Ohne große Worte: Disclaimer s. Kapitel 9...
Kapitel 10 - Remus III
"Wem gehört dieses Fellbündel hier?" Sirius, der gerade in einem der bequemen Sessel am Kamin im Gemeinschaftsraum der Griffindors Platz nehmen wollte, fand diesen von einer cremefarbenen Katze belegt, die sich dort zusammengerollt hatte. Als er sie aufnahm und für alle sichtbar hochhielt sah er, dass Gesicht, Ohren, Schwanz und Beine schokoladenfarben und die Pfoten schneeweiß waren. Die Katze sah ihn aus ihren großen, blauen Augen an und gab einen langgezogenen, klagenden Laut von sich. "Galadriel! Du blödes Vieh, du solltest doch im Schlafsaal bleiben!"
Die rothaarige Erstklässlerin, der Sirius am Bahnhof den Weg zum Gleis gezeigt hatte, sprang auf und lief auf Sirius zu. "Entschuldige," murmelte sie, während sie ihm Galadriel aus den Händen nahm und wie ein Baby in ihre Armbeuge legte, "ich hoffe, du bist nicht allergisch oder so?" Sirius schüttelte den Kopf. "Nein, kein Problem, äh - Francis?" Die Kleine nickte. Sirius lächelte sie an. "Eine schöne Katze - so eine habe ich noch nie gesehen." Francis lächelte zurück. Aus ihrer Miene sprach Besitzerstolz. "Das ist eine Heilige Birma - und eine ganz besonders schöne dazu."
Sie schwieg einen Moment. Sirius, der das Gespräch als beendet ansah, setzte sich in den geräumten Sessel. "Äh, Sirius? Kann ich dich noch mal was fragen?" Sirius drehte sich um und stellte fest, dass Francis noch am gleichen Platz stand. "Hast du doch gerade schon getan!" Sirius grinste. Francis nickte. "Stimmt auch wieder. Aber eigentlich wollte ich wissen, wo Remus ist." "Remus? Was willst du denn von dem?" "Ihn was fragen!" Sirius stutzte. Die Kleine sprach ganz schön frech mit einem Siebtklässler. "Tja, da wirst du wohl bis übermorgen warten müssen, Remus ist nicht da." Francis biss sich auf die Lippen, zuckte dann die Schultern, murmelte ein "Danke" und verschwand mit ihrer Katze in Richtung der Mädchenschlafräume. Sirius zuckte die Schultern und drehte sich wieder zum Feuer. Kurz darauf war er in eine geflüsterte Unterhaltung mit James und Peter vertieft.
"Wann gehen wir?" "Nicht zu spät - ich mache mir ziemliche Sorgen um Moony! Der letzte Vollmond war schlimm, und seit er vor zwei Wochen diesen Brief bekommen hat, gefällt er mir gar nicht!" "Gut, dann sollten wir nicht warten, bis der Gemeinschaftsraum leer ist! Ich hole den Umhang, treffen wir uns vor dem Portraitloch!" James stand auf, blieb einen Augenblick bei Lily stehen, um sie zu küssen und schlenderte dann in Richtung der Treppe, die zu den Jungenschlafsälen führte.
Sirius und Peter standen gemeinsam auf und verschwanden durch das Porträtloch in den Gang. Dort drückten sie sich in eine Nische, um auf James zu warten. Lange mussten sie nicht warten. Nur wenige Minuten nach ihnen kletterte James durch das Porträtloch und schlich zu ihnen. Unter dem Arm trug er seinen zusammengerollten Tarnumhang, den er nun über sich und seine beiden Freunde warf, und gleich darauf waren sie auf dem Weg in die Eingangshalle. Kurz darauf konnte ein aufmerksamer Beobachter einen beeindruckenden Hirsch, einen riesigen, zottigen, schwarzen Hund und eine gewöhnliche graue Ratte über das Hogwarts - Gelände in Richtung der Peitschenden Weide jagen sehen.
