1. Ava Sharpe
Sie nannten es Befragungen, aber Ava wusste, dass es das natürlich nicht war, sondern, dass diese Gespräche dazu gedacht waren sie zu verunsichern und in weiterer Folge zu brechen. Denn um jemanden umzuprogrammieren, musste man ihn zuerst brechen um ihn dann neu aufbauen zu können.
Zunächst war sie allerdings nicht sonderlich besorgt, denn sie wusste ja was vor sich ging. Und außerdem hatte sie Bishop widerstanden (nun ja mehr oder weniger irgendwie zumindest), also würde sie auch diesen Leuten Stand halten können. Sie wusste womit sie zu rechnen hatte, sie war auf alles vorbereitet, zumindest redete sie sich das erfolgreich ein, sie war diejenige, die Sara aufrecht hielt, nicht umgekehrt. Dieses eine Mal war sie die Stärkere, die über die Versuche sie zu brechen nur lachte. Sie war davon überzeugt, dass sie dabei war eine Prüfung zu bestehen, dass sie, wenn sie ihnen bewies wie stark sie war auch beweisen würde, dass sie nicht umerzogen werden musste, und dass sie alle immer noch zu einer Einigung gelangen konnten.
Immerhin waren die bisherigen Befragungen, denen sie ausgesetzt gewesen war, alle sehr zivilisiert und vielversprechend verlaufen. Niemand war unhöflich zu Ava gewesen, und sie hatte allen Vorwürfen, die ihr gemacht worden waren, Paroli bieten können. Immerhin war sie einmal Direktorin des Zeitbüros gewesen, sie hatte dabei geholfen die Welt vor Mallus zu retten, hatte Neron und Tabita augehalten, die Schicksalsgöttinnen gestoppt, und Bishop und die böse Version von Gideon aufgehalten. Anachronismen, Encores, magische Flüchtlinge, zeitversetzte Aliens – sie alle waren von ihr aufgehalten worden. Das musste ein Blinder erkennen, ihr Erfolg sprach für sie. Das eine oder andere Mal war die Zeitlinie vielleicht aus den Fugen geraten, aber sie hatte sich immer wieder selbst repariert oder war besser geworden als sie es zuvor gewesen war.
Ava hatte sich nach besten Wissen und Gewissen an die Vorgaben des Zeitbüros gehalten, und wenn sie das nicht getan hatte … nun dann hatte es dafür immer gute Gründe gegeben, die keinerlei großen Auswirkungen auf die Zeitlinie gehabt hatten.
Diese Darstellung hatte sie in ihren bisherigen Befragungen deutlich dargelegt, und sie war sich sicher, dass am Ende von Tag die Gegenseite ihren Standpunkt anerkennen würde und ihren Fehler einsehen würde.
Bisher hatten die Leute, mit denen sie gesprochen hatte, alle sehr vernünftig gewirkt. Sie wusste nicht wirklich worüber sich Sara aufregte und warum sie von Tod und Verderben sprach; vielleicht lag es an der Schwangerschaft - wer wusste schon was für Auswirkungen Schwangerschaften auf Alien-Mensch-Hybriden hatten? Und vielleicht hatte sich Sara, die Vorwürfe, die ihr gemacht worden waren, auch einfach mehr zu Herzen genommen als Ava das tat. Die Schwangerschaft machte sie einfach überempfindlich, und, ja, die kleinen Zellen mit den harten Pritschen, auf denen sie schlafen mussten, waren nicht gerade ein Luxusurlaub, aber auch wenn Sara anderer Meinung zu sein schien waren sie nicht gefoltert worden.
Man ließ sie schlafen, gab Ihnen zu Essen, und ließ zu, dass sie ihre Toilette erledigten (okay die Art und Weise wie das geschah war vielleicht für Zari Folter, aber die anderen kamen damit zurecht). Und ansonsten führte man nur Gespräche mit ihnen. Bisher war es mehr eine Untersuchungshaft als sonst etwas. Und vielleicht hatte sich der Kommandant, der sie hierher gebracht hatte, ja geirrt. Vielleicht waren sie noch gar nicht verurteilt worden, vielleicht war Ava gerade dabei das Gericht zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Das alles wird sich als riesiges Missverständnis herausstellen, und wir werden in Nullkommanichts wieder frei sein und mit der Waverider zurück in die Gegenwart fliegen. Es war höchste Zeit ihre Fake-Eltern und Saras Familie über die Schwangerschaft zu informieren. Und das würden sie hoffentlich bald tun können.
