man sich nicht auf den Ort sondern auf die Person konzentrieren muss, zu der man apparieren möchte.
Diesen Vorteil konnte Remus ausnutzen und mich gestern in einer Art Nacht und Nebel Aktion aus den Händen befreien.
Du fragst dich bestimmt, welchen Hintergrund dieser Überfall hatte. Nun da gibt es zwei Gründe. Zum einen wurden die Todesessern beauftragt, potentielle Gegner Voldemorts zu beseitigen. Hätten sie beispielsweise Remus mitgeschleppt, wäre er nicht mehr am Leben. Mich haben sie am Leben gelassen, weil, und das ist der zweite Grund, sie mich als Geisel benutzen wollten, um an dich heranzukommen. Einem noch relativ jungem und anscheinend unerfahrenen konnte ich diese Information entlocken, als er mich versuchte zu demütigen und mit deren Tat herumprahlte.
Auf jeden Fall befinde ich mich im Moment in Sicherheit und wenn meine Verletzungen wieder kuriert sind, werde ich für eine Zeit im Ausland untertauchen, denn dadurch, dass ich gesichtet wurde, hat man im Ministerium wieder angeordnet, verstärkt nach mir Ausschau zu halten.
Von Professor Dumbledore hab ich erfahren, dass du zur Zeit bei den Weasleys und damit auch in Sicherheit bist. Ich hoffe, du kannst die restlichen Ferien noch genießen, bis die Schule wieder beginnt. Sollte aber etwas ungewöhnliches vorfallen, dann bitte schreib mir oder dem Professor. In dieser Zeit kann man nicht vorsichtig genug sein.
Du wirst bald wieder von mir hören
Sirius
P.S.: Professor Dumbledore hat einen sehr starken Geheimhaltezauber auf diesen Brief gelegt, dass heißt nur Personen, denen du zu 100% vertraust, können den Inhalt lesen. Pass aber trotzdem auf, dass der Brief nicht in falsche Hände gerät."
Während des Lesens besserte sich Harry Stimmung immer mehr und sein Gesicht nahm einen freudigen Ausdruck an. Sirius war wieder in Sicherheit, eine Tatsache, die Harry beinahe zum Jubeln veranlasst hätte, wäre da nicht der letzte Absatz gewesen. Nur Personen, die er zu 100% vertraut, können den Inhalt lesen. Er blickte zu Ginny, die, während er las, versuchte einen Blick auf den Brief zu werfen und nun anscheinend auch am lesen war.
'Das beweist also, dass ich Ginny vertraue', dachte sich Harry und freute sich sehr über diese Erkenntnis. Er hielt ihr den Brief etwas näher hin, so dass sie es einfacher hatte weiterzulesen und wartete bis sie fertig gelesen hatte.
Ginny schloss die Augen, als sie den letzen Absatz gelesen hatte. Konnte es war sein, vertraute er ihr, so wie sie ihm vertraute. Langsam öffnete sie Augen, wandte ihren Kopf zu ihm und blickte ihn leicht fragend an. Als sie aber sein lächelndes Gesicht sah, fühlte sie sich bestätigt. Er vertraute ihr also wirklich. Auch Ginny begann zu lächeln.
"Es ist also das eingetreten, was du vorausgesagt hast. Sirius ist wieder frei," sagte Harry.
"Auf welchem Weg wird er eigentlich das Land verlassen?" fragte Ginny.
"Hmm, ich denke mal, dass er wieder mit Seidenschnabel herausfliegen wird." Ginny nickte, sie wusste ja aus Harrys Erzählungen, dass Sirius vor über einem Jahr schon mal mit dem Hippogreifen geflohen ist.
Harry nahm wieder Ginnys Hand und sagte: "Los komm, das müssen wir sofort Ron und den anderen sagen." Er zog sie mit aus dem Garten und die beiden liefen zur Wiese, wo Ron und die Zwillinge Quidditsch spielen wollten. Diese trafen sie dort an, als sie sich wieder auf den Rückweg machen wollten. Da es mittlerweile schon etwas dämmerte, war der Ball, mit dem sie spielten, nicht mehr so gut zu erkennen, so dass sie beschlossen für heute aufzuhören.
