Der Review-Dank geht heute an:
Thorin Eichenschild - kannst du mir je verzeihen, großer Zwergenherrscher? Ich bin ja so dankbar, dass ich noch lebe - und zu bedenken, dass das nur an meinem überragenden Schreibstil liegt... ;-)) Kann es sein, dass ich dir nicht hätte verraten sollen, dass es schon viel mehr Kapitel gibt, als bisher hochgeladen sind? Aber wenn es dich tröstet: sie sind noch in Rohfassung, müssen noch überarbeitet werden, und häufig ändere ich sie auch nach euren Reviews...
Sameda: schön, dass du wieder da bist! Ich beeile mich ja extra mit dem nächsten Kapitel! Die Weasleys mussten unbedingt eingeweiht werden, ich brauche das für später. Am liebsten würde ich die ganze Schule überzeugen, aber das bekomme ich nicht hin. Warte es ab, es geht in der Richtung noch weiter - aber das dauert noch ein paar Kapitel...
Matjes: freut mich, dass du dich so amüsiert hast, mir hat das Kapitel viel Spaß gemacht. Und auch wenn ich Sirius liebe - ein paar Sprüche auf seine Kosten sind meiner Meinung nach immer gut angebracht! Aber ob er freikommen wird... (s. u.) Übrigens sorry, ich habe da, glaube ich, was durcheinander geworfen, ich muss gestehen, dass ich noch keine Zeit hatte, deine Fic zu lesen - kommt aber bestimmt noch!
Balin, edler Zwerg (der Trick mit der Tastatur funktioniert wirklich!): wie kommt ihr bloß alle auf die Idee, dass Sirius bald freikommen könnte? Habe ich das ernsthaft vor? Schau'n wir mal... Und falls du meinst, dass es ihm gut geht: das kann sich sehr schnell ändern!
lara: DANKE!!! Es ist immer wieder schön, vier Reviews gleichzeitig zu lesen, auch wenn sich dann rausstellt, dass alle von der gleichen kommen - und hältst du mich wirklich für talentiert? Danke gleichfalls! Wo du den Namen Lisande schon mal gehört haben könntest, weiß ich auch nicht - wenn es mir noch einfallen sollte, melde ich mich umgehend! ;-)) Und du glaubst, dass Lisande Sirius mag? Hmm, ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht - du kommst immer auf Ideen... Falls du übrigens glaubst, dass deine handelnden Personen vor Langeweile einschlafen: könnte passieren, darum schreibe ich ja so fleißig weiter, um sie auf Trab zu halten!
So, weiter geht's...
Disclaimer: mir fällt gerade kein blöder Spruch ein, aber ich glaube, davon habe ich auch schon genug abgelassen, um die Eigentumsrechte zu klären, oder?
Kapitel 17 - Sirius I
Sirius warf einen kurzen Blick auf die Uhr über dem Kaminsims, dann stand er auf. "Leute, ich danke euch für den Abend, aber ich sollte jetzt wirklich gehen." "Schon?" Fred und George wirkten enttäuscht - sie hätten sich noch stundenlang mit Sirius weiterunterhalten können, aber Sirius nickte. "Ja. Ich habe kein Interesse daran, dass McGonagall hier auftaucht und die Party beendet - ich erinnere mich, dass sie diese Angewohnheit immer noch hat. Fred grinste. "Oh ja, das stimmt." Einen kurzen Moment entstand ein unangenehmes Schweigen, dann sagte Sirius plötzlich leise: "Harry - ich würde gerne noch einmal den Schlafsaal sehen." Harry nickte überrascht. "Klar, komm mit hoch!" Er stieg die Treppe hinauf, gefolgt von Sirius und Ron. Aus dem Augenwinkel sah er, dass die Weasley-Zwillinge folgen wollten, aber von Hermine aufgehalten wurden.
Ron betrat den Schlafsaal direkt hinter Sirius und schloss leise die Tür. Sirius war mitten im Raum stehen geblieben und musterte die bequemen, mit roten Vorhängen versehenen Himmelbetten mit einem undefinierbaren Blick. Dann fragte er leise. "Wer schläft am Fenster?" Harry lächelte. "Ich. War das früher dein Bett?" Sirius nickte und ging langsam auf das Bett zu, dann setzte er sich ebenso langsam auf die Kante. Sein Blick ruhte auf dem Bett daneben - dass es Rons war, wusste er aus Erfahrung.
Sirius saß lange schweigsam auf der Bettkante, dann sagte er leise: "Wir waren dreizehn neue Gryffindors, fünf Mädchen, neun Jungen - ein Fünferschlafsaal, ein Vierer. Wir waren nur zu viert." Er unterbrach sich einen Moment, dann fuhr er fort. "Ich -" er deutete auf das Bett auf dem er saß, dann zeigte er nacheinander auf die anderen Betten: "James - Remus - und die Ratte." Er schloss kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder, seufzte er leise und stand auf. "Ich gehe jetzt wirklich besser, sonst werde ich noch sentimental. Harry, Ron, wir sehen uns Morgen!" Er ging mit entschlossenen Schritten zur Tür, öffnete sie und verschwand auf der Wendeltreppe. Als Harry ihm folgte, sah er, dass Sirius sich bereits wieder in den Hund verwandelt hatte.
Während Sirius die langen Flure zu Remus' Räumen zurücklief, war er mit seinen Gedanken weit in der Vergangenheit, und auch als er bereits im Bett lag waren die Erinnerungen noch da. Es tat so gut, wieder glückliche Erinnerungen haben zu dürfen...
*
Sirius wachte so plötzlich auf, dass er im Anfang orientierungslos im Bett saß und nicht wusste, weshalb er so ein kribbeliges Gefühl im Magen hatte. Dann fiel sein Blick auf den Kalender, der an der Wand gegenüber hing und in dem das heutige Datum mit einem dicken, roten Tintenkringel umrandet war. Sirius stieß einen Freudenschrei aus und sprang aus dem Bett. Endlich war es soweit, der erste September war da - heute würde er nach Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei fahren! Auf diesen Tag freute er sich schon seit Wochen, genauer gesagt seit dem Tag, an dem er den Brief von Hogwarts bekommen hatte.
