Uuups – ich habe vor dem letzten Kapitel wohl den Disclaimer vergessen! Aber es ist nicht wirklich jemand davon ausgegangen, dass ich JKR bin und mir irgendwelche Charaktere außer Lisande Career und Francis Truman gehören, oder?
Danke für die Reviews! Matjes, gute Anregung – ich habe deine Wunschszene noch dazu geschrieben, eigentlich hatte ich sie nur indirekt dabei...
lara: das ging schnell! Eine so prompte Reaktion habe ich gar nicht erwartet! Ich gehe davon aus, dass du nichts dagegen hast, wenn ich hier ein bisschen Werbung mache, gelle? Also: an alle, die gerne auch mal englischsprachige Fanfics lesen: First Try von lara ist wirklich empfehlenswert!
Kapitel 5 – Beziehungen
Die ersten Tage in Hogwarts vergingen wie im Fluge. Leider waren bei weitem nicht alle Stunden so interessant wie am ersten Tag – gleich der zweite bescherte ihnen eine Doppelstunde Zaubertränke mit den Slytherins, und Professor Snape schien es sich zum Ziel gesetzt zu haben, Hagrids plötzliches Durchsetzungsvermögen gegen Draco zu rächen und zog Griffindor gleich zwanzig Punkte ab – zehn davon, weil Hermine eine richtige Antwort gegeben hatte. Trotzdem war Harry glücklich, wieder dort zu sein, wo er sich zu Hause fühlte, und noch glücklicher war er darüber, dass er Sirius regelmäßig sah.
Durch Professor Lupins Bitte, ihm beim Unterrichten des Patronus-Zaubers zu assistieren, hatte er eine hervorragende Ausrede, um ihn in seinem Büro zu besuchen, und meistens gestalteten sich diese Besuche so, dass Professor Lupin an seinem Schreibtisch saß und Hausarbeiten korrigierte, während Sirius und Harry vor dem Kamin auf einer kleinen Couch zusammensaßen und sich unterhielten. Bei einer dieser Gelegenheiten hatte Sirius Harrys Uhr so manipuliert, dass nur Harry die zusätzlichen Anzeigen erkennen konnte, und ihm auch erklärt, was es mit dem dritten Feld auf sich hatte: es war ein Passwort-Knacker, der allerdings nur für die anderen Hogwarts-Häuser funktionierte – eine Erfindung, mit der Sirius, wie er grinsend zugab, während seiner Schulzeit schon viel Spaß gehabt hatte – "und Moony übrigens auch." Professor Lupin sah von seiner Arbeit auf. "Glaub ihm kein Wort, Harry, ich hätte so was nie getan!" Das leichte Funkeln in seinen Augen strafte ihn Lügen. Harry grinste und schwieg vorsichtshalber. Inzwischen fühlte er sich in Professor Lupins Büro fast zu Hause, so häufig war er in diesen wenigen Tagen bereits hier gewesen.
"Wir sollten gleich noch die erste Stunde besprechen, Harry." Harry nickte. "Wer ist es?" "Das sollst du entscheiden. – Was hast du vor, Sirius?" Sirius war aufgestanden und hatte seine Teetasse auf den Tisch gestellt. "Ich lasse euch ein bisschen alleine planen. Laß mich mal raus, ich brauche Auslauf!" Er verwandelte sich in den großen, schwarzen Hund, an den sich inzwischen fast alle Schüler gewöhnt hatten. Selbst nach diesen wenigen Tagen wunderte sich niemand mehr, wenn man ihn allein durch die Gänge oder über das Gelände von Hogwarts streifen sah. Professor Lupin öffnete die Tür, und Sirius verschwand.