"Ach wollt ihr beiden nun doch mitspielen? Da seid ihr jetzt leider zu spät gekommen, wir wollten gerade aufhören," sagte Ron, als die beiden vor ihnen standen.
Harry schüttelte den Kopf: "Nein, ich hab eben das hier erhalten," sagte er und reichte Ron den Brief, welcher auch gleich begann ihn zu lesen. Die Zwillinge versuchten natürlich, neugierig wie sie waren, zu erfahren, was in dem Brief stand, aber sie sahen nur ein weißes Blatt Papier. "Sag mal, wollte dich jemand veralbern, indem er dir einen leeren Zettel schickt?" fragte George.
Harry schaute ihn leicht verwirrt an. Vertraute er den Zwillingen nicht? Das wunderte ihn doch ein wenig. Andrerseits wenn er es genau betrachtet, würde er von ihnen kein Stück Kuchen annehmen, einfach weil er immer befürchten würde, dass er sich in irgendwas verwandeln würde. Dann fiel ihm ein, dass im Brief etwas von hundertprozentigem Vertrauen stand. Das schloss also nicht aus, dass er den Zwillingen doch vertraute, nur war das Vertrauen zu ihnen nicht so groß wie beispielsweise zu Ron, der anscheinend den Brief lesen konnte, oder zu Ginny.
"Vielleicht will sich der Inhalt euch einfach nicht offenbaren," sagte er neckisch und grinste dabei.
"Na ja man kann ja nicht alles haben," sagte Fred und begann auch zu grinsen. Er schaute kurz zu seinem Bruder, der den gleichen Ausdruck im Gesicht hatte wie er, dann schaute er zu Ginny und sagte: "Aber dafür offenbart sich uns etwas anderes, nicht wahr Ginny?"
In dem Moment bemerkten Harry und Ginny, dass sie sich immer noch an den Händen hielten. Ginny nahm ihre Hand weg und beide erröteten leicht. Harry versuchte davon abzulenken, stellte sich zu Ron und warf noch einmal einen Blick auf den Brief.
Die Zwillinge fanden diese Szene urkomisch, fingen an zu lachen, verabschiedeten sich dann und gingen in Richtung Fuchsbau.
Ron hatte von all dem nichts mitbekommen, denn sobald er herausfand, dass der Brief von Sirius war, konzentrierte er sich nur noch auf den Inhalt. Schließlich hatte er zu Ende gelesen, blickte auf und sagte: "Das nenn ich mal gute Nachrichten."
"Du sagst es. Du kannst dir kaum vorstellen, welch ein Stein mir da vom Herzen gefallen ist."
"Das glaub ich dir. Wissen meine Eltern schon davon?"
"Nein ich war noch nicht bei ihnen mit dem Brief. Wenn du möchtest kannst du ja ihn mit zu ihnen nehmen. Ich brauche nach all den Tagen erst einmal etwas Entspannung und würde gerne ein wenig herumfliegen. Ich komm dann in Kürze nach."
"OK bis nachher dann," sagte Ron und gab Harry seinen Feuerblitz wieder. Er schaute kurz zu Ginny, die aber keine Anstalten machte auch zum Fuchsbau zurückzukehren, also machte er sich alleine auf den Weg mit dem Brief in der Hand.
Harry hielt den Feuerblitz in seiner Hand, als wäre es das kostbarste auf der Welt. Endlich wieder fliegen. Wie lange hatte er darauf verzichten müssen. Er setzte sich auf den Besen und wollte gerade abheben, als er bemerkte, dass Ginny auch noch anwesend war.
"Möchtest du mitfliegen?" fragte er und sah, dass sie ihn leicht überrascht ansah. Damit hatte Ginny nicht gerechnet, dass er sie aufforderte mit ihm zu fordern. Trotzdem nickte sie und trat zögerlich zu ihm hin. Harry setzte sich so hin, dass Ginny hinter ihm noch genügend Platz fand.
