Wie, nur ein Review? Danke für deine Treue, Matjes, und sorry, das es so
lange gedauert hat, aber ich hatte noch auf etwas mehr gehofft. War ich zu
gemein? War das die Strafe?
Wie auch immer, hier kommt Kapitel 8...
Lisande Career und Francis Truman gehören mir. Moussa wird bald erwürgt, wenn er Morgens weiterhin solchen Terror macht, wie heute - und alle wiedererkannten Personen gehören selbstverständlich J. K. Rowling!
Kapitel 8 - Remus I
Harry nickte, und Sirius schüttelte nachdenklich den Kopf. Schließlich sagt er ruhig: "Ich glaube, ich habe die Dame unterschätzt." Dann drehte er sich zu Professor Lupin um, schlug ihm leicht mit dem Handrücken gegen den Oberarm und sagte gereizt: "Und du hör auf zu lachen, das ist nicht lustig!" Professor Lupin ließ die Hände sinken, und Harry stellte erstaunt fest, dass seine Schultern tatsächlich von unterdrücktem Gelächter bebten. Was immer ihn so erheiterte musste so lustig sein, dass er sogar Lachtränen in den Augen stehen hatte. "Tut mir leid, Padfoot," grinste er, wobei er nicht sehr überzeugend klang, "aber das ist lustig!" Dann fiel sein Blick auf Harry, der immer noch fassungslos zwischen den beiden hin und her sah. "Keine Sorge Harry, ich bin nicht verrückt geworden. Du kannst nur nicht verstehen, warum ich mich gerade so amüsiere, weil du etwas nicht weißt - nicht wissen kannst, weil wir es geheimgehalten haben. Zunächst mal mach dir keine Sorgen, Professor Truman ist keine Gefahr für Sirius - sie ist meine Schwester. Meine Halbschwester, um genau zu sein. Und sie weiß ganz genau, dass Sirius hier ist, sie weiß sogar, in welcher Gestalt."
Harry klappte der Kiefer hinunter. Damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet, obwohl es den vertrauten Umgang zwischen Professor Lupin und Professor Truman natürlich erklärte. Eines erklärte es aber nicht: "Aber - was hat sie denn dann damit gemeint, dass sie hinter ihm her ist - oder hat sie gar nicht von Sirius gesprochen?" Lupin grinste, was ihm einen bösen Blick von Sirius einfing. "Doch, doch, das hat sie - aber ich glaube, das sollte er dir selber erklären!" Sirius schüttelte den Kopf. "Dazu hast du viel zu viel Spaß dabei, Moony, den möchte ich dir nicht verderben. Erzähl es ihm ruhig, ich denke so lange schon mal über meine Fluchtchancen nach." Lupin grinste noch etwas breiter, falls das überhaupt möglich war, und räusperte sich. "Nunja, Harry, es gibt da noch eine andere Art, auf die eine Frau hinter einem her sein kann. Und soweit ich es beurteilen kann, ist Francis hinter Sirius her, seit sie elf ist. Sie ist sechs Jahre jünger als wir, musst du wissen."
Harry sah kurz von Professor Lupin zu Sirius, der irgendwie ziemlich nachdenklich aussah, und murmelte dann: "Ach so meinte sie das! Da wäre ich nie drauf gekommen, wir haben gedacht, dass Sie mit ihr zusammen sind!" Jetzt war es Sirius, der lachte, während Professor Lupin eine Augenbraue hochzog. "Ach habt ihr das? Mir ist schon aufgefallen, dass da Gerüchte kursieren, aber ich weiß im Moment nicht, was man dagegen tun kann." Harry sah ihn verwirrt an. "Ähm, verzeihen Sie, aber - warum sagen Sie nicht einfach, dass Sie Geschwister sind?"