Auf so eine Gelegenheit hatte Harry gewartet. "Ähm, Professor, ich wollte Sie noch mal was fragen – was Privates, meine ich." Professor Lupin schloss die Tür, drehte sich um und lächelte. "Harry, du brauchst nicht um Erlaubnis zu bitten, wenn du eine Frage hast! Wenn alles so gelaufen wäre, wie es sollte, dann würdest du mich als Freund deiner Eltern kennen und nicht als Lehrer. Ich würde dir auch anbieten, mich zu duzen, wenn ich nicht glauben würde, dass du dadurch Probleme bekommen könntest. Was wolltest du denn fragen?" Harry grinste leicht verlegen. "Naja, ich bekomme jetzt seit Jahren von Sirius tolle Geschenke zum Geburtstag – und ich konnte mich noch nicht einmal revanchieren, weil ich nicht weiß, wann er Geburtstag hat!" Professor Lupin lachte. "Und wegen der Frage druckst du so herum? Am 14. Oktober." Harry grinste erleichtert. "Oh, gut – dann habe ich ja noch Zeit, mir was zu überlegen!" "Ich bin sicher, dass dir etwas einfallen wird. Kommen wir zum Unterricht: Was wäre dir lieber, Harry – die erste Stunde in deiner eigenen Klasse, oder in einer fremden?"
Harry überlegte einen Moment, dann sagte er: "Ich glaube, in meiner eigenen." Lupin nickte, als habe er sich das gedacht. "Gut, Harry, dann also Morgen, fünfte Klasse Griffindor. Bist du wirklich sicher, dass du es machen willst? Du weißt, es geht darum, dass die anderen den Patronus beschwören..." Harry nickte nachdrücklich. "Ja, ich bin mir sicher. Ich weiß, dass es nicht einfach wird, aber ich bin immer noch der Meinung, dass es für alle wichtig ist, das zu lernen." Professor Lupin musterte ihn einen Moment nachdenklich, dann sagte er leise: "Ich bin stolz auf dich, Harry. Dein Vater hätte sich genauso entschieden. Aber versprich mir, dass du sofort Bescheid sagst, wenn es dir zuviel wird." Harry nickte nur.
Eine halbe Stunde später kehrte Harry in den Griffindor-Gemeinschaftsraum zurück, wo Ron und Hermine an einem kleinen, mit Büchern und Pergamentrollen überladenen Tisch saßen. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt, und es sah so aus, als ob Hermine Ron etwas erklärte. Als Harry näher kam, sah Ron auf, wurde plötzlich rot und rückte ein Stück von Hermine weg. Auch diese sah auf, ohne jedoch auch nur im geringsten verlegen zu wirken. "Hallo Harry, wo warst du? Wir wollten doch eigentlich alle zusammen in die Bibliothek und die Ereignisse, die zum Erlass der Verordnung zur Beschränkung der Zauberei Minderjähriger geführt haben für Professor Binns nachschlagen!" Harry lächelte. "Ich war bei Professor Lupin, wegen der Stunde Morgen – naja, und Snuffles war auch da, da habe ich ein bisschen die Zeit vergessen. Wollen wir noch gehen?" Die beiden anderen nickten, und gleich darauf krabbelten sie aus dem Porträtloch und machten sich in Richtung Bibliothek auf den Weg.
Auf halber Strecke blieb Ron plötzlich stehen, hielt die beiden anderen am Ärmel zurück und flüsterte: "Psst – hört ihr das auch? Ist das Peeves?" Sie lauschten auf die seltsamen Geräusche, die aus dem nächsten Quergang zu kommen schienen. Es klang, als ob eine Rüstung über den Gang geschleift wurde. Gleichzeitig kicherte jemand wie irre vor sich hin. "Das ist Peeves! Schnell, hier rein, vielleicht sieht er uns dann nicht!" Hermine zog die beiden Jungen in eine Fensternische, die halb hinter einer Säule versteckt war. Dann lauschten sie hoffnungsvoll auf die sich langsam entfernenden Geräusche – auf eine Begegnung mit Peeves, dem Poltergeist, hatte nun wirklich niemand Lust.
