Trotz Problemen von ff.net sind ja schööön viele Reviews gekommen - danke!

Miss Shirley-Blythe, es freut mich, dass dir meine Fic gefällt! Ich hoffe, es bleibt so!

Matjes, dachtest du ernsthaft, dass Sirius nicht das ein oder andere Problemchen bekommen würde? Das wäre doch viel zu nett gewesen - so bin ich nicht! Und bezüglich der Vorstellung von Sirius: ich glaube, da gibt es noch mehr Leute, die unserer Meinung sind!

Alinija, schön, dass ich dich zum Schmunzeln bringe - und schön, dass dir meine Rückblicke gefallen! Snape mag ich persönlich nicht so sehr, es sei denn, er erscheint in Gestalt von Alan Rickman...

Hallo Thorin, soll ich dir jetzt ernsthaft glauben, dass es nur an Problemen mit ff.net lag, dass du so eeeewig gebraucht hast? (Ja, weil ich selber Probleme hatte!) So, du kanntest das Gedicht als schon? Balin, dieser Verräter! ;-) Apropos, wo steckt die treulose Tomate eigentlich?

Sameda, du hast recht - die Rückblicke zerreißen die Hauptstory ein bisschen (aber das täuscht wenigstens darüber hinweg, dass ich dafür nicht sooo viele Ideen habe...) Genau aus dem Grund lade ich bei Rückblicken immer zwei Kapitel gleichzeitig hoch, damit ich schneller zur Hauptstory zurückkomme und das ganze nicht noch mehr auseinander gezogen wird. Ich hoffe, es gefällt dir trotzdem weiter.

Und last but not least: Jenny, willkommen im Club meiner Bewunderer! ;-)

Nein, ich bin nicht größenwahnsinnig. Aber wenn man die Rechte an so tollen Figuren wie Sirius und Remus besitzt, kann man schon ein bisschen stolz auf sich sein, nicht wahr? Ich nehme an, JKR ist das auch. Ich bin jedenfalls auch ein bisschen stolz auf Francis Truman und Lisande Career...

Kapitel 19 - Sirius III

In den nächsten Wochen stellte sich heraus, dass der Hut mit der Einschätzung von Sirius Recht gehabt hatte: der Unterricht bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, selbst mit seiner lockeren Einstellung zum Thema Lernen kam er wunderbar zurecht, und so hatte er jede Menge Zeit, sein überschäumendes Temperament in Streiche umzusetzen, wobei er tatkräftig von James unterstützt wurde. Die Zuneigung, die Sirius schon am ersten Tag zu James gefühlt hatte, war zu einer engen Freundschaft geworden - tatsächlich waren die beiden praktisch unzertrennlich, womit sie Professor McGonagall fast in den Wahnsinn trieben - wo immer einer von beiden auftauchte, konnte man davon ausgehen, dass kurz darauf irgend etwas passierte, und der andere war dann auch nie weit.

Aber auch mit Remus verstanden sie sich gut, nur auf eine andere Art. Der blasse Junge war sehr zurückhaltend, wenn auch immer freundlich, und er hatte eine Menge Spaß mit den Streichen der beiden. Etwa drei bis vier Wochen nach ihrer Ankunft in Hogwarts stellte sich zu ihrer großen Überraschung heraus, dass auch Remus offenbar eine Menge Ideen hatte, wie man Mitschüler (allen voran Severus Snape aus Slytherin) und Lehrer ärgern konnte, und wann immer sie eine Idee von ihm hörten, konnten sie sicher sein, dass sie nicht geschnappt wurden - während Sirius und James sich meistens darauf beschränkten, Stinkbomben zu werfen oder recht offensichtliche kleine Hexereien auszuführen, waren die Ideen von Remus wesentlich subtiler, und selbst wenn feststand, dass sie für die Missgeschicke der anderen verantwortlich waren, war er unglaublich kreativ in der Erschaffung von Situationen, in der sie jemanden lächerlich machen konnten, ohne dafür belangt werden zu können.

Aber Remus war ohnehin ein ganz besonderer Fall und nicht zu durchschauen. Er schien unter schweren Stimmungswechseln zu leiden - mal war er regelrecht ausgelassen (in solchen Stimmungen fielen ihm die tollsten Streiche ein), dann wiederum wirkte er fast depressiv, wollte niemanden sehen und vergrub sich mit einem Buch (meistens über Verteidigung gegen die dunklen Künste) in einer Ecke des Gemeinschaftsraumes oder der Bibliothek, meistens aber war er ruhig und freundlich. Auch seine Essgewohnheiten waren faszinierend - wo ein so dünner Junge so viel Essen ließ, war nicht nur für Sirius und James ein Rätsel, denn er nahm praktisch nicht zu.