Professor Lupin seufzte. "Weil ich eigentlich nicht will, dass es jemand erfährt. Du musst das verstehen, Harry - als Francis hier nach Hogwarts gekommen ist, hatte ich Angst davor, dass irgendwann mal jemand erfahren könnte, dass ich ein Werwolf bin. Wenn das damals herausgekommen wäre, dann hätte ich die Schule verlassen müssen, und ich wollte nicht, dass man Francis dann mit mir in Verbindung bringt, weil ich befürchtet habe, dass sie dann auch gehen müsste. Jetzt wissen alle, dass ich ein Werwolf bin, und ich werde deshalb angefeindet - und deshalb will ich immer noch nicht, dass man uns in Verbindung bringt. Aber wir haben offenbar nicht genügend aufgepasst. Francis ist vor zweieinhalb Jahren, kurz bevor ich zum ersten Mal nach Hogwarts gekommen bin, zu mir gezogen und wir sind offenbar im letzten Jahr zu vertraut miteinander geworden, das ist euch - und ich glaube, auch anderen - ja aufgefallen. Naja, wir müssen sehen, wie wir damit umgehen, aber jedenfalls weißt du jetzt Bescheid. Du kannst es Ron und Hermine übrigens gerne erzählen, ich vertraue darauf, dass ihr drei es für euch behaltet."
Harry nickte und sah dann nochmals zu Sirius hinüber. Sein Pate sah immer noch nachdenklich aus, und Harry beschloss, die Frage, wie er denn über Professor Trumans Absichten dachte, zumindest für den Moment für sich zu behalten.
Nachdem Harry sein Büro verlassen hatte, saß Remus Lupin noch lange nachdenklich am Tisch, während sein Tee langsam kalt wurde.
*
Erster September, kurz vor elf Uhr, King's Cross. Das magische Gleis 9 ¾ quoll über mit Kindern und Jugendlichen zwischen elf und siebzehn Jahren, Haustieren und Eltern. In all diesem Gewühl stand der siebzehnjährige James Potter und hielt Ausschau nach seinen Freunden Sirius Black und Remus Lupin. Der vierte im Bunde, Peter Pettigrew, war bereits im Zug und reservierte ein Abteil.
Auf der anderen Seite der magischen Sperre hetzten zwei Jungen von etwa siebzehn Jahren mit großen Gepäckkarren auf die Bahnsteige Nr. 9 und 10 zu. Kurz vor elf - sie mussten sich wirklich beeilen, um den Hogwarts-Express noch zu erwischen. Der vordere der beiden, ein wirklich gut aussehender Typ mit schwarzen Haaren, sah sich kurz nach seinem Freund um, der irgendwie krank aussah. "He, Moony, beeil' dich - es ist kurz vor elf!" Der so angesprochene nickte und legte etwas an Tempo zu. Kurz darauf kamen sie an die Barriere zwischen den Muggel-Gleisen neun und zehn. Sie sahen sich kurz um - kein Muggel durfte mitbekommen, wie sie Gleis 9 ¾ erreichten. "Okay," murmelte der Schwarzhaarige, "kein Muggel in Sicht. Los geht's!" "Sirius, warte!" Sein Freund, den er mit "Moony" angesprochen hatte, hielt ihn zurück. "Siehst du die Kleine da drüben? Ich glaube, die weiß nicht, wie sie zum Gleis kommen soll." Sirius folgte seinem Blick und sah ein kleines Mädchen mit kupferroten Locken, das ebenfalls einen hochbeladenen Gepäckwagen vor sich herschob. Oben auf dem Wagen war ein Korb, in dem eine helle Katze mit braunem Gesicht kläglich miaute. Sirius nickte. Die Kleine sah wirklich orientierungslos aus. Er warf seinem Freund einen kurzen Blick zu. "Gut, Remus, pass auf. Du gehst vor, sonst machen sich Prongs und Wormtail noch Sorgen, wo wir bleiben. Ich kümmere mich um die Kurze." Remus nickte. Nach einem weitere Blick in die Runde schob er seinen Wagen auf die Barriere zu und war kurz darauf verschwunden. Sirius machte ein paar Schritte auf das Mädchen zu und tippte ihr auf die Schulter. "He du, suchst du was?" Die Kleine drehte sich um und sah ihn aus großen, grauen Augen an, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Sirius schob den Gedanken zur Seite. Blödsinn, er hatte das Mädchen noch nie gesehen. "Ja - ich suche ein Gleis, aber ich glaube, das gibt es gar nicht. Hast du schon mal was von Gleis 9 ¾ gehört?" Sirius lachte. "Ich habe mir schon gedacht, dass du nach Hogwarts willst. Hör zu, wir müssen uns beeilen. Siehst du die Absperrung da, zwischen Gleis 9 und 10? Sie sieht massiv aus, ist es aber nicht. Du läufst einfach darauf zu - wenn du Angst hast, rennst du besser." Das Mädchen warf ihm einen beleidigten Blick zu. "Ich habe keine Angst!" Sie drehte mit einigen Schwierigkeiten ihren Gepäckwagen, schob ihn an und rannte dann auf die Barriere zu. Sirius blieb dicht hinter ihr - die Zeit wurde wirklich knapp.
