Warnung: in diesem Kapitel habe ich mich an ein Gedicht für den Sprechenden
Hut getraut! Dafür ein Dankeschön an Balin für die Lyrik-Tipps!
Kapitel 18 - Sirius II
Dann trat Sirius zu James und griff nach dem Koffer. "Komm doch in unser Abteil," schlug er vor. Lily nickte erleichtert, und er hob zusammen mit James den schweren Koffer hoch. "Hey, Remus, mach Platz, sonst rennen wir dich um!" Remus, der immer noch in der Abteiltür stand, wich einen Schritt zurück. Genau in diesem Moment bog der Zug schwankend in eine Kurve ein und Remus, der ohnehin nicht ganz sicher auf den Beinen zu sein schien, verlor das Gleichgewicht. Er wäre sicherlich gestürzt, wenn Sirius und James nicht gleichzeitig mit den freien Händen nach seinen Armen gefasst und ihn gestützt hätten. James sah ihn besorgt an. "Hey, setz' dich lieber hin, du zitterst ja!" Remus nickte und zog sich wieder in seine Fensterecke zurück, während Sirius und James Lilys Koffer in die Gepäckablage wuchteten. Dann begann er mit automatisch wirkenden Bewegungen, einen Schokofrosch auszupacken, sah ihn einen Moment lang angewidert an und biss dann ein kleines Stück davon ab.
Lily setzte sich neben ihn, und Sirius und James, die den Koffer inzwischen verstaut hatten, nahmen auf der gegenüberliegenden Bank Platz. Remus hielt noch einmal die Packung hin. "Mag noch jemand?", fragte er mit seiner leisen Stimme. James und Peter ließen sich nicht zweimal bitten, und auch Lily griff zu. Sie zog die beiliegende Karte aus der Verpackung und fragte erstaunt: "Was ist das denn?" Sirius grinste. "Sammelkarten. Bei jedem Schokofrosch ist eine Karte von einer berühmten Hexe oder einem berühmten Zauberer. Wen hast du denn da?" Lily besah sich die Karte genauer und sagte dann: "Morgana - aber ist es normal, dass die sich bewegt? Ist das ein Hologramm, oder so was?"
Sirius sah sie erstaunt an - es war doch normal, dass Bilder sich bewegten, aber James sagte: "Richtig, deine Eltern sind Muggel, nicht wahr? Dann kannst du das nicht kennen." Lily sah misstrauisch auf. "Muggel? Ach ja, richtig, sie sind keine Zauberer - das bedeutet es doch, oder?" James nickte. "Ja, genau. Ist übrigens keine Beleidigung, es heißt einfach so." Lily zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. "Aber was dieser - Snape - gesagt hat - das war eine Beleidigung, oder?" Zu aller Überraschung war es dieses Mal Remus, der antwortete - und soviel Ärger, wie in seiner Stimme mitklang, hätten sie ihm gar nicht zugetraut. "Das war die schlimmste Beleidigung, die er sich aussuchen konnte! Manche Zauberer sind unheimlich stolz darauf, dass sie reinblütig sind, also nur Zauberer in der Familie haben, aber das ist totaler Unsinn. Sie hassen Muggelgeborene, nur weil sie ein bisschen anders sind, und behaupten, sie hätten unreines Blut. Ist doch Blödsinn, und hat überhaupt nichts zu bedeuten - ein paar der berühmtesten und besten Hexen und Zauberer waren muggelgeboren."
"Hm," machte Lily, "dann ist er ganz bestimmt reinblütig, sonst hätte er das nicht gesagt. Was seid ihr denn?" Remus, der ärgerlich auf seine Hände gestarrt hatte, hob wieder den Kopf, während Sirius sagte: "Ich bin halb und halb - meine Mutter war ein Muggel." James zog bei dem Wort "war" kurz die Augenbrauen hoch, sagte aber nur. "Tut mir leid, ich bin reinblütig." Remus nickte. "Ich auch - aber das ist doch wirklich egal!" Sirius und James nickten. "Genau," bekräftigte James, "der Typ landet bestimmt in Sly... Remus, was ist denn bloß los mit dir?" Remus, der während seiner kurzen Rede etwas Farbe im Gesicht bekommen hatte, war jetzt plötzlich wieder kreideweiß, zitterte und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Er schüttelte aber nur den Kopf und flüsterte: "Ist schon in Ordnung, mir geht es gut!" "Nein, das geht es dir nicht!" Lily setzte sich schräg, um ihn besser ansehen zu können, und legte ihm dann die Hand auf die Stirn. Remus schrak vor der unerwarteten Berührung zurück.
"Du bist ja eiskalt! Bist du krank?" Remus sah sie kurz an, dann schüttelte er wieder den Kopf. "Nicht mehr. Ich war krank - äh - Sommergrippe, ist aber wieder in Ordnung. Ich bin nur noch müde, weil ich seit einer Woche im Bett gelegen habe. Meine Mutter wollte mich eigentlich heute gar nicht fahren lassen - macht euch keine Sorgen, es geht schon." Lily musterte ihn noch einen Moment lang besorgt, dann fragte sie freundlich. "Warum legst du dich nicht ein bisschen hin? Die Bank hier ist doch lang genug, ich setze mich dann zu den anderen beiden rüber..." Remus schüttelte den Kopf. "Nein, mach doch nicht so einen Aufstand, ich..."
