Auf Grund des unglaublichen diplomatischen Geschicks eines gewissen Zwergs
habe ich mich entschieden, ein weiteres Kapitel hochzuladen! Gleichzeitig
danke, Thorin, auch wenn ich bereits vor den Khazad-Kriegern zittere (was
sollen mir so halbe Portionen eigentlich anhaben können?), freue ich mich
trotzdem, dass dir meine Version von Sirius gefällt!
Aber wieso habe ich nur ein Review bekommen?
Zum Disclaimer sage ich nichts mehr, mittlerweile müsste der klar sein, oder?
Kapitel 15 - unerwarteter Besuch
"Ich muss mit euch sprechen!" Harry beugte sich zu Ron und Hermine herunter, die gemeinsam über einem dicken Verwandlungsbuch brüteten. Die beiden standen sofort auf. "Gehen wir in die Bibliothek?" Hermines Vorschlag wurde von beiden Jungen sofort angenommen, und sie machten sich auf den Weg. In der Bibliothek angekommen, ließen sie sich in einer abgeschiedenen Ecke nieder. Hermine und Ron sahen Harry gespannt an. "Erzähl - hast du mit Sirius und Professor Lupin gesprochen?" Harry nickte langsam. "Jaah, hab ich..."
Hermine zog eine Grimasse. "Harry, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, was haben sie gesagt? Wird Sirius von hier verschwinden?" Harry schüttelte den Kopf. "Nein. Er sagt, es gibt keine Gefahr - und Professor Lupin habe ich noch nie so lachen gesehen!" Ron und Hermine sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren. So ähnlich musste er wohl ausgesehen haben, als er gemerkt hatte, dass Professor Lupin lachte. Harry grinste die beiden an. "Naja, wir hatten nicht ganz recht mit unserer Vermutung - Professor Lupin ist gar nicht in Professor Truman verknallt - sie ist seine Schwester."
Er erzählte den beiden, was er von Professor Lupin erfahren hatte, und Ron und Hermine atmeten auf. Hermine sah Harry und Ron streng an. "Ich habe euch doch gesagt, es geht uns nichts an, was die beiden miteinander zu tun haben! Aber ich fürchte, Professor Lupin hat recht - es gibt Gerüchte bei den anderen, und ich glaube, dass die Gerüchte bald hochkochen werden - die Slytherins sind ziemlich komisch drauf! Aber daran können wir wirklich nichts machen - gar nichts, Ron, versuche es gar nicht erst, du kannst es nur schlimmer machen, wenn du irgendwas sagst!" Ron, der bei ihren ersten Worten fast schon trotzig ausgesehen hatte, nickte. "Wahrscheinlich hast du recht," sagte er einsichtig. Dann grinste er plötzlich. "Aber cool wäre es trotzdem gewesen, wenn die beiden ein Paar wären!"
Am nächsten Morgen achtete Harry beim Frühstück auf die Unterhaltungen der anderen und stellte fest, dass sich tatsächlich viele um die vermeintliche Liebesgeschichte Truman/Lupin drehten. Auch sahen verdächtig viele Schüler - nicht nur am Gryffindor-Tisch - immer wieder zum Lehrertisch, wo die beiden sich ernst unterhielten. Professor Truman hatte, offenbar unbewusst, ihre kleine Hand über Professor Lupins gelegt, während sie mit ihm sprach. Hier und da an den Tischen grinsten besonders die älteren Schüler wissend, und einige der Mädchen kicherten unterdrückt.
Professor Truman hob den Kopf und ließ ihren Blick über die Schülertische schweifen, während Professor Lupin etwas zu ihr sagte. Sie schüttelte den Kopf, dann platzte sie plötzlich heraus: "Also, das ist doch albern!" An den Tischen herrschte auf einen Schlag Ruhe - die junge Lehrerin hatte laut genug gesprochen, dass alle es gehört hatten. Jetzt stand sie auf, sprach kurz und leise mit Professor Dumbledore und wandte sich dann wieder an die Schüler, die Hand auf Professor Lupins Schulter. "Also, hört mir bitte mal kurz zu. Ich stelle jetzt seit einigen Tagen fest, dass hier Gerüchte über Professor Lupin und mich kursieren - ich möchte dazu mal eben was klarstellen, auch wenn ich damit einige von euch enttäuschen muss: Professor Lupin ist mein Bruder - damit dürften wohl alle Fragen beantwortet sein. Guten Appetit, allerseits!"
Sie setzte sich wieder hin und widmete sich ihrem Toast, als wäre nichts geschehen, während an den Haustischen noch einen Moment Stille herrschte und dann überall aufgeregtes Getuschel erklang. Harry, Ron und Hermine grinsten sich an - sie kamen sich irgendwie überlegen vor, weil diese Eröffnung sie nicht überraschend beim Frühstückstisch getroffen hatte.
An diesem Tag schien der Unterricht für Harry besonders langsam zu vergehen, denn er wartete sehnsüchtig auf den Abend - er wollte endlich seinem Paten zum Geburtstag gratulieren und ihm die Eule schenken. Mit Professor Lupin war abgesprochen, dass er, Ron und Hermine etwa eine Stunde vor dem Abendessen zu ihm kommen sollten - bis zu diesem Moment würden alle die Tatsache, dass Sirius Geburtstag hatte, komplett ignorieren.
Aber auch der längste Tag geht einmal vorbei, und schließlich stand Harry vor Professor Lupins Büro. Als dieser öffnete, sagte Harry: "Guten Abend, Professor - kann ich Sie einen Moment stören? Ich hätte da eine Frage zu diesem Aufsatz über Manticore." Professor Lupin grinste ihn an, sagte aber nur: "Aber sicher, Harry, komm rein." Harry betrat das inzwischen vertraute Büro und begrüßte seinen Paten, der auf dem Sofa vor dem Kamin saß und das Kreuzworträtsel im Tagespropheten löste. Eine Minute später klopfte es erneut und Professor Truman trat ein. "Hallo Remus, hast du noch mein Buch? Ich suche es schon überall." Sie trat ein, lächelte Harry und Sirius kurz zu und sah dann einen Bücherstapel auf dem Schreibtisch durch.
Gleich darauf klopfte es erneut, und Hermine und Ron standen vor der Tür. "Guten Abend, Professor - ist Harry schon hier? Wir wollten Sie was zu diesem Manticore-Aufsatz fragen..." Professor Lupin trat von der Tür zurück und ließ die beiden eintreten, und auch sie begrüßten Sirius. Dieser sah irgendwie misstrauisch aus. "Haben wir heute hier einen Taubenschlag? Soviel Besuch..." Harry grinste. "Und das ausgerechnet, wenn du gerade beim Kreuzworträtsel bist, nicht wahr? Huch, wer ist das denn jetzt schon wieder?" Professor Lupin, der gar nicht erst den Versuch gemacht hatte, sich hinzusetzen, ging erneut zur Tür und öffnete. "Guten Abend, Remus - wie ich sehe, hast du heute ein volles Haus..." ertönte die gutmütige Stimme von Professor Dumbledore. Er trat ein, schloss die Tür hinter sich, sah sich um und bemerkte fröhlich: "Gut, wir sind vollständig - fangen wir an? Auf drei - eins, zwei, drei..."
