"Alles in Ordnung, Duo?", fragte Heero besorgt, als er den ausdrucklosen Gesichtsausdruck seines Partners bemerkte.

Natürlich ist es das NICHT!, mischte sich da seine innere Stimme ein. Oder bist du blind?

Heero schluckte leicht. Nein, natürlich war es das nicht. Er sah, dass die stille Fröhlichkeit, die Duo über den ganzen Nachmittag so geprägt hatte, plötzlich verschwunden war, aufgelöst in einem Nichts. Stattdessen trug er wieder seine Maske der Ausdruckslosigkeit, das beste Zeichen, das etwas garantiert nicht in Ordnung war. Und Heero wusste auch was.

"Waren es Trowa und Quatre?", fragte der japanische Junge zögernd und sah, wie der Kopf seines Gegenübers hochfuhr und violette Augen ihn mit einem Schimmer von Angst ansahen.

"Wie...wie kommst du darauf?", entgegnete Duo unsicher und schluckte.

Heero sah, dass er genau ins Schwarze getroffen hatte und kam langsam auf seinen Partner zu, immer darauf bedacht, ihn nicht zu verschrecken, ihm zu zeigen, dass er Schutz von Heero verlangen konnte, wann immer er wollte.

"Duo....", begann der Wingpilot leise. "Bitte sei ehrlich......die Wahrheit tut nicht weh, Duo..."

Die langhaarige Gestalt spannte sich bei diesen Worten gänzlich an und senkte den Kopf.

"Doch....das tut sie", erwiderte Duo fast unhörbar und ein Schaudern lief durch seinen Körper, was Heero bestürzt aufnahm und sofort darauf reagierte, indem er sein Gegenüber zärtlich in den Arm nahm und ihm leise, beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Doch auf den amerikanischen Pilot wirkten sie alles andere als beruhigend, ganz im Gegenteil. Er versuchte verzweifelt, sich von seinem Partner loszumachen und Abstand zu gewinnen, was er auch schließlich schaffte und angespannt bis zum Äußersten zu Boden sah, die Hände zu weißen Fäusten geballt, die Fingernägel in schmerzhaften Halbmonden ins Fleisch schneidend.

"Lass mich...Heero.....ich will keine Hilfe.....jetzt nicht...."

Der japanische Pilot schluckte den großen Kloß, der sich mittlerweile gebildet hatte, hinunter und erwiderte rau:

"Aber...denkst du nicht, dass es besser wäre, sich jemanden anzuvertrauen? Dich MIR anzuvertrauen? Duo.....ich werde dich niemals verletzen, das musst du mir glauben!"

Violette Augen fuhren ruckartig hoch, als der langhaarige Junge verzweifelt erwiderte:

"Bei Gott, das weiß ich doch! Aber.....aber.....ich brauche einfach Abstand......ich kann nicht anders.....bitte, lass mich jetzt einfach alleine...."

Heero kämpfte verbissen Tränen der Hilflosigkeit und Wut hinunter. Nein, er würde nicht verzweifeln! Er musste stark sein! Für sich, für Duo, für ihr Wohl. Und er musste akzeptieren, dass er Duo noch nicht gänzlich helfen konnte, dass er es vielleicht nie würde können. Er musste akzeptieren, dass er nicht unfehlbar war, dass er resignieren musste. So wie gerade.



"Gut, ich werde in meinem Zimmer sein, wenn du mich brauchst", erwiderte er scheinbar entschlossen und verließ Duos Raum, um dann Zechs über den Weg zu laufen, der ihm mit einem ausdruckslosen Blick maß und kurz nickte.

Heero war gerade dabei das Nicken zu erwidern, als seine Gedanken von Duo zu dem blonden Mann wanderten und er feststellte, dass er die Fragen, die ihn quälten, noch immer nicht beantwortet hatte.

"Hast du einen Moment Zeit, Zechs?", fragte er leise, aber bestimmt und der Tallgeesepilot drehte sich zu ihm.

"Sicher, worum geht es denn?"

"Können wir das wohl woanders und nicht hier auf dem Flur besprechen?"

Der blonde Mann nickte und zusammen gingen sie in Heeros Zimmer, wo der japanische Junge seinem gegenüber einen Platz anbot, sich jedoch dann auf das Thema konzentrierte und fragte:

"Wie kommt es, dass Dr. J und du die Differenzen, die ihr hattet, beigelegt habt? Wieso akzeptiert er auf einmal, dass du zu uns übergelaufen bist?"

Zechs seufzte leise und lehnte sich zurück. Die Frage hatte er schon erwartet und ehrlich gesagt war er erstaunt darüber gewesen, dass ihn der japanische Pilot nicht schon viel früher drauf angesprochen hatte.

"Nun....das weiß ich auch nicht so ganz. Nachdem Duo im Bad zusammengebrochen ist und du bei ihm geblieben bist, hat er mich um ein Gespräch gebeten und hat mich dann über meine Motive ausgefragt. Er wusste, dass ich Duo vor Treize gerettet habe, Heero. Er wusste auch, dass ich mit in euer Quartier gekommen bin. Und er wusste, was mit Duo passiert ist."