"Du legst dich jetzt hin!" Lily war aufgestanden, stemmte die Hände in die Taille und sah ihn streng an. Sirius und James grinsten sich an und standen auf. "Hey, du hast es gehört, Big Mama hat gesprochen! Hör lieber auf zu widersprechen, sonst helfen wir nach!" "Vielleicht sollten wir das von vornherein tun, was meinst du, James?" Sirius grinste, dann bückte er sich plötzlich, griff nach Remus' Füßen und zog sie ihm schräg zur Seite weg, so dass Remus das Gleichgewicht verlor und auf die Bank rutschte. Dann drückte James ihn, bevor er sich wieder aufsetzen konnte, an den Schultern nach unten. Remus wehrte sich nur kurz und gab dann auf. "Also bitte, wenn es euch glücklich macht..." Er drehte sich auf die Seite, schob den Arm unter den Kopf und lächelte scheu zu den drei anderen hoch. Lily nickte zufrieden, murmelte "Na also" und setzte sich dann auf die andere Bank.
Es ging auf fünf Uhr zu, und sie fuhren immer noch. James, Sirius und Lily hatten sich während der ganzen Zeit angeregt unterhalten, insbesondere hatten die beiden Jungen der neugierigen Lily Fragen über Fragen beantwortet. Remus hingegen lag immer noch auf der anderen Bank - nachdem sie ihn dazu gebracht hatten, sich hinzulegen, hatte es keine fünf Minuten gedauert, bis er eingeschlafen war, und seitdem hatte ihn nichts wecken können - weder der ratternde Imbisswagen, der gegen Mittag von einer freundlichen, jungen Hexe vorbeigeschoben wurde, noch das gelegentliche Lachen der drei anderen oder der einsetzende Regen, der seit dem frühen Nachmittag in großen Tropfen gegen die Scheiben trommelte.
Kurz nachdem er eingeschlafen war, hatte Lily darauf bestanden, dass er zugedeckt werden müsse, und Sirius war brav auf seinen Sitz geklettert und hatte seinen Winterumhang aus dem Koffer gefischt, den Lily dann fürsorglich über Remus' reglose Gestalt gebreitet hatte. Seitdem hatte er sich nicht ein einziges Mal bewegt, sondern lag noch immer so, wie er eingeschlafen war, den Kopf auf dem Oberarm, die Hand schlaff über der Sitzkante hängend. Sirius musterte ihn von Zeit zu Zeit amüsiert. Remus sah eigentlich ganz nett, aber wirklich sehr krank aus. Er hatte hellbraunes Haar, sanfte, graue Augen (die jetzt allerdings geschlossen waren), und ein schmales, müdes Gesicht, das selbst jetzt im Schlaf nicht wirklich entspannt war.
Sirius ließ seinen Blick müßig über Remus' Arm zu seiner Hand wandern, und stutzte plötzlich. Remus' Ärmel war ein Stück hochgerutscht, und Sirius konnte sein Handgelenk und ein Stück von seinem Unterarm sehen, die beide von kleinen Narben bedeckt waren. Sirius runzelte die Stirn, da er jedoch in diesem Moment von James abgelenkt wurde, der ihn fragte, ob er Quidditch spielte, vergaß er es sofort wieder.
Remus wachte auf, als es draußen dunkel wurde. Er schob den Umhang zurück, setzte sich auf, und lächelte die drei anderen verschlafen, aber immer noch scheu an. "Gehört der hier einem von euch?" Sirius nickte. "Ja, ist meiner - Lily meinte, du solltest zugedeckt werden." Remus wurde rot und reichte ihm den Umhang zurück. "Danke. Kann ich mich mit einem Schokofrosch revanchieren?" Er reichte wieder einmal die Schachtel herum, in der noch drei Schokofrösche waren, und Sirius und James bedienten sich. Als er die Schachtel Lily hinhielt, schüttelte diese den Kopf. "Danke, aber dann hast du doch keinen mehr." "Ich mag die Dinger auch nicht, also nimm ruhig!"
Sirius sah ihn überrascht an. "Wie, du magst keine Schokofrösche? Wieso hast du dann welche dabei?" Remus lächelte zum ersten Mal richtig, fast schon amüsiert. "Meine Mutter - sie meint, ich wäre zu dünn, und versucht immer, mich mit Schokolade zu mästen - dabei hasse ich das Zeug!" Sirius grinste. "Naja, ganz unrecht hat sie ja nicht, viel ist nicht an dir dran! Aber keine Sorge, das Essen in Hogwarts soll spitze sein, da kriegst du schon ein bisschen was auf die Rippen. He, ich glaube, wir sind da!" Tatsächlich wurde der Zug langsamer, und kurz darauf liefen sie im Bahnhof von Hogsmeade ein.
Der Weg zum Schloss war das ungewöhnlichste gewesen, was Sirius bis jetzt erlebt hatte - nicht nur, dass der Mann, der die Erstklässler abgeholt hatte, mindestens zweimal so groß und so breit wie ein normaler Mann war, und sein Gesicht hinter wirren, schwarzen Haaren und einem ebenso wirren Bart kaum zu erkennen war; auch waren sie in kleinen Booten über einen großen See gefahren, bis sie schließlich eine große Treppe zur Eingangstür des Schlosses hinaufstiegen. Dort waren sie von einer streng aussehenden, älteren Hexe empfangen worden, die sich kurz als Professor McGonagall vorgestellt und sie dann in einem kleinen Raum warten lassen hatte.
