Heute aus Zeitmangel mal keine Danksagungen und kein Disclaimer - folgt
beides nach dem nächsten Kapitel.
Eins noch vorab: ich bin jetzt erst mal für eine gute Woche im Urlaub, das nächste Update könnte also etwas dauern...
Kapitel 32 - Ermittlungsergebnisse
Harry wachte mit dem ärgerlichen Gedanken auf, dass die Ferien vorbei waren - an diesem Tag begann wieder der Unterricht. Als er sich aufsetzte, drehte sich im Nachbarbett Ron um, blinzelte und verzog das Gesicht. "Mist, Schule," murmelte er müde, bevor auch er sich aufsetzte und herzhaft gähnte. Harry nickte. "Jaaah - ist dir mal aufgefallen, dass wir nur noch gut zwei Monate bis zu den Prüfungen haben?" Ron stöhnte. "Erinnere mich nicht daran! Hermine hatte gestern abend nichts besseres zu tun, als mich zu fragen, was wir in den Ferien alles gelernt haben!" Harry grinste. Hermine war am Vortag spät nachmittags wieder nach Hogwarts gekommen, mit der Nachricht, dass es ihren Eltern gut ging und sie auch den Schock gut verkraftet hatten, und es wunderte Harry kein bisschen, dass ihre ersten Fragen sofort wieder den Schularbeiten gegolten hatten.
Später am Frühstückstisch fing Hermine auch wieder damit an: "Ich habe meine ganzen Aufzeichnungen für Geschichte der Zauberei auswendig gelernt - ich hoffe, ich kann das alles noch bis zu den Prüfungen, dann muss ich direkt vorher nicht ganz so viel für dieses Fach wiederholen - und weil es ja recht ähnlich ist, habe ich auch für Geschichte der dunklen Künste viel wiederholt..." "Oh Hermine, halt die Klappe, ja? Es reicht schon, dass wir Binns heute nachmittag ertragen müssen!" Seamus Finnigan ließ sich stöhnend in den Sitz gegenüber von Hermine fallen und griff nach einem Brötchen, während Hermine ihm einen bösen Blick zuwarf. "Ich wette, du hast in den Ferien gar nichts getan, oder?" Seamus grinste. Er war einer der wenigen Schüler, die in den Osterferien nach Hause gefahren waren. "Richtig - aber es sind ja auch noch über zwei Monate bis zu den Prüfungen, Zeit genug zum Lernen." Hermine verdrehte die Augen, wurde aber, bevor sie etwas sagen konnte, von den Posteulen abgelenkt und konnte gerade noch verhindern, dass die Eule, die ihren Tagespropheten lieferte, in ihrem Haferbrei landete. Hermine schüttelte den Kopf und schlug die Zeitung auf.
DEATH EATER-ÜBERFALL AUF ST: MUNGOS-HOSPITAL - MINISTERIUM MELDET ACHT FESTNAHMEN!
Hermine stieß Ron und Harry, die zu beiden Seiten neben ihr saßen, an und deutete auf die Überschrift. Ron verschluckte sich und spuckte einen Teil seines Kürbissaftes wieder in den Becher. "Oh verdammt," murmelte er, "jetzt legen die aber los, was?" Harry nickte nur, während er bereits anfing, den Artikel zu lesen:
In den frühen Morgenstunden zu gestern konnte das Ministerium einen
Erfolg verzeichnen, der wohl seit langem überfällig war. Nach Angaben
von Miss Lisande Career, Leiterin der Abteilung für magische
Strafverfolgung, wurde durch einen Zufall bekannt, dass ein Angriff
der Death Eater auf das Hospital geplant war. Die derzeit dort
behandelten Patienten konnten daher zum großen Teil rechtzeitig
evakuiert werden, während die Stationen mit den schweren, nicht
transportfähigen Fällen unter Bewachung gestellt wurden.
Im Rahmen der Aktion konnten acht Personen festgenommen werden,
während ein kleiner Teil der am Überfall Beteiligten noch rechtzeitig
disapparierte und so der Festnahme entging. Laut Miss Career wird
derzeit noch die Identität der Verhafteten geklärt. Es handelt sich
nach ersten Informationen nicht um Mitglieder des inneren Kreises um
Sie-wissen-schon-wen, aber allein die Tatsache, dass weitere
Gewalttaten verhindert werden konnten ist ein Erfolg, der Sie-wissen-
schon-wen schwächen dürfte und von dem wir nur hoffen können, dass er
wiederholt werden kann.
Die drei Gryffindors warfen sich kurze Blicke zu, dann seufzte Hermine und legte die Zeitung wieder zur Seite. "War ja typisch," murmelte sie, "die großen trifft es natürlich nicht." Sie seufzte nochmals, warf einen Blick auf die Uhr und sprang dann auf. "Wir müssen los, ich will auf keinen Fall zu spät zu Arithmantik kommen!"
*
Der Unterricht verlief an diesem Tag wie immer und endete schließlich nach einer Geschichtsstunde, in der der geisterhafte Lehrer es tatsächlich geschafft hatte, noch einschläfernder als üblich zu sein. Harry gähnte herzhaft und streckte sich, als sie endlich den Klassenraum verlassen konnten, dann eilte er in seinen Schlafsaal, um sich für das Quidditch- Training umzuziehen. Das Spiel gegen Slytherin fand in einer Woche statt, und Alicia hatte für jeden Tag Training angesetzt. Auch wenn Gryffindor sich bereits für das Finale qualifiziert hatte, wollten sie kein Risiko eingehen - und sie alle wollten lieber gegen Ravenclaw im Finale stehen als gegen Slytherin. Ron begleitete Harry zum Spielfeld, um dem Training zuzusehen - und um Hermine zu entgehen, die bereits Pläne machte, um mit ihm und Harry den Prüfungsstoff zu wiederholen.
Das Training verlief gut, und die Spieler waren äußerst zufrieden mit sich, als sie sich zum Abendessen in der Großen Halle einfanden. Dort allerdings wartete eine Überraschung auf sie. Am Lehrertisch saß, zwischen Professor Dumbledore und McGonagall, eine junge Frau in Pepita-Roben - Miss Career. Als alle Schüler anwesend waren, erhob sich Professor Dumbledore. "Ihr seid wahrscheinlich überrascht, dass wir heute abend einen Gast haben. Für alle, die sie noch nicht kennen, möchte ich Miss Career vorstellen. Sie ist Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung im Ministerium und heute abend hier, um euch über die aktuellen Ereignisse aufzuklären. Warum sie das hier und persönlich tut, wird sie euch selber erzählen. Ich möchte euch daher bitten, nach dem Essen auf euren Plätzen zu bleiben, es handelt sich hier um eine Pflichtveranstaltung. Haut rein!"
Harry warf einen unbehaglichen Blick zum Lehrertisch, wo Remus und Professor Truman die Köpfe zusammengesteckt hatten und tuschelten. Neben Remus lag wie üblich Sirius in seiner Hundegestalt. Er hatte den Kopf gehoben und lauschte offenbar aufmerksam der Unterhaltung zwischen Remus und dessen Schwester. Harry biss sich auf die Lippen. Was war denn jetzt schon wieder los? Die Anwesenheit der Abteilungsleiterin gefiel ihm nicht, insbesondere nicht im Zusammenhang mit den Ereignissen des Vorabends. Er hatte es bisher nicht geschafft, mit Remus, Sirius oder Professor Truman zu sprechen und hatte daher keine Ahnung, ob letztere Sirius' Zauberstab an Miss Career übergeben hatte oder was zwischen den beiden noch vorgefallen sein mochte. Und auch Remus und Professor Truman schienen nicht besonders begeistert, wenn man nach ihrem Verhalten urteilen wollte.
Harry versuchte, sich auf sein Essen zu konzentrieren, aber es wollte ihm nicht richtig schmecken - er wusste am Ende noch nicht einmal, was er überhaupt gegessen hatte. Auch Ron und Hermine schienen nicht wirklich konzentriert. Beide warfen immer wieder kurze Blicke zum Lehrertisch und stocherten in ihrem Essen herum. Schließlich lehnte sich Ron zu Harry hinüber, winkte Hermine, sich anzuschließen, und flüsterte dann: "Was kann sie bloß hier wollen? Ob sie etwas weiß?" Hermine zuckte die Schultern. "Es ist schon komisch, dass sie ausgerechnet heute kommt - Harry, was wollte sie noch genau von Professor Truman?" Harry sah sich kurz um, ob auch wirklich kein anderer zuhörte, und flüsterte dann zurück: "Sie wollte, dass Professor Truman ihr Sirius' Zauberstab gibt - sie hat gesagt, dass sie wüsste, dass sie ihn genommen hat und dass sie ihr den Job retten könnte, wenn sie ihn wiederbekommt." Hermine nickte nachdenklich, dann wurde sie blass. "Oh mein Gott - mir fällt da gerade etwas ein. Es gibt da einen ziemlich alten und ziemlich komplexen Spruch - wo habe ich das bloß gelesen? - mit dem man anhand des Zauberspruchs seinen Besitzer orten kann. Ich glaube, dieser Spruch ist ziemlich unbekannt und sehr, sehr schwer durchzuführen, aber wahrscheinlich kennt man ihn in ihrer Abteilung!"