Sirius rannte aus seinem Zimmer, ohne sich vorher seinen Morgenmantel oder Hausschuhe anzuziehen, riß die Tür des Zimmers schräg gegenüber auf, landete mit einem Sprung neben seinem Vater im Bett und schüttelte ihn. "Dad, aufwachen, wir müssen nach London!" Dr. Black fuhr hoch und sah seinen neben ihm knienden Sohn erschrocken an. "Was? Wieso - Sirius, was ist passiert?" Sirius strahlte seinen Vater unschuldig an. "DU hast gesagt, ich sollte dich wecken, wenn du verschläfst - ich muss doch um elf Uhr den Zug von King's Cross erwischen!" Dr. Black tastete verschlafen nach der Taschenuhr, die auf seinem Nachttisch lag, klappte sie auf und stöhnte dann. "Sirius, es ist halb sechs Uhr morgens - wie lange möchtest du denn nach King's Cross unterwegs sein?"
Sirius zuckte die Schultern. "Naja, ich dachte, wir müssen ja noch frühstücken..." Dr. Black verdrehte die Augen und ließ sich wieder zurücksinken. "Sirius, ich weiß, dass ich kein besonders guter Mensch bin, aber womit ich dich verdient habe, wird mir irgendwann mal jemand erklären müssen. Wenn du jetzt schon frühstücken möchtest - bitte, tu dir keinen Zwang an, du weißt, wo die Sachen sind. Aber sei so gut und lass deinen armen, alten Vater noch zwei Stunden schlafen, ja?" Sirius zog einen Schmollmund. "Och, Dad..." "Sirius, bitte - ich hatte gestern wirklich einen anstrengenden Tag. Ich verspreche dir, dass ich um halb acht aufstehe, dann frühstücken wir und meinetwegen können wir anschließend sofort starten - aber jetzt mach dass du hier 'rauskommst!"
Sirius seufzte enttäuscht und rutschte vom Bett. Er wusste ja, dass sein Vater viel arbeiten musste, und er hatte an den letzten Tagen extra Überstunden gemacht, um ihn heute zum Bahnhof begleiten zu können, aber Sirius fiel es trotzdem schwer, sein überschäumendes Temperament im Zaum zu halten. Als er an der Schlafzimmertür war, grinste er jedoch schon wieder - es lag nicht in seiner fröhlichen Natur, lange zu schmollen. "Schlaf gut, Dad - aber in zwei Stunden wecke ich dich, versprochen!" Sein Vater seufzte nur leise "Ich habe es befürchtet" und drehte sich auf die andere Seite.
Es wurde dann doch viertel vor elf, bis sie endlich im Bahnhof King's Cross zwischen den Muggel-Gleisen neun und zehn standen. Diese Verzögerung lag jedoch nicht daran, dass Dr. Black nicht, wie er versprochen hatte, um halb acht aufgestanden wäre - er hätte keine Chance gehabt, seinem überdrehten Sohn noch einmal zu widerstehen - sondern eher daran, dass er darauf bestanden hatte, Sirius' Koffer zu kontrollieren und diesen daraufhin um etliche Scherzartikel erleichterte, die Sirius in der Winkelgasse gekauft hatte. Sirius' lautstarke Proteste, die durch empörtes Kreischen von Morgana, seiner Schleiereule, unterstützt wurden, nützten nichts - sein Vater verbot ihm strikt, Dr. Filibusters Feuerwerk mitzunehmen, und auch die Stinkbomben wurden aus dem Koffer verbannt. Sirius zog einen überzeugenden Flunsch, als sein Vater mit einem Arm voller konfiszierter Gegenstände sein Zimmer verließ - aber kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, als Sirius auch schon seinen Schrank öffnete und weitere Armladungen voller Scherzartikel zu Tage förderte. Er kannte doch seinen Vater - die Sachen, die er ihn finden lassen hatte, waren nur ein Bruchteil seiner eigentlichen Einkäufe.
Dr. Black sah sich kurz um und nickte dann Sirius zu. "In Ordnung, kein Muggel in Sicht. Du weißt, wie du zum Gleis kommst?" Sirius warf ihm einen beleidigten Blick zu. "Klar - einfach durch die Absperrung laufen, du hast es mir oft genug erklärt." Dr. Black lächelte. "Na dann los, ich bin direkt hinter - hoppla, wen haben wir denn hier?" Ein Junge mit Brille und dem unordentlichsten Haar, das Sirius je gesehen hatte, war in vollem Tempo den Bahnsteig entlang gejagt und hatte, da er dabei grinsend über die Schulter zurückgesehen hatte, Dr. Black gerammt. Jetzt sah er halb erschrocken, halb noch immer grinsend zu dem hochgewachsenen Mann auf. "Tschuldigung," keuchte er, "hab' ich Ihnen weh getan?"
Dr. Black schüttelte den Kopf. "Nichts passiert, aber sei froh, dass ich kein Laternenpfahl oder so was bin!" Der Junge lachte, wobei seine Augen hinter den runden Brillengläsern lustig funkelten, dann fiel sein Blick auf Sirius und seinen Gepäckwagen, auf dem in ihrem Käfig eine gelangweilt aussehende Morgana thronte. "Hey - auch Hogwarts?" Sirius nickte grinsend. "Ja, erstes Jahr - du auch?" Der Junge nickte ebenfalls und wollte etwas sagen, wurde jedoch von einer ärgerlichen Stimme unterbrochen. "James Potter, könntest du mir bitte erklären, was du jetzt schon wieder angestellt hast?" James zog den Kopf ein und murmelte: "Oje, das ist Mum! Ich glaube, sie ist noch sauer wegen der Stinkbombe heute morgen - mir ist eine versehentlich in der Küche runtergefallen!"