Als Sirius den Bahnsteig erreichte, war er fast leer. Gerade stiegen die letzten Schüler ein. Am Ende des Zuges entdeckte er James Potter, der ihm zuwinkte. "Na endlich, Padfoot, ich dachte schon, wir müssten dieses Jahr auf dich verzichten! Komm, beeil' dich." Sirius hob den schweren Koffer ohne sichtbare Mühe vom Wagen und brachte ihn in den Zug. James gab dem Gepäckwagen einen Tritt zur Seite und stieg dann ebenfalls ein. Der Zug ruckte an und fuhr los. James hielt Sirius auf, bevor der das Abteil betreten konnte. "Warte mal. Bevor wir da rein gehen - wie geht es Remus?" James sah seinen Freund besorgt an. Remus hatte keine schönen Ferien hinter sich - sein Vater war drei Wochen vor deren Ende gestorben. Da auch seine Mutter tot war, hatte er jetzt niemanden mehr, und deshalb hatte Sirius sich kurzerhand während der letzten zwei Ferienwochen selbst bei Remus eingeladen. Sirius seufzte leise. "Es geht ihm gar nicht gut. Das mit seinem Vater hat ihn schwer mitgenommen, und der letzte Vollmond war grauenvoll - so sehr hat er noch nie getobt. Ich bin fast nicht mit ihm fertig geworden." James nickte bedrückt. "Ich habe es befürchtet - er sieht entsetzlich aus. Hallo Wormtail, wir kommen schon." Peter Pettigrew war in der Abteiltür aufgetaucht - ein kleiner, pummeliger Junge, der, obwohl im gleichen Alter, wesentlich jünger aussah als seine Freunde. Sirius und James folgten ihm ins Abteil, wo Remus gerade dabei war, den Koffer von Peter daran zu hindern, vom Gepäckregal zu rutschen. Als er ihn sicher verstaut hatte, sprang er vom Sitz und ließ sich statt dessen darauf nieder. James, Sirius und Peter belegten die anderen Sitze mit Beschlag und begannen sich zu unterhalten. Nach zwei langen Ferienmonaten waren die Marauders endlich wieder vereint.
"Was meint ihr, wie viele von den Neuen kommen dieses Jahr nach Griffindor? Wir könnten mal wieder würdigen Nachwuchs gebrauchen, schließlich sind wir nur noch ein Jahr da!" Sirius grinste. Es war ziemlich offensichtlich, dass er damit keine Musterschüler meinte. Remus lächelte schwach. Auch wenn es ihm nicht gut ging, gab er sich alle Mühe, sich nicht gehen zu lassen. "Wer weiß, vielleicht haben wir eine ja schon kennengelernt." Peter sah verwirrt aus. "Wieso?" James schüttelte den Kopf. "Ach Wormtail, hörst du eigentlich nie zu? Moony hat uns doch von der Kleinen erzählt, die Padfoot mit alt bewährtem Charme zum Gleis gebracht hat!" "Ja, aber wieso meint ihr, dass sie nach Griffindor kommt?" Dieses Mal war es Sirius, der antwortet: "Weil sie ein ziemlich freches kleines Ding zu sein scheint, deshalb. Und sie hatte nicht die geringste Scheu, durch die Barriere zu gehen. Also für Hufflepuff zu frech, für Ravenclaw zu mutig - und Slytherin? Nein, ich glaube nicht. Ach übrigens, Prongs - wo steckt Lily?" James lächelte. "Sie ist ein Abteil weiter, mit ein paar anderen Mädchen. Aber wahrscheinlich kommt sie nachher noch zu uns." Sirius grinste breit. "Na, das wollen wir doch hoffen - wie solltest du Ärmster nur die ganze lange Fahrt ohne sie überstehen?"