Harry hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz stehenbleiben. Wenn das tatsächlich ihre Absicht war - aber warum hatte sie Sirius dann anbieten lassen, sich mit ihm zu treffen? - Andererseits hatte er abgelehnt... Das Blut rauschte in Harrys Ohren, und für einen Moment nahm er die große Halle mit all ihrem Lärm nicht mehr wahr, bis jemand ihn scharf in die Seite stieß und Hermines Stimme "Harry, hör zu!" zischte. Harry schüttelte mühsam die blinde Panik, die ihn erfasst hatte, ab und wandte sich wieder seinen Freunden zu, die offenbar gerade heiß diskutierten. "Hermine, das ist völliger Blödsinn - ich meine, wenn sie diesen Spruch kennen würden, dann hätten sie ihn längst benutzt - sie hatten Sirius' Zauberstab immerhin vierzehn Jahre lang zur Verfügung, oder?"
Harry hätte seinen Freund umarmen können. Natürlich, so musste es sein. Aber Hermine zerstörte seine Hoffnungen sofort wieder. "Ron, die haben, wenn ich alles richtig verstanden habe, vierzehn Jahre lang nichts an Sirius' Fall getan außer nach seiner Flucht Steckbriefe auszuhängen und die Bevölkerung vor ihm zu warnen - aber jetzt hat die Abteilung eine neue Leiterin, und seit sie da ist, ist in wenigen Monaten mehr passiert als in den ganzen vierzehn Jahren davor! Was, wenn sie plötzlich über diesen Spruch gestolpert ist? Ich habe ihn ja auch erst vor kurzem gelesen - wenn ich nur wüsste, wo!"
Die Diskussion der drei wurde abrupt unterbrochen, als das Essen endete. Professor Dumbledore erhob sich noch einmal kurz, bat um Ruhe und übergab dann das Wort an Miss Career, die sich ebenfalls erhob. Vor ihr auf dem Tisch lagen einige Blätter, die, wie Harry vermutete, Notizen enthielten, aber wie sich schnell herausstellte war Miss Career gut auf ihre Ansprache vorbereitet und brauchte die Blätter nicht. Jetzt ließ sie ihren Blick einmal kurz über die versammelten Schüler schweifen und begann dann, mit ruhiger, klarer Stimme zu sprechen.
"Guten Abend, allerseits. Vermutlich wundert ihr euch, weshalb ich mich entschieden habe, hierher zu kommen um euch über die aktuellen Ereignisse zu informieren. Ich werde später zu diesem Punkt kommen, und ich habe eine längere Einleitung, um diesen Punkt deutlich zu machen, deswegen möchte ich euch um etwas Geduld bitten. Wie ihr sicherlich alle wisst, ist Voldemort wieder auf dem Weg an die Macht, auch wenn das vom Ministerium einige Zeit lang verleugnet worden ist. Wahrscheinlich habt ihr auch alle mitbekommen, dass es gestern einen Überfall auf das St.-Mungos-Hospital gegeben hat, der aber Gott sei Dank durch Zufall rechtzeitig bekannt wurde und deshalb verhindert werden konnte. Gleichzeitig sind uns einige Festnahmen gelungen. Bevor ich hierzu ins Detail gehe, möchte ich aber noch einmal weit in die Vergangenheit greifen, und zwar an den Tag, an dem Voldemort das letzte Mal geschlagen wurde. Wie ihr alle wisst, sitzt derjenige, dem wir das zu verdanken haben, hier unter uns." Ihr Blick fiel auf Harry, und sie nickte ihm kurz zu. Harry errötete - er hasst diese Art von Aufmerksamkeit - wandte den Blick aber nicht ab.
Miss Career lächelte, dann fuhr sie fort: "Ebenfalls dürfte euch allen bekannt sein, dass Harrys Eltern an diesem Tag gestorben sind. Was den meisten nicht bekannt sein dürfte ist die Tatsache, dass der vor fast drei Jahren entflohene Azkaban-Häftling Sirius Black für den Verrat an den Potters verhaftet wurde. Es war bekannt, dass Black Geheimniswahrer für die Potters war, und daher konnte nur er ihren Aufenthalt an Voldemort verraten haben. Black wurde verhaftet, nachdem er von einem weiteren Freund, Peter Pettigrew, im Muggel-London gestellt wurde. Er hat ihn sowie zwölf Muggel mit einem einzigen Fluch getötet und wurde noch am Tatort festgenommen." Sie schwieg einen Moment um Luft zu holen. Harry starrte sie entsetzt an. Hatte Miss Career nicht vor wenigen Tagen noch behauptet, dass sie ihnen glaubte? Warum erzählte sie dann jetzt diese Geschichte? Seine Befürchtungen kamen mit einem Schlag zurück, und er musste sich zusammenreißen, um weiter ruhig zuzuhören.
Die Hexe ließ ihren Blick wieder über die Schüler gleiten, die ihr gespannt zuhörten. Sicherlich war allen diese Geschichte in groben Zügen bekannt, und da Sirius Black nach seiner Flucht zweimal in Hogwarts eingedrungen war, waren sie alle daran interessiert, welchen Hintergrund Miss Career nun enthüllte. Sie lächelte leicht und sprach dann ebenso ruhig weiter. "Ihr fragt euch sicherlich immer noch, weshalb ich das hier erzähle. Nun, uns sind in den letzten Tagen einige Ermittlungen gelungen, die seit Jahren be- und verhindert wurden. Die Geschichte, die ich euch erzählen möchte, hat hier ihren Anfang genommen, und sie soll deshalb auch hier enden. Ich bin bereits seit Monaten davon überzeugt, dass sich Sirius Black wieder in unmittelbarer Nähe von Hogwarts aufhält, und gestern ist mir endlich der Beweis hierfür gelungen. Ich möchte euch aber bitten, Ruhe zu bewahren - ich kann euch versichern, dass sich keiner von euch in unmittelbarer Gefahr befindet."
Aufgeregtes Stimmengewirr klang auf, und Harry wurde blass und sah demonstrativ vom Lehrertisch weg. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sowohl Remus als auch Sirius unbeweglich dasaßen, beide offenbar ebenfalls bemüht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Harry spürte den plötzlichen Drang aufzuspringen und Sirius aus der Halle zu zerren, wusste aber gleichzeitig, dass dieses das Dümmste war, was er tun konnte. Nachdem er einigermaßen die Fassung zurückerlangt hatte, sah er wieder zu Miss Career und konzentrierte sich darauf, was sie zu sagen hatte.
Miss Career wartete einen Augenblick, bis sich das Gerede gelegt hatte, dann fuhr sie fort: "Die Geschichte, die ich euch heute erzählen möchte, ist eine Geschichte von Freundschaft, Vertrauen und Verrat, und ich erzähle sie euch um euch zu zeigen, wie sehr man sich in einem Menschen irren kann. Wie ich also bereits sagte, hatten die Potters sich für den Fidelius-Zauber entschieden - die genaueren Gründe hierfür sind belanglos. Belassen wir es dabei, dass ihnen bewusst war, dass Voldemort sie verfolgte. Für alle, die diesen Zauber nicht kennen: Es handelt sich um einen sehr komplexen Zauber, der ein Geheimnis in einer einzelnen, lebenden Seele einschließt. Solange der Geheimniswahrer Stillschweigen bewahrt, ist das Geheimnis sicher.
Leider ist die Wahl der Potters auf einen falschen Freund gefallen, der sie direkt an Voldemort verraten hat. Der engste Freundeskreis der Potters bestand aus drei jungen Männern. Einen davon kennt ihr alle - es ist euer Professor Lupin." Sie nickte Remus kurz mit einem freundlichen Lächeln zu, bevor sie fortfuhr: "Die anderen beiden Namen habe ich bereits erwähnt: Sirius Black und Peter Pettigrew. Black ist vor drei Jahren aus Azkaban entflohen, Pettigrew kam vor fünfzehn Jahren ums Leben. Das war unser Wissensstand bis vor zwei Jahren. Damals wurde eine andere Version der Geschichte bekannt, erzählt von drei Schülern und einem Lehrer dieser Schule: Black sollte unschuldig sein, der wahre Täter Pettigrew, der danach untergetaucht sei. Diese Geschichte wurde vom Ministerium nicht geglaubt."
Sie holte tief Luft, dann setzte sie leise hinzu: "Ich muss leider gestehen, dass vom Ministerium und insbesondere meinem Vorgänger grobe Fehler in diesem Fall begangen worden sind. Die Bereitschaft, die Aussagen wenigstens zu untersuchen, hat völlig gefehlt. Ich habe im Verlauf der vergangenen Monate versucht, die Aussagen zu protokollieren und einen Beweis für die Richtigkeit oder Falschheit zu finden, aber es war mir unmöglich. Ohne Sirius Blacks eigene Aussage - die niemals eingeholt wurde - konnten die Fakten nicht ermittelt werden. Ich möchte für alle, die die Geschichte nicht komplett kennen, jetzt noch einmal wiederholen, was damals wirklich geschehen sein soll: Peter Pettigrew wurde anstelle von Sirius Black als Geheimniswahrer der Potters eingesetzt - weil er nie ein großer Zauberer und seine Wahl die unwahrscheinlichste und damit sicherste war. Pettigrew war allerdings seit langem ein Death Eater und verriet die Potters an Voldemort. Die Begegnung zwischen Black und Pettigrew fand tatsächlich statt, allerdings war es nicht Black, der den tödlichen Fluch aussprach, sondern Pettigrew. Dieser war ein nicht registrierter Animagus, so dass er sich in eine Ratte verwandeln und im allgemeinen Chaos in der Kanalisation verschwinden konnte."