Sirius grinste ihn an, während sich eine Hexe näherte, die einen Kofferwagen vor sich herschob. Sie zog ein äußerst strenges Gesicht, aber Sirius sah, dass ihre Mundwinkel unfreiwillig zuckten. Dann wandte sie sich an Dr. Black. "Es tut mir leid, mein Sohn ist heute unerträglich - nein, unerträglich ist er normalerweise, heute ist er eine einzige Katastrophe." Sirius' Vater grinste. "Moment mal, sprechen Sie von Ihrem Sohn oder von meinem? Das kommt mir so bekannt vor. Was haltet ihr zwei davon, wenn ihr gemeinsam zum Gleis geht - aber unauffällig?!", wandte er sich dann an die beiden Jungen. Die beiden sahen sich an, und Sirius fragte. "Auf drei?" James nickte. Dann schrien beide Jungen gleichzeitig "Drei" und rasten los.
"Wow, cool!" Die beiden Jungen waren hinter dem magischen Durchgang zu Gleis 9 ¾ noch einige Schritte weitergerannt und standen jetzt direkt vor einer großen, roten Dampflokomotive, die den Schriftzug "Hogwarts-Express" trug. Auf dem Bahnsteig herrschte ein fürchterliches Chaos aus Schülern, Haustieren und mehr oder weniger verzweifelten Eltern. Die beiden grinsten sich an, dann sagte James: "Ich bin übrigens James Potter, aber das hast du ja wahrscheinlich mitgekriegt. Und du?" Sirius grinste zurück. "Sirius Black. Hey, sollen wir uns schon mal ein Abteil suchen?" James nickte, und die beiden rannten los. Sirius stellte fest, dass James offenbar genauso wenig wie er selbst ging, wenn er auch rennen konnte - sein Vater sprach in solchen Fällen immer von überschüssiger Energie.
Da wir gerade von Dr. Black sprechen - er und Mrs. Potter hatten inzwischen auch das Gleis erreicht und sahen ihre Söhne gerade noch starten. Beide ignorierten die Rufe ihrer Eltern - bis Dr. Black zum letzten Mittel griff. "Sirius, bei Fuß!" Sirius stoppte so plötzlich, dass er fast stolperte. Wenn sein Vater anfing, ihn wie einen ausgelassenen Welpen zu behandeln, war Vorsicht geboten - wenn er jetzt nicht gehorchte, würde er sich in Kürze von einem unangenehmen Zauberspruch an die Seite seines Vaters gezogen fühlen und dort mit eiserner Hand gehalten werden. Auch James stoppte und drehte sich um. Seine Mutter und Sirius' Vater kamen mit den Gepäckwagen auf sie zu. Als sie sie erreicht hatten, nickte Dr. Black und sagte: "Na, dann sucht euch mal ein Abteil - aber langsam!" Die beiden Jungen, die schon wieder losrennen wollten, sahen sich seufzend an und gingen dann in gemäßigterem Tempo auf Abteilsuche.
Sie waren spät dran, und die meisten Abteile waren bereits besetzt, aber ganz am Ende des Zuges fanden sie ein Abteil, in dem nur ein einziger Junge saß. Sirius riss die Tür auf, stürmte hinein und fragte: "Hey, ist hier noch frei?" Der Junge reagierte nicht. Er saß in eine Ecke am Fenster gedrückt, hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt und starrte mit leerem Blick auf den Bahnsteig. Sirius fiel auf, dass er sehr dünn war und ziemlich blass und krank aussah. Er ging zwei Schritte auf den Jungen, der in seinem Alter sein musste, zu und versuchte es nochmal. "He, ich rede mit dir," trompetete er dem anderen ins Ohr. Der Junge zuckte zusammen, wandte seinen Blick vom Fenster weg und sah Sirius, mit großen, erschrockenen Augen an.
"Was ist?" Sirius grinste. "Na also, geht doch! Wir wollten nur wissen, ob hier noch frei ist." Der Junge nickte, und James und Sirius verließen das Abteil wieder, um ihre Koffer und Eulen - James' Gepäck wurde von einem Käfig mit einem Waldkauz, der ebenso gelangweilt aussah wie Morgana, gekrönt - in das Abteil zu holen. Als sie schließlich alles verstaut hatten, blieb kaum noch Zeit, sich zu verabschieden. Mrs. Potter umarmte James nur kurz und sagte: "Und Junge, benimm dich - du weißt, was dein Vater dir erzählen wird, wenn zu viele Eulen aus der Schule kommen!" Dr. Black grinste seinen Sohn nur an, zerzauste ihm das Haar (was Sirius hasste) und sagte nur: "Meine Rede - versuch es wenigstens." Dann stiegen die beiden Jungen wieder in den Zug, der gleich darauf anruckte. Sie blieben winkend an der Tür stehen, bis sie ihre Eltern nicht mehr sehen konnten und gingen dann wieder in ihr Abteil zurück.
Der blasse Junge saß immer noch in seine Ecke gekauert und starrte schon wieder aus dem Fenster. Sirius runzelte die Stirn - das konnte ja eine lustige Fahrt werden. James schien ähnlich zu denken, denn er warf dem Jungen ebenfalls einen unbehaglichen Blick zu, sprach ihn dann aber an. "He, fährst du auch zum ersten Mal nach Hogwarts?" Dieses Mal reagierte der Junge sofort, sah James an und nickte. "Ja." Sirius runzelte die Stirn. "Sehr gesprächig bist du nicht, oder?"
Der andere, der immer noch in die Ecke gedrückt saß, als würde er sich am liebsten dort verkriechen, sah ihn nur groß an. James versuchte es noch einmal. "Ich bin übrigens James Potter, und das ist Sirius Black. Und du?" Er lächelte dem Jungen aufmunternd zu - vielleicht war er ja nur schüchtern und verschreckt von Sirius' Hoppla-hier-komme-ich-Art. Es schien zu wirken, jedenfalls lächelte der Junge zögernd und sagte leise: "Remus. Remus Lupin. Will einer von euch einen Schokofrosch?" Er nahm eine bereits angefangene Packung von dem Sitz neben sich und hielt sie den beiden hin. "Klar, gerne!" Sirius griff zu, und auch James bediente sich. Remus selbst nahm keinen Schokofrosch, aber Sirius fiel auf, dass seine Hand leicht zitterte, als er ihnen die Packung hinhielt. Er wollte gerade fragen, ob Remus nervös wäre, als ihm Gang etwas explodierte. Dann sagte eine ölige Stimme: "Mach Platz da, Schlammblut - was willst du eigentlich hier?"