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" Gleichzeitig mit diesem sechsstimmigen Glückwunsch öffnete Professor Lupin die Tür seines Schrankes. Darin stand eine riesige Geburtstagstorte, neben der die Geschenke aufgereiht waren - inklusive Harrys Eule, die sich erstaunlich ruhig verhielt. Sirius sah verblüfft von einem zum anderen, dann nahm er langsam den Tagespropheten auf, den er nach Harrys Eintreten zur Seite gelegt hatte, blätterte zur ersten Seite, warf einen Blick auf das Datum, legte die Zeitung wieder weg und sagte dann: "Soll ich euch mal was sagen? Daran habe ich überhaupt nicht gedacht..."
Mitte November fand das erste Quidditch-Spiel der Saison statt: Ravenclaw gegen Slytherin. Ravenclaw verlor knapp mit einhundertdreißig zu einhundertsechzig Punkten, weil Malfoy mehr aus Zufall den Schnatz gefangen hatte, als Ravenclaw bereits mit einhundertdreißig zu zehn Punkten in Führung lag. Die ganz in blau gekleideten Ravenclaws hatten ein wunderbares Spiel geliefert, nur Cho Chang, die hübsche Sucherin, schien nicht wirklich konzentriert. Harry hatte das Spiel mit einer gewissen Spannung verfolgt - er hatte seit dem Beginn des neuen Schuljahres noch kein Wort mit Cho gesprochen und sie auch nur selten gesehen - und wenn, dann war sie von Freundinnen umringt gewesen.
Harry hätte sie gerne gefragt, wie es ihr ging, aber er hatte nie den Mut gehabt, sie anzusprechen - aber wenn er sie in der großen Halle sah, mit gesenktem Kopf über ihren Teller gebeugt, ohne mit jemandem zu sprechen, dann wurde er plötzlich wieder an die Ereignisse nach der letzten Aufgabe des Trimagischen Turniers erinnert, die zu Cedric Diggorys Tod geführt hatten. Cho schien damit nicht gut fertig zu werden, jedenfalls hatte sie deutlich abgenommen, und um ihre Augen lagen dunkle Schatten. Harry selbst ging es seit dem Beginn des Schuljahres besser - seit er wieder in der vertrauten Umgebung Hogwarts' war, hatten seine Alpträume deutlich nachgelassen. Harry nahm sich fest vor, am Morgen nach dem Quidditch-Spiel mit Cho zu sprechen - das Spiel bot sich als hervorragender Vorwand an - aber Cho erschien nicht zum Frühstück, und auch auf dem Weg zum Unterricht sah er sie nirgendwo. Also blieb ihm wohl keine andere Wahl, als das Gespräch, das er gleichzeitig suchte und fürchtete, wieder einmal zu verschieben.
Harry gähnte - er hatte am vergangenen Abend noch lange mit Ron geschwatzt, und die Aussicht auf eine Doppelstunde Zaubertränke mit den Slytherins trug nicht gerade dazu bei, seine Lebensgeister zu heben. Als sie in Snapes Kerker ankamen, drückten sie sich wie üblich in die hinterste Reihe, und Neville stolperte auf den freien Platz neben Hermine, ließ seine Tasche auf den Tisch fallen und stellte Hermine seinen Kessel auf den Fuß. "Oh, entschuldige, Hermine, das wollte ich nicht!" Hermine nickte ihm nur lächelnd zu, denn in diesem Moment betrat Snape den Kerker und warf einen bösen Blick zu den Gryffindors, als rechne er sich gerade aus, wie viele Gelegenheiten er heute wohl bekommen würde, ihnen Punkte abzuziehen.
Er schritt zum Pult und wandte sich dann ohne Begrüßung an die Klasse: "Wer von Ihnen in der letzten Stunde aufgepasst hat, sollte in der Lage sein, den Trance-Trank ohne weitere Anleitung zu brauen. Ich muss Ihnen allerdings sagen, dass diejenigen unter Ihnen, die ständig einen neuen Kessel brauchen, bald keine Gelegenheit mehr haben werden, diesen Trank zu brauen." Die Klasse wirkte verwirrt, und Malfoy wagte die Frage: "Verzeihen Sie, Professor, aber wieso nicht?"
Snape wandte ihm den Blick zu und erklärte dann mit fast freundlicher Stimme: "Weil die Herrschaften im Ministerium nichts besseres zu tun hatten, als die Kesselbodendicken zu standardisieren - und der Idiot, der dafür verantwortlich war, hat eine Dicke festgelegt, die es unmöglich macht, einen Kessel schnell genug zu erhitzen, um diesen und ähnlich empfindliche Tränke zu brauen. Ich nehme nicht an, dass der betreffende je in den Genuss meines Unterrichts gekommen ist - und falls doch, dann darf ich annehmen, dass er nicht aufgepasst hat, denn sonst wüsste er, dass die Geschwindigkeit, mit der einige Tränke zum Kochen gebracht werden müssen, ausschlaggebend für ihre Wirksamkeit sind. - Weasley, weshalb grinst du so?" Ron wurde rot und stotterte: "Ich grinse nicht, Professor," dann beugte er sich schnell über seine Zutaten. Er und Harry hatten sich tatsächlich breit angegrinst, denn schließlich hatte niemand anderer als Rons älterer Bruder Percy die Kesselbodendicke standardisiert. Professor Snape runzelte die Stirn und nahm die Gelegenheit wahr, Gryffindor fünf Punkte abzuziehen - es schien also eine völlig normale Stunde zu werden.
Die Stunde verging so langsam, wie Zaubertrankstunden es immer an sich hatten. Harry bemühte sich, möglichst wenig zu Snape zu sehen und vor allem möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während er vorsichtig ein einzelnes Blatt von einer Mohnblüte zerkleinerte, die ein wichtiger Bestandteil des Trance-Tranks war. Hermine neben ihm bemühte sich, gleichzeitig ihren Trank zu brauen und ein Auge auf Neville zu haben, um zu verhindern, dass dieser mal wieder seinen Kessel in die Luft jagte, und Ron auf seiner anderen Seite mischte gerade in einem kleinen Mörser ein paar Tropfen Wasser zu seinem bereits zerkleinerten Blütenblatt, als die Tür aufging und Professor Lupin eintrat.
Er grüßte die Klasse kurz mit einem Kopfnicken und sagte dann an Snape gewandt: "Es tut mir leid, dass ich deinen Unterricht stören muss, Severus, aber ich muss dir einen deiner Schüler entführen." Er sah nicht so aus, als ob es ihm tatsächlich leid täte, und Snape wäre ihm, seinem Blick nach zu schließen, am liebsten an die Kehle gegangen. "Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du Potter meinst? Er ist gerade sehr damit beschäftigt, seinen Trank zu brauen, das kann er nicht unterbrechen." Professor Lupin lächelte freundlich. "Ich habe zwar nicht halb soviel Ahnung von Zaubertränken wie du, aber ich sehe es doch richtig, dass Harry noch gar nicht angefangen hat, ihn zu mischen? Außerdem war das nicht meine Idee - Harry wird in Professor Dumbledores Büro erwartet."
Dann wandte er sich, ohne Snape noch weiter zu beachten, an Harry und sagte: "Pack bitte deine Sachen zusammen und komm mit, Harry." Harry tauschte einen verwunderten Blick mit Ron und Hermine, beeilte sich aber gerne - jede Chance, Snapes Unterricht zu entkommen, musste genutzt werden. Er folgte Professor Lupin aus dem Klassenzimmer und fragte, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte: "Verzeihen Sie, Professor, aber wissen Sie, was Dumbledore von mir will?" Professor Lupin drehte sich zu ihm um. "Professor Dumbledore eigentlich gar nichts, aber bei ihm ist jemand vom Ministerium, der ein paar Fragen an dich hat. Ich glaube, allmählich bewegt sich da etwas." Als er Harrys verdutzten Blick sah, lächelte er und setzte hinzu: "Es tut mir leid Harry, aber ich kann dir nicht mehr sagen. Und ich muss dich hier alleine lassen, ich muss wieder in meinen Unterricht. Du findest den Weg zu Professor Dumbledores Büro doch sicherlich alleine, nicht wahr? Das Passwort ist Säuredrops."