Ein wenig Angst hatte Ginny schon. Das Fliegen war noch nie unbedingt ihr Fall gewesen und jetzt auch noch zu zweit auf einem Besen zu sitzen. Andrerseits flog sie doch mit Harry, der fürs Fliegen praktisch geboren ist, da konnte doch gar nichts schlimmes geschehen. Sie nahm hinter Harry Platz und klammerte sich an ihn, als er langsam abhob. Doch bevor er richtig an Höhe gewann, wartete er, bis Ginny die richtige Sitz- und Flughaltung fand. Dann stieg er mit ihr in die Höhe und drehte ein paar Runden.
Während der ersten Minuten in Luft merkte er, wie Ginny ein wenig verkrampft hinter ihm saß und sich stark an ihn klammerte, doch nach einer Weile entspannte sie sich. "Alles in Ordnung, Ginny?" fragte Harry und drehte den Kopf etwas zu ihr. "Ja, es ist nur etwas gewöhnungsbedürftig," antwortete Ginny und anhand ihrer Stimme bemerkte er, dass sie nun vollkommen entspannt war. Auch ihr Griff lockerte sich und so langsam begann sie den Flug zu genießen. Genießen, ja das war das richtige Wort, genießen. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, schloss ihre Augen und genoss den Flug.
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Wahrheiten und Entwarnung
Die Weasleys reagierten auf Harrys plötzlichen Aufbruch unterschiedlich. Ron, Mrs. Weasley und auch Mr. Weasley, die alle die Wahrheit um Sirius kannten (Mr. Weasley wurde tatsächlich von seiner Frau aufgeklärt), verstanden natürlich, dass Harry sich Sorgen um Sirius machte. Die Zwillinge wunderten sich natürlich über seine Reaktion, aber kümmerten sich nicht weiter drum. Percy hielt das Ganze einfach für eine Trotzreaktion, die seine Angst vor Sirius Black ausdrückte.
Ginny allerdings wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Lag es wirklich daran, dass er Angst hatte? Dass zu all dem Ärger, der letztes Schuljahr stattfand, nun auch wieder Sirius Black sich zeigte, fand sie zwar auch sehr beunruhigend, aber eine potentielle Gefahr ging doch auch schon letztes Jahr von ihm aus.
Leicht in Gedanken versunken merkte sie gar nicht, wie sie ihre Schritte Richtung Garten lenkte. Als sie aufblickte, sah sie Harry auf der Gartenbank sitzen. Hatte er sie schon bemerkt? Gerade als Ginny wieder umdrehen wollte, hörte sie Harry sagen: "Hallo Ginny."
Anstatt nun wegzugehen, setzte sie sich neben ihn auf die Bank. Eine Zeitlang saßen die beiden schweigend da. Mehrere Mal drehte sie sich zu ihm und wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus und drehte sich daher immer wieder weg. Harry selbst starrte nur vor sich hin.
Irgendwann überwand sich Ginny und fragte: "Hast ..." kurze Pause, "hast du Angst, Harry?" Es folgte wieder eine kurze Schweigepause. Ginny fragte sich, ob er sie nicht gehört habe, denn sehr laut hatte sie schließlich nicht gesprochen. Doch gerade als sie erneut fragen wollte, sagte Harry plötzlich: "Ja die hab ich."
"Harry, auch wenn man es dir schon sehr häufig gesagt hat, hier bei uns bist du sicher vor ihm und in Hogwarts sowieso. Da gibt es genügend Leute, die auf dich aufpassen können," versuchte Ginny ihm Mut zu machen.
Harry drehte seinen Kopf zu ihr, blickte ihr in die Augen und sagte mit einer etwas verzweifelnder Stimme: "Ginny, es nicht die Angst vor ihm, ich habe Angst um ihn."
Nun war Ginny endgültig verwirrt. Was hatte er da gerade gesagt? Er hat Angst um ihn? Angst um den Mann, der seine Eltern verraten hat? Angst um den Mann, der versucht hatte ihn zu töten? Irgend etwas stimmte hier hinten und vorne nicht. Sie blickte ihn fragend an, doch er hatte seinen Kopf schon wieder weggedreht.