Sirius' Magen machte einen seltsamen Hüpfer. Bis jetzt hatte er nicht darüber nachgedacht, was geschehen würde, wenn er erst einmal in der Schule angekommen war, aber plötzlich wurde ihm bewusst, dass jetzt irgendwie festgestellt werden würde, in welchem Haus er die nächsten sieben Jahre seines Lebens verbringen würde. Seltsam - so viel ihm sein Vater auch von Hogwarts erzählt hatte, darüber, wie diese Entscheidung getroffen wurde, hatte er nie gesprochen.
Als Professor McGonagall die Erstklässler in die große Halle führte, in der bereits alle anderen Schüler - und Lehrer - versammelt waren, warf Sirius kurze Blicke nach links und rechts. Sie marschierten in einer langen Reihe zwischen den beiden mittleren Tischen entlang. Für einen kurzen Moment sah er ein bekanntes Gesicht - Amos Diggory, der Schulsprecher aus Hufflepuff, lächelte die Neuen an. Beim Umsehen fiel Sirius' Blick auch auf James und Remus, die beide mindestens so nervös wirkten, wie er sich fühlte - allerdings hoffte er, dass man es ihm nicht so ansah, wie insbesondere Remus. Während James halbwegs gelassen wirkte, nur durch seine unruhigen Blicke verraten, war Remus wieder kreideweiß geworden und zitterte.
Professor McGonagall stellte schweigend einen Hocker vor die Schüler, auf den sie einen spitz zulaufenden Zaubererhut legte, der seine besten Tage offenbar schon lange hinter sich hatte. Dann trat sie einen Schritt zurück. An der Krempe des Hutes öffnete sich ein Schlitz, und plötzlich begann der Hut zu singen:
"'Nen alten Hut wie ich es bin, den hält man nicht für wert, Doch jedes Jahr die Jugendschar ihr Haus von mir erfährt. Für Gryffindor such' ich heraus die Schüler mit Humor und Mut, In Ravenclaw sind jedoch nur die mit viel Weisheit gut. Bist du ein treuer, wahrer Freund, kommst du nach Hufflepuff. Nach Slytherin hingegen ich nur die mit Ehrgeiz schaff'. Vor tausend Jahren ward's bestimmt so von der Gründerschar, Denn Hogwarts sollte noch besteh'n nach ihrem Tode gar. Die Jugend Zauberei zu lehr'n, das war ihr großes Ziel Seitdem hat Hogwarts vorgebracht der großen Meister viel. Nun ist's an euch, ihr werdet hier gelehrt die Hexerei Verwandlungen und Zaubertränke, Sprüche vielerlei. So traut euch nur und setzt mich auf, damit ich hier entscheid' Für welches der vier großen Häuser ihr heut seid bereit."
Professor McGonagall forderte die Erstklässler auf, sich vor dem Lehrertisch aufzustellen und erklärte dann die Einsortierungszeremonie. Sirius musterte den alten, zerbeulten und geflickten Hut, der neben ihr auf dem Schemel lag, interessiert. Lange Zeit hatte er dazu allerdings nicht, denn die Lehrerin hatte eine Pergamentrolle hervorgezogen, sie aufgerollt und begann nun, die Schüler aufzurufen. "Black, Sirius!" Sirius trat vor, setzte sich auf den Hocker und stülpte den Hut auf. Sofort ertönte eine dünne Stimme:
"Aaah, was haben wir denn hier? Sowas wie du ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Interessant, mein Junge, sehr interessant. Da ist Potential, oh ja - mehr als genug für Ravenclaw, und Ehrgeiz - nein, kaum vorhanden, Slytherin also ausgeschlossen. Und Hufflepuff - niemals, viel zu eigenwillig - und wir haben auch eine starke Tendenz zum Regelbrechen, ja? Nun, das ist ganz klar, du gehörst nach GRYFFINDOR!" Das letzte Wort rief der Hut laut. Sirius grinste, nahm ihn ab und lief zum Gryffindor-Tisch, wo er mit herzlichem Applaus begrüßt wurde. Sirius grinste etwas breiter und ließ sich in einen der leeren Sitze fallen, dann beobachtete er interessiert die weitere Auswahl. Er hoffte, dass James auch nach Gryffindor kommen würde - es war schon seltsam, sie hatten sich an diesem Morgen zum ersten Mal gesehen, aber Sirius hatte das Gefühl, als würde er ihn schon ewig kennen.
Die Einsortierung ging weiter, und nach einigen Kindern, deren Namen mit C und D anfingen, rief McGonagall: "Evans, Lily!" Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der Hut sie nach Gryffindor schickte. Lily kam lächelnd herüber und setzte sich neben Sirius, der sie mit einem Grinsen begrüßte. Insgesamt schien es ein guter Jahrgang zu sein - als Professor McGonagall bei L ankam, waren sie bereits acht neue Gryffindors. Einer der älteren Schüler strahlte. "Super, dieses Jahr laufen wir mit unseren Neuen bestimmt Slytherin den Rang ab, letztes Jahr hatten die elf und wir nur sechs!" Sirius hörte nur halb zu, denn jetzt war "Lupin, Remus!" an der Reihe. Der blasse Junge trat vor, und setzte sich auf den Hocker. Es konnte am Licht liegen, aber Remus' Gesicht sah jetzt nicht mehr weiß, sondern fast grün aus. Es dauerte allerdings nur einen Moment, dann hatte der Hut sich entschieden: "GRYFFINDOR!" Sirius klatschte mit den anderen, während Remus, der jetzt eindeutig erleichtert aussah, herüber kam und sich auf den Platz gegenüber von Sirius fallen ließ.