Sofort war Sirius auf den Füßen und stürmte zur Abteiltür. Wenn er etwas nicht haben konnte, dann waren es Arroganz und die Verachtung von Muggelgeborenen - und das lag nur zum Teil daran, dass seine Mutter eine Muggel gewesen war.
Sirius riss die Abteiltür auf und stürmte auf den Gang. Ein paar Meter weiter kniete ein hübsches, rothaariges Mädchen inmitten von verstreuten Kleidungsstücken und Büchern auf dem Boden und versuchte, ihre Habseligkeiten wieder einzusammeln, während der vor ihr stehende Junge - ein unangenehm aussehender Typ mit fettigem, schwarzem Haar - höhnisch grinste. Sirius starrte ihn empört an. "He, spinnst du?!" Der Junge drehte sich zu ihm um und verzog den Mund. "Oh, ein Held - misch dich gefälligst nicht in Dinge, die dich nichts angehen!" "Wenn hier jemand beleidigt wird, dann geht uns dass eine Menge an!"
Sirius wandte den Kopf und sah James mit hochrotem Kopf neben sich auftauchen, und auch Remus erschien gerade in der Tür zu ihrem Abteil, wobei er sich am Türrahmen festhielt. Der andere sah die drei abfällig an, dann hob er plötzlich seinen Zauberstab, richtete ihn auf James und schrie "Furnunculus!" "Vorsicht, James!" Sirius, der immer schon schnelle Reaktionen gehabt hatte, riss James zur Seite, und der Fluch verfehlte ihn und prallte harmlos an der Wand ab.
"Du hast sie ja wohl nicht alle stramm!" Sirius hätte am liebsten seinen eigenen Zauberstab gezogen, aber der lag noch in seinem Koffer. Der andere grinste wieder gehässig und hob erneut den Zauberstab. Dieses Mal zielte er auf Sirius. Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, hörten sie eine andere Stimme: "Expelliarmus!" Dem öligen Jungen flog der Zauberstab aus der Hand und wurde von einem anderen, älteren Jungen, der hinter Sirius und James aufgetaucht war, aufgefangen. "Ich kann mich da nur anschließen - wo gibt es denn so was, Mitschüler einfach anzugreifen, noch dazu, wenn die anderen unbewaffnet sind! Wie heißt du?"
Der Junge verzog sein Gesicht. "Wüßte nicht, was dich das angeht?" "Ach nein?" Der Ältere musterte ihn ärgerlich. "Das kann ich dir sagen. Ich bin Amos Diggory, Schulsprecher, und damit hast du mir zu antworten. Aber sag mal - bist du nicht der kleine Snape? Na, das hätte mich jetzt nicht wundern dürfen. Geh sofort wieder in dein Abteil zurück - wenn erst mal feststeht, in welches Haus du kommst, werde ich mit deinem Hauslehrer über dein unmögliches Verhalten sprechen!" Der Junge zog eine Grimasse, wagte aber keine Widerrede. "Gib meinen Zauberstab her!" Amos Diggory schüttelte den Kopf. "Kommt gar nicht in Frage. Du kannst ihn dir heute abend bei deinem Hauslehrer abholen, der Zauberstab ist so lange konfisziert." Snape starrte ihn mit mörderischem Gesichtsausdruck an, zog es dann aber vor, klein beizugeben und verschwand.
Diggory nickte grimmig, dann wandte er sich an die anderen. "Seid so gut und helft dem Mädel, den Koffer wieder zu packen, ja? Und währenddessen könnt ihr mir erzählen, was hier genau passiert ist." Das Mädchen, das bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte, sondern immer noch ihre Sachen einsammelte, sah auf. "Ich wollte nur ein Abteil suchen, und weil ich mit meinem Koffer nicht schnell genug Platz gemacht habe, hat er seinen Zauberstab gezogen und irgendwas gemurmelt - dann hat es eine Explosion gegeben und mein Koffer ist aufgegangen - und dann sind die drei da gekommen und wollten von - wie heißt er, Snape? - wissen, warum er das gemacht hat."
Diggory nickte. "Das war nicht das letzte, was er davon gehört hat, das verspreche ich dir! Wie heißt du?" "Lily Evans." Diggory wandte sich an die drei Jungen. "Und ihr?" Sirius musterte ihn kurz. Diggory trug bereits seinen Zauberumhang. Auf der linken Seite trug er eine Brosche mit der Aufschrift Schulsprecher, auf der rechten war ein Wappen aufgenäht - schwarzer Dachs auf gelbem Grund - und auch seine Krawatte war schwarz und gelb gestreift. Sirius erkannte die Farben und das Wappen von Hufflepuff darin.
Er hob den Blick - obwohl er für sein Alter nicht gerade klein war, überragte der Schulsprecher ihn doch um einiges - und sagte dann, immer noch wütend: "Der Kerl war ja wohl das letzte! Er hat sie Schlammblut genannt!" Diggory hob die Augenbrauen. "Typisch Snape. Aber du hast mir deinen Namen noch nicht gesagt." Sirius nickte und nannte ihn, und auch James und Remus stellten sich vor. James war, während Sirius mit Amos Diggory gesprochen hatte, zu Lily gegangen und hatte angefangen, ihre Bücher einzusammeln. Der Koffer war inzwischen wieder gepackt und verschlossen, und Lily richtete sich auf und bedankte sich. Diggory musterte die vier und sagte dann: "So, ihr werdet jetzt ja wohl zurechtkommen. Schöne Fahrt wünsche ich euch noch!" Damit drehte er sich um und ging in sein Abteil zurück, und die drei Jungen und Lily standen sich gegenüber.
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Für alle, die es nicht gemerkt haben sollten: dieses war der Anfang eines längeren Sirius-Rückblicks (ungefähr so lang wie der Remus-Rückblick war), und ich habe wieder vor, in Zukunft zwei Kapitel gleichzeitig hochzuladen, falls niemand Einwendungen hat. Das zweite Kapitel des Rückblicks ist mit hochgeladen! Trotzdem, wie üblich: her mit den Reviews, oder ich mache gar nichts!!!
