Uuuund weiter geht es. Den Disclaimer schreibe ich jetzt nicht noch mal...
Kapitel 20 - Sirius IV
Ungefähr zwei Wochen nach dem "Desaster", wie das Quidditch-Endspiel allgemein nur noch genannt wurde, hing eine kurze Nachricht am Schwarzen Brett des Gemeinschaftsraumes:
Wegen Schulabgängen zum Ende des Schuljahres und Misserfolgen in den letzten Monaten wird die Gryffindor-Quidditch-Mannschaft im nächsten Jahr komplett neu zusammengestellt. Wer Interesse hat als Kapitän zu fungieren, kann sich bereits ab jetzt bei Professor McGonagall melden. Die endgültigen Auswahlen finden im neuen Schuljahr, wahrscheinlich Mitte September, statt. Genaueres hierzu wird nach den Ferien bekannt gegeben.
James und Sirius sahen sich aufgeregt an, während sie in ihren Schlafsaal hoch liefen, wo sie mit Peter verabredet waren. "Mensch, das ist die Chance!" Sirius grinste breit. "Also, ich melde mich auf jeden Fall nächstes Jahr - du auch?" James nickte mit leuchtenden Augen. "Auf jeden Fall, was dachtest du denn? Remus, willst du nicht auch mitmachen?" Sirius knallte die Tür hinter sich zu. "Hm?" Remus, der sich bereits mittags hingelegt hatte, weil er sich wieder einmal nicht wohlfühlte, tauchte mit zerzausten Haaren unter seiner Bettdecke auf und blinzelte die beiden fragend an.
Sirius grinste. "Sag mal, hast du überhaupt was mitgekriegt?" Remus schüttelte den Kopf, warf einen kurzen Blick auf seine Uhr und kuschelte sich wieder in die Decke ein. Offenbar hatte er auch kein großes Interesse an der Unterhaltung. James und Sirius warfen sich bedeutsame Blicke zu. Sie hatten die Mondtabelle genau studiert und wussten, dass es in dieser Nacht wieder so weit sein würde - Vollmond! Und sie hatten beschlossen, jetzt endlich Remus' Geheimnis aufzudecken, auch wenn das bedeutete, dass sie ihn so lange festhalten mussten, bis er es ihnen sagte.
Sirius setzte sich auf Remus' Bettkante und stieß seinen Freund an. "Die Quidditch-Mannschaft wird nächstes Jahr komplett neu zusammengestellt, und James und ich wollen uns melden. Machst du mit?" Remus schüttelte den Kopf. "Mach keinen Quatsch, du weißt genau, dass ich nicht so gut fliegen kann," murmelte er müde. "Schade." James setzte sich auf seine andere Seite, so dass Remus jetzt eng von ihm und Sirius flankiert wurde. "Wäre doch echt lustig, wenn dann Peter auch noch..." "Iiiich?" Peter, der bis jetzt auf seinem eigenen Bett gelegen und lustlos in seinem Kräuterkunde-Buch geblättert hatte, kam herüber und setzte sich im Schneidersitz auf das Fußende des Bettes.
"Wenn Remus schon sagt, dass er nicht gut fliegen kann - was soll ich denn dann erst sagen? - Will jemand ein Stück Schokolade? Meine Mutter hat mir heute Morgen ein Riesenpaket geschickt." Er brach eine große Tafel Schokolade in Stücke und hielt sie den anderen hin. Sirius und James bedienten sich, und sogar Remus tauchte wieder unter seiner Decke auf, murmelte: "Oh ja, gerne," und griff mit zitternden Fingern nach einem der Stücke. Er aß es langsam, warf dann wieder einen Blick auf die Uhr und murmelte: "Ich glaube, ich gehe besser in den Krankenflügel - mir ist schlecht!" Er kämpfte sich aus der Decke und setzte sich auf. Die drei anderen warfen sich vielsagende Blicke zu, während Sirius Remus an der Schulter festhielt. "Wie," fragte er mit gespieltem Erstaunen, "schon wieder krank? Remus, wie schaffst du es bloß, alle vier Wochen krank zu sein?" Remus zuckte zusammen und schob Sirius' Hand von seiner Schulter. "Mir ist wirklich nicht gut - lass mich raus, Sirius." Sirius schüttelte den Kopf. "Komm schon, Remus, du kannst doch nicht ständig nur krank sein - stell dich nicht so an!"
Er wechselte einen kurzen Blick mit James, als Remus die Zähne zusammenbiss. James nickte unmerklich und sagte dann: "Remus, gibt es da vielleicht irgend etwas, was du uns sagen möchtest?" Remus zitterte inzwischen am ganzen Körper, aber alles, was er sagte, war: "Peter, kann ich noch ein Stück Schokolade haben?" Peter hielt ihm die Tafel hin. "Klar. Magst du die plötzlich doch?" Remus' Hand blieb in der Luft über der Schokolade schweben, und er wandte sich langsam an Peter. "Hast du was dagegen? Manchmal mag ich Schokolade, ja." "Hmm," murmelte Sirius, "und immer vor Vollmond, nicht wahr?" Remus sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an. "Wieso - was meinst du damit?"
"Naja..." Sirius setzte sich etwas anders hin und versperrte Remus damit scheinbar zufällig den Fluchtweg, "...uns ist einfach nur aufgefallen, dass du komisch regelmäßig krank wirst, und dann magst du plötzlich auch Schokolade, und deine Laune ist vorher immer super gut und danach super schlecht, und du..." "Was wird das - führt ihr Tagebuch über mich?" Remus sonst immer so ruhige Stimme klang plötzlich ärgerlich. Dann warf er wieder einen Blick auf die Uhr und wurde plötzlich noch blasser als er ohnehin schon war. "Lass mich jetzt raus, Sirius!" Er versuchte, Sirius wegzuschieben, aber obwohl er dabei eine erstaunliche Kraft zeigte, konnte Sirius seine Position halten.