Was die Schwangerschaft anging, so hatte bisher niemand danach gefragt, und Sara und Ava hatten sich darauf geeinigt es auch nicht zu erwähnen, immerhin ging es niemanden etwas an, und das Baby wäre vielleicht ein Druckmittel, das man hier an diesem seltsamen Ort gegen sie verwenden könnte, also schwiegen sie das Thema so gut es ging tot. Die offizielle Version lautete, dass sich Sara eine Magengrippe eingefangen hatte. Dass sie ihre Unverwundbarkeit auf Grund der Schwangerschaft verloren hatte, würden diese Leute hier hoffentlich nicht so schnell herausfinden indem sie es austesteten oder dergleichen.
Ava hatte Gary eingebläut, dass er den Mund halten musste. Bei allen anderen machte sie sich keine Sorgen, aber Gary war notorisch schlecht im Lügen (obwohl er Jahre lang vor ihr und allen anderen geheim gehalten hatte, dass er in Wahrheit ein Alien aus dem Weltall war, das mitunter schon mal das eine oder andere Intelligenzwesen zum Mittagessen verspeiste), also hatte sie ihm schlimme Konsequenzen angedroht, wenn er ihr Geheimnis ausplaudern würde und hoffte nun auf das Beste. Bisher zumindest schien Gary den Mund gehalten zu haben.
Wie zu jeden Befragung bekam Ava zu Beginn dieser Fragerunde eine Tasse Tee (es handelte sich offenbar um Rotblatt-Tee) zur Verfügung gestellt. Und dann ging es schon los. Heute saßen ihr nicht die gewohnten Gesprächspartner gegenüber, sondern eine dunkelhaarige junge Frau, die Ava mit spürbarer Herablassung musterte.
„Als ehemalige Direktorin des Zeitbüros haben Sie alle Ihre Aktivitäten über die letzten Jahre hinweg dokumentiert, erklärt, und verteidigt", begann die Frau, „Wie es von jemanden wie Ihnen zu erwarten gewesen ist. Immerhin wurden Sie dazu ausgebildet die Zeitlinie zu beschützen und haben das auch Jahre lang getan. Mit sehr großem Erfolg."
Ava nickte zustimmend.
„Und trotzdem…." Die Frau unterbrach sich und schüttelte traurig den Kopf. „… wurde das Zeitbüro geschlossen."
„Nun, eigentlich wurden uns nur keine Mittel mehr zur Verfügung gestellt, und so wurde die Waverider zu unserer einzigen Basis", korrigierte Ava sie, „Wir waren Opfer unseres eigenen Erfolges, nachdem wir alle Anachronismen und Magischen Flüchtlinge gefunden und aus der Zeitlinie entfernt hatten, wurde unsere Arbeit als erledigt angesehen, auch wenn sie das natürlich nicht wahr. Wenn wir weniger erfolgreich gewesen wären, dann hätten wir unser Büro und unsere Angestellten behalten können und unsere Budget. Aber das hat man eben davon, wenn man zu gut ist. Ha ha…."
Die andere Frau musterte sie nur mit steinerner Miene und schien das alles überhaupt nicht witzig oder ironisch zu finden.
„Sie waren eine von uns, Direktor Sharpe", meinte die Frau dann, „Eine Bewahrerin der Zeit. Was es um so tragischer macht, dass Sie übergelaufen sind."
„Übergelaufen?", echote Ava, „Zum wem bin ich angeblich übergelaufen? Ich habe jede Gefahr für die Zeitlinie immer bekämpft!"
Die Frau hob nur vielsagend eine Augenbraue und schob dann eine Mappe zu ihr herüber. Ava warf einen Blick auf die Mappe und erkannte einen ihrer eigenen Berichte aus ihrer Zeit beim Zeitbüro wieder. „Dieser Bericht wurde doch von Ihnen verfasst, oder nicht, Direktor Shape?", wollte sie wissen.
