A/N: Dritter Teil! ^_~ Dieses Mal etwas kürzer, doch das hat seinen Grund.

Dank geht dieses Mal an Iceangel, GuiltyEyes, destiny, gonyosoma, Igraínne, Tonaradoss, Loul, Koji-chan und Diva! ^_^ Kommentar wie immer unten!

Betadank klar, wie immer an Caron! *verbeug*

Also dann, viel Spaß und happy C&Cing! ^_~

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Aya trauerte dem roséfarbenen Wasser in keinster Weise hinterher, als es nun den Abfluss hinunterglitt und die teilweise schon getrockneten Blutspuren auf seinen Händen verwusch. Es war seine eigene, rote Lebensflüssigkeit, die aus den aufgeschlagenen Fingerknöcheln floss, die er sich im Affekt zugezogen hatte. Aus Wut, aus Zorn, aus verzweifelter Hilflosigkeit.

Birman drohte ihm mit seiner Schwester und er war machtlos dagegen. Er hatte versucht, einen Ausweg zu finden, hatte seine Gedanken wieder und wieder um dieses Thema kreisen lassen, doch ohne Ergebnis. Wenn er sich an Perser wandte, würde Birman die längeren Fäden in der Hand halten und seine Schwester beseitigen. Täte er es nicht, rettete er zwar ihr Leben, doch was war der Preis dafür?

Und immer wieder tauchten Crawfords Worte in seinem Kopf auf. Diese höhnisch- nachsichtigen Klänge, die Sätze, welche Aya nicht hatte glauben wollen. Birman war nicht das Gute. Im Gegenteil. Und wie es mit Perser aussah, vermochte der rothaarige Weiß sich noch nicht einmal zu denken.

Wie sehr wünschte er sich, seine Hände um den Hals der Perseragentin zu legen und zuzudrücken, doch das würde ihm nichts bringen.

Aya hörte nicht, wie sich die Tür ruckartig öffnete und ein verdutzter Omi in das Badezimmer platzte. Erst als dieser mit einem offenkundigen Laut des Erschreckens seine Anwesenheit bekräftigte, fuhr er herum und starrte sein Teammitglied schweigend an.

"Aya..? Oh...Verzeihung! Ich wusste nicht, dass du hier drin bist! Bin schon wieder weg!"

Er starrte ihrem Jüngsten wortlos hinterher, als dieser genauso plötzlich wieder verschwand, vorher jedoch einen Blick auf seine Knöchel geworfen hatte.

Sollte er doch denken, was er wollte....

Aya betrachtete die Abschürfungen und langsam bläulich anlaufenden Hautpartien. Genauso sahen auch Crawfords Verletzungen aus. Doch die waren vollkommen anderen Ursprungs, nicht selbst initiiert, sondern unfreiwillig, erzwungen.

Was der ältere Mann wohl gerade tat? Wie erging es ihm danach? Litt er?

Der rothaarige Weiß runzelte leicht die Stirn und trocknete seine Hände mit einem Papiertaschentuch, welches er anschließend den Untiefen der Toilette übergab. Wieso machte er sich um Crawford Gedanken? Was interessierte es ihn, was sein Nemesis machte? Nachdem er drei Tage mit ihm verbacht hatte. Nachdem das Orakel ihm mehrmals das Leben gerettet hatte. Nachdem er...

Aya widerte es an, das Gewaltpotential in sich zu kennen. Zu wissen, dass er genug Hass in sich trug, um einen Menschen zu vergewaltigen. Er kämpfte für Reinheit, für das Gute auf der Welt, und dennoch war er selbst kein guter Mensch mehr....

Dass er in Wirklichkeit für seine eigene Rache und gegen den Schmerz in seinem Inneren antrat, verschwieg er sich selbst und seiner Außenwelt in diesem Moment. Das musste ja niemand wissen, nicht einmal er selbst.

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Der große Bürokomplex gehörte zu den beeindruckensten Bauten in Japan. Errichtet von der Takatori Inc. zählte er zu den wichtigsten Wirtschaftszentren des Fernen Ostens und wurde diesem Anspruch auch mehr als gerecht.

Crawford wusste nicht, wie oft er sich schon in die oberste Etage begeben hatte. Doch was er wusste, war, dass er noch nie so unsicher und sich selbst gegenüber unwohl das Gebäude betreten hatte. Er kam sich fehlplatziert vor, was fast ausschließlich an seiner unpassenden Kleidung lag.

Der amerikanische Mann wusste, dass, wenn er nach Hause gefahren wäre, sich nicht mehr hätte hierhin begeben können, auch wenn es sein Auftraggeber ihm befohlen hatte. Das Fieber war nicht abgeklungen, genauso wie sich nun langsam die Wirkung der Betäubung verlor und Schauer des Schmerzes durch seinen Körper sandte. Ihm wäre jeder andere Ort lieber gewesen als dieser, doch was konnte er schon machen?