Sirius fragte sich, ob er noch immer unter seiner Sommergrippe litt, denn ein paar Wochen nach Schuljahresanfang hatte er einen heftigen Rückfall bekommen, der so schlimm gewesen war, dass Sirius und James ihn besorgt in den Krankenflügel gebracht hatten. Madam Pomfrey, die junge Krankenschwester, hatte den zitternden Jungen gelassen in Empfang genommen, seine Stirn - die, wie Sirius wusste, eiskalt war - berührt und dann die beiden Freunde wieder fortgeschickt - mit dem lapidaren Satz: "So was kommt vor, Sommergrippe ist hartnäckig. Haut ab, morgen abend ist er wieder auf dem Damm!" Sie hatte recht gehabt, aber Remus hatte wieder, wie schon auf der Zugfahrt, entsetzlich krank ausgesehen.

Eine weitere Besonderheit kam bei Remus noch dazu: alle paar Wochen verschwand er - mit wechselnden Gründen. Mal war seine Mutter krank, und er musste sie besuchen, dann hatte sein Vater einen Unfall oder er musste zu Beerdigung einer Großtante - und jedes Mal, wenn er zurückkam, sah er blasser und müder aus, als zuvor. Sirius und James waren nicht die einzigen, denen das auffiel. Als Remus kurz nach den Weihnachtsferien wieder einmal von einem Besuch seiner Mutter zurückkam, sprach ihn die Gryffindor-Vertrauensschülerin an. Remus hatte sich, wie so häufig, mit einem Buch (Dunkle Kräfte: Ein Kurs zur Selbstverteidigung) in eine Ecke zurückgezogen, während Sirius und James in seiner Nähe saßen und Zauberschach spielten.

Die Vertrauensschülerin, eine Fünftklässlerin namens Cindy Care, trat zu dem lesenden Remus und tippte ihm auf die Schulter. "Du, kann ich dich mal kurz sprechen?" Remus sah auf und ließ sein Buch sinken. "Ja?" Cindy setzte sich neben ihn und fragte leise: "Ich wollte nur mal wissen, ob du irgendwelche Probleme hast." Remus zog eine Augenbraue hoch. "Wieso sollte ich?" Cindy zuckte die Schultern. "Weißt du, mir ist aufgefallen, dass du offenbar Esstörungen hast - wenn jemand bei jeder Mahlzeit so viel in sich reinstopft wie du und trotzdem kein Gramm zunimmt, dann ist das nicht normal, weißt du. Und du bist häufig weg - du sagst, weil du deine Mutter besuchst, aber wenn du wiederkommst, siehst du aus wie eine wandelnde Leiche. Ist irgendwas bei euch zu Hause nicht in Ordnung?" Remus versteifte sich. "Bei uns ist alles okay, danke. Und ich habe einen schlechten Stoffwechsel, deswegen setzt bei mir nichts an."

Cindy musterte ihn misstrauisch. "Ich kann verstehen, wenn du nicht darüber sprechen willst, aber dagegen muss was getan werden. Wenn deine Eltern dich schlagen oder so..." Remus schlug mit einem Knall sein Buch zu. In seinen Augen stand ein Ausdruck, den Sirius noch nie bei ihm gesehen hatte, und als er Cindy antwortete, war seine Stimme schon mehr ein Fauchen: "Wage es nicht, irgendwas gegen meine Eltern zu sagen! Meine Mutter ist oft krank und möchte mich dann sehen, und du glaubst gar nicht, wie anstrengend es ist, innerhalb von zwei Tagen mit dem Zug nach Hause und wieder zurückzufahren und sie zwischendurch zu besuchen! Ich schlafe dann kaum, und es ist ja wohl normal, dass ich dann müde bin, wenn ich zurückkomme!"

Cindy hob abwehrend die Hände. "Schon gut, Remus, ich will niemanden beleidigen - ich mache mir bloß Sorgen um dich. Vielleicht solltest du mal mit Madam Pomfrey sprechen - oder mit Professor McGonagall, ich weiß, sie ist streng, aber wenn jemand Probleme hat..." "ICH HABE ABER KEINE PROBLEME!!!" Remus sprang auf, warf sein Buch auf den Tisch und rannte aus dem Gemeinschaftsraum Richtung Schlafsaal. Cindy blieb zurück und erwiderte die fragenden Blicke der anderen Gryffindors mit einem Achselzucken. Bis zu Remus' so untypischem Ausbruch hatten sie so leise gesprochen, dass keiner der anderen die Unterhaltung verstanden hatte - mit Ausnahme von Sirius und James, die in der Nähe gesessen hatten. Sie hatten zwar so getan, als würde sie nur ihr Schachspiel interessieren, aber in Wirklichkeit hatten sie aufmerksam zugehört - weil auch sie sich ernsthafte Sorgen um Remus machten.

