"Na komm....mach den Mund auf..."
"Och nein....."
"Doch, Schneckchen, komm, ich hab´ hier noch was!"
Das "Schneckchen" schnaubte erbost und verpasste dem Absender dieser Worte einen leichten Knuff in Seite, was dieser mit einem gespielt leidenden Winseln quittierte.
"Aua...nun sei doch nicht immer so grob, Liebes!"
Wufei grollte bei diesen Worten noch lauter und folgte mit seinen Augen bedächtig dem Stück zartem Hühnerfleisch, das vor seiner Nase auf und ab schwebte, gehalten von seinem Partner Zechs, der ihn nun fröhlich angrinste.
"Kein Hunger mehr, Wuffie? Bist du etwa schon satt?"
Ein hämisches Lächeln stahl sich auf die Lippen des chinesischen Jungen und er setzte einen koketten Blick auf, überzeugte somit Zechs vom Gegenteil.
"Aber nicht doch, du weißt doch, dass ich nie satt bin!"
Der blonde Mann nickte und rückte geschmeidig ein Stück näher an seinen Partner heran, ihm dabei über die Schenkel streichend.
"Ja, Drache, das weiß ich. Und dafür liebe ich dich!"
"Nur dafür?", schmollte Wufei, wurde jedoch gleich von einer vorwitzig weiterwandernden Hand abgelenkt, die ihm just in diesem Augenblick das Sprechen nicht unerheblich erschwerte.
"Nein....natürlich nicht", hauchte Zechs, wobei seine weichen Lippen Wufeis Ohr streiften und diesem Schauer des Wohlgefühls und der Erregung bescherten. "Auch noch dafür..."
Seine weichen, schon beinahe weiblichen Lippen setzten Wufeis Ohr in Brand, hinterließen Spuren von Gänsehaut auf dem gesamten Körper des chinesischen Kriegers.
"Und dafür..."
Die Hand strich in einer lässig lasziven Geste die Seiten der Innenschenkel nach oben zum Bauchnabel.
"Und schließlich deswegen..."
Zarte Finger strichen sanft über karamellfarbene Haut, fuhren die Spuren der Rippen nach und legten sich dann in einer zärtlichen Geste über das Herz, verharrten dort auf der Stelle, während eisblaue Augen hochblickten, sich in schwarzem Onyx verloren.
"Ich liebe alles an dir", hauchte Zechs ernst und beugte sich noch weiter zu seinem Partner vor um ihn hauchzart auf den Mund zu küssen, die Lippen seines Partners mit den eigenen einzunehmen.
Wufei seufzte leise und schloss dann die Augen, sich den Sorgen, die ihn plötzlich überkamen, hingebend.
"Ich habe Angst, Zechs", gestand er schon beinahe lautlos. "Angst um dich, um uns, um alle."
Der blonde Mann hielt in seinen Liebkosungen inne und sah den Jungen vor sich ernst an.
"Das brauchst du nicht, Wufei", entgegnete er selbstsicher, in seinem Inneren jedoch keinesfalls von seinen eigenen Worten überzeugt. "Wir werden gewinnen, Wufei. Wir werden endlich das erreichen, wovon die Erde und die Kolonien schon seit Jahren träumen: Frieden, Freiheit. Wir werden ein normales Leben leben."
Wufei schnaubte plötzlich und schüttelte vehement den Kopf.
"Wie sehr ich auch hoffe, dass es wahr ist, was du sagst, so sehr weiß ich auch, dass es nicht stimmt. Zechs...es ist nicht sicher, ob wir diesen Kampf alle überleben werden. Es ist nicht sicher, ob wir alle überhaupt BEREIT sind, diesen Kampf zu führen! Sieh dir doch einmal Duo an. Sieh dir an, was passiert ist. Er wurde vergewaltigt! Kannst du mir schwören, dass ihm das nicht noch einmal passiert? Kannst du mir schwören, dass er nicht noch einmal gefangen genommen wird, wenn er diese Mission hat? Kannst du mir schwören, dass er da unversehrt herauskommt? Nein...kannst du nicht. Niemand von uns kann das. Zechs....ich habe solch ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Duo sollte nicht auf diese Mission gehen. Wir alle sollten uns davon fernhalten!"
Der blonde OZ-Offizier ließ seine Hand sinken.
Ob er es nun wollte oder nicht, Wufei hatte Recht. Die ganze Mission war riskant. Und die Vorstellung, dass Duo noch etwas zustieß.....
Zechs schüttelte unwillig den Kopf. Nein, das durfte er nicht denken, er durfte kein Übel heraufbeschwören!
"Nein, ich kann dir nichts schwören, Wufei, da hast du Recht. Ich kann dir nicht sagen, wie dieser Kampf ausgehen wird oder ob wir überhaupt gewinnen werden. Ich kann dir nicht garantieren, dass Duo nicht noch einmal leiden muss. Aber ich kann versuchen, es zu verhindern. Wir alle können das versuchen. Das ist Teil der neuen Mission. Sie zu überleben."
Wufei blieb stumm. Das, was Zechs gesagt hatte, stimmte zwar und es verschaffte ihm einen kleinen Hoffnungsschimmer, doch den Kloß, der sich in seiner Brust festgesetzt hatte, milderte es nicht. Nein, er blieb noch da, omnipräsent, erdrückend, vernichtend.
Und mit ihm das Gefühl, dass es nicht gut gehen würde.
Es war nun eine Woche her, seit dem Quatre Heero und Duo in der Küche gefunden hatte, vertraut aneinander gekuschelt. Eine Woche war vergangen, in der die beiden Jungen sich vorsichtig angenähert hatten. Und sogar Wufei hatte die Fortschritte gesehen, die der amerikanische Pilot machte. Langsam begann das Leben sich wieder zu normalisieren für den langhaarigen Jungen, der sich nach nichts sehnlicher wünschte, als eben ein ganz normales Leben zu führen.
Wufei hatte Duo lächeln gesehen, als sie einen Nachmittag in die Stadt gefahren waren, um sich etwas Abwechslung zu gönnen. Er hatte gesehen, dass sein Mitpilot seine Angst gegenüber Zechs nach und nach ablegte, hatte bemerkt, wie sehr sich Yuy verändert hatte.
Für DUO verändert hatte.
Wie zärtlich und geduldig er mit seinem Partner umging.
Und Maxwell.....er selbst schien mehr und mehr bereit zu sein, sich den anderen Piloten anzuvertrauen, sich ihnen zu nähern. Er gesellte sich oft abends zu ihnen, setzte sich zu Quatre oder Heero auf die Couch und hörte einfach nur zu, während die anderen Piloten über dies und das sprachen.
Und obwohl er nicht lachte, sondern selten lächelte, merkte Wufei doch, dass es dem langhaarigen Jungen von Tag zu Tag besser ging.
Und das wickelte das Herz des chinesischen Piloten in eine warme Umarmung, ließ ihn aufblühen.
Und auch wenn er sich am Anfang nichts sehnlicher gewünscht hatte, als diese Bastarde zu töten, so sehr freute er sich jetzt, dass Duo wieder imstande war, zu lächeln, glücklich zu sein.
Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Duo ihn wieder nervte, dass er ihn anschreien konnte, weil er alleine sein wollte, dass der amerikanische Pilot alle mit seinem Lachen wach halten, das ganze Haus beleben würde.
Er wünschte sich, dass all die schrecklichen Geschehnisse nicht passiert wären.
Und dennoch war es ein unmöglicher Wunsch.
"Wufei?", durchbrach die seidig weiche Stimme seines Partners die düsteren Gedanken, jagte ihm immer wieder Schauer des Wohlbehagens über den Rücken. Eine Stimme, so männlich warm wie Brandy, goldbraun und sanft, so wohlklingend wie eine Harfe in ihrer tiefsten Tonlage, so elegant und gepflegt wie ein Aristokrat außergewöhnlichen Blutes, so erotisch wie ein geschmeidiger nackter Körper, durch gedämpftes Licht bestrahlt, in eine Aura von Übermenschlichkeit gehüllt.
Das alles war Zechs, und noch viel mehr. Es gab einfach keine diesem Mann gerecht werdenden Worte.
Für einen Moment musste Wufei daran denken, wie wenig er das Geschenk, das ihm mit Zehs zuteil geworden war, am Anfang geschätzt hatte. Wie wenig er den blonden Piloten respektiert und anerkannt hatte.
Doch nun war er sich dessen voll bewusst, schätzte Zechs als Geliebten, als Freund und als Mann, verehrte ihn nicht nur auf eine der drei Weisen, sondern in jeglicher Hinsicht.
Und er wusste, dass Zechs genauso fühlte.
Wie oft hatte er ihn durch kleine und auch große Gesten zu verstehen gegeben, dass er ihm alles bedeutete, dass er sein Leben für ihn geben würde.
Wufei wusste, dass er es nicht überleben würde, wenn er diesen Schatz, diesen Mann, verlieren würde. Diesen Mann, der ihn gelehrt hatte, zu verlieren, zu gewinnen, sich selbst zu achten und zu respektieren, andere Menschen zu respektieren.
Zechs hatte ihn von der Trauer um seine Frau weggebracht. Er hatte ihm gezeigt, was leben bedeutete, was lieben bedeutete.
"Wufei...was hast du? Geht es dir nicht gut?", durchbrach eben dieser Mann mit einer Stimme wie Samt seine Gedanken nun zum zweiten Mal und legte eine elegant geschwungene Hand auf das schmale Knie seines Partners.
