Hui, ich bin insgesamt auf über hundert Reviews! Als danke schön gibt es jetzt auch zwei Kapitel auf einmal – auch als kleine Entschädigung dafür, dass es mit der Hauptstory dadurch erst mal nicht weitergeht.
Insgesamt wird der Rückblick wohl 4 Kapitel haben – und sorry für den Cliffi, aber ich brauche den Rückblick und ich brauche ihn an dieser Stelle!
Sameda: sorry, du weißt dass ich gemein bin – ich kann es tun und ich werde es tun ;-))
Thorin: schön, dass du überhaupt noch weiterliest, ich kann verstehen, wenn du wenig Zeit hast – das kenne ich irgendwoher...
Jenny: hi, schön dass du wieder dabei bist! Wie ich schon auf Samedas Review sagte: ich BIN gemein. Nein, eigentlich stimmt das nicht, es ging nicht anders. Dafür jetzt aber auch wieder zwei Kappis gleichzeitig, ich hoffe, das gleicht es etwas aus.
Auxia: Danke für dein Review, hier ist der Rückblick!
So, weiter im Text.
Ach ja, ich bin übrigens nicht J. K. Rowling, ich verdiene mit dieser Story kein Geld (schade eigentlich) und ich habe die meisten Charaktere nur schamlos geklaut!!!
Kapitel 28 – Tauch eine Weile bei Lupin unter I
In Remus' Büro herrschte eine solche Stille, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Professor Truman hockte noch immer vor dem Kamin, offenbar zu überrascht, um irgend etwas zu sagen. Remus war aufgestanden und sah – offenbar ganz bewusst – niemanden an, während er sich auf die Lippen biss, und Harry selbst stand etwas zurück, äußerst unangenehm berührt, dass er diese Szene miterlebt hatte.
Sein Blick wanderte zu Sirius, der sich gerade wieder zurückverwandelte. Im Gegensatz zu Professor Truman und Remus schien er keineswegs überrascht oder unsicher, als er zum Kamin trat. Er beugte sich zu Professor Truman hinunter legte ihr die Hand auf die Schulter. Als sie nicht reagierte, sagte er leise: "Francis, sieh mich an." Harry wünschte sich plötzlich sehr weit weg, und Remus schien es ähnlich zu gehen.
Professor Truman hob langsam den Kopf und sah Sirius an, der gelassen neben ihr stand und ihr seinen Zauberstab hinhielt – mit dem Griff voran. Professor Truman starrte ihn an, dann stand sie plötzlich auf und trat einen Schritt zurück. "Das kann ich nicht tun, Siri." Siri? Harry hätte gegrinst, wenn die Situation nicht so unangenehm gewesen wäre. Sein Pate hingegen grinste ganz offen. "Natürlich kannst du. Ich habe sowieso nicht viel Verwendung dafür, wenn ich auf vier Beinen unterwegs bin, und wenn du glaubst, dass ich es zulasse, dass du deinen Job für mich riskierst, dann kennst du mich nur halb so gut wie du immer behauptest." Professor Truman lächelte schmal. "Ich kenne dich besser als dir lieb sein dürfte, aber du kannst doch nicht ohne Schutz durch die Gegend laufen!" Sirius schüttelte den Kopf. "Mein Schutz ist meine Animagusgestalt. Und du kannst nicht für mich deine Zukunft riskieren. Nimm ihn und geh!"
Die junge Lehrerin seufzte und griff zögernd nach dem Zauberstab. Statt ihn einzustecken, behielt sie ihn jedoch in der Hand und befingerte ihn unsicher. "Bist du sicher?" Sirius nickte energisch. "Ganz sicher. Du hast noch eine halbe Stunde – das reicht, um nach Hogsmeade zu gehen ohne dich zu überschlagen. Allerdings nur, wenn du es jetzt tust." Professor Truman seufzte noch einmal und nickte dann. "In Ordnung, Siri. Es tut mir leid." "Das muss es nicht. Geh jetzt, bevor du zu spät kommst." Sie nickte, steckte den Zauberstab ein und wandte sich zur Tür.
