Puh, das Wochenende war hart. Für alle, die Order of the Phoenix schon
gelesen haben, muss ich nicht mehr sagen, für alle anderen: ich werde in
dieser Geschichte keinerlei Spoiler einbauen! Sie wird in der Linie
weitergeschrieben, wie ich sie geplant habe, und wird von HP 5 in keinster
Weise beeinflusst. Dementsprechend muss ich die Geschichte jetzt als AU
bezeichnen, weil sie mit HP 5 nichts zu tun hat. Ich hoffe, das macht
nichts.
Kommen wir zu den angenehmen Dingen im Leben: eure Reviews. Danke an alle!
Sameda, du hast den wunden Punkt erwischt! Ich habe keine Ahnung, wie man ein Animagus wird. Prinzipiell hast du recht: wer sucht sich schon freiwillig eine Ratte aus? Aber die Szene ist mir so eingefallen, sie hat mir gefallen und deshalb bin ich auf die Idee gekommen, dass die Ratte ein einfaches Tier ist, und Peter deshalb eine wird. Außerdem muss ich dabei immer daran denken, dass Remus in Band 3 sagt, dass James und Sirius so große Tiere geworden sind, dass sie einen Werwolf in Schach halten können - da interpretiere ich irgendeine Art von Absicht rein. Vielleicht kann man ja in etwa festlegen, wie groß das Tier werden soll, und der Rest bestimmt sich über den Charakter? Keine Ahnung...
Alinija: Ich werde sehen, was ich für Remus tun kann - aber vielleicht will er ja gar nicht? Männer sind manchmal komisch, weißt du... (du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich jetzt schon mehr verrate, oder?) Dass Francis im Rückblick nicht vorkommt, ist Absicht. Sie ist erst nach Hogwarts gekommen, als Sirius schon im 7. Schuljahr war - und was fängt ein Siebzehnjähriger mit einer Elfjährigen an? Im Remus-Rückblick habe ich irgendwo erwähnt, dass sie für sämtliche Marauders so was wie eine kleine Schwester war, das muss erst mal reichen. Aber keine Sorge, dazu kommt noch mehr!
Matjes, ich verstehe wirklich nicht, wie du auf die Idee kommen könntest, dass ich Schnee mag... (unschuldig die Hände auf dem Rücken verschränkt und pfeifend ins Nachbarzimmer schlendert) Du warst weg? Ich hoffe, es war schön, wo auch immer du warst!
Thorin, großer Schmiedemeister, ich danke euch für ein Geschenk vom Werte eines kleinen Landes... es passt tatsächlich hervorragend und ist kaum zu spüren. Ich bin sicher, hättet Ihr es geschmiedet, würde es gar nicht zu spüren sein... Und dass ff.net dein Review gelöscht hat: tröste dich, die Seite spinnt im Moment!
Jenny: bitte schön bitte schön bitte schön bitte schön es geht weiter weiter weiter weiter... ;-)
lara, es freut mich, dass ich dich zum Lachen gebracht habe, ich habe auch beim Schreiben teilweise ziemlich gegrinst... und Dumbledores Schlusswort konnte ich mir einfach nicht verkneifen, ich musste mir das so vorstellen! Die Szene in der Heulenden Hütte war süß? Gut, ich hatte befürchtet, dass sie ein bisschen zu übertrieben rüberkommen könnte.
Auxia: jaja, die liebe Spannung - daran arbeite ich noch. Ich versuche es - wie wäre es mal wieder mit einem kleinen Cliffhanger, wäre das spannend genug? (Provoziere mich nicht, ich könnte mich versucht fühlen ;-)...)
Fanny, ich hoffe es gefällt dir weiterhin!
Alex: Tu dir keinen Zwang an, hier ist das nächste Kapitel!
Zum Disclaimer: Ich bin nicht J. K. Rowling und es gibt Dinge, die würde ich einfach nicht tun!
Kapitel 23 - Beginn der Dunkelheit
Harry schlurfte müde zusammen mit Ron in die große Halle, ließ sich in einen Stuhl am Gryffindor-Tisch fallen und tastete nach einer Scheibe Toast. Die Weihnachtsfeier am Vorabend war noch lange nicht beendet gewesen, nachdem Sirius gegangen war, und er hatte in dieser Nacht nicht allzuviel Schlaf bekommen. Das Rauschen, mit dem sich die Posteulen ankündigten, fiel heute sehr viel leiser aus als sonst, da kaum Schüler anwesend waren. Hermine bekam ihren Tagespropheten geliefert, und auch Professor Lupin fing eine Zeitung auf - gerade noch rechtzeitig, bevor sie seinen Becher umwerfen konnte. Harry sah aus halbgeschlossenen Augen zu, wie er einen Blick auf die Titelseite warf, dann plötzlich aufstand und gefolgt von "seinem Hund" die Große Halle verließ. Im gleichen Moment stieß Hermine ihn an und zischte: "Harry, Ron, habt ihr das gesehen?" Sie breitete die Zeitung vor sich auf dem Tisch aus, so dass die beiden Jungen mitlesen konnten, und Harry sprang eine riesige Schlagzeile ins Auge:
ERNEUTE SICHTUNG DES DUNKLEN MALS - DREI TOTE!
Ministerium in Aufruhr - Rückkehr des Dunklen Lords zugegeben!
Wie der Tagesprophet aus sicherer Quelle erfahren hat, wurde am
Weihnachtsabend in Ost-London das DUNKLE MAL über dem Haus eines
Muggel-Beamten gesichtet. Die sofort informierten Eingreifzauberer
der magischen Polizeibrigade fanden den Beamten sowie seine Frau und
seine vierzehn Jahre alte Tochter ermordet vor. Handelt es sich hier
um eine Einzeltat eines (ehemaligen) Death Eaters oder müssen wir
einen Neubeginn der damaligen Ereignisse fürchten?
Wie der Tagesprophet aus Ministeriumskreisen erfahren hat, ist dort
bereits seit Beginn des Sommers bekannt, dass es Hinweise auf eine
Rückkehr des dunklen Lords gibt. So sollen sich während des im
letzten Jahr in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei,
stattgefundenen Trimagischen Turniers Zwischenfälle ereignet haben,
die in direktem Zusammenhang mit einer Rückkehr Sie-Wissen-Schon-Wems
stehen könnten.
Wie der Tagesprophet berichtete, war Harry Potter, der Junge, der
lebt, an dem Turnier als Hogwarts-Champion beteiligt. Nun haben sich
Hinweise ergeben, dass das Turnier von einem der Anhänger von Sie-
Wissen-Schon-Wem beeinflusst wurde und Harry Potter wieder einmal das
Ziel eines Anschlages des Dunklen Lords werden sollte.
Die genauen Zusammenhänge konnten von unseren Reportern bisher nicht
aufgedeckt werden, jedoch scheint der dunkle Lord seine Kräfte
wiedererlangt zu haben.
Fortsetzung auf Seite drei
Harry, Ron und Hermine warfen sich kurze Blicke zu, dann blätterte Hermine weiter. Die Fortsetzung des Artikels brachte eine genauere Beschreibung der ermordeten Familie und ging dann noch einmal darauf ein, dass bereits bei der Quidditch-Weltmeisterschaft das Dunkle Mal beschworen worden war. Außerdem enthielt er wieder einmal eine Stellungnahme von Miss Career, der Abteilungsleiterin für magische Strafverfolgung:
Obwohl der Minister, Cornelius Fudge, wieder einmal keine Stellung
nehmen wollte, fand sich die Leiterin der Abteilung für magische
Strafverfolgung, Miss Lisande Career, zu einem kurzen Interview
bereit. "Die Morde an dieser Muggel-Familie dürfen auf keinen Fall
als Einzeltat betrachtet werden. Ich bitte die gesamte Zaubererwelt
um besondere Vorsicht in der -kommenden Zeit. Auch wenn bisher noch
keine Beweise vorliegen, dass Sie-Wissen-Schon-Wer tatsächlich wieder
zu Kräften gelangt ist, so müssen wir doch mit dem Schlimmsten
rechnen und darauf vorbereitet sein. Meiner Abteilung liegen Aussagen
vor, die dieses leider als sehr wahrscheinlich erscheinen lassen."
Miss Career wurde weiterhin dazu befragt, ob sie annimmt, dass der
vor über zwei Jahren entkommene Death Eater Sirius Black mit den
Morden in unmittelbarem Zusammenhang steht. Hierzu erklärte Miss
Career: "Ich habe bereits vor Monaten gesagt, dass ich zu der
Angelegenheit Black keine Stellung nehmen werde. Leider werden die
Nachforschungen, die in diese Richtung betrieben werden, derzeit von
unterschiedlichen Seiten behindert. Ich möchte dazu jetzt nur sagen,
dass momentan in die verschiedensten Richtungen ermittelt wird."
Harry seufzte leise. "Das klingt gar nicht gut, nicht wahr? Meint ihr, dass war Voldemort selber, oder hat er seine Anhänger losgeschickt?" Ron, der bei dem Namen Voldemort zusammengezuckt war, wiegte nachdenklich den Kopf. "Ich habe keine Ahnung. Aber mal ehrlich -spielt das eine Rolle?" Hermine schüttelte den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Wie es auch ist, er versucht offenbar, seine alte Macht wiederzugewinnen..." Harry nickte und stand auf. "Ja, ich fürchte, das war nur der Anfang! Aber mal was anderes - glaubt ihr immer noch, dass die Career an Sirius' Unschuld glaubt? Die Aussage klingt nicht danach!" Hermine zuckte die Schultern. "Du musst vorsichtig mit dem sein, was in der Zeitung steht, du weißt noch nicht einmal, ob sie richtig zitiert worden ist, nicht wahr? Wo willst du hin?" Harry, der sich abgewandt hatte, drehte sich noch einmal um. "Zu Sirius und Professor Lupin, ich möchte deren Meinung hören!"
Professor Lupin öffnete die Tür seines Büros fast umgehend, nachdem Harry geklopft hatte und ließ ihn eintreten. "Guten Morgen, Harry, wir haben dich schon erwartet. Setz dich." Harry setzte sich neben Sirius an den Tisch, und gleich darauf gesellte sich Professor Lupin dazu - nicht ohne Harry eine Tasse Tee anzubieten, die dieser auch annahm. Harry warf einen kurzen Blick auf die auf dem Tisch liegende Zeitung und sah dann Sirius an. Dieser erwiderte den Blick ernst. "Keine guten Nachrichten, nicht wahr? Aber es war zu befürchten, dass so etwas passieren würde." Harry nickte beklommen. "Ich weiß. Meinst du - meinst du, er wird hierher kommen?"