Miss Career schwieg noch einmal. In der Großen Halle war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Schließlich lächelte die junge Frau und sagte laut und klar in die Stille hinein: "Gestern morgen wurden bei dem Überfall auf das St.-Mungos-Hospital acht Death Eater verhaftet. Gestern nachmittag waren die Identifizierungen aller acht Personen abgeschlossen. Einer von ihnen ist Peter Pettigrew."
Harry starrte Miss Career mit offenem Mund an, während in der Großen Halle wieder einmal Getuschel ausbrach. Hatte er richtig gehört? Hatte sie gerade tatsächlich gesagt, dass Wormtail verhaftet und identifiziert war? Sein Blick glitt zu Remus, der mit blassem Gesicht, aber lächelnd neben seiner Schwester saß, die ebenso blass war und krampfhaft seine Hand umklammert hielt. Unter dem Tisch lag Sirius in Gestalt des großen, schwarzen Hundes, den Kopf in den Pfoten vergraben.
Miss Career hob die Hand und bat um Ruhe. "Ich weiß, dass euch das sehr überraschen dürfte, aber ich bin noch nicht am Ende angekommen. Pettigrew wurde gestern unter dem Einfluss von Veritaserum vernommen und hat die Geschichte vollständig bestätigt. Er war tatsächlich der Geheimniswahrer der Potters - eingesetzt im letzten Moment, damit alle glaubten, Black sei tatsächlich Geheimniswahrer, und damit der Falsche verfolgt wurde. Er hat tatsächlich das Geheimnis, das ihm anvertraut wurde, an Voldemort verraten und später zwölf Muggel getötet und die Schuld sehr geschickt Black zugeschoben. Bleibt die Frage, warum und vor allen Dingen wie ein derart durchschnittlich begabter Zauberer sich entschieden hat, ein nicht registrierter Animagus zu werden. Die Antwort ist einfach. Verzeihen Sie, Professor McGonagall, das wird sie jetzt schocken, aber Pettigrew war nicht der einzige, der unter Ihrer Nase und ohne Anleitung ein Animagus wurde. Auch James Potter und Sirius Black haben sich hierfür entschieden - um ihrem Freund, der ein Werwolf ist, in Vollmondnächten Gesellschaft leisten zu können. Verzeih mir Remus, ich musste das hier erwähnen." Remus nickte nur stumm. Dass er ein Werwolf war, war schließlich kein Geheimnis mehr.
Miss Career atmete einmal tief durch, dann sagte sie mit fester Stimme: "Wie ihr seht, wurden damals Fehler über Fehler gemacht und ich kann und will das Ministerium hierfür nicht entschuldigen. Sirius Black wurde ohne Gerichtsverhandlung, ja sogar ohne Vernehmung unter Veritaserum, nach Azkaban gebracht, wo er zwölf Jahre unschuldig verbracht hat, bis ihm die Flucht gelungen ist."
"Und warum ist er dann vor zwei Jahren in Hogwarts eingebrochen?" Miss Career wandte sich zum Slytherin-Tisch und sah Malfoy, der diese Frage in einem Ton gestellt hatte, der genau verriet, wie sehr er sich über diese Entwicklung der Dinge ärgerte, direkt an. "Das ist eine Frage, die ebenfalls vor zwei Jahren beantwortet wurde. Er hatte herausgefunden, dass Peter Pettigrew sich hier aufhielt - als Haustier eines Gryffindor-Schülers - und sein Ziel war es, seinen Patensohn Harry zu beschützen. Ich will nicht entschuldigen, auf welche Weise er versucht hat, dieses Ziel zu erreichen und gebe auch gern zu, dass er sich hierdurch tatsächlich strafbar gemacht hat - aber ich würde sagen, dass sich die Strafe dafür mit den zwölf Jahren Azkaban sicherlich problemlos verrechnen lassen wird. Sirius Black ist gestern abend durch Unterschrift von Minister Fudge von allen Vorwürfen freigesprochen worden." Sie machte noch einmal eine kleine Pause, die Malfoy sofort wieder nutzte:
"Und wer garantiert uns, dass Black in Azkaban nicht verrückt geworden ist und die Angriffe gar nicht Potter sondern allen Schülern galten?!" Miss Career lächelte. "Ich. Vorhin habe ich gesagt, dass ich den Beweis gefunden habe, dass Sirius Black sich in unmittelbarer Nähe von Hogwarts aufhält. Ich gehe jetzt noch einen Schritt weiter und sage, dass er sich seit Beginn dieses Schuljahres nicht nur in der Nähe, sondern im Schloss selber aufhält - wie ich vermute, mit Wissen und Einverständnis, wenn nicht sogar auf Einladung, von Professor Dumbledore - und dass ihr ihn täglich hier gesehen habt. Der Beweis war recht einfach zu führen, nachdem ich erst einmal wusste, dass er ein Animagus ist, und nachdem ich seine Gestalt kannte."
In der Halle wurde es wieder einmal mucksmäuschenstill, als Miss Career sich umwandte und neben Remus trat. Sie wandte den Blick zum Boden und sagte dann laut: "Mr. Black, ich habe Ihnen im Lauf des Jahres mehrmals anbieten lassen, sich mit mir zu treffen. Da Sie - aus leider verständlichen Gründen - das Vertrauen dafür nicht aufgebracht haben, sehe ich mich leider gezwungen, das Ganze etwas öffentlicher zu gestalten. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ihre gewöhnliche Gestalt anzunehmen - ich kann Ihnen Ihren Zauberstab nur wiedergeben, wenn Sie über Hände verfügen, um ihn anzunehmen und mir den Empfang zu quittieren!"
Die Atmosphäre in der Großen Halle war so gespannt, dass man die Spannung fast fühlen konnte. Harry saß starr am Gryffindor-Tisch, von den Ereignissen völlig überrumpelt. Oben am Lehrertisch trat langsam der große Hund unter dem Tisch hervor gleich darauf stand Sirius Miss Career gegenüber. Ein leiser Aufschrei ging durch die Halle, den die beiden Personen, die im Zentrum der Aufmerksamkeit standen, jedoch ignorierten. Miss Career lächelte und reichte Sirius die Hand. "Mr. Black, ich weiß, dass Sie nicht für das entschädigt werden können, was Sie in den letzten fünfzehn Jahren ertragen mussten, erst recht nicht durch Worte, aber ich möchte mich trotzdem im Namen des Ministeriums dafür entschuldigen."
Sirius nickte lediglich und nahm die angebotene Hand. Miss Career lächelte noch immer und fuhr dann fort: "Sie haben gehört, dass Minister Fudge Sie per Unterschrift von allen Vorwürfen freigesprochen hat - ich möchte Ihnen hiermit als Symbol für die Wiedereinsetzung in sämtliche Rechte und Besitztümer Ihren Zauberstab zurückgeben. Er wurde nur konfisziert, aber niemals zerbrochen, und hat bis gestern in unserer Asservatenkammer gelegen." Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu den Sirius mit einem winzigen Zucken der Mundwinkel, von dem Harry sicher war, dass es den meisten entgangen war, beantwortete. Dann sagte er leise, aber trotzdem deutlich hörbar: "Ich danke Ihnen, Miss Career. Ich weiß, dass Sie stets versucht haben, einfach nur die Wahrheit herauszufinden - und ich möchte mich entschuldigen, dass ich Ihnen nicht vertraut habe."
Miss Career lächelte und öffnete den Mund zu einer Antwort, kam aber nicht mehr dazu, sie zu geben, denn plötzlich schien die Halle zu explodieren. Die ersten die aufsprangen, trampelten, klatschten und Sirius' Namen brüllten, waren die Weasley-Zwillinge, dicht gefolgt von Angelina, Ron, Ginny, Harry und Hermine. Fast gleichzeitig sprangen am Ravenclaw-Tisch Cho und ihre Freundin Evelyn auf, während sich am Lehrertisch Hagrid erhob und Miss Career freundlich, aber bestimmt zur Seite schob. Dann fasste er Sirius' Hand und schüttelte sie erst so kräftig, dass Harry um das Schultergelenk seines Paten zu fürchten begann, und zog Sirius dann in eine Umarmung, die das Schlimmste für dessen Rippen befürchten ließ. Nach dieser Sympathiebezeugung waren auch die restlichen Schüler nicht mehr zu halten. An den Gryffindor-, Ravenclaw- und Hufflepuff-Tischen brach das absolute Chaos aus, nur der Slytherin-Tisch blieb totenstill. Harry fing ganz kurz einen Blick voll reiner Wut von Malfoy auf, bevor die auf- und abhüpfenden Schüler der anderen Tische ihm die Sicht verstellten, und grinste. DAS war sicherlich nicht im Sinne der Death Eater!