Sirius grinste ihn kurz an und wandte sich gleich darauf wieder der Einsortierung zu, gerade in dem Moment, in dem "Macnair, Walden" nach Slytherin geschickt wurde. Sirius trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf den Tisch. Nicht nur, dass er ungeduldig darauf wartete, dass James einsortiert wurde (bitte, bitte nach Gryffindor!) - er hatte allmählich auch Hunger. Endlich kam McGonagall zu den "Ps", von denen es mehrere zu geben schien. "Perdikis, Yannis!" "GRYFFINDOR!" Als McGonagall "Pettigrew, Peter!" aufrief, warf Sirius einen kurzen Blick zu Remus hinüber, den dieser fragend erwiderte. "Ich hab' Hunger," murmelte Sirius. Remus nickte. "Hunger ist gar kein Ausdruck! Kann der Hut sich nicht ein bisschen beeilen?" Die Frage war berechtigt, denn Peter saß immer noch auf dem Hocker, ohne dass der Hut eine Entscheidung getroffen hatte. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis er schließlich "GRYFFINDOR!" rief. Peter, ein kleiner, pummeliger Junge, stolperte zu ihrem Tisch und endlich war der Moment da, auf den Sirius gewartet hatte.
"Potter, James!" Sirius kniff die Daumen ein, und gleich darauf rief der Hut erneut "GRYFFINDOR!" Der ganze Tisch brach in lauten Applaus aus, während Sirius James auf den freigehaltenen Platz neben sich zog - inzwischen waren sie dreizehn neue, während Slytherin nur sieben Neuzugänge aufweisen konnte. Allerdings war damit auch Schluss für Gryffindor, während Slytherin noch einen weiteren Neuen bekam. Sirius wunderte sich kein bisschen, dass es der Junge mit den fettigen Haaren aus dem Zug war - Severus Snape.
Professor Dumbledore stand auf und strahlte die Schüler an. "Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Alles weitere später - haut rein!" Die goldenen Teller und Platten auf dem Tisch füllten sich mit Essen, und Sirius ließ sich nicht lange bitten und griff zu. Mit leichtem Erstaunen sah er, dass der kränklich aussehende Remus ebenfalls einen gewaltigen Appetit entwickelte - Sirius war von seinem Vater schon oft als gefräßig bezeichnet worden, aber Remus schlug ihn mit Leichtigkeit in Menge und Tempo. James schüttelte nur noch fassungslos den Kopf. "Sag mal, isst du immer so viel?" Remus nickte nur, den Mund zu voll um zu sprechen, und Sirius grinste. "Erzähl nichts - du müsstest aussehen wie eine Tonne!" Remus schluckte, sagte: "Meine Ma wundert sich auch immer," und schob sich die nächste volle Gabel in den Mund.
Später im Schlafsaal stellte Sirius fest, dass sie Glück hatten: die dreizehn neuen Gryffindors teilten sich in vier Mädchen und neun Jungen, so dass für die Jungen zwei Schlafsäle eingerichtet wurden, und sie waren nur zu viert, und sowohl James als auch Remus waren mit für diesen Schlafsaal eingeteilt. Der vierte war der pummelige Junge, dessen Einsortierung so endlos lange gedauert hatte, Peter Pettigrew.
Sirius wachte mitten in der Nacht von leisen Geräuschen auf. Als er sich aufsetzte und die Vorhänge seines Bettes auseinanderzog, sah er, dass auch die Vorhänge von Peters Bett leicht offenstanden, und auch die Geräusche kamen von dort. Sirius lauschte einen Moment, dann machte er zwei Stimmen aus - die ziemlich weinerlich klingende von Peter, und ein leises, beruhigendes Murmeln. James? Nein, das war die Stimme von Remus! Sirius, neugierig wie immer, stand auf und schlich zu Peters Bett hinüber. "Was macht ihr hier mitten in der Nacht?" Er zog die Vorhänge etwas weiter auseinander und sah Remus auf Peters Bettkante hocken, während dieser mit angezogenen Knien im Bett saß, die Arme um die Schienbeine geschlungen, das Gesicht verweint.
Sirius zog die Augenbrauen hoch, während Remus aufstand. Er tätschelte kurz Peters Schulter, sagte: "Schlaf gut," und zog die Vorhänge wieder um sein Bett zu. Sirius starrte ihn fragend an. "He, du willst doch jetzt nicht einfach so wieder schlafen gehen, oder?" fragte er empört, als Remus Anstalten machte, wieder in sein eigenes Bett zu klettern. "Doch, will ich - ich bin nämlich müde. Gute Nacht, Sirius!" Remus zog die Bettdecke hoch und wollte auch die Vorhänge um sein Bett schließen, aber Sirius hielt seine Hand fest. "Was ist mit Peter?" Remus seufzte. "Nichts, lass ihn in Ruhe." Sirius schüttelte den Kopf. "Er hat geweint - wieso?" Remus verdrehte die Augen und flüsterte dann: "Ist das nicht offensichtlich? Peter hat Heimweh - aber ärger' ihn nicht deswegen!" Sirius starrte ihn nur an, dann schüttelte er den Kopf, ließ Remus' Handgelenk los und legte sich wieder in sein Bett.
Auch in den kommenden Jahren sollte er sich noch häufig über Remus' Einfühlungsvermö-gen wundern.