Schweigen fiel zwischen die Beiden, bis Heero plötzlich fragte:

"Duo hat mir gesagt, dass es ein...Tape gibt.....hat er es?"

Zechs atmete tief aus und nickte langsam.

"Und ich auch."

Die Stille, die jetzt eintrat, war geladen und gespannt bis zum Äußersten. Zechs konnte förmlich spüren, wie die Wut des Wingpiloten sich ins Unermessliche steigerte. Nicht die Wut auf ihn, sondern auf den Wissenschaftler, der es gewagt hatte, so etwas zu tun. Und obwohl Zechs genau wusste, dass er sich nicht erklären musste, tat er es doch, in der vagen Hoffnung, den japanischen Jungen zu beruhigen.

"Heero...ich wusste vorher nicht, was er mir zeigen wollte...ich habe es erst erkannt, als es schon zu spät war, glaub mir!"

Heero sah auf, seine stahlblauen Augen voller Wut und Hass.

"Warum hast du dich nicht geweigert?"

Das saß.

Ja, warum hatte er es nicht? Warum hatte er diesem schrecklichen Treiben keinen Einhalt geboten? Warum hatte er diesen verrückten Alten nicht davon abgehalten, sein Spiel zu spielen?

"Ich weiß es nicht, Heero", gab Zechs ehrlich zu. "Ich weiß es wirklich nicht. Mag sein, dass es mich zu sehr geschockt hat, dass ich zu sehr in dieser Grausamkeit gefangen war, um mich dagegen zu wehren...ich kann es dir nicht sagen...."

Heero nickte, ein Zeichen, dass er Zechs´ Aussage anerkannte.

"Wo ist diese Tape jetzt?"

"Er hat es wieder mitgenommen."

Wieder ein Nicken, doch dieses Mal mit einem feurigen Blick des Hasses.

Zechs war gar nicht bewusst gewesen, dass Heero seinen Mentor so hasste, so abgrundtief verabscheute. Doch da war auch schon wieder dieser harte Ausdruck gewichen und Heero besann sich auf die anderen Fragen, die noch offen waren.

"J hat gesagt, dass Duo und ich uns um die Mission kümmern sollen, während ihr beide den Rest erledigt. Was ist dieser Rest?"

"Ich werde in zwei Tagen nach L2 fliegen und dort meinen Dienst auf der Basis antreten, sozusagen undercover. Bisher bin ich krank gemeldet und werde dann ab übermorgen genesen in den Dienst des neuen Generals eintreten um euch somit wertvolle Informationen zukommen lassen zu können. Dr. J wird dann alles verwerten und euch schicken. Das ist der Plan."

Heero nickte langsam und bedächtig und erwiderte dann mit undurchdringlichen blauen Augen:

"Schick ihm die Informationen, sende jedoch jede Datei, die du ihm schickst, gleichzeitig auch mir."

"Du traust ihm nicht?"

"Das auch. Aber ich will nicht verraten werden. Ich nehme die Sache lieber selbst in die Hand."

Zechs nickte zur Anerkennung und wollte sich gerade erheben, als Heero ihn durch eine Handbewegung davon abhielt und fragte:

"Wieso hat er dir das Tape gezeigt?"

Ich kann es ihm nicht sagen, schrie alles in Zechs plötzlich verzweifelt. Diese Frage kann ich ihm nicht ehrlich beantworten!

"Nun?" Der Ton war fordernder, befehlender, keinen Widerstand duldend. Der blonde Mann schluckte und schüttelte dann leicht den Kopf, um die in seinem Kopf durcheinander schreienden Stimmen zu beruhigen. Er hatte keine Wahl, er konnte Yuy nicht anlügen, konnte diese Tatsache nicht verheimlichen.

"Er...wollte, dass ich es mir angucke und ihm sage, ob Duo noch in der Lage sein wird, Missionen zu fliegen. Ich sollte meinen Eindruck von jetzt mit dem Ereignis damals vergleichen und ihm sagen.....ob Duo noch tauglich dafür wäre......", brachte er leise hervor, kaum fähig, seinem Gegenüber in die Augen zu sehen.

Doch nur ein einziges Zischen war die Antwort. Heero schrie ihn nicht an, er fluchte nicht, er ging nicht auf ihn los. Er stand da, starrte Zechs an und sagte gar nichts.

Schließlich hob der blonde Mann seinen Blick und bemerkte die angespannten Knöchel an Heeros Fäusten.

"Er...er wollte, dass du ein Urteil über Duo fällst? Er wollte, dass du über ihn richtest? Dafür bringe ich ihn um, diesen Bastard! Dafür wird er sterben!"

"Heero....", wollte Zechs beruhigend beginnen, doch der japanische Pilot winkte diesen Versuch mit einer unwirschen Geste ab.

"Wag es ja nicht, mich davon abzuhalten! Niemand....niemand darf so etwas tun! Auch nicht er! Schon gar nicht er! Niemand wird Duo irgendeinen Schaden zufügen, und wenn doch, dann wird er sich vor mir zu verantworten haben......"