Onyxaugen sahen auf, füllten sich mit Tränen, plötzlich von einer untragbaren Last erdrückt.
"Ich habe solche Angst, dich zu verlieren, Milliardo! Ich will nicht ohne dich leben müssen!", brachte er schließlich hervor und schüttelte den Kopf. "Ich will nicht, dass du auf diese Mission gehst! Überlass das jemand anderem! Lass mich nicht alleine!"
Zechs´ Herz machte bei diesen so verzweifelt ausgesprochenen Worten einen schmerzhaften Satz und er schloss seinen weinenden Partner in die Arme, um ihn dann sanft hin und her zu wiegen.
"Shhh.....ist schon gut, Chang, es ist gut. Ich bleibe hier, bei dir. So lange es geht, bleibe ich bei dir. Ich schwöre dir, ich sterbe nicht. Ich werde mich nicht von diesen Dummköpfen töten lassen, hörst du? Ich bin unsterblich, weißt du? Ich habe schon einmal den Tod überlebt, ein zweites Mal werde ich es auch schaffen!"
Ein ersticktes Schluchzen antwortete ihm und schmale, zierliche Hände krallten sich in sein weinrotes Hemd, Tränen benetzten es mit dunklen kleinen Seen der Verzweiflung.
Er konnte sie nachempfinden. Wusste, was Wufei empfand. Wusste, welche Qualen er erlitt.
Warum?
Weil er die Gleichen durchlebte. Weil er ebenso fühlte und dachte wie sein Partner. Auch er hatte Angst davor, das Kostbarste in seinem Leben zu verlieren, alleine dar zustehen. Auf sich gestellt. Ohne Liebe.
"Wir schaffen das!", sprach er seinem Partner und sich selbst Mut zu, strich Wufei in einer beruhigenden Geste über den Rücken und hauchte ihm schließlich fast unhörbar ins Ohr:
"Weil wir stark sind und UNS haben! Deswegen werden wir sie besiegen, hörst du, Chang? Ja, wir sind stark..."
Ein schwarzer Schopf erhob sich langsam und das fein geschnittene, aristokratische Gesicht des chinesischen Piloten kam zum Vorschein, umrahmt von einer Kaskade nachtschwarzen Haares, dass sich störrisch und doch sanft um eben diese Züge legte.
Es war selten, dass Wufei seine Haare offen trug. Meist nur dann, wenn sie die Beiden alleine waren, unter sich und nur für sich.
In solchen Augenblicken gönnte Wufei Zechs das Vergnügen, ihm durch die seidig weichen Haare zu streichen, seine Kopfhaut zärtlich zu massieren und ihn zu verwöhnen, bis Wufei nichts Anderes mehr konnte, außer wie eine zufriedene Katze zu schnurren und leise Laute des Wohlbehagens von sich zu geben.
Und eben dieser Junge lächelte gerade, wischte sich langsam die Tränen von den Wangen und ließ seine zarten Finger langsam über das Gesicht seines Gegenübers streichen.
"Ja...vielleicht", murmelte Wufei. "Vielleicht hast du Recht, und wir sind tatsächlich stärker als die Anderen. Zumindest können wir unser Bestes geben und es versuchen..."
Zechs erwiderte das Lächeln mit einem noch strahlenderen und nickte schließlich.
"Wir werden es versuchen", stimmte er zu.
Und spürte, wie die Last auf seinem Herzen durch etwas übermalt wurde, was er Hoffnung nannte.
Übermalt, aber nicht vollkommen ersetzt.
*
Duo dehnte und streckte sich gähnend und wagte es in einem zweiten Versuch, seine Augen zu öffnen und das grelle Licht hineinzulassen, welches sich ganz entgegen der herbstlichen Kälte in sein Zimmer gestohlen hatte und ihn nun erwärmte.
Es war nun die siebte Nacht, die er ohne Alpträume verbracht hatte und er war dankbar dafür. Mehr als dankbar sogar. Denn ohne diese quälenden Träume, die Dämonen, die ihn geplagt hatten, war es ihm möglich, sich auf das Jetzt zu konzentrieren, auf andere Gedanken zu kommen, die geschehenen Ereignisse in eine entfernte Ecke seines Bewusstseins zu drängen.
Er musste nicht mehr Tag und Nacht daran denken, obwohl er oft durch kleine, scheinbar ganz unscheinbare Dinge daran erinnert wurde.
Zunächst war ihm aufgefallen, dass Quatre alle Rosen hatte entfernen lassen, egal welche Mühe es ihn und seine Angestellten gekostet hatte. Und dies hatte er stillschweigend getan, ohne Duo etwas zu sagen.
Der langhaarige Junge schätzte diese Geste, wusste er doch, wie sehr der blonde Araber um sein Wohl besorgt war. Und noch mehr schätzte er die Unauffälligkeit, mit der Quatre vorgegangen war. So schien er Duo zu zeigen, dass er sich um ihn sorgte, dass er aber keinesfalls wie eine Glucke über seinen Mitpiloten wachte.
So auch die anderen Piloten. Trowa, zum Beispiel.
Der sonst so schweigsame Pilot mischte sich nun regelmäßig in die Gespräche, die sie abends führten, ein, lachte sogar, was Duo wirklich verwundert und zuerst auch misstrauisch gestimmt hatte. Doch nun hatte er sich an das neue Gesicht des Heavyarmspiloten gewöhnt und schätzte es sogar.
Und Wufei....
Beim Gedanken an den chinesischen Piloten musste Duo kurz lächeln. Er hätte niemals gedacht, dass Wufei in der Lage war, Witze zu machen oder selbst über sich als Gegenstand gut gemeinten Spottes zu lachen. Eine Eigenschaft, die er augenscheinlich durch Zechs erworben hatte.
Zechs....
Duo stockte für einen Augenblick.
Zechs war ein OZ-Offizier. Zechs war....sein Freund gewesen. Zechs war der Partner von Wufei.
All diese Fakten beherbergte der Mann in sich, all dies war er selbst. Und obwohl er nichts als Ehrlichkeit in den eisblauen, durchdringenden und gleichzeitig sanften Augen vernahm, so konnte er ihm nicht vertrauen. Zumindest nicht in dem Maße, wie er Heero oder den anderen Piloten vertraute. Es ging einfach nicht.
Aber Duo bemühte sich und kämpfte seine Angst gegenüber diesem Mann nieder, drückte sie soweit hinunter, bis er ihm in die Augen sehen, mit ihn sprechen konnte. Und mittlerweile hatte er sich an den blonden, langhaarigen Mann gewöhnt, der sich Wufei mit solch einer Zärtlichkeit widmete.
Auch wenn Duo nicht wusste, unter welchen Umständen die Beiden zusammen gekommen waren, so stellten sie doch ein schönes Paar dar. Wer weiß...wenn er Zechs nicht gekannt hätte, wenn er nicht gewusst hätte, wer der blonde Mann war, würde er Wufei vielleicht beneiden.
Der amerikanische Pilot schwang seine Beine aus dem Bett und stand auf, einen Rückenwirbel nach dem anderen in die richtige Fassung bringend. Immer noch in Gedanken ging er langsam ins Bad, machte schon in einer mechanischen Bewegung das Licht an, als er stockte, und auf der Stelle stehenblieb.
Während der vergangenen Woche hatte er vermieden, sein Spiegelbild zu betrachten. Er hatte das ausgehungerte Gesicht nicht sehen wollen, die scharf hervorstechenden Wangenknochen, die schmalen, ernsten Lippen, die so im Gegensatz zu seiner sonstigen, fröhlichen Maske standen. Er hatte seinen geschundenen Körper nicht sehen wollen, glaubte immer noch, die Male zu sehen, die sie ihm zugefügt hatten...die Fingerabdrücke Treizes´ an seinen Hüften, die Hämatome an seinen Innenschenkeln, Zeichen der Gewalt, der Brutalität, des Hasses. Er hatte Angst, sich den Spuren der Misshandlung, die Treize ihm zugefügt hatte, zu stellen. Alles, was er wollte, war Vergessen. Und Vergessen erreichte man durch Verdrängung.
Oder?
Duo hob langsam seinen Blick, genau wissend, dass er sich vor dem Spiegel befand, dass er, würde er nur ein paar Zentimeter höher schauen, sich seiner Vergangenheit stellen würde. Dass er es müsste.
Ich will nicht, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf.
Noch nicht. Nicht jetzt. Nicht hier.
Duo wich in einer hastigen Bewegung zurück und schlug mit der flachen Hand auf den Lichtschalter. Die Helligkeit wich sofort einem dunklen Dämmerlicht, welches Duo augenblicklich aufatmen ließ. So war es besser, viel besser.
Langsam, wie in Zeitlupe, schloss der langhaarige Junge daraufhin die Tür, hüllte sich in kompletter Dunkelheit ein. Sein Körper spannte sich an, begann zu zittern, sträubte sich gegen die Dunkelheit, und dennoch öffnete Duo die Tür nicht.
Es war jeden Tag das gleiche Spiel. Sehen, wie weit seine Seele die Dunkelheit vertrug, sehen, welchen Preis sie gegen den Anblick seines Körpers aufwog.
Und so wusch und duschte sich der amerikanische Junge in vollkommener Dunkelheit, machte sich und seinen Körper in hastigen, unkoordinierten Bewegungen fertig, trocknete sich ab und zog sich schließlich wieder an, nur um danach regelrecht aus dem Bad zu stürzen.