"Ginny?" hörte sie ihn fragen. "Glaubst du eigentlich an die Rückkehr Voldemorts?" Zu ihrer eigenen Überraschung zuckte sie nicht zusammen. Sie überlegte kurz und antwortete dann: "Manchmal weiß ich nicht, was ich glauben soll, aber die Tatsache, dass so viele Menschen, denen ich vertraue, wie meinem Dad, Professor Dumbledore und auch dir, daran glauben, hat mich davon überzeugt, dass er zurückgekehrt ist."
"Hmm, dann glaub ich, sollte ich dir einige wichtige Dinge erzählen," er holte kurz Luft, dann sprach er weiter. Er begann ihr davon zu erzählen, dass sein Vater und Sirius in Hogwarts Freunde waren, dass Peter Pettigrew und ihr alter Lehrer Remus Lupin auch zu ihren Freunden gehörten, was die vier nach der Schule gemacht haben. Als er ihr erzählte, dass Sirius sein Pate sei, erschrak sie leicht, ließ ihn aber fortfahren. Harry erzählte ihr von dem Fidelius-Zauber, von Sirius' geplantem Bluff, von dem Verrat Peters und wie die Szene mit der Explosion, wo einige Muggel starben, wirklich ablief. Zum Schluss erzählte er ihr, wie er mit Ron und Hermione in ihrem dritten Schuljahr all diese Wahrheiten herausgefunden hat, wobei Ginny leicht zu zittern begann, als sie erfuhr wer Krätze in Wirklichkeit war, dass die Ratte, die jahrelang bei ihnen gewohnt hat, ein Anhänger Voldemorts war.
Irgendwann schwieg Harry, er hatte ihr das wichtigste erzählt und Ginny schaute nun ohne ein Ziel zu suchen in den Garten und versuchte erst einmal alles zu verarbeiten, was Harry ihr da gerade erzählt hatte. Konnte dies alles war sein? War Sirius Black wirklich unschuldig? Die Tatsachen standen doch so eindeutig gegen ihn, da konnte man doch nur denken, dass er schuldig ist. Doch auch Harrys "Version" von dieser ganzen Sache machte sehr viel Sinn, aber was ihr viel wichtiger war, würde Harry sie in einer solch ernsten Angelegenheit belügen? Nein, das würde doch gar nicht zu ihm passen, schließlich hat er ja auch keinen Grund dazu. Oder etwa doch? Sie drehte ihren Kopf zu ihm und schaute ihn fragend an.
"Du glaubst mir noch nicht. Stimmt es?" fragte Harry, der dies bemerkt hatte.
"Um ehrlich zu sein, ich bin mir noch nicht sicher, was ich glauben soll. Was du erzählst hast, klingt zwar alles einleuchtend, aber dennoch kann die andere Wahrheit genauso richtig sein."
"Da hast du Recht. Man brauchte auch bei mir eine Weile, bis man mich von Sirius Unschuld überzeugt hat, wobei bei mir wohl noch verstärkt hinzu kommt, dass er genügend Möglichkeiten hatte mich zu töten. Wäre er schuldig gewesen, hätte er diese bestimmt nicht ungenutzt gelassen. Dies hat mich letztendlich überzeugt, dass er unschuldig ist."
Ginny schaute ihn wieder nachdenklich an, am liebsten würde sie woanders hingucken, doch das misslang ihr, denn auch Harry hatte mittlerweile seinen Blick auf sie gerichtet. Ginny war nun von seinen grünen Augen gefangen, sie kam einfach nicht von ihnen los, so dass sie es auch schnell wieder aufgab, weg zu gucken.
Statt dessen sagte sie: "Ich glaube du hast Recht. Ich war zwar damals nicht dabei, um das genau zu beurteilen, aber ich glaube dir, dass dein Pate unschuldig ist."
Ein leichtes Lächeln machte sich auf Harrys Gesicht breit. "Danke," sagte er nur, dabei griff er nach Ginnys Hand und drückte sie sanft. "Danke," sagte noch mal und konnte beobachten, wie auch in Ginnys Gesicht sich ein Lächeln formte.