Der blonde Mann seufzte leicht und nickte dann resignierend.

"Mach, was du für richtig hältst, Heero. Doch beachte, es gilt, eine Mission zu erfüllen...eine Mission, deren Erfolg den Frieden der Erde und der Kolonien garantieren wird. Stell dir vor, Heero, wir werden in einer Welt leben, in der es so etwas wie das tägliche Bangen um sein eigenes Leben nicht mehr gibt. In dem es keine Kämpfe mehr gibt."

Der Wingpilot sah verwirrt auf. Eine Welt, in der es keine Kämpfe mehr gibt.....wie oft in den letzten Jahren hatte er es sich vorgestellt. Wie oft hatte er sich gewünscht, dass dieser Krieg nie zu Ende gehen würde. Weil er nicht wusste, was er danach machen sollte, weil er dachte, dass er nicht für den Frieden geboren wurde. Doch dann hatte er Duo kennen gelernt, und nach und nach hatte ihn dieses ewig redende Energiebündel dazu gebracht, die Welt und deren Bewohner mit anderen Augen zu sehen. Sich selbst mit anderen Augen zu sehen, sich selbst zu achten, einen Sinn im eigenen Leben zu sehen. Und nun bot sich ihm die Chance, dieses neue Leben zu beginnen. Ein Leben ohne Krieg, ohne Feinde.

"Und um das zu erreichen, muss Duo sein Trauma überwinden....", murmelte Heero leise, nicht beabsichtigt, dass Zechs es hörte, was aber dennoch geschah.

"Heero....vertraue ihm...er ist stark....."

Der kurzhaarige Junge sah bitter auf, ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen.

"Er mag stark aussehen, Zechs, doch in seinem Inneren ist er es nicht. Du weißt nicht, was für einen Schaden Treize und dieser Soldat in ihm angerichtet haben....."

Eisblaue Seen voller Mitleid trafen die seinen, wollten Trost schenken, wollten das Vergangene ungeschehen machen.

"Ich... habe drei Tage mit ihm in einem Apartment gewohnt, als wir geflohen sind", fuhr Heero mit zu Boden gerichteten Blick fort, einen minimalen Fleck auf dem Teppich fixierend. "Ich hatte das Gefühl, dass er mich hasste. Er schien mir so unerreichbar, so abgeschottet, so stark.....Doch das war alles nur Fassade, Selbstschutz, wenn du so willst. Als...als du ihn dann gerettet hast....als wir im Hangar standen, habe ich ihn drauf angesprochen und er hat so unglaublich wütend reagiert.....Doch dann habe ich ihn an einem Selbstmordversuch gehindert und er hat sich mir anvertraut.....sie haben ihn zerstört....alles an ihm...seine Fröhlichkeit, seinen Optimismus....nur um ihre eigenen Triebe zu befriedigen, haben sie ihn missbraucht....das alles zerstört..."

Heero wusste nicht, warum er dem blonden Mann, seinem Rivalen, das alles erzählte. Er fühlte nur die große Erleichterung, die sich seiner Seele bemächtigte, als er die Worte aussprach, die ihn so sehr quälten. Es tat so gut, sich jemandem anzuvertrauen, zu wissen, dass jemand genauso fühlte wie man selbst.

"Heero...." Zechs Stimme war nicht mehr als ein sanftes Flüstern, ein Trost, ein Bekenntnis der Schuld und dennoch half es dem japanischen Piloten.

"Zechs.....ich habe solche Angst um ihn....Ich glaube, dass es noch viel zu früh ist, eine solche Mission anzusetzen! Er wird daran scheitern! Und dann bin ich vielleicht nicht mehr in der Lage, ihm zu helfen. Oh Gott, ich habe solche Angst davor!"

Der Tallgeesepilot starrte sein Gegenüber einfach nur an, konnte es auch gar nicht anders. Das war aus Heero Yuy, dem perfekten Soldaten geworden? Er war menschlich geworden, sicher, doch das hatte Zechs schon viel früher erkannt. Doch mit dieser Menschlichkeit waren auch die Verzweiflung, das Gefühl, einem anderen Menschen nicht helfen zu können, gekommen. Trauer, Wut, Hass, Verzweiflung, all das fühlte Heero jetzt und es tat weh, ihn leiden zu sehen.

Der blonde Mann tat einen Schritt nach vorne, um dann leicht seine Hand auf Heeros Schulter zu legen und seinen eisblauen Augen einen warmen Glanz zu geben.

"Hab Vertrauen, Heero. Das ist wichtig! Vertraue Duo. Auch wenn es dir so erscheint, als ob er schwach wäre, so hat er doch schon einiges durchgemacht...er ist ein Kind des Krieges, er hat seine Liebsten verloren, Menschen, die ihm alles bedeutet haben, und er ist damit fertig geworden. Es mag zwar sein, dass er im Moment Schutz braucht, doch es wird auch die Zeit kommen, in der er wieder in der Lage ist, auf eigenen Beinen zu stehen und sein Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen."