Duo atmete tief durch, als er das Sonnenlicht auf seiner Kleidung sah, das helle, erlösende, Hoffnung spendende Licht.
Der Spießroutenlauf war vorbei.
Für heute Morgen.
*
"Duo? Darf ich hineinkommen?", fragte Heero, kam jedoch nicht dazu, einzutreten, da sich nun die Tür öffnete und eben dieser langhaarige Junge hinaustrat.
Heero merkte sofort, dass der amerikanische Junge heute noch nervöser war als die Tage zuvor. Auch wenn Duo nach eigenen Angaben keine Alpträume mehr hatte, so war es dem japanischen Piloten doch nicht entgangen, dass der langhaarige Junge jeden Morgen nervös und unkoordiniert war. Warum, das wusste er nicht, da Duo jede Frage in diese Richtung abgeblockt hatte.
"Bin schon da", gab Duo leise zur Antwort und lächelte dann minimal und künstlich, das letzte, benötigte Zeichen für Heero, um sich vollkommen sicher zu sein, dass es seinem Partner heute überhaupt nicht gut ging.
"Dir geht es nicht gut."
Dieser so sanft und leise ausgesprochene Satz war keine Frage, sondern eine Feststellung, eine Aussage, wie Duo es jetzt erkannte.
Und eine Dumme noch dazu.
Wirklich intelligent, spöttelte eine Heero wohlbekannte Stimme in seinem Inneren. Du SIEHST, wie nervös und fertig er ist, du siehst, dass es ihm nicht gut geht, und sagst so etwas. Manchmal bist du wirklich unverbesserlich!
Heero stöhnte unwillkürlich auf. Natürlich...er hätte es sich denken können. Er hätte wissen müssen, dass diese so obligatorische Bemerkung von Grund auf falsch war. Zumindest, wenn man sie Duo Maxwell sagte.
"Es geht, Heero."
Natürlich. Genau das war die Antwort, mit der der japanische Pilot letztendlich gerechnet hatte. Denn auch wenn es vor einer Woche so schien, als ob es vorwärts gehen würde, als wenn Duo nun endlich sein Trauma zumindest teilweise überwunden hatte, so wusste Heero jetzt - nach einer Woche - dass dem nicht so war.
Wie denn auch?
Auch wenn Duo keine Alpträume mehr plagten, so hatte sich eben dies in seine Seele gebrannt, um ihn nicht mehr loszulassen.
Eine Vergewaltigung ist keine Sache, die nach einem oder zwei Monaten vergessen ist, erinnerte ihn seine Stimme daran. Du müsstest eigentlich wissen, wie sehr es einen Menschen, ein Opfer, belasten kann. Gerade du, Heero Yuy. Oder war all das, was du mit Duo durchgemacht hast, was er erleiden musste, nur Schau, ein Spiel, nichts, das man ernst nehmen sollte?
Natürlich nicht!, protestierte Heero stumm, aber vehement. Natürlich weiß ich, wie sehr es Duo quält, doch manchmal lassen mich die guten, zufriedenen Augenblicke es vergessen, auch wenn ich weiß, wie gefährlich das ist.
"Das stimmt nicht, Duo."
Heero nahm den Satz erst wahr, wurde sich erst seiner vollkommenen Bedeutung klar, als er ihn ausgesprochen hatte. Doch nun war es zu spät...nun konnte er ihn nicht zurücknehmen.
Und schon waren violette Augen auf ihn gerichtet, wütend, dunkel vor Zorn, Funken sprühend.
"Natürlich nicht, Yuy!", fauchte der amerikanische Junge seinen Partner an. "Wie denn auch? Erklär mir, wie alles gut werden kann!"
Geschieht dir recht, spöttelte sein alter Ego. Was machst du auch eine solch dumme Bemerkung.
Ach...dann sag mir, wie ich es besser machen soll!, fuhr Heero die Stimme an und zog unvermittelt die Augenbrauen zusammen, was Duo sofort auf sich bezog.
In seinem Zustand keine gute Lösung, um den Deathscythepiloten zu beruhigen.
"Was denn?", zischte er und wandte sich ab, zerschnitt damit den Kontakt , den er mit seinem Partner hatte, lief schließlich voraus in den Salon, wo schon die anderen Piloten warteten
Allen voran Quatre wünschte Duo einen guten Morgen, wobei ihm jedoch die Worte im Hals stecken blieben, als er sah, dass Duos Miene alles andere als ruhig und entspannt war und dass er ohne Heero den Salon betrat.
"Duo?", fragte er daraufhin vorsichtig und handelte sich einen feindlichen Blick ein, der ihn erneut zum Schweigen brachte.
"Lass es gut sein, Quatre", erwiderte Duo eisig, nahm sich eines der Brötchen aus dem Bastkorb und drehte sich dann auf der Ferse wieder um, stürmte aus dem Zimmer, dabei fast Heero umrennend.
"Heero?", versuchte es der blonde Araber noch einmal, doch auch dieses Mal bekam er nichts als einen kalten Blick zur Antwort, als der japanische Pilot sich ohne ein weiteres Wort an den Tisch setzte und sich lustlos Kaffee einschenkte, den er in langsamen Zügen und tief in Gedanken versunken zu sich nahm.
Schnell einen Blick mit seinem Partner austauschend, zog Quatre die Schultern hoch und stand auf, um Duo hinterher zu gehen, was jedoch durch eine emotionslose Bemerkung Heeros unterbrochen wurde.
"Lass es lieber. Er hat schlechte Laune heute", brachte der japanische Junge zähnknirschend hervor, dabei jedoch mehr auf sich selbst als auf Duo wütend. Wie konnte er auch auf seinen Partner wütend sein? Duo hatte nichts falsch gemacht, ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Duo hatte keine unnötige Bemerkung fallengelassen. Nein, ER war es gewesen, der sich wie ein Trampel verhalten hatte.
"Ich werde sehen, was sich tun lässt", entgegnete Quatre höflich, aber bestimmt und verließ den Salon, um den amerikanischen Piloten zu suchen, den er auch unweit vom Haus fand.
Langsam, aber geräuschvoll ging er zu seinem Freund, um ihn ja nicht zu erschrecken.
"Duo?", fragte er sanft und beruhigend, was jedoch mit einem erbosten Zischen beantwortet wurde.
"Was willst du?", presste der amerikanische Junge wütend hervor und violette Augen verengten sich, während schlanke Finger das Brötchen in der Hand zerpflückten.
Quatre sah für einen Moment den zu Boden fallenden Krümeln nach, bevor er seinen Blick erneut hob und leicht den Kopf schüttelte.
"Duo, bitte. Rede mit uns. Sperr dich nicht dagegen, es hilft wirklich!"
Ein dunkles Grollen war das Einzige, was der blonde Pilot als Antwort bezeichnen konnte, bevor sein Gegenüber sich erneut wegdrehte, ihm somit den Rücken zukehrte und knirschend hervorbrachte:
"Nein, tut es nicht! Niemand kann das verstehen. NIEMAND! Verstehst du? Ihr...ihr alle kennt es nicht, kennt nicht die Unruhe, die einen befällt. Quatre..."
Duo drehte sich ruckartig um und funkelte den arabischen Jungen an.
"Du hast KEINE Ahnung, wie du mir helfen kannst: Du, Trowa, Wufei und Heero. Ihr alle nicht! Heero....Heero wirft mir vor, dass ich ihm nicht die Wahrheit sage. Er fragt mich, ob alles in Ordnung ist. IST ES NICHT! Es wird nie wieder so sein, verstehst du? Ich KANN nicht normal leben, es geht einfach nicht!"
Quatre schwieg, wusste auch gar nicht, was er darauf erwidern konnte, denn Duo hatte Recht. Keiner von ihnen konnte nachempfinden, wie es war, so verletzt und gedemütigt zu werden, niemand von ihnen war je vergewaltigt worden. Das Einzige, was sie machen konnten, war, dem amerikanischen Piloten mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln beizustehen und versuchen ihm zu helfen.
Was jedoch nicht mehr genügte.
Ihre Fähigkeiten waren ausgeschöpft, sie konnten Duo nicht dazu bringen zu vergessen, konnten das Geschehene nicht ungeschehen machen.
Nie.
Quatre blinzelte überrascht, als ihn ein Laut der Verzweiflung aus seinen Gedanken holte und der amerikanische Pilot wütend seine Fäuste gegen den Stamm trieb.
"Nicht...NICHT!", rief der blonde Junge entsetzt, als er sah, wie sich Duo selbst verletzte. "Bitte nicht, Duo!"
Damit fasste er die Handgelenke seines Gegenübers und hielt sie eisern fest, als er mit einem animalischen Schrei konfrontiert wurde.
"LASS MICH LOS! SOFORT!!", kreischte der langhaarige Junge außer sich, die Augen weit aufgerissen vor Wut, Angst und Hilflosigkeit. "FASS MICH NICHT AN!"
Quatre stand für einen Moment nur da, still, regungslos, nicht begreifen könnend, was gerade passierte, doch dann kam er durch einen kräftigen Ruck an seinen Händen wieder zu sich und schluckte schwer.
Er ließ die schmalen Gelenke los.
"Duo?", wisperte er vorsichtig. "Es...es tut mir leid...ich wollte nicht...ich konnte nicht ahnen...."
Ein tiefes Grollen war für einen Moment die einzige Antwort, die er bekam, doch dann presste Duo mühsam hervor:
"Genau das ist es. Du weißt es nicht. Niemand weiß das. Und niemand kann mir helfen."