Die drei Animagi erreichten die peitschende Weide. Peter, die Ratte, schlüpfte zwischen den wild um sich schlagenden Zweigen hindurch und drückte mit der Pfote auf einen Knoten am Stamm. Sofort stoppten die wilden Bewegungen der Weide, so dass James und Sirius in ihren Gestalten als Hirsch und Hund ebenfalls unbeschadet zwischen die Äste schlüpfen und dann in den Gang, der sich zwischen den Wurzeln des angriffslustigen Baumes auftat, abtauchen konnten. Peter nahm die Pfote vom Knoten und folgte seinen Freunden in den langen, dunklen Gang.
Als sie sich dem Ende des Ganges näherten, hörten sie die Geräusche, die dem Endpunkt des Ganges, der Heulenden Hütte, ihren Namen gegeben hatten. Fauchen, Jaulen, Knurren, und immer wieder ein dumpfes Geräusch, mit dem sich ein großer Körper gegen die hölzerne Tür warf. Die Tür zitterte, hielt aber stand.
Was jetzt folgte, war eine seit langem eingespielte Routine. Sirius, in seiner Gestalt als Hund, nahm sprungbereit vor der Tür Aufstellung, während James etliche Schritte zurücktrat. Dann verwandelte er sich zurück, zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Tür. In einer kleinen Pause zwischen den Schlägen schrie er "Alohomora!", steckte den Zauberstab wieder in seine Roben und verwandelte sich erneut in einen Hirsch. Im gleichen Moment warf Sirius sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Tür, die nach innen aufschwang. Von seinem Schwung getragen, flog er durch die Öffnung und riß den dahinter lauernden Werwolf um. Peter und James - Ratte und Hirsch - stürmten direkt hinter ihm in den Raum, wobei James die Tür mit seinen Hinterhufen wieder ins Schloss warf. Dann eilte er zu Sirius und versuchte mit ihm gemeinsam, den Werwolf - ihren bedauernswerten Freund Remus - zu beruhigen.
Es wurde eine lange Nacht. Unter dem Einfluss seiner Freunde wurde der Werwolf ruhiger, aber zwischendurch tobte er immer wieder, und James und Sirius waren mehrmals gezwungen, ihn mit ihren Körpern gegen den Boden zu drücken um ihn davon abzuhalten, sich selbst zu verletzen. Nach Ewigkeiten, wie es schien, lief ein letzter Schauer durch den Wolfskörper, und die Rückverwandlung setzte ein. Auch Sirius, James und Peter verwandelten sich zurück.
Sirius kniete sich neben Remus und zog ihn in eine halbwegs aufrechte Position. Remus lächelte schwach und murmelte "Mal wieder überstanden!" Dann sackte er bewusstlos gegen Sirius' Schulter. Sirius wechselte einen langen Blick mit James und Peter. Allen dreien waren die Strapazen der Nacht anzusehen. So schlimm war es wirklich lange nicht mehr gewesen. James konnte sich nicht erinnern, wann Remus das letzte Mal nach einer Vollmondnacht so erschöpft gewesen war, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Peter keuchte (was hatte er eigentlich getan, das ihn so angestrengt hatte?) "Du hattest recht, Padfoot, es war schlimm!" Sirius lachte humorlos. "Wenn du das hier schlimm nennst, hättest du letzten Monat dabei sein sollen. Dagegen war die letzte Nacht eine wahre Erholung! Komm, legen wir ihn aufs Bett!" Er fasste Remus, der immer noch an seiner Schulter lehnte, unter den Achseln, James nahm seine Beine, und gemeinsam trugen sie ihn in das Nachbarzimmer und legten ihn auf das pompöse Bett, das dort stand. Dann machten sich die drei Animagi - wieder in ihren Tiergestalten - zurück auf den Weg ins Schloss.