"Was ist, Moony - stehst du unter Zeitdruck?" Remus wandte ihm langsam das Gesicht zu. "Moony? Warum nennst du mich so?" Sirius zuckte die Schultern. "Ich dachte, du bist vielleicht mondsüchtig, oder so..." Remus schüttelte den Kopf. "Du hast 'n Knall. Lass. Mich. Jetzt. Raus!" "Nö, keine Lust. Nicht, wenn du uns nicht erzählst, was los ist." "Remus, wir wollen doch nur wissen, was los ist - hey, wir sind deine Freunde!" James legte Remus die Hand auf die Schulter, und Remus schreckte vor der Berührung zurück. Seine Blicke zuckten zwischen den dreien hin und her, zur Tür, zum Fenster, und wieder zurück - "wie ein Raubtier in der Falle", dachte Sirius. Dann schüttelte Remus den Kopf. Seine Stimme klang flehend, als er sagte: "Wenn ihr mich jetzt nicht gehen lasst, dann geht das schrecklich schief - bitte!"
Peter sah so aus, als wolle er Platz machen, aber Sirius warf ihm einen kurzen Blick zu, der ihn eines Besseren belehrte. "Moony, du kommst hier raus, sobald du uns gesagt hast was los ist. Oder sollen wir mal raten?" "Raten?" Remus zitterte jetzt so heftig, dass Sirius die Erschütterung des Bettes spüren konnte. "Glaubt mir, ihr wollt es gar nicht wissen! Und wenn..." Er biss sich auf die Lippen und schwieg. "Wenn was?" James beugte sich zum ihm und sah ihm in die Augen. Remus sah hastig weg und flüsterte: "Ihr würdet mich hassen."
Er warf wieder einen Blick auf die Uhr und sah dann ängstlich in die Runde. Dann atmete er tief durch und sagte leise: "Ich habe noch zehn Minuten um zur Krankenstation zu gehen - das kann ich noch so eben schaffen. Wenn ihr mich nicht gehen lasst, überlebt die Nacht keiner von euch." Sirius grinste ihn an. "Na also, jetzt kommen wir der Sache doch schon näher. Komm, Moony - spuck es aus. Wir sind deine Freunde und wir wollen dir helfen, und wir halten dich hier nur fest, weil wir es von dir hören wollen - oder wir raten gleich wirklich." "Ja, Remus - vertrau uns doch ein bisschen. Was es auch ist, wir werden es keinem weitersagen - und wir versprechen dir, dass wir dich nicht hassen werden." Remus lachte hart auf. "James, du weißt überhaupt nicht, wovon du redest!"
Wieder ein Blick auf die Uhr, dann ein gehetzter Blick in die Runde, und schließlich schien er eine Entscheidung zu treffen. "Okay, ihr habt es geschafft - wenn ich nicht will, dass einem von euch etwas passiert - aber ihr lasst mich dann sofort gehen, ja?" Die drei nickten ernst, auch Peter, der seit seinem Schokoladenangebot kein Wort mehr gesagt hatte. James' Hand lag noch immer auf Remus' Schulter, und Sirius legte seine Hand jetzt auf die andere. Er spürte, dass Remus stocksteif geworden war, dann flüsterte er leise: "Ich muss jetzt gehen, weil... weil ich..." Er atmete noch einmal tief durch, dann wurde seine Stimme so leise, dass sie ihn kaum noch verstehen konnten: "Ich bin ein Werwolf - und ihr müsst mich jetzt wirklich gehen lassen."
Einen ganz kurzen Moment war es absolut still, dann drückten James und Sirius gleichzeitig Remus' Schultern, während James freundlich sagte: "Na siehst du, hat doch gar nicht wehgetan - komm, wir bringen dich zu Madam Pomfrey." Er stand auf, und auch Sirius erhob sich. Remus sah die beiden groß an. "Wie - ihr wollt mitkommen?" Sirius grinste. "Na klar. Wenn du jetzt alleine im Eiltempo zum Krankenflügel rast, fällst du bloß auf. Wenn wir vier zusammen sind, denken bloß alle, wir würden wieder was aushecken. Komm schon, du hast nur noch sieben Minuten!" Er fasste Remus am Ellenbogen, zog ihn hoch und bugsierte ihn in Richtung Tür. Gleich darauf hetzten die vier zusammen durch die langen Gänge, wobei James und Sirius sich dicht neben Remus hielten, der so aussah, als würde er das Tempo nicht lange durchhalten.
Madam Pomfrey öffnete die Tür ihres Büros. "Du kommst - was macht ihr denn alle hier?" Sirius grinste. "Aufpassen, dass Remus nicht so auffällt, wenn er alleine durch die Gänge schleicht. Wann können wir ihn denn Morgen abholen?" Madam Pomfrey hob die Augenbrauen und sah Remus fragend an. Dieser grinste schief und murmelte: "Tut mir leid, ich weiß, ich bin spät dran, aber..." "Aber wir haben ihn nicht gehen lassen, bis er uns ein gewisses kleines Geheimnis verraten hat." Sirius grinste über Madam Pomfreys halb empörten, halb besorgten Gesichtsausdruck. "Keine Sorge, wir erzählen es keinem - wir wollen nur wissen, wann wir ihn wiederkriegen." Madam Pomfrey sah noch einmal kurz zu Remus, der nur verlegen die Schultern zuckte, dann sagte sie: "Versucht es in der Mittagspause. So, und jetzt ab mit euch! - Remus, wir müssen jetzt wirklich gehen!" Sie fasste Remus mit halb resolutem, halb beruhigenden Griff am Ellenbogen und führte ihn einen Gang entlang, während die anderen drei langsam zum Gemeinschaftsraum zurückgingen. Dort angekommen, hielten sie sich gar nicht lange auf, sondern stiegen direkt die Treppe zum Schlafsaal hoch, verriegelten die Tür und warfen sich auf ihre Betten.
Sirius war der erste, der sprach: "So, dann stimmt es also doch - armer Moony!" James nickte. "Ich weiß zwar nicht viel über Werwölfe, aber das muss furchtbar sein. Kein Wunder, dass er niemandem etwas sagen wollte! Er hat bestimmt schon ziemlich schreckliche Sachen erlebt, sobald jemand es erfahren hat." Peter, der immer noch still war, sah die beiden anderen ängstlich an. "Was machen wir denn jetzt? Wir können doch nicht so tun, als ob nichts wäre!" "Warum nicht?" Sirius drehte sich auf die Seite und stütze sich auf den Ellenbogen.