"Auch Heero nicht?"
Der langhaarige Junge wollte schon verneinen, entsann sich dann doch eines anderen. Hatte Heero ihm wirklich nicht geholfen? Hatte er wirklich nichts getan? Und wieso war dann die Angst verschwunden, die er anfänglich vor allen hatte? Vor seinem Partner seinen Mitpiloten, vor ZECHS. Hatte Heero nicht gemeinsam mit Duo eben diesen Angst bekämpft? Hatte er ihm nicht gezeigt, dass es nichts mehr gab, wovor er sich im Kreise seiner Freunde fürchten brauchte?
Hatte Heero Yuy nicht all das getan?
"Quatre....", begann Duo abrupt, plötzlich das Bedürfnis verspürend, über das zu sprechen, was ihn seit dem Morgen quälte, was ihn nun schon seit anderthalb Monaten quälte. Er nahm keine Rücksicht darauf, ob es für die Ohren des Sandrockpiloten vielleicht zu grausam war, oder ob Quatre es überhaupt hören wollte. Nein, er handelte rein aus egoistischem Denken heraus, für ihn war es in diesem Moment eine Erlösung. "Treize war nicht brutal, als er mich....als er mir das angetan hat...nein....er ist SANFT vorgegangen! Hat sich...Zeit gelassen.....hat mich nicht genommen, wie es...wie ER es gemacht hat....GOTT! Mein ganzer Körper brannte vor Schmerz, brannte von seiner Grausamkeit und der des...des Offiziers, und dennoch....er hat mich gestreichelt, geküsst, liebkost, als ob ich sein Geliebter wäre! Er...er ist erst brutal geworden, als er...als er....".
Duo stockte, für einen Moment nicht fähig das auszusprechen. Nicht fähig auszusprechen, was Treize ihm im Rausch seiner Lust angetan hatte, wie er ihn schließlich an den Hüften gepackt und verletzt, ihm eine bizarre Mischung aus Zärtlichkeit und Brutalität dargeboten hatte.
"Und ich habe mich so dagegen gewehrt! Wollte nicht, dass er mir das antut! Konnte es nicht noch einmal durchstehen! Aber....aber...."
Duos Stimme versagte letztendlich und er drehte sich ruckartig weg, um erneut mit seinen Fäusten auf den Stamm vor ihm einzuschlagen.
NEIN!, schrie er in seinen Gedanken hilflos, wütend, hasserfüllt. Ich habe es NIE gewollt! NIE!
"Duo...."
Quatres Stimme war dünn. Dünn und verängstigt.
"Na...ekelst du dich jetzt vor mir? Vor dem, was sie mir angetan haben? Vor dem DRECK, der auf mir liegt? Ekelt dich das an? Ja? Kein Wunder! Mich auch, Quatre, mich auch!", zischte Duo wie eine Schlange, beinahe genau so verführerisch und zerstörerisch.
"Nein....das tut es nicht, Duo. Ich ekele mich nicht vor dir, das würde ich niemals tun. Weil du mein Freund bist, weil du mir etwas bedeutest, weil du es nicht verdient hast zu leiden. Und deswegen bitte ich dich auch, lass dir helfen. Lass dir von uns helfen!"
"SCHEIßE! Das ist absoluter Mist, den du da erzählst, Quatre!!", fuhr der amerikanische Junge seinen Freund an und drehte sich ruckartig um, dabei beide Hände zu Fäusten geballt und genau den Schmerz spürend, den seine Nägel verursachten. "Ihr KÖNNT mir nicht helfen!! Das Einzige, was mir noch nützlich ist, ist DAS!", schrie er und streckte seinen Arm aus, sich gleichzeitig tief die Nägel über die weiße, vernarbte Haut ziehend und tiefe, rote Spuren hinterlassend, aus denen nach und nach Blut hervortrat.
Und Quatre....Quatre gab einen erstickten Laut von sich und war mit einem Satz bei Duo, seine Hände festhaltend, ihm dann starr in die Augen sehend. Vollkommen wider seiner sonst so friedfertigen Art, stieg in ihm nun ein Gefühl der unbändigen Wut und des flammenden Zorns auf. Und doch war es nicht gegen Duo gerichtet, zumindest nicht direkt, es war gegen alles gerichtet, was passiert war, gegen die Männer, gegen OZ, einfach gegen alles. Und so war er auch zu etwas fähig, was er vorher nie getan hätte.
Er ließ mit einem Mal los und ohrfeigte sein Gegenüber.
Und der Laut von Haut auf Haut treffend hallte durch den Wald, übertönte in einer paradoxen Weise auch das Rascheln der Bäume und das besänftige Rauschen der Wellen neben ihnen.
"Nie! Wieder! Duo....mach das nie wieder!", keuchte der blonde Junge und funkelte Duo wütend an, zum ersten Mal seit Monaten seine ruhige und ausgeglichene Art verlierend. "Das ist der falsche Weg, damit fertig zu werden, hörst du? Ich weiß, wir alle sind nicht perfekt, wir alle können dir nicht helfen, es von heute auf morgen zu vergessen. NIEMAND kann das, niemand! Auch du könntest es aus eigener Kraft nicht. Aber wir können dich unterstützen und das werden wir auch. Alle, jeder von uns. Wir werden nicht geringer von dir denken, nur weil ein paar Schweine dir so etwas Verabscheuungswürdiges angetan haben! Nein, denn du bist immer noch Duo. Duo Maxwell.....Deathscythepilot und Beschützer der Kolonien. Du...."
"Reduzierst du mich auf das?", fuhr Duo dazwischen, nicht das Brennen seiner Wange beachtend. "Bin ich für dich nur Gundampilot und Mittel zum Zweck um den Krieg zu gewinnen? Ist es das, ja?"
"Bei ALLAH, NEIN!", fuhr der blonde Araber hoch und knurrte guttural. "Du bist mein Freund und jemand, den ich über alles schätze und mag! DAS bist du! Gundampilot und Held stehen an zweiter Stelle, wenn überhaupt!"
Der langhaarige Junge schnaubte, erwiderte aber nichts. Was sollte er auch schon sagen? Natürlich gab es Zeiten, da half es ihm einfach, seinen Freunden zuzusehen, wie sie glücklich waren, wie sie Spaß hatten. Doch gleichzeitig brachte ihn das auch immer wieder unweigerlich darauf, dass er NICHT so war. Dass er das vielleicht nie wieder sein konnte.
Duo wusste nicht, wie lange er das noch ertragen sollte und konnte.
"Maxwell?"
Die tiefe und dennoch weiche Stimme überraschte beide, Duo und Quatre. Doch es war der amerikanische Pilot, der sich zuerst fasste und knurrend fragte:
"Zechs...was willst du?"
"Mit dir sprechen", gab der blonde Mann ruhig und fast schon gelassen. Dann wandte er sich zu Quatre und bat leise:
"Würdest du uns bitte für einen Moment alleine lassen? Ich glaube....ich kann hier weiterhelfen..."
Für einen Moment herrschte Stille, dann nickte der Sandrockpilot jedoch und drehte sich mit einem beruhigenden Streichen über Duos Schulter um, mit langsamen Schritten wieder zu Haus gehend.
"Lass uns hinunter an den Strand", fuhr Zechs leise fort und strich sich mit einer vorsichtigen Bewegung die Haare zurück. Lange Haare, so wie Duos und genauso seidig schimmernd.
"Warum sollte ich?", knurrte Duo zurück und wich einen Schritt nach hinten.
Der blonde Mann streckte beide Hände aus. Hände, so feingliedrig, so feminin. Hände, die IHN berührt hatten. Hände, die IHM nun Frieden versprachen.
"Wie konntest du, Zechs?", zischte der Deathscythepilot. "Wie konntest du sein Freund, sein VERTRAUTER sein, wie konntest du nicht wissen, was er vorhatte? Wieso konntest du nicht einschreiten, bevor...bevor...."
Duo schluckte, nicht in der Lage, das Schreckliche auszusprechen. Immer noch verweigerte ihm sein Gehirn die Bedeutung dieses einen Wortes, das so viel Leid für ihn selbst barg.
"Lass uns an den Strand, da werde ich dir deine Fragen beantworten, Duo", erwiderte Zechs ruhig und deutete noch einmal auf den Bereich unterhalb der steilen Klippen.
Und dieses Mal nahm Duo an.
So gingen sie schweigend einen kleinen, steinigen Weg hinunter, Zechs vor Duo.
Ich könnte ihn jetzt ganz leicht hinunterstoßen, schoss es dem langhaarigen Jungen plötzlich durch den Kopf, als er einen Blick auf die im Seewind wallende Mähne des Mannes warf. Er war SEIN Vertrauter...er hat es verdient zu sterben!
Duo zitterte, als ihn ein kalter Wind erwischte. Oder war es doch nur der Hauch der eiskalten Rache, die ihn damals dazu getrieben hatte, den Offizier umzubringen, ihn zu verstümmeln, sich zu rächen für das, was ihm angetan worden war.....?
Duo wusste nicht mehr, was er tat. Wusste nicht, dass das hier Zechs war, nicht Treize, nicht der Offizier. Wusste nicht, dass er im Begriff war, einen Unschuldigen umzubringen.
War das etwa der Vorbote des Todesgottes?
Des Shinigamis?
Duo schlich sich näher an Zechs heran, streckte seine Arme aus.
Es ist so leicht.
So leicht, ihn von seinen Sünden zu erlösen....