Er nickte Harry kurz zu und bog dann in einen anderen Gang ab, während Harry sich auf den Weg zu Professor Dumbledores Büro machte. Dort angekommen, nannte er dem Gargoyle, der den Aufgang bewachte, dass Passwort und betrat dann die sich langsam nach oben windende Treppe. Oben angekommen, klopfte er kurz an die Tür. Sofort hörte er Professor Dumbledore "Herein" rufen und betrat das Büro. Der kreisrunde Raum sah noch genauso aus wie beim letzten Mal, als er hier gewesen war. Von den Wänden sahen die Porträts ehemaliger Schulleiter auf Harry herab, einige mit deutlichem Missfallen, als sie sein wirres Haar betrachteten, und auf einer Stange saß Fawkes, der Phönix. Harry wandte sich zum Tisch und stutzte. Neben Professor Dumbledore saß dort kein anderer als Percy Weasley - ein sehr dienstlich aussehender Percy. Professor Dumbledore stand auf und begrüßte Harry lächelnd.
"Ah, da bist du ja! Percy brauche ich dir wohl nicht erst vorzustellen, und auch, dass er im Ministerium arbeitet, ist dir sicherlich bekannt. Nun, Percy hat einige Fragen an dich. Ich werde euch jetzt allein lassen." Professor Dumbledore verließ sein Büro, und Harry blieb mit Percy zurück. Percy war ebenfalls aufgestanden und sah Harry an. "Guten Morgen, Harry. Setz' dich bitte." Auch sein Tonfall klang äußerst dienstlich. Harry fragte sich kurz, ob er Percy wohl noch duzen durfte, entschied dann aber auf der Stelle, es einfach zu tun. Er grinste ihn an, als er an dem Tisch gegenüber von Percy Platz nahm, und sagte: "Hi, Percy! Was treibt dich denn hierher?" Percy zog ein Blatt Pergament aus einer Aktentasche und legte es auf den Tisch. "Ich bin rein dienstlich hier, Harry. Ron hat dir sicherlich erzählt, dass ich auf Grund meiner bisherigen Arbeit in eine wichtige Abteilung versetzt worden bin, die Abteilung für magische Strafverfolgung."
Nein, das hatte Ron ihm nicht erzählt, aber Harry ging darüber hinweg. "Jaah - und was hat das mit mir zu tun?" Percy räusperte sich. "Nun, vielleicht hast du mitbekommen, dass unsere Abteilung im Frühjahr eine neue Abteilungsleiterin bekommen hat. Miss Career hat beschlossen, äh, einige alte Akten aufzuarbeiten, und dabei ist sie über ein paar, äh, Unvollständigkeiten gestolpert. Sie hat mich als ihren Assistenten daher gebeten, diese Unvollständigkeiten zu recherchieren, und dazu benötige ich deine Aussage." Harry sah ihn verwirrt an. "Wovon redest du, Percy? Professor Lupin hat vorhin auch schon so komische Andeutungen gemacht, meinte aber, er könnte mir nichts sagen..." Percy nickte gewichtig. "Ja, das stimmt, auch Professor Lupin hat schon ausgesagt. Und er kann dir nichts sagen, weil Professor Dumbledore ihn mit einem Verschwiegenheitszauber belegt hat, der erst aufgehoben wird, wenn alle Zeugenaussagen aufgenommen sind. Er wird dich nach deiner Aussage mit dem gleichen Zauber belegen."
Harry verdrehte die Augen. "Percy, komm zur Sache - worum geht es?" Percy öffnete erneut seine Aktentasche und zog eine Feder heraus. Dann wandte er sich wieder an Harry. "Das hier ist eine Flotte-Schreibe-Feder, sie wird deine Aussage wörtlich protokollieren und du musst sie dann hinterher unterschreiben." Er saugte kurz an der Feder und stellte sie auf das Pergament. Harry fühlte sich kurz an die giftgrüne Flotte-Schreibe-Feder erinnert, mit der die Reporterin Rita Skeeter ihm im letzten Jahr diverse Aussagen in den Mund gelegt hatte, aber als Percy zu sprechen begann, sah Harry, dass seine Feder wirklich wörtlich mitprotokollierte:
"Vernehmungsprotokoll des Zeugen Potter, Harry, geboren am 31. Juli 1980, in der Strafsache Black, Sirius. Der Zeuge wurde darüber belehrt, dass wissentliche Falschaussagen strafrechtlich belangt werden können." Percy warf Harry einen bedeutungsvollen Blick zu, und sagte dann: "Harry, es geht hier um den Vorfall im Juni letzten Jahres, als der Häftling Sirius Black nach seiner Flucht aus Azkaban hier in Hogwarts aufgetaucht ist. Hast du den Delinquenten damals gesehen?" Harry bekam große Augen. Das also hatte Professor Lupin damit gemeint, dass sich endlich etwas zu bewegen schien - man war beim Ministerium offenbar nicht mehr verzweifelt bemüht, die Aussagen von ihm, Ron und Hermine zu ignorieren!
Er atmete kurz durch und sagte dann: "Ja, ich habe ihn gesehen." Harry bemühte sich, so ruhig und erwachsen wie möglich zu klingen, damit seine Aussage dieses Mal unbedingt ernst genommen wurde. Percy nickte ihm kurz zu. "Dann erzähle mir bitte ausführlich, was damals geschehen ist." Harry nickte und begann. Er erzählte wahrheitsgemäß, was sich an der Peitschenden Weide zugetragen hatte - dass Sirius Ron in den Geheimgang gezogen und Harry und Hermine ihnen gefolgt waren, dass anschließend Professor Lupin aufgetaucht war und sich schließlich herausgestellt hatte, dass Rons Ratte Scabbers niemand anderer als der totgeglaubte Peter Pettigrew war. Auch von Professor Lupins Verwandlung, der Flucht Pettigrews nachdem sie den Geheimgang verlassen hatten und dem anschließenden Auftauchen der Dementoren sprach er. Das einzige, was er verschwieg war, dass Sirius ebenfalls ein nicht registrierter Animagus war.
Nachdem er geendet hatte, fragte Percy: "Und was ist geschehen, nachdem du im Krankenflügel wieder aufgewacht bist?" Harry überlegte kurz. Jetzt durfte er nichts falsches sagen - wenn herauskam, dass er und Hermine mit Hilfe des Zeitumkehrers ein paar Stunden in die Vergangenheit gereist waren, würden sowohl er als auch Hermine und nicht zu vergessen Professor Dumbledore fürchterlichen Ärger bekommen. Schließlich sagte er: "Ich bin aufgewacht, weil Minister Fudge und Sna - Professor Snape sich ziemlich laut unterhalten haben. Sie sind dann in die Krankenstation gekommen, und Hermine und ich haben versucht, Minister Fudge zu erzählen, was wir von Sirius Black erfahren haben, aber er hat uns nicht richtig zugehört, und Professor Snape hat immer wieder behauptet, Sirius Black hätte uns mit einem Verwirrungszauber belegt, damit wir ihm glauben. Dann ist Professor Dumbledore gekommen und hat Hermine und mich gefragt, was passiert ist - und als er gegangen ist, hat er uns eingeschlossen. Wir haben dann von Madam Pomfrey Schokolade bekommen - und irgendwann sind Professor Dumbledore, Minister Fudge und Sna - Professor Snape zurückgekommen und haben sich darüber - äh - unterhalten, dass Sirius Black geflohen wäre - ja, und das war eigentlich alles."
