Wow,159 Reviews! Und 12 davon für das letzte Kapitel – danke! Vielleicht sollte ich mal öfter böse Cliffies basteln, wenn mir dafür soviel liebe Leute Reviews schreiben...
luna: ja, warum habe ich bloß an der Stelle aufgehört? Antwort: weil ich böse bin!
sternchen: Danke schön, hier ist es!
Auxia: ja, ich liebe diese kleinen Kabbeleien zwischen Francis und Remus – im Zweifel auch noch mit Sirius – auch sehr! In diesem Kapitel hatte sowas leider keinen Platz, aber ich versuche, im letzten dann noch ein bisschen was einzubauen.
Guandalug: "Der Tag hat 24 Stunden..." Natürlich kennst du das, habe ich doch von dir! Und ich merke, dass du OotP immer noch nicht gelesen hast, sonst wüsstest du, dass die Geschichte mit Remus' Prüfungsfragen gnadenlos geklaut ist...
Chibi-Kyoko: Ich weiß, dass ich gemein bin (s.o.), aber trotzdem danke! ;-)
Jenny: ich werde mir deine Sachen garantiert mal ansehen, wenn ich wieder etwas mehr Zeit habe! Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich ein paar Projekte zuviel gleichzeitig habe, aber wenn ich dieses hier erst mal fertig habe, dann geht es auch wieder besser...
Thorin, alter Mithrilbuddler, du vergleichst mich mit Arwen? Nett von dir, aber bei ihr ist der nicht elbische Anteil wenigstens Mensch. Bei mir ist es Zwerg. Und frag lieber nicht, wieso!
Ja, ich weiß, ich habe euch lange warten lassen, und dieses Kapitel hat auch länger gedauert, als es eigentlich sollte – aber ich hoffe, es war trotzdem besser als das letzte Mal!
lara: ich würde doch nicht auswandern, ohne euch das zu sagen! Außerdem – wohin? Hogwarts? Wäre eine Überlegung wert...
Mein Beziehungsknäuel ist erst mal weitgehend gestrickt – Sirius und Remus haben ihre Mädels, Ron und Hermine dürfen noch ein bisschen um einander rumtanzen, da wird sich in dieser Geschichte nichts tun, und Harry und Cho... mal sehen.
Lord Mystic: danke schön! Ich habe mir die Seite mal angesehen – gut gemacht! Aber bevor ich das hier irgendwo anders poste, will ich es erstmal fertig haben – dauert ja nicht mehr lange...
mbi13: Ja, Remus macht das gut, gell? Ich konnte mir das nicht verkneifen... vielleicht schreibe ich ja noch eine Szene, in der er Sirius damit konfrontiert... mal sehen...
Die Prüfungsergebnisse wird es in dieser Geschichte nicht mehr geben, da halte ich mich an den Canon – die kommen erst in den Sommerferien.
Und das Ende – eine Falle? Wie kommst Du denn darauf? J
Alexa: sorry, ich glaube im Moment nicht, dass es ein 6. Schuljahr geben wird, mir fehlen dafür die Ideen. Ich möchte mich in Zukunft mehr auf die Marauders konzentrieren – und wahrscheinlich auch auf englisch. Aber ich habe einen Idee für eine Fortsetzung, die in Harrys Sommerferien spielt – mal sehen, da könnte ich dann auch die Prüfungsergebnisse einbauen.
Rahel: danke schön! Das ist ein nettes Kompliment!
So, und jetzt viel Spaß beim Lesen. Wie üblich gehört natürlich alles mir – außer den Personen und Orten, die JKR erfunden hat... ;-))
Kapitel 36 – Alte Bekannte
Harry verließ die Große Halle mit einem Gefühl der absoluten Erleichterung. Die Prüfungen waren vorbei – endlich. Das einzige, was ihn jetzt noch von den Ferien trennte (von den Ferien, die er mit seinem Paten verbringen würde!!!) war eine einzige Woche Schule – und die Schule würde wohl reichlich vernachlässigt werden, schließlich waren alle Prüfungen geschrieben.
Und selbst Hermine schien die Ruhe endlich zu genießen – sie saß zusammen mit Harry und Ron unter einem Baum am See und erwähnte die Prüfungen nicht mit einem Wort – wenigstens nicht mehr, nachdem Ron und Harry ihr anschaulich mit lautem Stöhnen erklärt hatten, was sie davon hielten.
"Sag mal, ist das nicht Sirius?" "Wo?" Harry schnellte hoch und folgte Hermines ausgestrecktem Finger mit den Blicken. Sie deutete auf die große Treppe, die zu den Eingangstüren hochführte und die gerade von einem hochgewachsenen, schlanken Mann mit schwarzen Haaren erstiegen wurde. "Jupp, das ist er!" Harry grinste breit, als plötzlich die Türen aufflogen, eine zierliche, rothaarige Hexe herausstürmte und dem Mann um den Hals fiel. "Falls noch Zweifel gewesen wären – das war der Beweis." Ron grinste noch etwas breiter als Harry, und die drei ließen sich wieder in den Schatten fallen. Für so plötzliche Bewegungen war es viel zu heiß.
Harry war erleichtert. Sirius hatte es definitiv geschafft, nach Hogwarts zu kommen, und dann würde auch ihr Treffen heute abend stattfinden. Anschließend würde er wahrscheinlich Remus Gesellschaft leisten – immerhin war Vollmond.