"Ich begleite dich." Remus, der die ganze Zeit neben dem Kamin gestanden hatte, trat einen Schritt auf sie zu, aber Professor Truman schüttelte den Kopf. "Nein, das hier muss ich alleine machen, da ziehe ich dich nicht mit rein. Ich weiß nicht, was Lisande vorhat, aber wenn sie dich sehen wollte, hätte sie es gesagt. Und komm mir jetzt bitte nicht mit 'du läufst mir nicht alleine da draußen rum' – ich kann auf mich aufpassen, Remus." Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ schnell das Büro.
Remus seufzte und setzte sich schwerfällig auf das Sofa vor dem Kamin. Sirius trat neben ihm und tätschelte seine Schulter. "Mach dir keine Sorgen, Moony, ihr wird nichts passieren – sie kann wirklich auf sich aufpassen." Remus nickte. "Das weiß ich, Padfoot, aber ich mache mir trotzdem Sorgen.
Harry, es tut mir leid, dass du das hier mithören musstest." Harry schüttelte den Kopf, dann murmelte er: "Ist schon okay – mir tut es eher für euch leid. Aber – ich weiß, ich bin neugierig – was hat das mit deinem Zauberstab auf sich, Sirius? Ich habe das jetzt zum dritten Mal gehört. Was hat Professor Truman damit zu tun?" Sirius zuckte die Schultern, dann sagte er beiläufig: "Sie hatte Zugang zur Asservatenkammer des Ministeriums, also hat sie ihn mir besorgt." "Oh." Harry fühlte sich ziemlich naiv – eigentlich hätte er sich das nach allem, was er mitbekommen hatte, denken können. Er grinste verlegen, dann murmelte er: "Ist schon ziemlich spät – ich gehen wohl besser in den Gemeinschaftsraum zurück, bevor Ron 'ne Vermisstenanzeige aufgibt. Nacht Sirius, Remus!"
Nachdem Harry das Büro verlassen hatte, saßen Remus und Sirius noch lange zusammen. Sie sprachen nicht darüber, aber sie wussten, dass sie beide an das gleiche dachten: den vergangenen Sommer, den Sirius bei Remus und Francis verbracht hatte...
*
Ein bärengroßer, schwarzer Hund trottete langsam durch die einsame, hügelige Landschaft. Er schien nicht die besten Zeiten gesehen zu haben – zottiges Fell hin matt und schmutzig um seinen viel zu dünnen Körper, und sein Gang zeugte von Erschöpfung. Trotzdem lief er immer weiter, offenbar mit einem klaren Ziel.
Schließlich hielt er auf einem der Hügel an und sah sich um. Sein Ziel war nahe – er konnte bereits den kleinen Wald, an dessen Rand es auf einem flachen Hang lag, als dunklen Schatten in der Ferne erkennen. Es wurde auch Zeit – das Wetter, das bis zum späten Nachmittag heiß und sonnig gewesen war, verschlechterte sich rapide. Dunkle Wolken waren aufgezogen, und jetzt kam ein unangenehmer, warmer Wind auf, der in aggressiven Böen an seinem Fell zerrte. In der Ferne konnte man den ersten Donner hören.
Zwei Stunden später fielen die ersten Regentropfen, aber der Hund kümmerte sich nicht mehr darum – er hatte sein Ziel erreicht. Der kleine Wald lag jetzt direkt zu seiner Linken, und vor ihm, keine fünfzig Meter mehr entfernt, stand das Haus, das er gesucht hatte. Das Haus wirkte dunkel und abweisend, die Läden, ehemals dunkelgrün, jetzt aber von der Sonne ausgebleicht, waren fest verschlossen, und aus dem Kamin stieg kein Rauch auf.
Der Hund ließ sich von diesem Bild nicht abschrecken. Er lief direkt zur Vordertür, zu der zwei ausgetretene Steinstufen hochführten, dann setzte er sich auf die oberste Stufe, hob eine Vorderpfote und kratzte an der Tür.
Die Tür wurde fast sofort geöffnet. Ein goldener Lichtschein fiel auf die Stufen und den darauf sitzenden Hund, und sofort wirkte das Haus viel einladender, was durch seinen Besitzer, der in der Tür stand und lächelnd auf den Hund herabsah, noch verstärkt wurde.