"Er ist doch immer noch der Alte, wieso sollte sich was ändern?" James zuckte etwas unbehaglich die Achseln. "Naja, ganz so einfach ist es nicht - wir müssen immer daran denken, wie es für Remus sein muss. Ich meine, wir haben ihm vorhin ganz schön zugesetzt und er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken - woher soll er wissen, dass wir ihm wirklich nur helfen wollen?" "Hey komm schon, das haben wir ihm doch wohl gezeigt - wir sind neben ihm sitzen geblieben, wir haben ihn nicht losgelassen..." Aber James schüttelte den Kopf. "Nein, Sirius, das hätte auch eine Schockreaktion sein können. Wir müssen jetzt unheimlich aufpassen, was wir machen - und wir dürfen ihn auf keinen Fall alleine lassen. Wenn er Morgen aufwacht, müssen wir bei ihm sein!"
Am nächsten Tag nahmen sich alle drei kaum Zeit zum Mittagessen, sondern würgten nur ein paar Bissen hinunter und verließen dann die Große Halle in Richtung Krankenflügel, um ihren Freund zu besuchen. Madam Pomfrey öffnete ihnen und winkte sie ihn ihr Büro. "Hallo - ist er wach?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Sirius, das ist er noch nicht. Normalerweise würde ich euch jetzt wieder wegschicken, aber unter den gegebenen Umständen - vielleicht beruhigt er sich etwas, wenn ihr da seid." James, der seine Befürchtungen bestätigt sah, sah Madam Pomfrey ängstlich an. "Beruhigen? Stimmt etwas nicht?" Die Krankenschwester seufzte leise. "Ich weiß nicht, was gestern zwischen euch war, und ich will es auch nicht wissen, aber die letzte Nacht war nicht einfach für Remus. Er hat sich selber sehr verletzt..."
"Sich selber verletzt? Wieso das denn?" Die Krankenschwester sah Sirius ernst an. "Sirius, Remus wird in Vollmondnächten von allen isoliert, damit er keinen Schaden anrichten kann. Aber wenn er sich verwandelt, ist er nicht mehr er selbst - er lebt dann nur noch nach seinen Instinkten, und die sind gewalttätig. Da niemand in der Nähe ist, den er beißen könnte, beißt und kratzt er sich selber, mal mehr, mal weniger, dass kommt ganz auf die Tagesform an. Und gestern war offenbar kein einfacher Tag, und deshalb..." Sie unterbrach sich und seufzte wieder. "Wie schon gesagt, normalerweise würde ich ihn unbedingt schlafen lassen, aber seit einer Stunde ist er zu unruhig und scheint Alpträume zu haben - er murmelt immer wieder eure Namen - kommt, vielleicht könnt ihr ihn ja beruhigen.
Sie führte die drei Jungen aus ihrem Büro in die Krankenstation und deutete auf ein Bett in der Nähe des Fensters. In dem Bett lag Remus - aber er sah fürchterlich aus. Wenn er auf der Zugfahrt schon blass und krank gewirkt hatte, dann wirkte er jetzt, als wäre er kaum noch lebendig, so ausgezehrt und blass war sein Gesicht. Madam Pomfrey hatte Recht gehabt, als sie von Alpträumen gesprochen hatte. Remus warf sich unruhig im Bett hin und her, seine Lider zuckten, und er murmelte kaum verständliche Sätze. Nur hin und wieder verstand Sirius seinen Namen oder den eines seiner Freunde. James beugte sich über Remus, zuckte aber zurück, als dieser plötzlich hochschoss und "Nein, ich will nicht!" schrie. Dann sank er wieder zurück und verfiel wieder in sein unruhiges Murmeln.
James tauschte einen kurzen Blick mit Sirius, und als Remus wieder seinen Namen flüsterte, sagte er leise. "Ja, Remus, ich bin hier. Wach auf, Sirius und Peter sind auch hier..." "Sirius? Peter?" Remus wachte nicht auf, hörte aber auf, sich herumzuwerfen. Sirius umrundete das Bett, setzte sich auf die Bettkante und nahm Remus' Hand in seine, was ihm ein zustimmendes Nicken von Madam Pomfrey und ein überrascht-anerkennendes von James eintrug. Hey, was sollte das - er konnte auch nett sein! Dann sagte er leise: "Hey, Moony, wir vermissen dich - willst du nicht langsam mal aufwachen? Dann erzähle ich dir auch, was wir heute morgen mit Snape angestellt haben... hey, da bist du ja wieder!"
Remus hatte tatsächlich die Augen aufgeschlagen und sah sich orientierungslos um. Dann blieb sein Blick auf Sirius und James hängen und seine Augen wurden schlagartig klar. Sirius grinste ihn an. "Hi. Na, willst du wissen, was mit Snape war?" Remus antwortete nicht sofort, aber sein Blick wurde ängstlich. Dann fragte er leise: "Was - was macht ihr denn hier?" James lachte. "Na, du kannst Fragen stellen! Wir haben doch gesagt, dass wir dich abholen! Oh, schau mal, Madam Pomfrey hat was Leckeres für dich!" Tatsächlich war die Krankenschwester mit einem Riesenstück Schokolade neben dem Bett aufgetaucht, das sie Remus jetzt hinhielt. Er nahm es an, biss jedoch noch nicht davon ab, sondern fragte zögernd: "Und - warum wollt ihr mich abholen?" Sirius boxte ihm leicht gegen die Schulter. "Na was denkst du? Das macht man so, wenn ein Freund krank war!" Remus biss sich auf die Lippen, dann fragte er leise: "Sind wir denn noch Freunde?"
Sirius verdrehte die Augen. "Jetzt hör aber auf mit dem Mist! Natürlich sind wir noch Freunde! Und jetzt solltest du besser deine Schokolade essen, bevor Madam Pomfrey nachhilft." Remus lächelte schief und gehorchte - wahrscheinlich, weil Madam Pomfrey mit verschränkten Armen neben ihm stand. Schließlich nickte sie zufrieden und sagte: "So, und nachdem das jetzt geklärt wäre, werdet ihr wohl wieder in den Unterricht müssen. Remus, du trinkst das hier." Sie hielt ihm einen Becher hin, aber statt ihn zu nehmen, schrak Remus zurück. "Nein! Ich will nicht wieder schlafen! Mir geht es gut, ich kann aufstehen." Er machte Anstalten, die Decke zurückzuwerfen, aber Madam Pomfrey drückte ihn energisch zurück. "Das kommt überhaupt nicht in Frage. Du bist erschöpft, du bist verletzt, du wirst mindestens bis morgen früh hierbleiben." Remus schüttelte wild den Kopf. "Nein! Ich will nicht schlafen! Ich will nicht wieder träumen! Mir geht es gut, ich könnte Bäume ausreißen!"