Percy sah ihn ernst an. "Eine letzte Frage habe ich noch: Du hast damals geglaubt, dass Sirius Black euch die Wahrheit erzählt hat - was glaubst du heute?" Harry sah ihm in die Augen und sagte fest: "Ich glaube, dass Sirius Black unschuldig ist." Percy nickte kurz, dann sagte er, an die Feder gewandt: "Vernehmungsprotokoll abschließen!" Die Feder zog zwei dünne Linien unter den Text, dann nahm Percy das Pergament, reichte es Harry und sagte: "Lies dir das bitte gründlich durch, und wenn es so stimmt, dann brauche ich deine Unterschrift - unten links. Ich hole schon mal Professor Dumbledore." Er stand auf und Harry las sich das Protokoll durch. Die Feder hatte seine Aussage tatsächlich wörtlich niedergeschrieben. Harry griff nach der Feder und setzte seine Unterschrift unter das Protokoll. Als er sie niederlegte, kam Percy in Begleitung von Professor Dumbledore zurück, warf einen kurzen Blick auf Harrys Unterschrift, unterschrieb dann das Protokoll selbst auf der rechten Seite, siegelte das Pergament, rollte es zusammen und verstaute es wieder in seiner Aktentasche.
Professor Dumbledore wandte sich an Harry. "Ich werde dich jetzt mit einem Verschwiegenheitszauber belegen, Harry. Dieser Zauber wird verhindern, dass du mit irgend jemandem über die Ereignisse vor einem Jahr sprichst - und zwar zu dem Zweck, damit eure Zeugenaussagen glaubwürdig und nicht untereinander abgesprochen sind. Du kannst dann wieder in deinen Unterricht gehen - Percy, wer soll als nächstes aussagen?" Percy zögerte kurz, dann sagte er: "Ich denke, Ron." Dumbledore nickte. "Harry, wenn du gleich in deine Klasse gehst, sage bitte Ron Weasley, dass er herkommen soll. Du kannst ihm das Passwort ruhig sagen." Dann legte Professor Dumbledore Harry eine Hand auf die Schulter und berührte erst seine Lippen, dann seine Stirn mit dem Zauberstab. Harry spürte nichts, aber als er eine Viertelstunde später im Verwandlungsklassenzimmer - er hatte gar nicht gemerkt, wie lange er in Dumbledores Büro geblieben war - Ron ausrichtete, dass er zu Professor Dumbledore kommen sollte, konnte er ihm nicht erzählen, weshalb er dort erwartet wurde - lediglich ein kurzes: "Mach dir keine Sorgen, es passiert nichts schlimmes," bekam er heraus.
Ron blieb während der ganzen Verwandlungsstunde fort und tauchte erst zum Mittagessen in der Großen Halle auf. Er grinste Harry an und sagte dann zu Hermine: "Du sollst direkt nach dem Mittagessen in Dumbledores Büro kommen!" Hermine sah von einem zum anderen. "Was ist denn bloß passiert - und warum sagt ihr mir nichts?" Harry schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, Hermine, wir können nicht, aber das ist schon okay so. Du wirst es verstehen, wenn du bei Dumbledore bist." Hermine musterte die beiden neugierig, dann fragte sie: "Steht ihr unter einem Verschwiegenheitszauber? Ich habe davon gelesen, er muss furchtbar schwer zu praktizieren sein, besonders, wenn derjenige, der damit belegt wird, eigentlich erzählen möchte, was er nicht soll." Harry nickte, antworten konnte er nicht.
Nach dem Mittagessen lief Hermine sofort die Treppen hinauf zu Dumbledores Büro, und Harry und Ron machten sich auf den Weg zu Professor Binns' Geschichtsunterricht. Sie warteten beide gespannt darauf, dass Hermine ihre Aussage beendete, damit der Zauber von ihnen genommen würde und sie sich endlich darüber unterhalten konnten, was sie ausgesagt hatten und was dieses plötzliche Interesse wohl zu bedeuten hatte, und gerade deshalb schien die Zeit bei Professor Binns todlangweiligen Monologen noch langsamer zu vergehen als sonst. Aber endlich war es soweit: als gerade die Glocke das Ende der Stunde verkündete, betrat Professor Dumbledore in Begleitung von Professor Lupin, Percy und Hermine das Klassenzimmer und bedeutete Harry und Ron, noch einen Moment dazubleiben, während die anderen Schüler erleichtert den Raum verließen.
Dann nickte er Percy zu. Dieser räusperte sich, stellte sich in Positur und sagte: "Ich habe nun alle Aussagen zu Protokoll genommen und werde sie im Ministerium eingehend prüfen. Professor Dumbledore, die Zeugen können nun aus dem Verschwiegenheitszauber entlassen werden." Dumbledore sagte fröhlich: "Danke, Percy," und trat zu Professor Lupin. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und berührte dann mit dem Zauberstab zuerst seine Stirn und anschließend die Lippen. Dann wiederholte er die Prozedur bei Harry, Ron und Hermine, und nickte dann Percy zu. Dieser warf noch einen kurzen Blick in die Runde, verabschiedete sich und verließ dann hinter Professor Dumbledore das Büro, während die vier Zeugen zurückblieben. Keiner von ihnen sprach ein Wort, bis die Tür hinter Percy ins Schloss gefallen war, dann sprachen Harry, Ron und Hermine gleichzeitig: "Wow, damit hätte ich nie gerechnet!" "Percy sah aber auch zu komisch aus in seinen Dienstroben!" "Professor, was glauben Sie - warum hat das Ministerium Percy geschickt?"
Professor Lupin lehnte sich an den Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die drei der Reihe nach nachdenklich. "Ich bin mir nicht sicher, Hermine. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Lisan - Miss Career festgestellt hat, wie schlecht die Akten dort bis jetzt geführt worden sind und jetzt Ordnung hineinbringen will. Ich habe diese Frage übrigens Percy gestellt, und seine Antwort war, dass die Wahrheit herausgefunden werden soll - auch etwas, was ich mir vorstellen kann." Harry überlegte einen Moment, dann fragte er. "Verzeihen Sie, Professor, aber kennen Sie diese Abteilungsleiterin?" Professor Lupin nickte. "Ja, ich kenne sie. Sie ist die Vorgesetzte und eine enge Freundin von Francis. Ich weiß auch, dass Francis ihr nahegelegt hat, sich intensiv mit Sirius' Fall zu beschäftigen, ich weiß allerdings nicht, mit welchem Erfolg. Ich kann mir allerdings wirklich vorstellen, dass ihr einfach daran liegt, die Akte aufzuarbeiten und festzustellen, ob damals Fehler gemacht worden sind - so wie ich sie einschätze, gehört sie nicht zu den Leuten, die eine einmal getroffene Entscheidung nie wieder überdenken wollen. So, und jetzt entschuldigt mich bitte, es gibt hier noch jemanden, der sehr interessiert an dieser Sache sein dürfte."
Er nickte den dreien zu und verließ das Klassenzimmer, und auch Harry, Ron und Hermine machten sich auf den Weg. Sie gingen allerdings nicht in den Gemeinschaftsraum, sondern zum See, wo sie sich ein ungestörtes Plätzchen suchten und sich dann gegenseitig ihre Aussagen erzählten.