Nach einer Weile stieß Ron mit einem erleichterten Schnauben den Atem aus. "Puh, er ist weg! Los, gehen wir!" Er wollte sich an Hermine vorbei aus der Nische quetschen, aber die machte keine Anstalten, sich zu rühren. "Seht doch mal," flüsterte sie leicht errötend, "ist das nicht süß?" Sie deutete aus dem Fenster, von wo aus man einen guten Blick auf den See hatte. Am Ufer standen zwei Personen – ein Mann und eine Frau. Die Frau trug hellgrüne Roben, ihr kupferrotes Haar war zu einem Pferdeschwanz geflochten, der Mann war schlicht gekleidet und überragte sie um einen Kopf. Die beiden standen dicht nebeneinander und schienen in ein angeregtes Gespräch vertieft, wobei sie den drei Beobachtern das Profil zuwandten.
Jetzt drehten sie sich zum See, wobei der Mann seinen Arm um die zierlichen Schultern der Frau legte, während sie den Kopf gegen seine Schulter lehnte. Hermine lächelte verträumt, während Ron breit grinste. "Sieh mal einer an, Professor Lupin und Professor Truman – wer hätte das gedacht?" Hermine zuckte zusammen. "Um Gottes Willen, was machen wir hier eigentlich? Hört auf zu Starren, das geht uns überhaupt nichts an! Sehen wir lieber zu, dass wir in die Bücherei kommen, damit wir vor dem Abendessen noch ein paar Bücher durchsehen können!" Mit diesen Worten schob sie, nun heftig errötend, Harry und Ron aus der Nische und dirigierte sie energisch in Richtung der Bibliothek.
Beim Abendessen warf Harry immer wieder verstohlene Blicke zum Lehrertisch, und auch Ron schien äußerst interessiert an den dortigen Vorgängen zu sein. Hermine stieß die beiden immer wieder an, wenn sie zu auffällig in Richtung von Professor Lupin und Professor Truman sahen, aber es gab ohnehin nichts Auffälliges zu beobachten. Die beiden benahmen sich wie immer, und das hieß, dass sie sich durchaus angeregt miteinander, aber auch mit den anderen Lehrern unterhielten.
Auch am nächsten Tag beim Frühstück war das nicht anders. Harrys Blick wanderte wieder zum Lehrertisch, was ihm einen Rippenstoß von Hermine eintrug. "Ihr benehmt euch unmöglich," zischte sie, "lasst die beiden doch in Ruhe!" Ron grinste sie an. "Wir hoffen doch bloß für Professor Lupin, dass er glücklich wird," flüsterte er mit viel Pathos zurück. Als er Hermines missbilligenden Blick sah, setzte er ernster hinzu: "Naja, er hätte es doch wirklich mal verdient, oder?"
Lautes Flügelschlagen kündigte die Ankunft der Posteulen an. Hermine fing ihre Ausgabe des Tagespropheten auf, bevor die Eule ihn zielgenau in ihrem Becher plazieren konnte, und rollte ihn auseinander. Harrys Blick fiel zufällig auf eine große Überschrift: DEMENTOREN VERLASSEN AZKABAN – MINISTER VERWEIGERT KOMMENTAR! Harry hörte, wie Ron scharf die Luft einzog – auch er hatte die Überschrift gesehen. Die drei warfen sich kurze Blicke zu, dann legte Hermine die Zeitung auf den Tisch und las leise vor:
Wie unserem Reporter durch eine zuverlässige Quelle bekannt geworden ist, haben die Dementoren, die seit Jahrzehnten als Wächter des Gefängnisses von Azkaban auf der Seite des Zaubereiministeriums standen, das Gefängnis bereits vor zwei Wochen verlassen. Dem Ministerium ist dieses auch bereits seitdem bekannt. Der Versuch, mit dem Zaubereiminister Cornelius Fudge ein Interview zu führen, wurde durch den Pressesprecher des Ministeriums verhindert. "Der Minister ist derzeit äußerst beschäftigt, er wird jetzt keinen Kommentar abgeben", erklärte er unserem Reporter. Es gelang uns jedoch, Miss Lisande Career, die seit dem 1 Mai die Abteilung für magische Strafverfolgung leitet, zu einem Interview zu überreden. Miss Career macht den Eindruck einer besonnenen Abteilungsleiterin.