„Ja, das wurde er", gab Ava ihr Recht.
„Und ich nehme an, dass Sie alles, was Sie jemals in Ihren Berichten geschrieben haben, auch immer ernst gemeint haben, oder nicht? Dass Sie jede Situation, auf die sie gestoßen sind, offen und ehrlich beurteilt haben, als sie noch für das Zeitbüro gearbeitet haben?", vergewisserte sich die Frau.
„Natürlich habe ich das. Ich hätte nie einen Bericht geschrieben, der Unwahrheiten oder Lügen enthält", entgegnete Ava sofort.
„Und doch bezeichnen Sie selbst in diesem Bericht, der hier vor Ihnen liegt, die Legends und Sara Lance als die größte Gefahr für die Zeitlinie seit Eobard Thawne", meinte die Frau.
Ava erstarrte und warf dann noch einmal einen flüchtigen Blick auf das vor ihr liegende Dokument. Oh-oh.
„Nun, wissen Sie, diesen Bericht hatte ich verfasst nachdem ich Sara und die Legend gerade erst kennengelernt hatte. Ich wusste damals noch nicht was ich heute weiß. Ich war nur…", setzte sie an.
„… eine perfekt ausgebildete Zeitagentin, die nicht einverstanden damit war, dass Rip Hunter die Legends frei in der Zeitlinie schalten und walten lässt, und deswegen einen wütenden Protestbericht an Direktor Bennett geschrieben hat", unterbrach die andere Frau sie.
„Nun, ja. Aber damals war ich eine Paragraphenreiterin, die nicht einsehen wollte, dass man manchmal kreativ handeln muss um Resultate zu erzielen. Rip wusste das, deswegen hat er die Legends überhaupt erst rekrutiert. Sara Lances Methoden mögen nicht denen des Zeitbüros entsprechen, aber sie haben mehr als sieben Jahre lang Resultate erzielt, und das kann niemand abstreiten", erwiderte Ava schnell.
„Aber hatten ihre Methoden nicht gerade eben erst vor dem Verfassen dieses Berichts die Legion der Verdammnis aufgehalten und den Speer des Schicksals unwirksam gemacht? War das nicht auch ein Resultat, das sich nicht abstreiten lässt?", wollte die Frau von ihr wissen.
„Nun, ja, das war es, natürlich war es das", erwiderte Ava loyal.
„Und trotzdem gab es Simulationsprogramme für angehende Zeitagenten mit den Missionen der Legends, bei denen bessere Wege gefunden wurden um die entsprechenden Situationen zu lösen als die, die im Original verwendet wurden", meinte die Frau.
„Es waren andere Wege, die als zeit- und energiesparender angesehen wurden, und die Kollateralschäden minimiert hätten, was das Zeitbüro als erstrebenswert angesehen hat. Aber deswegen waren sie nicht besser", widersprach Ava schnell.
Die andere Frau nickte nachdenklich und schob dann ein paar weitere Berichte zu ihr hinüber. „Das hier sind Ihre und Agent Greens folgende Berichte über gemeinsame Missionen mit den Legends aus der Zeit unmittelbar nachdem Sie die Legends kennengelernt hatten. Können Sie sich noch erinnern was sie in diesen Berichten geschrieben haben?", wollte sie von Ava wissen.
Ava seufzte. „Ja, ich kann mich noch erinnern, aber damals wusste ich noch nicht…"
„Sie haben den Legends und Sara Lance offenbar nicht vertraut, Sie haben sie alle als zu verantwortungslos angesehen um in Besitz von Zeitreisetechnologie sein zu dürfen. Sie haben sogar Agent Green beauftragt den Legends hinterher zu spionieren, damit Sie Ihren Vorgesetzten beweisen können, dass die Legends und Sara Lance keine Hilfe für das Zeitbüro sind, sondern eine Behinderung", rief ihr ihre Gesprächspartnerin trotzdem in Erinnerung.
