Es wird Zeit für Disclaimer: Gehört alles nicht mir, sondern den Machern. Ich möchte außerdem kein Geld damit verdienen.

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Das Geräusch zerschellenden Glases ließ ihn aus tiefem Schlaf hochfahren. Er sah sich ruckartig um, fand jedoch nichts verdächtiges, so glitt er aus dem Bett und schlich sich vorsichtig an die Tür. Durch den Spalt sah er niemanden außer Duo, der sich unruhig auf dem Sofa hin und her wälzte und seinen Kopf fiebrig von einer Seite zur anderen warf.

Heero betrat das Wohnzimmer und bemerkte die Glassplitter, die sich auf dem Boden befanden.

Er hat das Glas heruntergestoßen, bemerkte Heero stirnrunzelnd und sah zu der unruhigen Gestalt hinüber.

"Nein....nein....nicht ich.....warum.....", entfuhr es Duo leise und Heero sah genauer hin.

Waren das da Tränenspuren auf dem Gesicht seines Partners?

Heero berührte vorsichtig Duos Schulter um ihn aufzuwecken.

"Duo, komm zu dir! Du hast einen Alptraum! Duo!"

Es schien, als ob der langhaarige Pilot reagierte, denn er warf in einem Akt der Verzweiflung seinen Kopf herum und öffnete dann ruckartig die Augen, das Gesicht zu einer schrecklichen Maske des Entsetzens und der Hoffnungslosigkeit verzogen, während ihm Tränen über die Wangen liefen.

"Duo....."

Erst jetzt bemerkte der amerikanische Pilot seinen Partner und sah langsam hoch.

Und ebenso langsam ging Heero in die Hocke und flüsterte:

"Duo...es war nur ein Alptraum. Es ist vorbei. Du bist wieder wach und in Sicherheit!"

Ein Augenblick der Stille verging, bevor Duo zögernd den Kopf schüttelte und heiser antwortete:

"Es ist niemals vorbei, niemals!"

"Was meinst d....", begann Heero seine Frage, wurde jedoch von Duos ruckartigem Aufstehen unterbrochen.

"Nichts, Yuy! Vergiss es, okay! Es war nichts!", erwiderte er plötzlich vollkommen kalt und verschwand ins Bad, wo er sich wieder übergab.

Aaaaaaaah! Das ist genug! Das er nicht mir sprechen will, schon seltsam genug, dass er nichts mehr isst, ebenfalls sehr merkwürdig, dass er sich so verängstigt benimmt, verdammt seltsam. Aber das Schlimmste ist, dass er mich ANLÜGT! Er war früher immer ehrlich zu mir, hat mir immer seine Meinung platt vor den Kopf gesagt, doch nun... Erst die Mail, die er an Quatre geschrieben hat, dann sein Verhalten von gerade.... Ja, ich mache mir Sorgen um ihn!

Heeros schreckte auf, als sich die Tür des Badezimmers schloss und Duo in die Küche schlich, um sich ein Glas Wasser zu nehmen. Der japanische Pilot folgte ihm und lehnte sich an den Türpfosten.

"Was willst du?", fauchte der bezopfte Junge, als er Heeros prüfenden Blick bemerkte.

"Mit dir reden", entgegnete der und war selbst überrascht über seine Direktheit.

Eine perfekt geschwungene Augenbraue hob sich um Zentimeter, als Duo spöttisch schnaubte und bemerkte:

"Ach, der sonst so wortkarge Heero Yuy will reden? Wie komme ich zu der Ehre?"

"Dein Zustand macht mir Sorgen."

"Wieso, mir geht es bestens."

Die offensichtliche Lüge schwebte ein paar Sekunden zwischen ihnen in der Luft, bevor Heero scharf einatmete und grollte:

"Sicher, es geht dir bestens. Bis auf gerade und diverse andere Augenblicke geht es dir prächtig! Verarsch jemand anderen, aber nicht mich, Duo! Also, rede mit mir! Was bedrückt dich? Was macht dir so dermaßen zu schaffen, dass du dich so veränderst?"

Duos Miene nahm ein bösartiges Grinsen an.

"Das waren recht viele Worte für dich, Heero! Du übst dich, wie schön! Aber ich habe nicht das Bedürfnis zu reden, nicht hier, nicht jetzt, nicht mit dir, mit niemandem. Kapiert? Und jetzt lass mich schlafen, ich bin erschöpft."

"Ach ja? Von deinen Alpträumen, etwa?"

Duo drehte sich funkelnd zu Heero und knurrte:

"Das geht dich gar nichts an! Und jetzt verzieh dich!"