Sirius seufzte leise und zuckte die Achseln. "Ich weiß es nicht. Vielleicht wird er es versuchen, vielleicht will er sich aber auch erst darauf konzentrieren, seine Macht wieder zu festigen - ich weiß es wirklich nicht." "Wir müssen jedenfalls auf alles gefasst sein, Harry. Du solltest sehr vorsichtig sein - davon abgesehen, das sollte jeder, aber du ganz besonders." Professor Lupin musterte ihn mit einem strengen, aber gleichzeitig besorgten Blick. Sirius nickte. "Remus hat Recht, Harry. Versprich mir das: keine eigenmächtigen Ausflüge, weder in der Schule noch außerhalb!"
Harry sah sich von zwei Augenpaaren - eins dunkelbraun, eins grau - eindringlich gemustert und nickte zurückhaltend. "Versprochen," murmelte er. Professor Lupin hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Sirius war nicht so zurückhaltend. "Harry, es ist mir ernst! Ich weiß, dass du dich gerne in solche Sachen einmischt, aber ich werde mir das nicht mit ansehen!" Harry sah ihn unbehaglich an. "Was meinst du mit in solche Sachen einmischen? Ich mische mich nicht ein!" Sirius seufzte. "Natürlich nicht. Du bist ein braver, gehorsamer Musterschüler, ganz so wie wir es waren, und du würdest nie auf die Idee kommen, alleine beziehungsweise nur mit Ron und Hermine über das Gelände zu wandern..."
"Mir ist noch nie was passiert!" Sirius nickte. "Richtig, weil du mehr Glück als Verstand hattest. Überlege bitte einmal ehrlich - wenn ich damals wirklich hinter dir her gewesen wäre - glaubst du ernsthaft, dass dann auch nur einer von euch lebend aus der Heulenden Hütte rausgekommen wäre? Ganz im Ernst: wenn ich es gewollt hätte, wäre Ron tot gewesen, bevor ihr angekommen wärt, und sobald ihr dagewesen wärt, wäre es auch mit dir und Hermine vorbei gewesen." Harry senkte den Kopf und nickte. "Du hast Recht," murmelte er, "ich verspreche dir, dass ich nicht durch die Gegend wandere - oder wenn, dann sage ich dir vorher Bescheid, damit du mitkommen kannst!"
Professor Lupin stöhnte. "Ein schöner Trost! Harry, wenn irgend etwas sein sollte, dann erwarten wir von dir, dass du tatsächlich hierher kommst - oder Professor Dumbledore informierst - und dann umgehend wieder in den Gemeinschaftsraum zurückgehst!" Harry senkte den Blick noch etwas tiefer. "Ja, Professor." Lupin verzog das Gesicht, dann sagte er plötzlich: "Es reicht, Harry. Ich bekomme jedes Mal Zahnschmerzen, wenn du mich Professor nennst - du kennst meinen Vornamen; benutze ihn bitte, wenn wir allein sind." Harry hob den Blick und sah ihn fragend an. "Sie meinen, ich soll..." "...aufhören, mich zu Siezen, wenn wir unter uns sind. Genau das meine ich damit. Ich bin ja schon froh, dass du in meiner Gegenwart nicht mehr so steif bist wie im Anfang, jetzt versuch doch einfach mal, mich zu duzen. Du wirst sehen, es tut nicht weh." Harry lächelte verschmitzt. "Na gut, wenn das so ist, dann darf ich dir sicherlich eine persönliche Frage stellen, Remus."
Remus nickte. "Das Thema hatten wir doch auch schon mal, oder?" Harry grinste, dann fragte er: "Wofür steht das J.?" "Welches J.?" "In deinem Namen. Remus J. Lupin. Wofür steht das J.?" Remus stöhnte. "Du bist wirklich wie dein Vater, weißt du das? Gib einem Potter den kleinen Finger, und er wird die ganze Hand nehmen! Tut mir leid, Harry, aber die Frage werde ich dir nicht beantworten - und Padfoot, wenn dir dein Leben lieb ist, hältst du den Mund!" Sirius sah ihn unschuldig an. "Iiich? Würde ich so etwas verraten? Keine Sorge, Remus Je..." Er duckte sich gerade noch rechtzeitig weg, bevor Remus' Hand mit seinem Hinterkopf kollidierte. Harry beobachtete die beiden amüsiert, dann fragte er: "Ist der Name wirklich so schlimm?" Remus nickte. "Ich würde ihn am liebsten vergessen, also belassen wir es dabei, ja?"
*
Harry stellte fest, dass Sirius und Remus ihre Warnungen wirklich ernst nahmen - die Eingangshalle, in der sich in den Ferien nur selten ein Lehrer aufgehalten hatte, war seit dem Artikel im Tagespropheten nie mehr leer, und zu einem großen Teil der Zeit hielten sich dort entweder Remus oder Sirius oder beide auf. Harry fragte sich, ob sie ihm auch tagsüber verbieten wollten, nach draußen zu gehen, und auch Ron schien diese Vorstellung als abwegig zu empfinden. Hermine allerdings fand es gar nicht so abwegig ("Schließlich ist Du-Weißt-Schon-Wer ja wirklich hinter Harry her, nicht wahr?"), stimmte aber trotzdem einem Versuch, Hagrid zu besuchen, zu.
Als sie die Eingangshalle erreichten stellten sie fest, dass Remus Lupin wieder einmal dort war. Er lehnte am Geländer der breiten Marmortreppe und unterhielt sich mit Professor Truman. Ein paar Meter von ihnen entfernt döste "Snuffles" in einem Sonnenfleck. Harry verdrehte die Augen. So gern er Sirius - und inzwischen auch Remus - hatte, es war doch irgendwie lästig, auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Hermine zog die Jungen am Ärmel zurück, bevor einer der Lehrer sie gesehen hatte, und flüsterte: "Die lassen uns nie raus, Harry!" Harry nickte und murmelte: "Vielleicht sollte ich Dad's alten Umhang mal wieder vorholen - aber an Sirius komme ich auch damit nicht vorbei, er würde mich riechen - wir müssten einen der Geheimgänge nehmen..."
Die Rettung kam aus einer völlig unerwarteten Richtung: dem Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Während Harry noch überlegte, wie er aus dem Schloss kommen sollte, ohne dabei von Sirius oder Remus erwischt zu werden, hörte er ruhige Stimmen, die sich unterhielten, und dann kamen Cho Chang und die andere Ravenclaw, die über Weihnachten in Hogwarts geblieben war, die Treppe hinunter. Sie gingen an Harry, Ron und Hermine vorbei, ohne sie zu sehen, und traten dann auf Remus zu. "Professor, Evelyn und ich wollten einen kleinen Spaziergang machen - in einer Stunde sind wir zurück." Harry, der vorsichtig über das Geländer spähte, sah Remus freundlich nicken, und dann gingen Cho und Evelyn zur Eingangstür. Als Cho an "Snuffles" vorbeikam, blieb sie kurz stehen, um den großen Hund hinter den Ohren zu kraulen und fragte dann plötzlich: "Professor, sollen wir Snuffles vielleicht mitnehmen? Er könnte doch sicher Auslauf brauchen, nicht wahr?" Remus lächelte. "Wenn er mit möchte - ich habe nichts dagegen."
Cho lächelte ebenfalls (Harry stellte dabei fest, dass sie allmählich wieder etwas besser auszusehen begann) und ging dann wieder zur Tür. "Na komm, Snuffles, Frischluft schnappen!" Sie hielt die Tür auf, und Harry stellte halb überrascht, halb amüsiert fest, dass der große, schwarze Hund ihr tatsächlich folgte. Professor Truman, die immer noch bei Remus in der Halle stand, seufzte leise und murmelte: "Typisch - vertrau darauf, dass er jede Gelegenheit nutzt, mit zwei hübschen Mädchen allein zu sein." Oben auf der Treppe stieß Ron Harry den Ellenbogen in die Rippen. "Los," flüsterte er, "das ist unsere Chance - er kann uns kaum verbieten zu Hagrid zu gehen, wenn er zwei Mädels alleine gehen lässt, oder?"
Harry nickte und ging entschlossen die Treppe hinunter. Hermine holte mit zwei Schritten auf und bedeutete Harry, sie vorzulassen. Dann trat sie mit unschuldigem Lächeln auf Remus zu. "Guten Morgen, Professor Lupin, guten Morgen, Professor Truman! Wir gehen schnell Hagrid besuchen - spätestens in zwei Stunden sind wir zurück, in Ordnung?" Sie strahlte die beiden fröhlich an und begab sich umgehend zur Eingangstür. Harry unterdrückte mit Mühe ein Grinsen und folgte ihr hastig zusammen mit Ron. Er war fast an der Tür, als Remus ihn zurückrief: "Harry - einen Moment noch!" Harry drehte sich zögernd um und sah ihn fragend an. Remus seufzte leise und resigniert und sagte dann nur: "Wenn es doch später wird, lasst euch von Hagrid zurückbegleiten - seid wenigstens so vernünftig, ja?" Harry nickte etwas schuldbewusst und folgte Ron und Hermine dann aus dem Schloss.
"Leute, ist das ein Wetterchen?" Ron blieb auf halbem Weg zwischen Schloss und Hagrids Hütte stehen und legte den Kopf in den Nacken. Harry grinste, musste ihm aber recht geben. Es war ein eiskalter Wintertag, aber die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und ließ die schneebedeckten Ländereien von Hogwarts glitzern. Plötzlich stieß Hermine ihn an. "Schau mal," kicherte sie, "Snuffles scheint Spaß zu haben!" Harry folgte mit den Augen ihrem ausgestreckten Arm und lachte dann. Vielleicht zweihundert Meter von ihnen entfernt spielten Cho und ihre Freundin Evelyn mit dem großen Hund im Schnee - und niemand wäre auf die Idee gekommen, dass es sich nicht um einen echten Hund handelte, so begeistert sprang er um die beiden Mädchen herum und machte die Spielchen ("Hol den Stock, Snuffles!") mit.
Die drei Freunde gingen langsam weiter zu Hagrids Hütte, wo Hagrid ihnen bereits entgegen kam und fröhlich grinste. "Hallo, ihr drei! Dachte schon, ihr wolltet mich nicht mehr sehen! Kommt rein, kommt rein - wollt ihr'n Tee?" Wenig später saßen sie in Hagrids riesige Möbel gekuschelt, hielten ebenso riesige Teetassen in den Händen und genossen einen Schwatz mit dem überdimensionalen Wildhüter. "Sag mal, Hagrid," Harry drehte seine Tasse in den Händen, unsicher, wie er die Frage stellen sollte, die ihn schon lange beschäftigte, "du hast uns in den ganzen Monaten noch nicht einmal erzählt, was du über den Sommer gemacht hast!" Hagrid sah ihn etwas verdutzt an, dann räusperte er sich. "Wieso - was sollte ich denn Besonderes gemacht haben?"