Die beiden saßen noch eine Weile auf der Bank, schauten dabei die meiste Zeit in den Garten, sprachen aber kein Wort mehr. Harry hielt währenddessen immer noch Ginnys Hand, was zwar beiden auffiel, aber keiner machte irgendwelche Anstalten, sie zu entziehen.
Dann irgendwann sagte Harry: "Komm lass uns mal wieder rein gehen, die werden sich bestimmt schon wundern, was wir machen." Ginny nickte, obwohl sie lieber weiterhin mit ihm hier draußen sitzen würde. Hier neben ihm, ihre Hand in seiner. Sie seufzte leicht, aber so dass Harry es nicht mitbekam.
Als die beiden standen fragte Ginny plötzlich: "Was meinst du, wo ist Sirius im Moment?" Harry überlegte einen Augenblick, sagte dann aber mit etwas leiserer Stimme: "Ich weiß es nicht, bestimmt haben ihn die Todesesser irgendwohin geschleppt, wo diejenigen, die seine Unschuld kennen, ihn bestimmt nicht finden können. Ich hoffe aber, dass er sich auch diesmal wieder befreien kann, schließlich ist ihm doch schon der Ausbruch aus Askaban gelungen."
"Glaub mir, Harry, ich bin sicher, dass er wieder frei kommen wird." Harry blickte Ginny an und nickte zustimmend. Dann gingen sie gemeinsam ins Haus.
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Die nächsten vier Tage waren nicht gerade einfach für Harry. Auch wenn er Ginnys Meinung teilte, dass Sirius bestimmt bald wieder sicher ist, blieb dennoch die Angst um ihn. Aber er versuchte diese so gut es geht zu verbergen, schließlich wollte er den Weasleys nicht allzuviel Kummer bereiten, denn sie hatten sich schon vorher so viel um ihn gesorgt, allen voran Mrs. Weasley und Ginny.
Die meiste Zeit gelang es Harry auch, "normal" weiter zu leben, obwohl man schwer sagen kann, ob man diesen Ausdruck überhaupt bei seinem Leben benutzen kann. Nur abends nach dem Abendbrot saß er jedes Mal draußen auf der Bank und starrte vor sich hin, seine Angst konnte man dann deutlich sehen.
Was ihm diese Zeit etwas einfacher machte, war, dass Ginny ihm immer Gesellschaft leistete. Sie setzte sich neben ihm auf die Bank, schaute auch in den Garten, aber blickte auch häufiger mal zu ihm hin. Selten sprachen sie miteinander, aber dennoch genoss Ginny diese Zeit immer, hier neben ihm zu sitzen, zu wissen, dass sie ihm einfach nur durch ihre Anwesenheit helfen konnte, besser mit seiner Angst umzugehen.
Es geschah auch nicht selten, dass Harry ohne es zu merken Ginnys Hand ergriff, als suche er einfach nur Halt und Ginny war unglaublich froh, dass sie ihm diesen Halt geben konnte.
Am vierten Abend gesellte sich Ron zu ihnen, was Ginny etwas missfiel. Aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Doch Ron durchschaute sie, was wieder ein Grinsen in sein Gesicht beförderte. Als er feststellte, dass Harry und Ginny einfach nur dasaßen, fragte er: "Hey ihr beiden, Fred, George und ich wollten gleich noch mal eine Runde Quidditsch spielen. Möchtet ihr mitkommen?"
Ginny sah ihn an und schüttelte den Kopf. Harry blieb zuerst regungslos sitzen, schüttelte dann aber zu Rons Überraschung auch den Kopf. Damit hatte er nicht gerechnet, dass Harry, der Quidditsch doch so liebt, darauf verzichtet. Doch er fragte nicht weiter. Statt dessen fragte er vorsichtig: "Macht es dir was aus, wenn ich denn für gleich mir deinen Feuerblitz ausleihe?"
"Nimm ruhig!" sagte Harry nur, worüber sich Ron sehr freute. Dankend verschwand er wieder und im Garten auf der Bank herrschte wieder Schweigen.
