Numb by Exsanguis

Danke an Pe, Severin1 und Alinija für die Reviews, würde mich über weiteres Feedback von euch freuen!

Chapter II: Trust nobody but yourself

Die Tür zum Speisesaal stand einen Spalt breit offen. Gerade breit genug, dass ein Paar Kinderaugen hindurchschauen konnten. Drinnen waren Stimmen zu hören. Eine Männliche und die einer Frau. Sie stritten. Es war nicht mal das erste mal. Etwas aus Porzellan klirrte, als ob es an einer Wand oder am Boden zerschellte. Die Frau weinte. Mr. Snape stand mit dem Rücken zur Tür. Seine Frau saß am Tisch und verbarg mit ihren Hände ihr Gesicht und ihre Tränen. Mr. Snape sagte etwas so leise, dass Severus es nicht verstand, doch nach der Reaktion seiner Mutter, war es nichts Angenehmes gewesen. Sie nahm die Hände vom Gesicht und schaute mit ihren großen, dunkel Augen zu ihrem Mann. Ihr Blick war unendlich traurig. Der Zauberer trat auf sie zu. „Geh weg, wenn du nur noch ein bisschen Achtung vor dir selbst hast!", sagte sie klar und deutlich; in ihrer Stimme klang keine Furcht mit. Doch er ignorierte ihre Worte. In einem weiteren Schritt war er bei sie und packte sie am Arm. Er zerrte sie hoch. Sie schaute ihn nicht an. Es provozierte ihn.

„Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!", empörte er sich.

„Ich rede nicht mit dir", erklärte sie trocken. „Du tust es, wenn ich es will."Sie drückte ihn von sich weg und suchte in ihrer Robe nach etwas.

„Versuche es nicht einmal", sagte er und bevor sie nach ihrem Zauberstab greifen konnte, hatte er ihn schon auf sie gerichtet und funkelte sie böse an. Sie ließ ihren Stab fallen. Sie schaute auf den Boden.

„Setz' dich", raunte er.

„Ich bin nicht dein Eigentum; du kannst mich nicht so behandeln. Es ist das eine, wenn du Severus.." Er fiel ihr ins Wort: „Setz dich", wiederholte er bedrängender.

Sie tat, was er verlangte. Er beugte sich zu ihr runter und steckte seine Zunge in ihren Hals. Ihre Pupillen weiteten sich aus Angst. Plötzlich ließ er ruckartig von ihr ab.

„Dreckige Hure!"Sie hatte ihm in die Zunge gebissen. Er holte aus und schlug sie. Sie gab keinen Laut von sich. Sie sank auf dem Stuhl zusammen. Mr. Snape verließ vor Wut schäumend das Zimmer ohne das Kind zu bemerken, dass sich hinter der Tür versteckte.

Severus stand noch eine ganze Zeit da und schaute auf seine Mutter, die sich nicht bewegte. Sie starrte ausdruckslos auf den Tisch vor sich. Sie weinte weder, noch zeigte sie eine andere Gefühlsregung.

Sie schien völlig taub.

Es machte ihm Angst sie so zu sehen. Er wollte ihr helfen, aber er wusste nicht wie.

Deshalb stand er dort hinter der Tür und beobachtete sie. Es wurde ihm unheimlich und er beschloss, damit sein Vater nicht doch auf die Idee kommen könnte, wieder hier her zu kommen und ihn dann womöglich finden könnte, in sein Zimmer zu gehen.

In der Nacht machte er sich Sorgen, warum hatte er ihr nicht geholfen? Wieso hatte er nicht Hilfe geholt? Warum hatte er nicht eingegriffen? Er lag die ganze Zeit wach und grübelte.

Am nächsten Tag suchte er seine Mutter, aber sie war nicht zu finden. Sie war weder beim Frühstück, noch bei den anderen Mahlzeiten und die Hauselfen wussten auch nicht, wo sie war. Oder sie wollten ihm einfach nichts sagen.

Er wagte nicht seinen Vater nach ihr zu fragen.

Etwa eine Woche später war sie wieder da. Sie war blass und unter ihren Augen zeichneten sich deutliche Ringe ab. Sie sprach nicht viel, selbst für ihre Verhältnisse nicht, sondern saß meist apathisch da.

Severus gab sich die Schuld daran. Sie hatten sich bestimmt wieder über ihn gestritten, als sein Vater so ausfallend wurde. Er war Schuld, wenn sie geschlagen wurde. Außerdem war er zu feige gewesen zu ihr zu gehen.