Lily kam mittags ins Abteil der Jungen, kurz nachdem die nette Hexe mit Ihrem Imbisswagen dagewesen war. Sie und James begrüßten sich mit einem langen Kuss, der Sirius breit grinsen ließ. Als Lily sich neben James setzte, fragte er: "He - und wer küsst mich?" Lily lachte. Sie war ein ausgesprochen hübsches Mädchen mit strahlenden, grünen Augen. "Du wirst schon nicht zu kurz kommen, Sirius, da habe ich keine Sorgen!" Sirius sah sie mit großen, fragenden Augen an. "Ich weiß gar nicht, was du meinst!" Sein unschuldiger Gesichtsausdruck entlockte selbst Remus ein herzliches Lachen. Es war nun wirklich kein Geheimnis, dass Sirius bei den Hexen in Hogwarts äußerst beliebt war. Lily lächelte ihn strahlend an. "Aber wenn du Sorgen hast - nebenan sitzt Sibyll Trelawny, vielleicht soll ich sie mal rüberholen?" Sirius stöhnte. "Lass mich bloß mit der schwebenen Jungfrau in Ruhe!" Lily kicherte. "Wieso? Ich glaube, sie steht auf dich!" Sirius verdrehte die Augen. "Wenn sie auf jeden steht, dem sie alle paar Minuten drohendes Unheil vorhersagt, dann magst du recht haben. Ich für meinen Teil bin ganz froh, dass wir die Hufflepuffs nicht allzuhäufig sehen!" Lily kicherte noch etwas mehr. Sibyll Trelawny war nur in einem einzigen Fach gut, und das war Wahrsagen - wobei niemand so genau wusste, ob sie wirklich etwas in Teebleättern, Lebenslinien und Kristallkugeln erkennen konnte oder ob sie nur ganz genau wusste, was die Professorin hören wollte. Seit zwei Jahren hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, jedem, der es hören wollte (und ganz nebenbei auch allen, die es nicht hören wollten und nicht schnell genug kehrt machten) die Zukunft vorherzusagen - bevorzugterweise mit schrecklichen Krankheiten und anderen Unglücksfällen. Sirius war ihr Lieblingsopfer - böse Zungen behaupteten, dass sie ihm so gerne wahrsagte, weil sie bei ihm immer richtig lag, wenn sie ihm Unheil vorhersagte, denn seine nächste Strafarbeit lag nie länger als zwei Wochen entfernt.
Der Zug lief im Bahnhof in Hogsmeade ein, als es bereits dunkel war. Lily war kurz zuvor in ihr Abteil zurück gegangen, um sich ihre Hogwarts-Roben anzuziehen, und auch die Jungen hatten sich umgezogen. Als James sich seinen Umhang umwarf, blitzte ein Anstecker auf. Sirius hielt James, der sich gerade umdrehen wollte, fest. "Moment mal - Prongs, du bist Schulsprecher? Und das erfahren wir erst jetzt?" James grinste etwas verlegen. "Naja, ich wollte nicht damit angeben und dachte, ihr findet es schon so raus. Lily ist übrigens Schulsprecherin."
Auf dem Bahnsteig herrschte das übliche Gewimmel. An einem Ende tauchte eine riesige Gestalt auf. "Erstklässler zu mir! James, Lily, Remus, Sirius, Peter - alles in Ordnung?" Die vier verzichteten auf eine Antwort und winkten Hagrid nur zu - bei dem Lärm auf dem Bahnsteig, den Hagrids tiefe Stimme mühelos übertönte, hätte er sie wahrscheinlich nicht gehört. Die vier kletterten in eine der bereitstehenden Kutschen, die sich gleich darauf in Richtung Hogwarts in Bewegung setzte.
---------------- Na, überrascht - oder habt ihr damit gerechnet?
Die nächsten Kapitel werden den Remus-Rückblick noch weiter ausbauen. Eigentlich hatte ich ein seeehr langes Kapitel gebastelt, habe mir dann aber überlegt, dass es wahrscheinlich einfacher zu lesen ist, wenn ich es in mehrere normal lange aufteile. Ich denke mal, dass ich dafür immer zwei gleichzeitig hochladen werde, und in möglichst kurzen Abständen. Aber nur, wenn ich ein paar Reviews bekomme!