"Ja, die Dementoren sind nicht mehr in Azkaban," gab sie zu. "Es besteht jedoch für die Bevölkerung kein Grund zur Unruhe, das Gefängnis ist keineswegs unbewacht. Glauben Sie mir, ohne die Dementoren sind wir besser dran, und die Gefangenen dort sind noch so sicher wie zuvor." Eine Sicherheit, die spätestens seit der spektakulären Flucht des Massenmörders und Anhängers von Sie-Wissen-Schon-Wem, Sirius Black, mehr als fraglich ist.
Noch immer ist es dem Ministerium nicht gelungen, Black wieder zu fassen, obwohl dieser bereits seit über zwei Jahren auf freiem Fuß ist. Einen Kommentar zu dem derzeitigen Stand der Ermittlungen wollte jedoch auch Miss Career nicht abgeben. "Ich sage dazu nur, dass die Akte Black keineswegs vergessen im Schrank hängt. Haben Sie bitte Verständnis, wenn ich dazu nicht mehr sagen kann, auch Black könnte den Tagespropheten lesen. Ich hoffe aber, dass sich bald eine Wende in diesem Fall herbeiführen lässt."
Nun, das ist eine Hoffnung, die wir nur teilen können, aber nach den bisherigen Erfolgen des Ministeriums sollten wir die Erwartungen wohl nicht zu hoch setzen. Schließlich war Black bereits ein Jahr nach seiner Flucht wieder für kurze Zeit in den Händen des Ministeriums, bis ihm wiederum unter spektakulären Umständen die Flucht gelang. Diese Erfolge von Black lassen sich nur durch die Anwendung der dunklen Künste erklären.
Vielleicht sollte aber gerade Blacks Flucht Anlass geben darüber nachzudenken, ob die Dementoren als Wachen von Azkaban wirklich geeignet waren.
Hermine hob den Kopf und sah Ron und Harry nachdenklich an. "Also hatte Dumbledore recht," flüsterte sie, "die Dementoren haben sich auf die Seite von Du-Weißt-Schon-Wem gestellt!" Ron runzelte die Stirn. "Und in dem Artikel stand natürlich wieder mal kein Wort davon, dass er zurück ist," murmelte er. "Echt typisch Fudge, der würde es noch leugnen, wenn Du-Weißt-Schon-Wer im Ministerium auf dem Tisch tanzen würde!" Harry seufzte. "Armer Snuffles – ich glaube, diesen Artikel sollte er besser nicht sehen!"
Der Unterricht in Geschichte gegen die dunklen Künste verging an diesem Tag für Harry langsamer, als in der vergangenen Woche – nicht, weil ihn das Thema weniger interessiert hätte oder Professor Truman den Unterricht langweiliger gestaltet hätte als sonst, sondern weil er nervös war. Professor Lupin oder Sirius gegenüber hätte er es nie zugegeben, aber er machte sich durchaus Sorgen wegen des Patronus-Unterrichts. Das Problem an der Sache war, dass ja nicht er selber den Patronus erzeugen musste – er war sich sicher, dass er das schaffen würde, schließlich hatte es auch beim Trimagischen Turnier geklappt – sondern dass seine Mitschüler es üben sollten – und er konnte sich noch gut daran erinnern, wie lange er selbst gebraucht hatte, um einen auch nur halbwegs akzeptablen Patronus zu beschwören, der verhinderte, dass er ohnmächtig wurde.
Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er damals zwei Jahre jünger gewesen war, als seine Mitschüler es jetzt waren, und dass ihre Fähigkeiten die seinen von damals also übersteigen mussten. Außerdem war Professor Lupin anwesend, und der würde sicherlich auf ihn aufpassen.
Schließlich war der Geschichtsunterricht zu Ende, und Harry beeilte sich, in Lupins Klassenzimmer zu kommen. Hermine und Ron begleiteten ihn, beide nicht gerade überzeugt davon, dass es eine gute Idee war, Harry einem Dementor auszusetzen. Beide hatten versucht, es ihm auszureden, aber Harry hatte seine Entscheidung getroffen und war fest entschlossen, dabei zu bleiben. Was er zu Professor Lupin gesagt hatte, war wirklich seine feste Überzeugung: jeder sollte die Chance bekommen, die Verteidigung gegen Dementoren zu lernen, und nachdem an diesem Morgen der Artikel über die Dementoren aus Azkaban im Tagespropheten erschienen war, galt das um so mehr.