"Komm herein, Padfoot." Oh ja, sehr viel einladender – Remus Lupin schien sich ehrlich zu freuen, dass er da war. Der Hund erhob sich und trottete, noch immer mit müden Schritten, ins Haus. Remus schloss hinter ihm die Tür und sah ihn schweigend an – und gleich darauf war der Hund verschwunden, und ein ebenso dünner und erschöpft aussehender Sirius Black stand in dem schmalen Korridor.
Die beiden Schulfreunde sahen sich einen Moment lang schweigend an, dann trat Remus einen Schritt auf Sirius zu und zog ihn, wie bereits vor einem Jahr in der Heulenden Hütte, ohne Vorwarnung in eine herzliche, brüderliche Umarmung, die Sirius zögernd erwiderte. Schließlich schob Remus ihn ein Stück zurück, musterte ihn kurz und sagte dann ruhig: "Ich nehme an, du hast Hunger – wir wussten nicht genau, wann du kommst, deshalb haben wir mit dem Essen gewartet." Sirius nickte, dann stutzte er. "Wir?" Jetzt stutzte auch Remus. "Ja, wir." Sein Blick wanderte zu der schmalen Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte, dann fragte er leise: "Hat Dumbledore dir nichts gesagt?" Sirius folgte dem Blick seines Freundes. Auf der untersten Stufe der Treppe stand eine junge Frau in einem hellgrünen Muggelsommerkleid, ein herzliches Lächeln auf den Lippen. Sirius hatte den Eindruck, dass er sie schon einmal gesehen haben musste, aber wo? Und weshalb war sie – das konnte doch nur eins bedeuten.
"Du bist verheiratet?" Remus sah ihn einen Moment lang irritiert an, dann fing er an zu lachen. "Sirius, du weißt genau so gut wie ich, dass ich nicht heiraten darf. Und eigentlich dachte ich, dass du dich an Francis erinnern müsstest." Francis, natürlich. Remus' kleine Halbschwester, die sie erst in ihrem siebten Schuljahr kennengelernt hatten. Das Mädchen, das für sämtliche Marauders so etwas wie eine kleine Schwester geworden war. Sirius wandte langsam den Kopf in ihre Richtung, dann senkte er den Blick und murmelte: "Entschuldige, Francis, ich... meine Erinnerung ist nicht..." "Das ist schon in Ordnung, Sirius, im Gegensatz zu Remus bin ich mir durchaus darüber bewusst, dass ich mich verändert habe." Sie verließ die Treppe und kam auf Sirius zu, und gleich darauf fand er sich zum zweiten Mal an diesem Abend in einer herzlichen Umarmung wieder. "Willkommen, Sirius."
Dann ließ Francis ihn wieder los und lächelte ihn mit funkelnden Augen an. "Das Essen ist in zwanzig Minuten fertig – du möchtest dich sicher noch schnell frisch machen. Wenn mich jemand sucht, ich bin in der Küche." Sie zwinkerte den beiden zu und verschwand durch eine der Türen. Sirius wandte den Blick wieder Remus zu und sagte mit fast amüsiertem Unterton: "Wie ich sehe, hat sie noch immer ihre charmante Art. Das war eine sehr diplomatische Formulierung um auszudrücken, dass ich stinke." Remus lächelte zurück. "Ich nehme an, du hattest in letzter Zeit nicht oft die Gelegenheit für ein Bad. Komm mit, ich habe dir ein paar Sachen rausgelegt."
Er führte Sirius zu einer weiteren Tür, hinter der, wie Sirius wusste, eine Treppe nach unten führte. Eine kurze Erinnerung blitzte auf – die Marauders hatten in den Ferien nach ihrem fünften Schuljahr vier Wochen bei Remus und seinem Vater verbracht...