Thorin Eichenschild - kannst du mir je verzeihen, großer Zwergenherrscher? Ich bin ja so dankbar, dass ich noch lebe - und zu bedenken, dass das nur an meinem überragenden Schreibstil liegt... ;-)) Kann es sein, dass ich dir nicht hätte verraten sollen, dass es schon viel mehr Kapitel gibt, als bisher hochgeladen sind? Aber wenn es dich tröstet: sie sind noch in Rohfassung, müssen noch überarbeitet werden, und häufig ändere ich sie auch nach euren Reviews...
Sameda: schön, dass du wieder da bist! Ich beeile mich ja extra mit dem nächsten Kapitel! Die Weasleys mussten unbedingt eingeweiht werden, ich brauche das für später. Am liebsten würde ich die ganze Schule überzeugen, aber das bekomme ich nicht hin. Warte es ab, es geht in der Richtung noch weiter - aber das dauert noch ein paar Kapitel...
Matjes: freut mich, dass du dich so amüsiert hast, mir hat das Kapitel viel Spaß gemacht. Und auch wenn ich Sirius liebe - ein paar Sprüche auf seine Kosten sind meiner Meinung nach immer gut angebracht! Aber ob er freikommen wird... (s. u.) Übrigens sorry, ich habe da, glaube ich, was durcheinander geworfen, ich muss gestehen, dass ich noch keine Zeit hatte, deine Fic zu lesen - kommt aber bestimmt noch!
Balin, edler Zwerg (der Trick mit der Tastatur funktioniert wirklich!): wie kommt ihr bloß alle auf die Idee, dass Sirius bald freikommen könnte? Habe ich das ernsthaft vor? Schau'n wir mal... Und falls du meinst, dass es ihm gut geht: das kann sich sehr schnell ändern!
lara: DANKE!!! Es ist immer wieder schön, vier Reviews gleichzeitig zu lesen, auch wenn sich dann rausstellt, dass alle von der gleichen kommen - und hältst du mich wirklich für talentiert? Danke gleichfalls! Wo du den Namen Lisande schon mal gehört haben könntest, weiß ich auch nicht - wenn es mir noch einfallen sollte, melde ich mich umgehend! ;-)) Und du glaubst, dass Lisande Sirius mag? Hmm, ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht - du kommst immer auf Ideen... Falls du übrigens glaubst, dass deine handelnden Personen vor Langeweile einschlafen: könnte passieren, darum schreibe ich ja so fleißig weiter, um sie auf Trab zu halten!
So, weiter geht's...
Disclaimer: mir fällt gerade kein blöder Spruch ein, aber ich glaube, davon habe ich auch schon genug abgelassen, um die Eigentumsrechte zu klären, oder?
Kapitel 17 - Sirius I
Sirius warf einen kurzen Blick auf die Uhr über dem Kaminsims, dann stand er auf. "Leute, ich danke euch für den Abend, aber ich sollte jetzt wirklich gehen." "Schon?" Fred und George wirkten enttäuscht - sie hätten sich noch stundenlang mit Sirius weiterunterhalten können, aber Sirius nickte. "Ja. Ich habe kein Interesse daran, dass McGonagall hier auftaucht und die Party beendet - ich erinnere mich, dass sie diese Angewohnheit immer noch hat. Fred grinste. "Oh ja, das stimmt." Einen kurzen Moment entstand ein unangenehmes Schweigen, dann sagte Sirius plötzlich leise: "Harry - ich würde gerne noch einmal den Schlafsaal sehen." Harry nickte überrascht. "Klar, komm mit hoch!" Er stieg die Treppe hinauf, gefolgt von Sirius und Ron. Aus dem Augenwinkel sah er, dass die Weasley-Zwillinge folgen wollten, aber von Hermine aufgehalten wurden.
Ron betrat den Schlafsaal direkt hinter Sirius und schloss leise die Tür. Sirius war mitten im Raum stehen geblieben und musterte die bequemen, mit roten Vorhängen versehenen Himmelbetten mit einem undefinierbaren Blick. Dann fragte er leise. "Wer schläft am Fenster?" Harry lächelte. "Ich. War das früher dein Bett?" Sirius nickte und ging langsam auf das Bett zu, dann setzte er sich ebenso langsam auf die Kante. Sein Blick ruhte auf dem Bett daneben - dass es Rons war, wusste er aus Erfahrung.
Sirius saß lange schweigsam auf der Bettkante, dann sagte er leise: "Wir waren dreizehn neue Gryffindors, fünf Mädchen, neun Jungen - ein Fünferschlafsaal, ein Vierer. Wir waren nur zu viert." Er unterbrach sich einen Moment, dann fuhr er fort. "Ich -" er deutete auf das Bett auf dem er saß, dann zeigte er nacheinander auf die anderen Betten: "James - Remus - und die Ratte." Er schloss kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder, seufzte er leise und stand auf. "Ich gehe jetzt wirklich besser, sonst werde ich noch sentimental. Harry, Ron, wir sehen uns Morgen!" Er ging mit entschlossenen Schritten zur Tür, öffnete sie und verschwand auf der Wendeltreppe. Als Harry ihm folgte, sah er, dass Sirius sich bereits wieder in den Hund verwandelt hatte.
Während Sirius die langen Flure zu Remus' Räumen zurücklief, war er mit seinen Gedanken weit in der Vergangenheit, und auch als er bereits im Bett lag waren die Erinnerungen noch da. Es tat so gut, wieder glückliche Erinnerungen haben zu dürfen...
*
Sirius wachte so plötzlich auf, dass er im Anfang orientierungslos im Bett saß und nicht wusste, weshalb er so ein kribbeliges Gefühl im Magen hatte. Dann fiel sein Blick auf den Kalender, der an der Wand gegenüber hing und in dem das heutige Datum mit einem dicken, roten Tintenkringel umrandet war. Sirius stieß einen Freudenschrei aus und sprang aus dem Bett. Endlich war es soweit, der erste September war da - heute würde er nach Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei fahren! Auf diesen Tag freute er sich schon seit Wochen, genauer gesagt seit dem Tag, an dem er den Brief von Hogwarts bekommen hatte.