Harry jubelte eine Weile mit den anderen Schülern, dann drängte er sich zum Lehrertisch vor, an dem Sirius mittlerweile belagert wurde. Als Harry bei Sirius ankam, trat ihm Professor McGonagall in den Weg und musterte Sirius mit strengen Blicken. "So, Black - Sie und Potter haben sich also illegal dazu entschlossen, Animagi zu werden?" Sirius nickte nur. Die Lehrerin sah ihn missbilligend an. "Nun, etwas anderes hätte man von Ihnen beiden ja auch kaum erwarten können. Sirius, ich bin so stolz!"
Sirius starrte seine ehemalige Lehrerin einen Moment lang sprachlos an, dann grinste er plötzlich und sagte halb scherzhaft, halb ernst: "Tut mir wirklich leid, Professor, aber wir konnten Ihnen wirklich schlecht was davon erzählen. Aber vielleicht verstehen Sie jetzt, warum wir anderen nach Vollmondnächten immer genauso müde waren wie Moo - äh, Remus." Professor McGonagall lächelte, aber Harry wartete ihre Antwort nicht mehr ab, sondern drängte sich endgültig zu Sirius durch und umarmte ihn herzlich. "Sirius, ich bin so froh!" Seine Stimmt klang erstickt, und er hoffte, dass alle davon ausgehen würden, dass lediglich die Tatsache, dass er gegen Sirius' Schulter sprach, dafür verantwortlich war. Sein Pate antwortete ihm nicht, drückte aber seine Schulter so fest, dass es weh tat. Harry interessierte das nicht, er war im Moment einfach nur glücklich, endlich offen neben Sirius stehen zu können, ohne als Lügner hingestellt zu werden.
Plötzlich versteifte sich Sirius' Arm um seine Schultern und Harry sah überrascht auf. Sirius Blick, der bisher völlig überrascht und überwältigt gewesen war, offenbarte jetzt fast einen Anflug von Panik, als er in Richtung der Haustische sah. Harry runzelte die Stirn. "Sirius, was ist los?" Sirius' Stimme war ein kaum hörbares Flüstern als er antwortete: "Ich muss hier raus." Harry löste sich aus Sirius' Griff und sah ebenfalls zu den Tischen. Was er da sah, überraschte ihn. Die Schüler, die immer noch einen gewaltigen Lärm veranstalteten, hatten angefangen, in Richtung des Lehrertisches zu drängen. "Komm mit." Harry drehte sich um und sah Remus direkt neben Sirius stehen, eine Hand auf dessen Schulter. Offenbar hatte er ihren kurzen Austausch mitgehört und war nun bemüht, seinem Freund nach all der Aufregung etwas Ruhe zu verschaffen. "Hier entlang." Dumbledores Stimme. Auch der Direktor schien der Ansicht zu sein, dass Sirius besser von den Schülermassen ferngehalten werden sollte - oder besser gesagt, diese von ihm. Harry fühlte eine Hand auf seiner Schulter und wurde, zusammen mit seinem Paten, auf die Tür hinter dem Lehrertisch zugeschoben. Gleich darauf fand er sich in demselben Raum wieder, in dem vor über einem Jahr die Schulchampions nach der Auswahl durch den Feuerkelch versammelt gewesen waren. Jemand schloss die Tür, und als Harry aufsah, stellte er fest, dass außer Sirius und ihm nur Remus, Professor Truman und Miss Career im Raum waren. Letztere lehnte schweigend an der Tür und schien unsicher, ob sie bleiben sollte.
Harry wandte seine Aufmerksamkeit wieder Sirius zu, der in einen Sessel gesunken war und das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Remus stand schweigend neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter, während Professor Truman gerade mit schnellen, kleinen Schritten den Raum durchquerte und sich vor Sirius kniete. Sie griff sanft nach seinen Handgelenken und versuchte vorsichtig, seine Hände fortzuziehen. Sirius wehrte sie nicht ab, ließ die Hände sinken und sah sie mit einem leicht ungläubigen Ausdruck an. Professor Truman lächelte, dann sagte sie leise: "Es stimmt, Siri - du bist frei." Sirius nickte langsam, dann flüsterte er. "Frei..." Und dann beugte er sich plötzlich vor, zog die junge Frau in eine enge Umarmung und küsste sie.
Harry spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss und sah hastig weg. In dem Versuch, irgend jemand anderen als seinen Paten und seine Lehrerin anzusehen, traf sein Blick auf Remus' der ebenfalls bemüht schien, das Paar nicht anzusehen. Allerdings war sein Blick eher amüsiert als peinlich berührt, und er zwinkerte Harry kurz zu. Harry musste lächeln - es war ja nicht so, dass er es seinem Paten nicht gegönnt hätte... Sein Blick schweifte weiter und fiel auf Miss Career, die immer noch an der Tür lehnte, die Arme über der Brust gekreuzt. Auch auf ihren Lippen lag ein leises Lächeln - gleichzeitig glücklich und, wie Harry fand, ein kleines bisschen sehnsüchtig.
Harrys Aufmerksamkeit wurde wieder von der Ministeriumshexe abgelenkt, als Remus sich leise räusperte und Sirius auf die Schulter tippte. "Ich störe euch ja nur äußerst ungern, aber ich würde euch vielleicht doch empfehlen, eure - ähm - Aktivitäten auf später und vor allem in ein etwas privateres Umfeld zu verlegen. Ich glaube, es gibt hier noch einen gewissen Gesprächsbedarf." Sirius ließ offenbar nur sehr widerstrebend von Professor Truman ab, stand aber auf und nickte. Dann murmelte er leise: "Entschuldige, Francis." Die Lehrerin lächelte und zwinkerte ihm zu. Harry hatte nicht den Eindruck, dass sie Sirius böse war...
"Remus hat Recht - ich würde euch ja auch lieber allein lassen, aber es gibt wirklich noch einige Dinge, die besprochen werden müssen, Sirius - ich darf doch du sagen, oder?" Miss Career hatte sich von der Tür gelöst und trat jetzt ein paar Schritte auf Sirius zu. Dieser nickte. "Sicher - obwohl du es eigentlich ja nicht verdient hast." Miss Career zog eine Augenbraue hoch. "Nicht? Was habe ich dir denn getan?" Sirius grinste. "Das fragst du noch? Glaub' ja nicht, dass ich dir verziehen habe, bloß weil ein paar Jahre vergangen sind..." Miss Career sah ihn fragend an. "Sirius, wovon redest du? Oh nein - sag nichts, ich glaube ich weiß es!" Sie grinste, zuckte die Schultern und sagte dann: "Tut mir ja wirklich leid, dass dein Gryffindor-Stolz nicht darüber hinwegkommt, aber euer Team war wirklich unter aller Kanone!" Sirius grinste zurück. "Ich werde es dir trotzdem nie verzeihen." Miss Career seufzte theatralisch. "Männer! Pack sie bei ihrer Sportlerehre und sie werden zu kleinen Kindern! - Trotzdem, Sirius, wir haben wichtigere Dinge zu besprechen als Quidditch-Meisterschaften."
Sirius nickte. "Ich weiß. Danke, Lisande." Miss Career lächelte. "Bedanke dich nicht bei mir, ich habe nur meinen Job gemacht. Wirklich weitergeholfen haben dir Francis, weil sie mich auf deine Akte angesetzt hat, und Remus, Harry, Ron und Hermine, weil sie dir deine Geschichte geglaubt haben. Naja, und in gewisser Weise auch Peter Pettigrew, weil er dumm genug war, sich von uns erwischen zu lassen." Sie nahm am Tisch Platz und griff nach ihrer Aktentasche. "Okay, werden wir dienstlich. Sirius, würdest du dich zu mir setzen? Ich habe hier einiges an Formularen, die von dir unterschrieben werden müssen - oh, und ich war so frei, dir ein paar Antragsformulare mitzubringen - hier zum Beispiel, dass ist der Antrag auf Vormundschaft für Harry. So, was haben wir denn hier? Ah ja, das ist der Freispruch - einmal bitte hier quittieren, dass ich ihn dir ausgehändigt habe. Oh ja, und die Quittung für den Zauberstab musst du auch noch unterschreiben. Und das hier..."
Das war genau der Moment, in dem Harry abschaltete...
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Sirius ist frei! *Wild im Raum rumhüpft und Moussa knuddelt...
Ursprünglich hatte ich dieses Kapitel als Showdown geplant und es wäre dementsprechend erst zum Ende der Geschichte gekommen, aber dann habe ich mir überlegt, dass ich klassisch angefangen habe und deshalb auch klassisch aufhören werde.
Also werden jetzt noch ein paar Kapitel mit Quidditch, Prüfungen und ein paar Beziehungsproblemen kommen, und dann der große, klassische Showdown (hoffe ich...)
Ach übrigens - auch wenn ich jetzt erst mal im Urlaub bin, lasst euch nicht von schönen, langen Reviews abhalten! Wie gesagt, beim nächsten Kapitel werden die auch wieder beantwortet...