"Remus, zeig deinen Freunden dein Zimmer. Wenn ihr euch ein bisschen eingerichtet habt, können wir essen." Remus nickte und öffnete eine Tür, hinter der eine Treppe nach unten führte. "Nach euch." Peter sah Remus mit einem entsetzten Blick an. "Dein Zimmer ist im Keller?" Remus Lippen zuckten kurz. "Ja, habe ich euch das noch nicht erzählt? Vater besteht darauf." Mr. Lupin nickte, dann sagte er mit flacher Stimme. "Er verdient nichts anderes." Sirius warf James einen kurzen, skeptischen Blick zu, den James mit hochgezogenen Augenbrauen erwiderte. Irgend etwas stimmte hier doch nicht!
Sirius stieg als erster die Treppe hinunter. Sie führte in einen kleinen Flur, von dem drei Türen – zwei aus dunklem Holz, eine, die linke, aus Stahl – abgingen. Sirius beäugte die Stahltür neugierig. "Was ist da hinter?" "Mein Zimmer." Jetzt wurde auch Sirius langsam unbehaglich zumute. Konnte es sein, dass Remus sie jahrelang angelogen hatte, wenn er ihnen von dem guten Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater erzählte? Sirius öffnete die Tür. Dahinter lag ein komplett leerer, fensterloser Raum. Das einzige Licht fiel durch die Tür hinein, und in dieser schlechten Beleuchtung konnte Sirius an den Wänden Krallenspuren erkennen. Er drehte sich zu Remus um, der direkt hinter ihm stand, und zog fragend die Augenbrauen hoch. "Dein Zimmer?" Remus zuckte die Schultern. "Naja, einmal im Monat. Normalerweise schlafe ich eine Tür weiter." Sirius warf ihm einen misstrauischen Blick zu, den Remus unschuldig erwiderte, dann öffnete er die mittlere der drei Türen.
"Wow!" Sirius wusste nicht, womit er gerechnet hatte, aber ganz sicher nicht hiermit. Der Raum, in dem er jetzt stand, war etwas größer als das Wohnzimmer eine Etage höher, das sie nach ihrer Ankunft kurz gesehen hatten. Die Wand, die der Tür gegenüberlag, war eine einzige Fensterfront, – vom Boden bis zur Decke – durch die der Raum hell und freundlich wirkte, und dahinter lag ein halb verwilderter Garten. Das Haus, das von vorne zweistöckig aussah, musste in den Hang gebaut sein, so dass es tatsächlich dreistöckig war.
James drängte sich an Sirius vorbei, musterte den Raum mit einem kurzen Blick und pfiff dann durch die Zähne, während Peter nur sprachlos auf die deckenhohen Fenster starrte. Remus grinste verschmitzt. Hinter ihnen trat Mr. Lupin ein und lächelte genauso verschmitzt wie sein Sohn. "Ich sagte doch, etwas anderes verdient er nicht – das hier ist der schönste Raum im ganzen Haus." Sirius grinste zurück. "Wäre ich nicht drauf gekommen. Und was ist hinter der dritten Tür?" "Das Bad. Ist nicht groß, nur Toilette und Dusche, aber ich muss nicht immer durchs ganze Haus laufen. Nur wenn ich baden will, muss ich in den ersten Stock rauf."
Das Bad war wirklich nicht groß, aber es war das beste, was Sirius in den vergangenen Jahren gesehen hatte. Remus hatte ihm Handtücher und sogar frische Roben hingelegt, wofür Sirius mehr als dankbar war. Egal, ob sie richtig passten – sie waren mit Sicherheit um Längen besser als die alten, zerlumpten Roben, die er momentan noch trug.
Sirius beeilte sich, besagte Lumpen abzulegen, drehte die Dusche auf und trat dankbar unter den warmen Wasserstrahl. Einige Minuten lang blieb er einfach so stehen, und genoss die Dusche, dann griff er schließlich nach dem Shampoo und begann, sich die Haare zu waschen. Das Wasser, das aus ihnen herauslief, war grau.
Sirius verzog das Gesicht. Kein Wunder, dass Francis ihn sanft, aber bestimmt aufgefordert hatte, zu duschen, bevor er sich in der Küche sehen ließ. Er wollte lieber gar nicht so genau wissen, wie er auf sie gewirkt haben musste.