Ein Hoffnungsschimmer spiegelte sich in Heeros stahlblauen Augen wieder, klein und fast nicht erkennbar, aber dennoch präsent.

"Ich hoffe es, Zechs....", flüsterte er. "Ich wünsche es mir so...."

"Es wird werden....hab Vertrauen....", entgegnete der blonde Mann, drückte noch einmal sanft und ermunternd Heeros Schulter und verließ dann den japanischen Piloten.

*

Heero klopfte zaghaft an Duos Zimmertür und fragte leise:

"Darf ich hereinkommen?"

Einen Moment herrschte Stille, bevor ein ebenso leises "Ja" ertönte und Heero erleichtert die Klinke hinunterdrückte.

Er betrat den abgedunkelten Raum, der nur durch eine einzelne Kerze auf der Mitte des kleinen Tisches vor dem Sofa erleuchtet wurde und das ganze Zimmer in ein dämmeriges und angenehmes Licht tauchte.

Und vor der Kerze saß Duo, der mit langsamen, fast andächtigen Bewegungen Rosenblätter in die Flamme gab, zusah, wie sie verbrannten um sich dann erneut die schwarz getrocknete Rose zu nehmen, die neben ihm lag und ein weiteres Blatt zu pflücken, was er ebenfalls den Flammen übergab.

Heero beobachtete die schon surreal wirkende Szene stumm und beinahe fasziniert, als Duo anfing, leise zu sprechen.

"Weißt du, was Treize am Meisten mochte, Heero?", fragte er sanft, fast verträumt und überließ ein weiteres Rosenblatt den tödlichen Flammen.

Der japanische Pilot zuckte zusammen. Sowohl der vertraulichen Anrede von Kushrenada als auch Duos Intonation wegen.

"Rosen."

Dieses Wort, so einfach und steril gesagt, ließ Heeros Blick sofort zu der schwarzen Blume in Duos Hand gleiten und er hielt unwillkürlich den Atem an. Nun erinnerte er sich auch wieder, woher sie ihm so bekannt vorkam....Als Heero vor ein paar Wochen in Duos Zimmer nach Beweisen gesucht hatte, war ihm diese einzelne Rose ins Auge gestochen, doch er hatte nicht gewusst, was er damit anfangen sollte. Doch nun war ihm alles klar. Ihm wurde bewusst, wie sehr sich Duo damit quälte, wie wenig er sein Trauma verarbeitet hatte.

"Als er sich an mir vergangen hat", fuhr der langhaarige Junge ruhig, beinahe träumerisch fort. "Als ich mir gewünscht habe zu sterben, habe ich überall den Geruch von Rosen bemerkt....und dabei ist es doch so ein schöner Duft...."

Er pflückte ein weiteres Blatt und gab es in die bläuliche Flamme.

"Als er mich auf seinem Bett hat liegen lassen....seine Laken getränkt mit meinem Blut.....hat er eine Rose neben meinem Kopf gelegt....."

Die schwarze Rose bestand fast nur noch aus der Knospe.

"Er hat mir gedankt..."

Heero wagte es nicht, seinen Freund zu unterbrechen, obwohl die grausamen Erinnerungen ihm selbst einen Schauer über den Rücken trieben und eine schwere Übelkeit hochstiegen ließen, die seinen Hass auf den toten General noch mehr nährten.

Duos zarte Finger umschlossen die Knospe mit einem Griff und rissen sie abrupt vom Stiel, um sie sich dann vor Augen zu halten und verträumt anzulächeln.

"Doch er ist tot. Und ich lebe noch."

Die Finger übergaben die Knospe gnadenlos dem Feuer, hielten sie bis zuletzt, bis die zuckende Flamme auch das letzte Leben verschlungen hatte.

"Das ist gut. Oder?"

Heero wagte nicht, seinem Partner auf diese Frage zu antworten. Er stand nur stumm da, die Augen auf Duo gerichtet, der immer noch in die spärliche Lichtquelle starrte, vollkommen gefangen in seiner eigenen, schmerzvollen Gedankenwelt.

"Denn ich habe ihn umgebracht..."

Nein! NEIN!, schrie Heero innerlich und stürzte ohne zu überlegen auf seinen Freund zu, ihm die Arme um die Schultern schlingend und ihn an sich drückend.

"Duo...shhh....belaste dich damit nicht mehr. Es ist Vergangenheit!", flüsterte der kurzhaarige Junge seinem apathischen Partner in sein Ohr, sein Atem ein warmer Hauch auf der kalten und blassen Haut Duos. "Er kann dir nichts mehr tun, also bitte, quäle dich nicht mehr damit!"

Der amerikanische Pilot stieß leicht seinen Atem aus, schnaubte, was sogar für Heero deutlich zu spüren war. Dann wurden seine Züge weich und Duo antwortete leise:

"Ich weiß....deswegen habe ich auch die Rose verbrannt, weil es Vergangenheit ist. Weil er...tot ist...."