Eins noch vorab: ich bin jetzt erst mal für eine gute Woche im Urlaub, das nächste Update könnte also etwas dauern...
Kapitel 32 - Ermittlungsergebnisse
Harry wachte mit dem ärgerlichen Gedanken auf, dass die Ferien vorbei waren - an diesem Tag begann wieder der Unterricht. Als er sich aufsetzte, drehte sich im Nachbarbett Ron um, blinzelte und verzog das Gesicht. "Mist, Schule," murmelte er müde, bevor auch er sich aufsetzte und herzhaft gähnte. Harry nickte. "Jaaah - ist dir mal aufgefallen, dass wir nur noch gut zwei Monate bis zu den Prüfungen haben?" Ron stöhnte. "Erinnere mich nicht daran! Hermine hatte gestern abend nichts besseres zu tun, als mich zu fragen, was wir in den Ferien alles gelernt haben!" Harry grinste. Hermine war am Vortag spät nachmittags wieder nach Hogwarts gekommen, mit der Nachricht, dass es ihren Eltern gut ging und sie auch den Schock gut verkraftet hatten, und es wunderte Harry kein bisschen, dass ihre ersten Fragen sofort wieder den Schularbeiten gegolten hatten.
Später am Frühstückstisch fing Hermine auch wieder damit an: "Ich habe meine ganzen Aufzeichnungen für Geschichte der Zauberei auswendig gelernt - ich hoffe, ich kann das alles noch bis zu den Prüfungen, dann muss ich direkt vorher nicht ganz so viel für dieses Fach wiederholen - und weil es ja recht ähnlich ist, habe ich auch für Geschichte der dunklen Künste viel wiederholt..." "Oh Hermine, halt die Klappe, ja? Es reicht schon, dass wir Binns heute nachmittag ertragen müssen!" Seamus Finnigan ließ sich stöhnend in den Sitz gegenüber von Hermine fallen und griff nach einem Brötchen, während Hermine ihm einen bösen Blick zuwarf. "Ich wette, du hast in den Ferien gar nichts getan, oder?" Seamus grinste. Er war einer der wenigen Schüler, die in den Osterferien nach Hause gefahren waren. "Richtig - aber es sind ja auch noch über zwei Monate bis zu den Prüfungen, Zeit genug zum Lernen." Hermine verdrehte die Augen, wurde aber, bevor sie etwas sagen konnte, von den Posteulen abgelenkt und konnte gerade noch verhindern, dass die Eule, die ihren Tagespropheten lieferte, in ihrem Haferbrei landete. Hermine schüttelte den Kopf und schlug die Zeitung auf.
DEATH EATER-ÜBERFALL AUF ST: MUNGOS-HOSPITAL - MINISTERIUM MELDET ACHT FESTNAHMEN!
Hermine stieß Ron und Harry, die zu beiden Seiten neben ihr saßen, an und deutete auf die Überschrift. Ron verschluckte sich und spuckte einen Teil seines Kürbissaftes wieder in den Becher. "Oh verdammt," murmelte er, "jetzt legen die aber los, was?" Harry nickte nur, während er bereits anfing, den Artikel zu lesen:
In den frühen Morgenstunden zu gestern konnte das Ministerium einen
Erfolg verzeichnen, der wohl seit langem überfällig war. Nach Angaben
von Miss Lisande Career, Leiterin der Abteilung für magische
Strafverfolgung, wurde durch einen Zufall bekannt, dass ein Angriff
der Death Eater auf das Hospital geplant war. Die derzeit dort
behandelten Patienten konnten daher zum großen Teil rechtzeitig
evakuiert werden, während die Stationen mit den schweren, nicht
transportfähigen Fällen unter Bewachung gestellt wurden.
Im Rahmen der Aktion konnten acht Personen festgenommen werden,
während ein kleiner Teil der am Überfall Beteiligten noch rechtzeitig
disapparierte und so der Festnahme entging. Laut Miss Career wird
derzeit noch die Identität der Verhafteten geklärt. Es handelt sich
nach ersten Informationen nicht um Mitglieder des inneren Kreises um
Sie-wissen-schon-wen, aber allein die Tatsache, dass weitere
Gewalttaten verhindert werden konnten ist ein Erfolg, der Sie-wissen-
schon-wen schwächen dürfte und von dem wir nur hoffen können, dass er
wiederholt werden kann.
Die drei Gryffindors warfen sich kurze Blicke zu, dann seufzte Hermine und legte die Zeitung wieder zur Seite. "War ja typisch," murmelte sie, "die großen trifft es natürlich nicht." Sie seufzte nochmals, warf einen Blick auf die Uhr und sprang dann auf. "Wir müssen los, ich will auf keinen Fall zu spät zu Arithmantik kommen!"
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Der Unterricht verlief an diesem Tag wie immer und endete schließlich nach einer Geschichtsstunde, in der der geisterhafte Lehrer es tatsächlich geschafft hatte, noch einschläfernder als üblich zu sein. Harry gähnte herzhaft und streckte sich, als sie endlich den Klassenraum verlassen konnten, dann eilte er in seinen Schlafsaal, um sich für das Quidditch- Training umzuziehen. Das Spiel gegen Slytherin fand in einer Woche statt, und Alicia hatte für jeden Tag Training angesetzt. Auch wenn Gryffindor sich bereits für das Finale qualifiziert hatte, wollten sie kein Risiko eingehen - und sie alle wollten lieber gegen Ravenclaw im Finale stehen als gegen Slytherin. Ron begleitete Harry zum Spielfeld, um dem Training zuzusehen - und um Hermine zu entgehen, die bereits Pläne machte, um mit ihm und Harry den Prüfungsstoff zu wiederholen.
Das Training verlief gut, und die Spieler waren äußerst zufrieden mit sich, als sie sich zum Abendessen in der Großen Halle einfanden. Dort allerdings wartete eine Überraschung auf sie. Am Lehrertisch saß, zwischen Professor Dumbledore und McGonagall, eine junge Frau in Pepita-Roben - Miss Career. Als alle Schüler anwesend waren, erhob sich Professor Dumbledore. "Ihr seid wahrscheinlich überrascht, dass wir heute abend einen Gast haben. Für alle, die sie noch nicht kennen, möchte ich Miss Career vorstellen. Sie ist Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung im Ministerium und heute abend hier, um euch über die aktuellen Ereignisse aufzuklären. Warum sie das hier und persönlich tut, wird sie euch selber erzählen. Ich möchte euch daher bitten, nach dem Essen auf euren Plätzen zu bleiben, es handelt sich hier um eine Pflichtveranstaltung. Haut rein!"
Harry warf einen unbehaglichen Blick zum Lehrertisch, wo Remus und Professor Truman die Köpfe zusammengesteckt hatten und tuschelten. Neben Remus lag wie üblich Sirius in seiner Hundegestalt. Er hatte den Kopf gehoben und lauschte offenbar aufmerksam der Unterhaltung zwischen Remus und dessen Schwester. Harry biss sich auf die Lippen. Was war denn jetzt schon wieder los? Die Anwesenheit der Abteilungsleiterin gefiel ihm nicht, insbesondere nicht im Zusammenhang mit den Ereignissen des Vorabends. Er hatte es bisher nicht geschafft, mit Remus, Sirius oder Professor Truman zu sprechen und hatte daher keine Ahnung, ob letztere Sirius' Zauberstab an Miss Career übergeben hatte oder was zwischen den beiden noch vorgefallen sein mochte. Und auch Remus und Professor Truman schienen nicht besonders begeistert, wenn man nach ihrem Verhalten urteilen wollte.
Harry versuchte, sich auf sein Essen zu konzentrieren, aber es wollte ihm nicht richtig schmecken - er wusste am Ende noch nicht einmal, was er überhaupt gegessen hatte. Auch Ron und Hermine schienen nicht wirklich konzentriert. Beide warfen immer wieder kurze Blicke zum Lehrertisch und stocherten in ihrem Essen herum. Schließlich lehnte sich Ron zu Harry hinüber, winkte Hermine, sich anzuschließen, und flüsterte dann: "Was kann sie bloß hier wollen? Ob sie etwas weiß?" Hermine zuckte die Schultern. "Es ist schon komisch, dass sie ausgerechnet heute kommt - Harry, was wollte sie noch genau von Professor Truman?" Harry sah sich kurz um, ob auch wirklich kein anderer zuhörte, und flüsterte dann zurück: "Sie wollte, dass Professor Truman ihr Sirius' Zauberstab gibt - sie hat gesagt, dass sie wüsste, dass sie ihn genommen hat und dass sie ihr den Job retten könnte, wenn sie ihn wiederbekommt." Hermine nickte nachdenklich, dann wurde sie blass. "Oh mein Gott - mir fällt da gerade etwas ein. Es gibt da einen ziemlich alten und ziemlich komplexen Spruch - wo habe ich das bloß gelesen? - mit dem man anhand des Zauberspruchs seinen Besitzer orten kann. Ich glaube, dieser Spruch ist ziemlich unbekannt und sehr, sehr schwer durchzuführen, aber wahrscheinlich kennt man ihn in ihrer Abteilung!"