Gut zehn Minuten später klopfte jemand leise an die Tür. "Sirius? Darf ich reinkommen?" Sirius wandte den Blick zur Tür. Typisch Remus, er würde niemals eine Tür öffnen, ohne vorher höflich anzufragen. Sirius lächelte leicht. "Sicher, komm rein." Die Tür öffnete sich einen Spalt breit und Remus steckte den Kopf herein. Als er sah, dass Sirius bereits wieder vollständig angezogen war, lächelte er ebenfalls. "Oh gut, du bist fertig. Das Essen ebenfalls." Sirius lächelte zurück. "Gut, ich komme." Er strich sich die immer noch zu langen und ziemlich feuchten Haare aus dem Gesicht, dann folgte er seinem Freund aus dem Bad und die Treppe hoch.
Als Sirius den Flur betrat, wurde er fast von dem Geruch nach Braten überwältigt, und sein Magen gab ein lautes Knurren von sich. Er hatte sich in den letzten Tagen nicht lange mit der Suche nach etwas Essbarem aufgehalten, und wann er das letzte Mal wirklich gutes Essen gehabt hatte, konnte er nicht mehr sagen. Am ehesten kamen da noch die Lebensmittel heran, die Harry ihm während seines Aufenthaltes in der Höhle hinter Hogsmeade gesandt hatte.
Aber dabei hatte es sich immer – zwangsweise – um kalte Speisen gehandelt. Jetzt aber roch es nach Braten, der frisch aus dem Ofen kam. Sirius beschleunigte unbewusst seinen Schritt, während Remus ihn mit halb besorgtem, halb amüsiertem Blick beobachtete.
Die Küche sah noch genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte – nicht besonders groß, aber gemütlich und einladend. In der Mitte stand ein quadratischer Tisch mit vier Stühlen, der jetzt mit einfachen Keramiktellern und Besteck mit dunklen Holzgriffen für drei Personen gedeckt war. Was Sirius allerdings viel mehr interessierte, war die große Platte mit Braten, die in der Mitte des Tisches stand. Die daneben stehenden Schüssel mit Gemüse fesselte seinen Blick nicht so sehr, ebensowenig wie die zweite, mit Bratkartoffeln gefüllte Schüssel.
Francis, die gerade mit gezücktem Zauberstab eine Karaffe mit einer hellen Flüssigkeit zum Tisch balancierte, sah auf und lächelte, als die beiden Männer eintraten. "Gutes Timing – setzt euch!" Sie ließ den Krug vorsichtig auf die Tischplatte sinken, steckte den Zauberstab weg und schenkte dann reihum Butterbier ein. Dann griff sie nach Sirius' Teller und füllte ihn mit einer großzügigen Portion Braten, Gemüse und Bratkartoffeln, bevor sie auch Remus und schließlich sich selber bediente.
Während des Essens sprach kaum jemand. Sirius war viel zu ausgehungert, um Zeit und Energie mit Reden zu vergeuden, und auch Remus und Francis schienen keinen Bedarf an einer Unterhaltung zu haben. Sirius bemerkte nebenbei, dass Francis kaum etwas aß, während Remus mit dem gleichen Appetit aß, den er schon immer an den Tag gelegt hatte.
"Miauuu!" Eine zierliche, helle Katze mit schokofarbenem Gesicht strich langsam an Sirius Stuhl entlang. Dann blieb sie einen Moment lang vor dem freien Stuhl sitzen, schien ihn nachdenklich zu betrachten, setzte dann zu einem eleganten Sprung auf die Sitzfläche an – und rutschte ab.
Sirius Hand blieb auf halbem Weg zwischen Teller und Mund hängen. Eine Katze, die abrutschte? Wo gab es denn so was?
Remus und Francis hingegen schienen nicht besonders überrascht. Francis unterdrückte lediglich ein Kichern, während Remus die Augen mit der Hand bedeckte, den Kopf schüttelte und "Ach Moussa, sei nicht immer so ein Trottel!" seufzte, woraufhin Francis ihm einen gespielt bösen Blick zuwarf. "He, sei nett zu meinem Miez, er ist ein älterer Herr!" Sie beugte sich zu dem mit eindeutig peinlich berührtem Gesichtsausdruck auf dem Boden sitzenden Tierchen, fasste es am Nackenfell und hob es auf ihrem Schoß. Dann fragte sie in einem hellen Singsang: "Na, Trottelchen, musstest du nachschauen kommen, was hier los ist? Du bist ein neugieriger kleiner Miezekater, nicht wahr?" "Mauhuuu!" Es klang eindeutig nach Protest. Sirius grinste. Er konnte sich noch gut an die Katze erinnern, die Francis in Hogwarts besessen hatte – die gleiche Rasse, aber es konnte kaum das gleiche Tier sein – war die andere nicht ein Weibchen gewesen?