Duo lehnte seinen Kopf zurück, seine Haare ein weiches Polster auf Heeros Schulter.

"Heero?", fragte er immer noch leise, mit geschlossenen Augen, welche die violetten tieftraurigen Seen vor der Welt verbargen, in sich selbst Schutz suchten und der japanische Junge hauchte ein kaum hörbares "Ja" als Bestätigung.

"Mach das es aufhört. Ich will nicht mehr diesen Schmerz spüren!"

"Duo...", entfuhr es Heero und er vergrub seinen Kopf in dem kastanienbraunen, langen, weichen Haaren.

Oh Gott! Ich kann nicht! Ich weiß nicht, was ich machen soll! Ich bin so hilflos! Ich kann ihm nicht helfen, ich weiß nicht, wie ich ihm diesen Schmerz nehmen kann, obwohl ich ihn um alles in der Welt trösten, ihm Schutz spenden möchte!

"Wie kann ich.....wie kann ich dir helfen...?", versuchte Heero es nocheinmal, nicht in der Lage, seine Trauer und Verzweiflung zu unterdrücken.

"Tu...mir nicht weh....."

Der Kopf des Wingpiloten schoss in die Höhe, als er in die stur geradeaus gerichteten, tränengetränkten Augen des amerikanischen Jungen sah und seinen beschützenden Griff um die Schultern seines Partners instinktiv verstärkte.

"Ich würde dir nie wehtun, Duo! Das musst du mir glauben!"

Die Augen quellten über und zwei einzelne, verlorene Tränen liefen über die Wangen des langhaarigen Jungen nach unten, tropften auf dessen Pullover.

"Ich....ich glaube dir....."

Dieser so leise und so zaghaft ausgesprochene Satz veranlasste Heero dazu, mit seiner Hand sacht über die Strähnen kastanienbraunen Haares zu streichen, Duo die Ponyfransen aus der Stirn zu kämmen und ihm immer wieder beruhigende Laute ins Ohr zu flüstern.

Und dann, nach einer schier endlosen Zeit, hörte der Fluss der Tränen auf, der fast schon zerbrechliche Körper des amerikanischen Jungen beruhigte sich wieder und Heero spürte mehr als dass er sah, dass sein Partner lächelte. Ein leichtes, kaum wahrnehmbares Lächeln, doch es war da und es galt ihm, ihm allein.

Heero vergrub seinen Kopf erneut in dem braunen Haarfall und ließ nun seinen Tränen freien Lauf. Auch wenn er es nie für möglich gehalten hätte, war er zu solchen Gefühlen fähig. Durch Duo. Durch das, was ihm passiert war.

"Heero....?"

Der japanische Pilot sah auf, sich nicht die Mühe und Sorge machend, die Tränen auf seinen Wangen zu trocknen.

"Ich....ich möchte nicht hier bleiben....nicht in diesem Raum.....lass uns bitte nach unten gehen....zu den Anderen...."

Erstaunt über diesen Wunsch, starrte Heero seinen Freund für einen Moment nur an, dann nickte er jedoch und löste sich ein wenig von Duo.

"Wenn du es möchtest...."

Der amerikanische Junge nickte leicht und stand dann ein paar Sekunden später unsicher auf.

"Was ist?", fragte Heero besorgt, doch sein Gegenüber schüttelte den Kopf.

"Es...es sind nur die Nachwirkungen von...."

Er wischte mit den Händen durch den Raum vor ihm, eine Geste, die alles einschloss, was in den letzten Minuten, Stunden passiert war. Heero verstand die Bedeutung hinter den nicht gesprochenen Sätzen und nickte wiederum stumm.

Dann reichte er Duo ruhig seine Hand, ließ dem Deathscythepiloten die Wahl, ob er sie ergriff oder nicht.

Und Duo ergriff sie, federleicht, kaum spürbar, zaghaft. Und dennoch, er suchte Kontakt zu Heero, suchte seinen Schutz.

So gingen sie Hand in Hand die großen, marmornen Treppen hinunter zum Salon, aus dem schon laute Unterhaltung drang, welche die Beiden als Trowa, Quatre, Wufei und Zechs interpretierten. Sie traten ein und sahen sich mit plötzlicher vollkommener Stille konfrontiert.

"Hallo ihr beiden!", brachte Quatre als Erster hervor, sich aus seinem Schrecken und seiner Erstarrung lösend.

Er wusste zwar nicht, was vorgefallen war, doch es musste ernst sein, denn dieses Mal schien nicht nur Duo geweint zu haben, sondern auch Heero. Man sah es ihm ganz genau an, die rotgeränderten Augen ein klares Zeichen für die Trauer, die der Wingpilot noch vorher empfunden hatte.

Duo versuchte sich an einem kleinen Lächeln, was ihm jedoch nicht gelang, so nickte er nur stumm und setzte sich an den Tisch, die Augen fest auf die Platte gerichtet und starr, sodass Heero sich plötzlich fragte, ob es nicht besser gewesen wär, wenn sie NICHT zu den Anderen gegangen, sondern alleine geblieben wären.