Sirius rannte aus seinem Zimmer, ohne sich vorher seinen Morgenmantel oder Hausschuhe anzuziehen, riß die Tür des Zimmers schräg gegenüber auf, landete mit einem Sprung neben seinem Vater im Bett und schüttelte ihn. "Dad, aufwachen, wir müssen nach London!" Dr. Black fuhr hoch und sah seinen neben ihm knienden Sohn erschrocken an. "Was? Wieso - Sirius, was ist passiert?" Sirius strahlte seinen Vater unschuldig an. "DU hast gesagt, ich sollte dich wecken, wenn du verschläfst - ich muss doch um elf Uhr den Zug von King's Cross erwischen!" Dr. Black tastete verschlafen nach der Taschenuhr, die auf seinem Nachttisch lag, klappte sie auf und stöhnte dann. "Sirius, es ist halb sechs Uhr morgens - wie lange möchtest du denn nach King's Cross unterwegs sein?"
Sirius zuckte die Schultern. "Naja, ich dachte, wir müssen ja noch frühstücken..." Dr. Black verdrehte die Augen und ließ sich wieder zurücksinken. "Sirius, ich weiß, dass ich kein besonders guter Mensch bin, aber womit ich dich verdient habe, wird mir irgendwann mal jemand erklären müssen. Wenn du jetzt schon frühstücken möchtest - bitte, tu dir keinen Zwang an, du weißt, wo die Sachen sind. Aber sei so gut und lass deinen armen, alten Vater noch zwei Stunden schlafen, ja?" Sirius zog einen Schmollmund. "Och, Dad..." "Sirius, bitte - ich hatte gestern wirklich einen anstrengenden Tag. Ich verspreche dir, dass ich um halb acht aufstehe, dann frühstücken wir und meinetwegen können wir anschließend sofort starten - aber jetzt mach dass du hier 'rauskommst!"
Sirius seufzte enttäuscht und rutschte vom Bett. Er wusste ja, dass sein Vater viel arbeiten musste, und er hatte an den letzten Tagen extra Überstunden gemacht, um ihn heute zum Bahnhof begleiten zu können, aber Sirius fiel es trotzdem schwer, sein überschäumendes Temperament im Zaum zu halten. Als er an der Schlafzimmertür war, grinste er jedoch schon wieder - es lag nicht in seiner fröhlichen Natur, lange zu schmollen. "Schlaf gut, Dad - aber in zwei Stunden wecke ich dich, versprochen!" Sein Vater seufzte nur leise "Ich habe es befürchtet" und drehte sich auf die andere Seite.
Es wurde dann doch viertel vor elf, bis sie endlich im Bahnhof King's Cross zwischen den Muggel-Gleisen neun und zehn standen. Diese Verzögerung lag jedoch nicht daran, dass Dr. Black nicht, wie er versprochen hatte, um halb acht aufgestanden wäre - er hätte keine Chance gehabt, seinem überdrehten Sohn noch einmal zu widerstehen - sondern eher daran, dass er darauf bestanden hatte, Sirius' Koffer zu kontrollieren und diesen daraufhin um etliche Scherzartikel erleichterte, die Sirius in der Winkelgasse gekauft hatte. Sirius' lautstarke Proteste, die durch empörtes Kreischen von Morgana, seiner Schleiereule, unterstützt wurden, nützten nichts - sein Vater verbot ihm strikt, Dr. Filibusters Feuerwerk mitzunehmen, und auch die Stinkbomben wurden aus dem Koffer verbannt. Sirius zog einen überzeugenden Flunsch, als sein Vater mit einem Arm voller konfiszierter Gegenstände sein Zimmer verließ - aber kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, als Sirius auch schon seinen Schrank öffnete und weitere Armladungen voller Scherzartikel zu Tage förderte. Er kannte doch seinen Vater - die Sachen, die er ihn finden lassen hatte, waren nur ein Bruchteil seiner eigentlichen Einkäufe.
Dr. Black sah sich kurz um und nickte dann Sirius zu. "In Ordnung, kein Muggel in Sicht. Du weißt, wie du zum Gleis kommst?" Sirius warf ihm einen beleidigten Blick zu. "Klar - einfach durch die Absperrung laufen, du hast es mir oft genug erklärt." Dr. Black lächelte. "Na dann los, ich bin direkt hinter - hoppla, wen haben wir denn hier?" Ein Junge mit Brille und dem unordentlichsten Haar, das Sirius je gesehen hatte, war in vollem Tempo den Bahnsteig entlang gejagt und hatte, da er dabei grinsend über die Schulter zurückgesehen hatte, Dr. Black gerammt. Jetzt sah er halb erschrocken, halb noch immer grinsend zu dem hochgewachsenen Mann auf. "Tschuldigung," keuchte er, "hab' ich Ihnen weh getan?"
Dr. Black schüttelte den Kopf. "Nichts passiert, aber sei froh, dass ich kein Laternenpfahl oder so was bin!" Der Junge lachte, wobei seine Augen hinter den runden Brillengläsern lustig funkelten, dann fiel sein Blick auf Sirius und seinen Gepäckwagen, auf dem in ihrem Käfig eine gelangweilt aussehende Morgana thronte. "Hey - auch Hogwarts?" Sirius nickte grinsend. "Ja, erstes Jahr - du auch?" Der Junge nickte ebenfalls und wollte etwas sagen, wurde jedoch von einer ärgerlichen Stimme unterbrochen. "James Potter, könntest du mir bitte erklären, was du jetzt schon wieder angestellt hast?" James zog den Kopf ein und murmelte: "Oje, das ist Mum! Ich glaube, sie ist noch sauer wegen der Stinkbombe heute morgen - mir ist eine versehentlich in der Küche runtergefallen!"