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sah Francis zu Sirius und fragte lächelnd. "Kannst du dich noch an seine Mutter erinnern – Galadriel? Sie ist zweiundzwanzig Jahre alt geworden, aber so trottelig wie Moussa war sie nie!" Sirius lächelte zurück und nickte. Richtig, Galadriel hatte das Tierchen geheißen.
Moussa nutzte gerade die Unaufmerksamkeit seines Frauchens, um ein Pfötchen auf den Tisch zu legen und mit der Nase langsam immer weiter in Richtung der Bratenplatte vorzudringen – aber da hatte er die Rechnung ohne Remus gemacht. "Moussa, nein!" Der Tonfall war nicht laut, aber sehr energisch – und Moussa schien sehr genau zu wissen, was das zu bedeuten hatte, jedenfalls zogen sich Pfötchen und Nase wieder zurück, und Remus wurde aus einem Paar runder, blauer Augen unschuldig angesehen. Sirius grinste. "Hast du auf die Weise auch deine Schüler in den Griff bekommen?" Remus grinste zurück. "So in etwa." Er musterte den Tisch, die weitgehend leeren Teller und Schüsseln, und fragte dann: "Wollen wir uns ins Wohnzimmer setzen?"
*
Remus musterte seinen Freund besorgt. Er hatte ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen – und damals auch nur für kurze Zeit – aber er hatte eigentlich gehofft, ihn in einem besseren Zustand wiederzusehen. Aber wahrscheinlich war diese Hoffnung utopisch gewesen. Sirius war schließlich noch immer auf der Flucht vor dem Ministerium, und das Leben in einer Berghöhle trug nicht gerade dazu bei, den allgemeinen Zustand eines Mannes zu verbessern. Trotzdem war es erschreckend, wie blass und dünn er aussah, als er jetzt auf der Couch saß – und welch eine Müdigkeit in seinen Augen stand. Dieser Ausdruck konnte nicht nur durch den langen, erschöpfenden Weg zu Remus hervorgebracht werden sein – er ging tiefer, zeugte von einer grundlegenden, körperlichen und seelischen Erschöpfung.
Francis hatte die beiden Männer allein gelassen – unter dem Vorwand, die Küche aufzuräumen, aber keiner von beiden hatte sich täuschen lassen. Remus war dankbar für ihr Einfühlungsvermögen – allein ihre Anwesenheit hatte Sirius offenbar sehr überrascht, und wahrscheinlich war es besser, wenn sie den ersten Abend ungestört verbringen konnten.
"Sirius – was ist beim Turnier wirklich passiert?" Remus stellte die Frage leise, fast zurückhaltend. War es gut, Sirius sofort damit zu bestürmen, oder sollte er ihm besser erst etwas Ruhe gönnen? Andererseits war es wahrscheinlich auch keine Hilfe, wenn Sirius noch länger allein mit allem klarkommen musste, das war schon viel zu lange so.
Sirius hob langsam den Kopf und sah Remus mit seinen erschreckend stumpfen Augen an. Dann fragte er ebenso leise: "Wieviel weißt du?" Remus zuckte die Schultern. "Wenig, um ehrlich zu sein. Dumbledore hat mir eine Eule geschickt, wollte aber nicht ins Detail gehen – er meinte, es wäre besser, wenn du es mir erzählst. Ich weiß nur, dass Harry mal wieder entkommen ist – knapp, wenn ich mich nicht irre – und dass jemand gestorben ist. Oh ja, und dass Moody nicht Moody war."