Der japanische Pilot setzte sich neben seinen Freund, unter dem Tisch sanft die Hand des Anderen drückend und ihm somit seine Hilfe versichernd. Duos Blick schoss angesichts dieser Geste hoch und er sah seinen Partner dankbar an.

"So....", brach Trowa die wieder angebrochene Stille. "Ich nehme an, ihr wollt auch mitspielen?"

Sowohl Duo als auch Heero sahen ihn verständnislos an und der Heavyarmspilot lächelte leicht.

"Wir spielen Tabu."

"Was brauchen wir?"

"Einen Irrenhausaufenthalt?"

Heero brummte und sah Wufei strafend an. DAS war NICHT die Antwort, die er benötigt hatte.

"Eine Gehaltserhöhung?"

Dieses Mal ging der Blick rechts neben ihn an Duo.

"Das auch, aber das ist es NICHT!", klagte Heero und seufzte, war jedoch insgeheim höchst erfreut darüber, dass der amerikanische Pilot nach anfänglicher Zurückhaltung sich doch entschlossen hatte, mitzuspielen, anstatt nur zuzuschauen und sich nun aktiv am Spiel beteiligte. Nun, aktiv war vielleicht das falsche Wort, er war längst nicht so ausgelassen wie früher, doch die Fortschritte, die der langhaarige Junge gemacht hatte, ließen Heeros Herz vor Freude einen kleinen Hüpfer machen.

"Dann gib uns doch noch einen Tipp!", grollte Zechs augenrollend und schenkte sich noch ein Glas von dem köstlichen Rosé ein, von dem er sich schon den ganzen Abend bediente.

"Gna.....na gut.....wir waren vor einiger Zeit auf Hawaii....."

"Hey, das ist fies! Da kann ich nicht mitreden!", beschwerte Zechs sich nun lautstark, was jedoch durch einen schon leicht getrübten aber dennoch tödlichen Blick Wufeis abgeblockt wurde.

"Och Wuffie Mäuschen......"

Die restlichen fünf Piloten starrten den blonden Mann einfach nur sprachlos an und warteten dann auf die Explosion, die darauf folgen würde und auch in Form einer enorm roten Welle, die über Wufeis Gesicht hinwegwusch stattfand.

"Das gibt Rache!", knurrte der Shenlongpilot nur und wandte seinen Blick zu Heero, während er ihm seelenruhig antwortete:

"Urlaub."

Der japanische Junge nickte kurz und wollte schon eine weitere Karte einlegen, als die Sanduhr komplett durchgelaufen war und er die Box an Quatre weitergab.

"Nicht schlecht, zwei Begriffe in der KURZEN Zeit!", meinte Trowa zuckersüß zu Heero und handelte sich damit ebenfalls einen Blick ein, der ihn auf der Stelle aufgespießt hätte. Hätte, wohlgemerkt, schließlich war der Wingpilot nicht Catherine.

"Fertig?"

"Ja", antworteten die anderen Jungen im Chor und Quatre deckte die erste Karte auf.

Und starrte auf das kleine Stück Papier.

Und hustete.

Und starrte noch einmal angestrengt auf die kleine Karte in seinen Händen.

"Vibrator", meinte Trowa in seinem üblich ruhigem Ton und Quatres Blick fuhr auf, während er seinen Partner nur dankbar ansah und mit geröteten Wangen lächelte

"Unfair", murmelte Wufei und brummte zum Zeichen seiner Unzufriedenheit. "DA konnten wir nicht mitreden!"

"Wär auch schlimm, wenn", säuselte Zechs und bedachte seinen Partner mit dem charmantesten Lächeln, das er vorzuweisen hatte.

Was diesen jedoch nicht im Geringsten beeindruckte.

"Du bist auf dem besten Weg, es dir zu verscherzen, Zechs", brummte der chinesische Pilot und seine onyxschwarzen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

Ein Ausdruck, den der blonde Mann äußerst attraktiv fand und der ihn an die kommende Nacht denken ließ, mit all ihren Vorzügen.

"Nicht doch, mein Honigbärchen! Nun sei doch nicht so, ich habe doch nur Spaß gemacht!"

Zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Minuten wurde es vollkommen still in dem großen Salon, denn Zechs hatte Wufei zum zweiten Mal mit einem Kosenamen belegt, den der Shenlongpilot höchstens hinter verschlossenen Türen gebrauchen würde. Wenn überhaupt.

Honigbärchen!, schnaubte der schwarzhaarige Junge. Ich bin doch keine FRAU! Und schließlich sind wir nicht auf unserer Hochzeitsreise!

"DU schläfst heute Nacht NICHT in meiner Nähe!", knurrte Wufei erbost und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Quatre zu, der ihn aus großen, blau-grünen Augen ansah, dann jedoch schnell den Blick senkte und die nächste Karte aufdeckte.

"Duo hat das", begann er und schaute in die überraschten Augen des Deathscythepiloten.

"Die Fähigkeit, aus jedem aufgeräumten, ordentlichen Raum ein komplettes Chaos zu veranstalten?"

