Man hätte eine Stecknadel fallen hören!
Totenstille hatte sich über den Versammlungsplatz in der Winkelgasse gelegt.
Eine angenehm kühle Brise zerzauste ihm das ohnehin schon wirre, schwarze Haar und ließ seinen Umhang im Wind tanzen.
Er stand auf einem Podest, war allein – wenn man von den Hunderten von Schaulustigen absah.
Er traute sich nicht seinen Blick der Menge zuzuwenden, doch schließlich überwand er sich.
Der Junge hatte mit zornigen Gesichtsausdrücken und vernichtenden Blicken gerechnet, doch was er sah verblüffte ihn. Die Leute schauten mitleidig, einige sogar mitfühlend, er schluckte.
Dann blieb sein Blick auf einem hübschen brünetten Mädchen mit verweinten Augen hängen. Sie starrte ihn fassungslos an, ihre Augen sprachen Bände, es war beinahe wie Telepathie.
,Lass mich nicht wieder allein!'
,Du hast doch IHN', antwortete er sanft aber lautlos, lächelte leicht und nickte kaum merklich zu dem Rothaarigen, der neben ihr stand und ihre Hand hielt.
Hinter ihm sah er ein Ehepaar mit der selben Haarfarbe.
Die Frau weinte und auch ihr Mann schien die Tränen zu unterdrücken. ,Warum trauern sie um mich? Ich hätte verhindern können, dass ihr Sohn starb!'
Er wand sich widerwillig von ihnen ab.
Weiter hinten erkannte er Albus Dumbledore, wie der strengen Professorin, dessen Gesicht er nicht sehen konnte, eine Stürze war. Stille Tränen tropften auch von seinem Gesicht, während der Mann neben ihm nur fassungslos den Kopf schüttelte.
Schließlich hob der Junge wieder den Blick und sah den einzigen Menschen an, der sich noch auf dem Podest befand. Dieser war noch recht jung und zitterte, er wollte Harry Potter nicht umbringen, doch es war ihm befohlen worden.
„Noch ein paar letzte Worte?", fragte er laut und bemüht seine Stimme zu kontrollieren.
Harry lächelte leicht.
„Mach dir keine Vorwürfe!", sagte er so leise, dass nur er ihn verstehen konnte.
Verdutze und mit viel Überwindung hob er den Zauberstab und richtete ihn auf den 17-jährigen.
Dieser schien ernst, doch befasst und beinahe ... glücklich (?)
„NEIN!", schrie eine bekannte Stimme.
Ein junger schwarzhaariger Mann kämpfte sich durch die Menge auf sein Patenkind zu, hinter ihm Remus, der versucht seinen besten Freund aufzuhalten.
Doch es war zu spät, die Funken des Todesfluchs hatten die Spitze des Zauberstabes schon verlassen.
Harry schloss die Augen und wusste, das sein Herz jeden Moment aufhören würde zu schlagen. Seine Gedanken würden müde werden und sein toter Körper auf das Holz prallen, den Schmerz konnte er dann nicht mehr fühlen. Nach einigen Stunden war er kalt und es gäbe kein Anzeichen mehr darauf, das einmal Leben ihn der leeren Hülle gesteckt hatte.
Doch er hatte es verdient.
Ein letztes Mal spürte er seinen Atem aus seiner Lunge und es war ihm als könne er den Weg der Luft in seinem Körper spüren.
Dann wurde es schwarz um den Jungen, der einmal gelebt hatte, er fiel und es trat das ein, war er sich Sekunden vor seinem Tode ausgemalt hatte.
Das sein Pate ihn auffing merkte er nicht mehr und auch den schmerzverzerrten Aufschrei konnte er nicht mehr hören.
Nur noch Dunkelheit – und ein helles Licht am Ende des Tunnels...
Kein Schmerz, keine Falschheiten, keine Lügen, wie er sie sein ganzes Leben lang hatte ertragen müssen – einfach nur Glücklichsein...
ENDE