Madam Pomfrey seufzte. "Ich kann dir einen Trank gegen deine Träume geben. Und zu den Bäumen - die würden sich sehr schnell als Petersiliensträußchen herausstellen, wenn du aufstehen würdest." Sirius grinste. "Das sagt mein Vater auch immer." Und zu Madam Pomfreys leicht irritiertem Blick: "Mein Vater ist Arzt - im St. Mungos Hospital." "Wie - dein Vater ist Dr. Black?" Remus sah ihn mit großen Augen an." Sirius nickte. "Ja, warum? Er ist Heiler, auf Bisswunden spezialisiert." Remus nickte ebenfalls. "Ja, ich weiß. Wenn du ihm das nächste Mal schreibst, dann grüße ihn bitte von mir - ich wusste nicht, dass sein Sohn auch in diesem Jahr hier anfangen würde." Sirius sah ihn irritiert an. "Wie jetzt, kennst du meinen Vater?" Remus nickte wieder. "Du hast doch gerade selbst gesagt - er ist auf Bisswunden spezialisiert. Er war immer sehr nett zu mir - und er hat sogar befürwortet, dass ich hier anfangen kann - obwohl er wusste, dass du auch..." Remus klang ungläubig, und Sirius grinste. "Na also, wenn mein Vater keine Bedenken hatte, dann brauchst du dir doch wirklich keine Sorgen mehr zu machen. Ja, Madam Pomfrey, wir gehen - aber wir kommen nach dem Unterricht zurück!"
"Ich glaube das nicht - mein Vater wusste von Moony? Und er hat mir nicht ein Wort gesagt? So eine Gemeinheit!" Sirius, James und Peter waren auf dem Weg zu den Klassenräumen, während Sirius sich empörte. Peter blieb plötzlich stehen. "Vielleicht hat er ja einen guten Grund gehabt, dir nichts zu sagen." Sirius drehte sich um. "Wie meinst du das," fragte er misstrauisch. Peter wurde blass und stammelte: "Naja, ich meine, er wusste doch nicht, ob du mit Remus klarkommst, oder?" Sirius zog die Augenbrauen zusammen und musterte Peter mit einem Blick, der diesen um zwei Schritte zurückweichen ließ. "Wenn du mir was zu sagen hast, dann tu es gefälligst!"
Peter schluckte und schüttelte den Kopf. "Vergiss es," flüsterte er ängstlich, aber Sirius war keineswegs bereit, es zu vergessen. "He, wenn du glaubst, du könntest hier Anspielungen machen und dann zu feige sein..." Er trat drohend auf Peter zu, der quietschte und sich hinter James versteckte. "Komm raus da und sag was du meinst!" Peter schüttelte den Kopf und wich noch ein Stück zurück. Sirius, der ihm mit geballten Fäusten folgen wollte, wurde von James aufgehalten. "Hey, ruhig, Jungs! Sirius, Peter hat dir nichts getan, bleib cool! Peter, Sirius hat Recht - wenn du was zu sagen hast, dann solltest du es tun - und du, Sirius, solltest zuhören OHNE Peter gleich einzuschüchtern!"
Sirius nickte, entspannte sich etwas und lächelte Peter versöhnlich an. "Okay, Peter, schieß los. Was meinst du damit, er hatte einen Grund?" Peter atmete tief durch, blieb aber hinter James, als er sagte: "Wenn du jemanden nicht magst, kannst du ein verdammtes Arschloch sein - und ich denke, das weiß dein Vater auch. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass du es weißt, damit du es nicht verraten kannst." "WAS? Spinnst du? Ich würde so was nie verraten!" Sirius spürte, wie ihm vor Ärger das Blut ins Gesicht schoss, und Peter quietschte wieder ängstlich. Er fühlte sich hinter James aber offenbar sicher genug, um zu fragen: "Sicher? Und wenn es Snape wäre?"
Sirius, der sich gerade an James vorbeidrängen und nach Peters Arm greifen wollte, blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an. Dann wanderte sein Blick zu James, der leicht mit dem Kopf nickte. "Hey - bist du etwa seiner Meinung?" James zuckte die Schultern. "Sirius, du bist manchmal ziemlich - äh - heißblütig. Peter hat schon recht, wenn du jemanden nicht magst, lässt du ihn das spüren - stell dir wirklich vor, es wäre Snape - würdest du den Mund halten, oder wäre das die Chance für dich, ihm eins auszuwischen?" Sirius wurde blass. "Das denkt ihr also von mir? Danke schön - und ich dachte, wir wären Freunde!" Er drehte sich um und wollte gehen, aber James hielt ihn fest und sah ihn ernst an. "Sirius, jetzt fang du nicht auch noch an! Wir SIND Freunde, das sollte durch ein bisschen Wahrheit nicht zerstört werden."
Sirius lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die beiden. "Also bin ich ein gedankenloses Arschloch, ja?" James schüttelte den Kopf, und Peter flüsterte leise: "Das habe ich nicht gesagt - du handelst oder redest nur manchmal, bevor du denkst. Du hast nur manchmal zu viel Temperament, und du bist so spontan - versteh mich nicht falsch, ich finde das toll, ich wäre auch gerne so - so unbekümmert, aber manchmal kriegst du deswegen nur Probleme." Sirius grinste plötzlich. "Also kein Arschloch sondern nur ein gedankenloser Irrer? Na gut, damit kann ich leben." Er boxte Peter freundschaftlich gegen die Schulter, und dann liefen die drei - wieder im besten Einvernehmen - eilig zum Unterricht.
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Ja, ich weiß - in diesen beiden Kapiteln habe ich den Jungs ein paar etwas unflätige Ausdrücke in den Mund gelegt, die Elfjährige in den Siebzigern eigentlich noch nicht standardmäßig gekannt haben sollten - aber hey, wir glauben doch nicht wirklich, dass sie es nicht doch getan haben, oder? Und, wie waren die beiden Kapitel? Zwei habe ich noch, dann ist der Rückblick vorbei, und wenn ich ein paar Reviews bekomme, dann lade ich sie auch schnell hoch...