Violette Augen schossen tödliche Blick in Richtung schwarzer, gleichzeitig jedoch mit einer gewaltigen Portion Belustigung.

"Den größten Magen, den die Welt je gesehen hat?"

Nicht mehr....., dachte Duo und die Belustigung in seinen Augen schwankte etwas, blieb jedoch noch präsent.

"Es gibt da ein Märchen...", setzte Quatre zu einem erneuten Versuch an.

Mööööööp.

"Das verbotene Wort", murmelte Trowa leise und deutete auf "Märchen", welches als erster Begriff auf der Karte stand.

Der blonde Pilot seufzte und sagte dann:

"`Rapunzel´ wäre es gewesen."

Jeder der Piloten gab unbestimmte Laute der Zustimmung oder Ablehnung von sich. Jeder, bis auf Duo, der seinen Blick senkte und leise murmelte:

"Rapunzel, die von einem starken Prinzen vor einer bösen Hexe gerettet wurde....."

So unverfänglich dieser Kommentar auch schien, so genau war jedem in dem Salon klar, was Duo gemeint hatte. Und wenn man es nicht an den Worten hätte erkennen können, dann an Duos Blick, der nun hochfuhr und denen der anderen Piloten trotzig begegnete, als der langhaarige Junge fortfuhr:

"Ist doch so, oder etwa nicht? Wir kennen doch alle das schutzlose Rapunzel, das auf die Hilfe ihres Prinzen angewiesen ist!"

Keiner wagte es, darauf etwas zu erwidern. Sie alle waren zu sehr in der Bitterkeit, mit der Duo diesen Satz ausgesprochen hatte, gefangen, sie alle waren zu hilflos, zu überfordert, als dass sie in diesem Moment darauf etwas erwidern hätten können.

Und Duo...Duo stand auf und lächelte dann kurz und emotionslos.

"Das ist es, was ihr denkt, nicht wahr? Ihr bedauert mich, bedauert das, was sie mir angetan haben....Doch ich will es nicht! Ich will so weiterleben, wie vorher! Ich will nicht wie ein kleines Kind behandelt werden!"

Damit drehte der langhaarige Junge sich ruckartig um und verließ den Salon, fünf verwirrte Blicke in seinem Rücken.



Ich muss ihm folgen, schoss es Heero durch den Kopf, als er den kastanienbraunen Zopf durch die Tür verschwinden sah und ob des lauten Knalls zusammenzuckte. Er wird sich etwas antun, wenn ich ihn nicht daran hindere.

Damit stand er auf und nickte kurz den Anderen zu, verließ dann ebenfalls den Raum und machte sich auf die Suche nach seinem Partner.

Verdammt, wir hätten das nicht machen dürfen. Ich hätte Duo nicht dieser Belastung aussetzen dürfen, fluchte Heero still vor sich hin, als er die große, marmorne Treppe nach oben ging. Ich hätte wissen müssen, dass es früher oder später zu solch einer Konfrontation kommt!

Kurz vor Duos Zimmertür verlangsamte der japanische Pilot seinen Schritt und blieb schließlich für einen Moment stehen.

Oh mein Gott, ich weiß nicht, wie ich ihm helfen soll! Ich weiß nicht, wie ich ihn daraus bringen kann. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann, sein Trauma zu verarbeiten, damit zurechtzukommen.

Heero tat einen Schritt auf den verschlossenen Raum zu.

Ich weiß nicht, wie, aber irgendwie muss ich ihm helfen. Ich kann ihn doch nicht alleine lassen!

Seine Hand lag auf der Klinke, einem messingbeschlagenem, kunstvoll verzierten Gegenstand, der sich genauso kalt in seiner Hand anfühlte, wie er aussah.

"Duo", rief er sanft und ohne Nachdruck, bekam jedoch keine Antwort, so drückte er leicht die Klinke herunter und öffnete die Tür.

Heero betrat lautlos den dunklen Raum und musste feststellen, dass er außer dem durchdringenden Geruch von Wachs vollkommen leer war, dass Duo nirgendwo zu finden war.

Wenn er hier nicht ist, wo kann er dann hingegangen sein?, fragte Heero sich nun mit steigerndem Unwohlsein und ging zögernd die Treppe hinunter, am Salon vorbei.

Wo könnte Duo um diese Uhrzeit, bei diesem Wetter hingegangen sein?

Lass ihn allein.

Heero zuckte ob der plötzlichen Einmischung in seine Gedanken zusammen und runzelte irritiert die Stirn.

Das kann ich nicht. Er braucht meine Hilfe, erwiderte er seiner imaginären Stimme.

Nein, nur für heute. Er braucht Zeit für sich allein, um mit sich ins Reine zu kommen. Und die musst du ihm geben.

Aber...., wollte der Wingpilot widersprechen, wurde jedoch durch ein- wie er jetzt zu spüren meinte- energisches Kopfschütteln unterbrochen.

Nichts aber. Lass ihm Zeit. Er kann nicht immer nur auf deine Hilfe angewiesen sein.