Sirius spürte ein Zupfen an seinem Ärmel und sah Peter neben sich hocken. Peter - noch so eine Überraschung. Im Anfang hatten sie kaum etwas mit dem pummeligen, tolpatschigen Jungen zu tun gehabt. Sirius konnte mit ihm nicht viel anfangen - Peter war immer ängstlich, egal, ob es mit vergessenen Hausaufgaben, Streichen oder einfach nur Unterhaltungen zu tun hatte, und auch James wusste nicht, wie er mit ihm umgehen sollte. Der einzige, der sich regelmäßig mit Peter unterhielt, war Remus, vor dessen sanfter Art Peter nicht zurückschreckte. Remus war es auch, der Sirius bat, nicht auf Peter herumzuhacken ("ich weiß, dass du es nicht böse meinst, aber Peter nimmt deine Witze zu ernst") und der ihnen erzählte, dass Peter die beliebten und immer gut gelaunten Jungen bis zur Verehrung bewunderte - eine Bewunderung, die noch anstieg, als Sirius und James zufällig dazukamen, als Peter gerade von den Slytherins Snape und Rosier in eine Ecke gedrängt wurde.

Die Begegnung hatte für alle im Krankenflügel und mit langen Strafarbeiten sowie Punktabzug für beide Häuser geendet, aber danach hatte Sirius sich überwunden und wenigstens hin und wieder mit Peter gesprochen, und da sie schließlich einen Schlafsaal teilten, war Peter nach und nach mit in ihren kleinen Freundeskreis aufgenommen worden. James und Sirius gaben sich alle Mühe, ihm ein bisschen Rückgrat zu verschaffen und halfen ihm auch bei den Hausaufgaben, und inzwischen verstanden sie sich wirklich gut mit ihm.

"Was ist denn mit Remus los?" Peter, der ein Stück entfernt an einem Geschichts-Aufsatz gearbeitet hatte, sah fragend von Sirius zu James, die ihn flüsternd einweihten. Peters Augen wurden groß, dann fragte er leise. "Sollen wir nicht zu ihm gehen? Wenn er wirklich Probleme hat..." "...dann wird er gerade jetzt auch mit uns nicht darüber sprechen wollen," unterbrach ihn James. Sirius nickte. "Lassen wir ihn in Ruhe - aber wir sollten ihn ein bisschen beobachten.

Sie ließen drei weitere Monate vergehen, ohne Remus jemals auf seine Auffälligkeiten anzusprechen, und auch Cindy schien aufgegeben zu haben. Sirius und James - und mit ihnen auch Peter - gaben allerdings keineswegs auf. Sie ließen Remus zwar völlig in Ruhe und stellten ihm nicht eine einzige Frage, aber sie ließen ihn nur selten aus den Augen und merkten sich jede noch so kleine Auffälligkeit. Nach seiner Unterhaltung mit Cindy besuchte Remus seine Mutter nicht mehr, aber dafür wurde er oft krank. Sirius schüttelte ungläubig den Kopf. So oft konnte man doch gar nicht krank werden - er selbst hatte fast nie etwas! Und jetzt hatte Remus sich natürlich auch noch diesen lästigen Grippe-Virus eingefangen, den halb Hogwarts zu haben schien. Peter war der erste gewesen, der hustend und mit hohem Fieber in den Krankenflügel wanderte - inzwischen war er schon wieder gesund - und nach und nach hatte es einen nach dem anderen erwischt, und jetzt halt auch Remus. Sirius drehte sich in seinem Bett um und suchte eine kühle Stelle des Kopfkissens - aus irgendwelchen Gründen war ihm warm, und seit er sich beim Abendessen an einem Stück Pastete verschluckt hatte, hustete er ständig, aber schließlich schlief er doch ein.

Sirius wachte mitten in der Nacht von einem schweren Hustenanfall auf. Als er sich gelegt hatte, stand er auf, um sich ein Glas Wasser zu holen - und fand sich gleich darauf auf dem Fußboden wieder. Seine Beine hatten einfach unter ihm nachgegeben, und der ganze Raum drehte sich um ihn. "Sirius? Bist du das?" Er hob mit einiger Anstrengung den Kopf und sah zu James auf, der sich aus seinem Bett beugte. "Hey, was machst du denn da unten? Leg dich hin, Sirius es ist mitten in der Nacht!"