Kapitel 20 - Sirius IV
Ungefähr zwei Wochen nach dem "Desaster", wie das Quidditch-Endspiel allgemein nur noch genannt wurde, hing eine kurze Nachricht am Schwarzen Brett des Gemeinschaftsraumes:
Wegen Schulabgängen zum Ende des Schuljahres und Misserfolgen in den letzten Monaten wird die Gryffindor-Quidditch-Mannschaft im nächsten Jahr komplett neu zusammengestellt. Wer Interesse hat als Kapitän zu fungieren, kann sich bereits ab jetzt bei Professor McGonagall melden. Die endgültigen Auswahlen finden im neuen Schuljahr, wahrscheinlich Mitte September, statt. Genaueres hierzu wird nach den Ferien bekannt gegeben.
James und Sirius sahen sich aufgeregt an, während sie in ihren Schlafsaal hoch liefen, wo sie mit Peter verabredet waren. "Mensch, das ist die Chance!" Sirius grinste breit. "Also, ich melde mich auf jeden Fall nächstes Jahr - du auch?" James nickte mit leuchtenden Augen. "Auf jeden Fall, was dachtest du denn? Remus, willst du nicht auch mitmachen?" Sirius knallte die Tür hinter sich zu. "Hm?" Remus, der sich bereits mittags hingelegt hatte, weil er sich wieder einmal nicht wohlfühlte, tauchte mit zerzausten Haaren unter seiner Bettdecke auf und blinzelte die beiden fragend an.
Sirius grinste. "Sag mal, hast du überhaupt was mitgekriegt?" Remus schüttelte den Kopf, warf einen kurzen Blick auf seine Uhr und kuschelte sich wieder in die Decke ein. Offenbar hatte er auch kein großes Interesse an der Unterhaltung. James und Sirius warfen sich bedeutsame Blicke zu. Sie hatten die Mondtabelle genau studiert und wussten, dass es in dieser Nacht wieder so weit sein würde - Vollmond! Und sie hatten beschlossen, jetzt endlich Remus' Geheimnis aufzudecken, auch wenn das bedeutete, dass sie ihn so lange festhalten mussten, bis er es ihnen sagte.
Sirius setzte sich auf Remus' Bettkante und stieß seinen Freund an. "Die Quidditch-Mannschaft wird nächstes Jahr komplett neu zusammengestellt, und James und ich wollen uns melden. Machst du mit?" Remus schüttelte den Kopf. "Mach keinen Quatsch, du weißt genau, dass ich nicht so gut fliegen kann," murmelte er müde. "Schade." James setzte sich auf seine andere Seite, so dass Remus jetzt eng von ihm und Sirius flankiert wurde. "Wäre doch echt lustig, wenn dann Peter auch noch..." "Iiiich?" Peter, der bis jetzt auf seinem eigenen Bett gelegen und lustlos in seinem Kräuterkunde-Buch geblättert hatte, kam herüber und setzte sich im Schneidersitz auf das Fußende des Bettes.
"Wenn Remus schon sagt, dass er nicht gut fliegen kann - was soll ich denn dann erst sagen? - Will jemand ein Stück Schokolade? Meine Mutter hat mir heute Morgen ein Riesenpaket geschickt." Er brach eine große Tafel Schokolade in Stücke und hielt sie den anderen hin. Sirius und James bedienten sich, und sogar Remus tauchte wieder unter seiner Decke auf, murmelte: "Oh ja, gerne," und griff mit zitternden Fingern nach einem der Stücke. Er aß es langsam, warf dann wieder einen Blick auf die Uhr und murmelte: "Ich glaube, ich gehe besser in den Krankenflügel - mir ist schlecht!" Er kämpfte sich aus der Decke und setzte sich auf. Die drei anderen warfen sich vielsagende Blicke zu, während Sirius Remus an der Schulter festhielt. "Wie," fragte er mit gespieltem Erstaunen, "schon wieder krank? Remus, wie schaffst du es bloß, alle vier Wochen krank zu sein?" Remus zuckte zusammen und schob Sirius' Hand von seiner Schulter. "Mir ist wirklich nicht gut - lass mich raus, Sirius." Sirius schüttelte den Kopf. "Komm schon, Remus, du kannst doch nicht ständig nur krank sein - stell dich nicht so an!"
Er wechselte einen kurzen Blick mit James, als Remus die Zähne zusammenbiss. James nickte unmerklich und sagte dann: "Remus, gibt es da vielleicht irgend etwas, was du uns sagen möchtest?" Remus zitterte inzwischen am ganzen Körper, aber alles, was er sagte, war: "Peter, kann ich noch ein Stück Schokolade haben?" Peter hielt ihm die Tafel hin. "Klar. Magst du die plötzlich doch?" Remus' Hand blieb in der Luft über der Schokolade schweben, und er wandte sich langsam an Peter. "Hast du was dagegen? Manchmal mag ich Schokolade, ja." "Hmm," murmelte Sirius, "und immer vor Vollmond, nicht wahr?" Remus sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an. "Wieso - was meinst du damit?"
"Naja..." Sirius setzte sich etwas anders hin und versperrte Remus damit scheinbar zufällig den Fluchtweg, "...uns ist einfach nur aufgefallen, dass du komisch regelmäßig krank wirst, und dann magst du plötzlich auch Schokolade, und deine Laune ist vorher immer super gut und danach super schlecht, und du..." "Was wird das - führt ihr Tagebuch über mich?" Remus sonst immer so ruhige Stimme klang plötzlich ärgerlich. Dann warf er wieder einen Blick auf die Uhr und wurde plötzlich noch blasser als er ohnehin schon war. "Lass mich jetzt raus, Sirius!" Er versuchte, Sirius wegzuschieben, aber obwohl er dabei eine erstaunliche Kraft zeigte, konnte Sirius seine Position halten.