Besorgte Stimmen wisperten unverständliche Laute. Er schwebte aus bodenloser Dunkelheit langsam nach oben, den Stimmen entgegen. Allmählich lichtete sich das Dunkel, die Stimmen wurden klarer. Langsam wurden Wortfetzen verständlich, dann ganze Sätze. "...muss doch allmählich aufwachen..." - "...seit heute Morgen..." - "...schlimme Nacht, braucht Ruhe..." - "...aber so lange..."
James. Das waren James und Sirius, die sich mit der Krankenschwester unterhielten. Aber weshalb waren sie so besorgt? "So ein tiefer Schlaf, das ist doch unnatürlich!" "Nicht so laut, ihr weckt ihn nur unnötig auf! Ich habe ihm einen starken Schlaftrank gegeben, wie ich schon sagte: er braucht jetzt Ruhe. Er hat eine schlimme Zeit hinter sich, und das prägt sich in solchen Nächten aus." "Ich hasse den Vollmond!" Vollmond - sie sprachen von ihm! Remus schüttelte endgültig die letzten Schleier des Schlafes ab und hob mühsam die Augenlider. Er lag in dem viel zu vertrauten Bett im Krankenflügel. Nur wenige Schritte von ihm entfernt standen James und Sirius und sprachen immer noch besorgt auf Madam Pomfrey ein, bis diese energisch wurde. "Jetzt reicht es - das hier ist ein Krankenflügel, kein Gemeinschaftsraum! Raus mit euch!"
"Nein, wartet!" Remus streckte die Hand aus und bekam Stoff zu fassen - Sirius' Umhang. Sirius wirbelte herum, sein Umhang entglitt dabei Remus' kraftlosen Fingern. "Moony, na endlich!" Gleich darauf saßen seine Freunde rechts und links von ihm auf der Bettkante. Remus lächelte. Es war zwar eher eine müde Grimasse, aber immerhin ein deutliches Zeichen, dass er wirklich wach war. Gleich darauf fühlte er eine kühle Hand auf der Stirn, dann entfernten sich die leisen Schritte der Krankenschwester. Remus' Blick glitt von Sirius zu James. "War es - wirklich so schlimm?" flüsterte er. Sirius grinste schief. "Ansichtssache. Wenn du es mit letztem Monat vergleichst, nein, dann nicht." "Na super." Remus klang alles andere als begeistert.
Bevor jedoch noch einer von ihnen etwas sagen konnte, hörten sie Madam Pomfreys Schritte zurückkehren. Sie stellte etwas auf Remus' Nachttisch ab. Gleich darauf gab es ein lautes Knacken, und Remus sah sich mit einem riesigen Stück Schokolade konfrontiert. Er verzog das Gesicht. Schokolade als Heilmittel mochte ja bei den meisten recht beliebt sein, aber er konnte sie nicht mehr sehen. "Muss das sein?" Madam Pomfrey verschränkte die Arme vor der Brust. "Das kommt darauf an, wie lange du hier bleiben willst!" Ihr Ton hatte eindeutig etwas Drohendes an sich. Remus verbiss sich jeden weiteren Widerspruch und stopfte sich brav die Schokolade in den Mund. Sofort breitete sich angenehme Wärme in seinem Körper aus. Seltsam - vorher war ihm gar nicht bewusst geworden, wie kalt ihm gewesen war.
Er hatte gerade das letzte Stück hinuntergeschluckt, als ihm auch schon ein Becher vor die Nase gehalten wurde. Remus musterte ihn misstrauisch. "Was ist das?" "Schlaftrunk. Du brauchst Ruhe." Remus seufzte ergeben. Er hatte keine genaue Vorstellung davon, wie spät es war, aber es kam ihm so vor, als hätte er schon stundenlang geschlafen. Remus kämpfte sich in eine halbwegs sitzende Position, wobei ihm James half, indem er ihm die Hand stützend auf den Rücken legte, nahm den Becher und leerte ihn dann mit einem Zug. Mit den Tränken von Madam Pomfrey hatte er Erfahrung - je schneller man sie hinunterstürzte, desto weniger fiel der eklige Geschmack auf. Als er den Becher zurückgab, setzte auch schon die Wirkung ein, und er fiel in die Kissen zurück. Das letzte was er noch hörte, bevor er wieder einschlief, war Madam Pomfrey, die Sirius und James mit den Worten: "So, und jetzt geht zum Abendessen, ihr könnte ihn Morgen rechtzeitig zum Frühstück abholen!" aus dem Krankenflügel scheuchte."