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So, Kapitel 15 wäre damit auch schon beendet. In Kapitel 16 geht es um Weihnachten...
Aber wieso habe ich nur ein Review bekommen?
Zum Disclaimer sage ich nichts mehr, mittlerweile müsste der klar sein, oder?
Kapitel 15 - unerwarteter Besuch
"Ich muss mit euch sprechen!" Harry beugte sich zu Ron und Hermine herunter, die gemeinsam über einem dicken Verwandlungsbuch brüteten. Die beiden standen sofort auf. "Gehen wir in die Bibliothek?" Hermines Vorschlag wurde von beiden Jungen sofort angenommen, und sie machten sich auf den Weg. In der Bibliothek angekommen, ließen sie sich in einer abgeschiedenen Ecke nieder. Hermine und Ron sahen Harry gespannt an. "Erzähl - hast du mit Sirius und Professor Lupin gesprochen?" Harry nickte langsam. "Jaah, hab ich..."
Hermine zog eine Grimasse. "Harry, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, was haben sie gesagt? Wird Sirius von hier verschwinden?" Harry schüttelte den Kopf. "Nein. Er sagt, es gibt keine Gefahr - und Professor Lupin habe ich noch nie so lachen gesehen!" Ron und Hermine sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren. So ähnlich musste er wohl ausgesehen haben, als er gemerkt hatte, dass Professor Lupin lachte. Harry grinste die beiden an. "Naja, wir hatten nicht ganz recht mit unserer Vermutung - Professor Lupin ist gar nicht in Professor Truman verknallt - sie ist seine Schwester."
Er erzählte den beiden, was er von Professor Lupin erfahren hatte, und Ron und Hermine atmeten auf. Hermine sah Harry und Ron streng an. "Ich habe euch doch gesagt, es geht uns nichts an, was die beiden miteinander zu tun haben! Aber ich fürchte, Professor Lupin hat recht - es gibt Gerüchte bei den anderen, und ich glaube, dass die Gerüchte bald hochkochen werden - die Slytherins sind ziemlich komisch drauf! Aber daran können wir wirklich nichts machen - gar nichts, Ron, versuche es gar nicht erst, du kannst es nur schlimmer machen, wenn du irgendwas sagst!" Ron, der bei ihren ersten Worten fast schon trotzig ausgesehen hatte, nickte. "Wahrscheinlich hast du recht," sagte er einsichtig. Dann grinste er plötzlich. "Aber cool wäre es trotzdem gewesen, wenn die beiden ein Paar wären!"
Am nächsten Morgen achtete Harry beim Frühstück auf die Unterhaltungen der anderen und stellte fest, dass sich tatsächlich viele um die vermeintliche Liebesgeschichte Truman/Lupin drehten. Auch sahen verdächtig viele Schüler - nicht nur am Gryffindor-Tisch - immer wieder zum Lehrertisch, wo die beiden sich ernst unterhielten. Professor Truman hatte, offenbar unbewusst, ihre kleine Hand über Professor Lupins gelegt, während sie mit ihm sprach. Hier und da an den Tischen grinsten besonders die älteren Schüler wissend, und einige der Mädchen kicherten unterdrückt.
Professor Truman hob den Kopf und ließ ihren Blick über die Schülertische schweifen, während Professor Lupin etwas zu ihr sagte. Sie schüttelte den Kopf, dann platzte sie plötzlich heraus: "Also, das ist doch albern!" An den Tischen herrschte auf einen Schlag Ruhe - die junge Lehrerin hatte laut genug gesprochen, dass alle es gehört hatten. Jetzt stand sie auf, sprach kurz und leise mit Professor Dumbledore und wandte sich dann wieder an die Schüler, die Hand auf Professor Lupins Schulter. "Also, hört mir bitte mal kurz zu. Ich stelle jetzt seit einigen Tagen fest, dass hier Gerüchte über Professor Lupin und mich kursieren - ich möchte dazu mal eben was klarstellen, auch wenn ich damit einige von euch enttäuschen muss: Professor Lupin ist mein Bruder - damit dürften wohl alle Fragen beantwortet sein. Guten Appetit, allerseits!"
Sie setzte sich wieder hin und widmete sich ihrem Toast, als wäre nichts geschehen, während an den Haustischen noch einen Moment Stille herrschte und dann überall aufgeregtes Getuschel erklang. Harry, Ron und Hermine grinsten sich an - sie kamen sich irgendwie überlegen vor, weil diese Eröffnung sie nicht überraschend beim Frühstückstisch getroffen hatte.
An diesem Tag schien der Unterricht für Harry besonders langsam zu vergehen, denn er wartete sehnsüchtig auf den Abend - er wollte endlich seinem Paten zum Geburtstag gratulieren und ihm die Eule schenken. Mit Professor Lupin war abgesprochen, dass er, Ron und Hermine etwa eine Stunde vor dem Abendessen zu ihm kommen sollten - bis zu diesem Moment würden alle die Tatsache, dass Sirius Geburtstag hatte, komplett ignorieren.
Aber auch der längste Tag geht einmal vorbei, und schließlich stand Harry vor Professor Lupins Büro. Als dieser öffnete, sagte Harry: "Guten Abend, Professor - kann ich Sie einen Moment stören? Ich hätte da eine Frage zu diesem Aufsatz über Manticore." Professor Lupin grinste ihn an, sagte aber nur: "Aber sicher, Harry, komm rein." Harry betrat das inzwischen vertraute Büro und begrüßte seinen Paten, der auf dem Sofa vor dem Kamin saß und das Kreuzworträtsel im Tagespropheten löste. Eine Minute später klopfte es erneut und Professor Truman trat ein. "Hallo Remus, hast du noch mein Buch? Ich suche es schon überall." Sie trat ein, lächelte Harry und Sirius kurz zu und sah dann einen Bücherstapel auf dem Schreibtisch durch.
Gleich darauf klopfte es erneut, und Hermine und Ron standen vor der Tür. "Guten Abend, Professor - ist Harry schon hier? Wir wollten Sie was zu diesem Manticore-Aufsatz fragen..." Professor Lupin trat von der Tür zurück und ließ die beiden eintreten, und auch sie begrüßten Sirius. Dieser sah irgendwie misstrauisch aus. "Haben wir heute hier einen Taubenschlag? Soviel Besuch..." Harry grinste. "Und das ausgerechnet, wenn du gerade beim Kreuzworträtsel bist, nicht wahr? Huch, wer ist das denn jetzt schon wieder?" Professor Lupin, der gar nicht erst den Versuch gemacht hatte, sich hinzusetzen, ging erneut zur Tür und öffnete. "Guten Abend, Remus - wie ich sehe, hast du heute ein volles Haus..." ertönte die gutmütige Stimme von Professor Dumbledore. Er trat ein, schloss die Tür hinter sich, sah sich um und bemerkte fröhlich: "Gut, wir sind vollständig - fangen wir an? Auf drei - eins, zwei, drei..."
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" Gleichzeitig mit diesem sechsstimmigen Glückwunsch öffnete Professor Lupin die Tür seines Schrankes. Darin stand eine riesige Geburtstagstorte, neben der die Geschenke aufgereiht waren - inklusive Harrys Eule, die sich erstaunlich ruhig verhielt. Sirius sah verblüfft von einem zum anderen, dann nahm er langsam den Tagespropheten auf, den er nach Harrys Eintreten zur Seite gelegt hatte, blätterte zur ersten Seite, warf einen Blick auf das Datum, legte die Zeitung wieder weg und sagte dann: "Soll ich euch mal was sagen? Daran habe ich überhaupt nicht gedacht..."