"Was ist, Moony - stehst du unter Zeitdruck?" Remus wandte ihm langsam das Gesicht zu. "Moony? Warum nennst du mich so?" Sirius zuckte die Schultern. "Ich dachte, du bist vielleicht mondsüchtig, oder so..." Remus schüttelte den Kopf. "Du hast 'n Knall. Lass. Mich. Jetzt. Raus!" "Nö, keine Lust. Nicht, wenn du uns nicht erzählst, was los ist." "Remus, wir wollen doch nur wissen, was los ist - hey, wir sind deine Freunde!" James legte Remus die Hand auf die Schulter, und Remus schreckte vor der Berührung zurück. Seine Blicke zuckten zwischen den dreien hin und her, zur Tür, zum Fenster, und wieder zurück - "wie ein Raubtier in der Falle", dachte Sirius. Dann schüttelte Remus den Kopf. Seine Stimme klang flehend, als er sagte: "Wenn ihr mich jetzt nicht gehen lasst, dann geht das schrecklich schief - bitte!"
Peter sah so aus, als wolle er Platz machen, aber Sirius warf ihm einen kurzen Blick zu, der ihn eines Besseren belehrte. "Moony, du kommst hier raus, sobald du uns gesagt hast was los ist. Oder sollen wir mal raten?" "Raten?" Remus zitterte jetzt so heftig, dass Sirius die Erschütterung des Bettes spüren konnte. "Glaubt mir, ihr wollt es gar nicht wissen! Und wenn..." Er biss sich auf die Lippen und schwieg. "Wenn was?" James beugte sich zum ihm und sah ihm in die Augen. Remus sah hastig weg und flüsterte: "Ihr würdet mich hassen."
Er warf wieder einen Blick auf die Uhr und sah dann ängstlich in die Runde. Dann atmete er tief durch und sagte leise: "Ich habe noch zehn Minuten um zur Krankenstation zu gehen - das kann ich noch so eben schaffen. Wenn ihr mich nicht gehen lasst, überlebt die Nacht keiner von euch." Sirius grinste ihn an. "Na also, jetzt kommen wir der Sache doch schon näher. Komm, Moony - spuck es aus. Wir sind deine Freunde und wir wollen dir helfen, und wir halten dich hier nur fest, weil wir es von dir hören wollen - oder wir raten gleich wirklich." "Ja, Remus - vertrau uns doch ein bisschen. Was es auch ist, wir werden es keinem weitersagen - und wir versprechen dir, dass wir dich nicht hassen werden." Remus lachte hart auf. "James, du weißt überhaupt nicht, wovon du redest!"
Wieder ein Blick auf die Uhr, dann ein gehetzter Blick in die Runde, und schließlich schien er eine Entscheidung zu treffen. "Okay, ihr habt es geschafft - wenn ich nicht will, dass einem von euch etwas passiert - aber ihr lasst mich dann sofort gehen, ja?" Die drei nickten ernst, auch Peter, der seit seinem Schokoladenangebot kein Wort mehr gesagt hatte. James' Hand lag noch immer auf Remus' Schulter, und Sirius legte seine Hand jetzt auf die andere. Er spürte, dass Remus stocksteif geworden war, dann flüsterte er leise: "Ich muss jetzt gehen, weil... weil ich..." Er atmete noch einmal tief durch, dann wurde seine Stimme so leise, dass sie ihn kaum noch verstehen konnten: "Ich bin ein Werwolf - und ihr müsst mich jetzt wirklich gehen lassen."
Einen ganz kurzen Moment war es absolut still, dann drückten James und Sirius gleichzeitig Remus' Schultern, während James freundlich sagte: "Na siehst du, hat doch gar nicht wehgetan - komm, wir bringen dich zu Madam Pomfrey." Er stand auf, und auch Sirius erhob sich. Remus sah die beiden groß an. "Wie - ihr wollt mitkommen?" Sirius grinste. "Na klar. Wenn du jetzt alleine im Eiltempo zum Krankenflügel rast, fällst du bloß auf. Wenn wir vier zusammen sind, denken bloß alle, wir würden wieder was aushecken. Komm schon, du hast nur noch sieben Minuten!" Er fasste Remus am Ellenbogen, zog ihn hoch und bugsierte ihn in Richtung Tür. Gleich darauf hetzten die vier zusammen durch die langen Gänge, wobei James und Sirius sich dicht neben Remus hielten, der so aussah, als würde er das Tempo nicht lange durchhalten.
Madam Pomfrey öffnete die Tür ihres Büros. "Du kommst - was macht ihr denn alle hier?" Sirius grinste. "Aufpassen, dass Remus nicht so auffällt, wenn er alleine durch die Gänge schleicht. Wann können wir ihn denn Morgen abholen?" Madam Pomfrey hob die Augenbrauen und sah Remus fragend an. Dieser grinste schief und murmelte: "Tut mir leid, ich weiß, ich bin spät dran, aber..." "Aber wir haben ihn nicht gehen lassen, bis er uns ein gewisses kleines Geheimnis verraten hat." Sirius grinste über Madam Pomfreys halb empörten, halb besorgten Gesichtsausdruck. "Keine Sorge, wir erzählen es keinem - wir wollen nur wissen, wann wir ihn wiederkriegen." Madam Pomfrey sah noch einmal kurz zu Remus, der nur verlegen die Schultern zuckte, dann sagte sie: "Versucht es in der Mittagspause. So, und jetzt ab mit euch! - Remus, wir müssen jetzt wirklich gehen!" Sie fasste Remus mit halb resolutem, halb beruhigenden Griff am Ellenbogen und führte ihn einen Gang entlang, während die anderen drei langsam zum Gemeinschaftsraum zurückgingen. Dort angekommen, hielten sie sich gar nicht lange auf, sondern stiegen direkt die Treppe zum Schlafsaal hoch, verriegelten die Tür und warfen sich auf ihre Betten.
Sirius war der erste, der sprach: "So, dann stimmt es also doch - armer Moony!" James nickte. "Ich weiß zwar nicht viel über Werwölfe, aber das muss furchtbar sein. Kein Wunder, dass er niemandem etwas sagen wollte! Er hat bestimmt schon ziemlich schreckliche Sachen erlebt, sobald jemand es erfahren hat." Peter, der immer noch still war, sah die beiden anderen ängstlich an. "Was machen wir denn jetzt? Wir können doch nicht so tun, als ob nichts wäre!" "Warum nicht?" Sirius drehte sich auf die Seite und stütze sich auf den Ellenbogen.