Sirius nickte. Hinlegen klang nach einer verdammt guten Idee, also streckte er sich aus, wo er gerade saß. Gleich darauf spürte er eine Hand auf der Schulter. "Mach keinen Blödsinn, Sirius, geh ins Bett!" "Hm?" "Sirius, was - oh verdammt, du glühst ja!" Er wurde losgelassen und rollte sich dankbar wieder zusammen. Von weitem hörte er James, der nach Peter rief, und dann wurde er wieder an den Schultern gefasst und geschüttelt. "Sirius, wach auf - wir bringen dich in den Krankenflügel!" Sirius riss die Augen auf. Was war denn jetzt schon wieder los? James fasste ihn unter den Achseln und zog ihn mit Peters Hilfe hoch. "Komm schon, Sirius, du hast die Grippe. Steh auf, ja, so ist es gut. Hier, halt dich fest, ich helfe dir mit dem Morgenmantel. So, und jetzt stütz dich auf mich..." Während James leise auf ihn einredete und ihm fast bei jedem Schritt sagte, was er zu tun hatte, führten er und Peter ihn langsam aus dem Schlafsaal, dann durch den Gemeinschaftsraum und schließlich aus dem Portraitloch und durch die Gänge. Sirius ließ sich mitziehen, zu müde, um selber aufzupassen. Erst als eine scharfe Stimme: "Black, Potter, Pettigrew - dürfte ich erfahren, was hier los ist?" rief, wurde er wieder etwas wacher.

James, der ihn stützte, drehte sich und damit auch Sirius um. "Professor McGonagall, wir bringen Sirius in den Krankenflügel - ich glaube, jetzt hat er auch die Grippe!" Die strenge Hauslehrerin kam mit schnellen Schritten näher und legte Sirius eine wunderbar kühle Hand auf die Stirn. Dann wurde ihr ärgerlicher Gesichtsausdruck plötzlich weich, und sie sagte leise: "Bald ist die ganze Schule krank! Es ist in Ordnung. Potter, Pettigrew, gehen Sie wieder in Ihren Schlafsaal, ich bringe ihn zu Madam Pomfrey. Ja, Potter, ich kann ihn stützen, und zur Not könnte ich ihn sogar tragen, also keine Ausreden mehr. Kommen Sie, Black, Sie gehören ins Bett." Sirius fühlte sich mit einem festen Griff am Oberarm gefasst und durch die Gänge dirigiert, bis er sich vor der Krankenstation wiederfand. Eine müde aussehende Madam Pomfrey öffnete und sah Sirius seufzend an. "Der nächste? Komm her, Junge." Sirius wurde an die Krankenschwester übergeben und von ihr zu einem der Betten geführt. Sobald er lag, flößte sie ihm einen bitter schmeckenden Trank ein, und gleich darauf schlief er ein.

Sirius hatte einen seltsamen Traum. In diesem Traum war es hell, und er wachte von leisen Stimmen neben seinem Bett auf - eigentlich von einer leisen Stimme, der von Madam Pomfrey. Als er die Augen aufschlug, sah er, wie sie gerade einem anderen Jungen in das Bett neben ihm half. Alles war etwas undeutlich und verschwommen, wie es in Träumen häufig der Fall ist, aber den Jungen erkannte er trotzdem - es war Remus, aber er sah schrecklich aus. Er war blass, hatte dunkle Ringe unter den Augen und konnte ohne Hilfe nicht stehen, und sein Ärmel war zerrissen und blutig. Dann trat Madam Pomfrey einen Schritt näher an Remus' heran und verdeckte ihn so vor Sirius, und diesem fielen die Augen wieder zu.

Als er am späten Nachmittag aufwachte, erinnerte er sich kaum noch an den Traum und sprach auch nicht darüber, auch nicht mit Remus, der auf der Bettkante des Nachbarbettes saß und an einem Stück Schokolade knabberte. Als er sah, dass Sirius wach war, grinste er ihn müde an. "Hi," flüsterte er, "hat es dich auch erwischt?" Sirius nickte und verzog das Gesicht. "Jaaah - Himmel, habe ich Kopfschmerzen!" Remus nickte mitfühlend. "Kann ich mir denken. Aber keine Sorge, Madam Pomfrey hat genau das Richtige dafür - oder besser gesagt, dagegen. Schmeckt fürchterlich, aber es hilft."

"So ist es. Hier, Sirius, trink das." Die Krankenschwester war auf leisen Sohlen herangekommen und hielt Sirius einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit hin. Sirius beäugte das Gebräu misstrauisch, aber vor Remus, der ihn grinsend beobachtete, wollte er keine Schwäche zeigen und stürzte den Inhalt des Bechers in einem Zug herunter. Sofort fingen seine Ohren an zu dampfen und ihm wurde warm. "Guter Junge!" Madam Pomfrey lächelte aufmunternd, dann sagte sie: "Schlaf jetzt wieder, dann kannst du morgen früh zum Frühstück schon wieder in die Große Halle. So, Remus, hast du deine Schokolade gegessen? Gut, dann kannst du jetzt gehen." Remus nickte, zwinkerte Sirius kurz zu und verschwand, und Sirius schlief wieder ein. Als er am nächsten Morgen aufwachte, war seine Temperatur wieder normal, sein Kopf klar und sein Magen leer, und als Madam Pomfrey ihm erlaubte, aufzustehen, stürmte er erleichtert in die Große Halle, wo er ausnahmsweise sogar Remus im Essen übertraf.

