"Ich bin JKR und mir gehört alles!"

Schade, dass ich das nicht von mir behaupten kann! - Lisande

Kapitel 3 – Lisande

Lisande Career war mit Anfang dreißig die jüngste Abteilungsleiterin im Zaubereiministerium, und darüber hinaus war sie die einzige Frau in dieser Position. Seit vier Monaten nun hatte sie diese inne, und das auch noch in einer wichtigen und schwierigen Abteilung, der Abteilung für magische Strafverfolgung. Zunächst hatte sie sich voll auf die Mithilfe ihrer besten Freundin verlassen können, aber diese war seit Ende des Sommers anderweitig beschäftigt. Sie hatte allerdings nicht vor, sich durch ihre Aufgabe unterkriegen zu lassen. Es gab viel zu tun, aber sie würde es packen!

Lisande warf ihre Aktentasche auf den Schreibtisch, hängte ihren Umhang in den Schrank und trat an einen kleinen Beistelltisch, auf dem ihr Teeservice stand. Sie füllte ein Tee-Ei mit Teeblättern, hängte es in die Kanne und tippte diese mit dem Zauberstab an. Sofort begann sie zu dampfen. Lisande setzte sich an den Schreibtisch und musterte unwillig den großen Papierstapel, der dort lag. Es handelte sich um bearbeitete Post, die nur noch sortiert und die Akten geheftet werden musste. Lisande griff nach ihrem Zauberstab, schwenkte ihn kurz über dem Papierberg und murmelte: "Triathlonis administratum!" Sofort begannen die Blätter zu rauschen, sortierten sich, wurden gelocht und dann wie im Sturm in die zugehörigen Akten geheftet. Lisande war vorsorglich zur Seite getreten, um den wild flatternden Blättern auf ihrem Weg zwischen Schreibtisch und Aktenschrank nicht im Weg zu stehen. Als das letzte Blatt an seinem Platz war, setzte sie sich und griff nach einer dünnen Akte, für die sie sich schon lange interessierte. Sie schlug die erste Seite, ein Vorblatt, auf dem die Grunddaten zu der Akte notiert waren, auf und las:

Name: Black

Vorname: Sirius

Geburtsdatum: 14. Oktober 1960

Eine dünne Stimme schrie in voller Lautstärke "Genug!" Lisande schob die Akte zur Seite, zog das Tee-Ei aus der Kanne, was dieses umgehend zum Schweigen brachte, schenkte sich eine Tasse ein und griff dann wieder zu der Akte.

Straftat: Mord an einem Zauberer und zwölf Muggeln

Tatort: London

Strafmaß: lebenslange Haft

Ort des Strafvollzuges Azkaban

Sicherheitsstufe ständige Bewachung

Bemerkungen: -

Lisande schüttelte den Kopf. Diese Akte war nicht gepflegt – unter die Rubrik "Bemerkungen" gehörte ein Vermerk über die Flucht aus Azkaban, aber ihr Vorgänger hatte es wohl vorgezogen, diese nicht so offensichtlich zu vermerken. Sie würde es noch nachtragen, wollte aber zunächst die Akte studieren. Sie blätterte weiter.

Am Nachmittag des 1. Novembers wurde der Verdächtige Black, Sirius, auf offener Straße am Tatort verhaftet. Ihm wird zur Last gelegt, vorsätzlich den Zauberer Pettigrew, Peter sowie zwölf Muggel aus niederen Beweggründen getötet zu haben. Am Tatort fand sich ein tiefer Krater, hervorgerufen durch den Fluch, sowie die Leichen der Opfer. Diese waren nur schwer zu identifizieren. Von dem Opfer Pettigrew konnten nur der blutbefleckte Umhang sowie ein Zeigefinger aufgefunden werden. Zeugen, ausschließlich Muggel, sagten aus, Pettigrew habe Black den Verrat an den Zauberern Potter, James und Potter, Lily, geb. Evans, vorgeworfen, bevor Black die Explosion hervorrief. Black befand sich bei Ankunft der Vollzugsbeamten noch am Tatort. Er wurde heftig lachend angetroffen, leistet jedoch keinen Widerstand.

Lisande runzelte die Stirn. Das war ein äußerst kurzer Bericht. Die Zeugenaussagen hätten wörtlich notiert werden müssen, und eine Unterschrift der Zeugen, auch wenn es nur Muggel waren, deren Gedächtnis anschließend verändert wurde, hätte auch nicht geschadet. Sie versuchte sich an das zu erinnern, was sie aus Erzählungen über den Tathergang wusste. Peter Pettigrew sollte Sirius Black zugerufen haben: "Lily und James, Sirius! Wie konntest du das tun!" Anschließend sollte Black seinen Zauberstab gezogen und die gesamte Straße einschließlich Pettigrews und der Muggel in die Luft gejagt haben.

Sie wandte ihren Blick wieder der dünnen Akte zu. Jetzt musste, wenn die Akte wenigstens halbwegs ordentlich geführt war, das Verhandlungsprotokoll kommen. Sie schlug das Blatt um und sah auf einen kurzen Vermerk:

Auf Grund der erdrückenden Beweislage wird Sirius Black zu lebenslanger Haft in Azkaban verurteilt. Black ist gemeingefährlich und wahrscheinlich geistesgestört. Es sind daher stets zwei Wachen vor seiner Zelle zu stationieren.

Gez. Bartemius Crouch, Abteilungsleiter für magische Strafverfolgung.

Lisande starrte ungläubig auf das Aktenblatt. Da musste wohl etwas falsch eingeheftet sein – wahrscheinlich hatte irgendwer den triathlonis administratum nicht ordentlich gelernt und beim magischen Sortieren, Lochen und Abheften die Seiten vertauscht. Sie blätterte weiter, aber alles, was jetzt noch kam, waren Fotos, und ganz hinten ein kleiner Vermerk:

Dem Ministerium wurde durch Bericht der Wachen von Azkaban bekannt, dass Black seit Tagen im Schlaf die Worte "Er ist in Hogwarts" wiederholt. Da vor einigen Tagen eine Inspektion durchgeführt wurde, bei der keine besonderen Auffälligkeiten festgestellt werden konnten, ist nichts zu veranlassen.

Der Vermerk war auf zwei Tage vor Blacks Flucht datiert. Lisande schüttelte den Kopf und murmelte leise: "Das gibt's doch gar nicht!" Sie hatte zwar, wie so ziemlich jeder im Ministerium, bereits davon gehört, dass nach dem Sturz Lord Voldemorts etliche seiner Anhänger ohne Prozess nach Azkaban gebracht worden sein sollten, aber geglaubt hatte sie es nie. Sie war im Gegenteil immer davon ausgegangen, dass es sich hierbei um böse Gerüchte der Regenbogenpresse, wie zum Beispiel der Hexenwoche, handelte. Aber diese Akte – ein Musterexemplar von schlechter Aktenführung! – deutete darauf hin, dass es sich bei den Gerüchten wohl doch um mehr als böses Gerede handeln mochte.

Lisande schenkte sich eine neue Tasse Tee ein und vertiefte sich in das Studium der Fotos.

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Ich habe es ja gesagt – ziemlich kurz, die Angelegenheit!

Bald folgt Kapitel vier, das ist dann wieder etwas länger und trägt den schönen Titel "Unterricht".