Der japanische Pilot trat wütend ein paar Schritte vor und legte entschlossen eine Hand auf die Schulter seines Partners, worauf der sich wutentbrannt umdrehte und dunkel knurrte.

Eigentlich war es mehr Duos Gesichtsausdruck als das wütende Knurren, das den japanischen Jungen dazu brachte, ruckartig seine Hand wegzunehmen und den großen Kloß in seinem Hals hinunterzuwürgen.

"Duo....", begann er unsicher, wurde jedoch von dem langhaarigen Pilot unterbrochen.

"Hau...ab!", stieß dieser gepresst hervor, wandte sich ab und legte sich zurück auf die Couch, die Decke weit über den Kopf gezogen.

Heero seufzte innerlich und beschloss dann, Duo nicht weiter zu reizen und in sein eigenes Bett zurückzukehren, um den Rest der Nacht in unruhigem Dämmerschlaf zu verbringen.



Es regnete. Oder besser: schüttete. Das war auch der Grund für Heeros Aufwachen. Für einen kurzen Moment betrachtete er einfach nur die Wassermassen, die das Fenster hinunterflossen, dann stand er jedoch auf und betrat das Wohnzimmer, wo er Duo noch schlafend vorfand. Er erinnerte sich an das, was vor ein paar Stunden geschehen war und seufzte innerlich.

JETZT hast du es geschafft!, meldete sich eine bekannte Stimme zu Wort. Nun habt ihr beiden euch verkracht, und glaube bloß nicht, er würde als erster einlenken! Du bekommst aber auch gar nichts auf die Reihe, was? Kannst noch nicht einmal einem verzweifelten Freund helfen, pah! Aber entschuldige, ich vergaß, Mr. Perfect Soldier kennt ja keine Gefühle!

Das ist nicht wahr!, zischte Heero wütend in Gedanken der Stimme entgegen. Außerdem ist das mit dem Helfen gar nicht mal so einfach! Oder hast du irgendwelche RELEVANTEN Vorschläge, wie ich Duo helfen könnte? Wohl eher nicht.

Der stumme Disput wurde durch Duos Aufwachen unterbrochen. Er drehte sich zu Heero, stöhnte leise auf, bevor er verschlafen die Augen öffnete und Heero undeutbar ansah. Schließlich nahm sein Blick wieder die Ausdruckslosigkeit der letzten Tage an und er fragte:

"Was ist? Warum starrst du so?"

"Ich habe nicht gestarrt."

"Hm."

Duo stand auf und ging ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren an seinem Partner vorbei ins Bad, ließ sich Wasser in die Wanne laufen und schloss sich für die nächsten anderthalb Stunden ein.

Heero machte in der Zwischenzeit Frühstück und wartete geduldig auf seinen Partner. Als dieser schließlich fertig war, kam er nicht wie erwartet in die Küche, sondern setzte sich vor den Vid-Screen um leeren Blickes auf den Monitor zu starren.

Heero verließ die Küche und stellte sich mit in die Seiten gestemmten Armen in den Türrahmen.

"Duo, komm, ich hab´ Frühstück gemacht!"

Keine Reaktion.

"Maxwell, hörst du mich?"

Immer noch nichts.

Duo drehte seinen Kopf in Richtung Fenster, anscheinend ganz in seinen Gedanken versunken.

Ich weiß, dass er meine Hilfe nicht will, aber ich kann ihn einfach so ignorieren! Er muss was essen, er muss mit mir reden!

Heero ging auf Duo zu, packte ihn in der Mitte seines langen Zopfes und zog ihn einfach aus dem Sessel hoch mit sich in die Küche. Auf Duos lauten Protestschrei achtete er erst gar nicht, sondern drückte ihn auf den Stuhl nieder und befahl:

"Wir werden jetzt frühstücken! Und zwar BEIDE!", grollte er wütend, als Duo zum Widerspruch ansetzen wollte.

Der langhaarige Gundampilot massierte sich seine lädierte Kopfhaut, bevor er mürrisch begann, sich ein Brötchen zu nehmen und es hinunterzuwürgen.

"Kaffee oder Tee?"

"Kaffee", nuschelte Duo undeutlich und wandte seinen Blick auf den langsam in die Kanne tropfenden Kaffee.

Heero setzte sich ihm gegenüber und starrte seinerseits in das abwesende Gesicht seines Partners.

Ich hasse es, wenn meine Gedanken sich so um ihn kreisen! Egal an was ich denke, ich sehe diesen langhaarigen Baka vor mir.

Nicht, dass es dich stören würde....