Mitte April - James hatte gerade den wieder einmal kranken Remus zu Madam Pomfrey begleitet - versammelten sich die drei verbleibenden Freunde in ihrem Schlafsaal, verriegelten die Tür, schoben James' und Sirius' Betten zusammen und machten es sich darauf bequem. James hatte eine Rolle Pergament vor sich liegen und hielt eine Feder, während Sirius und Peter Pergamentschnipsel mit hastig hingekritzelten Notizen sortierten. "Also gut, Jungs, fangen wir an. Was haben wir?" James sah die beiden anderen auffordernd an, und Sirius sagte sofort: "Die ständigen Krankheiten - und früher diese komischen Verwandtschaftsbesuche." James nickte und notierte "häufig weg".

"Peter?" "Er mag keine Schokolade, aber hin und wieder fällt er wie ein Wahnsinniger darüber her." Sirius sah überrascht auf. "Stimmt - ist mir gar nicht aufgefallen, aber du hast recht. James, weißt du noch im Zug? Da hatte er auch Schokolade dabei, aber er hat mehr davon verteilt, als selber zu essen. Aber heute zum Beispiel waren Peters Schokofrösche nicht vor ihm sicher." James sah die beiden überrascht an und kritzelte dann: "Schokoladen-Hass/Liebe" auf sein Pergament. Dann sagte er nachdenklich: "Ist euch auch aufgefallen, was für Stimmungsschwankungen er hat? Normalerweise ist er total ruhig, aber dann kommt er plötzlich in so eine - ich weiß nicht, wie ich das nennen soll, so eine Unfug-Stimmung, dass man nicht mehr vor seinen Ideen sicher ist - und ein paar Tage später kann man ihn kaum ansprechen."

Ein Nicken von Sirius und Peter, und James notierte "Stimmungsschwankungen". Dann grinste Sirius. "Und dann natürlich seine Fresserei - wo lässt der das bloß?" "Ja, und habt ihr gemerkt, wie er immer abgeblockt hat, wenn man ihn nach seiner Mutter gefragt hat? Ich meine, als er sie noch besucht hat?" James schrieb eifrig mit, und schließlich, als keinem mehr etwas einzufallen schien, kam Sirius mit einer letzten Sache, die ihm erst vor kurzem aufgefallen war:

"Hat einer von euch schon mal gesehen, dass Remus sich hier im Schlafsaal umgezogen hätte? Also, ich nicht - er geht immer ins Bad dafür." James und Peter sahen ihn fragend an. "Findest du das auffällig? Vielleicht ist er einfach nur schüchtern und mag sich nicht vor uns ausziehen." Sirius nickte. "Das er das nicht mag, glaube ich gerne, aber ich glaube nicht, dass er sich schämt oder so. Er versteckt was." Peter runzelte die Stirn. "Wieso, was sollte er denn verstecken?" Sirius zuckte unbehaglich die Schultern. Der Verdacht, den er hatte, wollte er nicht gerne äußern, denn Remus schien seine Eltern sehr zu lieben, aber trotzdem - was, wenn Cindy mit ihrer Vermutung Recht gehabt hatte? Sirius schluckte und sagte dann leise: "Ich glaube, dass er Narben versteckt."

"WAS?" James sah ihn ungläubig an. "Narben? Wie kommst du denn auf die Idee? Hey Moment mal, du glaubst doch nicht etwa, was Cindy gesagt hat? Dass seine Eltern ihn schlagen oder so?" Sirius zuckte die Achseln. "Nicht wirklich. Eigentlich glaube ich was ganz anderes, aber das ist so lächerlich. Aber er hat Narben - mindestens am linken Arm und Handgelenk, sie sind mir schon auf der Zugfahrt aufgefallen, als er geschlafen hat." James zog die Augenbrauen hoch. "Komm schon, wir werden nicht lachen - wir sitzen hier, weil wir versuchen, Remus zu helfen, schon vergessen? Nur können wir das nicht, wenn wir keine Idee haben, was mit ihm los ist."