"Ähm, Remus?" Es war am nächsten Abend im Gemeinschaftsraum. Remus hatte den Tag gut überstanden und sich gewundert, wie wach er war, bis ihm aufgegangen war, dass er vierundzwanzig Stunden mehr oder weniger am Stück geschlafen haben musste. Jetzt saß er zusammen mit Peter an einem kleinen Tisch im Gemeinschaftsraum und spielte Zauberschach mit ihm - eine Aufgabe, bei der er sich nicht sehr konzentrieren musste, denn Peter verlor sowieso.
Als er angesprochen wurde, drehte er sich um und sah die kleine Rothaarige (Francis Wie-auch-immer-sie-hieß) vor sich. "Anwesend - was ist?" Francis wurde puterrot, was zu ihren kupferfarbenen Haaren lustig aussah. "Ähm, ich - ich wollte dich fragen - alle sagen, du bist so gut in Verwandlungen und ich - ähm - also - ich wollte dich fragen, ob du mir Nachhilfe geben könntest." Remus nickte. Warum nicht, er hatte schon öfter jüngeren Schülern geholfen. "Sicher." Francis atmete auf. "Oh, gut. Können wir gleich anfangen? Wir - wir sollen morgen geprüft werden, die McGonagall hat gesagt, wir wären alle so schlecht und - ich dachte, vielleicht..."
Remus zog eine Augenbraue hoch. "Und du meinst, so kurzfristig bringt das noch was? Na, meinetwegen. Gedulde dich noch fünf Minuten, Peter ist sowieso gleich schachmatt." Peter, der während ihres kurzen Gesprächs über dem Schachbrett gebrütet hatte sah auf. "Sei dir da nicht so sicher!" Er machte einen Zug mit seinem Springer und beobachtete zufrieden, wie dieser Remus' Läufer vom Brett fegte. Damit stand er nur noch wenige Felder von Remus' Dame entfernt. Peter lachte erfreut auf. "Damit hast du nicht gerechnet, nicht wahr? Gardez!"
Remus lachte leise. Sicher, seine Dame wurde nun durch Peters Springer bedroht - aber dabei war diesem offenbar etwas entgangen. "Wormtail, das war dein Untergang!" Er berührte kurz die bedrohte Dame, und diese zog - sehr gemächlich - quer über das Sch(l)ach(t)feld, wo Peters Springer eine freie Schneise hinterlassen hatte, an deren Ende sein nun unbewachter König stand. Remus grinste breit. "Das nennt man Schachmatt!" Im gleichen Moment blieb Remus' Dame direkt vor Peters König stehen und streckte auffordernd die Hand aus. Peters König nahm seine Krone ab und warf sie vor der Dame auf das Brett - und Peter starrte ärgerlich auf das Brett. "Verdammt!" Remus stand auf und tätschelte ihm die Schulter. "Mach dir nichts daraus, Wormtail - es ist doch nur ein Spiel." Dann wandte er sich Francis zu. "Na was ist - sollen wir uns eine ruhige Ecke suchen?" Francis schluckte. "Ähm, also - mir wäre es lieber, wenn wir uns in irgendein leeres Klassenzimmer verziehen könnten - ich habe keine Lust, mir hier zu blamieren." Remus zuckte die Schultern. "Meinetwegen. Dann komm!"
--------------
Und schon wieder zu Ende... was im nächsten Kapitel kommt, könnt ihr euch wahrscheinlich denken, wir wissen ja schon ein bisschen mehr, als der liebe Remus... Also, dann reviewt mal schön, dann lade ich bald die nächsten beiden Kappis aus dem Remus-Rückblick hoch!