Mitte November fand das erste Quidditch-Spiel der Saison statt: Ravenclaw gegen Slytherin. Ravenclaw verlor knapp mit einhundertdreißig zu einhundertsechzig Punkten, weil Malfoy mehr aus Zufall den Schnatz gefangen hatte, als Ravenclaw bereits mit einhundertdreißig zu zehn Punkten in Führung lag. Die ganz in blau gekleideten Ravenclaws hatten ein wunderbares Spiel geliefert, nur Cho Chang, die hübsche Sucherin, schien nicht wirklich konzentriert. Harry hatte das Spiel mit einer gewissen Spannung verfolgt - er hatte seit dem Beginn des neuen Schuljahres noch kein Wort mit Cho gesprochen und sie auch nur selten gesehen - und wenn, dann war sie von Freundinnen umringt gewesen.
Harry hätte sie gerne gefragt, wie es ihr ging, aber er hatte nie den Mut gehabt, sie anzusprechen - aber wenn er sie in der großen Halle sah, mit gesenktem Kopf über ihren Teller gebeugt, ohne mit jemandem zu sprechen, dann wurde er plötzlich wieder an die Ereignisse nach der letzten Aufgabe des Trimagischen Turniers erinnert, die zu Cedric Diggorys Tod geführt hatten. Cho schien damit nicht gut fertig zu werden, jedenfalls hatte sie deutlich abgenommen, und um ihre Augen lagen dunkle Schatten. Harry selbst ging es seit dem Beginn des Schuljahres besser - seit er wieder in der vertrauten Umgebung Hogwarts' war, hatten seine Alpträume deutlich nachgelassen. Harry nahm sich fest vor, am Morgen nach dem Quidditch-Spiel mit Cho zu sprechen - das Spiel bot sich als hervorragender Vorwand an - aber Cho erschien nicht zum Frühstück, und auch auf dem Weg zum Unterricht sah er sie nirgendwo. Also blieb ihm wohl keine andere Wahl, als das Gespräch, das er gleichzeitig suchte und fürchtete, wieder einmal zu verschieben.
Harry gähnte - er hatte am vergangenen Abend noch lange mit Ron geschwatzt, und die Aussicht auf eine Doppelstunde Zaubertränke mit den Slytherins trug nicht gerade dazu bei, seine Lebensgeister zu heben. Als sie in Snapes Kerker ankamen, drückten sie sich wie üblich in die hinterste Reihe, und Neville stolperte auf den freien Platz neben Hermine, ließ seine Tasche auf den Tisch fallen und stellte Hermine seinen Kessel auf den Fuß. "Oh, entschuldige, Hermine, das wollte ich nicht!" Hermine nickte ihm nur lächelnd zu, denn in diesem Moment betrat Snape den Kerker und warf einen bösen Blick zu den Gryffindors, als rechne er sich gerade aus, wie viele Gelegenheiten er heute wohl bekommen würde, ihnen Punkte abzuziehen.
Er schritt zum Pult und wandte sich dann ohne Begrüßung an die Klasse: "Wer von Ihnen in der letzten Stunde aufgepasst hat, sollte in der Lage sein, den Trance-Trank ohne weitere Anleitung zu brauen. Ich muss Ihnen allerdings sagen, dass diejenigen unter Ihnen, die ständig einen neuen Kessel brauchen, bald keine Gelegenheit mehr haben werden, diesen Trank zu brauen." Die Klasse wirkte verwirrt, und Malfoy wagte die Frage: "Verzeihen Sie, Professor, aber wieso nicht?"
Snape wandte ihm den Blick zu und erklärte dann mit fast freundlicher Stimme: "Weil die Herrschaften im Ministerium nichts besseres zu tun hatten, als die Kesselbodendicken zu standardisieren - und der Idiot, der dafür verantwortlich war, hat eine Dicke festgelegt, die es unmöglich macht, einen Kessel schnell genug zu erhitzen, um diesen und ähnlich empfindliche Tränke zu brauen. Ich nehme nicht an, dass der betreffende je in den Genuss meines Unterrichts gekommen ist - und falls doch, dann darf ich annehmen, dass er nicht aufgepasst hat, denn sonst wüsste er, dass die Geschwindigkeit, mit der einige Tränke zum Kochen gebracht werden müssen, ausschlaggebend für ihre Wirksamkeit sind. - Weasley, weshalb grinst du so?" Ron wurde rot und stotterte: "Ich grinse nicht, Professor," dann beugte er sich schnell über seine Zutaten. Er und Harry hatten sich tatsächlich breit angegrinst, denn schließlich hatte niemand anderer als Rons älterer Bruder Percy die Kesselbodendicke standardisiert. Professor Snape runzelte die Stirn und nahm die Gelegenheit wahr, Gryffindor fünf Punkte abzuziehen - es schien also eine völlig normale Stunde zu werden.
Die Stunde verging so langsam, wie Zaubertrankstunden es immer an sich hatten. Harry bemühte sich, möglichst wenig zu Snape zu sehen und vor allem möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während er vorsichtig ein einzelnes Blatt von einer Mohnblüte zerkleinerte, die ein wichtiger Bestandteil des Trance-Tranks war. Hermine neben ihm bemühte sich, gleichzeitig ihren Trank zu brauen und ein Auge auf Neville zu haben, um zu verhindern, dass dieser mal wieder seinen Kessel in die Luft jagte, und Ron auf seiner anderen Seite mischte gerade in einem kleinen Mörser ein paar Tropfen Wasser zu seinem bereits zerkleinerten Blütenblatt, als die Tür aufging und Professor Lupin eintrat.
Er grüßte die Klasse kurz mit einem Kopfnicken und sagte dann an Snape gewandt: "Es tut mir leid, dass ich deinen Unterricht stören muss, Severus, aber ich muss dir einen deiner Schüler entführen." Er sah nicht so aus, als ob es ihm tatsächlich leid täte, und Snape wäre ihm, seinem Blick nach zu schließen, am liebsten an die Kehle gegangen. "Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du Potter meinst? Er ist gerade sehr damit beschäftigt, seinen Trank zu brauen, das kann er nicht unterbrechen." Professor Lupin lächelte freundlich. "Ich habe zwar nicht halb soviel Ahnung von Zaubertränken wie du, aber ich sehe es doch richtig, dass Harry noch gar nicht angefangen hat, ihn zu mischen? Außerdem war das nicht meine Idee - Harry wird in Professor Dumbledores Büro erwartet."
Dann wandte er sich, ohne Snape noch weiter zu beachten, an Harry und sagte: "Pack bitte deine Sachen zusammen und komm mit, Harry." Harry tauschte einen verwunderten Blick mit Ron und Hermine, beeilte sich aber gerne - jede Chance, Snapes Unterricht zu entkommen, musste genutzt werden. Er folgte Professor Lupin aus dem Klassenzimmer und fragte, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte: "Verzeihen Sie, Professor, aber wissen Sie, was Dumbledore von mir will?" Professor Lupin drehte sich zu ihm um. "Professor Dumbledore eigentlich gar nichts, aber bei ihm ist jemand vom Ministerium, der ein paar Fragen an dich hat. Ich glaube, allmählich bewegt sich da etwas." Als er Harrys verdutzten Blick sah, lächelte er und setzte hinzu: "Es tut mir leid Harry, aber ich kann dir nicht mehr sagen. Und ich muss dich hier alleine lassen, ich muss wieder in meinen Unterricht. Du findest den Weg zu Professor Dumbledores Büro doch sicherlich alleine, nicht wahr? Das Passwort ist Säuredrops."