Sirius nickte. "Erinnert ihr euch, was Professor Nocturn uns über die dunklen Künste erzählt hat? Ich meine, was für Auswirkungen es hat, wenn dich ein Fluch trifft, selbst wenn du seine direkte Wirkung überstanden hast? Du fängst an zu zittern, wirst insgesamt eiskalt, kriegst Angstzustände, willst keinen sehen -" James bekam plötzlich ganz große Augen und flüsterte: "...und das wirksamste Mittel dagegen ist Schokolade! Oh verdammt, Sirius, meinst du, er wurde verflucht? Und er hat jetzt noch damit zu kämpfen? Das würde vielleicht erklären, warum es so regelmäßig passiert..." Die drei saßen eine Zeitlang schweigend zusammen, in ihre eigenen Gedanken versunken, dann sagte Peter plötzlich: "Hey, seht euch mal den Mond an - sieht das nicht genial aus?!" Er deutete aus dem Fenster, wo ein voller, strahlender Mond am Himmel stand und von einem Wolkenfetzen in zwei ausgezackte Hälften geteilt wurde. Sirius staunte eine Zeitlang mit den anderen, dann schrie er plötzlich: "Scheiße!"

"Sirius, ich muss doch sehr bitten, was ist das denn für eine Sprache? - He, was tust du da?" James breites Grinsen verschwand, als Sirius plötzlich anfing, seine Schultasche zu durchwühlen und mit seinem Astronomie-Buch wieder auftauchte. Ihm war plötzlich eine Idee gekommen - warum war er bisher nicht auf die Idee gekommen, die Zeiten, zu denen Remus verschwand, genauer festzuhalten? Er blätterte wild durch sein Buch, bis er die Seite fand, die er gesucht hatte - die Mondtabellen. Als er realisierte, dass James und insbesondere Peter ihn verständnislos ansahen, ließ er das Buch kurz sinken und sagte aufgeregt: "Ich habe mir nur gerade überlegt, wie regelmäßig Remus krank wird - kann das ein Vier-Wochen-Zyklus sein?"

James überlegte einen Moment, dann nickte er. "Ja, schon möglich - oh mein Gott, du meinst, es hat was mit Vollmond zu tun?" Sirius nickte. "Ja, deshalb das Buch hier. Schau'n wir mal, was hatten wir denn zum Schuljahresanfang? Er zog die Pergamentrolle, auf der James ihre gesammelten Auffälligkeiten aufgeschrieben hatte zu sich herüber und fing an, einige Berechnungen zu kritzeln, dann sah er auf. "Bingo," flüsterte er, "in der Nacht vom 31. August auf den 1. September war Vollmond. Und wie ging es Remus am 1. September? Beschissen. Heute ist Vollmond - und er ist krank. Und ich wette mit euch, wenn wir genau zurückverfolgen könnten, wann er weg oder krank war, würden wir feststellen, dass auch da Vollmond war."

James zog das Astronomie-Buch und Sirius' Berechnungen zu sich heran und studierte sie kurz, dann sagte er: "Wenn deine Zahlen hier stimmen..." "Die stimmen!" "Reg dich ab, ich glaube es dir. Also, wenn die Zahlen stimmen, dann war kurz nach den Weihnachtsferien auch Vollmond, und da war er auch weg - erinnerst du dich, das war, als er so mit Cindy aneinander geraten ist." Sirius studierte das Pergament noch einmal, dann nickte er. James hatte Recht. Peter sah die beiden verständnislos an. Astronomie war nicht gerade sein bestes Fach - eigentlich war gar kein Fach sein bestes, aber in Astronomie hatte er besondere Schwierigkeiten, weil der Unterricht mitten in der Nacht stattfand und er einfach nicht wach bleiben konnte.

"Könntet ihr mir mal erklären, wovon ihr redet?" Sirius seufzte. Peters Begriffsstutzigkeit konnte manchmal wirklich nerven, aber James legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm, bevor er noch etwas sagen konnte. Dann wandte er sich geduldig an Peter: "Peter, wir waren uns doch vorhin schon einig, dass Remus vielleicht verflucht worden ist, so richtig mit dunkler Magie - und jetzt sieht es ganz so aus, als würde dieser Fluch immer bei Vollmond zuschlagen. Ich weiß nicht, ob es irgendwelche Flüche gibt, auf die das zutrifft, aber eins gibt es ganz bestimmt: Lycantrophie." Peter starrte James an. "Lükawas?" Sirius stöhnte. "Lycantrophie, Peter. Das kommt aus dem Griechischen - lukos, der Wolf." Peter sah nur noch irritierter aus. "Und was hat Remus mit Wölfen zu tun?" Sirius vergrub das Gesicht in den Händen. "Oh Merlin, gib mir Geduld," stöhnte er. "Peter, ist das so schwer? Überleg mal: Dunkle Künste - Vollmond - Wolf. Na, klingelt es?"