Ava griff nach ihrem Tee und nahm einen kräftigen Schluck. Rotblatt-Tee beruhigte die Nerven, und Beruhigung brauchte sie jetzt auch dringend. Sie stellte ihren Tee wieder ab und erklärte dann: „Das war nicht unbedingt mein stolzester Moment, und es hat sich herausgestellt, dass ich mich in den Legends und Sara Lance geirrt habe."
„Und wann genau sind Sie zu dieser Meinung gekommen?", wollte ihre Gesprächspartnerin von ihr wissen.
„Nun … nachdem Rip Hunter zum Renegaten geworden war, der Agenten des Zeitbüros in Gefahr gebracht hat, und Sara Lance ihn an unsere Autorität übergeben hat, da wurde mir klar, dass wir gewisse Werte teilen, die ich zuvor übersehen hatte, und …", begann Ava, doch sie durfte nicht aussprechen.
„Unsinn!", wurde sie rüde unterbrochen, „Hier ist noch ein Bericht von Ihnen, der sich auf die von Ihnen beschrieben Ereignisse bezieht, und in dem betonen sie, dass Sara Lance und die Legends Ihnen Rip Hunter als Gegenleistung dafür, dass der Haftbefehl, der sie selbst betrifft, aufgehoben wird, übergeben haben."
„Das war der Deal, das ist wahr, aber…", setzte Ava erneut an, aber sie kam wieder nicht weiter.
„Und Sie haben eine Notiz persönlicher Natur für Direktor Bennett hinzugefügt, in der Sie anmerken, dass man jemandem, der seine Freunde verrät, Ihrer Meinung nach nicht vertrauen sollte, und dass Sara Lance, nur weil sie einmal das Richtige getan hat, noch lange nicht aus vertrauenswürdig anzusehen sei", erklärte ihr die Frau.
Ava blinzelte und leerte dann den Rest von ihrem Tee. Alkohol wäre ihr im Moment lieber.
„Es ist wahr, dass ich zum damaligen Zeitpunkt noch gewisse Vorbehalte gegen Sara Lance hatte", räumte sie ein, „Aber ich habe mich seit dem verändert, ich habe…"
„… seitdem selbst alles und jeden verraten, der Sie zuvor als Freund angesehen hat?", schlug die andere Frau vor.
„Was? Nein, ich …."
„Sie haben Befehle ignoriert um Sara Lances Leben zu retten, bei einer gemeinsamen Mission zu Weihnachten. Und kurz darauf sind sie mit ihr ausgegangen", fuhr sie andere Frau fort.
„Ich bin nicht sicher was das mit Irgendetwas anderem zu tun hat, dass ich…", wollte sich Ava verteidigen, doch wieder einmal wurde sie unterbrochen.
„Kann man daraus nicht schließen, dass der einzige Grund warum Sie Sara Lance jemals mit anderen Augen als zuvor gesehen haben darin besteht, dass Sie begonnen haben mit der Frau zu schlafen? Haben Sie mit ihr nicht selbst dann noch ein Verhältnis unterhalten, als Sie Direktorin des Zeitbüros waren und Sara Lance genau genommen Ihre Angestellte war, die viel mehr Geld für Ihre Missionen zur Verfügung gestellt bekommen hat als irgendein anderer Angestellter des Zeitbüros?", lautete die nächste Unterstellung.
„Die Legends haben die wichtigsten Fälle bearbeitet, deswegen haben sie am meisten Geld bekommen. Das hatte ich damals bereits Hank Heywood auseinander gesetzt, und er hat es verstanden. Und genau genommen wurde den Legends niemals Gehalt bezahlt, was bedeutet, dass Sie nicht für das Zeitbüro direkt gearbeitet haben, sondern mit dem Zeitbüro, deswegen ist meine Beziehung zu Sara Lance in dieser Periode meiner Dienstzeit kein Verstoß gegen irgendwelche Vorschriften und Regeln, die Fraternation betreffen", erwiderte Ava schnell.