Hermine lächelte. "Oh komm schon, Hagrid - du hast uns doch selbst vor den Ferien erzählt, dass Professor Dumbledore dir eine wichtige Aufgabe anvertraut hat - und dass Madame Maxime dir dabei vielleicht helfen würde, nicht wahr?" Hagrid errötete bei der Nennung der Schulleiterin von Beauxbatons, sagte aber nur geheimnisvoll - "Jaah - geheime Sache, das, darf ich euch nicht erzählen!" Sofort setzten Harry, Ron und Hermine ihre besten Bitte-Bitte-Blicke auf, aber Hagrid blieb fest. "Hat keinen Sinn, wie Welpen zu kucken - habe euch schon viel zu viel erzählt!"
Hermine legte den Kopf schief. "Hat es was mit den Riesen zu tun?" Hagrid zuckte zusammen. "Wie kommst du denn da drauf?" Ron lachte. "Hagrid, bitte - vor den Ferien hat Professor Dumbledore zu Fudge gesagt, dass er unbedingt Gesandte zu den Riesen schicken muss, was Fudge abgelehnt hat, und dann gehst du - unter Umständen mit Madam Maxime - für Dumbledore auf eine geheime Mission - hallo?" Hagrid seufzte. "Ihr drei seid fürchterlich, wisst ihr das? Hätte euch nie erzählen sollen, dass Dumbledore mir einen Auftrag gegeben hat - aber haltet ja den Mund, verstanden?" Die drei nickten, und für einen Moment machte sich Schweigen breit.
Harry ließ den Blick müßig durch Hagrids Hütte wandern, bis er auf dem Fenster ruhen blieb. In einiger Entfernung spielten Cho und Evelyn noch immer mit Sirius (beziehungsweise in ihren Augen Snuffles) Stöckchenholen, und Cho sah so glücklich aus wie schon lange nicht mehr. Harry grinste dümmlich. Alleine Cho so lächeln zu sehen war den Ausflug schon wert gewesen! Während Harry noch die zwei Mädchen und den großen Hund beobachtete, änderte sich die Szene plötzlich. Cho, die gerade wieder den langen, dicken Stock, mit dem sie die ganze Zeit gespielt hatten, werfen wollte, ließ plötzlich den Arm sinken und starrte zum Waldrand, und auch ihre Freundin erstarrte. Sirius, der einzige, der sich noch bewegte, sprang plötzlich auf Cho zu, packte ihre Roben mit den Zähnen am Saum und versuchte, sie zurückzuzerren, aber Cho blieb wie erstarrt stehen.
Harry sprang auf und rannte zum Fenster, um besser zu sehen. Er folgte den Blicken der beiden Mädchen zum Waldrand, und dann erstarrte auch er. Zwei große, dürre Figuren glitten aus dem Schatten der Bäume, gekleidet in lange Umhänge, die Gesichter von Kapuzen verhüllt. Harry schnappte erschrocken nach Luft - wie kamen zwei Dementoren auf das Hogwarts-Gelände?
Draußen versuchte Sirius noch immer, die wie erstarrte Cho zurückzuzerren, erreichte damit aber nur, dass sie stolperte, und auch Evelyn reagierte nicht wirklich. Harry beobachtete die Szene entsetzt - und mit noch größerem Entsetzen sah er, dass Sirius sich plötzlich zurückverwandelte, die Mädchen an den Roben packte und zurückzog. Dann griff er in seine Roben, zog seinen Zauberstab hervor und richtete ihn auf die Dementoren. Harry war zu weit weg, um Lippenbewegungen zu sehen, aber plötzlich schoss ein dünner Silberstreif aus Sirius' Zauberstab und auf die Dementoren zu.
"Oh mein Gott, er schafft es nicht!" Harry wandte kurz den Kopf und sah Hermine und Ron neben sich stehen, beide ebenso entsetzt von den Vorgängen draußen, wie er selber. Bevor Harry noch wusste, was er tat, stürmte er zur Tür, riss sie auf und zog gleichzeitig seinen Zauberstab. "Harry, was tust du?" "Sirius helfen - er schafft es nicht alleine!" Während er noch Hermines Frage beantwortete, rannte Harry bereits auf die kleine Gruppe zu und richtete seinen Zauberstab auf die Dementoren. "Expecto Patronum!" Der riesige, silberne Hirsch - mittlerweile schon ein vertrauter Anblick für Harry, nach all den Unterrichtsstunden mit Remus - sprang aus seinem Zauberstab und jagte auf die Dementoren zu, aber Harry war nicht der einzige, der diese Worte gerufen hatte, und gleich darauf gesellte sich ein großer, ebenfalls silberner Wolf zu seinem Hirschen. Die beiden Patroni jagten Seite an Seite auf die Dementoren zu und schirmten Sirius und die Mädchen von ihnen ab. Die Dementoren wichen zurück, verschwanden im Wald, und die Patroni machten kehrt.
"Harry, bist du in Ordnung?" Harry sah sich um und nickte Remus Lupin, der mit großen Schritten hinter ihm auftauchte, kurz zu. Remus warf einen Blick in Harrys Gesicht, schien zufrieden und sagte dann: "Gut, dann komm mit - wir müssen zu Sirius." Er fasste Harry am Arm und zog ihn eilig zu Sirius, der noch am gleichen Fleck stand. Harry sah sich um und sah Hagrid aus seiner Hütte kommen, gefolgt von Hermine und Ron. In Hagrids Gesicht stand ein Ausdruck, den Harry noch nie dort gesehen hatte: reine Wut. Harry wunderte sich kurz, was diese Wut wohl hervorgerufen haben mochte - er sollte es sofort erfahren.
"SIRIUS BLACK!!!" röhrte Hagrid, "DU MÖRDERISCHER VERRÄTER, AUF DIESEN TAG WARTE ICH SEIT VIERZEHN JAHREN!!! KOMM HER, DRECKIGER, STINKENDER WECHSELBALG, ICH REISS' DIR ALLE RIPPEN AUS!!!" "Hagrid, nein!" Ron und Hermine hängten sich an Hagrids Arme und versuchten verzweifelt, den aufgebrachten Wildhüter zurückzuhalten, während sich Cho sehr langsam zu Sirius umdrehte. "Sirius Black?" Ihre Stimme war eiskalt. Remus ließ Harrys Arm auf der Stelle los. "Hilf du Ron und Hermine, ich kümmere mich um das Mädchen!" Er brauchte nur drei Schritte, um neben Sirius zu sein (Harry stellte fest, dass Remus äußerst schnell sein konnte, wenn er wollte), und Harry warf sich Hagrid entgegen und stemmte seine Hände gegen dessen enorme Brust. "Hagrid, warte, es ist nicht wie du denkst - Sirius ist unschuldig!" "Unschuldig? Harry, dieser Bastard hat deine Eltern verraten!" "Hat er nicht! Er war nicht der Geheimniswahrer, das weiß auch Professor Dumbledore!"
Er hatte offenbar das Richtige gesagt, denn Hagrid blieb, nur noch wenige Schritte von Sirius entfernt, stehen. Harry atmete auf und warf einen kurzen Blick zu seinem Paten, der sich immer noch nicht bewegt zu haben schien. Remus stand zwischen ihm und Cho, die Sirius wütend anstarrte, und versuchte offenbar, sie zu beschwichtigen, während Chos Freundin Evelyn ein paar Schritte entfernt stand und gar nichts zu verstehen schien. Remus warf einen kurzen Blick zu Hagrid, an dessen Armen immer noch Hermine und Ron hingen, und wandte sich dann wieder Cho zu. Diese schien jedoch nicht bereit zu sein, ihn anzuhören, sondern stand mit gezücktem Zauberstab, offenbar zu allem bereit.
"Sirius Black?", kreischte sie. "Er ist ein Death Eater - einen von denen, die Cedric umgebracht haben! Gehen Sie aus dem Weg, Professor!" Remus schüttelte den Kopf und trat einen Schritt auf sie zu. "Nein, Cho, das stimmt nicht. Hör mir zu - nur zwei Minuten. Sirius Black ist kein Death Eater und war es auch nie. Er hat nichts von dem getan, was ihm vorgeworfen worden ist, und er ist ganz bestimmt nicht für den Tod von Cedric Diggory verantwortlich. Lass mich bitte ausreden! Professor Dumbledore weiß, dass er hier ist, und er glaubt an seine Unschuld - so wie Harry, Ron, Hermine und ich. Ich weiß, dass es für euch" er machte eine kurze Geste, mit der er Cho, Evelyn und Hagrid einschloss, "nicht einfach ist, mir das jetzt hier zu glauben - alles, was ich möchte, ist dass wir jetzt zusammen zu Professor Dumbledore gehen."
Harry bewunderte, wie ruhig Remus selbst in dieser Situation bleiben konnte - er selbst hätte wohl vor lauter Sorge um Sirius angefangen zu schreien. Aber Remus' Ruhe hatte Erfolg, denn Cho ließ langsam den Zauberstab sinken. Dann fragte sie leise: "Sie sagen, Professor Dumbledore weiß Bescheid? Weiß er auch, dass er" - sie deutete auf Sirius - "ein Animagus ist?" Remus nickte. "Ja, Cho, Professor Dumbledore weiß über alles Bescheid - mehr sogar, Sirius ist auf Professor Dumbledores Bitte hier. Kommt mit in sein Büro, wir werden euch dort alles erklären." Cho nickte langsam, und Hagrid sagte: "Wenn Professor Dumbledore Bescheid weiß... aber interessieren tut mich das schon!" Remus nickte. "Gut." Er griff in die Tasche seines Umhangs und zog eine kleine Tafel Schokolade heraus, die er in Stücke brach und zwischen Cho, Evelyn und Sirius verteilte. " Esst das, es wird helfen - und dann kommt mit. Sirius, du solltest dich für den Weg wieder verwandeln. - Sirius?"
Harrys Pate hob langsam den Kopf und sah Remus mit leeren Augen an. Dann flüsterte er: "Was hast du gesagt?" Ein besorgter Ausdruck huschte über Remus' Gesicht, aber er wiederholte nur ruhig: "Wir gehen jetzt alle zusammen zu Professor Dumbledore, Sirius. Und du solltest als Snuffles mitkommen." "Ja, natürlich," murmelte er, und gleich darauf stand an seiner Stelle wieder der große Hund. Remus nickte den anderen zu, und sie gingen langsam zum Schloss hoch.