~~~~~~
by Coco
"Och nein....."
"Doch, Schneckchen, komm, ich hab´ hier noch was!"
Das "Schneckchen" schnaubte erbost und verpasste dem Absender dieser Worte einen leichten Knuff in Seite, was dieser mit einem gespielt leidenden Winseln quittierte.
"Aua...nun sei doch nicht immer so grob, Liebes!"
Wufei grollte bei diesen Worten noch lauter und folgte mit seinen Augen bedächtig dem Stück zartem Hühnerfleisch, das vor seiner Nase auf und ab schwebte, gehalten von seinem Partner Zechs, der ihn nun fröhlich angrinste.
"Kein Hunger mehr, Wuffie? Bist du etwa schon satt?"
Ein hämisches Lächeln stahl sich auf die Lippen des chinesischen Jungen und er setzte einen koketten Blick auf, überzeugte somit Zechs vom Gegenteil.
"Aber nicht doch, du weißt doch, dass ich nie satt bin!"
Der blonde Mann nickte und rückte geschmeidig ein Stück näher an seinen Partner heran, ihm dabei über die Schenkel streichend.
"Ja, Drache, das weiß ich. Und dafür liebe ich dich!"
"Nur dafür?", schmollte Wufei, wurde jedoch gleich von einer vorwitzig weiterwandernden Hand abgelenkt, die ihm just in diesem Augenblick das Sprechen nicht unerheblich erschwerte.
"Nein....natürlich nicht", hauchte Zechs, wobei seine weichen Lippen Wufeis Ohr streiften und diesem Schauer des Wohlgefühls und der Erregung bescherten. "Auch noch dafür..."
Seine weichen, schon beinahe weiblichen Lippen setzten Wufeis Ohr in Brand, hinterließen Spuren von Gänsehaut auf dem gesamten Körper des chinesischen Kriegers.
"Und dafür..."
Die Hand strich in einer lässig lasziven Geste die Seiten der Innenschenkel nach oben zum Bauchnabel.
"Und schließlich deswegen..."
Zarte Finger strichen sanft über karamellfarbene Haut, fuhren die Spuren der Rippen nach und legten sich dann in einer zärtlichen Geste über das Herz, verharrten dort auf der Stelle, während eisblaue Augen hochblickten, sich in schwarzem Onyx verloren.
"Ich liebe alles an dir", hauchte Zechs ernst und beugte sich noch weiter zu seinem Partner vor um ihn hauchzart auf den Mund zu küssen, die Lippen seines Partners mit den eigenen einzunehmen.
Wufei seufzte leise und schloss dann die Augen, sich den Sorgen, die ihn plötzlich überkamen, hingebend.
"Ich habe Angst, Zechs", gestand er schon beinahe lautlos. "Angst um dich, um uns, um alle."
Der blonde Mann hielt in seinen Liebkosungen inne und sah den Jungen vor sich ernst an.
"Das brauchst du nicht, Wufei", entgegnete er selbstsicher, in seinem Inneren jedoch keinesfalls von seinen eigenen Worten überzeugt. "Wir werden gewinnen, Wufei. Wir werden endlich das erreichen, wovon die Erde und die Kolonien schon seit Jahren träumen: Frieden, Freiheit. Wir werden ein normales Leben leben."
Wufei schnaubte plötzlich und schüttelte vehement den Kopf.
"Wie sehr ich auch hoffe, dass es wahr ist, was du sagst, so sehr weiß ich auch, dass es nicht stimmt. Zechs...es ist nicht sicher, ob wir diesen Kampf alle überleben werden. Es ist nicht sicher, ob wir alle überhaupt BEREIT sind, diesen Kampf zu führen! Sieh dir doch einmal Duo an. Sieh dir an, was passiert ist. Er wurde vergewaltigt! Kannst du mir schwören, dass ihm das nicht noch einmal passiert? Kannst du mir schwören, dass er nicht noch einmal gefangen genommen wird, wenn er diese Mission hat? Kannst du mir schwören, dass er da unversehrt herauskommt? Nein...kannst du nicht. Niemand von uns kann das. Zechs....ich habe solch ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Duo sollte nicht auf diese Mission gehen. Wir alle sollten uns davon fernhalten!"
Der blonde OZ-Offizier ließ seine Hand sinken.
Ob er es nun wollte oder nicht, Wufei hatte Recht. Die ganze Mission war riskant. Und die Vorstellung, dass Duo noch etwas zustieß.....
Zechs schüttelte unwillig den Kopf. Nein, das durfte er nicht denken, er durfte kein Übel heraufbeschwören!
"Nein, ich kann dir nichts schwören, Wufei, da hast du Recht. Ich kann dir nicht sagen, wie dieser Kampf ausgehen wird oder ob wir überhaupt gewinnen werden. Ich kann dir nicht garantieren, dass Duo nicht noch einmal leiden muss. Aber ich kann versuchen, es zu verhindern. Wir alle können das versuchen. Das ist Teil der neuen Mission. Sie zu überleben."
Wufei blieb stumm. Das, was Zechs gesagt hatte, stimmte zwar und es verschaffte ihm einen kleinen Hoffnungsschimmer, doch den Kloß, der sich in seiner Brust festgesetzt hatte, milderte es nicht. Nein, er blieb noch da, omnipräsent, erdrückend, vernichtend.
Und mit ihm das Gefühl, dass es nicht gut gehen würde.
Es war nun eine Woche her, seit dem Quatre Heero und Duo in der Küche gefunden hatte, vertraut aneinander gekuschelt. Eine Woche war vergangen, in der die beiden Jungen sich vorsichtig angenähert hatten. Und sogar Wufei hatte die Fortschritte gesehen, die der amerikanische Pilot machte. Langsam begann das Leben sich wieder zu normalisieren für den langhaarigen Jungen, der sich nach nichts sehnlicher wünschte, als eben ein ganz normales Leben zu führen.
Wufei hatte Duo lächeln gesehen, als sie einen Nachmittag in die Stadt gefahren waren, um sich etwas Abwechslung zu gönnen. Er hatte gesehen, dass sein Mitpilot seine Angst gegenüber Zechs nach und nach ablegte, hatte bemerkt, wie sehr sich Yuy verändert hatte.
Für DUO verändert hatte.
Wie zärtlich und geduldig er mit seinem Partner umging.
Und Maxwell.....er selbst schien mehr und mehr bereit zu sein, sich den anderen Piloten anzuvertrauen, sich ihnen zu nähern. Er gesellte sich oft abends zu ihnen, setzte sich zu Quatre oder Heero auf die Couch und hörte einfach nur zu, während die anderen Piloten über dies und das sprachen.
Und obwohl er nicht lachte, sondern selten lächelte, merkte Wufei doch, dass es dem langhaarigen Jungen von Tag zu Tag besser ging.
Und das wickelte das Herz des chinesischen Piloten in eine warme Umarmung, ließ ihn aufblühen.
Und auch wenn er sich am Anfang nichts sehnlicher gewünscht hatte, als diese Bastarde zu töten, so sehr freute er sich jetzt, dass Duo wieder imstande war, zu lächeln, glücklich zu sein.
Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Duo ihn wieder nervte, dass er ihn anschreien konnte, weil er alleine sein wollte, dass der amerikanische Pilot alle mit seinem Lachen wach halten, das ganze Haus beleben würde.
Er wünschte sich, dass all die schrecklichen Geschehnisse nicht passiert wären.
Und dennoch war es ein unmöglicher Wunsch.
"Wufei?", durchbrach die seidig weiche Stimme seines Partners die düsteren Gedanken, jagte ihm immer wieder Schauer des Wohlbehagens über den Rücken. Eine Stimme, so männlich warm wie Brandy, goldbraun und sanft, so wohlklingend wie eine Harfe in ihrer tiefsten Tonlage, so elegant und gepflegt wie ein Aristokrat außergewöhnlichen Blutes, so erotisch wie ein geschmeidiger nackter Körper, durch gedämpftes Licht bestrahlt, in eine Aura von Übermenschlichkeit gehüllt.
Das alles war Zechs, und noch viel mehr. Es gab einfach keine diesem Mann gerecht werdenden Worte.
Für einen Moment musste Wufei daran denken, wie wenig er das Geschenk, das ihm mit Zehs zuteil geworden war, am Anfang geschätzt hatte. Wie wenig er den blonden Piloten respektiert und anerkannt hatte.
Doch nun war er sich dessen voll bewusst, schätzte Zechs als Geliebten, als Freund und als Mann, verehrte ihn nicht nur auf eine der drei Weisen, sondern in jeglicher Hinsicht.
Und er wusste, dass Zechs genauso fühlte.
Wie oft hatte er ihn durch kleine und auch große Gesten zu verstehen gegeben, dass er ihm alles bedeutete, dass er sein Leben für ihn geben würde.
Wufei wusste, dass er es nicht überleben würde, wenn er diesen Schatz, diesen Mann, verlieren würde. Diesen Mann, der ihn gelehrt hatte, zu verlieren, zu gewinnen, sich selbst zu achten und zu respektieren, andere Menschen zu respektieren.
Zechs hatte ihn von der Trauer um seine Frau weggebracht. Er hatte ihm gezeigt, was leben bedeutete, was lieben bedeutete.
"Wufei...was hast du? Geht es dir nicht gut?", durchbrach eben dieser Mann mit einer Stimme wie Samt seine Gedanken nun zum zweiten Mal und legte eine elegant geschwungene Hand auf das schmale Knie seines Partners.