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Na, wie war das? Fortsetzung folgt - vielleicht, das liegt bei euch!
Kapitel 18 - Sirius II
Dann trat Sirius zu James und griff nach dem Koffer. "Komm doch in unser Abteil," schlug er vor. Lily nickte erleichtert, und er hob zusammen mit James den schweren Koffer hoch. "Hey, Remus, mach Platz, sonst rennen wir dich um!" Remus, der immer noch in der Abteiltür stand, wich einen Schritt zurück. Genau in diesem Moment bog der Zug schwankend in eine Kurve ein und Remus, der ohnehin nicht ganz sicher auf den Beinen zu sein schien, verlor das Gleichgewicht. Er wäre sicherlich gestürzt, wenn Sirius und James nicht gleichzeitig mit den freien Händen nach seinen Armen gefasst und ihn gestützt hätten. James sah ihn besorgt an. "Hey, setz' dich lieber hin, du zitterst ja!" Remus nickte und zog sich wieder in seine Fensterecke zurück, während Sirius und James Lilys Koffer in die Gepäckablage wuchteten. Dann begann er mit automatisch wirkenden Bewegungen, einen Schokofrosch auszupacken, sah ihn einen Moment lang angewidert an und biss dann ein kleines Stück davon ab.
Lily setzte sich neben ihn, und Sirius und James, die den Koffer inzwischen verstaut hatten, nahmen auf der gegenüberliegenden Bank Platz. Remus hielt noch einmal die Packung hin. "Mag noch jemand?", fragte er mit seiner leisen Stimme. James und Peter ließen sich nicht zweimal bitten, und auch Lily griff zu. Sie zog die beiliegende Karte aus der Verpackung und fragte erstaunt: "Was ist das denn?" Sirius grinste. "Sammelkarten. Bei jedem Schokofrosch ist eine Karte von einer berühmten Hexe oder einem berühmten Zauberer. Wen hast du denn da?" Lily besah sich die Karte genauer und sagte dann: "Morgana - aber ist es normal, dass die sich bewegt? Ist das ein Hologramm, oder so was?"
Sirius sah sie erstaunt an - es war doch normal, dass Bilder sich bewegten, aber James sagte: "Richtig, deine Eltern sind Muggel, nicht wahr? Dann kannst du das nicht kennen." Lily sah misstrauisch auf. "Muggel? Ach ja, richtig, sie sind keine Zauberer - das bedeutet es doch, oder?" James nickte. "Ja, genau. Ist übrigens keine Beleidigung, es heißt einfach so." Lily zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. "Aber was dieser - Snape - gesagt hat - das war eine Beleidigung, oder?" Zu aller Überraschung war es dieses Mal Remus, der antwortete - und soviel Ärger, wie in seiner Stimme mitklang, hätten sie ihm gar nicht zugetraut. "Das war die schlimmste Beleidigung, die er sich aussuchen konnte! Manche Zauberer sind unheimlich stolz darauf, dass sie reinblütig sind, also nur Zauberer in der Familie haben, aber das ist totaler Unsinn. Sie hassen Muggelgeborene, nur weil sie ein bisschen anders sind, und behaupten, sie hätten unreines Blut. Ist doch Blödsinn, und hat überhaupt nichts zu bedeuten - ein paar der berühmtesten und besten Hexen und Zauberer waren muggelgeboren."
"Hm," machte Lily, "dann ist er ganz bestimmt reinblütig, sonst hätte er das nicht gesagt. Was seid ihr denn?" Remus, der ärgerlich auf seine Hände gestarrt hatte, hob wieder den Kopf, während Sirius sagte: "Ich bin halb und halb - meine Mutter war ein Muggel." James zog bei dem Wort "war" kurz die Augenbrauen hoch, sagte aber nur. "Tut mir leid, ich bin reinblütig." Remus nickte. "Ich auch - aber das ist doch wirklich egal!" Sirius und James nickten. "Genau," bekräftigte James, "der Typ landet bestimmt in Sly... Remus, was ist denn bloß los mit dir?" Remus, der während seiner kurzen Rede etwas Farbe im Gesicht bekommen hatte, war jetzt plötzlich wieder kreideweiß, zitterte und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Er schüttelte aber nur den Kopf und flüsterte: "Ist schon in Ordnung, mir geht es gut!" "Nein, das geht es dir nicht!" Lily setzte sich schräg, um ihn besser ansehen zu können, und legte ihm dann die Hand auf die Stirn. Remus schrak vor der unerwarteten Berührung zurück.
"Du bist ja eiskalt! Bist du krank?" Remus sah sie kurz an, dann schüttelte er wieder den Kopf. "Nicht mehr. Ich war krank - äh - Sommergrippe, ist aber wieder in Ordnung. Ich bin nur noch müde, weil ich seit einer Woche im Bett gelegen habe. Meine Mutter wollte mich eigentlich heute gar nicht fahren lassen - macht euch keine Sorgen, es geht schon." Lily musterte ihn noch einen Moment lang besorgt, dann fragte sie freundlich. "Warum legst du dich nicht ein bisschen hin? Die Bank hier ist doch lang genug, ich setze mich dann zu den anderen beiden rüber..." Remus schüttelte den Kopf. "Nein, mach doch nicht so einen Aufstand, ich..."