Professor Dumbledore hob fragend die Augenbrauen, als die gemischte Gruppe aus fünf Schülern, einem Lehrer, einem Hund und Hagrid mit ernsten Gesichtern sein Büro betrat. "Remus, ist etwas geschehen?" Remus nickte kurz. "Es sind Dementoren auf dem Schulgelände - und wir haben etwas zu erklären." Er warf einen kurzen Blick zu Sirius, der in seiner Hundegestalt geblieben war.
Aus Dumbledores Augen wich das übliche Zwinkern. Mit einem Schwung seines Zauberstabes schuf er einen Konferenztisch und lud seine Besucher ein, Platz zu nehmen. Dann sagte er ruhig: "Ich nehme an, dass ihr alle hier die Dementoren gesehen habt - Remus, was genau ist geschehen?" "Ich habe nicht alles mitbekommen, deswegen kann ich nur den zweiten Teil berichten - über den ersten wissen Miss Chang und Miss Green besser Bescheid." Professor Dumbledore wandte den Blick den beiden Mädchen zu. "Nun, Cho, dann möchtest du vielleicht berichten?" Cho, die bisher auf die Tischplatte gestarrt hatte, hob den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. Dann sagte sie plötzlich mit einem Rest Panik in der Stimme: "Professor - das ist Sirius Black!" Sie deutete auf Sirius, der - immer noch als Hund - neben Harrys Stuhl lag.
Professor Dumbledore wandte den Blick nicht von Cho, sondern sagte nur leise: "Ah ja, das ist es also, was wir zu erklären haben. Sirius, wärst du so gut, dich wieder auf zwei Beine zu stellen und dann Platz zu nehmen? - Danke. Nun, Cho, Evelyn, Hagrid, für euch ist es vermutlich ein Schock gewesen, Sirius Black hier in Hogwarts zu sehen. Ich kann euch dazu nur versichern, dass die Taten, die ihm vorgeworfen werden, tatsächlich von einem anderen begangen wurden. Dieser andere, ebenfalls ein Animagus namens Peter Pettigrew konnte damals entkommen und Sirius wurde dafür verantwortlich gemacht. Die Wahrheit ist im Sommer vor einem Jahr herausgekommen, als Sirius versucht hat, Peter Pettigrew zu finden und die Wahrheit zu beweisen. Leider wurde Pettigrew nur von Professor Lupin, Harry, Ron und Hermine gesehen, und das Ministerium glaubte allen Vieren nicht. Daher ist Sirius' Unschuld noch immer nicht bewiesen und er ist noch immer auf der Flucht - und ich muss euch alle drei bitten, Stillschweigen darüber zu bewahren, dass er hier ist."
Eine minutenlange Stille folgte Dumbledores kurzer Ansprache. Chos Blicke glitten langsam zwischen Sirius, Harry, Ron, Hermine und Remus hin und her, Evelyn sah immer noch so aus, als verstünde sie nicht wirklich, was geschah und Hagrid schien angestrengt nachzudenken. Sirius hingegen saß stumm auf seinem Stuhl und wirkte so abwesend, als ginge ihn das alles nichts an, während Remus ihn besorgt musterte. Hagrid war der erste, der die Stille unterbrach. Er stand auf, räusperte sich und murmelte dann: "Ich verstehe es zwar immer noch nicht, aber ich glaube euch. Harry, du musst mir das mal irgendwann in Ruhe erklären." Dann ging er zu Sirius hinüber, ließ seine große Hand auf seine Schulter fallen und zog ihn aus seinem Stuhl hoch. Er druckste einen Moment lang unschlüssig, dann murmelte er: "Ich weiß am besten, wie es ist, unschuldig verdächtigt zu werden - und ich weiß auch, was es heißt, da hingebracht zu werden. Willkommen zurück!" Er hielt Sirius die Hand hin, und nach kurzem, überraschten Zögern ergriff Sirius sie. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht und er murmelte etwas, was nach einem Dank klang, dann sank er wieder auf seinen Stuhl.
Cho hatte die kurze Szene mit gerunzelter Stirn beobachtet. Jetzt sagte sie leise: "Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll - aber Sie haben versucht, uns vor den Dementoren zu schützen, nicht wahr, Mr. Black?" Sirius hob den Kopf und nickte kurz. Cho seufzte. "Was auch immer das alles heißen soll - ich werde nichts sagen." Ihre Freundin nickte hastig. "Ja, ich verstehe zwar nichts, aber ich sage auch nichts. Wenn Professor Dumbledore sagt, dass es in Ordnung ist, dann stimmt das auch." Dumbledore lächelte gütig. "Ich danke dir für dieses Vertrauen! - So, nach dem das geklärt wäre, wüsste ich aber trotzdem gerne, was genau geschehen ist."
Eine Viertelstunde später hatten sie einen weitgehend zusammenhängenden Bericht abgegeben. Zuerst hatte Cho gesprochen, dann hatte Harry seine Sichtweise erklärt und zum Abschluss hatte Remus noch in zwei Sätzen bestätigt, was er mitbekommen hatte. Professor Dumbledore nickte nachdenklich. "Als erstes müssen wir dafür sorgen, dass kein Schüler mehr das Schloss verlässt - Hagrid, wenn du möchtest, kannst du auch hier im Schloss ein Quartier bekommen." Hagrid schüttelte den Kopf, während Remus sagte: "Ich habe Francis in der Eingangshalle gelassen - sie wird keinen Schüler nach draußen lassen, zumindest nicht auf diesem Weg."
Dumbledore nickte. "Danke, Remus. Der nächste Schritt ist, dass wir die Lehrer aus dem Urlaub zurückrufen - und wir müssen Arabella und Mundungus informieren. Haben sie sich in Hogsmeade Zimmer genommen? Gut. Es müssen Patrouillen eingerichtet werden, und wir müssen die Ländereien mit noch mehr Schutzzaubern umgeben. Nach den Ferien darf sich kein Dementor mehr hier aufhalten, und nach Möglichkeit müssen wir auch ausschließen, dass sich nochmals einer hierher verirrt. - Gut, das wäre für den Moment alles, falls niemand mehr Fragen hat?" Allgemeines Kopfschütteln. Dumbledore nickte freundlich und sagte dann: "Gut, dann wünsche ich allen trotz der Ereignisse noch einen angenehmen Abend. Für die Schüler wäre es wohl am besten, bis zum Abendessen in die Gemeinschaftsräume zu gehen. Harry, Remus, Sirius - euch möchte ich gerne noch sprechen." Die drei nickten und blieben sitzen, während die anderen aufstanden, sich verabschiedeten und das Büro verließen. Ron drehte sich an der Tür noch einmal um. "Harry, sollen wir im Gemeinschaftsraum auf dich warten und dann zusammen zum Essen gehen?" Harry schüttelte den Kopf. "Nein, am besten treffen wir uns direkt in der Großen Halle. Bis später!"
Nachdem das Büro sich weitgehend geleert hatte, herrschte einen Moment Schweigen, dann sagte Dumbledore leise: "So, und jetzt erzählt mir, was mit euch los ist!" Harry und Remus sahen sich kurz an, dann wandten sie wie auf Kommando die Blicke zu Sirius. Dieser saß zusammengesunken am Tisch, das Gesicht in den Händen vergraben, und schwieg. Dumbledore wartete einen Moment, dann fragte er freundlich: "Sirius, gibt es ein Problem?" Sirius ließ plötzlich die Hände sinken und sah auf. Dann sagte er mit erstickter Stimme: "Problem? Ich bin das Problem! Ich bin hier, um Harry zu schützen und bringe nicht einmal mehr einen Patronus zustande!" "Sirius!" "Padfoot!" Harry und Remus waren gleichzeitig aufgesprungen. Remus, der näher bei Sirius saß, war mit zwei Schritten neben ihm, fasste ihn an den Schultern und zwang seinen Freund so, ihn anzusehen. "Padfoot, es ist nicht deine Schuld! Hör auf, dir für alles, was schiefgeht oder schiefgegangen ist, Vorwürfe zu machen! Niemand sonst hier tut das!"
Sirius lachte bitter. "Sicher, es ist nicht meine Schuld, dass ich nicht in der Lage bin, jemanden zu schützen - hör auf, Moony, das glaubst du doch selber nicht!" Remus seufzte leise. "Die Diskussion hatten wir schon ein paarmal, wenn ich mich recht erinnere. Und du solltest wissen, dass ich nichts sage, was ich nicht so meine. Bei Merlin, Sirius, du warst den Dementoren zwölf Jahre lang ausgesetzt - es wäre ein Wunder, wenn du noch auf Anhieb einen Patronus beschwören könntest! Immerhin hast du deine Sinne noch weit genug zusammen gehabt, um es zu versuchen - das ist mehr, als ich von jemandem in deiner Situation erwartet hätte!"
Jetzt ging auch Harry zu Sirius, setzte sich neben ihn und fasste nach seinem Handgelenk. "Sirius, Remus hat Recht - der Einzige, der dir hier Vorwürfe macht, bist du selber! Weißt du, was ich glaube? Du hast überhaupt nicht mehr genügend glückliche Erinnerungen, um einen echten Patronus zu beschwören, weil du die viel zu lange unterdrücken musstest. Ich habe das doch gestern abend gesehen, als du bei uns warst - unser Gemeinschaftsraum und der Schlafsaal haben dich an deine Schulzeit erinnert, nicht wahr? Und du bist gegangen, weil du vor glücklichen Erinnerungen Angst hast." Sirius sah Harry ungläubig an. "Wie kommst du denn darauf?"
Harry grinste. "Hey, vergiss nicht, wer hier der Patronus-Experte ist! Ich habe so oft mit Remus zusammen gearbeitet, dass ich inzwischen wirklich weiß, worauf es bei glücklichen Erinnerungen ankommt - und ich weiß von vor zwei Jahren, wie schwierig es ist, auf Anhieb welche zu finden. Komm schon, Sirius, wir trainieren dich - Remus besorgt einen neuen Boggart, und dann wird geübt. Und Remus hilft dir bestimmt, wieder ein paar glückliche Erinnerungen zu finden, nicht wahr?" Remus nickte. "Natürlich. Sirius, akzeptiere bitte endlich, dass du nicht einfach da weitermachen kannst, wo du vor vierzehn Jahren aufhören musstest - das ist ein langsamer Prozess, und den schaffst du nur, wenn du dir das immer wieder bewusst machst. Komm jetzt mit - ich habe in meinem Büro noch eine große Tafel Schokolade, die gehört dir - aber nur, wenn du aufhörst, in Selbstmitleid zu versinken!"
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Und? Wie war das? Bekomme ich wieder Reviews? Kritiken, Lobeshymnen, irgendwas? Biiiitteee!