Onyxaugen sahen auf, füllten sich mit Tränen, plötzlich von einer untragbaren Last erdrückt.
"Ich habe solche Angst, dich zu verlieren, Milliardo! Ich will nicht ohne dich leben müssen!", brachte er schließlich hervor und schüttelte den Kopf. "Ich will nicht, dass du auf diese Mission gehst! Überlass das jemand anderem! Lass mich nicht alleine!"
Zechs´ Herz machte bei diesen so verzweifelt ausgesprochenen Worten einen schmerzhaften Satz und er schloss seinen weinenden Partner in die Arme, um ihn dann sanft hin und her zu wiegen.
"Shhh.....ist schon gut, Chang, es ist gut. Ich bleibe hier, bei dir. So lange es geht, bleibe ich bei dir. Ich schwöre dir, ich sterbe nicht. Ich werde mich nicht von diesen Dummköpfen töten lassen, hörst du? Ich bin unsterblich, weißt du? Ich habe schon einmal den Tod überlebt, ein zweites Mal werde ich es auch schaffen!"
Ein ersticktes Schluchzen antwortete ihm und schmale, zierliche Hände krallten sich in sein weinrotes Hemd, Tränen benetzten es mit dunklen kleinen Seen der Verzweiflung.
Er konnte sie nachempfinden. Wusste, was Wufei empfand. Wusste, welche Qualen er erlitt.
Warum?
Weil er die Gleichen durchlebte. Weil er ebenso fühlte und dachte wie sein Partner. Auch er hatte Angst davor, das Kostbarste in seinem Leben zu verlieren, alleine dar zustehen. Auf sich gestellt. Ohne Liebe.
"Wir schaffen das!", sprach er seinem Partner und sich selbst Mut zu, strich Wufei in einer beruhigenden Geste über den Rücken und hauchte ihm schließlich fast unhörbar ins Ohr:
"Weil wir stark sind und UNS haben! Deswegen werden wir sie besiegen, hörst du, Chang? Ja, wir sind stark..."
Ein schwarzer Schopf erhob sich langsam und das fein geschnittene, aristokratische Gesicht des chinesischen Piloten kam zum Vorschein, umrahmt von einer Kaskade nachtschwarzen Haares, dass sich störrisch und doch sanft um eben diese Züge legte.
Es war selten, dass Wufei seine Haare offen trug. Meist nur dann, wenn sie die Beiden alleine waren, unter sich und nur für sich.
In solchen Augenblicken gönnte Wufei Zechs das Vergnügen, ihm durch die seidig weichen Haare zu streichen, seine Kopfhaut zärtlich zu massieren und ihn zu verwöhnen, bis Wufei nichts Anderes mehr konnte, außer wie eine zufriedene Katze zu schnurren und leise Laute des Wohlbehagens von sich zu geben.
Und eben dieser Junge lächelte gerade, wischte sich langsam die Tränen von den Wangen und ließ seine zarten Finger langsam über das Gesicht seines Gegenübers streichen.
"Ja...vielleicht", murmelte Wufei. "Vielleicht hast du Recht, und wir sind tatsächlich stärker als die Anderen. Zumindest können wir unser Bestes geben und es versuchen..."
Zechs erwiderte das Lächeln mit einem noch strahlenderen und nickte schließlich.
"Wir werden es versuchen", stimmte er zu.
Und spürte, wie die Last auf seinem Herzen durch etwas übermalt wurde, was er Hoffnung nannte.
Übermalt, aber nicht vollkommen ersetzt.
*
Duo dehnte und streckte sich gähnend und wagte es in einem zweiten Versuch, seine Augen zu öffnen und das grelle Licht hineinzulassen, welches sich ganz entgegen der herbstlichen Kälte in sein Zimmer gestohlen hatte und ihn nun erwärmte.
Es war nun die siebte Nacht, die er ohne Alpträume verbracht hatte und er war dankbar dafür. Mehr als dankbar sogar. Denn ohne diese quälenden Träume, die Dämonen, die ihn geplagt hatten, war es ihm möglich, sich auf das Jetzt zu konzentrieren, auf andere Gedanken zu kommen, die geschehenen Ereignisse in eine entfernte Ecke seines Bewusstseins zu drängen.
Er musste nicht mehr Tag und Nacht daran denken, obwohl er oft durch kleine, scheinbar ganz unscheinbare Dinge daran erinnert wurde.
Zunächst war ihm aufgefallen, dass Quatre alle Rosen hatte entfernen lassen, egal welche Mühe es ihn und seine Angestellten gekostet hatte. Und dies hatte er stillschweigend getan, ohne Duo etwas zu sagen.
Der langhaarige Junge schätzte diese Geste, wusste er doch, wie sehr der blonde Araber um sein Wohl besorgt war. Und noch mehr schätzte er die Unauffälligkeit, mit der Quatre vorgegangen war. So schien er Duo zu zeigen, dass er sich um ihn sorgte, dass er aber keinesfalls wie eine Glucke über seinen Mitpiloten wachte.
So auch die anderen Piloten. Trowa, zum Beispiel.
Der sonst so schweigsame Pilot mischte sich nun regelmäßig in die Gespräche, die sie abends führten, ein, lachte sogar, was Duo wirklich verwundert und zuerst auch misstrauisch gestimmt hatte. Doch nun hatte er sich an das neue Gesicht des Heavyarmspiloten gewöhnt und schätzte es sogar.
Und Wufei....
Beim Gedanken an den chinesischen Piloten musste Duo kurz lächeln. Er hätte niemals gedacht, dass Wufei in der Lage war, Witze zu machen oder selbst über sich als Gegenstand gut gemeinten Spottes zu lachen. Eine Eigenschaft, die er augenscheinlich durch Zechs erworben hatte.
Zechs....
Duo stockte für einen Augenblick.
Zechs war ein OZ-Offizier. Zechs war....sein Freund gewesen. Zechs war der Partner von Wufei.
All diese Fakten beherbergte der Mann in sich, all dies war er selbst. Und obwohl er nichts als Ehrlichkeit in den eisblauen, durchdringenden und gleichzeitig sanften Augen vernahm, so konnte er ihm nicht vertrauen. Zumindest nicht in dem Maße, wie er Heero oder den anderen Piloten vertraute. Es ging einfach nicht.
Aber Duo bemühte sich und kämpfte seine Angst gegenüber diesem Mann nieder, drückte sie soweit hinunter, bis er ihm in die Augen sehen, mit ihn sprechen konnte. Und mittlerweile hatte er sich an den blonden, langhaarigen Mann gewöhnt, der sich Wufei mit solch einer Zärtlichkeit widmete.
Auch wenn Duo nicht wusste, unter welchen Umständen die Beiden zusammen gekommen waren, so stellten sie doch ein schönes Paar dar. Wer weiß...wenn er Zechs nicht gekannt hätte, wenn er nicht gewusst hätte, wer der blonde Mann war, würde er Wufei vielleicht beneiden.
Der amerikanische Pilot schwang seine Beine aus dem Bett und stand auf, einen Rückenwirbel nach dem anderen in die richtige Fassung bringend. Immer noch in Gedanken ging er langsam ins Bad, machte schon in einer mechanischen Bewegung das Licht an, als er stockte, und auf der Stelle stehenblieb.
Während der vergangenen Woche hatte er vermieden, sein Spiegelbild zu betrachten. Er hatte das ausgehungerte Gesicht nicht sehen wollen, die scharf hervorstechenden Wangenknochen, die schmalen, ernsten Lippen, die so im Gegensatz zu seiner sonstigen, fröhlichen Maske standen. Er hatte seinen geschundenen Körper nicht sehen wollen, glaubte immer noch, die Male zu sehen, die sie ihm zugefügt hatten...die Fingerabdrücke Treizes´ an seinen Hüften, die Hämatome an seinen Innenschenkeln, Zeichen der Gewalt, der Brutalität, des Hasses. Er hatte Angst, sich den Spuren der Misshandlung, die Treize ihm zugefügt hatte, zu stellen. Alles, was er wollte, war Vergessen. Und Vergessen erreichte man durch Verdrängung.
Oder?
Duo hob langsam seinen Blick, genau wissend, dass er sich vor dem Spiegel befand, dass er, würde er nur ein paar Zentimeter höher schauen, sich seiner Vergangenheit stellen würde. Dass er es müsste.
Ich will nicht, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf.
Noch nicht. Nicht jetzt. Nicht hier.
Duo wich in einer hastigen Bewegung zurück und schlug mit der flachen Hand auf den Lichtschalter. Die Helligkeit wich sofort einem dunklen Dämmerlicht, welches Duo augenblicklich aufatmen ließ. So war es besser, viel besser.
Langsam, wie in Zeitlupe, schloss der langhaarige Junge daraufhin die Tür, hüllte sich in kompletter Dunkelheit ein. Sein Körper spannte sich an, begann zu zittern, sträubte sich gegen die Dunkelheit, und dennoch öffnete Duo die Tür nicht.
Es war jeden Tag das gleiche Spiel. Sehen, wie weit seine Seele die Dunkelheit vertrug, sehen, welchen Preis sie gegen den Anblick seines Körpers aufwog.
Und so wusch und duschte sich der amerikanische Junge in vollkommener Dunkelheit, machte sich und seinen Körper in hastigen, unkoordinierten Bewegungen fertig, trocknete sich ab und zog sich schließlich wieder an, nur um danach regelrecht aus dem Bad zu stürzen.