„Zu praktisch, dass Hank Heywood gestorben ist und nicht mehr bestätigen kann, dass Sie beide sich darüber geeinigt haben", merkte ihre Kritikerin an, „Aber was diese Sache mit Geld, aber kein Gehalt betrifft … Ist die Definition von Korruption nicht, dass man jemandem, dem das nicht zusteht, etwas für eine entsprechende Gegenleistung gibt? In diesem Fall haben die Legends Sie nicht bezahlt um die wichtigsten Fälle, wie Sie es nennen, zugespielt zu bekommen, aber andererseits kann man natürlich behaupten, dass Sie von Sara Lance sehr wohl bezahlt worden sind um das zu tun, nur eben nicht mit Wertgegenständen, sondern mit Sex."
„Was? Nein, das ist doch absurd. Wer sonst hätte ein Zeitschiff gehabt und wäre bereit gewesen all diese Missionen für uns zu machen? Es gab keine Konkurrenz, denen ich die Legends vorgezogen haben könnte", verteidigte sich Ava.
„Nicht? Was ist mit all Ihren anderen Zeitagenten? Hätten die diese Missionen nicht auch ausführen können, oder brauchte es dafür immer ein Zeitschiff und noch dazu dieses Zeitschiff mit dieser K.I. und dieser Crew? Und setzte sich die Crew damals nicht gerade aus diversen Mitarbeitern des Zeitbüros zusammen, die sehr wohl ein Gehalt bezahl bekommen haben, wie Gary Green, Nate Heywood, Mona Wu, Zari Tomaz und Nora Darhk?", wurde ihr Einwand abgeschmettert.
Ava wusste für einen Moment nicht, was sie darauf sagen sollte. „Es war trotzdem keine Korruption. Die Legends haben weder Geld noch Ruhm oder Macht für das Ausführen dieser Aufträge bekommen", meinte sie dann, „Sie haben sich regelmäßig in Lebensgefahr begeben, und die meisten von ihnen vollkommen ohne Gehalt."
„Aber Sie können nicht bestreiten, dass sich die Legends in weniger als einem Jahr von einer Gruppe, die Sie mit Argwohn beobachtet haben, zu Ihrer Lieblingseinsatztruppe entwickelt haben, und das vor allem deswegen, weil sie mit der Anführerin dieser Gruppe zu schlafen begonnen haben. Sie waren eine treue Zeitagentin, Direktor Sharpe, die zu gefährlichen Renegaten übergelaufen ist, weil Sara Lance Ihnen die Muschi geleckt hat!"
Ava fehlten die Worte.
„Aber natürlich", fuhr die Frau herablassend fort, „Ist von jemanden Ihrer Art nichts anders zu erwarten gewesen, nicht wahr?"
„Jemanden meiner Art?" Ava fiel wieder ein was der Soldat auf dem Flug hierher gesagt hatte.
„Ja jemanden Ihrer Art", wiederholte die andere Frau ungerührt, „Sie wissen schon, jemand, der nicht echt ist. Immerhin sind sie nur ein Klon und keine richtige Person. Welches Ava-Modell sind Sie noch einmal? Ach ja, die dominante Ava, nicht wahr? Diejenige, die andere gerne herumschubst. Diesen Charakterzug hat Ihnen Bishop einprogrammiert. Zu schade, dass er darauf vergessen hat Ihnen Charakterstärke und Moral einzuprogrammieren."
Ava starrte sie ungläubig an.
„Nun, so ist es doch, oder nicht? Sie sind nicht geboren worden und aufgewachsen wie ein normaler Mensch. Sie hatten keine Kindheit und Jugend, habe keine Eltern oder Geschwister, wenn man von einem verrückten Wissenschaftler und diversen anderen Klonen absieht. Sie wurden erschaffen, so wie Sie hier sitzen, vor nicht allzu vielen Jahren. Alles, was Sie ausmacht, wurde Ihnen einprogrammiert, Ihre Persönlichkeit, Ihre Interessen, Ihre Vorlieben, Ihr Pflichtbewusstsein - nun bei dem hat Bishop versagt, wie es scheint. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht geht das Problem tiefer."