Lisande Career und Francis Truman gehören mir. Moussa wird bald erwürgt, wenn er Morgens weiterhin solchen Terror macht, wie heute - und alle wiedererkannten Personen gehören selbstverständlich J. K. Rowling!
Kapitel 8 - Remus I
Harry nickte, und Sirius schüttelte nachdenklich den Kopf. Schließlich sagt er ruhig: "Ich glaube, ich habe die Dame unterschätzt." Dann drehte er sich zu Professor Lupin um, schlug ihm leicht mit dem Handrücken gegen den Oberarm und sagte gereizt: "Und du hör auf zu lachen, das ist nicht lustig!" Professor Lupin ließ die Hände sinken, und Harry stellte erstaunt fest, dass seine Schultern tatsächlich von unterdrücktem Gelächter bebten. Was immer ihn so erheiterte musste so lustig sein, dass er sogar Lachtränen in den Augen stehen hatte. "Tut mir leid, Padfoot," grinste er, wobei er nicht sehr überzeugend klang, "aber das ist lustig!" Dann fiel sein Blick auf Harry, der immer noch fassungslos zwischen den beiden hin und her sah. "Keine Sorge Harry, ich bin nicht verrückt geworden. Du kannst nur nicht verstehen, warum ich mich gerade so amüsiere, weil du etwas nicht weißt - nicht wissen kannst, weil wir es geheimgehalten haben. Zunächst mal mach dir keine Sorgen, Professor Truman ist keine Gefahr für Sirius - sie ist meine Schwester. Meine Halbschwester, um genau zu sein. Und sie weiß ganz genau, dass Sirius hier ist, sie weiß sogar, in welcher Gestalt."
Harry klappte der Kiefer hinunter. Damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet, obwohl es den vertrauten Umgang zwischen Professor Lupin und Professor Truman natürlich erklärte. Eines erklärte es aber nicht: "Aber - was hat sie denn dann damit gemeint, dass sie hinter ihm her ist - oder hat sie gar nicht von Sirius gesprochen?" Lupin grinste, was ihm einen bösen Blick von Sirius einfing. "Doch, doch, das hat sie - aber ich glaube, das sollte er dir selber erklären!" Sirius schüttelte den Kopf. "Dazu hast du viel zu viel Spaß dabei, Moony, den möchte ich dir nicht verderben. Erzähl es ihm ruhig, ich denke so lange schon mal über meine Fluchtchancen nach." Lupin grinste noch etwas breiter, falls das überhaupt möglich war, und räusperte sich. "Nunja, Harry, es gibt da noch eine andere Art, auf die eine Frau hinter einem her sein kann. Und soweit ich es beurteilen kann, ist Francis hinter Sirius her, seit sie elf ist. Sie ist sechs Jahre jünger als wir, musst du wissen."
Harry sah kurz von Professor Lupin zu Sirius, der irgendwie ziemlich nachdenklich aussah, und murmelte dann: "Ach so meinte sie das! Da wäre ich nie drauf gekommen, wir haben gedacht, dass Sie mit ihr zusammen sind!" Jetzt war es Sirius, der lachte, während Professor Lupin eine Augenbraue hochzog. "Ach habt ihr das? Mir ist schon aufgefallen, dass da Gerüchte kursieren, aber ich weiß im Moment nicht, was man dagegen tun kann." Harry sah ihn verwirrt an. "Ähm, verzeihen Sie, aber - warum sagen Sie nicht einfach, dass Sie Geschwister sind?"