Er nickte Harry kurz zu und bog dann in einen anderen Gang ab, während Harry sich auf den Weg zu Professor Dumbledores Büro machte. Dort angekommen, nannte er dem Gargoyle, der den Aufgang bewachte, dass Passwort und betrat dann die sich langsam nach oben windende Treppe. Oben angekommen, klopfte er kurz an die Tür. Sofort hörte er Professor Dumbledore "Herein" rufen und betrat das Büro. Der kreisrunde Raum sah noch genauso aus wie beim letzten Mal, als er hier gewesen war. Von den Wänden sahen die Porträts ehemaliger Schulleiter auf Harry herab, einige mit deutlichem Missfallen, als sie sein wirres Haar betrachteten, und auf einer Stange saß Fawkes, der Phönix. Harry wandte sich zum Tisch und stutzte. Neben Professor Dumbledore saß dort kein anderer als Percy Weasley - ein sehr dienstlich aussehender Percy. Professor Dumbledore stand auf und begrüßte Harry lächelnd.
"Ah, da bist du ja! Percy brauche ich dir wohl nicht erst vorzustellen, und auch, dass er im Ministerium arbeitet, ist dir sicherlich bekannt. Nun, Percy hat einige Fragen an dich. Ich werde euch jetzt allein lassen." Professor Dumbledore verließ sein Büro, und Harry blieb mit Percy zurück. Percy war ebenfalls aufgestanden und sah Harry an. "Guten Morgen, Harry. Setz' dich bitte." Auch sein Tonfall klang äußerst dienstlich. Harry fragte sich kurz, ob er Percy wohl noch duzen durfte, entschied dann aber auf der Stelle, es einfach zu tun. Er grinste ihn an, als er an dem Tisch gegenüber von Percy Platz nahm, und sagte: "Hi, Percy! Was treibt dich denn hierher?" Percy zog ein Blatt Pergament aus einer Aktentasche und legte es auf den Tisch. "Ich bin rein dienstlich hier, Harry. Ron hat dir sicherlich erzählt, dass ich auf Grund meiner bisherigen Arbeit in eine wichtige Abteilung versetzt worden bin, die Abteilung für magische Strafverfolgung."
Nein, das hatte Ron ihm nicht erzählt, aber Harry ging darüber hinweg. "Jaah - und was hat das mit mir zu tun?" Percy räusperte sich. "Nun, vielleicht hast du mitbekommen, dass unsere Abteilung im Frühjahr eine neue Abteilungsleiterin bekommen hat. Miss Career hat beschlossen, äh, einige alte Akten aufzuarbeiten, und dabei ist sie über ein paar, äh, Unvollständigkeiten gestolpert. Sie hat mich als ihren Assistenten daher gebeten, diese Unvollständigkeiten zu recherchieren, und dazu benötige ich deine Aussage." Harry sah ihn verwirrt an. "Wovon redest du, Percy? Professor Lupin hat vorhin auch schon so komische Andeutungen gemacht, meinte aber, er könnte mir nichts sagen..." Percy nickte gewichtig. "Ja, das stimmt, auch Professor Lupin hat schon ausgesagt. Und er kann dir nichts sagen, weil Professor Dumbledore ihn mit einem Verschwiegenheitszauber belegt hat, der erst aufgehoben wird, wenn alle Zeugenaussagen aufgenommen sind. Er wird dich nach deiner Aussage mit dem gleichen Zauber belegen."
Harry verdrehte die Augen. "Percy, komm zur Sache - worum geht es?" Percy öffnete erneut seine Aktentasche und zog eine Feder heraus. Dann wandte er sich wieder an Harry. "Das hier ist eine Flotte-Schreibe-Feder, sie wird deine Aussage wörtlich protokollieren und du musst sie dann hinterher unterschreiben." Er saugte kurz an der Feder und stellte sie auf das Pergament. Harry fühlte sich kurz an die giftgrüne Flotte-Schreibe-Feder erinnert, mit der die Reporterin Rita Skeeter ihm im letzten Jahr diverse Aussagen in den Mund gelegt hatte, aber als Percy zu sprechen begann, sah Harry, dass seine Feder wirklich wörtlich mitprotokollierte:
"Vernehmungsprotokoll des Zeugen Potter, Harry, geboren am 31. Juli 1980, in der Strafsache Black, Sirius. Der Zeuge wurde darüber belehrt, dass wissentliche Falschaussagen strafrechtlich belangt werden können." Percy warf Harry einen bedeutungsvollen Blick zu, und sagte dann: "Harry, es geht hier um den Vorfall im Juni letzten Jahres, als der Häftling Sirius Black nach seiner Flucht aus Azkaban hier in Hogwarts aufgetaucht ist. Hast du den Delinquenten damals gesehen?" Harry bekam große Augen. Das also hatte Professor Lupin damit gemeint, dass sich endlich etwas zu bewegen schien - man war beim Ministerium offenbar nicht mehr verzweifelt bemüht, die Aussagen von ihm, Ron und Hermine zu ignorieren!
Er atmete kurz durch und sagte dann: "Ja, ich habe ihn gesehen." Harry bemühte sich, so ruhig und erwachsen wie möglich zu klingen, damit seine Aussage dieses Mal unbedingt ernst genommen wurde. Percy nickte ihm kurz zu. "Dann erzähle mir bitte ausführlich, was damals geschehen ist." Harry nickte und begann. Er erzählte wahrheitsgemäß, was sich an der Peitschenden Weide zugetragen hatte - dass Sirius Ron in den Geheimgang gezogen und Harry und Hermine ihnen gefolgt waren, dass anschließend Professor Lupin aufgetaucht war und sich schließlich herausgestellt hatte, dass Rons Ratte Scabbers niemand anderer als der totgeglaubte Peter Pettigrew war. Auch von Professor Lupins Verwandlung, der Flucht Pettigrews nachdem sie den Geheimgang verlassen hatten und dem anschließenden Auftauchen der Dementoren sprach er. Das einzige, was er verschwieg war, dass Sirius ebenfalls ein nicht registrierter Animagus war.
Nachdem er geendet hatte, fragte Percy: "Und was ist geschehen, nachdem du im Krankenflügel wieder aufgewacht bist?" Harry überlegte kurz. Jetzt durfte er nichts falsches sagen - wenn herauskam, dass er und Hermine mit Hilfe des Zeitumkehrers ein paar Stunden in die Vergangenheit gereist waren, würden sowohl er als auch Hermine und nicht zu vergessen Professor Dumbledore fürchterlichen Ärger bekommen. Schließlich sagte er: "Ich bin aufgewacht, weil Minister Fudge und Sna - Professor Snape sich ziemlich laut unterhalten haben. Sie sind dann in die Krankenstation gekommen, und Hermine und ich haben versucht, Minister Fudge zu erzählen, was wir von Sirius Black erfahren haben, aber er hat uns nicht richtig zugehört, und Professor Snape hat immer wieder behauptet, Sirius Black hätte uns mit einem Verwirrungszauber belegt, damit wir ihm glauben. Dann ist Professor Dumbledore gekommen und hat Hermine und mich gefragt, was passiert ist - und als er gegangen ist, hat er uns eingeschlossen. Wir haben dann von Madam Pomfrey Schokolade bekommen - und irgendwann sind Professor Dumbledore, Minister Fudge und Sna - Professor Snape zurückgekommen und haben sich darüber - äh - unterhalten, dass Sirius Black geflohen wäre - ja, und das war eigentlich alles."