Sirius nickte langsam, dann sagte er: "Kennst du Cedric Diggory?" Remus überlegte einen Moment lang. "Cedric Diggory? Warte – Hufflepuff, sechstes Jahr – müsste dieses Jahr seinen Abschluss gemacht haben, nicht wahr? Hat er nicht auch Quidditch gespielt?" Sirius nickte wieder langsam. "Ja, das war Diggory." Einen Moment lang herrschte völlige Stille, dann flüsterte Remus. "Oh Padfoot, nein, sag nicht, dass er – Cedric ist tot?" Sirius lehnte sich auf der Couch zurück und seufzte, bevor er zum drittenmal nickte. Dann fuhr er sich mit den Händen über das Gesicht, strich sich die Haare aus den Augen und begann widerstrebend, Remus zu erzählen, was er vom Turnier wusste.
Nachdem Sirius geendet hatte, saßen die beiden Freunde lange Zeit schweigend zusammen. Dann fragte Remus vorsichtig: "Und – wie geht es Harry jetzt?" Sirius zuckte die Achseln. "Als ich gegangen bin, war er noch im Krankenflügel. Körperlich ist er in Ordnung, würde ich sagen, aber ich weiß nicht, wie er das alles verkraften wird. Ich meine, er hat gerade miterlebt, wie ein Schulkamerad getötet worden ist – einfach so, nur weil er da war..." Sirius brach ab und starrte blicklos vor sich hin, dann flüsterte er: "Wenn ich das, was Harry nicht gesagt hat, richtig verstanden habe, dann macht er sich Vorwürfe, weil er darauf bestanden hat, dass er und Cedric den Pokal gemeinsam nahmen – und ich hatte nicht einmal die Zeit, um bei ihm zu bleiben und mit ihm darüber zu sprechen, verdammt!" Er ließ sich nach vorne sinken, stützte die Ellenbogen auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen.
Remus schwieg – was konnte er sagen, um Sirius zu beruhigen? Es war nur natürlich, dass er sich Sorgen um seinen Patensohn machte, und nichts, was Remus auch sagen mochte, würde daran etwas ändern, zumal Remus sich ähnlich sorgte.
Statt dessen setzte er sich neben seinen Freund und legte ihm einen Arm um die Schultern. Sirius versteifte sich kurz, entspannte sich aber genauso schnell auch wieder und machte keine Anstalten, der Berührung zu entgehen.
*
Sirius sah erst wieder auf, als die Wohnzimmertür leise geöffnet wurde und Francis den Raum betrat. Er saß noch immer auf der Couch, Remus' Arm lag noch immer um seine Schulter, und obwohl die Erinnerung an die vergangenen Tage ihn noch immer quälte, fühlte Sirius sich endlich nicht mehr allein. Nicht mehr allein, wie er es in den letzten zwei Jahren gewesen war – nur aufrecht gehalten durch den Gedanken, Harry zu schützen und an Wormtail Rache zu nehmen.
Francis lächelte die beiden Freunde an, dann sagte sie leise: "Die Küche ist fertig – und ich gehe jetzt schlafen, kleine Mädchen müssen morgen früh aufstehen. Ich habe Lisande versprochen, dass ich spätestens um sieben im Büro bin." Sirius richtete sich auf der Couch auf und zwang die düsteren Gedanken zur Seite. Er war Francis dankbar für die Ablenkung, und war gern bereit, sich noch weiter ablenken zu lassen.
"Wo arbeitest du?" Francis lächelte. "Ich bin im Ministerium. Abteilung für magische Strafverfolgung."
"WIE BITTE?!?" Sirius war innerhalb eines Sekundenbruchteils auf den Beinen und bis zum anderen Ende des Raumes zurückgewichen. Seine Arme hingen an seinen Seiten herunter, die Hände zu Fäusten geballt. "Du arbeitest wo?" Francis wich ebenfalls einen Schritt zurück, plötzlich blass geworden. "Was – was hast du, Sirius?" "Padfoot!" Remus war ebenfalls aufgestanden und zu Sirius getreten. "Beruhige dich, es ist alles in Ordnung, Francis wird dich nicht verraten." Sirius wandte das Gesicht Remus zu. "Nicht verraten? Moony, sie arbeitet genau in der Abteilung, vor der ich mich seit zwei Jahren verstecke, und du sagst, SIE WIRD MICH NICHT VERRATEN?" Seine Stimme klang wie ein Knurren, aber Remus ließ sich davon nicht einschüchtern. "Francis ist die Einzige, die immer an deine Unschuld geglaubt hat, Padfoot. IMMER. Und ja, ich sage, dass sie dich nicht verraten wird, auch wenn sie im Ministerium arbeitet. Hab' ein bisschen Vertrauen, Padfoot – wenn schon nicht zu uns, dann wenigstens zu Dumbledore – oder glaubst du, er hätte dich ausgerechnet hierher geschickt, wenn er befürchten müsste, dass Francis dich verrät?"