Professor Lupin seufzte. "Weil ich eigentlich nicht will, dass es jemand erfährt. Du musst das verstehen, Harry - als Francis hier nach Hogwarts gekommen ist, hatte ich Angst davor, dass irgendwann mal jemand erfahren könnte, dass ich ein Werwolf bin. Wenn das damals herausgekommen wäre, dann hätte ich die Schule verlassen müssen, und ich wollte nicht, dass man Francis dann mit mir in Verbindung bringt, weil ich befürchtet habe, dass sie dann auch gehen müsste. Jetzt wissen alle, dass ich ein Werwolf bin, und ich werde deshalb angefeindet - und deshalb will ich immer noch nicht, dass man uns in Verbindung bringt. Aber wir haben offenbar nicht genügend aufgepasst. Francis ist vor zweieinhalb Jahren, kurz bevor ich zum ersten Mal nach Hogwarts gekommen bin, zu mir gezogen und wir sind offenbar im letzten Jahr zu vertraut miteinander geworden, das ist euch - und ich glaube, auch anderen - ja aufgefallen. Naja, wir müssen sehen, wie wir damit umgehen, aber jedenfalls weißt du jetzt Bescheid. Du kannst es Ron und Hermine übrigens gerne erzählen, ich vertraue darauf, dass ihr drei es für euch behaltet."
Harry nickte und sah dann nochmals zu Sirius hinüber. Sein Pate sah immer noch nachdenklich aus, und Harry beschloss, die Frage, wie er denn über Professor Trumans Absichten dachte, zumindest für den Moment für sich zu behalten.
Nachdem Harry sein Büro verlassen hatte, saß Remus Lupin noch lange nachdenklich am Tisch, während sein Tee langsam kalt wurde.
*
Erster September, kurz vor elf Uhr, King's Cross. Das magische Gleis 9 ¾ quoll über mit Kindern und Jugendlichen zwischen elf und siebzehn Jahren, Haustieren und Eltern. In all diesem Gewühl stand der siebzehnjährige James Potter und hielt Ausschau nach seinen Freunden Sirius Black und Remus Lupin. Der vierte im Bunde, Peter Pettigrew, war bereits im Zug und reservierte ein Abteil.
Auf der anderen Seite der magischen Sperre hetzten zwei Jungen von etwa siebzehn Jahren mit großen Gepäckkarren auf die Bahnsteige Nr. 9 und 10 zu. Kurz vor elf - sie mussten sich wirklich beeilen, um den Hogwarts-Express noch zu erwischen. Der vordere der beiden, ein wirklich gut aussehender Typ mit schwarzen Haaren, sah sich kurz nach seinem Freund um, der irgendwie krank aussah. "He, Moony, beeil' dich - es ist kurz vor elf!" Der so angesprochene nickte und legte etwas an Tempo zu. Kurz darauf kamen sie an die Barriere zwischen den Muggel-Gleisen neun und zehn. Sie sahen sich kurz um - kein Muggel durfte mitbekommen, wie sie Gleis 9 ¾ erreichten. "Okay," murmelte der Schwarzhaarige, "kein Muggel in Sicht. Los geht's!" "Sirius, warte!" Sein Freund, den er mit "Moony" angesprochen hatte, hielt ihn zurück. "Siehst du die Kleine da drüben? Ich glaube, die weiß nicht, wie sie zum Gleis kommen soll." Sirius folgte seinem Blick und sah ein kleines Mädchen mit kupferroten Locken, das ebenfalls einen hochbeladenen Gepäckwagen vor sich herschob. Oben auf dem Wagen war ein Korb, in dem eine helle Katze mit braunem Gesicht kläglich miaute. Sirius nickte. Die Kleine sah wirklich orientierungslos aus. Er warf seinem Freund einen kurzen Blick zu. "Gut, Remus, pass auf. Du gehst vor, sonst machen sich Prongs und Wormtail noch Sorgen, wo wir bleiben. Ich kümmere mich um die Kurze." Remus nickte. Nach einem weitere Blick in die Runde schob er seinen Wagen auf die Barriere zu und war kurz darauf verschwunden. Sirius machte ein paar Schritte auf das Mädchen zu und tippte ihr auf die Schulter. "He du, suchst du was?" Die Kleine drehte sich um und sah ihn aus großen, grauen Augen an, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Sirius schob den Gedanken zur Seite. Blödsinn, er hatte das Mädchen noch nie gesehen. "Ja - ich suche ein Gleis, aber ich glaube, das gibt es gar nicht. Hast du schon mal was von Gleis 9 ¾ gehört?" Sirius lachte. "Ich habe mir schon gedacht, dass du nach Hogwarts willst. Hör zu, wir müssen uns beeilen. Siehst du die Absperrung da, zwischen Gleis 9 und 10? Sie sieht massiv aus, ist es aber nicht. Du läufst einfach darauf zu - wenn du Angst hast, rennst du besser." Das Mädchen warf ihm einen beleidigten Blick zu. "Ich habe keine Angst!" Sie drehte mit einigen Schwierigkeiten ihren Gepäckwagen, schob ihn an und rannte dann auf die Barriere zu. Sirius blieb dicht hinter ihr - die Zeit wurde wirklich knapp.