Harry blieb an diesem Abend ungewöhnlich lange draußen sitzen. Ginny beunruhigte das etwas. War etwas mit ihm nicht in Ordnung? Sie traute sich aber nicht nachzufragen. Plötzlich erschien eine Eule und flog auf den Garten zu. Harry erblickte sie und stand auf, als ob er sie erwartet hätte. Ginny, deren Hand er noch hielt, tat es ihm gleich und so warteten beide auf die Ankunft der Eule. Als sie ihr Ziel erreicht hatte, setzte sie sich auf Harrys Schulter und Harry nahm ihr den Brief ab, den sie bei sich trug.
"Sirius..." flüsterte Harry, als er die Handschrift in dem Brief erkannte. Ginny horchte auf und schaute ihn an. Doch er beachtete sie nicht mehr, sondern begann den Brief zu lesen.
"Lieber Patensohn.
Zuallererst, mir geht es gut und ich bin im Moment in Sicherheit. Doch du fragst dich sicherlich, warum ich dir schreibe. Nun, ich weiß zwar nicht, wie gut du informiert bist, aber ich bin sicher, dass du mitbekommen hast, dass die alten Kämpfer und ich mit Todesessern zusammengestoßen sind. Das war vor ein paar Tagen. Remus, Arabella Figg und ich (natürlich verwandelt) waren gerade dabei Mundungus Fletcher aufzusuchen, als wir von ihnen überrascht wurden. Leider hab ich keine Ahnung, wie die uns gefunden haben. Auf jeden Fall griffen sie uns vier an. Zuerst hab ich mich etwas heraus gehalten, weil ich mich noch nicht zeigen wollte, aber als ich sah, dass meine Freunde in Schwierigkeiten waren (die Todesesser waren uns zahlenmäßig überlegen) blieb mir keine Wahl als einzugreifen. Mein Eingreifen konnte gerade noch verhindern, dass wir überwältigt wurden und Remus, Arabella und Mundungus konnten entkommen. Bloß mich haben sie zu fassen bekommen und mitgeschleppt. Für Außenstehende sah es so aus, als ob ich den Überfall auf Remus und die anderen geplant hätte und sie glauben, dass ich angeblich da weitermachen wollte, wo ich vor 14 Jahren aufgehört hätte, nämlich meine besten Freunde zu töten. Dieser Irrglaube ist mir aber ganz recht, denn dadurch werden Remus und die anderen nicht als meine Verbündete gehalten und ebenfalls als Todesesser abgestempelt.
Wohin die Todesesser mich schleppten, weiß ich leider nicht. Was die Todesesser aber nicht wussten, Remus und ich haben vor kurzem einen Lokalitätszauber auf uns ausgesprochen, das bedeutet, wir können uns jeweils zu dem anderen hinapparieren. Dies ist besonders praktisch, wenn wir nicht wissen, wo der andere sich befindet, weil man sich nicht auf den Ort sondern auf die Person konzentrieren muss, zu der man apparieren möchte.
Diesen Vorteil konnte Remus ausnutzen und mich gestern in einer Art Nacht und Nebel Aktion aus den Händen befreien.
Du fragst dich bestimmt, welchen Hintergrund dieser Überfall hatte. Nun da gibt es zwei Gründe. Zum einen wurden die Todesessern beauftragt, potentielle Gegner Voldemorts zu beseitigen. Hätten sie beispielsweise Remus mitgeschleppt, wäre er nicht mehr am Leben. Mich haben sie am Leben gelassen, weil, und das ist der zweite Grund, sie mich als Geisel benutzen wollten, um an dich heranzukommen. Einem noch relativ jungem und anscheinend unerfahrenen konnte ich diese Information entlocken, als er mich versuchte zu demütigen und mit deren Tat herumprahlte.
Auf jeden Fall befinde ich mich im Moment in Sicherheit und wenn meine Verletzungen wieder kuriert sind, werde ich für eine Zeit im Ausland untertauchen, denn dadurch, dass ich gesichtet wurde, hat man im Ministerium wieder angeordnet, verstärkt nach mir Ausschau zu halten.