"Er ist doch immer noch der Alte, wieso sollte sich was ändern?" James zuckte etwas unbehaglich die Achseln. "Naja, ganz so einfach ist es nicht - wir müssen immer daran denken, wie es für Remus sein muss. Ich meine, wir haben ihm vorhin ganz schön zugesetzt und er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken - woher soll er wissen, dass wir ihm wirklich nur helfen wollen?" "Hey komm schon, das haben wir ihm doch wohl gezeigt - wir sind neben ihm sitzen geblieben, wir haben ihn nicht losgelassen..." Aber James schüttelte den Kopf. "Nein, Sirius, das hätte auch eine Schockreaktion sein können. Wir müssen jetzt unheimlich aufpassen, was wir machen - und wir dürfen ihn auf keinen Fall alleine lassen. Wenn er Morgen aufwacht, müssen wir bei ihm sein!"
Am nächsten Tag nahmen sich alle drei kaum Zeit zum Mittagessen, sondern würgten nur ein paar Bissen hinunter und verließen dann die Große Halle in Richtung Krankenflügel, um ihren Freund zu besuchen. Madam Pomfrey öffnete ihnen und winkte sie ihn ihr Büro. "Hallo - ist er wach?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Sirius, das ist er noch nicht. Normalerweise würde ich euch jetzt wieder wegschicken, aber unter den gegebenen Umständen - vielleicht beruhigt er sich etwas, wenn ihr da seid." James, der seine Befürchtungen bestätigt sah, sah Madam Pomfrey ängstlich an. "Beruhigen? Stimmt etwas nicht?" Die Krankenschwester seufzte leise. "Ich weiß nicht, was gestern zwischen euch war, und ich will es auch nicht wissen, aber die letzte Nacht war nicht einfach für Remus. Er hat sich selber sehr verletzt..."
"Sich selber verletzt? Wieso das denn?" Die Krankenschwester sah Sirius ernst an. "Sirius, Remus wird in Vollmondnächten von allen isoliert, damit er keinen Schaden anrichten kann. Aber wenn er sich verwandelt, ist er nicht mehr er selbst - er lebt dann nur noch nach seinen Instinkten, und die sind gewalttätig. Da niemand in der Nähe ist, den er beißen könnte, beißt und kratzt er sich selber, mal mehr, mal weniger, dass kommt ganz auf die Tagesform an. Und gestern war offenbar kein einfacher Tag, und deshalb..." Sie unterbrach sich und seufzte wieder. "Wie schon gesagt, normalerweise würde ich ihn unbedingt schlafen lassen, aber seit einer Stunde ist er zu unruhig und scheint Alpträume zu haben - er murmelt immer wieder eure Namen - kommt, vielleicht könnt ihr ihn ja beruhigen.
Sie führte die drei Jungen aus ihrem Büro in die Krankenstation und deutete auf ein Bett in der Nähe des Fensters. In dem Bett lag Remus - aber er sah fürchterlich aus. Wenn er auf der Zugfahrt schon blass und krank gewirkt hatte, dann wirkte er jetzt, als wäre er kaum noch lebendig, so ausgezehrt und blass war sein Gesicht. Madam Pomfrey hatte Recht gehabt, als sie von Alpträumen gesprochen hatte. Remus warf sich unruhig im Bett hin und her, seine Lider zuckten, und er murmelte kaum verständliche Sätze. Nur hin und wieder verstand Sirius seinen Namen oder den eines seiner Freunde. James beugte sich über Remus, zuckte aber zurück, als dieser plötzlich hochschoss und "Nein, ich will nicht!" schrie. Dann sank er wieder zurück und verfiel wieder in sein unruhiges Murmeln.
James tauschte einen kurzen Blick mit Sirius, und als Remus wieder seinen Namen flüsterte, sagte er leise. "Ja, Remus, ich bin hier. Wach auf, Sirius und Peter sind auch hier..." "Sirius? Peter?" Remus wachte nicht auf, hörte aber auf, sich herumzuwerfen. Sirius umrundete das Bett, setzte sich auf die Bettkante und nahm Remus' Hand in seine, was ihm ein zustimmendes Nicken von Madam Pomfrey und ein überrascht-anerkennendes von James eintrug. Hey, was sollte das - er konnte auch nett sein! Dann sagte er leise: "Hey, Moony, wir vermissen dich - willst du nicht langsam mal aufwachen? Dann erzähle ich dir auch, was wir heute morgen mit Snape angestellt haben... hey, da bist du ja wieder!"
Remus hatte tatsächlich die Augen aufgeschlagen und sah sich orientierungslos um. Dann blieb sein Blick auf Sirius und James hängen und seine Augen wurden schlagartig klar. Sirius grinste ihn an. "Hi. Na, willst du wissen, was mit Snape war?" Remus antwortete nicht sofort, aber sein Blick wurde ängstlich. Dann fragte er leise: "Was - was macht ihr denn hier?" James lachte. "Na, du kannst Fragen stellen! Wir haben doch gesagt, dass wir dich abholen! Oh, schau mal, Madam Pomfrey hat was Leckeres für dich!" Tatsächlich war die Krankenschwester mit einem Riesenstück Schokolade neben dem Bett aufgetaucht, das sie Remus jetzt hinhielt. Er nahm es an, biss jedoch noch nicht davon ab, sondern fragte zögernd: "Und - warum wollt ihr mich abholen?" Sirius boxte ihm leicht gegen die Schulter. "Na was denkst du? Das macht man so, wenn ein Freund krank war!" Remus biss sich auf die Lippen, dann fragte er leise: "Sind wir denn noch Freunde?"
Sirius verdrehte die Augen. "Jetzt hör aber auf mit dem Mist! Natürlich sind wir noch Freunde! Und jetzt solltest du besser deine Schokolade essen, bevor Madam Pomfrey nachhilft." Remus lächelte schief und gehorchte - wahrscheinlich, weil Madam Pomfrey mit verschränkten Armen neben ihm stand. Schließlich nickte sie zufrieden und sagte: "So, und nachdem das jetzt geklärt wäre, werdet ihr wohl wieder in den Unterricht müssen. Remus, du trinkst das hier." Sie hielt ihm einen Becher hin, aber statt ihn zu nehmen, schrak Remus zurück. "Nein! Ich will nicht wieder schlafen! Mir geht es gut, ich kann aufstehen." Er machte Anstalten, die Decke zurückzuwerfen, aber Madam Pomfrey drückte ihn energisch zurück. "Das kommt überhaupt nicht in Frage. Du bist erschöpft, du bist verletzt, du wirst mindestens bis morgen früh hierbleiben." Remus schüttelte wild den Kopf. "Nein! Ich will nicht schlafen! Ich will nicht wieder träumen! Mir geht es gut, ich könnte Bäume ausreißen!"