Professor Lupin begann die Stunde mit einer kurzen Wiederholung des zuvor durchgenommenen Stoffs und einer "Trockenübung" des Patronus-Zaubers, bevor er Harry zu sich nach vorne bat. Dann sagte er: "Ich habe euch in der letzten Woche für heute eine praktische Übung versprochen. Da wir schlecht einen echten Dementor in die Schule holen können, hat sich Harry für Übungen mit einem Boggart zur Verfügung gestellt. Ihr habt sicherlich alle gehört, dass ich Harry vor zwei Jahren wegen – gewisser Ereignisse Unterricht gegeben habe, und er hat seine Lektionen gut gelernt.
Ich habe einen Boggart besorgen können, er wartet im Verwandlungsklassenzimmer auf uns. Professor McGonagall war so freundlich, uns den Raum zu überlassen, weil er größer ist als dieser hier. Wenn ihr mir folgen würdet?"
Der Boggart war in einem Schrank untergebracht, in dem Professor McGonagall normalerweise besonders gut gelungene Übungsstücke ihrer Schüler aufbewahrte, um sie späteren Generationen als leuchtende Beispiele vor Augen zu führen.
Professor Lupin forderte die Schüler auf, vor dem Schrank ausreichend Platz zu lassen, um den Boggart nicht zu verwirren. "Ich werde euch einzeln aufrufen, um den Zauber zu wirken. Ihr werdet ungefähr fünf Schritte seitlich von Harry bleiben – es ist nicht notwendig, näher zu kommen. Harry, würdest du uns den Zauber einmal vorführen?" Harry nickte und zog seinen Zauberstab, während die anderen zurückwichen und Professor Lupin neben den Schrank trat.
"Bereit?" Harry nickte wieder, und der Lehrer öffnete die Schranktüren. Heraus schwebte eine mit einem Kapuzenumhang verhüllte Figur. Das Gesicht der Kreatur lag im Schatten der Kapuze, aber unter dem Umhang war eine schorfige, glitzernde Hand zu sehen. Im Raum wurde es kalt, und die Kerzen verlöschten flackernd, während in Harrys Kopf leise Schreie aufklangen, die allmählich lauter wurden. Harry konzentrierte sich stark auf einen glücklichen Moment – er entschied sich für das Endspiel der Quidditch-Weltmeisterschaft und die Freude, die er empfunden hatte, als er zum ersten Mal eine Profi-Mannschaft spielen sah – und richtete den Zauberstab auf den Boggart-Dementor. "Expecto Patronum!" Aus seinem Zauberstab schoss eine riesige, silbrige Gestalt und umkreiste die Kreatur in anmutigem Galopp. Der Boggart wich zurück in den Schrank, und Professor Lupin schlug die Tür wieder zu. Sofort verschwand der Patronus, es wurde wärmer und die Lichter gingen wieder an.
Harry sah in die plötzlich recht blassen Gesichter seiner Mitschüler und grinste. "Das war eine sehr schöne Demonstration, Harry." Er drehte sich um und sah Professor Lupin neben sich stehen, der gerade dabei war, eine große Tafel Schokolade in Stücke zu brechen. "Hier, iss das, bevor wir weitermachen." Er reichte Harry ein Stück und trat dann zu den anderen, von denen auch jeder Schokolade bekam. Als er die Runde beendet hatte, war nur noch die Hälfte der Tafel übrig. Professor Lupin legte den Rest auf einen der Tische und wandte sich dann wieder an die Schüler.
"Ich möchte, dass ihr euch jetzt alle einen Moment lang ein glückliches Ereignis in Erinnerung ruft. Was es ist, ist völlig egal, aber es muss etwas sein, was euch wirklich glücklich gemacht hat. Konzentriert euch darauf, wie ihr euch gefühlt habt, und versucht, dieses Gefühl festzuhalten. – Harry, bist du wieder bereit? Gut. Wer möchte es dann als erstes versuchen?" Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, schoss Hermines Hand in die Höhe, und Professor Lupin nickte ihr zu. Sie trat vor und zog den Zauberstab.