Und auch dass Schuldig ihn begleitete, half ihm nicht viel weiter.

Die Empfangsdamen und Sicherheitsleute kannten sie und ließen sie mit einem knappen Gruß durch, auch wenn sie ihn selbst mit abschätzenden Blicken maßen, die sich von seinem Gesicht auf seine gesamte Kleidung erstreckten.

Crawford schloss für einen Moment die Augen, als sie alleine und ungestört im Aufzug standen und hoch in die 56. Etage fuhren. So schwer würde das nicht werden. Ein Meeting von höchstens dreißig Minuten, das war auszuhalten.

Ein sanftes "Ping" kündigte an, dass sie am Ende ihrer Fahrt angekommen waren. Schuldig und Crawford stiegen aus und schritten einen der luxuriös eingerichteten Gänge hinunter bis zum Ende, um dort von Takatoris persönlicher Sekretärin begrüßt zu werden.

"Ah... Mr. Crawford, Herr Schuldig", verwendete sie die muttersprachlichen Anredungen für die beiden Schwarz und lächelte sie elegant an. "Wenn Sie noch einen Moment Platz nehmen würden...er hat gerade noch Besuch. Möchten Sie etwas zu sich nehmen? Kaffee? Tee? Etwas Alkoholisches?"

Sowohl Schuldig als auch Crawford verneinten.

Es dauerte einen Moment, bis ein ihnen unbekannter Geschäftspartner das luxuriöse Büro verließ und Takatori in der Tür erschien.

"Crawford....wie schön, Sie endlich bei mir begrüßen zu dürfen", strahlte er freundlich, als sein Blick auf den amerikanischen Mann fiel und er in sein Büro deutete. "Allerdings möchte ich Sie gerne alleine sprechen", fügte er an, während seine Augen sich mit denen Schuldigs stumm duellierten.

Crawford wusste, dass beiderseitige Antipathie bestand. Was auch nicht weiter verwunderlich war, da Schuldig mit für den Tod dieses Takatorimädchens - ....wie hieß sie gleich? Ouka....genau... - verantwortlich war. Es war durch Zufall geschehen, ein dummes Missgeschick und dennoch hatte Schuldig es anstelle von Farfarello bitter büßen müssen. Crawford konnte sich noch genau an die darauf folgenden Wochen erinnern, in denen Schuldig noch nicht einmal angelehnt an einen Stuhl sitzen konnte, geschweige denn in der Lage war, Missionen zu bestreiten.

Das Orakel nahm Platz und ließ seinen Blick über die Tokyoter Skyline schweifen. Ein sehr machtvoller Ausblick, der nur den einflussreichsten Geschäftsleuten gewährt wurde.

"Nun...wie verlief der Auftrag?"

Er würde also gleich zur Sache kommen. Gut, das vereinfachte die ganze Sache erheblich.

"Gut soweit. Es gibt zwar keine vollkommen positiven Ergebnisse, aber die Zielperson ist vernichtet und das Lager mit dazu."

Der ältere Mann ließ sich ihm gegenüber mit dem Rücken zum Fenster nieder und spielt abwesend mit einem seiner Briefbeschwerer. "Keine vollkommen positiven Ergebnisse? Das heißt, Sie haben versagt?"

"Nicht ganz", gestand sich Crawford ein, wusste jedoch, dass er auf der ganzen Linie versagt hatte. Er hatte es nicht geschafft, Lasgo zu fassen oder selbst die Basis zu zerstören. Das Einzige, was ihm gelungen war, war, sich enttarnen und gefangen nehmen zu lassen und....

...unter äußerst widrigen Umständen auf den Weiß zu treffen.

"Was heißt ´nicht ganz´?", erklang nun die deutlich schärfere Stimmlage des Großindustriellen und ließ ihn aufsehen.

"Es ist mir nicht gelungen, den Auftrag komplett so zu erfüllen, wie es im Vertrag stand."

Crawford wusste, dass Takatori auf eine Antwort brannte, doch die würde er nicht bekommen. Der Auftrag war ausgeführt und damit fertig. Details interessierten nicht.

"Sie haben versagt."

Ein finites Satzgefüge, das dem Orakel keinen Raum zum Widerspruch ließ. Takatori konnte sie schließlich sehen, die Hämatome, die Abschürfungen, er wusste, dass dies nicht Crawfords normale Alltagskleidung war.

Der ältere Mann erhob sich bedächtig und fixierte für einen Moment die grellen Kunstwerke, welche seine Wand zierten, um sich dann jedoch seinem Gegenüber zu widmen.