Peter starrte ihn noch einen Moment an, dann wurde er plötzlich kreideweiß. "Oh nein," stotterte er. "Das ist nicht euer Ernst. Dumbledore würde nie - oder weiß er nicht - dann müssen wir..." James legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Wir müssen gar nichts, Peter, außer mit Remus reden. Wenn es stimmt, wenn er wirklich..." James schluckte, offenbar nicht bereit, es auszusprechen. Sirius vervollständigte seinen Satz: "Wenn es stimmt, dann weiß Dumbledore Bescheid - Remus ist nicht umsonst immer im Krankenflügel. Und wir müssen unbedingt mit ihm sprechen, aber das müssen wir geschickt anfangen - wir wollen ihm doch helfen, nicht wahr, und nicht in Vorurteile verfallen. Wenn Dumbledore bereit ist, ihn hier aufzunehmen - wenn es stimmt! - dann gibt es für uns keinen Grund, damit nicht zu leben. Remus ist schließlich unser Freund, oder?" James nickte energisch, Peter zögernd. "Aber - ist das nicht gefährlich? Ich meine, man müsste doch die anderen warnen..."

"Einen Dreck wirst du tun!" Sirius spürte, wie sein Temperament mit ihm durchging, aber er konnte nichts dagegen tun. Er sprang auf, fasste Peter an den Schultern und schüttelte ihn. "Wenn das alles stimmt, und wenn es herauskommt - weißt du, was dann passiert? Es wird Briefe hageln, Peter - nein, nicht hageln, heulen - weil mindestens neunzig Prozent aller Eltern besorgt um ihre lieben Kleinen sein werden, und sie werden verlangen, dass Remus rausgeworfen wird! Und wenn du das nicht willst, hältst du gefälligst deine Klappe, haben wir uns verstanden? Oder willst du das?" Peter war, falls das möglich war, noch blasser geworden, und sah Sirius mit großen Augen an. "Nein," flüsterte er, "nein, das will ich nicht, Remus ist immer so nett - aber ich kann das nicht glauben! Und außerdem - es kann gar nicht sein, wenn er wirklich - ich meine, sie könnten ihn nicht auf der Krankenstation lassen, nicht wahr? Es wäre viel zu gefährlich, sie können doch nicht jedes Mal davon ausgehen, dass sonst keiner da ist."

Sirius schüttelte langsam den Kopf, dann schlug er sich vor die Stirn. "Er ist auch nicht da." James runzelte die Stirn. "Du gefällst dir heute wohl als Orakel von Delphi, was? Hör auf in Rätseln zu sprechen, Sirius!" Sirius nickte und erzählte den beiden anderen dann von dem seltsamen Traum, den er während seiner Grippe gehabt hatte. Dann schloss er: "Ich habe überhaupt nicht mehr daran gedacht - ich meine, ich hatte schließlich Fieber, und da träumt man schon mal ganz schönen Mist, aber jetzt glaube ich, dass es kein Traum war. Madam Pomfrey bringt ihn abends irgendwohin, wo es sicher ist, und morgens holt sie ihn ab und packt ihn ins Bett, weil er erschöpft ist." "Ich kann das trotzdem nicht glauben." James seufzte. "Ich auch nicht, Peter - aber es ist so logisch. Naja, wir können im Moment nichts machen - überlegen wir lieber, wie wir ihn danach fragen, ohne dass er ausrastet." Sirius nickte. "Ja, aber lasst uns dass auf Morgen verschieben, ich kann nicht mehr denken. Morgen fällt mir bestimmt was ein..."

Am nächsten Tag waren sie viel zu beschäftigt, um weiter über Remus' Problem nachzudenken, und als Remus am späten Nachmittag aus dem Krankenflügel zurückkam, ergab sich keine Gelegenheit mehr für ein Gespräch unter sechs Augen. Außerdem waren sie alle zu abgelenkt von dem bevorstehenden Quidditch-Finale - Gryffindor gegen Slytherin, eine Begegnung, der die ganze Schule entgegen fieberte - und 75 Prozent der Schüler hofften auf einen Sieg von Gryffindor. James und Sirius waren bereits Tage vor dem Spiel aufgeregt - sie hofften beide, im nächsten Jahr eine Chance zu haben, in die Mannschaft - oder wenigstens in die Reserve - aufgenommen zu werden, und auch Remus liebte Quidditch, auch wenn er zugab, nicht gut genug fliegen zu können, um auch nur auf die Idee zu kommen, selbst spielen zu wollen.

Peter, der alle Arten von Sport, ob aktiv oder passiv, ablehnte, hatte keine Chance, der Begeisterung seiner drei Freunde zu widerstehen und wurde, als endlich der große Tag da war, gnadenlos von ihnen zum Spielfeld gezerrt und zwischen ihnen in den Zuschauerrängen eingekeilt. Sirius war bereits den ganzen Tag so überdreht, dass selbst James, der sonst genauso aktiv war wie er, irgendwann die Augen verdrehte und Sirius befahl, sich endlich hinzusetzen und gefälligst den Mund zu halten - eine Aufforderung, der Sirius genau zwei Minuten lang nachgekommen war, dann war er wieder auf der Suche nach irgend etwas, womit er seine überschüssige Energie loswerden konnte, aufgesprungen.