Sirius grinste ihn an, während sich eine Hexe näherte, die einen Kofferwagen vor sich herschob. Sie zog ein äußerst strenges Gesicht, aber Sirius sah, dass ihre Mundwinkel unfreiwillig zuckten. Dann wandte sie sich an Dr. Black. "Es tut mir leid, mein Sohn ist heute unerträglich - nein, unerträglich ist er normalerweise, heute ist er eine einzige Katastrophe." Sirius' Vater grinste. "Moment mal, sprechen Sie von Ihrem Sohn oder von meinem? Das kommt mir so bekannt vor. Was haltet ihr zwei davon, wenn ihr gemeinsam zum Gleis geht - aber unauffällig?!", wandte er sich dann an die beiden Jungen. Die beiden sahen sich an, und Sirius fragte. "Auf drei?" James nickte. Dann schrien beide Jungen gleichzeitig "Drei" und rasten los.
"Wow, cool!" Die beiden Jungen waren hinter dem magischen Durchgang zu Gleis 9 ¾ noch einige Schritte weitergerannt und standen jetzt direkt vor einer großen, roten Dampflokomotive, die den Schriftzug "Hogwarts-Express" trug. Auf dem Bahnsteig herrschte ein fürchterliches Chaos aus Schülern, Haustieren und mehr oder weniger verzweifelten Eltern. Die beiden grinsten sich an, dann sagte James: "Ich bin übrigens James Potter, aber das hast du ja wahrscheinlich mitgekriegt. Und du?" Sirius grinste zurück. "Sirius Black. Hey, sollen wir uns schon mal ein Abteil suchen?" James nickte, und die beiden rannten los. Sirius stellte fest, dass James offenbar genauso wenig wie er selbst ging, wenn er auch rennen konnte - sein Vater sprach in solchen Fällen immer von überschüssiger Energie.
Da wir gerade von Dr. Black sprechen - er und Mrs. Potter hatten inzwischen auch das Gleis erreicht und sahen ihre Söhne gerade noch starten. Beide ignorierten die Rufe ihrer Eltern - bis Dr. Black zum letzten Mittel griff. "Sirius, bei Fuß!" Sirius stoppte so plötzlich, dass er fast stolperte. Wenn sein Vater anfing, ihn wie einen ausgelassenen Welpen zu behandeln, war Vorsicht geboten - wenn er jetzt nicht gehorchte, würde er sich in Kürze von einem unangenehmen Zauberspruch an die Seite seines Vaters gezogen fühlen und dort mit eiserner Hand gehalten werden. Auch James stoppte und drehte sich um. Seine Mutter und Sirius' Vater kamen mit den Gepäckwagen auf sie zu. Als sie sie erreicht hatten, nickte Dr. Black und sagte: "Na, dann sucht euch mal ein Abteil - aber langsam!" Die beiden Jungen, die schon wieder losrennen wollten, sahen sich seufzend an und gingen dann in gemäßigterem Tempo auf Abteilsuche.
Sie waren spät dran, und die meisten Abteile waren bereits besetzt, aber ganz am Ende des Zuges fanden sie ein Abteil, in dem nur ein einziger Junge saß. Sirius riss die Tür auf, stürmte hinein und fragte: "Hey, ist hier noch frei?" Der Junge reagierte nicht. Er saß in eine Ecke am Fenster gedrückt, hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt und starrte mit leerem Blick auf den Bahnsteig. Sirius fiel auf, dass er sehr dünn war und ziemlich blass und krank aussah. Er ging zwei Schritte auf den Jungen, der in seinem Alter sein musste, zu und versuchte es nochmal. "He, ich rede mit dir," trompetete er dem anderen ins Ohr. Der Junge zuckte zusammen, wandte seinen Blick vom Fenster weg und sah Sirius, mit großen, erschrockenen Augen an.
"Was ist?" Sirius grinste. "Na also, geht doch! Wir wollten nur wissen, ob hier noch frei ist." Der Junge nickte, und James und Sirius verließen das Abteil wieder, um ihre Koffer und Eulen - James' Gepäck wurde von einem Käfig mit einem Waldkauz, der ebenso gelangweilt aussah wie Morgana, gekrönt - in das Abteil zu holen. Als sie schließlich alles verstaut hatten, blieb kaum noch Zeit, sich zu verabschieden. Mrs. Potter umarmte James nur kurz und sagte: "Und Junge, benimm dich - du weißt, was dein Vater dir erzählen wird, wenn zu viele Eulen aus der Schule kommen!" Dr. Black grinste seinen Sohn nur an, zerzauste ihm das Haar (was Sirius hasste) und sagte nur: "Meine Rede - versuch es wenigstens." Dann stiegen die beiden Jungen wieder in den Zug, der gleich darauf anruckte. Sie blieben winkend an der Tür stehen, bis sie ihre Eltern nicht mehr sehen konnten und gingen dann wieder in ihr Abteil zurück.
Der blasse Junge saß immer noch in seine Ecke gekauert und starrte schon wieder aus dem Fenster. Sirius runzelte die Stirn - das konnte ja eine lustige Fahrt werden. James schien ähnlich zu denken, denn er warf dem Jungen ebenfalls einen unbehaglichen Blick zu, sprach ihn dann aber an. "He, fährst du auch zum ersten Mal nach Hogwarts?" Dieses Mal reagierte der Junge sofort, sah James an und nickte. "Ja." Sirius runzelte die Stirn. "Sehr gesprächig bist du nicht, oder?"
Der andere, der immer noch in die Ecke gedrückt saß, als würde er sich am liebsten dort verkriechen, sah ihn nur groß an. James versuchte es noch einmal. "Ich bin übrigens James Potter, und das ist Sirius Black. Und du?" Er lächelte dem Jungen aufmunternd zu - vielleicht war er ja nur schüchtern und verschreckt von Sirius' Hoppla-hier-komme-ich-Art. Es schien zu wirken, jedenfalls lächelte der Junge zögernd und sagte leise: "Remus. Remus Lupin. Will einer von euch einen Schokofrosch?" Er nahm eine bereits angefangene Packung von dem Sitz neben sich und hielt sie den beiden hin. "Klar, gerne!" Sirius griff zu, und auch James bediente sich. Remus selbst nahm keinen Schokofrosch, aber Sirius fiel auf, dass seine Hand leicht zitterte, als er ihnen die Packung hinhielt. Er wollte gerade fragen, ob Remus nervös wäre, als ihm Gang etwas explodierte. Dann sagte eine ölige Stimme: "Mach Platz da, Schlammblut - was willst du eigentlich hier?"