"Ich habe Sie bisher für einen Perfektionisten gehalten, Crawford. Für jemanden, der weiß, was er tut und auch dementsprechend handelt. Doch nun....haben Sie mich enttäuscht. Und das sogar auf eine besonders bittere Art und Weise. Sie wissen nicht, ob Ihr Zielobjekt tot ist. Was Sie wissen ist, dass das Lager zerstört wurde, nicht weiter. Sie werden nachlässig...."

Crawford war unwohl dabei, Takatori hinter seinem Rücken zu haben und nicht zu wissen, was der Andere als Nächstes plante. Doch dieses Gefühl wurde ihm abrupt genommen, als der ältere Mann sich lässig neben ihm an den Schreibtisch lehnte und für einen Moment den Golfschläger in seiner Hand betrachtete.

Das Herz des dunkelhaarigen Amerikaners blieb für einen Augenblick stehen, als er sich bewusst wurde, was nun fast unweigerlich folgen würde. Vielleicht war es nur eine Drohung, dazu gedacht, ihn als Warnung einzuschüchtern. Vielleicht jedoch....

Das stahlkalte Ende des Schlägers legte sich unter sein Kinn und hieß ihm, den Kopf zu heben um dem Anderen in die nichts sagenden, dunklen Augen zu schauen. Genau das war es, was Crawford hasste: Unberechenbarkeit.

War das Pachelbel im Hintergrund?

"Ich dulde kein weiteres Versagen. Auch nicht oder besonders nicht von Ihnen."

Das kalte Metall strich von seiner Wange hinab über seine Brust, ließ ihn ernst den Blick Takatoris erwidern.

"Sie können gehen." Er war entlassen...es war also nur eine Drohung gewesen...

Crawford nickte knapp, stand auf und wollte sich schon aus dem Büro seines Auftraggebers entfernen, als ihn die außergewöhnlich sanfte Stimme des Industriellen noch einmal zurückhielt.

"Ach....und Crawford..."

Er drehte sich noch einmal zu ihm hin und spürte überwältigend, wie gleißender Schmerz in seiner rechten Gesichtshälfte explodierte und ihm für einen Moment alles nahm. Die Orientierung und die Fähigkeit, den beißen Schmerz zu unterdrücken. Er stolperte leicht, stöhnte schmerzerfüllt auf und hielt sich mit einem ungläubigen Blick seine Wange, während er vorsichtig seinen Kiefer bewegte. Es war nichts gebrochen....aber es tat verdammt weh.

Durch den Nebel von stechendem Schmerz hindurch überhörte er beinahe Takatoris "Lassen Sie sich das eine Lehre sein." Crawford wusste, er musste hocherhobenen Hauptes hinausgehen, durfte nun keine Schwäche zeigen. Und genau das tat er jetzt.

Auch wenn es ihm danach verlangte, die überreizten Nervenbahnen zu kontrollieren und den Schmerz abzubinden, so hielt er ihn doch für einen kurzen Moment auch so von sich fern. Genau der Moment, den er brauchte, um sich wortlos hinaus zu begeben, Schuldig einen ebenso stummen Blick zuzuwerfen und sich schließlich Richtung Ausgang zu begeben.

Und erst im Fahrstuhl schmerzerfüllt die Augen zu schließen und sich der Qual hinzugeben, die nun wirklich durch seinen gesamten Körper tobte.

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Aya hatte sich dazu entschlossen, den Tag lieber im Freien als bei seinen Teamkollegen zu verbringen, die ihm nur hin und wieder fragende Blicke zuwarfen, sich jedoch wieder schweigsam an ihre Arbeit begaben.

Er ließ sich auf eine der unzähligen Parkbänke nieder und schloss für einen Moment die Augen. Ein schöner Herbsttag, sehr warm und sonnig, das Rauschen der Bäume im Hintergrund. Alles in allem äußerst entspannend. Er brauchte die Zeit, um sich darüber klar zu werden, was in den vergangenen Tagen und Stunden passiert war. Birman...seine Schwester...Weiß...Kritiker....

Faktoren, die einer Gleichung angehörten, deren Lösung ihm alles andere als bekannt war. Und genau die musste er nun entwirren, darauf bedacht, dass die einzelnen Teilabschnitte nicht miteinander kollidierten oder sich nicht gar selbst auslöschten.

Aya hatte Angst um seine Schwester, das konnte er sich nicht verneinen. Und er verachtete Birman für das, was sie tat. Doch er musste damit leben, zunächst jedenfalls. Bis sich ihm eine Lösung des Problems auftat.

Ein Geräusch neben ihm ließ ihn aus seinen Gedanken auftauchen. Ayas Instinkt sagte ihm, dass es niemand war, der ihm gefährlich werden würde, vielleicht einfach ein anderer Spaziergänger. Er öffnete langsam seine Augen, um sich dem oder der Anderen zuzuwenden.

"Ein herrlicher Tag, nicht wahr, mein Mann mit dem Mädchennamen?"

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by Coco