„Ich meine, ja, Sie haben schon bevor Sie herausgefunden haben, dass Sie ein Klon sind, besorgniserregendes Verhalten in Bezug auf Sara Lance gezeigt, das ist wahr, aber das ist nicht Ihre Schuld, alle Ava-Modelle haben einen erhöhten Sextrieb. Aber abgewandt vom Zeitbüro haben Sie sich erst, nachdem Sie die Wahrheit herausgefunden haben, nicht wahr? Erst danach haben Sie alles, was Sie wussten und woran Sie geglaubt haben hinter sich gelassen um mit Renegaten wie Rip Hunter und den Legends zusammenzuarbeiten. Erst danach haben Sie sich den Regeln der Legends unterworfen, damit begonnen Ihre Vorgesetzen anzulügen, sich Geld zu erschummeln um Ihr Budget zu steigern, und damit angefangen mehr als nur eine flüchtiges Abenteuer in ihrer sogenannten Romanze mit Sara Lance zu sehen", erläuterte die Frau, „Vielleicht liegt der Fehler also gar nicht in Ihrer Programmierung, sondern in der Tatsache, dass Sie einen Nervenzusammenbruch erlitten haben, weil sie herausgefunden haben, dass Sie ein Klon sind."
Ava schwieg einen Moment lang. Dann wollte sie wissen: „Warum sagen Sie das so? Warum sagen Sie meine sogenannte Romanze mit Sara dazu? Wir sind verheiratet."
„Ach, kommen Sie, das sind Sie nicht wirklich, das wissen Sie genau. Denken Sie jedes Internetzertifikat gibt jemanden das Recht dazu eine Ehe zu schließen? Und selbst wenn es so wäre, eine Ehe zwischen zwei Klonen kann man wohl kaum als richtige Ehe bezeichnen", spottete die Frau.
Sie schüttelte den Kopf und warf Ava einen mitleidigen Blick wir. „Wir wissen doch beide, dass die echte Sara Lance Sie niemals geheiratet hätte. Sich an einen Klon, noch dazu ein minderwertiges Modell zu binden? Nein, doch nicht die Frau mit Bindungsängsten. Klar, sie hatte die Idee mit der Verlobung, aber wir wissen doch, dass sie das alles nur durchgezogen hat, weil sie jetzt auch ein Klon ist und nicht dachte, dass sie jetzt noch jemals jemand echter nehmen würde", meinte sie, „Die echte Sara Lance, der Paragon des Schicksals, ist gestorben. Sie wurde entführt und getötet, und Sie haben das nicht verhindern können. Ihr Schöpfer hat ihr das angetan, und danach hat sie Sie trotzdem geheiratet?"
„Ach, bitte, das glaubt doch keiner. Nein, nur ein Klon würde einen Klon heiraten. Warum sollte die echte Sara Lance jemanden wie Sie nehmen, wenn sie Nyssa al Ghul haben könnte? Oliver Queen war die Liebe ihres Lebens, das weiß jeder, und nach seinem Tod hat sie sich nur mit Ihnen zufrieden gegeben, weil er nicht mehr da war. Aber es war nicht für immer, hätte niemals für immer sein sollen. Sie waren nur eine Laune. Das wissen Sie."
Ava schüttelte den Kopf. „Nein", meinte sie schwach, „So ist das nicht."
„Ach nicht? Ich meine, wer sind Sie schon? Ava-12, Sie waren ja nicht einmal die erste Ava Sharpe im Zeitbüro, Sie waren der Ersatz, der elfte Ersatz. Sie waren niemals für Sara Lance bestimmt. Oder für den Job als Direktorin des Zeitbüros. Sie waren niemals dazu bestimmt zu existieren, Ava-12, so einfach ist das", behauptete die Frau, „Sie sind nichts weiter als ein kosmischer Unfall, ein Klon, der nicht rechtzeitig ersetzt wurde und seine Lebensdauer schon weit überschritten hat. Also verzeihen Sie mir, wenn ich Ihre Ausführungen über all das, was Sie ihrer Meinung nach nicht falsch sondern richtig gemacht haben, nicht ernst nehme."
Darauf hatte Ava nun keine Antwort parat.
Vielleicht hatte Sara ja die ganze Zeit über recht gehabt und sie unrecht. Vielleicht würde Reboot ja wirklich das Ende für sie bedeuten.
A/N: Als nächstes ist Gary dran.
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