Kapitel 10 - Remus III
"Wem gehört dieses Fellbündel hier?" Sirius, der gerade in einem der bequemen Sessel am Kamin im Gemeinschaftsraum der Griffindors Platz nehmen wollte, fand diesen von einer cremefarbenen Katze belegt, die sich dort zusammengerollt hatte. Als er sie aufnahm und für alle sichtbar hochhielt sah er, dass Gesicht, Ohren, Schwanz und Beine schokoladenfarben und die Pfoten schneeweiß waren. Die Katze sah ihn aus ihren großen, blauen Augen an und gab einen langgezogenen, klagenden Laut von sich. "Galadriel! Du blödes Vieh, du solltest doch im Schlafsaal bleiben!"
Die rothaarige Erstklässlerin, der Sirius am Bahnhof den Weg zum Gleis gezeigt hatte, sprang auf und lief auf Sirius zu. "Entschuldige," murmelte sie, während sie ihm Galadriel aus den Händen nahm und wie ein Baby in ihre Armbeuge legte, "ich hoffe, du bist nicht allergisch oder so?" Sirius schüttelte den Kopf. "Nein, kein Problem, äh - Francis?" Die Kleine nickte. Sirius lächelte sie an. "Eine schöne Katze - so eine habe ich noch nie gesehen." Francis lächelte zurück. Aus ihrer Miene sprach Besitzerstolz. "Das ist eine Heilige Birma - und eine ganz besonders schöne dazu."
Sie schwieg einen Moment. Sirius, der das Gespräch als beendet ansah, setzte sich in den geräumten Sessel. "Äh, Sirius? Kann ich dich noch mal was fragen?" Sirius drehte sich um und stellte fest, dass Francis noch am gleichen Platz stand. "Hast du doch gerade schon getan!" Sirius grinste. Francis nickte. "Stimmt auch wieder. Aber eigentlich wollte ich wissen, wo Remus ist." "Remus? Was willst du denn von dem?" "Ihn was fragen!" Sirius stutzte. Die Kleine sprach ganz schön frech mit einem Siebtklässler. "Tja, da wirst du wohl bis übermorgen warten müssen, Remus ist nicht da." Francis biss sich auf die Lippen, zuckte dann die Schultern, murmelte ein "Danke" und verschwand mit ihrer Katze in Richtung der Mädchenschlafräume. Sirius zuckte die Schultern und drehte sich wieder zum Feuer. Kurz darauf war er in eine geflüsterte Unterhaltung mit James und Peter vertieft.
"Wann gehen wir?" "Nicht zu spät - ich mache mir ziemliche Sorgen um Moony! Der letzte Vollmond war schlimm, und seit er vor zwei Wochen diesen Brief bekommen hat, gefällt er mir gar nicht!" "Gut, dann sollten wir nicht warten, bis der Gemeinschaftsraum leer ist! Ich hole den Umhang, treffen wir uns vor dem Portraitloch!" James stand auf, blieb einen Augenblick bei Lily stehen, um sie zu küssen und schlenderte dann in Richtung der Treppe, die zu den Jungenschlafsälen führte.
Sirius und Peter standen gemeinsam auf und verschwanden durch das Porträtloch in den Gang. Dort drückten sie sich in eine Nische, um auf James zu warten. Lange mussten sie nicht warten. Nur wenige Minuten nach ihnen kletterte James durch das Porträtloch und schlich zu ihnen. Unter dem Arm trug er seinen zusammengerollten Tarnumhang, den er nun über sich und seine beiden Freunde warf, und gleich darauf waren sie auf dem Weg in die Eingangshalle. Kurz darauf konnte ein aufmerksamer Beobachter einen beeindruckenden Hirsch, einen riesigen, zottigen, schwarzen Hund und eine gewöhnliche graue Ratte über das Hogwarts - Gelände in Richtung der Peitschenden Weide jagen sehen.