Von Professor Dumbledore hab ich erfahren, dass du zur Zeit bei den Weasleys und damit auch in Sicherheit bist. Ich hoffe, du kannst die restlichen Ferien noch genießen, bis die Schule wieder beginnt. Sollte aber etwas ungewöhnliches vorfallen, dann bitte schreib mir oder dem Professor. In dieser Zeit kann man nicht vorsichtig genug sein.
Du wirst bald wieder von mir hören
Sirius
P.S.: Professor Dumbledore hat einen sehr starken Geheimhaltezauber auf diesen Brief gelegt, dass heißt nur Personen, denen du zu 100% vertraust, können den Inhalt lesen. Pass aber trotzdem auf, dass der Brief nicht in falsche Hände gerät."
Während des Lesens besserte sich Harry Stimmung immer mehr und sein Gesicht nahm einen freudigen Ausdruck an. Sirius war wieder in Sicherheit, eine Tatsache, die Harry beinahe zum Jubeln veranlasst hätte, wäre da nicht der letzte Absatz gewesen. Nur Personen, die er zu 100% vertraut, können den Inhalt lesen. Er blickte zu Ginny, die, während er las, versuchte einen Blick auf den Brief zu werfen und nun anscheinend auch am lesen war.
'Das beweist also, dass ich Ginny vertraue', dachte sich Harry und freute sich sehr über diese Erkenntnis. Er hielt ihr den Brief etwas näher hin, so dass sie es einfacher hatte weiterzulesen und wartete bis sie fertig gelesen hatte.
Ginny schloss die Augen, als sie den letzen Absatz gelesen hatte. Konnte es war sein, vertraute er ihr, so wie sie ihm vertraute. Langsam öffnete sie Augen, wandte ihren Kopf zu ihm und blickte ihn leicht fragend an. Als sie aber sein lächelndes Gesicht sah, fühlte sie sich bestätigt. Er vertraute ihr also wirklich. Auch Ginny begann zu lächeln.
"Es ist also das eingetreten, was du vorausgesagt hast. Sirius ist wieder frei," sagte Harry.
"Auf welchem Weg wird er eigentlich das Land verlassen?" fragte Ginny.
"Hmm, ich denke mal, dass er wieder mit Seidenschnabel herausfliegen wird." Ginny nickte, sie wusste ja aus Harrys Erzählungen, dass Sirius vor über einem Jahr schon mal mit dem Hippogreifen geflohen ist.
Harry nahm wieder Ginnys Hand und sagte: "Los komm, das müssen wir sofort Ron und den anderen sagen." Er zog sie mit aus dem Garten und die beiden liefen zur Wiese, wo Ron und die Zwillinge Quidditsch spielen wollten. Diese trafen sie dort an, als sie sich wieder auf den Rückweg machen wollten. Da es mittlerweile schon etwas dämmerte, war der Ball, mit dem sie spielten, nicht mehr so gut zu erkennen, so dass sie beschlossen für heute aufzuhören.
"Ach wollt ihr beiden nun doch mitspielen? Da seid ihr jetzt leider zu spät gekommen, wir wollten gerade aufhören," sagte Ron, als die beiden vor ihnen standen.
Harry schüttelte den Kopf: "Nein, ich hab eben das hier erhalten," sagte er und reichte Ron den Brief, welcher auch gleich begann ihn zu lesen. Die Zwillinge versuchten natürlich, neugierig wie sie waren, zu erfahren, was in dem Brief stand, aber sie sahen nur ein weißes Blatt Papier. "Sag mal, wollte dich jemand veralbern, indem er dir einen leeren Zettel schickt?" fragte George.
Harry schaute ihn leicht verwirrt an. Vertraute er den Zwillingen nicht? Das wunderte ihn doch ein wenig. Andrerseits wenn er es genau betrachtet, würde er von ihnen kein Stück Kuchen annehmen, einfach weil er immer befürchten würde, dass er sich in irgendwas verwandeln würde. Dann fiel ihm ein, dass im Brief etwas von hundertprozentigem Vertrauen stand. Das schloss also nicht aus, dass er den Zwillingen doch vertraute, nur war das Vertrauen zu ihnen nicht so groß wie beispielsweise zu Ron, der anscheinend den Brief lesen konnte, oder zu Ginny.