Wieder öffnete Professor Lupin die Schranktür und der Dementor glitt heraus. Die Schreie setzten ein, dieses Mal lauter als zuvor. Harry fing an zu zittern, biss aber die Zähne zusammen und achtete darauf, Hermine nicht anzusehen, um sie nicht abzulenken. Hermine selbst schloss für einen winzigen Moment die Augen, dann hob sie den Zauberstab und rief: "Expecto Patronum!" Die Gestalt, die aus ihrem Zauberstab hervorbrach, war recht groß und glitzerte silbrig. Sobald sie zwischen Harry und dem Boggart-Dementor war, verblassten die Schreie in Harrys Kopf zu einem leisen Summen. Ihm war zwar immer noch kalt, aber seine Gedanken waren weitgehend klar, auch wenn Hermines Patronus den Dementor nur langsam zurückdrängte.
Die Schranktür klappte zu, und Licht und Wärme kehrten in das Klassenzimmer zurück. Professor Lupin musterte Harry besorgt, dann reichte er ihm einen großen Schokoladenriegel. Während er auch Hermine ein besonders großes Stück reichte, sagte er an die Klasse gewandt: "Bedient euch selbst mit der Schokolade, es ist genügend da. – Hermine, ich werde Harry den ersten Kommentar überlassen. Ihr könnt euch so lange hinsetzen." Er nickte Harry zu und nahm selbst auf der Schreibtischkante Platz. Harry sank auf einen Stuhl und sah ihn fragend an. Was sollte er denn jetzt sagen? Professor Lupin lächelte ihm zu. "Na los, Harry, was hattest du für einen Eindruck von Hermines Patronus?" Harry schluckte und vermied es, Hermine anzusehen, als er sagte: "Naja, er war ziemlich gut, würde ich sagen. Er hat den Dementor sofort abgeschottet, und er hat ihn zurückgetrieben, nicht wahr?"
Lupin nickte. "Ja, es war ein sehr guter erster Versuch. Aber es gab deutliche Unterschiede zu Harrys Patronus. Wer kann mir sagen, welche? Ja, Parvati?" Parvati Patil strich nervös ihre Haare über die Schulter zurück und sagte dann errötend: "Es war eine andere Gestalt. Harrys war ein Hirsch – Hermines eine Katze, aber sie war ein bisschen verschwommener." "Richtig, das war der hauptsächliche Unterschied. Was können wir daraus ableiten, dass die Patroni verschiedene Gestalten hatten? Ron?" Ron grinste und sagte: "Es gibt keinen allgemeinen Patronus, er ist immer individuell." Lupin nickte. "Genauso ist es, und darin liegt auch die Kraft des Patronus. Er ist eine Projektion unserer stärksten, positiven Gefühle, und da die für jeden anders sind, ist auch jeder Patronus anders." Er machte eine kleine Pause, dann fragte er: "Harry, bist du für einen weiteren Versuch bereit?"
Harry stand auf. "Mir geht's gut." Es war noch nicht einmal eine Lüge, dank der Schokolade fühlte er sich wirklich wohl. Außerdem war seine anfängliche Nervosität wie weggeblasen. Es war wie beim Quidditch – sobald er erst einmal auf dem Spielfeld war, waren alle Befürchtungen vergessen.
Harry wurde aus seinen Betrachtungen gerissen, als Professor Lupin Parvati aufrief. Sie kam mit gezierten Schritten nach vorn, warf Professor Lupin einen koketten Blick zu und zog den Zauberstab.
Als der Dementor dieses Mal aus dem Schrank glitt, spürte Harry die Kälte deutlich stärker als bei den ersten Versuchen, und auch die Schreie seiner Mutter waren viel deutlicher als zuvor.