Die drei Animagi erreichten die peitschende Weide. Peter, die Ratte, schlüpfte zwischen den wild um sich schlagenden Zweigen hindurch und drückte mit der Pfote auf einen Knoten am Stamm. Sofort stoppten die wilden Bewegungen der Weide, so dass James und Sirius in ihren Gestalten als Hirsch und Hund ebenfalls unbeschadet zwischen die Äste schlüpfen und dann in den Gang, der sich zwischen den Wurzeln des angriffslustigen Baumes auftat, abtauchen konnten. Peter nahm die Pfote vom Knoten und folgte seinen Freunden in den langen, dunklen Gang.
Als sie sich dem Ende des Ganges näherten, hörten sie die Geräusche, die dem Endpunkt des Ganges, der Heulenden Hütte, ihren Namen gegeben hatten. Fauchen, Jaulen, Knurren, und immer wieder ein dumpfes Geräusch, mit dem sich ein großer Körper gegen die hölzerne Tür warf. Die Tür zitterte, hielt aber stand.
Was jetzt folgte, war eine seit langem eingespielte Routine. Sirius, in seiner Gestalt als Hund, nahm sprungbereit vor der Tür Aufstellung, während James etliche Schritte zurücktrat. Dann verwandelte er sich zurück, zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Tür. In einer kleinen Pause zwischen den Schlägen schrie er "Alohomora!", steckte den Zauberstab wieder in seine Roben und verwandelte sich erneut in einen Hirsch. Im gleichen Moment warf Sirius sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Tür, die nach innen aufschwang. Von seinem Schwung getragen, flog er durch die Öffnung und riß den dahinter lauernden Werwolf um. Peter und James - Ratte und Hirsch - stürmten direkt hinter ihm in den Raum, wobei James die Tür mit seinen Hinterhufen wieder ins Schloss warf. Dann eilte er zu Sirius und versuchte mit ihm gemeinsam, den Werwolf - ihren bedauernswerten Freund Remus - zu beruhigen.
Es wurde eine lange Nacht. Unter dem Einfluss seiner Freunde wurde der Werwolf ruhiger, aber zwischendurch tobte er immer wieder, und James und Sirius waren mehrmals gezwungen, ihn mit ihren Körpern gegen den Boden zu drücken um ihn davon abzuhalten, sich selbst zu verletzen. Nach Ewigkeiten, wie es schien, lief ein letzter Schauer durch den Wolfskörper, und die Rückverwandlung setzte ein. Auch Sirius, James und Peter verwandelten sich zurück.
Sirius kniete sich neben Remus und zog ihn in eine halbwegs aufrechte Position. Remus lächelte schwach und murmelte "Mal wieder überstanden!" Dann sackte er bewusstlos gegen Sirius' Schulter. Sirius wechselte einen langen Blick mit James und Peter. Allen dreien waren die Strapazen der Nacht anzusehen. So schlimm war es wirklich lange nicht mehr gewesen. James konnte sich nicht erinnern, wann Remus das letzte Mal nach einer Vollmondnacht so erschöpft gewesen war, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Peter keuchte (was hatte er eigentlich getan, das ihn so angestrengt hatte?) "Du hattest recht, Padfoot, es war schlimm!" Sirius lachte humorlos. "Wenn du das hier schlimm nennst, hättest du letzten Monat dabei sein sollen. Dagegen war die letzte Nacht eine wahre Erholung! Komm, legen wir ihn aufs Bett!" Er fasste Remus, der immer noch an seiner Schulter lehnte, unter den Achseln, James nahm seine Beine, und gemeinsam trugen sie ihn in das Nachbarzimmer und legten ihn auf das pompöse Bett, das dort stand. Dann machten sich die drei Animagi - wieder in ihren Tiergestalten - zurück auf den Weg ins Schloss.