Als Sirius den Bahnsteig erreichte, war er fast leer. Gerade stiegen die letzten Schüler ein. Am Ende des Zuges entdeckte er James Potter, der ihm zuwinkte. "Na endlich, Padfoot, ich dachte schon, wir müssten dieses Jahr auf dich verzichten! Komm, beeil' dich." Sirius hob den schweren Koffer ohne sichtbare Mühe vom Wagen und brachte ihn in den Zug. James gab dem Gepäckwagen einen Tritt zur Seite und stieg dann ebenfalls ein. Der Zug ruckte an und fuhr los. James hielt Sirius auf, bevor der das Abteil betreten konnte. "Warte mal. Bevor wir da rein gehen - wie geht es Remus?" James sah seinen Freund besorgt an. Remus hatte keine schönen Ferien hinter sich - sein Vater war drei Wochen vor deren Ende gestorben. Da auch seine Mutter tot war, hatte er jetzt niemanden mehr, und deshalb hatte Sirius sich kurzerhand während der letzten zwei Ferienwochen selbst bei Remus eingeladen. Sirius seufzte leise. "Es geht ihm gar nicht gut. Das mit seinem Vater hat ihn schwer mitgenommen, und der letzte Vollmond war grauenvoll - so sehr hat er noch nie getobt. Ich bin fast nicht mit ihm fertig geworden." James nickte bedrückt. "Ich habe es befürchtet - er sieht entsetzlich aus. Hallo Wormtail, wir kommen schon." Peter Pettigrew war in der Abteiltür aufgetaucht - ein kleiner, pummeliger Junge, der, obwohl im gleichen Alter, wesentlich jünger aussah als seine Freunde. Sirius und James folgten ihm ins Abteil, wo Remus gerade dabei war, den Koffer von Peter daran zu hindern, vom Gepäckregal zu rutschen. Als er ihn sicher verstaut hatte, sprang er vom Sitz und ließ sich statt dessen darauf nieder. James, Sirius und Peter belegten die anderen Sitze mit Beschlag und begannen sich zu unterhalten. Nach zwei langen Ferienmonaten waren die Marauders endlich wieder vereint.
"Was meint ihr, wie viele von den Neuen kommen dieses Jahr nach Griffindor? Wir könnten mal wieder würdigen Nachwuchs gebrauchen, schließlich sind wir nur noch ein Jahr da!" Sirius grinste. Es war ziemlich offensichtlich, dass er damit keine Musterschüler meinte. Remus lächelte schwach. Auch wenn es ihm nicht gut ging, gab er sich alle Mühe, sich nicht gehen zu lassen. "Wer weiß, vielleicht haben wir eine ja schon kennengelernt." Peter sah verwirrt aus. "Wieso?" James schüttelte den Kopf. "Ach Wormtail, hörst du eigentlich nie zu? Moony hat uns doch von der Kleinen erzählt, die Padfoot mit alt bewährtem Charme zum Gleis gebracht hat!" "Ja, aber wieso meint ihr, dass sie nach Griffindor kommt?" Dieses Mal war es Sirius, der antwortet: "Weil sie ein ziemlich freches kleines Ding zu sein scheint, deshalb. Und sie hatte nicht die geringste Scheu, durch die Barriere zu gehen. Also für Hufflepuff zu frech, für Ravenclaw zu mutig - und Slytherin? Nein, ich glaube nicht. Ach übrigens, Prongs - wo steckt Lily?" James lächelte. "Sie ist ein Abteil weiter, mit ein paar anderen Mädchen. Aber wahrscheinlich kommt sie nachher noch zu uns." Sirius grinste breit. "Na, das wollen wir doch hoffen - wie solltest du Ärmster nur die ganze lange Fahrt ohne sie überstehen?"