Eine kleine Werbung noch in eigener Sache, für alle, die Englisch können und Order of the Phoenix gelesen haben: Wenn ff.net mich lässt, lade ich gleichzeitig mit diesem Kapitel eine kurze Englische Fic hoch, die sich mit dem Tod in HP 5 beschäftigt...
Kommen wir zu den angenehmen Dingen im Leben: eure Reviews. Danke an alle!
Sameda, du hast den wunden Punkt erwischt! Ich habe keine Ahnung, wie man ein Animagus wird. Prinzipiell hast du recht: wer sucht sich schon freiwillig eine Ratte aus? Aber die Szene ist mir so eingefallen, sie hat mir gefallen und deshalb bin ich auf die Idee gekommen, dass die Ratte ein einfaches Tier ist, und Peter deshalb eine wird. Außerdem muss ich dabei immer daran denken, dass Remus in Band 3 sagt, dass James und Sirius so große Tiere geworden sind, dass sie einen Werwolf in Schach halten können - da interpretiere ich irgendeine Art von Absicht rein. Vielleicht kann man ja in etwa festlegen, wie groß das Tier werden soll, und der Rest bestimmt sich über den Charakter? Keine Ahnung...
Alinija: Ich werde sehen, was ich für Remus tun kann - aber vielleicht will er ja gar nicht? Männer sind manchmal komisch, weißt du... (du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich jetzt schon mehr verrate, oder?) Dass Francis im Rückblick nicht vorkommt, ist Absicht. Sie ist erst nach Hogwarts gekommen, als Sirius schon im 7. Schuljahr war - und was fängt ein Siebzehnjähriger mit einer Elfjährigen an? Im Remus-Rückblick habe ich irgendwo erwähnt, dass sie für sämtliche Marauders so was wie eine kleine Schwester war, das muss erst mal reichen. Aber keine Sorge, dazu kommt noch mehr!
Matjes, ich verstehe wirklich nicht, wie du auf die Idee kommen könntest, dass ich Schnee mag... (unschuldig die Hände auf dem Rücken verschränkt und pfeifend ins Nachbarzimmer schlendert) Du warst weg? Ich hoffe, es war schön, wo auch immer du warst!
Thorin, großer Schmiedemeister, ich danke euch für ein Geschenk vom Werte eines kleinen Landes... es passt tatsächlich hervorragend und ist kaum zu spüren. Ich bin sicher, hättet Ihr es geschmiedet, würde es gar nicht zu spüren sein... Und dass ff.net dein Review gelöscht hat: tröste dich, die Seite spinnt im Moment!
Jenny: bitte schön bitte schön bitte schön bitte schön es geht weiter weiter weiter weiter... ;-)
lara, es freut mich, dass ich dich zum Lachen gebracht habe, ich habe auch beim Schreiben teilweise ziemlich gegrinst... und Dumbledores Schlusswort konnte ich mir einfach nicht verkneifen, ich musste mir das so vorstellen! Die Szene in der Heulenden Hütte war süß? Gut, ich hatte befürchtet, dass sie ein bisschen zu übertrieben rüberkommen könnte.
Auxia: jaja, die liebe Spannung - daran arbeite ich noch. Ich versuche es - wie wäre es mal wieder mit einem kleinen Cliffhanger, wäre das spannend genug? (Provoziere mich nicht, ich könnte mich versucht fühlen ;-)...)
Fanny, ich hoffe es gefällt dir weiterhin!
Alex: Tu dir keinen Zwang an, hier ist das nächste Kapitel!
Zum Disclaimer: Ich bin nicht J. K. Rowling und es gibt Dinge, die würde ich einfach nicht tun!
Kapitel 23 - Beginn der Dunkelheit
Harry schlurfte müde zusammen mit Ron in die große Halle, ließ sich in einen Stuhl am Gryffindor-Tisch fallen und tastete nach einer Scheibe Toast. Die Weihnachtsfeier am Vorabend war noch lange nicht beendet gewesen, nachdem Sirius gegangen war, und er hatte in dieser Nacht nicht allzuviel Schlaf bekommen. Das Rauschen, mit dem sich die Posteulen ankündigten, fiel heute sehr viel leiser aus als sonst, da kaum Schüler anwesend waren. Hermine bekam ihren Tagespropheten geliefert, und auch Professor Lupin fing eine Zeitung auf - gerade noch rechtzeitig, bevor sie seinen Becher umwerfen konnte. Harry sah aus halbgeschlossenen Augen zu, wie er einen Blick auf die Titelseite warf, dann plötzlich aufstand und gefolgt von "seinem Hund" die Große Halle verließ. Im gleichen Moment stieß Hermine ihn an und zischte: "Harry, Ron, habt ihr das gesehen?" Sie breitete die Zeitung vor sich auf dem Tisch aus, so dass die beiden Jungen mitlesen konnten, und Harry sprang eine riesige Schlagzeile ins Auge:
ERNEUTE SICHTUNG DES DUNKLEN MALS - DREI TOTE!
Ministerium in Aufruhr - Rückkehr des Dunklen Lords zugegeben!
Wie der Tagesprophet aus sicherer Quelle erfahren hat, wurde am
Weihnachtsabend in Ost-London das DUNKLE MAL über dem Haus eines
Muggel-Beamten gesichtet. Die sofort informierten Eingreifzauberer
der magischen Polizeibrigade fanden den Beamten sowie seine Frau und
seine vierzehn Jahre alte Tochter ermordet vor. Handelt es sich hier
um eine Einzeltat eines (ehemaligen) Death Eaters oder müssen wir
einen Neubeginn der damaligen Ereignisse fürchten?
Wie der Tagesprophet aus Ministeriumskreisen erfahren hat, ist dort
bereits seit Beginn des Sommers bekannt, dass es Hinweise auf eine
Rückkehr des dunklen Lords gibt. So sollen sich während des im
letzten Jahr in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei,
stattgefundenen Trimagischen Turniers Zwischenfälle ereignet haben,
die in direktem Zusammenhang mit einer Rückkehr Sie-Wissen-Schon-Wems
stehen könnten.
Wie der Tagesprophet berichtete, war Harry Potter, der Junge, der
lebt, an dem Turnier als Hogwarts-Champion beteiligt. Nun haben sich
Hinweise ergeben, dass das Turnier von einem der Anhänger von Sie-
Wissen-Schon-Wem beeinflusst wurde und Harry Potter wieder einmal das
Ziel eines Anschlages des Dunklen Lords werden sollte.
Die genauen Zusammenhänge konnten von unseren Reportern bisher nicht
aufgedeckt werden, jedoch scheint der dunkle Lord seine Kräfte
wiedererlangt zu haben.
Fortsetzung auf Seite drei
Harry, Ron und Hermine warfen sich kurze Blicke zu, dann blätterte Hermine weiter. Die Fortsetzung des Artikels brachte eine genauere Beschreibung der ermordeten Familie und ging dann noch einmal darauf ein, dass bereits bei der Quidditch-Weltmeisterschaft das Dunkle Mal beschworen worden war. Außerdem enthielt er wieder einmal eine Stellungnahme von Miss Career, der Abteilungsleiterin für magische Strafverfolgung:
Obwohl der Minister, Cornelius Fudge, wieder einmal keine Stellung
nehmen wollte, fand sich die Leiterin der Abteilung für magische
Strafverfolgung, Miss Lisande Career, zu einem kurzen Interview
bereit. "Die Morde an dieser Muggel-Familie dürfen auf keinen Fall
als Einzeltat betrachtet werden. Ich bitte die gesamte Zaubererwelt
um besondere Vorsicht in der -kommenden Zeit. Auch wenn bisher noch
keine Beweise vorliegen, dass Sie-Wissen-Schon-Wer tatsächlich wieder
zu Kräften gelangt ist, so müssen wir doch mit dem Schlimmsten
rechnen und darauf vorbereitet sein. Meiner Abteilung liegen Aussagen
vor, die dieses leider als sehr wahrscheinlich erscheinen lassen."
Miss Career wurde weiterhin dazu befragt, ob sie annimmt, dass der
vor über zwei Jahren entkommene Death Eater Sirius Black mit den
Morden in unmittelbarem Zusammenhang steht. Hierzu erklärte Miss
Career: "Ich habe bereits vor Monaten gesagt, dass ich zu der
Angelegenheit Black keine Stellung nehmen werde. Leider werden die
Nachforschungen, die in diese Richtung betrieben werden, derzeit von
unterschiedlichen Seiten behindert. Ich möchte dazu jetzt nur sagen,
dass momentan in die verschiedensten Richtungen ermittelt wird."
Harry seufzte leise. "Das klingt gar nicht gut, nicht wahr? Meint ihr, dass war Voldemort selber, oder hat er seine Anhänger losgeschickt?" Ron, der bei dem Namen Voldemort zusammengezuckt war, wiegte nachdenklich den Kopf. "Ich habe keine Ahnung. Aber mal ehrlich -spielt das eine Rolle?" Hermine schüttelte den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Wie es auch ist, er versucht offenbar, seine alte Macht wiederzugewinnen..." Harry nickte und stand auf. "Ja, ich fürchte, das war nur der Anfang! Aber mal was anderes - glaubt ihr immer noch, dass die Career an Sirius' Unschuld glaubt? Die Aussage klingt nicht danach!" Hermine zuckte die Schultern. "Du musst vorsichtig mit dem sein, was in der Zeitung steht, du weißt noch nicht einmal, ob sie richtig zitiert worden ist, nicht wahr? Wo willst du hin?" Harry, der sich abgewandt hatte, drehte sich noch einmal um. "Zu Sirius und Professor Lupin, ich möchte deren Meinung hören!"
Professor Lupin öffnete die Tür seines Büros fast umgehend, nachdem Harry geklopft hatte und ließ ihn eintreten. "Guten Morgen, Harry, wir haben dich schon erwartet. Setz dich." Harry setzte sich neben Sirius an den Tisch, und gleich darauf gesellte sich Professor Lupin dazu - nicht ohne Harry eine Tasse Tee anzubieten, die dieser auch annahm. Harry warf einen kurzen Blick auf die auf dem Tisch liegende Zeitung und sah dann Sirius an. Dieser erwiderte den Blick ernst. "Keine guten Nachrichten, nicht wahr? Aber es war zu befürchten, dass so etwas passieren würde." Harry nickte beklommen. "Ich weiß. Meinst du - meinst du, er wird hierher kommen?"