Besorgte Stimmen wisperten unverständliche Laute. Er schwebte aus bodenloser Dunkelheit langsam nach oben, den Stimmen entgegen. Allmählich lichtete sich das Dunkel, die Stimmen wurden klarer. Langsam wurden Wortfetzen verständlich, dann ganze Sätze. "...muss doch allmählich aufwachen..." - "...seit heute Morgen..." - "...schlimme Nacht, braucht Ruhe..." - "...aber so lange..."
James. Das waren James und Sirius, die sich mit der Krankenschwester unterhielten. Aber weshalb waren sie so besorgt? "So ein tiefer Schlaf, das ist doch unnatürlich!" "Nicht so laut, ihr weckt ihn nur unnötig auf! Ich habe ihm einen starken Schlaftrank gegeben, wie ich schon sagte: er braucht jetzt Ruhe. Er hat eine schlimme Zeit hinter sich, und das prägt sich in solchen Nächten aus." "Ich hasse den Vollmond!" Vollmond - sie sprachen von ihm! Remus schüttelte endgültig die letzten Schleier des Schlafes ab und hob mühsam die Augenlider. Er lag in dem viel zu vertrauten Bett im Krankenflügel. Nur wenige Schritte von ihm entfernt standen James und Sirius und sprachen immer noch besorgt auf Madam Pomfrey ein, bis diese energisch wurde. "Jetzt reicht es - das hier ist ein Krankenflügel, kein Gemeinschaftsraum! Raus mit euch!"
"Nein, wartet!" Remus streckte die Hand aus und bekam Stoff zu fassen - Sirius' Umhang. Sirius wirbelte herum, sein Umhang entglitt dabei Remus' kraftlosen Fingern. "Moony, na endlich!" Gleich darauf saßen seine Freunde rechts und links von ihm auf der Bettkante. Remus lächelte. Es war zwar eher eine müde Grimasse, aber immerhin ein deutliches Zeichen, dass er wirklich wach war. Gleich darauf fühlte er eine kühle Hand auf der Stirn, dann entfernten sich die leisen Schritte der Krankenschwester. Remus' Blick glitt von Sirius zu James. "War es - wirklich so schlimm?" flüsterte er. Sirius grinste schief. "Ansichtssache. Wenn du es mit letztem Monat vergleichst, nein, dann nicht." "Na super." Remus klang alles andere als begeistert.
Bevor jedoch noch einer von ihnen etwas sagen konnte, hörten sie Madam Pomfreys Schritte zurückkehren. Sie stellte etwas auf Remus' Nachttisch ab. Gleich darauf gab es ein lautes Knacken, und Remus sah sich mit einem riesigen Stück Schokolade konfrontiert. Er verzog das Gesicht. Schokolade als Heilmittel mochte ja bei den meisten recht beliebt sein, aber er konnte sie nicht mehr sehen. "Muss das sein?" Madam Pomfrey verschränkte die Arme vor der Brust. "Das kommt darauf an, wie lange du hier bleiben willst!" Ihr Ton hatte eindeutig etwas Drohendes an sich. Remus verbiss sich jeden weiteren Widerspruch und stopfte sich brav die Schokolade in den Mund. Sofort breitete sich angenehme Wärme in seinem Körper aus. Seltsam - vorher war ihm gar nicht bewusst geworden, wie kalt ihm gewesen war.
Er hatte gerade das letzte Stück hinuntergeschluckt, als ihm auch schon ein Becher vor die Nase gehalten wurde. Remus musterte ihn misstrauisch. "Was ist das?" "Schlaftrunk. Du brauchst Ruhe." Remus seufzte ergeben. Er hatte keine genaue Vorstellung davon, wie spät es war, aber es kam ihm so vor, als hätte er schon stundenlang geschlafen. Remus kämpfte sich in eine halbwegs sitzende Position, wobei ihm James half, indem er ihm die Hand stützend auf den Rücken legte, nahm den Becher und leerte ihn dann mit einem Zug. Mit den Tränken von Madam Pomfrey hatte er Erfahrung - je schneller man sie hinunterstürzte, desto weniger fiel der eklige Geschmack auf. Als er den Becher zurückgab, setzte auch schon die Wirkung ein, und er fiel in die Kissen zurück. Das letzte was er noch hörte, bevor er wieder einschlief, war Madam Pomfrey, die Sirius und James mit den Worten: "So, und jetzt geht zum Abendessen, ihr könnte ihn Morgen rechtzeitig zum Frühstück abholen!" aus dem Krankenflügel scheuchte."