Sirius zwang sich zu ein paar langsamen, tiefen Atemzügen, dann nickte er langsam. "Entschuldige," murmelte er, "es war nur – ich meine – ich war überrascht." Francis nickte, schon wieder lächelnd. "Ist schon gut, wir hätten dich vorwarnen sollen. Gute Nacht, ihr zwei." Sie lächelte beiden noch einmal zu und verließ dann leise das Wohnzimmer. Sirius starrte ihr nach, die Augen verschleiert. Seine Hände waren noch immer so fest zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervorstanden.
Remus seufzte leise. Er hatte befürchtet, dass Sirius nicht begeistert reagieren würde, wenn er von Francis' Job erfuhr, aber er hatte nicht geglaubt, dass es so schnell geschehen würde. Er legte Sirius wieder die Hand auf die Schulter und war froh, als Sirius nicht zurückzuckte. "Padfoot, es ist spät – wir sollten auch schlafen gehen." Sirius nickte und wandte langsam seinen Blick wieder Remus zu. "Ja, vielleicht sollten wir das." Remus lächelte aufmunternd. "Ich habe ein zweites Bett in mein Schlafzimmer gestellt – ich hoffe, es macht dir nichts aus." Sirius zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln, auch wenn es recht schief ausfiel, und sagte in einem zwanghaften Versuch zu scherzen: "Ich habe dein Schnarchen sieben Jahre lang ertragen, da werde ich es jetzt auch wieder schaffen." Remus grinste ihn an. Normalerweise hätte sich aus dieser Bemerkung ein längerer, freundschaftlicher Streit darüber, ob Remus schnarchte oder nicht, ergeben, aber Remus beließ es lieber dabei – sie waren an diesem Abend wohl beide zu angespannt dafür.
Sirius betrat das Schlafzimmer hinter Remus. Er nahm den Raum mit der großen Fensterfront und den beiden Betten – offenbar hatte Remus das alte Ehebett seiner Eltern in zwei Einzelbetten verwandelt, die jetzt im rechten Winkel zueinander in einer Ecke standen – kaum wahr; er war noch zu abgelenkt von den Ereignissen des Abends. Remus mochte sich zwar sicher sein, dass Francis an seine Unschuld glaubte, aber Sirius hatte in den letzten Jahren auf die harte Tour gelernt, dass Vertrauen nicht immer angebracht war, und manchmal ausgerechnet diejenigen, denen man es am wenigsten zutraute, zum Verräter wurden.
Er seufzte leise, als er sich hinlegte und die Decke eng um sich zog. Draußen war es noch immer warm, trotz des Gewitters, dass seit zwei Stunden über dem Haus tobte, aber durch die Bauweise des Hauses in den Berg hinein blieb es in Remus' Schlafzimmer immer kühl.
Als Sirius' Kopf das Kissen berührte, merkte er erst wieder, wie müde er war. Nach dem Abendessen hatte er Mühe gehabt, die Augen offenzuhalten, aber die Erinnerung an das Trimagische Turnier und seine eigene, erzwungene Tatenlosigkeit sowie anschließend die Konfrontation mit Francis' Arbeit hatten ihn vorübergehend wieder gründlich aufgeweckt.
Jetzt allerdings kam die Müdigkeit mit einem Schlag zurück.
Sein letzter Gedanke, bevor ihm die Augen endgültig zufielen, war "Francis arbeitet in der Abteilung für Magische Strafverfolgung!"
--------------------------
Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich...