Lily kam mittags ins Abteil der Jungen, kurz nachdem die nette Hexe mit Ihrem Imbisswagen dagewesen war. Sie und James begrüßten sich mit einem langen Kuss, der Sirius breit grinsen ließ. Als Lily sich neben James setzte, fragte er: "He - und wer küsst mich?" Lily lachte. Sie war ein ausgesprochen hübsches Mädchen mit strahlenden, grünen Augen. "Du wirst schon nicht zu kurz kommen, Sirius, da habe ich keine Sorgen!" Sirius sah sie mit großen, fragenden Augen an. "Ich weiß gar nicht, was du meinst!" Sein unschuldiger Gesichtsausdruck entlockte selbst Remus ein herzliches Lachen. Es war nun wirklich kein Geheimnis, dass Sirius bei den Hexen in Hogwarts äußerst beliebt war. Lily lächelte ihn strahlend an. "Aber wenn du Sorgen hast - nebenan sitzt Sibyll Trelawny, vielleicht soll ich sie mal rüberholen?" Sirius stöhnte. "Lass mich bloß mit der schwebenen Jungfrau in Ruhe!" Lily kicherte. "Wieso? Ich glaube, sie steht auf dich!" Sirius verdrehte die Augen. "Wenn sie auf jeden steht, dem sie alle paar Minuten drohendes Unheil vorhersagt, dann magst du recht haben. Ich für meinen Teil bin ganz froh, dass wir die Hufflepuffs nicht allzuhäufig sehen!" Lily kicherte noch etwas mehr. Sibyll Trelawny war nur in einem einzigen Fach gut, und das war Wahrsagen - wobei niemand so genau wusste, ob sie wirklich etwas in Teebleättern, Lebenslinien und Kristallkugeln erkennen konnte oder ob sie nur ganz genau wusste, was die Professorin hören wollte. Seit zwei Jahren hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, jedem, der es hören wollte (und ganz nebenbei auch allen, die es nicht hören wollten und nicht schnell genug kehrt machten) die Zukunft vorherzusagen - bevorzugterweise mit schrecklichen Krankheiten und anderen Unglücksfällen. Sirius war ihr Lieblingsopfer - böse Zungen behaupteten, dass sie ihm so gerne wahrsagte, weil sie bei ihm immer richtig lag, wenn sie ihm Unheil vorhersagte, denn seine nächste Strafarbeit lag nie länger als zwei Wochen entfernt.
Der Zug lief im Bahnhof in Hogsmeade ein, als es bereits dunkel war. Lily war kurz zuvor in ihr Abteil zurück gegangen, um sich ihre Hogwarts-Roben anzuziehen, und auch die Jungen hatten sich umgezogen. Als James sich seinen Umhang umwarf, blitzte ein Anstecker auf. Sirius hielt James, der sich gerade umdrehen wollte, fest. "Moment mal - Prongs, du bist Schulsprecher? Und das erfahren wir erst jetzt?" James grinste etwas verlegen. "Naja, ich wollte nicht damit angeben und dachte, ihr findet es schon so raus. Lily ist übrigens Schulsprecherin."
Auf dem Bahnsteig herrschte das übliche Gewimmel. An einem Ende tauchte eine riesige Gestalt auf. "Erstklässler zu mir! James, Lily, Remus, Sirius, Peter - alles in Ordnung?" Die vier verzichteten auf eine Antwort und winkten Hagrid nur zu - bei dem Lärm auf dem Bahnsteig, den Hagrids tiefe Stimme mühelos übertönte, hätte er sie wahrscheinlich nicht gehört. Die vier kletterten in eine der bereitstehenden Kutschen, die sich gleich darauf in Richtung Hogwarts in Bewegung setzte.
---------------- Na, überrascht - oder habt ihr damit gerechnet?
Die nächsten Kapitel werden den Remus-Rückblick noch weiter ausbauen. Eigentlich hatte ich ein seeehr langes Kapitel gebastelt, habe mir dann aber überlegt, dass es wahrscheinlich einfacher zu lesen ist, wenn ich es in mehrere normal lange aufteile. Ich denke mal, dass ich dafür immer zwei gleichzeitig hochladen werde, und in möglichst kurzen Abständen. Aber nur, wenn ich ein paar Reviews bekomme!