Natürlich nicht, gab Heero plötzlich indigniert zurück und schüttelte den Kopf. Aber ich spüre, dass er JETZT meine Hilfe braucht. Genau in diesem Moment.

Ein unhörbares Schnauben antwortete ihm.

Gut, dann versuche es. Lass ihn entschieden, was er will oder auch nicht. Aber sage mir nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.

Heero erwiderte nichts und wurde plötzlich von seinem Instinkt nach draußen geleitet. Irgendwie wusste er, dass er den langhaarigen Jungen hier finden würde, dass Duo die Abgeschiedenheit der schottischen Wälder der Gesellschaft der anderen Piloten vorgezogen hatte.

Einen kurzen Blick auf die Veranda werfend, beschloss Heero, den eisigen Wind, der ihn fast augenblicklich umgab, zu ignorieren und tiefer in den nachtschwarzen Wald vorzudringen, von einem unbestimmten Gefühl geleitet, Duo genau hier zu finden.

Und er musste feststellen, dass sein Instinkt Recht behalten hatte, denn er fand Duo nicht unweit von der Stelle, an der er seinen Partner schon einmal gefunden hatte. Damals jedoch war der langhaarige Amerikaner vor Zechs weggelaufen, nicht vor seinen Freunden, nicht vor Heero selbst.

Damals?, fragte der japanische Pilot sich jetzt, als er merkte, was für eine Präposition er gebraucht hatte. Ist denn wirklich schon so lange her? Es können doch nicht mehr als ein paar Tage sein, die vergangen sind, oder? Ich muss gestehen, dass ich seit diesem Vorfall mein Zeitgefühl vollkommen verloren habe, dass alles unwichtig erscheint. Alles, bis auf Duo, dem mein ganzes Interesse gilt.

Nur den Schemen seines Partners erkennend, kam Heero näher, darauf bedacht, seinen Freund nicht zu erschrecken, ihn nicht zu verängstigen.

"Duo", begann Heero sanft und erreichte die zusammengesunkene Gestalt, die sich an den Stamm einer uralten Eiche zusammengekauert hatte.

Ein violett-blaues Augenpaar sah hoch, ängstlich, verschreckt, genauso, wie Heero es nicht geplant hatte. Beschwichtigend die Hände von sich streckend, ließ er sich langsam auf den Boden nieder, hockte sich neben seinem Partner und sah die zitternden Glieder seines Gegenübers.

Ist es vor Furcht oder Kälte?, fragte Heero sich unwillkürlich und erwiderte für einen Moment stumm den Blick des Deathscythepiloten, bevor er seine Hand ausstreckte und Duo vorsichtig über die Wange strich.

"Heero....", flüsterte Duo fast lautlos und zuckte dann vor der Hand zurück, die ihn plötzlich viel zu intim zu berühren schien. "Bitte..."

Der japanische Pilot verstand den Wunsch seines Partners und nickte stumm.

Nach einem Moment des Schweigens sah Heero dann zu Boden und fragte ruhig:

"Möchtest du mit mir darüber reden?"

"Heero....es ist nur Unsinn.....nichts Wichtiges...", erwiderte Duo mit diesem ausdrucklosen Klang in der Stimme, der dem Wingpiloten kalte Schauer über den Rücken jagte.

"Doch! Duo, das ist es! Alles, was dich betrifft, ist wichtig!", fuhr Heero geschockt hoch und starrte in die leeren Augen seines Partners, die sich plötzlich mit Zorn füllten.

"Ja, weil ich ein bemitleidenswertes Studienobjekt bin, das ihr studieren, dem ihr helfen könnt. An dem ihr eure Menschlichkeit ausleben könnt! DAS ist es, was ihr wollt!"

Heero starrte Duo geschockt an, nicht fähig, diesen ungeheuerlichen Vorwurf zu verneinen, Duo das Gegenteil zu versichern. Nicht, weil der amerikanische Pilot recht hatte, nein, das auf keinen Fall. Sondern weil Heero gespürt hatte, wie ernst es Duo damit meinte. Wie sehr er davon überzeugt gewesen war.

Wie soll ich ihn vom Gegenteil überzeugen?

"Duo....", begann Heero, in dem nutzlosen Versuch, sich selbst zu erklären, seine Motive vor Duo darzulegen, dem Deathscythepiloten zu versichern, dass es nicht Selbstsucht war, die ihn dazu antrieb, seinem Partner zu helfen.

Nicht Selbstsucht, aber auch nicht Wohltätigkeit. Nein, keins von Beiden. Sondern Liebe. Liebe zu einem Wesen, das alleine für das Vergnügen zweier Männer zerstört wurde, dessen Leben vernichtet wurde.

"Ich....ich liebe dich, Duo.....", brachte Heero erstickt hervor, seine Augen mit Tränen gefüllt. "Du bist für mich kein Studienobjekt!"

"Liebe?", fragte Duo betäubt, dann richteten sich die blau-violetten Augen direkt auf Heeros, verankerten sich darin. "Und was ist, wenn ich dich nicht liebe?"

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by Coco