Madam Pomfrey seufzte. "Ich kann dir einen Trank gegen deine Träume geben. Und zu den Bäumen - die würden sich sehr schnell als Petersiliensträußchen herausstellen, wenn du aufstehen würdest." Sirius grinste. "Das sagt mein Vater auch immer." Und zu Madam Pomfreys leicht irritiertem Blick: "Mein Vater ist Arzt - im St. Mungos Hospital." "Wie - dein Vater ist Dr. Black?" Remus sah ihn mit großen Augen an." Sirius nickte. "Ja, warum? Er ist Heiler, auf Bisswunden spezialisiert." Remus nickte ebenfalls. "Ja, ich weiß. Wenn du ihm das nächste Mal schreibst, dann grüße ihn bitte von mir - ich wusste nicht, dass sein Sohn auch in diesem Jahr hier anfangen würde." Sirius sah ihn irritiert an. "Wie jetzt, kennst du meinen Vater?" Remus nickte wieder. "Du hast doch gerade selbst gesagt - er ist auf Bisswunden spezialisiert. Er war immer sehr nett zu mir - und er hat sogar befürwortet, dass ich hier anfangen kann - obwohl er wusste, dass du auch..." Remus klang ungläubig, und Sirius grinste. "Na also, wenn mein Vater keine Bedenken hatte, dann brauchst du dir doch wirklich keine Sorgen mehr zu machen. Ja, Madam Pomfrey, wir gehen - aber wir kommen nach dem Unterricht zurück!"
"Ich glaube das nicht - mein Vater wusste von Moony? Und er hat mir nicht ein Wort gesagt? So eine Gemeinheit!" Sirius, James und Peter waren auf dem Weg zu den Klassenräumen, während Sirius sich empörte. Peter blieb plötzlich stehen. "Vielleicht hat er ja einen guten Grund gehabt, dir nichts zu sagen." Sirius drehte sich um. "Wie meinst du das," fragte er misstrauisch. Peter wurde blass und stammelte: "Naja, ich meine, er wusste doch nicht, ob du mit Remus klarkommst, oder?" Sirius zog die Augenbrauen zusammen und musterte Peter mit einem Blick, der diesen um zwei Schritte zurückweichen ließ. "Wenn du mir was zu sagen hast, dann tu es gefälligst!"
Peter schluckte und schüttelte den Kopf. "Vergiss es," flüsterte er ängstlich, aber Sirius war keineswegs bereit, es zu vergessen. "He, wenn du glaubst, du könntest hier Anspielungen machen und dann zu feige sein..." Er trat drohend auf Peter zu, der quietschte und sich hinter James versteckte. "Komm raus da und sag was du meinst!" Peter schüttelte den Kopf und wich noch ein Stück zurück. Sirius, der ihm mit geballten Fäusten folgen wollte, wurde von James aufgehalten. "Hey, ruhig, Jungs! Sirius, Peter hat dir nichts getan, bleib cool! Peter, Sirius hat Recht - wenn du was zu sagen hast, dann solltest du es tun - und du, Sirius, solltest zuhören OHNE Peter gleich einzuschüchtern!"
Sirius nickte, entspannte sich etwas und lächelte Peter versöhnlich an. "Okay, Peter, schieß los. Was meinst du damit, er hatte einen Grund?" Peter atmete tief durch, blieb aber hinter James, als er sagte: "Wenn du jemanden nicht magst, kannst du ein verdammtes Arschloch sein - und ich denke, das weiß dein Vater auch. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass du es weißt, damit du es nicht verraten kannst." "WAS? Spinnst du? Ich würde so was nie verraten!" Sirius spürte, wie ihm vor Ärger das Blut ins Gesicht schoss, und Peter quietschte wieder ängstlich. Er fühlte sich hinter James aber offenbar sicher genug, um zu fragen: "Sicher? Und wenn es Snape wäre?"
Sirius, der sich gerade an James vorbeidrängen und nach Peters Arm greifen wollte, blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an. Dann wanderte sein Blick zu James, der leicht mit dem Kopf nickte. "Hey - bist du etwa seiner Meinung?" James zuckte die Schultern. "Sirius, du bist manchmal ziemlich - äh - heißblütig. Peter hat schon recht, wenn du jemanden nicht magst, lässt du ihn das spüren - stell dir wirklich vor, es wäre Snape - würdest du den Mund halten, oder wäre das die Chance für dich, ihm eins auszuwischen?" Sirius wurde blass. "Das denkt ihr also von mir? Danke schön - und ich dachte, wir wären Freunde!" Er drehte sich um und wollte gehen, aber James hielt ihn fest und sah ihn ernst an. "Sirius, jetzt fang du nicht auch noch an! Wir SIND Freunde, das sollte durch ein bisschen Wahrheit nicht zerstört werden."
Sirius lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die beiden. "Also bin ich ein gedankenloses Arschloch, ja?" James schüttelte den Kopf, und Peter flüsterte leise: "Das habe ich nicht gesagt - du handelst oder redest nur manchmal, bevor du denkst. Du hast nur manchmal zu viel Temperament, und du bist so spontan - versteh mich nicht falsch, ich finde das toll, ich wäre auch gerne so - so unbekümmert, aber manchmal kriegst du deswegen nur Probleme." Sirius grinste plötzlich. "Also kein Arschloch sondern nur ein gedankenloser Irrer? Na gut, damit kann ich leben." Er boxte Peter freundschaftlich gegen die Schulter, und dann liefen die drei - wieder im besten Einvernehmen - eilig zum Unterricht.
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Ja, ich weiß - in diesen beiden Kapiteln habe ich den Jungs ein paar etwas unflätige Ausdrücke in den Mund gelegt, die Elfjährige in den Siebzigern eigentlich noch nicht standardmäßig gekannt haben sollten - aber hey, wir glauben doch nicht wirklich, dass sie es nicht doch getan haben, oder? Und, wie waren die beiden Kapitel? Zwei habe ich noch, dann ist der Rückblick vorbei, und wenn ich ein paar Reviews bekomme, dann lade ich sie auch schnell hoch...