Harry hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz stehenbleiben. Wenn das tatsächlich ihre Absicht war - aber warum hatte sie Sirius dann anbieten lassen, sich mit ihm zu treffen? - Andererseits hatte er abgelehnt... Das Blut rauschte in Harrys Ohren, und für einen Moment nahm er die große Halle mit all ihrem Lärm nicht mehr wahr, bis jemand ihn scharf in die Seite stieß und Hermines Stimme "Harry, hör zu!" zischte. Harry schüttelte mühsam die blinde Panik, die ihn erfasst hatte, ab und wandte sich wieder seinen Freunden zu, die offenbar gerade heiß diskutierten. "Hermine, das ist völliger Blödsinn - ich meine, wenn sie diesen Spruch kennen würden, dann hätten sie ihn längst benutzt - sie hatten Sirius' Zauberstab immerhin vierzehn Jahre lang zur Verfügung, oder?"
Harry hätte seinen Freund umarmen können. Natürlich, so musste es sein. Aber Hermine zerstörte seine Hoffnungen sofort wieder. "Ron, die haben, wenn ich alles richtig verstanden habe, vierzehn Jahre lang nichts an Sirius' Fall getan außer nach seiner Flucht Steckbriefe auszuhängen und die Bevölkerung vor ihm zu warnen - aber jetzt hat die Abteilung eine neue Leiterin, und seit sie da ist, ist in wenigen Monaten mehr passiert als in den ganzen vierzehn Jahren davor! Was, wenn sie plötzlich über diesen Spruch gestolpert ist? Ich habe ihn ja auch erst vor kurzem gelesen - wenn ich nur wüsste, wo!"
Die Diskussion der drei wurde abrupt unterbrochen, als das Essen endete. Professor Dumbledore erhob sich noch einmal kurz, bat um Ruhe und übergab dann das Wort an Miss Career, die sich ebenfalls erhob. Vor ihr auf dem Tisch lagen einige Blätter, die, wie Harry vermutete, Notizen enthielten, aber wie sich schnell herausstellte war Miss Career gut auf ihre Ansprache vorbereitet und brauchte die Blätter nicht. Jetzt ließ sie ihren Blick einmal kurz über die versammelten Schüler schweifen und begann dann, mit ruhiger, klarer Stimme zu sprechen.
"Guten Abend, allerseits. Vermutlich wundert ihr euch, weshalb ich mich entschieden habe, hierher zu kommen um euch über die aktuellen Ereignisse zu informieren. Ich werde später zu diesem Punkt kommen, und ich habe eine längere Einleitung, um diesen Punkt deutlich zu machen, deswegen möchte ich euch um etwas Geduld bitten. Wie ihr sicherlich alle wisst, ist Voldemort wieder auf dem Weg an die Macht, auch wenn das vom Ministerium einige Zeit lang verleugnet worden ist. Wahrscheinlich habt ihr auch alle mitbekommen, dass es gestern einen Überfall auf das St.-Mungos-Hospital gegeben hat, der aber Gott sei Dank durch Zufall rechtzeitig bekannt wurde und deshalb verhindert werden konnte. Gleichzeitig sind uns einige Festnahmen gelungen. Bevor ich hierzu ins Detail gehe, möchte ich aber noch einmal weit in die Vergangenheit greifen, und zwar an den Tag, an dem Voldemort das letzte Mal geschlagen wurde. Wie ihr alle wisst, sitzt derjenige, dem wir das zu verdanken haben, hier unter uns." Ihr Blick fiel auf Harry, und sie nickte ihm kurz zu. Harry errötete - er hasst diese Art von Aufmerksamkeit - wandte den Blick aber nicht ab.
Miss Career lächelte, dann fuhr sie fort: "Ebenfalls dürfte euch allen bekannt sein, dass Harrys Eltern an diesem Tag gestorben sind. Was den meisten nicht bekannt sein dürfte ist die Tatsache, dass der vor fast drei Jahren entflohene Azkaban-Häftling Sirius Black für den Verrat an den Potters verhaftet wurde. Es war bekannt, dass Black Geheimniswahrer für die Potters war, und daher konnte nur er ihren Aufenthalt an Voldemort verraten haben. Black wurde verhaftet, nachdem er von einem weiteren Freund, Peter Pettigrew, im Muggel-London gestellt wurde. Er hat ihn sowie zwölf Muggel mit einem einzigen Fluch getötet und wurde noch am Tatort festgenommen." Sie schwieg einen Moment um Luft zu holen. Harry starrte sie entsetzt an. Hatte Miss Career nicht vor wenigen Tagen noch behauptet, dass sie ihnen glaubte? Warum erzählte sie dann jetzt diese Geschichte? Seine Befürchtungen kamen mit einem Schlag zurück, und er musste sich zusammenreißen, um weiter ruhig zuzuhören.
Die Hexe ließ ihren Blick wieder über die Schüler gleiten, die ihr gespannt zuhörten. Sicherlich war allen diese Geschichte in groben Zügen bekannt, und da Sirius Black nach seiner Flucht zweimal in Hogwarts eingedrungen war, waren sie alle daran interessiert, welchen Hintergrund Miss Career nun enthüllte. Sie lächelte leicht und sprach dann ebenso ruhig weiter. "Ihr fragt euch sicherlich immer noch, weshalb ich das hier erzähle. Nun, uns sind in den letzten Tagen einige Ermittlungen gelungen, die seit Jahren be- und verhindert wurden. Die Geschichte, die ich euch erzählen möchte, hat hier ihren Anfang genommen, und sie soll deshalb auch hier enden. Ich bin bereits seit Monaten davon überzeugt, dass sich Sirius Black wieder in unmittelbarer Nähe von Hogwarts aufhält, und gestern ist mir endlich der Beweis hierfür gelungen. Ich möchte euch aber bitten, Ruhe zu bewahren - ich kann euch versichern, dass sich keiner von euch in unmittelbarer Gefahr befindet."
Aufgeregtes Stimmengewirr klang auf, und Harry wurde blass und sah demonstrativ vom Lehrertisch weg. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sowohl Remus als auch Sirius unbeweglich dasaßen, beide offenbar ebenfalls bemüht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Harry spürte den plötzlichen Drang aufzuspringen und Sirius aus der Halle zu zerren, wusste aber gleichzeitig, dass dieses das Dümmste war, was er tun konnte. Nachdem er einigermaßen die Fassung zurückerlangt hatte, sah er wieder zu Miss Career und konzentrierte sich darauf, was sie zu sagen hatte.
Miss Career wartete einen Augenblick, bis sich das Gerede gelegt hatte, dann fuhr sie fort: "Die Geschichte, die ich euch heute erzählen möchte, ist eine Geschichte von Freundschaft, Vertrauen und Verrat, und ich erzähle sie euch um euch zu zeigen, wie sehr man sich in einem Menschen irren kann. Wie ich also bereits sagte, hatten die Potters sich für den Fidelius-Zauber entschieden - die genaueren Gründe hierfür sind belanglos. Belassen wir es dabei, dass ihnen bewusst war, dass Voldemort sie verfolgte. Für alle, die diesen Zauber nicht kennen: Es handelt sich um einen sehr komplexen Zauber, der ein Geheimnis in einer einzelnen, lebenden Seele einschließt. Solange der Geheimniswahrer Stillschweigen bewahrt, ist das Geheimnis sicher.
Leider ist die Wahl der Potters auf einen falschen Freund gefallen, der sie direkt an Voldemort verraten hat. Der engste Freundeskreis der Potters bestand aus drei jungen Männern. Einen davon kennt ihr alle - es ist euer Professor Lupin." Sie nickte Remus kurz mit einem freundlichen Lächeln zu, bevor sie fortfuhr: "Die anderen beiden Namen habe ich bereits erwähnt: Sirius Black und Peter Pettigrew. Black ist vor drei Jahren aus Azkaban entflohen, Pettigrew kam vor fünfzehn Jahren ums Leben. Das war unser Wissensstand bis vor zwei Jahren. Damals wurde eine andere Version der Geschichte bekannt, erzählt von drei Schülern und einem Lehrer dieser Schule: Black sollte unschuldig sein, der wahre Täter Pettigrew, der danach untergetaucht sei. Diese Geschichte wurde vom Ministerium nicht geglaubt."
Sie holte tief Luft, dann setzte sie leise hinzu: "Ich muss leider gestehen, dass vom Ministerium und insbesondere meinem Vorgänger grobe Fehler in diesem Fall begangen worden sind. Die Bereitschaft, die Aussagen wenigstens zu untersuchen, hat völlig gefehlt. Ich habe im Verlauf der vergangenen Monate versucht, die Aussagen zu protokollieren und einen Beweis für die Richtigkeit oder Falschheit zu finden, aber es war mir unmöglich. Ohne Sirius Blacks eigene Aussage - die niemals eingeholt wurde - konnten die Fakten nicht ermittelt werden. Ich möchte für alle, die die Geschichte nicht komplett kennen, jetzt noch einmal wiederholen, was damals wirklich geschehen sein soll: Peter Pettigrew wurde anstelle von Sirius Black als Geheimniswahrer der Potters eingesetzt - weil er nie ein großer Zauberer und seine Wahl die unwahrscheinlichste und damit sicherste war. Pettigrew war allerdings seit langem ein Death Eater und verriet die Potters an Voldemort. Die Begegnung zwischen Black und Pettigrew fand tatsächlich statt, allerdings war es nicht Black, der den tödlichen Fluch aussprach, sondern Pettigrew. Dieser war ein nicht registrierter Animagus, so dass er sich in eine Ratte verwandeln und im allgemeinen Chaos in der Kanalisation verschwinden konnte."