Sirius seufzte leise und zuckte die Achseln. "Ich weiß es nicht. Vielleicht wird er es versuchen, vielleicht will er sich aber auch erst darauf konzentrieren, seine Macht wieder zu festigen - ich weiß es wirklich nicht." "Wir müssen jedenfalls auf alles gefasst sein, Harry. Du solltest sehr vorsichtig sein - davon abgesehen, das sollte jeder, aber du ganz besonders." Professor Lupin musterte ihn mit einem strengen, aber gleichzeitig besorgten Blick. Sirius nickte. "Remus hat Recht, Harry. Versprich mir das: keine eigenmächtigen Ausflüge, weder in der Schule noch außerhalb!"
Harry sah sich von zwei Augenpaaren - eins dunkelbraun, eins grau - eindringlich gemustert und nickte zurückhaltend. "Versprochen," murmelte er. Professor Lupin hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Sirius war nicht so zurückhaltend. "Harry, es ist mir ernst! Ich weiß, dass du dich gerne in solche Sachen einmischt, aber ich werde mir das nicht mit ansehen!" Harry sah ihn unbehaglich an. "Was meinst du mit in solche Sachen einmischen? Ich mische mich nicht ein!" Sirius seufzte. "Natürlich nicht. Du bist ein braver, gehorsamer Musterschüler, ganz so wie wir es waren, und du würdest nie auf die Idee kommen, alleine beziehungsweise nur mit Ron und Hermine über das Gelände zu wandern..."
"Mir ist noch nie was passiert!" Sirius nickte. "Richtig, weil du mehr Glück als Verstand hattest. Überlege bitte einmal ehrlich - wenn ich damals wirklich hinter dir her gewesen wäre - glaubst du ernsthaft, dass dann auch nur einer von euch lebend aus der Heulenden Hütte rausgekommen wäre? Ganz im Ernst: wenn ich es gewollt hätte, wäre Ron tot gewesen, bevor ihr angekommen wärt, und sobald ihr dagewesen wärt, wäre es auch mit dir und Hermine vorbei gewesen." Harry senkte den Kopf und nickte. "Du hast Recht," murmelte er, "ich verspreche dir, dass ich nicht durch die Gegend wandere - oder wenn, dann sage ich dir vorher Bescheid, damit du mitkommen kannst!"
Professor Lupin stöhnte. "Ein schöner Trost! Harry, wenn irgend etwas sein sollte, dann erwarten wir von dir, dass du tatsächlich hierher kommst - oder Professor Dumbledore informierst - und dann umgehend wieder in den Gemeinschaftsraum zurückgehst!" Harry senkte den Blick noch etwas tiefer. "Ja, Professor." Lupin verzog das Gesicht, dann sagte er plötzlich: "Es reicht, Harry. Ich bekomme jedes Mal Zahnschmerzen, wenn du mich Professor nennst - du kennst meinen Vornamen; benutze ihn bitte, wenn wir allein sind." Harry hob den Blick und sah ihn fragend an. "Sie meinen, ich soll..." "...aufhören, mich zu Siezen, wenn wir unter uns sind. Genau das meine ich damit. Ich bin ja schon froh, dass du in meiner Gegenwart nicht mehr so steif bist wie im Anfang, jetzt versuch doch einfach mal, mich zu duzen. Du wirst sehen, es tut nicht weh." Harry lächelte verschmitzt. "Na gut, wenn das so ist, dann darf ich dir sicherlich eine persönliche Frage stellen, Remus."
Remus nickte. "Das Thema hatten wir doch auch schon mal, oder?" Harry grinste, dann fragte er: "Wofür steht das J.?" "Welches J.?" "In deinem Namen. Remus J. Lupin. Wofür steht das J.?" Remus stöhnte. "Du bist wirklich wie dein Vater, weißt du das? Gib einem Potter den kleinen Finger, und er wird die ganze Hand nehmen! Tut mir leid, Harry, aber die Frage werde ich dir nicht beantworten - und Padfoot, wenn dir dein Leben lieb ist, hältst du den Mund!" Sirius sah ihn unschuldig an. "Iiich? Würde ich so etwas verraten? Keine Sorge, Remus Je..." Er duckte sich gerade noch rechtzeitig weg, bevor Remus' Hand mit seinem Hinterkopf kollidierte. Harry beobachtete die beiden amüsiert, dann fragte er: "Ist der Name wirklich so schlimm?" Remus nickte. "Ich würde ihn am liebsten vergessen, also belassen wir es dabei, ja?"
*
Harry stellte fest, dass Sirius und Remus ihre Warnungen wirklich ernst nahmen - die Eingangshalle, in der sich in den Ferien nur selten ein Lehrer aufgehalten hatte, war seit dem Artikel im Tagespropheten nie mehr leer, und zu einem großen Teil der Zeit hielten sich dort entweder Remus oder Sirius oder beide auf. Harry fragte sich, ob sie ihm auch tagsüber verbieten wollten, nach draußen zu gehen, und auch Ron schien diese Vorstellung als abwegig zu empfinden. Hermine allerdings fand es gar nicht so abwegig ("Schließlich ist Du-Weißt-Schon-Wer ja wirklich hinter Harry her, nicht wahr?"), stimmte aber trotzdem einem Versuch, Hagrid zu besuchen, zu.
Als sie die Eingangshalle erreichten stellten sie fest, dass Remus Lupin wieder einmal dort war. Er lehnte am Geländer der breiten Marmortreppe und unterhielt sich mit Professor Truman. Ein paar Meter von ihnen entfernt döste "Snuffles" in einem Sonnenfleck. Harry verdrehte die Augen. So gern er Sirius - und inzwischen auch Remus - hatte, es war doch irgendwie lästig, auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Hermine zog die Jungen am Ärmel zurück, bevor einer der Lehrer sie gesehen hatte, und flüsterte: "Die lassen uns nie raus, Harry!" Harry nickte und murmelte: "Vielleicht sollte ich Dad's alten Umhang mal wieder vorholen - aber an Sirius komme ich auch damit nicht vorbei, er würde mich riechen - wir müssten einen der Geheimgänge nehmen..."
Die Rettung kam aus einer völlig unerwarteten Richtung: dem Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Während Harry noch überlegte, wie er aus dem Schloss kommen sollte, ohne dabei von Sirius oder Remus erwischt zu werden, hörte er ruhige Stimmen, die sich unterhielten, und dann kamen Cho Chang und die andere Ravenclaw, die über Weihnachten in Hogwarts geblieben war, die Treppe hinunter. Sie gingen an Harry, Ron und Hermine vorbei, ohne sie zu sehen, und traten dann auf Remus zu. "Professor, Evelyn und ich wollten einen kleinen Spaziergang machen - in einer Stunde sind wir zurück." Harry, der vorsichtig über das Geländer spähte, sah Remus freundlich nicken, und dann gingen Cho und Evelyn zur Eingangstür. Als Cho an "Snuffles" vorbeikam, blieb sie kurz stehen, um den großen Hund hinter den Ohren zu kraulen und fragte dann plötzlich: "Professor, sollen wir Snuffles vielleicht mitnehmen? Er könnte doch sicher Auslauf brauchen, nicht wahr?" Remus lächelte. "Wenn er mit möchte - ich habe nichts dagegen."
Cho lächelte ebenfalls (Harry stellte dabei fest, dass sie allmählich wieder etwas besser auszusehen begann) und ging dann wieder zur Tür. "Na komm, Snuffles, Frischluft schnappen!" Sie hielt die Tür auf, und Harry stellte halb überrascht, halb amüsiert fest, dass der große, schwarze Hund ihr tatsächlich folgte. Professor Truman, die immer noch bei Remus in der Halle stand, seufzte leise und murmelte: "Typisch - vertrau darauf, dass er jede Gelegenheit nutzt, mit zwei hübschen Mädchen allein zu sein." Oben auf der Treppe stieß Ron Harry den Ellenbogen in die Rippen. "Los," flüsterte er, "das ist unsere Chance - er kann uns kaum verbieten zu Hagrid zu gehen, wenn er zwei Mädels alleine gehen lässt, oder?"
Harry nickte und ging entschlossen die Treppe hinunter. Hermine holte mit zwei Schritten auf und bedeutete Harry, sie vorzulassen. Dann trat sie mit unschuldigem Lächeln auf Remus zu. "Guten Morgen, Professor Lupin, guten Morgen, Professor Truman! Wir gehen schnell Hagrid besuchen - spätestens in zwei Stunden sind wir zurück, in Ordnung?" Sie strahlte die beiden fröhlich an und begab sich umgehend zur Eingangstür. Harry unterdrückte mit Mühe ein Grinsen und folgte ihr hastig zusammen mit Ron. Er war fast an der Tür, als Remus ihn zurückrief: "Harry - einen Moment noch!" Harry drehte sich zögernd um und sah ihn fragend an. Remus seufzte leise und resigniert und sagte dann nur: "Wenn es doch später wird, lasst euch von Hagrid zurückbegleiten - seid wenigstens so vernünftig, ja?" Harry nickte etwas schuldbewusst und folgte Ron und Hermine dann aus dem Schloss.
"Leute, ist das ein Wetterchen?" Ron blieb auf halbem Weg zwischen Schloss und Hagrids Hütte stehen und legte den Kopf in den Nacken. Harry grinste, musste ihm aber recht geben. Es war ein eiskalter Wintertag, aber die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und ließ die schneebedeckten Ländereien von Hogwarts glitzern. Plötzlich stieß Hermine ihn an. "Schau mal," kicherte sie, "Snuffles scheint Spaß zu haben!" Harry folgte mit den Augen ihrem ausgestreckten Arm und lachte dann. Vielleicht zweihundert Meter von ihnen entfernt spielten Cho und ihre Freundin Evelyn mit dem großen Hund im Schnee - und niemand wäre auf die Idee gekommen, dass es sich nicht um einen echten Hund handelte, so begeistert sprang er um die beiden Mädchen herum und machte die Spielchen ("Hol den Stock, Snuffles!") mit.
Die drei Freunde gingen langsam weiter zu Hagrids Hütte, wo Hagrid ihnen bereits entgegen kam und fröhlich grinste. "Hallo, ihr drei! Dachte schon, ihr wolltet mich nicht mehr sehen! Kommt rein, kommt rein - wollt ihr'n Tee?" Wenig später saßen sie in Hagrids riesige Möbel gekuschelt, hielten ebenso riesige Teetassen in den Händen und genossen einen Schwatz mit dem überdimensionalen Wildhüter. "Sag mal, Hagrid," Harry drehte seine Tasse in den Händen, unsicher, wie er die Frage stellen sollte, die ihn schon lange beschäftigte, "du hast uns in den ganzen Monaten noch nicht einmal erzählt, was du über den Sommer gemacht hast!" Hagrid sah ihn etwas verdutzt an, dann räusperte er sich. "Wieso - was sollte ich denn Besonderes gemacht haben?"