"Du legst dich jetzt hin!" Lily war aufgestanden, stemmte die Hände in die Taille und sah ihn streng an. Sirius und James grinsten sich an und standen auf. "Hey, du hast es gehört, Big Mama hat gesprochen! Hör lieber auf zu widersprechen, sonst helfen wir nach!" "Vielleicht sollten wir das von vornherein tun, was meinst du, James?" Sirius grinste, dann bückte er sich plötzlich, griff nach Remus' Füßen und zog sie ihm schräg zur Seite weg, so dass Remus das Gleichgewicht verlor und auf die Bank rutschte. Dann drückte James ihn, bevor er sich wieder aufsetzen konnte, an den Schultern nach unten. Remus wehrte sich nur kurz und gab dann auf. "Also bitte, wenn es euch glücklich macht..." Er drehte sich auf die Seite, schob den Arm unter den Kopf und lächelte scheu zu den drei anderen hoch. Lily nickte zufrieden, murmelte "Na also" und setzte sich dann auf die andere Bank.
Es ging auf fünf Uhr zu, und sie fuhren immer noch. James, Sirius und Lily hatten sich während der ganzen Zeit angeregt unterhalten, insbesondere hatten die beiden Jungen der neugierigen Lily Fragen über Fragen beantwortet. Remus hingegen lag immer noch auf der anderen Bank - nachdem sie ihn dazu gebracht hatten, sich hinzulegen, hatte es keine fünf Minuten gedauert, bis er eingeschlafen war, und seitdem hatte ihn nichts wecken können - weder der ratternde Imbisswagen, der gegen Mittag von einer freundlichen, jungen Hexe vorbeigeschoben wurde, noch das gelegentliche Lachen der drei anderen oder der einsetzende Regen, der seit dem frühen Nachmittag in großen Tropfen gegen die Scheiben trommelte.
Kurz nachdem er eingeschlafen war, hatte Lily darauf bestanden, dass er zugedeckt werden müsse, und Sirius war brav auf seinen Sitz geklettert und hatte seinen Winterumhang aus dem Koffer gefischt, den Lily dann fürsorglich über Remus' reglose Gestalt gebreitet hatte. Seitdem hatte er sich nicht ein einziges Mal bewegt, sondern lag noch immer so, wie er eingeschlafen war, den Kopf auf dem Oberarm, die Hand schlaff über der Sitzkante hängend. Sirius musterte ihn von Zeit zu Zeit amüsiert. Remus sah eigentlich ganz nett, aber wirklich sehr krank aus. Er hatte hellbraunes Haar, sanfte, graue Augen (die jetzt allerdings geschlossen waren), und ein schmales, müdes Gesicht, das selbst jetzt im Schlaf nicht wirklich entspannt war.
Sirius ließ seinen Blick müßig über Remus' Arm zu seiner Hand wandern, und stutzte plötzlich. Remus' Ärmel war ein Stück hochgerutscht, und Sirius konnte sein Handgelenk und ein Stück von seinem Unterarm sehen, die beide von kleinen Narben bedeckt waren. Sirius runzelte die Stirn, da er jedoch in diesem Moment von James abgelenkt wurde, der ihn fragte, ob er Quidditch spielte, vergaß er es sofort wieder.
Remus wachte auf, als es draußen dunkel wurde. Er schob den Umhang zurück, setzte sich auf, und lächelte die drei anderen verschlafen, aber immer noch scheu an. "Gehört der hier einem von euch?" Sirius nickte. "Ja, ist meiner - Lily meinte, du solltest zugedeckt werden." Remus wurde rot und reichte ihm den Umhang zurück. "Danke. Kann ich mich mit einem Schokofrosch revanchieren?" Er reichte wieder einmal die Schachtel herum, in der noch drei Schokofrösche waren, und Sirius und James bedienten sich. Als er die Schachtel Lily hinhielt, schüttelte diese den Kopf. "Danke, aber dann hast du doch keinen mehr." "Ich mag die Dinger auch nicht, also nimm ruhig!"
Sirius sah ihn überrascht an. "Wie, du magst keine Schokofrösche? Wieso hast du dann welche dabei?" Remus lächelte zum ersten Mal richtig, fast schon amüsiert. "Meine Mutter - sie meint, ich wäre zu dünn, und versucht immer, mich mit Schokolade zu mästen - dabei hasse ich das Zeug!" Sirius grinste. "Naja, ganz unrecht hat sie ja nicht, viel ist nicht an dir dran! Aber keine Sorge, das Essen in Hogwarts soll spitze sein, da kriegst du schon ein bisschen was auf die Rippen. He, ich glaube, wir sind da!" Tatsächlich wurde der Zug langsamer, und kurz darauf liefen sie im Bahnhof von Hogsmeade ein.
Der Weg zum Schloss war das ungewöhnlichste gewesen, was Sirius bis jetzt erlebt hatte - nicht nur, dass der Mann, der die Erstklässler abgeholt hatte, mindestens zweimal so groß und so breit wie ein normaler Mann war, und sein Gesicht hinter wirren, schwarzen Haaren und einem ebenso wirren Bart kaum zu erkennen war; auch waren sie in kleinen Booten über einen großen See gefahren, bis sie schließlich eine große Treppe zur Eingangstür des Schlosses hinaufstiegen. Dort waren sie von einer streng aussehenden, älteren Hexe empfangen worden, die sich kurz als Professor McGonagall vorgestellt und sie dann in einem kleinen Raum warten lassen hatte.