Miss Career schwieg noch einmal. In der Großen Halle war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Schließlich lächelte die junge Frau und sagte laut und klar in die Stille hinein: "Gestern morgen wurden bei dem Überfall auf das St.-Mungos-Hospital acht Death Eater verhaftet. Gestern nachmittag waren die Identifizierungen aller acht Personen abgeschlossen. Einer von ihnen ist Peter Pettigrew."
Harry starrte Miss Career mit offenem Mund an, während in der Großen Halle wieder einmal Getuschel ausbrach. Hatte er richtig gehört? Hatte sie gerade tatsächlich gesagt, dass Wormtail verhaftet und identifiziert war? Sein Blick glitt zu Remus, der mit blassem Gesicht, aber lächelnd neben seiner Schwester saß, die ebenso blass war und krampfhaft seine Hand umklammert hielt. Unter dem Tisch lag Sirius in Gestalt des großen, schwarzen Hundes, den Kopf in den Pfoten vergraben.
Miss Career hob die Hand und bat um Ruhe. "Ich weiß, dass euch das sehr überraschen dürfte, aber ich bin noch nicht am Ende angekommen. Pettigrew wurde gestern unter dem Einfluss von Veritaserum vernommen und hat die Geschichte vollständig bestätigt. Er war tatsächlich der Geheimniswahrer der Potters - eingesetzt im letzten Moment, damit alle glaubten, Black sei tatsächlich Geheimniswahrer, und damit der Falsche verfolgt wurde. Er hat tatsächlich das Geheimnis, das ihm anvertraut wurde, an Voldemort verraten und später zwölf Muggel getötet und die Schuld sehr geschickt Black zugeschoben. Bleibt die Frage, warum und vor allen Dingen wie ein derart durchschnittlich begabter Zauberer sich entschieden hat, ein nicht registrierter Animagus zu werden. Die Antwort ist einfach. Verzeihen Sie, Professor McGonagall, das wird sie jetzt schocken, aber Pettigrew war nicht der einzige, der unter Ihrer Nase und ohne Anleitung ein Animagus wurde. Auch James Potter und Sirius Black haben sich hierfür entschieden - um ihrem Freund, der ein Werwolf ist, in Vollmondnächten Gesellschaft leisten zu können. Verzeih mir Remus, ich musste das hier erwähnen." Remus nickte nur stumm. Dass er ein Werwolf war, war schließlich kein Geheimnis mehr.
Miss Career atmete einmal tief durch, dann sagte sie mit fester Stimme: "Wie ihr seht, wurden damals Fehler über Fehler gemacht und ich kann und will das Ministerium hierfür nicht entschuldigen. Sirius Black wurde ohne Gerichtsverhandlung, ja sogar ohne Vernehmung unter Veritaserum, nach Azkaban gebracht, wo er zwölf Jahre unschuldig verbracht hat, bis ihm die Flucht gelungen ist."
"Und warum ist er dann vor zwei Jahren in Hogwarts eingebrochen?" Miss Career wandte sich zum Slytherin-Tisch und sah Malfoy, der diese Frage in einem Ton gestellt hatte, der genau verriet, wie sehr er sich über diese Entwicklung der Dinge ärgerte, direkt an. "Das ist eine Frage, die ebenfalls vor zwei Jahren beantwortet wurde. Er hatte herausgefunden, dass Peter Pettigrew sich hier aufhielt - als Haustier eines Gryffindor-Schülers - und sein Ziel war es, seinen Patensohn Harry zu beschützen. Ich will nicht entschuldigen, auf welche Weise er versucht hat, dieses Ziel zu erreichen und gebe auch gern zu, dass er sich hierdurch tatsächlich strafbar gemacht hat - aber ich würde sagen, dass sich die Strafe dafür mit den zwölf Jahren Azkaban sicherlich problemlos verrechnen lassen wird. Sirius Black ist gestern abend durch Unterschrift von Minister Fudge von allen Vorwürfen freigesprochen worden." Sie machte noch einmal eine kleine Pause, die Malfoy sofort wieder nutzte:
"Und wer garantiert uns, dass Black in Azkaban nicht verrückt geworden ist und die Angriffe gar nicht Potter sondern allen Schülern galten?!" Miss Career lächelte. "Ich. Vorhin habe ich gesagt, dass ich den Beweis gefunden habe, dass Sirius Black sich in unmittelbarer Nähe von Hogwarts aufhält. Ich gehe jetzt noch einen Schritt weiter und sage, dass er sich seit Beginn dieses Schuljahres nicht nur in der Nähe, sondern im Schloss selber aufhält - wie ich vermute, mit Wissen und Einverständnis, wenn nicht sogar auf Einladung, von Professor Dumbledore - und dass ihr ihn täglich hier gesehen habt. Der Beweis war recht einfach zu führen, nachdem ich erst einmal wusste, dass er ein Animagus ist, und nachdem ich seine Gestalt kannte."
In der Halle wurde es wieder einmal mucksmäuschenstill, als Miss Career sich umwandte und neben Remus trat. Sie wandte den Blick zum Boden und sagte dann laut: "Mr. Black, ich habe Ihnen im Lauf des Jahres mehrmals anbieten lassen, sich mit mir zu treffen. Da Sie - aus leider verständlichen Gründen - das Vertrauen dafür nicht aufgebracht haben, sehe ich mich leider gezwungen, das Ganze etwas öffentlicher zu gestalten. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ihre gewöhnliche Gestalt anzunehmen - ich kann Ihnen Ihren Zauberstab nur wiedergeben, wenn Sie über Hände verfügen, um ihn anzunehmen und mir den Empfang zu quittieren!"
Die Atmosphäre in der Großen Halle war so gespannt, dass man die Spannung fast fühlen konnte. Harry saß starr am Gryffindor-Tisch, von den Ereignissen völlig überrumpelt. Oben am Lehrertisch trat langsam der große Hund unter dem Tisch hervor gleich darauf stand Sirius Miss Career gegenüber. Ein leiser Aufschrei ging durch die Halle, den die beiden Personen, die im Zentrum der Aufmerksamkeit standen, jedoch ignorierten. Miss Career lächelte und reichte Sirius die Hand. "Mr. Black, ich weiß, dass Sie nicht für das entschädigt werden können, was Sie in den letzten fünfzehn Jahren ertragen mussten, erst recht nicht durch Worte, aber ich möchte mich trotzdem im Namen des Ministeriums dafür entschuldigen."
Sirius nickte lediglich und nahm die angebotene Hand. Miss Career lächelte noch immer und fuhr dann fort: "Sie haben gehört, dass Minister Fudge Sie per Unterschrift von allen Vorwürfen freigesprochen hat - ich möchte Ihnen hiermit als Symbol für die Wiedereinsetzung in sämtliche Rechte und Besitztümer Ihren Zauberstab zurückgeben. Er wurde nur konfisziert, aber niemals zerbrochen, und hat bis gestern in unserer Asservatenkammer gelegen." Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu den Sirius mit einem winzigen Zucken der Mundwinkel, von dem Harry sicher war, dass es den meisten entgangen war, beantwortete. Dann sagte er leise, aber trotzdem deutlich hörbar: "Ich danke Ihnen, Miss Career. Ich weiß, dass Sie stets versucht haben, einfach nur die Wahrheit herauszufinden - und ich möchte mich entschuldigen, dass ich Ihnen nicht vertraut habe."
Miss Career lächelte und öffnete den Mund zu einer Antwort, kam aber nicht mehr dazu, sie zu geben, denn plötzlich schien die Halle zu explodieren. Die ersten die aufsprangen, trampelten, klatschten und Sirius' Namen brüllten, waren die Weasley-Zwillinge, dicht gefolgt von Angelina, Ron, Ginny, Harry und Hermine. Fast gleichzeitig sprangen am Ravenclaw-Tisch Cho und ihre Freundin Evelyn auf, während sich am Lehrertisch Hagrid erhob und Miss Career freundlich, aber bestimmt zur Seite schob. Dann fasste er Sirius' Hand und schüttelte sie erst so kräftig, dass Harry um das Schultergelenk seines Paten zu fürchten begann, und zog Sirius dann in eine Umarmung, die das Schlimmste für dessen Rippen befürchten ließ. Nach dieser Sympathiebezeugung waren auch die restlichen Schüler nicht mehr zu halten. An den Gryffindor-, Ravenclaw- und Hufflepuff-Tischen brach das absolute Chaos aus, nur der Slytherin-Tisch blieb totenstill. Harry fing ganz kurz einen Blick voll reiner Wut von Malfoy auf, bevor die auf- und abhüpfenden Schüler der anderen Tische ihm die Sicht verstellten, und grinste. DAS war sicherlich nicht im Sinne der Death Eater!