Duo atmete tief durch, als er das Sonnenlicht auf seiner Kleidung sah, das helle, erlösende, Hoffnung spendende Licht.
Der Spießroutenlauf war vorbei.
Für heute Morgen.
*
"Duo? Darf ich hineinkommen?", fragte Heero, kam jedoch nicht dazu, einzutreten, da sich nun die Tür öffnete und eben dieser langhaarige Junge hinaustrat.
Heero merkte sofort, dass der amerikanische Junge heute noch nervöser war als die Tage zuvor. Auch wenn Duo nach eigenen Angaben keine Alpträume mehr hatte, so war es dem japanischen Piloten doch nicht entgangen, dass der langhaarige Junge jeden Morgen nervös und unkoordiniert war. Warum, das wusste er nicht, da Duo jede Frage in diese Richtung abgeblockt hatte.
"Bin schon da", gab Duo leise zur Antwort und lächelte dann minimal und künstlich, das letzte, benötigte Zeichen für Heero, um sich vollkommen sicher zu sein, dass es seinem Partner heute überhaupt nicht gut ging.
"Dir geht es nicht gut."
Dieser so sanft und leise ausgesprochene Satz war keine Frage, sondern eine Feststellung, eine Aussage, wie Duo es jetzt erkannte.
Und eine Dumme noch dazu.
Wirklich intelligent, spöttelte eine Heero wohlbekannte Stimme in seinem Inneren. Du SIEHST, wie nervös und fertig er ist, du siehst, dass es ihm nicht gut geht, und sagst so etwas. Manchmal bist du wirklich unverbesserlich!
Heero stöhnte unwillkürlich auf. Natürlich...er hätte es sich denken können. Er hätte wissen müssen, dass diese so obligatorische Bemerkung von Grund auf falsch war. Zumindest, wenn man sie Duo Maxwell sagte.
"Es geht, Heero."
Natürlich. Genau das war die Antwort, mit der der japanische Pilot letztendlich gerechnet hatte. Denn auch wenn es vor einer Woche so schien, als ob es vorwärts gehen würde, als wenn Duo nun endlich sein Trauma zumindest teilweise überwunden hatte, so wusste Heero jetzt - nach einer Woche - dass dem nicht so war.
Wie denn auch?
Auch wenn Duo keine Alpträume mehr plagten, so hatte sich eben dies in seine Seele gebrannt, um ihn nicht mehr loszulassen.
Eine Vergewaltigung ist keine Sache, die nach einem oder zwei Monaten vergessen ist, erinnerte ihn seine Stimme daran. Du müsstest eigentlich wissen, wie sehr es einen Menschen, ein Opfer, belasten kann. Gerade du, Heero Yuy. Oder war all das, was du mit Duo durchgemacht hast, was er erleiden musste, nur Schau, ein Spiel, nichts, das man ernst nehmen sollte?
Natürlich nicht!, protestierte Heero stumm, aber vehement. Natürlich weiß ich, wie sehr es Duo quält, doch manchmal lassen mich die guten, zufriedenen Augenblicke es vergessen, auch wenn ich weiß, wie gefährlich das ist.
"Das stimmt nicht, Duo."
Heero nahm den Satz erst wahr, wurde sich erst seiner vollkommenen Bedeutung klar, als er ihn ausgesprochen hatte. Doch nun war es zu spät...nun konnte er ihn nicht zurücknehmen.
Und schon waren violette Augen auf ihn gerichtet, wütend, dunkel vor Zorn, Funken sprühend.
"Natürlich nicht, Yuy!", fauchte der amerikanische Junge seinen Partner an. "Wie denn auch? Erklär mir, wie alles gut werden kann!"
Geschieht dir recht, spöttelte sein alter Ego. Was machst du auch eine solch dumme Bemerkung.
Ach...dann sag mir, wie ich es besser machen soll!, fuhr Heero die Stimme an und zog unvermittelt die Augenbrauen zusammen, was Duo sofort auf sich bezog.
In seinem Zustand keine gute Lösung, um den Deathscythepiloten zu beruhigen.
"Was denn?", zischte er und wandte sich ab, zerschnitt damit den Kontakt , den er mit seinem Partner hatte, lief schließlich voraus in den Salon, wo schon die anderen Piloten warteten
Allen voran Quatre wünschte Duo einen guten Morgen, wobei ihm jedoch die Worte im Hals stecken blieben, als er sah, dass Duos Miene alles andere als ruhig und entspannt war und dass er ohne Heero den Salon betrat.
"Duo?", fragte er daraufhin vorsichtig und handelte sich einen feindlichen Blick ein, der ihn erneut zum Schweigen brachte.
"Lass es gut sein, Quatre", erwiderte Duo eisig, nahm sich eines der Brötchen aus dem Bastkorb und drehte sich dann auf der Ferse wieder um, stürmte aus dem Zimmer, dabei fast Heero umrennend.
"Heero?", versuchte es der blonde Araber noch einmal, doch auch dieses Mal bekam er nichts als einen kalten Blick zur Antwort, als der japanische Pilot sich ohne ein weiteres Wort an den Tisch setzte und sich lustlos Kaffee einschenkte, den er in langsamen Zügen und tief in Gedanken versunken zu sich nahm.
Schnell einen Blick mit seinem Partner austauschend, zog Quatre die Schultern hoch und stand auf, um Duo hinterher zu gehen, was jedoch durch eine emotionslose Bemerkung Heeros unterbrochen wurde.
"Lass es lieber. Er hat schlechte Laune heute", brachte der japanische Junge zähnknirschend hervor, dabei jedoch mehr auf sich selbst als auf Duo wütend. Wie konnte er auch auf seinen Partner wütend sein? Duo hatte nichts falsch gemacht, ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Duo hatte keine unnötige Bemerkung fallengelassen. Nein, ER war es gewesen, der sich wie ein Trampel verhalten hatte.
"Ich werde sehen, was sich tun lässt", entgegnete Quatre höflich, aber bestimmt und verließ den Salon, um den amerikanischen Piloten zu suchen, den er auch unweit vom Haus fand.
Langsam, aber geräuschvoll ging er zu seinem Freund, um ihn ja nicht zu erschrecken.
"Duo?", fragte er sanft und beruhigend, was jedoch mit einem erbosten Zischen beantwortet wurde.
"Was willst du?", presste der amerikanische Junge wütend hervor und violette Augen verengten sich, während schlanke Finger das Brötchen in der Hand zerpflückten.
Quatre sah für einen Moment den zu Boden fallenden Krümeln nach, bevor er seinen Blick erneut hob und leicht den Kopf schüttelte.
"Duo, bitte. Rede mit uns. Sperr dich nicht dagegen, es hilft wirklich!"
Ein dunkles Grollen war das Einzige, was der blonde Pilot als Antwort bezeichnen konnte, bevor sein Gegenüber sich erneut wegdrehte, ihm somit den Rücken zukehrte und knirschend hervorbrachte:
"Nein, tut es nicht! Niemand kann das verstehen. NIEMAND! Verstehst du? Ihr...ihr alle kennt es nicht, kennt nicht die Unruhe, die einen befällt. Quatre..."
Duo drehte sich ruckartig um und funkelte den arabischen Jungen an.
"Du hast KEINE Ahnung, wie du mir helfen kannst: Du, Trowa, Wufei und Heero. Ihr alle nicht! Heero....Heero wirft mir vor, dass ich ihm nicht die Wahrheit sage. Er fragt mich, ob alles in Ordnung ist. IST ES NICHT! Es wird nie wieder so sein, verstehst du? Ich KANN nicht normal leben, es geht einfach nicht!"
Quatre schwieg, wusste auch gar nicht, was er darauf erwidern konnte, denn Duo hatte Recht. Keiner von ihnen konnte nachempfinden, wie es war, so verletzt und gedemütigt zu werden, niemand von ihnen war je vergewaltigt worden. Das Einzige, was sie machen konnten, war, dem amerikanischen Piloten mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln beizustehen und versuchen ihm zu helfen.
Was jedoch nicht mehr genügte.
Ihre Fähigkeiten waren ausgeschöpft, sie konnten Duo nicht dazu bringen zu vergessen, konnten das Geschehene nicht ungeschehen machen.
Nie.
Quatre blinzelte überrascht, als ihn ein Laut der Verzweiflung aus seinen Gedanken holte und der amerikanische Pilot wütend seine Fäuste gegen den Stamm trieb.
"Nicht...NICHT!", rief der blonde Junge entsetzt, als er sah, wie sich Duo selbst verletzte. "Bitte nicht, Duo!"
Damit fasste er die Handgelenke seines Gegenübers und hielt sie eisern fest, als er mit einem animalischen Schrei konfrontiert wurde.
"LASS MICH LOS! SOFORT!!", kreischte der langhaarige Junge außer sich, die Augen weit aufgerissen vor Wut, Angst und Hilflosigkeit. "FASS MICH NICHT AN!"
Quatre stand für einen Moment nur da, still, regungslos, nicht begreifen könnend, was gerade passierte, doch dann kam er durch einen kräftigen Ruck an seinen Händen wieder zu sich und schluckte schwer.
Er ließ die schmalen Gelenke los.
"Duo?", wisperte er vorsichtig. "Es...es tut mir leid...ich wollte nicht...ich konnte nicht ahnen...."
Ein tiefes Grollen war für einen Moment die einzige Antwort, die er bekam, doch dann presste Duo mühsam hervor:
"Genau das ist es. Du weißt es nicht. Niemand weiß das. Und niemand kann mir helfen."