Hermine lächelte. "Oh komm schon, Hagrid - du hast uns doch selbst vor den Ferien erzählt, dass Professor Dumbledore dir eine wichtige Aufgabe anvertraut hat - und dass Madame Maxime dir dabei vielleicht helfen würde, nicht wahr?" Hagrid errötete bei der Nennung der Schulleiterin von Beauxbatons, sagte aber nur geheimnisvoll - "Jaah - geheime Sache, das, darf ich euch nicht erzählen!" Sofort setzten Harry, Ron und Hermine ihre besten Bitte-Bitte-Blicke auf, aber Hagrid blieb fest. "Hat keinen Sinn, wie Welpen zu kucken - habe euch schon viel zu viel erzählt!"
Hermine legte den Kopf schief. "Hat es was mit den Riesen zu tun?" Hagrid zuckte zusammen. "Wie kommst du denn da drauf?" Ron lachte. "Hagrid, bitte - vor den Ferien hat Professor Dumbledore zu Fudge gesagt, dass er unbedingt Gesandte zu den Riesen schicken muss, was Fudge abgelehnt hat, und dann gehst du - unter Umständen mit Madam Maxime - für Dumbledore auf eine geheime Mission - hallo?" Hagrid seufzte. "Ihr drei seid fürchterlich, wisst ihr das? Hätte euch nie erzählen sollen, dass Dumbledore mir einen Auftrag gegeben hat - aber haltet ja den Mund, verstanden?" Die drei nickten, und für einen Moment machte sich Schweigen breit.
Harry ließ den Blick müßig durch Hagrids Hütte wandern, bis er auf dem Fenster ruhen blieb. In einiger Entfernung spielten Cho und Evelyn noch immer mit Sirius (beziehungsweise in ihren Augen Snuffles) Stöckchenholen, und Cho sah so glücklich aus wie schon lange nicht mehr. Harry grinste dümmlich. Alleine Cho so lächeln zu sehen war den Ausflug schon wert gewesen! Während Harry noch die zwei Mädchen und den großen Hund beobachtete, änderte sich die Szene plötzlich. Cho, die gerade wieder den langen, dicken Stock, mit dem sie die ganze Zeit gespielt hatten, werfen wollte, ließ plötzlich den Arm sinken und starrte zum Waldrand, und auch ihre Freundin erstarrte. Sirius, der einzige, der sich noch bewegte, sprang plötzlich auf Cho zu, packte ihre Roben mit den Zähnen am Saum und versuchte, sie zurückzuzerren, aber Cho blieb wie erstarrt stehen.
Harry sprang auf und rannte zum Fenster, um besser zu sehen. Er folgte den Blicken der beiden Mädchen zum Waldrand, und dann erstarrte auch er. Zwei große, dürre Figuren glitten aus dem Schatten der Bäume, gekleidet in lange Umhänge, die Gesichter von Kapuzen verhüllt. Harry schnappte erschrocken nach Luft - wie kamen zwei Dementoren auf das Hogwarts-Gelände?
Draußen versuchte Sirius noch immer, die wie erstarrte Cho zurückzuzerren, erreichte damit aber nur, dass sie stolperte, und auch Evelyn reagierte nicht wirklich. Harry beobachtete die Szene entsetzt - und mit noch größerem Entsetzen sah er, dass Sirius sich plötzlich zurückverwandelte, die Mädchen an den Roben packte und zurückzog. Dann griff er in seine Roben, zog seinen Zauberstab hervor und richtete ihn auf die Dementoren. Harry war zu weit weg, um Lippenbewegungen zu sehen, aber plötzlich schoss ein dünner Silberstreif aus Sirius' Zauberstab und auf die Dementoren zu.
"Oh mein Gott, er schafft es nicht!" Harry wandte kurz den Kopf und sah Hermine und Ron neben sich stehen, beide ebenso entsetzt von den Vorgängen draußen, wie er selber. Bevor Harry noch wusste, was er tat, stürmte er zur Tür, riss sie auf und zog gleichzeitig seinen Zauberstab. "Harry, was tust du?" "Sirius helfen - er schafft es nicht alleine!" Während er noch Hermines Frage beantwortete, rannte Harry bereits auf die kleine Gruppe zu und richtete seinen Zauberstab auf die Dementoren. "Expecto Patronum!" Der riesige, silberne Hirsch - mittlerweile schon ein vertrauter Anblick für Harry, nach all den Unterrichtsstunden mit Remus - sprang aus seinem Zauberstab und jagte auf die Dementoren zu, aber Harry war nicht der einzige, der diese Worte gerufen hatte, und gleich darauf gesellte sich ein großer, ebenfalls silberner Wolf zu seinem Hirschen. Die beiden Patroni jagten Seite an Seite auf die Dementoren zu und schirmten Sirius und die Mädchen von ihnen ab. Die Dementoren wichen zurück, verschwanden im Wald, und die Patroni machten kehrt.
"Harry, bist du in Ordnung?" Harry sah sich um und nickte Remus Lupin, der mit großen Schritten hinter ihm auftauchte, kurz zu. Remus warf einen Blick in Harrys Gesicht, schien zufrieden und sagte dann: "Gut, dann komm mit - wir müssen zu Sirius." Er fasste Harry am Arm und zog ihn eilig zu Sirius, der noch am gleichen Fleck stand. Harry sah sich um und sah Hagrid aus seiner Hütte kommen, gefolgt von Hermine und Ron. In Hagrids Gesicht stand ein Ausdruck, den Harry noch nie dort gesehen hatte: reine Wut. Harry wunderte sich kurz, was diese Wut wohl hervorgerufen haben mochte - er sollte es sofort erfahren.
"SIRIUS BLACK!!!" röhrte Hagrid, "DU MÖRDERISCHER VERRÄTER, AUF DIESEN TAG WARTE ICH SEIT VIERZEHN JAHREN!!! KOMM HER, DRECKIGER, STINKENDER WECHSELBALG, ICH REISS' DIR ALLE RIPPEN AUS!!!" "Hagrid, nein!" Ron und Hermine hängten sich an Hagrids Arme und versuchten verzweifelt, den aufgebrachten Wildhüter zurückzuhalten, während sich Cho sehr langsam zu Sirius umdrehte. "Sirius Black?" Ihre Stimme war eiskalt. Remus ließ Harrys Arm auf der Stelle los. "Hilf du Ron und Hermine, ich kümmere mich um das Mädchen!" Er brauchte nur drei Schritte, um neben Sirius zu sein (Harry stellte fest, dass Remus äußerst schnell sein konnte, wenn er wollte), und Harry warf sich Hagrid entgegen und stemmte seine Hände gegen dessen enorme Brust. "Hagrid, warte, es ist nicht wie du denkst - Sirius ist unschuldig!" "Unschuldig? Harry, dieser Bastard hat deine Eltern verraten!" "Hat er nicht! Er war nicht der Geheimniswahrer, das weiß auch Professor Dumbledore!"
Er hatte offenbar das Richtige gesagt, denn Hagrid blieb, nur noch wenige Schritte von Sirius entfernt, stehen. Harry atmete auf und warf einen kurzen Blick zu seinem Paten, der sich immer noch nicht bewegt zu haben schien. Remus stand zwischen ihm und Cho, die Sirius wütend anstarrte, und versuchte offenbar, sie zu beschwichtigen, während Chos Freundin Evelyn ein paar Schritte entfernt stand und gar nichts zu verstehen schien. Remus warf einen kurzen Blick zu Hagrid, an dessen Armen immer noch Hermine und Ron hingen, und wandte sich dann wieder Cho zu. Diese schien jedoch nicht bereit zu sein, ihn anzuhören, sondern stand mit gezücktem Zauberstab, offenbar zu allem bereit.
"Sirius Black?", kreischte sie. "Er ist ein Death Eater - einen von denen, die Cedric umgebracht haben! Gehen Sie aus dem Weg, Professor!" Remus schüttelte den Kopf und trat einen Schritt auf sie zu. "Nein, Cho, das stimmt nicht. Hör mir zu - nur zwei Minuten. Sirius Black ist kein Death Eater und war es auch nie. Er hat nichts von dem getan, was ihm vorgeworfen worden ist, und er ist ganz bestimmt nicht für den Tod von Cedric Diggory verantwortlich. Lass mich bitte ausreden! Professor Dumbledore weiß, dass er hier ist, und er glaubt an seine Unschuld - so wie Harry, Ron, Hermine und ich. Ich weiß, dass es für euch" er machte eine kurze Geste, mit der er Cho, Evelyn und Hagrid einschloss, "nicht einfach ist, mir das jetzt hier zu glauben - alles, was ich möchte, ist dass wir jetzt zusammen zu Professor Dumbledore gehen."
Harry bewunderte, wie ruhig Remus selbst in dieser Situation bleiben konnte - er selbst hätte wohl vor lauter Sorge um Sirius angefangen zu schreien. Aber Remus' Ruhe hatte Erfolg, denn Cho ließ langsam den Zauberstab sinken. Dann fragte sie leise: "Sie sagen, Professor Dumbledore weiß Bescheid? Weiß er auch, dass er" - sie deutete auf Sirius - "ein Animagus ist?" Remus nickte. "Ja, Cho, Professor Dumbledore weiß über alles Bescheid - mehr sogar, Sirius ist auf Professor Dumbledores Bitte hier. Kommt mit in sein Büro, wir werden euch dort alles erklären." Cho nickte langsam, und Hagrid sagte: "Wenn Professor Dumbledore Bescheid weiß... aber interessieren tut mich das schon!" Remus nickte. "Gut." Er griff in die Tasche seines Umhangs und zog eine kleine Tafel Schokolade heraus, die er in Stücke brach und zwischen Cho, Evelyn und Sirius verteilte. " Esst das, es wird helfen - und dann kommt mit. Sirius, du solltest dich für den Weg wieder verwandeln. - Sirius?"
Harrys Pate hob langsam den Kopf und sah Remus mit leeren Augen an. Dann flüsterte er: "Was hast du gesagt?" Ein besorgter Ausdruck huschte über Remus' Gesicht, aber er wiederholte nur ruhig: "Wir gehen jetzt alle zusammen zu Professor Dumbledore, Sirius. Und du solltest als Snuffles mitkommen." "Ja, natürlich," murmelte er, und gleich darauf stand an seiner Stelle wieder der große Hund. Remus nickte den anderen zu, und sie gingen langsam zum Schloss hoch.
Professor Dumbledore hob fragend die Augenbrauen, als die gemischte Gruppe aus fünf Schülern, einem Lehrer, einem Hund und Hagrid mit ernsten Gesichtern sein Büro betrat. "Remus, ist etwas geschehen?" Remus nickte kurz. "Es sind Dementoren auf dem Schulgelände - und wir haben etwas zu erklären." Er warf einen kurzen Blick zu Sirius, der in seiner Hundegestalt geblieben war.