Sofort war Sirius auf den Füßen und stürmte zur Abteiltür. Wenn er etwas nicht haben konnte, dann waren es Arroganz und die Verachtung von Muggelgeborenen - und das lag nur zum Teil daran, dass seine Mutter eine Muggel gewesen war.
Sirius riss die Abteiltür auf und stürmte auf den Gang. Ein paar Meter weiter kniete ein hübsches, rothaariges Mädchen inmitten von verstreuten Kleidungsstücken und Büchern auf dem Boden und versuchte, ihre Habseligkeiten wieder einzusammeln, während der vor ihr stehende Junge - ein unangenehm aussehender Typ mit fettigem, schwarzem Haar - höhnisch grinste. Sirius starrte ihn empört an. "He, spinnst du?!" Der Junge drehte sich zu ihm um und verzog den Mund. "Oh, ein Held - misch dich gefälligst nicht in Dinge, die dich nichts angehen!" "Wenn hier jemand beleidigt wird, dann geht uns dass eine Menge an!"
Sirius wandte den Kopf und sah James mit hochrotem Kopf neben sich auftauchen, und auch Remus erschien gerade in der Tür zu ihrem Abteil, wobei er sich am Türrahmen festhielt. Der andere sah die drei abfällig an, dann hob er plötzlich seinen Zauberstab, richtete ihn auf James und schrie "Furnunculus!" "Vorsicht, James!" Sirius, der immer schon schnelle Reaktionen gehabt hatte, riss James zur Seite, und der Fluch verfehlte ihn und prallte harmlos an der Wand ab.
"Du hast sie ja wohl nicht alle stramm!" Sirius hätte am liebsten seinen eigenen Zauberstab gezogen, aber der lag noch in seinem Koffer. Der andere grinste wieder gehässig und hob erneut den Zauberstab. Dieses Mal zielte er auf Sirius. Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, hörten sie eine andere Stimme: "Expelliarmus!" Dem öligen Jungen flog der Zauberstab aus der Hand und wurde von einem anderen, älteren Jungen, der hinter Sirius und James aufgetaucht war, aufgefangen. "Ich kann mich da nur anschließen - wo gibt es denn so was, Mitschüler einfach anzugreifen, noch dazu, wenn die anderen unbewaffnet sind! Wie heißt du?"
Der Junge verzog sein Gesicht. "Wüßte nicht, was dich das angeht?" "Ach nein?" Der Ältere musterte ihn ärgerlich. "Das kann ich dir sagen. Ich bin Amos Diggory, Schulsprecher, und damit hast du mir zu antworten. Aber sag mal - bist du nicht der kleine Snape? Na, das hätte mich jetzt nicht wundern dürfen. Geh sofort wieder in dein Abteil zurück - wenn erst mal feststeht, in welches Haus du kommst, werde ich mit deinem Hauslehrer über dein unmögliches Verhalten sprechen!" Der Junge zog eine Grimasse, wagte aber keine Widerrede. "Gib meinen Zauberstab her!" Amos Diggory schüttelte den Kopf. "Kommt gar nicht in Frage. Du kannst ihn dir heute abend bei deinem Hauslehrer abholen, der Zauberstab ist so lange konfisziert." Snape starrte ihn mit mörderischem Gesichtsausdruck an, zog es dann aber vor, klein beizugeben und verschwand.
Diggory nickte grimmig, dann wandte er sich an die anderen. "Seid so gut und helft dem Mädel, den Koffer wieder zu packen, ja? Und währenddessen könnt ihr mir erzählen, was hier genau passiert ist." Das Mädchen, das bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte, sondern immer noch ihre Sachen einsammelte, sah auf. "Ich wollte nur ein Abteil suchen, und weil ich mit meinem Koffer nicht schnell genug Platz gemacht habe, hat er seinen Zauberstab gezogen und irgendwas gemurmelt - dann hat es eine Explosion gegeben und mein Koffer ist aufgegangen - und dann sind die drei da gekommen und wollten von - wie heißt er, Snape? - wissen, warum er das gemacht hat."
Diggory nickte. "Das war nicht das letzte, was er davon gehört hat, das verspreche ich dir! Wie heißt du?" "Lily Evans." Diggory wandte sich an die drei Jungen. "Und ihr?" Sirius musterte ihn kurz. Diggory trug bereits seinen Zauberumhang. Auf der linken Seite trug er eine Brosche mit der Aufschrift Schulsprecher, auf der rechten war ein Wappen aufgenäht - schwarzer Dachs auf gelbem Grund - und auch seine Krawatte war schwarz und gelb gestreift. Sirius erkannte die Farben und das Wappen von Hufflepuff darin.
Er hob den Blick - obwohl er für sein Alter nicht gerade klein war, überragte der Schulsprecher ihn doch um einiges - und sagte dann, immer noch wütend: "Der Kerl war ja wohl das letzte! Er hat sie Schlammblut genannt!" Diggory hob die Augenbrauen. "Typisch Snape. Aber du hast mir deinen Namen noch nicht gesagt." Sirius nickte und nannte ihn, und auch James und Remus stellten sich vor. James war, während Sirius mit Amos Diggory gesprochen hatte, zu Lily gegangen und hatte angefangen, ihre Bücher einzusammeln. Der Koffer war inzwischen wieder gepackt und verschlossen, und Lily richtete sich auf und bedankte sich. Diggory musterte die vier und sagte dann: "So, ihr werdet jetzt ja wohl zurechtkommen. Schöne Fahrt wünsche ich euch noch!" Damit drehte er sich um und ging in sein Abteil zurück, und die drei Jungen und Lily standen sich gegenüber.
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Für alle, die es nicht gemerkt haben sollten: dieses war der Anfang eines längeren Sirius-Rückblicks (ungefähr so lang wie der Remus-Rückblick war), und ich habe wieder vor, in Zukunft zwei Kapitel gleichzeitig hochzuladen, falls niemand Einwendungen hat. Das zweite Kapitel des Rückblicks ist mit hochgeladen! Trotzdem, wie üblich: her mit den Reviews, oder ich mache gar nichts!!!