"Ähm, Remus?" Es war am nächsten Abend im Gemeinschaftsraum. Remus hatte den Tag gut überstanden und sich gewundert, wie wach er war, bis ihm aufgegangen war, dass er vierundzwanzig Stunden mehr oder weniger am Stück geschlafen haben musste. Jetzt saß er zusammen mit Peter an einem kleinen Tisch im Gemeinschaftsraum und spielte Zauberschach mit ihm - eine Aufgabe, bei der er sich nicht sehr konzentrieren musste, denn Peter verlor sowieso.
Als er angesprochen wurde, drehte er sich um und sah die kleine Rothaarige (Francis Wie-auch-immer-sie-hieß) vor sich. "Anwesend - was ist?" Francis wurde puterrot, was zu ihren kupferfarbenen Haaren lustig aussah. "Ähm, ich - ich wollte dich fragen - alle sagen, du bist so gut in Verwandlungen und ich - ähm - also - ich wollte dich fragen, ob du mir Nachhilfe geben könntest." Remus nickte. Warum nicht, er hatte schon öfter jüngeren Schülern geholfen. "Sicher." Francis atmete auf. "Oh, gut. Können wir gleich anfangen? Wir - wir sollen morgen geprüft werden, die McGonagall hat gesagt, wir wären alle so schlecht und - ich dachte, vielleicht..."
Remus zog eine Augenbraue hoch. "Und du meinst, so kurzfristig bringt das noch was? Na, meinetwegen. Gedulde dich noch fünf Minuten, Peter ist sowieso gleich schachmatt." Peter, der während ihres kurzen Gesprächs über dem Schachbrett gebrütet hatte sah auf. "Sei dir da nicht so sicher!" Er machte einen Zug mit seinem Springer und beobachtete zufrieden, wie dieser Remus' Läufer vom Brett fegte. Damit stand er nur noch wenige Felder von Remus' Dame entfernt. Peter lachte erfreut auf. "Damit hast du nicht gerechnet, nicht wahr? Gardez!"
Remus lachte leise. Sicher, seine Dame wurde nun durch Peters Springer bedroht - aber dabei war diesem offenbar etwas entgangen. "Wormtail, das war dein Untergang!" Er berührte kurz die bedrohte Dame, und diese zog - sehr gemächlich - quer über das Sch(l)ach(t)feld, wo Peters Springer eine freie Schneise hinterlassen hatte, an deren Ende sein nun unbewachter König stand. Remus grinste breit. "Das nennt man Schachmatt!" Im gleichen Moment blieb Remus' Dame direkt vor Peters König stehen und streckte auffordernd die Hand aus. Peters König nahm seine Krone ab und warf sie vor der Dame auf das Brett - und Peter starrte ärgerlich auf das Brett. "Verdammt!" Remus stand auf und tätschelte ihm die Schulter. "Mach dir nichts daraus, Wormtail - es ist doch nur ein Spiel." Dann wandte er sich Francis zu. "Na was ist - sollen wir uns eine ruhige Ecke suchen?" Francis schluckte. "Ähm, also - mir wäre es lieber, wenn wir uns in irgendein leeres Klassenzimmer verziehen könnten - ich habe keine Lust, mir hier zu blamieren." Remus zuckte die Schultern. "Meinetwegen. Dann komm!"
--------------
Und schon wieder zu Ende... was im nächsten Kapitel kommt, könnt ihr euch wahrscheinlich denken, wir wissen ja schon ein bisschen mehr, als der liebe Remus... Also, dann reviewt mal schön, dann lade ich bald die nächsten beiden Kappis aus dem Remus-Rückblick hoch!