Aber jetzt war es endlich soweit: die Mannschaften marschierten auf das Feld, und gleich darauf erfolgte der Pfiff, der vierzehn Spieler - sieben in rot und gold, sieben in grün und silber gekleidet - in die Luft jagte, gefolgt von den gemeinen Klatschern, dem kaum auszumachenden Goldenen Schnatz und schließlich dem roten Quaffle. Ein Aufschrei ging durch die Zuschauer, als einer der Gryffindor-Jäger den Quaffle seinem Slytherin- Gegenspieler vor der Nase wegschnappte und damit auf die goldenen Torringe zuschoss - viel zu schnell, um von den Slytherins aufgehalten zu werden. Aber gerade als er werfen wollte, schoss ein Klatscher aus dem Nichts auf ihn zu und schlug ihm den Quaffle aus der Hand.

Der Jäger schrie, und Sirius konnte sehen, dass sein Handgelenk in einem seltsamen Winkel abstand - was ihn allerdings nicht davon abhielt, sofort wieder hinter dem Quaffle herzujagen. Das Spiel wurde, wenn man den Kommentaren der älteren Gryffindors glauben konnte, schnell das schmutzigste seit langem gesehene, und bei den vielen Fouls und anschließenden Strafwürfen glaubte Sirius das aufs Wort. Er war selten so aufgeregt gewesen, wie bei diesem Spiel, und wünschte sich nur, selber da oben zu sein, am liebsten als Treiber oder vielleicht auch Jäger. Links neben ihm schrie James sich genauso aufgeregt wie er gerade die Lunge aus dem Hals, als einer der Slytherin-Treiber mit seinem Schläger nicht nach dem Klatscher, sondern nach dem Kopf des Gryffindor-Suchers schlug - ein Foul, dem der Sucher nur mit viel Glück entging, weil er gerade in den Sturzflug abtauchte.

"Da ist der Schnatz!" James packte aufgeregt seinen Ärmel und schüttelte ihn, während Sirius versuchte, seinem Blick zu folgen. "Wo? Ich sehe ihn nicht!" James deutete aufgeregt auf die Mitte eines der hohen Pfosten, auf denen die Torringe angebracht waren. "Da, ein Stück unter unserem Hüter - Himmel, Sirius, bist du blind, das Ding leuchtet wie - wie der Sirius!" Sirius blinzelte, und jetzt sah er es auch - und er sah auch, dass der Sucher von Slytherin auf den Schnatz zuschoss, während der Gryffindor- Sucher noch viel zu hoch oben war, um ihn rechtzeitig zu erreichen. Sirius stöhnte: "Oh verdammt, wenn Avery ihn jetzt schnappt, verlieren wir - wir haben erst hundert Punkte Vorsprung!" Der Meinung war offenbar auch einer der Gryffindor-Treiber - ein gut gezielter Klatscher, und Avery musste ausweichen. Als er seinen Besen wieder im Griff hatte, war der Schnatz verschwunden.

Sirius seufzte erleichtert auf, während Remus und James sich die Kehlen heiser schrien, und selbst Peter schien die Aufregung gepackt zu haben, jedenfalls hüpfte er wie ein Gummiball auf und ab und grinste über das ganze Gesicht. Kurz darauf ging Gryffindor mit hundertsechzig zu fünfzig Punkten in Führung, und drei Minuten später entdeckte James wieder den Schnatz. Sirius schüttelte den Kopf. "Wie machst du das? James, du bist Brillenträger, du solltest eigentlich nicht so gut sehen können!" James grinste und murmelte etwas von Naturtalent. Dann fiel ihm das Grinsen plötzlich aus dem Gesicht. "Nicht schon wieder Avery! Verdammt, wo steckt O'Hara - neiiiin!" Nicht nur James schrie entsetzt - alle Gryffindors, die plötzlich mit der Tatsache konfrontiert wurden, dass der Slytherin-Sucher den Schnatz gefangen hatten, schrien auf - aber es half nichts, das Spiel war mit hundertsechzig Punkten für Gryffindor und zweihundert Punkten für Slytherin verloren, und damit gehörte der Quidditch-Pokal Slytherin.

------------------

Puh, ich kann es nicht lassen - selbst in einen Sirius-Rückblick muss ich dem armen Remus einen größeren Part zugestehen! Das nächste Kapitel ist gleich mit hochgeladen!