"Auch Heero nicht?"
Der langhaarige Junge wollte schon verneinen, entsann sich dann doch eines anderen. Hatte Heero ihm wirklich nicht geholfen? Hatte er wirklich nichts getan? Und wieso war dann die Angst verschwunden, die er anfänglich vor allen hatte? Vor seinem Partner seinen Mitpiloten, vor ZECHS. Hatte Heero nicht gemeinsam mit Duo eben diesen Angst bekämpft? Hatte er ihm nicht gezeigt, dass es nichts mehr gab, wovor er sich im Kreise seiner Freunde fürchten brauchte?
Hatte Heero Yuy nicht all das getan?
"Quatre....", begann Duo abrupt, plötzlich das Bedürfnis verspürend, über das zu sprechen, was ihn seit dem Morgen quälte, was ihn nun schon seit anderthalb Monaten quälte. Er nahm keine Rücksicht darauf, ob es für die Ohren des Sandrockpiloten vielleicht zu grausam war, oder ob Quatre es überhaupt hören wollte. Nein, er handelte rein aus egoistischem Denken heraus, für ihn war es in diesem Moment eine Erlösung. "Treize war nicht brutal, als er mich....als er mir das angetan hat...nein....er ist SANFT vorgegangen! Hat sich...Zeit gelassen.....hat mich nicht genommen, wie es...wie ER es gemacht hat....GOTT! Mein ganzer Körper brannte vor Schmerz, brannte von seiner Grausamkeit und der des...des Offiziers, und dennoch....er hat mich gestreichelt, geküsst, liebkost, als ob ich sein Geliebter wäre! Er...er ist erst brutal geworden, als er...als er....".
Duo stockte, für einen Moment nicht fähig das auszusprechen. Nicht fähig auszusprechen, was Treize ihm im Rausch seiner Lust angetan hatte, wie er ihn schließlich an den Hüften gepackt und verletzt, ihm eine bizarre Mischung aus Zärtlichkeit und Brutalität dargeboten hatte.
"Und ich habe mich so dagegen gewehrt! Wollte nicht, dass er mir das antut! Konnte es nicht noch einmal durchstehen! Aber....aber...."
Duos Stimme versagte letztendlich und er drehte sich ruckartig weg, um erneut mit seinen Fäusten auf den Stamm vor ihm einzuschlagen.
NEIN!, schrie er in seinen Gedanken hilflos, wütend, hasserfüllt. Ich habe es NIE gewollt! NIE!
"Duo...."
Quatres Stimme war dünn. Dünn und verängstigt.
"Na...ekelst du dich jetzt vor mir? Vor dem, was sie mir angetan haben? Vor dem DRECK, der auf mir liegt? Ekelt dich das an? Ja? Kein Wunder! Mich auch, Quatre, mich auch!", zischte Duo wie eine Schlange, beinahe genau so verführerisch und zerstörerisch.
"Nein....das tut es nicht, Duo. Ich ekele mich nicht vor dir, das würde ich niemals tun. Weil du mein Freund bist, weil du mir etwas bedeutest, weil du es nicht verdient hast zu leiden. Und deswegen bitte ich dich auch, lass dir helfen. Lass dir von uns helfen!"
"SCHEIßE! Das ist absoluter Mist, den du da erzählst, Quatre!!", fuhr der amerikanische Junge seinen Freund an und drehte sich ruckartig um, dabei beide Hände zu Fäusten geballt und genau den Schmerz spürend, den seine Nägel verursachten. "Ihr KÖNNT mir nicht helfen!! Das Einzige, was mir noch nützlich ist, ist DAS!", schrie er und streckte seinen Arm aus, sich gleichzeitig tief die Nägel über die weiße, vernarbte Haut ziehend und tiefe, rote Spuren hinterlassend, aus denen nach und nach Blut hervortrat.
Und Quatre....Quatre gab einen erstickten Laut von sich und war mit einem Satz bei Duo, seine Hände festhaltend, ihm dann starr in die Augen sehend. Vollkommen wider seiner sonst so friedfertigen Art, stieg in ihm nun ein Gefühl der unbändigen Wut und des flammenden Zorns auf. Und doch war es nicht gegen Duo gerichtet, zumindest nicht direkt, es war gegen alles gerichtet, was passiert war, gegen die Männer, gegen OZ, einfach gegen alles. Und so war er auch zu etwas fähig, was er vorher nie getan hätte.
Er ließ mit einem Mal los und ohrfeigte sein Gegenüber.
Und der Laut von Haut auf Haut treffend hallte durch den Wald, übertönte in einer paradoxen Weise auch das Rascheln der Bäume und das besänftige Rauschen der Wellen neben ihnen.
"Nie! Wieder! Duo....mach das nie wieder!", keuchte der blonde Junge und funkelte Duo wütend an, zum ersten Mal seit Monaten seine ruhige und ausgeglichene Art verlierend. "Das ist der falsche Weg, damit fertig zu werden, hörst du? Ich weiß, wir alle sind nicht perfekt, wir alle können dir nicht helfen, es von heute auf morgen zu vergessen. NIEMAND kann das, niemand! Auch du könntest es aus eigener Kraft nicht. Aber wir können dich unterstützen und das werden wir auch. Alle, jeder von uns. Wir werden nicht geringer von dir denken, nur weil ein paar Schweine dir so etwas Verabscheuungswürdiges angetan haben! Nein, denn du bist immer noch Duo. Duo Maxwell.....Deathscythepilot und Beschützer der Kolonien. Du...."
"Reduzierst du mich auf das?", fuhr Duo dazwischen, nicht das Brennen seiner Wange beachtend. "Bin ich für dich nur Gundampilot und Mittel zum Zweck um den Krieg zu gewinnen? Ist es das, ja?"
"Bei ALLAH, NEIN!", fuhr der blonde Araber hoch und knurrte guttural. "Du bist mein Freund und jemand, den ich über alles schätze und mag! DAS bist du! Gundampilot und Held stehen an zweiter Stelle, wenn überhaupt!"
Der langhaarige Junge schnaubte, erwiderte aber nichts. Was sollte er auch schon sagen? Natürlich gab es Zeiten, da half es ihm einfach, seinen Freunden zuzusehen, wie sie glücklich waren, wie sie Spaß hatten. Doch gleichzeitig brachte ihn das auch immer wieder unweigerlich darauf, dass er NICHT so war. Dass er das vielleicht nie wieder sein konnte.
Duo wusste nicht, wie lange er das noch ertragen sollte und konnte.
"Maxwell?"
Die tiefe und dennoch weiche Stimme überraschte beide, Duo und Quatre. Doch es war der amerikanische Pilot, der sich zuerst fasste und knurrend fragte:
"Zechs...was willst du?"
"Mit dir sprechen", gab der blonde Mann ruhig und fast schon gelassen. Dann wandte er sich zu Quatre und bat leise:
"Würdest du uns bitte für einen Moment alleine lassen? Ich glaube....ich kann hier weiterhelfen..."
Für einen Moment herrschte Stille, dann nickte der Sandrockpilot jedoch und drehte sich mit einem beruhigenden Streichen über Duos Schulter um, mit langsamen Schritten wieder zu Haus gehend.
"Lass uns hinunter an den Strand", fuhr Zechs leise fort und strich sich mit einer vorsichtigen Bewegung die Haare zurück. Lange Haare, so wie Duos und genauso seidig schimmernd.
"Warum sollte ich?", knurrte Duo zurück und wich einen Schritt nach hinten.
Der blonde Mann streckte beide Hände aus. Hände, so feingliedrig, so feminin. Hände, die IHN berührt hatten. Hände, die IHM nun Frieden versprachen.
"Wie konntest du, Zechs?", zischte der Deathscythepilot. "Wie konntest du sein Freund, sein VERTRAUTER sein, wie konntest du nicht wissen, was er vorhatte? Wieso konntest du nicht einschreiten, bevor...bevor...."
Duo schluckte, nicht in der Lage, das Schreckliche auszusprechen. Immer noch verweigerte ihm sein Gehirn die Bedeutung dieses einen Wortes, das so viel Leid für ihn selbst barg.
"Lass uns an den Strand, da werde ich dir deine Fragen beantworten, Duo", erwiderte Zechs ruhig und deutete noch einmal auf den Bereich unterhalb der steilen Klippen.
Und dieses Mal nahm Duo an.
So gingen sie schweigend einen kleinen, steinigen Weg hinunter, Zechs vor Duo.
Ich könnte ihn jetzt ganz leicht hinunterstoßen, schoss es dem langhaarigen Jungen plötzlich durch den Kopf, als er einen Blick auf die im Seewind wallende Mähne des Mannes warf. Er war SEIN Vertrauter...er hat es verdient zu sterben!
Duo zitterte, als ihn ein kalter Wind erwischte. Oder war es doch nur der Hauch der eiskalten Rache, die ihn damals dazu getrieben hatte, den Offizier umzubringen, ihn zu verstümmeln, sich zu rächen für das, was ihm angetan worden war.....?
Duo wusste nicht mehr, was er tat. Wusste nicht, dass das hier Zechs war, nicht Treize, nicht der Offizier. Wusste nicht, dass er im Begriff war, einen Unschuldigen umzubringen.
War das etwa der Vorbote des Todesgottes?
Des Shinigamis?
Duo schlich sich näher an Zechs heran, streckte seine Arme aus.
Es ist so leicht.
So leicht, ihn von seinen Sünden zu erlösen....
~~~~~~
by Coco