Sirius' Magen machte einen seltsamen Hüpfer. Bis jetzt hatte er nicht darüber nachgedacht, was geschehen würde, wenn er erst einmal in der Schule angekommen war, aber plötzlich wurde ihm bewusst, dass jetzt irgendwie festgestellt werden würde, in welchem Haus er die nächsten sieben Jahre seines Lebens verbringen würde. Seltsam - so viel ihm sein Vater auch von Hogwarts erzählt hatte, darüber, wie diese Entscheidung getroffen wurde, hatte er nie gesprochen.
Als Professor McGonagall die Erstklässler in die große Halle führte, in der bereits alle anderen Schüler - und Lehrer - versammelt waren, warf Sirius kurze Blicke nach links und rechts. Sie marschierten in einer langen Reihe zwischen den beiden mittleren Tischen entlang. Für einen kurzen Moment sah er ein bekanntes Gesicht - Amos Diggory, der Schulsprecher aus Hufflepuff, lächelte die Neuen an. Beim Umsehen fiel Sirius' Blick auch auf James und Remus, die beide mindestens so nervös wirkten, wie er sich fühlte - allerdings hoffte er, dass man es ihm nicht so ansah, wie insbesondere Remus. Während James halbwegs gelassen wirkte, nur durch seine unruhigen Blicke verraten, war Remus wieder kreideweiß geworden und zitterte.
Professor McGonagall stellte schweigend einen Hocker vor die Schüler, auf den sie einen spitz zulaufenden Zaubererhut legte, der seine besten Tage offenbar schon lange hinter sich hatte. Dann trat sie einen Schritt zurück. An der Krempe des Hutes öffnete sich ein Schlitz, und plötzlich begann der Hut zu singen:
"'Nen alten Hut wie ich es bin, den hält man nicht für wert, Doch jedes Jahr die Jugendschar ihr Haus von mir erfährt. Für Gryffindor such' ich heraus die Schüler mit Humor und Mut, In Ravenclaw sind jedoch nur die mit viel Weisheit gut. Bist du ein treuer, wahrer Freund, kommst du nach Hufflepuff. Nach Slytherin hingegen ich nur die mit Ehrgeiz schaff'. Vor tausend Jahren ward's bestimmt so von der Gründerschar, Denn Hogwarts sollte noch besteh'n nach ihrem Tode gar. Die Jugend Zauberei zu lehr'n, das war ihr großes Ziel Seitdem hat Hogwarts vorgebracht der großen Meister viel. Nun ist's an euch, ihr werdet hier gelehrt die Hexerei Verwandlungen und Zaubertränke, Sprüche vielerlei. So traut euch nur und setzt mich auf, damit ich hier entscheid' Für welches der vier großen Häuser ihr heut seid bereit."
Professor McGonagall forderte die Erstklässler auf, sich vor dem Lehrertisch aufzustellen und erklärte dann die Einsortierungszeremonie. Sirius musterte den alten, zerbeulten und geflickten Hut, der neben ihr auf dem Schemel lag, interessiert. Lange Zeit hatte er dazu allerdings nicht, denn die Lehrerin hatte eine Pergamentrolle hervorgezogen, sie aufgerollt und begann nun, die Schüler aufzurufen. "Black, Sirius!" Sirius trat vor, setzte sich auf den Hocker und stülpte den Hut auf. Sofort ertönte eine dünne Stimme:
"Aaah, was haben wir denn hier? Sowas wie du ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Interessant, mein Junge, sehr interessant. Da ist Potential, oh ja - mehr als genug für Ravenclaw, und Ehrgeiz - nein, kaum vorhanden, Slytherin also ausgeschlossen. Und Hufflepuff - niemals, viel zu eigenwillig - und wir haben auch eine starke Tendenz zum Regelbrechen, ja? Nun, das ist ganz klar, du gehörst nach GRYFFINDOR!" Das letzte Wort rief der Hut laut. Sirius grinste, nahm ihn ab und lief zum Gryffindor-Tisch, wo er mit herzlichem Applaus begrüßt wurde. Sirius grinste etwas breiter und ließ sich in einen der leeren Sitze fallen, dann beobachtete er interessiert die weitere Auswahl. Er hoffte, dass James auch nach Gryffindor kommen würde - es war schon seltsam, sie hatten sich an diesem Morgen zum ersten Mal gesehen, aber Sirius hatte das Gefühl, als würde er ihn schon ewig kennen.
Die Einsortierung ging weiter, und nach einigen Kindern, deren Namen mit C und D anfingen, rief McGonagall: "Evans, Lily!" Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der Hut sie nach Gryffindor schickte. Lily kam lächelnd herüber und setzte sich neben Sirius, der sie mit einem Grinsen begrüßte. Insgesamt schien es ein guter Jahrgang zu sein - als Professor McGonagall bei L ankam, waren sie bereits acht neue Gryffindors. Einer der älteren Schüler strahlte. "Super, dieses Jahr laufen wir mit unseren Neuen bestimmt Slytherin den Rang ab, letztes Jahr hatten die elf und wir nur sechs!" Sirius hörte nur halb zu, denn jetzt war "Lupin, Remus!" an der Reihe. Der blasse Junge trat vor, und setzte sich auf den Hocker. Es konnte am Licht liegen, aber Remus' Gesicht sah jetzt nicht mehr weiß, sondern fast grün aus. Es dauerte allerdings nur einen Moment, dann hatte der Hut sich entschieden: "GRYFFINDOR!" Sirius klatschte mit den anderen, während Remus, der jetzt eindeutig erleichtert aussah, herüber kam und sich auf den Platz gegenüber von Sirius fallen ließ.