Selbst sieben Jahre später glaubte er noch dran. Er saß in der Fensternische neben seinem Bett im Slytherinturm und starrte in die Ferne. Er teilte sich das Zimmer mit Malfoy, Simmons und DeVinn. Sie waren für Jungen in seinem Alter eigentlich ganz erträglich, jedenfalls ließen sie ihn die meiste Zeit in Ruhe. Jetzt waren sie vermutlich in Hogsmeade und tranken Butterbier oder sie waren im höchsten Turm von Hogshead und versuchten sich an irgendwelchen verbotenen Flüchen. Sie waren direkt nach dem Begrüßungsbankett losgezogen, damit sie an Filch und den Lehrern vorbeikamen. Sie hatten ihn nicht gefragt, ob er mitkommen wolle. Er verübelte es ihnen nicht. Er würde seine eigene Person als Gesellschaft wohl auch nicht haben wollen.

Draußen begann es zu regnen.

Am nächsten Morgen wurde Severus von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Malfoy und die anderen schliefen noch. Er stand geräuschlos auf, zog sich an und stahl sich aus dem Zimmer. Er war nicht unbedingt versessen darauf, von den anderen gleich am Morgen des ersten Schultages gepiesackt zu werden.

Er ging in den Gemeinschaftsraum und las in seinem Buch weiter.

Severus aß nicht viel zum Frühstück. Er wollte seine Zeit in der Großen Halle auf ein Minimum reduzieren. Er konnte diese ganzen fröhlichen Gesichter der anderen ertragen, deren größte Sorge im Leben zu sein schien, dass sie für die nächste Stunde ihre Hausaufgaben nicht hatten.

Und sie schauten ihn alle so merkwürdig an. Die einen mitleidig, die anderen spöttisch. Da waren ihm noch die lieber, die ihn komplett ignorierten.

Seien erste Stunde war Verwandlungen. Severus war gut in der Schule, wenn er wollte. Er wusste viel und es fiel ihm auch nicht schwer, schwierige Schlüsse aus den Dingen zu ziehen, aber ihm fehlte etwas, was ihn antrieb; er hatte wenig Ehrgeiz. Er besaß keine Perspektive. Seine Noten waren ein wenig über Durchschnitt, aber nicht so sehr, als dass er als herausragend bezeichnet werden könnte. In Verwandlungen war er am Schlechtesten. Slytherin hatte mit Gryffindor Unterricht und er hatte überhaupt keine Lust, sich mit diesem arroganten Potter und seiner Gang abzugeben. Und auch nicht diesem schleimigen Weasel, dem Muttersöhnchen.

Für einen Moment überlegte er sich, ob er nicht eine Krankheit vortäuschen sollte oder sich einen Trank brauen solle, der ihm für ein paar Tage die Symptome einer Erkältung verlieh, aber er entschied sich dagegen. Das Schuljahr hatte noch nicht einmal wirklich angefangen, er konnte nicht gleich am ersten Tag krank feiern.

Die Lehrerin in Verwandlungen war McGonagall. Obwohl sie die Hauslehrerin von Gryffindor war, war sie eigentlich in Ordnung. Weder bevorzugte sie ihre Schützlinge besonders, noch zog sie den Slytherins unnötig Punkte ab. Sie war streng, aber gerecht. Trotzdem war sie eine Gryffindor, was Severus keine andere Wahl ließ als sie nicht zu mögen.

Potter und Black kamen zu spät. McGonagall notierte ihre Namen in ihrem gefürchteten schwarzen Büchlein, doch die beiden schien das nicht zu stören, sie grinsten bloß dümmlich und zwinkerten Pettigrew und Lupin verschwörerisch zu. Als Potters Blick auf ihn fiel, blitzen seine Augen bösartig. Sein Pult stand nicht weit von Severus' entfernt. Er beugte sich ein bisschen zu ihm herüber.

„Schlange", zischte er ihm zu.

Severus starrte ihn an. Für ein paar Sekunden musste er mit sich selbst kämpfen, dass er ihn nicht auf der Stelle verprügelte oder einen Fluch auf den Hals jagte. Doch McGonagall kam ihm zu vor:

„Potter, Snape, mäßigen Sie sich!"

Potter setzte wieder sein dümmliches Grinsen auf. Severus bebte. Die Unterrichtsstunde zog sich ewig hin, nur der Gedanke daran, heute Nachmittag in die Kerker zu dürfen verhinderte, dass er nicht vollends verzweifelte.

TBC

Hoffe es hat euch gefallen!

Im nächsten Kapitel gibt's Folgendes:

das Geheimnis von Hogshead ; Zaubertränkestunde