"Vielleicht will sich der Inhalt euch einfach nicht offenbaren," sagte er neckisch und grinste dabei.
"Na ja man kann ja nicht alles haben," sagte Fred und begann auch zu grinsen. Er schaute kurz zu seinem Bruder, der den gleichen Ausdruck im Gesicht hatte wie er, dann schaute er zu Ginny und sagte: "Aber dafür offenbart sich uns etwas anderes, nicht wahr Ginny?"
In dem Moment bemerkten Harry und Ginny, dass sie sich immer noch an den Händen hielten. Ginny nahm ihre Hand weg und beide erröteten leicht. Harry versuchte davon abzulenken, stellte sich zu Ron und warf noch einmal einen Blick auf den Brief.
Die Zwillinge fanden diese Szene urkomisch, fingen an zu lachen, verabschiedeten sich dann und gingen in Richtung Fuchsbau.
Ron hatte von all dem nichts mitbekommen, denn sobald er herausfand, dass der Brief von Sirius war, konzentrierte er sich nur noch auf den Inhalt. Schließlich hatte er zu Ende gelesen, blickte auf und sagte: "Das nenn ich mal gute Nachrichten."
"Du sagst es. Du kannst dir kaum vorstellen, welch ein Stein mir da vom Herzen gefallen ist."
"Das glaub ich dir. Wissen meine Eltern schon davon?"
"Nein ich war noch nicht bei ihnen mit dem Brief. Wenn du möchtest kannst du ja ihn mit zu ihnen nehmen. Ich brauche nach all den Tagen erst einmal etwas Entspannung und würde gerne ein wenig herumfliegen. Ich komm dann in Kürze nach."
"OK bis nachher dann," sagte Ron und gab Harry seinen Feuerblitz wieder. Er schaute kurz zu Ginny, die aber keine Anstalten machte auch zum Fuchsbau zurückzukehren, also machte er sich alleine auf den Weg mit dem Brief in der Hand.
Harry hielt den Feuerblitz in seiner Hand, als wäre es das kostbarste auf der Welt. Endlich wieder fliegen. Wie lange hatte er darauf verzichten müssen. Er setzte sich auf den Besen und wollte gerade abheben, als er bemerkte, dass Ginny auch noch anwesend war.
"Möchtest du mitfliegen?" fragte er und sah, dass sie ihn leicht überrascht ansah. Damit hatte Ginny nicht gerechnet, dass er sie aufforderte mit ihm zu fordern. Trotzdem nickte sie und trat zögerlich zu ihm hin. Harry setzte sich so hin, dass Ginny hinter ihm noch genügend Platz fand.
Ein wenig Angst hatte Ginny schon. Das Fliegen war noch nie unbedingt ihr Fall gewesen und jetzt auch noch zu zweit auf einem Besen zu sitzen. Andrerseits flog sie doch mit Harry, der fürs Fliegen praktisch geboren ist, da konnte doch gar nichts schlimmes geschehen. Sie nahm hinter Harry Platz und klammerte sich an ihn, als er langsam abhob. Doch bevor er richtig an Höhe gewann, wartete er, bis Ginny die richtige Sitz- und Flughaltung fand. Dann stieg er mit ihr in die Höhe und drehte ein paar Runden.
Während der ersten Minuten in Luft merkte er, wie Ginny ein wenig verkrampft hinter ihm saß und sich stark an ihn klammerte, doch nach einer Weile entspannte sie sich. "Alles in Ordnung, Ginny?" fragte Harry und drehte den Kopf etwas zu ihr. "Ja, es ist nur etwas gewöhnungsbedürftig," antwortete Ginny und anhand ihrer Stimme bemerkte er, dass sie nun vollkommen entspannt war. Auch ihr Griff lockerte sich und so langsam begann sie den Flug zu genießen. Genießen, ja das war das richtige Wort, genießen. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, schloss ihre Augen und genoss den Flug.