"Expecto Patronum!" Ein silberner Schatten löste sich aus Parvatis Zauberstab und waberte fast konturlos zwischen Harry und dem Dementor. Der Dementor blieb stehen, aber die Schreie wurden kaum leiser, und Harrys Blick verschleierte sich. Er tastete mühsam nach seinem eigenen Zauberstab, um das Gefühl zu beenden, aber er schien sich im Stoff seiner Tasche verhakt zu haben.
Eine Mädchenstimme rief etwas, was er nicht richtig verstehen konnte, ein weitere silberner Schatten, noch schwächer als der erste, schob sich vor Harry, und dann war plötzlich alles vorbei. Die Schreie in seinem Kopf verstummten, das Licht kehrte in den Raum zurück und es wurde wärmer, auch wenn Harry sich noch immer klamm fühlte. Er blinzelte zweimal und sah gerade noch, wie Professor Lupin, der sich in einen silbrigen Ball verwandelte hatte, in den Schrank zurücktrieb.
Sobald die Schranktür geschlossen war, eilte sein Lehrer zu ihm, drückte ihn wieder auf den Stuhl und reichte ihm einen Schokofrosch. "Hier, Harry, iss das. Du auch, Parvati." Er drehte sich zu dem zitternden Mädchen um, führte sie sanft zu einem anderen Stuhl und gab auch ihr einen Schokofrosch. Parvati biss ein kleines Stück davon ab und sah ihren Lehrer mit großen Augen an. Dann flüsterte sie: "Es tut mir leid, ich habe es nicht geschafft, es war keine Absicht..." "Natürlich war es das nicht. Parvati, mach dir keinen Vorwürfe, du hast immerhin einen Patronus erzeugt, und ich bin sicher, dass dir mit etwas mehr Übung auch ein stärkerer gelingen wird." Parvati nickte unsicher, immer noch sehr blass. Dann murmelte sie: "Aber Harry..." Professor Lupin schüttelte leicht den Kopf. "Harry wusste, worauf er sich einlässt, und ich glaube nicht, dass er dir auch nur im entferntesten böse ist."
"Ach Quatsch, wieso sollte ich denn?" Harry, der sich nach dem Schokofrosch besser fühlte, stand auf und ging zu Parvati und Professor Lupin hinüber. Dann grinste er seine Mitschülerin an. "Hey, mach dir keine Sorgen, mir geht es gut. Noch ein Schokofrosch, und der nächste kann kommen!" Professor Lupin wandte ihm den Blick zu und lächelte halb amüsiert. "Den Schokofrosch kannst du gerne bekommen, aber für heute reicht es. Doch Harry, ich meine das ernst – Madam Pomfrey würde mich wahrscheinlich in der Luft zerreißen und dann an Snuffles verfüttern, wenn ich dir mehr als drei Versuche an einem Tag zumuten würde, und sie hätte recht. Außerdem ist die Stunde gleich vorbei.
Als Hausaufgabe schreibt ihr bitte bis Freitag eine Zusammenfassung der heutigen Stunde und ihrer Ergebnisse. Ach ja, die Punkte – sagen wir zwanzig für Harry, für den ersten Patronus und seinen Mut, zehn für Hermines Patronus und fünf für Parvatis. Außerdem für Parvati und Ron je drei Punkte für richtig beantwortete Fragen. Das war für heute alles."
Die Schüler erhoben sich langsam, alle von den an diesem Tag gesehenen Dementoren noch zu beeindruckt, um in die übliche Aufbruchshektik zu verfallen. Harry, Ron und Hermine verließen den Klassenraum als letzte. Als sie schon fast an der Tür waren, rief Professor Lupin noch einmal zurück. "Harry, ich würde dich heute nach dem Unterricht gerne in meinem Büro sehen – zur Nachbesprechung." Harry nickte und verließ dann den Klassenraum in Richtung der Großen Halle, wo das Mittagessen bald bereitstehen würde.
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Wieder eins zu Ende – zufrieden, Matjes? Kapitel 6 wird kürzer, aber dafür dauert es auch hoffentlich nicht so lange, bis ich es hochladen kann – es geht dann um Tränke und Quidditch...
Bekomme ich ein paar Reviews? Das wäre schön... ich will doch wissen, wie es euch gefallen hat, und ob ich was anders machen soll!