Sirius grinste ihn kurz an und wandte sich gleich darauf wieder der Einsortierung zu, gerade in dem Moment, in dem "Macnair, Walden" nach Slytherin geschickt wurde. Sirius trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf den Tisch. Nicht nur, dass er ungeduldig darauf wartete, dass James einsortiert wurde (bitte, bitte nach Gryffindor!) - er hatte allmählich auch Hunger. Endlich kam McGonagall zu den "Ps", von denen es mehrere zu geben schien. "Perdikis, Yannis!" "GRYFFINDOR!" Als McGonagall "Pettigrew, Peter!" aufrief, warf Sirius einen kurzen Blick zu Remus hinüber, den dieser fragend erwiderte. "Ich hab' Hunger," murmelte Sirius. Remus nickte. "Hunger ist gar kein Ausdruck! Kann der Hut sich nicht ein bisschen beeilen?" Die Frage war berechtigt, denn Peter saß immer noch auf dem Hocker, ohne dass der Hut eine Entscheidung getroffen hatte. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis er schließlich "GRYFFINDOR!" rief. Peter, ein kleiner, pummeliger Junge, stolperte zu ihrem Tisch und endlich war der Moment da, auf den Sirius gewartet hatte.
"Potter, James!" Sirius kniff die Daumen ein, und gleich darauf rief der Hut erneut "GRYFFINDOR!" Der ganze Tisch brach in lauten Applaus aus, während Sirius James auf den freigehaltenen Platz neben sich zog - inzwischen waren sie dreizehn neue, während Slytherin nur sieben Neuzugänge aufweisen konnte. Allerdings war damit auch Schluss für Gryffindor, während Slytherin noch einen weiteren Neuen bekam. Sirius wunderte sich kein bisschen, dass es der Junge mit den fettigen Haaren aus dem Zug war - Severus Snape.
Professor Dumbledore stand auf und strahlte die Schüler an. "Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Alles weitere später - haut rein!" Die goldenen Teller und Platten auf dem Tisch füllten sich mit Essen, und Sirius ließ sich nicht lange bitten und griff zu. Mit leichtem Erstaunen sah er, dass der kränklich aussehende Remus ebenfalls einen gewaltigen Appetit entwickelte - Sirius war von seinem Vater schon oft als gefräßig bezeichnet worden, aber Remus schlug ihn mit Leichtigkeit in Menge und Tempo. James schüttelte nur noch fassungslos den Kopf. "Sag mal, isst du immer so viel?" Remus nickte nur, den Mund zu voll um zu sprechen, und Sirius grinste. "Erzähl nichts - du müsstest aussehen wie eine Tonne!" Remus schluckte, sagte: "Meine Ma wundert sich auch immer," und schob sich die nächste volle Gabel in den Mund.
Später im Schlafsaal stellte Sirius fest, dass sie Glück hatten: die dreizehn neuen Gryffindors teilten sich in vier Mädchen und neun Jungen, so dass für die Jungen zwei Schlafsäle eingerichtet wurden, und sie waren nur zu viert, und sowohl James als auch Remus waren mit für diesen Schlafsaal eingeteilt. Der vierte war der pummelige Junge, dessen Einsortierung so endlos lange gedauert hatte, Peter Pettigrew.
Sirius wachte mitten in der Nacht von leisen Geräuschen auf. Als er sich aufsetzte und die Vorhänge seines Bettes auseinanderzog, sah er, dass auch die Vorhänge von Peters Bett leicht offenstanden, und auch die Geräusche kamen von dort. Sirius lauschte einen Moment, dann machte er zwei Stimmen aus - die ziemlich weinerlich klingende von Peter, und ein leises, beruhigendes Murmeln. James? Nein, das war die Stimme von Remus! Sirius, neugierig wie immer, stand auf und schlich zu Peters Bett hinüber. "Was macht ihr hier mitten in der Nacht?" Er zog die Vorhänge etwas weiter auseinander und sah Remus auf Peters Bettkante hocken, während dieser mit angezogenen Knien im Bett saß, die Arme um die Schienbeine geschlungen, das Gesicht verweint.
Sirius zog die Augenbrauen hoch, während Remus aufstand. Er tätschelte kurz Peters Schulter, sagte: "Schlaf gut," und zog die Vorhänge wieder um sein Bett zu. Sirius starrte ihn fragend an. "He, du willst doch jetzt nicht einfach so wieder schlafen gehen, oder?" fragte er empört, als Remus Anstalten machte, wieder in sein eigenes Bett zu klettern. "Doch, will ich - ich bin nämlich müde. Gute Nacht, Sirius!" Remus zog die Bettdecke hoch und wollte auch die Vorhänge um sein Bett schließen, aber Sirius hielt seine Hand fest. "Was ist mit Peter?" Remus seufzte. "Nichts, lass ihn in Ruhe." Sirius schüttelte den Kopf. "Er hat geweint - wieso?" Remus verdrehte die Augen und flüsterte dann: "Ist das nicht offensichtlich? Peter hat Heimweh - aber ärger' ihn nicht deswegen!" Sirius starrte ihn nur an, dann schüttelte er den Kopf, ließ Remus' Handgelenk los und legte sich wieder in sein Bett.
Auch in den kommenden Jahren sollte er sich noch häufig über Remus' Einfühlungsvermö-gen wundern.
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Na, wie war das? Fortsetzung folgt - vielleicht, das liegt bei euch!