Percy sah ihn ernst an. "Eine letzte Frage habe ich noch: Du hast damals geglaubt, dass Sirius Black euch die Wahrheit erzählt hat - was glaubst du heute?" Harry sah ihm in die Augen und sagte fest: "Ich glaube, dass Sirius Black unschuldig ist." Percy nickte kurz, dann sagte er, an die Feder gewandt: "Vernehmungsprotokoll abschließen!" Die Feder zog zwei dünne Linien unter den Text, dann nahm Percy das Pergament, reichte es Harry und sagte: "Lies dir das bitte gründlich durch, und wenn es so stimmt, dann brauche ich deine Unterschrift - unten links. Ich hole schon mal Professor Dumbledore." Er stand auf und Harry las sich das Protokoll durch. Die Feder hatte seine Aussage tatsächlich wörtlich niedergeschrieben. Harry griff nach der Feder und setzte seine Unterschrift unter das Protokoll. Als er sie niederlegte, kam Percy in Begleitung von Professor Dumbledore zurück, warf einen kurzen Blick auf Harrys Unterschrift, unterschrieb dann das Protokoll selbst auf der rechten Seite, siegelte das Pergament, rollte es zusammen und verstaute es wieder in seiner Aktentasche.
Professor Dumbledore wandte sich an Harry. "Ich werde dich jetzt mit einem Verschwiegenheitszauber belegen, Harry. Dieser Zauber wird verhindern, dass du mit irgend jemandem über die Ereignisse vor einem Jahr sprichst - und zwar zu dem Zweck, damit eure Zeugenaussagen glaubwürdig und nicht untereinander abgesprochen sind. Du kannst dann wieder in deinen Unterricht gehen - Percy, wer soll als nächstes aussagen?" Percy zögerte kurz, dann sagte er: "Ich denke, Ron." Dumbledore nickte. "Harry, wenn du gleich in deine Klasse gehst, sage bitte Ron Weasley, dass er herkommen soll. Du kannst ihm das Passwort ruhig sagen." Dann legte Professor Dumbledore Harry eine Hand auf die Schulter und berührte erst seine Lippen, dann seine Stirn mit dem Zauberstab. Harry spürte nichts, aber als er eine Viertelstunde später im Verwandlungsklassenzimmer - er hatte gar nicht gemerkt, wie lange er in Dumbledores Büro geblieben war - Ron ausrichtete, dass er zu Professor Dumbledore kommen sollte, konnte er ihm nicht erzählen, weshalb er dort erwartet wurde - lediglich ein kurzes: "Mach dir keine Sorgen, es passiert nichts schlimmes," bekam er heraus.
Ron blieb während der ganzen Verwandlungsstunde fort und tauchte erst zum Mittagessen in der Großen Halle auf. Er grinste Harry an und sagte dann zu Hermine: "Du sollst direkt nach dem Mittagessen in Dumbledores Büro kommen!" Hermine sah von einem zum anderen. "Was ist denn bloß passiert - und warum sagt ihr mir nichts?" Harry schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, Hermine, wir können nicht, aber das ist schon okay so. Du wirst es verstehen, wenn du bei Dumbledore bist." Hermine musterte die beiden neugierig, dann fragte sie: "Steht ihr unter einem Verschwiegenheitszauber? Ich habe davon gelesen, er muss furchtbar schwer zu praktizieren sein, besonders, wenn derjenige, der damit belegt wird, eigentlich erzählen möchte, was er nicht soll." Harry nickte, antworten konnte er nicht.
Nach dem Mittagessen lief Hermine sofort die Treppen hinauf zu Dumbledores Büro, und Harry und Ron machten sich auf den Weg zu Professor Binns' Geschichtsunterricht. Sie warteten beide gespannt darauf, dass Hermine ihre Aussage beendete, damit der Zauber von ihnen genommen würde und sie sich endlich darüber unterhalten konnten, was sie ausgesagt hatten und was dieses plötzliche Interesse wohl zu bedeuten hatte, und gerade deshalb schien die Zeit bei Professor Binns todlangweiligen Monologen noch langsamer zu vergehen als sonst. Aber endlich war es soweit: als gerade die Glocke das Ende der Stunde verkündete, betrat Professor Dumbledore in Begleitung von Professor Lupin, Percy und Hermine das Klassenzimmer und bedeutete Harry und Ron, noch einen Moment dazubleiben, während die anderen Schüler erleichtert den Raum verließen.
Dann nickte er Percy zu. Dieser räusperte sich, stellte sich in Positur und sagte: "Ich habe nun alle Aussagen zu Protokoll genommen und werde sie im Ministerium eingehend prüfen. Professor Dumbledore, die Zeugen können nun aus dem Verschwiegenheitszauber entlassen werden." Dumbledore sagte fröhlich: "Danke, Percy," und trat zu Professor Lupin. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und berührte dann mit dem Zauberstab zuerst seine Stirn und anschließend die Lippen. Dann wiederholte er die Prozedur bei Harry, Ron und Hermine, und nickte dann Percy zu. Dieser warf noch einen kurzen Blick in die Runde, verabschiedete sich und verließ dann hinter Professor Dumbledore das Büro, während die vier Zeugen zurückblieben. Keiner von ihnen sprach ein Wort, bis die Tür hinter Percy ins Schloss gefallen war, dann sprachen Harry, Ron und Hermine gleichzeitig: "Wow, damit hätte ich nie gerechnet!" "Percy sah aber auch zu komisch aus in seinen Dienstroben!" "Professor, was glauben Sie - warum hat das Ministerium Percy geschickt?"
Professor Lupin lehnte sich an den Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die drei der Reihe nach nachdenklich. "Ich bin mir nicht sicher, Hermine. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Lisan - Miss Career festgestellt hat, wie schlecht die Akten dort bis jetzt geführt worden sind und jetzt Ordnung hineinbringen will. Ich habe diese Frage übrigens Percy gestellt, und seine Antwort war, dass die Wahrheit herausgefunden werden soll - auch etwas, was ich mir vorstellen kann." Harry überlegte einen Moment, dann fragte er. "Verzeihen Sie, Professor, aber kennen Sie diese Abteilungsleiterin?" Professor Lupin nickte. "Ja, ich kenne sie. Sie ist die Vorgesetzte und eine enge Freundin von Francis. Ich weiß auch, dass Francis ihr nahegelegt hat, sich intensiv mit Sirius' Fall zu beschäftigen, ich weiß allerdings nicht, mit welchem Erfolg. Ich kann mir allerdings wirklich vorstellen, dass ihr einfach daran liegt, die Akte aufzuarbeiten und festzustellen, ob damals Fehler gemacht worden sind - so wie ich sie einschätze, gehört sie nicht zu den Leuten, die eine einmal getroffene Entscheidung nie wieder überdenken wollen. So, und jetzt entschuldigt mich bitte, es gibt hier noch jemanden, der sehr interessiert an dieser Sache sein dürfte."
Er nickte den dreien zu und verließ das Klassenzimmer, und auch Harry, Ron und Hermine machten sich auf den Weg. Sie gingen allerdings nicht in den Gemeinschaftsraum, sondern zum See, wo sie sich ein ungestörtes Plätzchen suchten und sich dann gegenseitig ihre Aussagen erzählten.
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So, Kapitel 15 wäre damit auch schon beendet. In Kapitel 16 geht es um Weihnachten...