Aus Dumbledores Augen wich das übliche Zwinkern. Mit einem Schwung seines Zauberstabes schuf er einen Konferenztisch und lud seine Besucher ein, Platz zu nehmen. Dann sagte er ruhig: "Ich nehme an, dass ihr alle hier die Dementoren gesehen habt - Remus, was genau ist geschehen?" "Ich habe nicht alles mitbekommen, deswegen kann ich nur den zweiten Teil berichten - über den ersten wissen Miss Chang und Miss Green besser Bescheid." Professor Dumbledore wandte den Blick den beiden Mädchen zu. "Nun, Cho, dann möchtest du vielleicht berichten?" Cho, die bisher auf die Tischplatte gestarrt hatte, hob den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. Dann sagte sie plötzlich mit einem Rest Panik in der Stimme: "Professor - das ist Sirius Black!" Sie deutete auf Sirius, der - immer noch als Hund - neben Harrys Stuhl lag.
Professor Dumbledore wandte den Blick nicht von Cho, sondern sagte nur leise: "Ah ja, das ist es also, was wir zu erklären haben. Sirius, wärst du so gut, dich wieder auf zwei Beine zu stellen und dann Platz zu nehmen? - Danke. Nun, Cho, Evelyn, Hagrid, für euch ist es vermutlich ein Schock gewesen, Sirius Black hier in Hogwarts zu sehen. Ich kann euch dazu nur versichern, dass die Taten, die ihm vorgeworfen werden, tatsächlich von einem anderen begangen wurden. Dieser andere, ebenfalls ein Animagus namens Peter Pettigrew konnte damals entkommen und Sirius wurde dafür verantwortlich gemacht. Die Wahrheit ist im Sommer vor einem Jahr herausgekommen, als Sirius versucht hat, Peter Pettigrew zu finden und die Wahrheit zu beweisen. Leider wurde Pettigrew nur von Professor Lupin, Harry, Ron und Hermine gesehen, und das Ministerium glaubte allen Vieren nicht. Daher ist Sirius' Unschuld noch immer nicht bewiesen und er ist noch immer auf der Flucht - und ich muss euch alle drei bitten, Stillschweigen darüber zu bewahren, dass er hier ist."
Eine minutenlange Stille folgte Dumbledores kurzer Ansprache. Chos Blicke glitten langsam zwischen Sirius, Harry, Ron, Hermine und Remus hin und her, Evelyn sah immer noch so aus, als verstünde sie nicht wirklich, was geschah und Hagrid schien angestrengt nachzudenken. Sirius hingegen saß stumm auf seinem Stuhl und wirkte so abwesend, als ginge ihn das alles nichts an, während Remus ihn besorgt musterte. Hagrid war der erste, der die Stille unterbrach. Er stand auf, räusperte sich und murmelte dann: "Ich verstehe es zwar immer noch nicht, aber ich glaube euch. Harry, du musst mir das mal irgendwann in Ruhe erklären." Dann ging er zu Sirius hinüber, ließ seine große Hand auf seine Schulter fallen und zog ihn aus seinem Stuhl hoch. Er druckste einen Moment lang unschlüssig, dann murmelte er: "Ich weiß am besten, wie es ist, unschuldig verdächtigt zu werden - und ich weiß auch, was es heißt, da hingebracht zu werden. Willkommen zurück!" Er hielt Sirius die Hand hin, und nach kurzem, überraschten Zögern ergriff Sirius sie. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht und er murmelte etwas, was nach einem Dank klang, dann sank er wieder auf seinen Stuhl.
Cho hatte die kurze Szene mit gerunzelter Stirn beobachtet. Jetzt sagte sie leise: "Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll - aber Sie haben versucht, uns vor den Dementoren zu schützen, nicht wahr, Mr. Black?" Sirius hob den Kopf und nickte kurz. Cho seufzte. "Was auch immer das alles heißen soll - ich werde nichts sagen." Ihre Freundin nickte hastig. "Ja, ich verstehe zwar nichts, aber ich sage auch nichts. Wenn Professor Dumbledore sagt, dass es in Ordnung ist, dann stimmt das auch." Dumbledore lächelte gütig. "Ich danke dir für dieses Vertrauen! - So, nach dem das geklärt wäre, wüsste ich aber trotzdem gerne, was genau geschehen ist."
Eine Viertelstunde später hatten sie einen weitgehend zusammenhängenden Bericht abgegeben. Zuerst hatte Cho gesprochen, dann hatte Harry seine Sichtweise erklärt und zum Abschluss hatte Remus noch in zwei Sätzen bestätigt, was er mitbekommen hatte. Professor Dumbledore nickte nachdenklich. "Als erstes müssen wir dafür sorgen, dass kein Schüler mehr das Schloss verlässt - Hagrid, wenn du möchtest, kannst du auch hier im Schloss ein Quartier bekommen." Hagrid schüttelte den Kopf, während Remus sagte: "Ich habe Francis in der Eingangshalle gelassen - sie wird keinen Schüler nach draußen lassen, zumindest nicht auf diesem Weg."
Dumbledore nickte. "Danke, Remus. Der nächste Schritt ist, dass wir die Lehrer aus dem Urlaub zurückrufen - und wir müssen Arabella und Mundungus informieren. Haben sie sich in Hogsmeade Zimmer genommen? Gut. Es müssen Patrouillen eingerichtet werden, und wir müssen die Ländereien mit noch mehr Schutzzaubern umgeben. Nach den Ferien darf sich kein Dementor mehr hier aufhalten, und nach Möglichkeit müssen wir auch ausschließen, dass sich nochmals einer hierher verirrt. - Gut, das wäre für den Moment alles, falls niemand mehr Fragen hat?" Allgemeines Kopfschütteln. Dumbledore nickte freundlich und sagte dann: "Gut, dann wünsche ich allen trotz der Ereignisse noch einen angenehmen Abend. Für die Schüler wäre es wohl am besten, bis zum Abendessen in die Gemeinschaftsräume zu gehen. Harry, Remus, Sirius - euch möchte ich gerne noch sprechen." Die drei nickten und blieben sitzen, während die anderen aufstanden, sich verabschiedeten und das Büro verließen. Ron drehte sich an der Tür noch einmal um. "Harry, sollen wir im Gemeinschaftsraum auf dich warten und dann zusammen zum Essen gehen?" Harry schüttelte den Kopf. "Nein, am besten treffen wir uns direkt in der Großen Halle. Bis später!"
Nachdem das Büro sich weitgehend geleert hatte, herrschte einen Moment Schweigen, dann sagte Dumbledore leise: "So, und jetzt erzählt mir, was mit euch los ist!" Harry und Remus sahen sich kurz an, dann wandten sie wie auf Kommando die Blicke zu Sirius. Dieser saß zusammengesunken am Tisch, das Gesicht in den Händen vergraben, und schwieg. Dumbledore wartete einen Moment, dann fragte er freundlich: "Sirius, gibt es ein Problem?" Sirius ließ plötzlich die Hände sinken und sah auf. Dann sagte er mit erstickter Stimme: "Problem? Ich bin das Problem! Ich bin hier, um Harry zu schützen und bringe nicht einmal mehr einen Patronus zustande!" "Sirius!" "Padfoot!" Harry und Remus waren gleichzeitig aufgesprungen. Remus, der näher bei Sirius saß, war mit zwei Schritten neben ihm, fasste ihn an den Schultern und zwang seinen Freund so, ihn anzusehen. "Padfoot, es ist nicht deine Schuld! Hör auf, dir für alles, was schiefgeht oder schiefgegangen ist, Vorwürfe zu machen! Niemand sonst hier tut das!"
Sirius lachte bitter. "Sicher, es ist nicht meine Schuld, dass ich nicht in der Lage bin, jemanden zu schützen - hör auf, Moony, das glaubst du doch selber nicht!" Remus seufzte leise. "Die Diskussion hatten wir schon ein paarmal, wenn ich mich recht erinnere. Und du solltest wissen, dass ich nichts sage, was ich nicht so meine. Bei Merlin, Sirius, du warst den Dementoren zwölf Jahre lang ausgesetzt - es wäre ein Wunder, wenn du noch auf Anhieb einen Patronus beschwören könntest! Immerhin hast du deine Sinne noch weit genug zusammen gehabt, um es zu versuchen - das ist mehr, als ich von jemandem in deiner Situation erwartet hätte!"
Jetzt ging auch Harry zu Sirius, setzte sich neben ihn und fasste nach seinem Handgelenk. "Sirius, Remus hat Recht - der Einzige, der dir hier Vorwürfe macht, bist du selber! Weißt du, was ich glaube? Du hast überhaupt nicht mehr genügend glückliche Erinnerungen, um einen echten Patronus zu beschwören, weil du die viel zu lange unterdrücken musstest. Ich habe das doch gestern abend gesehen, als du bei uns warst - unser Gemeinschaftsraum und der Schlafsaal haben dich an deine Schulzeit erinnert, nicht wahr? Und du bist gegangen, weil du vor glücklichen Erinnerungen Angst hast." Sirius sah Harry ungläubig an. "Wie kommst du denn darauf?"
Harry grinste. "Hey, vergiss nicht, wer hier der Patronus-Experte ist! Ich habe so oft mit Remus zusammen gearbeitet, dass ich inzwischen wirklich weiß, worauf es bei glücklichen Erinnerungen ankommt - und ich weiß von vor zwei Jahren, wie schwierig es ist, auf Anhieb welche zu finden. Komm schon, Sirius, wir trainieren dich - Remus besorgt einen neuen Boggart, und dann wird geübt. Und Remus hilft dir bestimmt, wieder ein paar glückliche Erinnerungen zu finden, nicht wahr?" Remus nickte. "Natürlich. Sirius, akzeptiere bitte endlich, dass du nicht einfach da weitermachen kannst, wo du vor vierzehn Jahren aufhören musstest - das ist ein langsamer Prozess, und den schaffst du nur, wenn du dir das immer wieder bewusst machst. Komm jetzt mit - ich habe in meinem Büro noch eine große Tafel Schokolade, die gehört dir - aber nur, wenn du aufhörst, in Selbstmitleid zu versinken!"
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Und? Wie war das? Bekomme ich wieder Reviews? Kritiken, Lobeshymnen, irgendwas? Biiiitteee!
Eine kleine Werbung noch in eigener Sache, für alle, die Englisch können und Order of the Phoenix gelesen haben: Wenn ff.net mich lässt, lade ich gleichzeitig mit diesem Kapitel eine kurze Englische Fic hoch, die sich mit dem Tod in HP 5 beschäftigt...