Harry jubelte eine Weile mit den anderen Schülern, dann drängte er sich zum Lehrertisch vor, an dem Sirius mittlerweile belagert wurde. Als Harry bei Sirius ankam, trat ihm Professor McGonagall in den Weg und musterte Sirius mit strengen Blicken. "So, Black - Sie und Potter haben sich also illegal dazu entschlossen, Animagi zu werden?" Sirius nickte nur. Die Lehrerin sah ihn missbilligend an. "Nun, etwas anderes hätte man von Ihnen beiden ja auch kaum erwarten können. Sirius, ich bin so stolz!"
Sirius starrte seine ehemalige Lehrerin einen Moment lang sprachlos an, dann grinste er plötzlich und sagte halb scherzhaft, halb ernst: "Tut mir wirklich leid, Professor, aber wir konnten Ihnen wirklich schlecht was davon erzählen. Aber vielleicht verstehen Sie jetzt, warum wir anderen nach Vollmondnächten immer genauso müde waren wie Moo - äh, Remus." Professor McGonagall lächelte, aber Harry wartete ihre Antwort nicht mehr ab, sondern drängte sich endgültig zu Sirius durch und umarmte ihn herzlich. "Sirius, ich bin so froh!" Seine Stimmt klang erstickt, und er hoffte, dass alle davon ausgehen würden, dass lediglich die Tatsache, dass er gegen Sirius' Schulter sprach, dafür verantwortlich war. Sein Pate antwortete ihm nicht, drückte aber seine Schulter so fest, dass es weh tat. Harry interessierte das nicht, er war im Moment einfach nur glücklich, endlich offen neben Sirius stehen zu können, ohne als Lügner hingestellt zu werden.
Plötzlich versteifte sich Sirius' Arm um seine Schultern und Harry sah überrascht auf. Sirius Blick, der bisher völlig überrascht und überwältigt gewesen war, offenbarte jetzt fast einen Anflug von Panik, als er in Richtung der Haustische sah. Harry runzelte die Stirn. "Sirius, was ist los?" Sirius' Stimme war ein kaum hörbares Flüstern als er antwortete: "Ich muss hier raus." Harry löste sich aus Sirius' Griff und sah ebenfalls zu den Tischen. Was er da sah, überraschte ihn. Die Schüler, die immer noch einen gewaltigen Lärm veranstalteten, hatten angefangen, in Richtung des Lehrertisches zu drängen. "Komm mit." Harry drehte sich um und sah Remus direkt neben Sirius stehen, eine Hand auf dessen Schulter. Offenbar hatte er ihren kurzen Austausch mitgehört und war nun bemüht, seinem Freund nach all der Aufregung etwas Ruhe zu verschaffen. "Hier entlang." Dumbledores Stimme. Auch der Direktor schien der Ansicht zu sein, dass Sirius besser von den Schülermassen ferngehalten werden sollte - oder besser gesagt, diese von ihm. Harry fühlte eine Hand auf seiner Schulter und wurde, zusammen mit seinem Paten, auf die Tür hinter dem Lehrertisch zugeschoben. Gleich darauf fand er sich in demselben Raum wieder, in dem vor über einem Jahr die Schulchampions nach der Auswahl durch den Feuerkelch versammelt gewesen waren. Jemand schloss die Tür, und als Harry aufsah, stellte er fest, dass außer Sirius und ihm nur Remus, Professor Truman und Miss Career im Raum waren. Letztere lehnte schweigend an der Tür und schien unsicher, ob sie bleiben sollte.
Harry wandte seine Aufmerksamkeit wieder Sirius zu, der in einen Sessel gesunken war und das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Remus stand schweigend neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter, während Professor Truman gerade mit schnellen, kleinen Schritten den Raum durchquerte und sich vor Sirius kniete. Sie griff sanft nach seinen Handgelenken und versuchte vorsichtig, seine Hände fortzuziehen. Sirius wehrte sie nicht ab, ließ die Hände sinken und sah sie mit einem leicht ungläubigen Ausdruck an. Professor Truman lächelte, dann sagte sie leise: "Es stimmt, Siri - du bist frei." Sirius nickte langsam, dann flüsterte er. "Frei..." Und dann beugte er sich plötzlich vor, zog die junge Frau in eine enge Umarmung und küsste sie.
Harry spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss und sah hastig weg. In dem Versuch, irgend jemand anderen als seinen Paten und seine Lehrerin anzusehen, traf sein Blick auf Remus' der ebenfalls bemüht schien, das Paar nicht anzusehen. Allerdings war sein Blick eher amüsiert als peinlich berührt, und er zwinkerte Harry kurz zu. Harry musste lächeln - es war ja nicht so, dass er es seinem Paten nicht gegönnt hätte... Sein Blick schweifte weiter und fiel auf Miss Career, die immer noch an der Tür lehnte, die Arme über der Brust gekreuzt. Auch auf ihren Lippen lag ein leises Lächeln - gleichzeitig glücklich und, wie Harry fand, ein kleines bisschen sehnsüchtig.
Harrys Aufmerksamkeit wurde wieder von der Ministeriumshexe abgelenkt, als Remus sich leise räusperte und Sirius auf die Schulter tippte. "Ich störe euch ja nur äußerst ungern, aber ich würde euch vielleicht doch empfehlen, eure - ähm - Aktivitäten auf später und vor allem in ein etwas privateres Umfeld zu verlegen. Ich glaube, es gibt hier noch einen gewissen Gesprächsbedarf." Sirius ließ offenbar nur sehr widerstrebend von Professor Truman ab, stand aber auf und nickte. Dann murmelte er leise: "Entschuldige, Francis." Die Lehrerin lächelte und zwinkerte ihm zu. Harry hatte nicht den Eindruck, dass sie Sirius böse war...
"Remus hat Recht - ich würde euch ja auch lieber allein lassen, aber es gibt wirklich noch einige Dinge, die besprochen werden müssen, Sirius - ich darf doch du sagen, oder?" Miss Career hatte sich von der Tür gelöst und trat jetzt ein paar Schritte auf Sirius zu. Dieser nickte. "Sicher - obwohl du es eigentlich ja nicht verdient hast." Miss Career zog eine Augenbraue hoch. "Nicht? Was habe ich dir denn getan?" Sirius grinste. "Das fragst du noch? Glaub' ja nicht, dass ich dir verziehen habe, bloß weil ein paar Jahre vergangen sind..." Miss Career sah ihn fragend an. "Sirius, wovon redest du? Oh nein - sag nichts, ich glaube ich weiß es!" Sie grinste, zuckte die Schultern und sagte dann: "Tut mir ja wirklich leid, dass dein Gryffindor-Stolz nicht darüber hinwegkommt, aber euer Team war wirklich unter aller Kanone!" Sirius grinste zurück. "Ich werde es dir trotzdem nie verzeihen." Miss Career seufzte theatralisch. "Männer! Pack sie bei ihrer Sportlerehre und sie werden zu kleinen Kindern! - Trotzdem, Sirius, wir haben wichtigere Dinge zu besprechen als Quidditch-Meisterschaften."
Sirius nickte. "Ich weiß. Danke, Lisande." Miss Career lächelte. "Bedanke dich nicht bei mir, ich habe nur meinen Job gemacht. Wirklich weitergeholfen haben dir Francis, weil sie mich auf deine Akte angesetzt hat, und Remus, Harry, Ron und Hermine, weil sie dir deine Geschichte geglaubt haben. Naja, und in gewisser Weise auch Peter Pettigrew, weil er dumm genug war, sich von uns erwischen zu lassen." Sie nahm am Tisch Platz und griff nach ihrer Aktentasche. "Okay, werden wir dienstlich. Sirius, würdest du dich zu mir setzen? Ich habe hier einiges an Formularen, die von dir unterschrieben werden müssen - oh, und ich war so frei, dir ein paar Antragsformulare mitzubringen - hier zum Beispiel, dass ist der Antrag auf Vormundschaft für Harry. So, was haben wir denn hier? Ah ja, das ist der Freispruch - einmal bitte hier quittieren, dass ich ihn dir ausgehändigt habe. Oh ja, und die Quittung für den Zauberstab musst du auch noch unterschreiben. Und das hier..."
Das war genau der Moment, in dem Harry abschaltete...
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Sirius ist frei! *Wild im Raum rumhüpft und Moussa knuddelt...
Ursprünglich hatte ich dieses Kapitel als Showdown geplant und es wäre dementsprechend erst zum Ende der Geschichte gekommen, aber dann habe ich mir überlegt, dass ich klassisch angefangen habe und deshalb auch klassisch aufhören werde.
Also werden jetzt noch ein paar Kapitel mit Quidditch, Prüfungen und ein paar Beziehungsproblemen kommen, und dann der große, klassische Showdown (hoffe ich...)
Ach übrigens - auch wenn ich jetzt erst mal im Urlaub bin, lasst euch nicht von schönen, langen Reviews abhalten! Wie gesagt, beim nächsten Kapitel werden die auch wieder beantwortet...