Und ob mich das stört! Ich kann mich nicht mehr auf unsere nächste Mission konzentrieren! Es gibt noch einiges, was vorbereitet werden muss! Ich kann es mir einfach nicht erlauben, meine Gedanken an ihn zu verschwenden.

Und dennoch tust du es.....

Ja, und ich weiß nicht, warum!, seufzte Heero und riss sich von Duos Anblick los.

Der Kaffee war fertig. Da der amerikanische Pilot keine Anstalten machte, sich etwas zu nehmen, stand Heero auf und füllte seine Tasse mit der herrlich duftenden Flüssigkeit. Duo nahm sie ohne ein Wort des Dankes an. Heero beobachtete zufrieden, wie Duo den Rest seines Brötchens vertilgte. Innerlich freute er sich diebisch darüber, dass er seinen Partner dazu bekommen hatte, etwas zu essen, äußerlich behielt er jedoch seine üblich stoische Maske bei.

"Hast du schon neue Missionsdaten erhalten?", fragte Duo in Stille hinein, mittlerweile gewohnt gleichgültig und Heero nickte.

"In drei Wochen werden wir die Gelegenheit haben, Treize und die Basis auszulöschen. Bis dahin sollen wir uns auf dem Anwesen der Winners verstecken und uns vorbereiten. Bist du bis dahin fit genug, Duo?"

"Ja."

Heero betrachtete ein weiteres Mal das entsetzlich zugerichtete Gesicht seines Partners und kam zu dem Schluss, dass Duo ihn anlog. Den dunklen Augenrändern unter seinen Augen nach zu schließen, hatte Duo die ganze Nacht nicht geschlafen und der schon fast krankhaften Blässe unter den dunklen Blutergüssen nach zu urteilen, war er wohl nicht bei bester Gesundheit.

Ich muss ihm wohl oder übel sein Gesicht verarzten, er tut es ja nicht, dachte Heero resignierend und stand auf um den Verbandskasten zu holen. Als er schließlich wieder da war, kniete er sich vor Duo, drehte dessen Gesicht zu sich, wohl das Zurückzucken seines Partners bemerkend, und sagte ruhig:

"Ich versorge nur dein Gesicht, in Ordnung?"

Duos Blick zeigte kurz ein verwirrendes Wechselspiel aus Angst, Entsetzen und Ärger, doch schließlich fügte er sich und hielt still, während Heero ihm sanft eine kühlende Salbe zum Abschwellen der Prellungen und Blutergüsse auftrug. Dann widmete er sich den Schrammen, tupfte sie zuerst vorsichtig mit Iod ab um sie dann abschließend mit Pflastern zu verbinden.

"Fertig", murmelte er und packte den Erste-Hilfe-Kasten weg.

"Wann kommen die anderen, um uns abzuholen?", fragte Duo und stand auf.

"In zwei Tagen. Bis dahin können wir uns noch ein wenig umsehen."

Der amerikanische Pilot bedachte seinen Partner mit einem unergründlichen Blick und setzte sich dann wiedermals vor den Vid-Screen.

"Duo....", begann der japanische Junge, wusste aber nicht, was er sagen sollte.

"Was ist?"

"Warum...bist du....so...?"

Verdammt, wieso fällt mir das nur so schwer? Wieso kann ich mich nicht vernünftig unterhalten?

"Was meinst du?"

Naja, zumindest redet er jetzt mit mir, das ist doch auch schon ein Fortschritt.

"Du...bist so...zurückhaltend.....So kenne ich dich gar nicht!"

"So, du kennst mich also."

Heero stockte und musterte den langhaarigen Gundampiloten beinahe unsicher.

"Was meinst du, Duo?"

"Ich will damit sagen, dass du mich kein Stück kennst!"

Heero wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Sollte alles, von dem er dachte, dass er es über Duo herausgefunden hatte- was nun wirklich sehr wenig war- falsch sein, nicht stimmen? Konnte er sich so irren?

"Wie kommst du zu dem Schluss, Duo?"

Sein Gegenüber schnaubte verächtlich, bevor er spöttisch antwortete:

"Denk nach, Yuy, das ist doch deine Stärke, oder nicht?"

Er will mich provozieren, das ist es, dachte Heero nur mit mühsam unterdrückter Wut und ballte die rechte Hand zur Faust. Und er schafft es, hat es schon geschafft. Ich sollte besser gehen, sonst kann es brenzlig werden....

Duo wollte gerade noch etwas sagen, als Heero sich abrupt umdrehte, aus dem Apartment stürmte und seinen Partner alleine zurückließ.