Als sie später in den Gemeinschaftsraum zurückkehrten, war dort die Hölle los. Die Fünft- und Siebtklässler waren froh über die beendeten Prüfungen, und da unter den Siebtklässlern auch die Weasley-Zwillinge und Lee Jordan waren, war das gleichbedeutend mit Party. Irgendwer – Harrys Verdacht fiel aus nicht nachvollziehbaren Gründen sofort auf die Weasleys – hatte Unmengen von Butterbier und Süßigkeiten organisiert, außerdem flogen überall Knallbonbons und Dr. Filibusters Feuerwerk herum. Harry grinste. Bei diesem Chaos würde es ihm später nicht schwergefallen, den Tarnumhang aus seinem Schlafsaal zu holen und zum See zu schleichen. Aber erst wollte er zu Abend essen – nach den anstrengenden Prüfungstagen fühlte er sich wie ausgehungert.
Und er war nicht der einzige, dem es so ging. Rons Magen knurrte so laut, dass man ihn über diesem Grummeln kaum verstehen konnte, und die beiden stürzten sich auf das Essen, als hätten sie seit Tagen nichts bekommen. Da Harry wegen seiner Nerven vor den Prüfungen nie viel gegessen hatte, stimmte es für ihn sogar fast.
Harrys Blick wanderte kurz zum Lehrertisch, in der Hoffnung, seinen Paten dort zu sehen, aber er war nicht da. Auch Remus und Professor Tru... nein, Francis fehlten. Harry lächelte. Er wusste, dass Remus sich am Tag vor Vollmond so wenig wie möglich blicken ließ – er fühlte sich einfach zu nervös, um in Ruhe in der Großen Halle zu essen, und wahrscheinlich hatten er, Sirius und Francis sich das Abendessen in sein Büro bringen lassen. Harry zuckte die Schultern. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er Sirius sah – in spätestens zwanzig Minuten musste er losgehen. Gerade noch Zeit genug, um in Ruhe aufzuessen, mit Ron und Hermine wieder zum Gryffindorturm hochzusteigen und dann mit einer Ausrede im Schlafsaal zu verschwinden, während die beiden anderen im Gemeinschaftsraum zu der Party stießen und sofort von Fred und George Flaschen mit Butterbier in die Hand gedrückt bekamen. Harry sah noch aus dem Augenwinkel, bevor er die Treppe zu den Jungenschlafsälen hochstieg, dass Fred Hermine um die Taille fasste und zu der überlauten Musik mit ihr tanzte – und dass Ron darüber alles andere als erfreut schien.
Wenige Minuten später schlüpfte Harry – verborgen unter seinem Tarnumhang – die Treppe wieder hinunter und machte sich vorsichtig auf den Weg zum Porträtloch. Er hielt sich dicht an der Wand, um mit keinem seiner feiernden Mitschüler zusammenzustoßen und erreichte das Porträt der Fetten Dame tatsächlich ohne Zwischenfall.
Schließlich befand er sich weitgehend in Sicherheit in den Gängen des Schlosses, und kurz darauf stand er auf dem Rasen vor dem Hauptportal und machte sich auf den Weg zum See. Da Sirius nichts von einer bestimmten Stelle geschrieben hatte, nahm er einfach den direkten Weg, um dort am Ufer auf seinen Paten zu warten – er würde ihn gewiss dort finden.
Am Ufer angekommen, streifte Harry den Tarnumhang ab, faltete ihn sorgsam zusammen und steckte ihn dann in eine Tasche seiner Robe. Dann setzte er sich auf das warme Gras und wartete.
Was Harry nicht wusste war, dass in diesem Moment oben im Schloss Remus Lupin sein nervöses Auf- und Abwandern unterbrach um kurz aus dem Fenster zu sehen – und seine scharfen, durch den kurz bevorstehenden Vollmond noch mehr geschärften Augen entdeckten die einsame Gestalt am Ufer sofort.
*
Harry saß seit ein paar Minuten am Ufer und wartete geduldig auf seinen Paten. Er war etwas zu früh, aber Sirius würde sicherlich gleich kommen. Harry überbrückte die Wartezeit damit, kleine Steinchen ins Wasser zu werfen und dabei nach Möglichkeit keinen der Tentakel des Riesenkraken zu treffen, die faul auf der Wasseroberfläche schwebten. Als er ein Geräusch hinter sich hörte, drehte er sich um, und stellte überrascht fest, dass Sirius in seiner Animagusgestalt in nahezu halsbrecherischem Tempo den sanften Hügel herunter und auf ihn zuraste. Direkt vor ihm bremste er abrupt ab und verwandelte sich zurück. Harrys breites Begrüßungslächeln verschwand augenblicklich, als er den ärgerlichen Ausdruck in Sirius' Augen sah, und auch seine Worte klangen nicht gerade nach einer freundschaftlichen Begrüßung: "Harry bist du wahnsinnig alleine hier draußen herumzulaufen? Was soll das?"
Harry starrte Sirius einen Moment lang sprachlos an, dann sagte er unsicher: "Aber – du hast mir doch geschrieben, dass ich dich hier um acht treffen soll!" Sirius wurde blass. Im Gegensatz zu Harry schien er zu verstehen, was das nur bedeuten konnte und zog augenblicklich seinen Zauberstab. "Das ist eine Falle. Harry, nimm den Tarnumhang und verschwinde!"
"Das ist leider zu spät!" Sirius wirbelte herum, und gleichzeitig zog auch Harry seinen Zauberstab. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt waren ein paar Gestalten in langen Kapuzenumhängen und weißen Masken aus den Büschen getreten – den gleichen Büschen, hinter denen Harry sich vor zwei Jahren versteckt und den Patronus beschworen hatte, der Sirius, Hermine, Ron, Snape und ihn selbst vor den Dementoren gerettet hatte. Harry hatte allerdings kaum Zeit, die Gestalten näher zu betrachten.
Sirius hob noch während er sich umdrehte den Zauberstab, aber die anderen hatten den Überraschungseffekt auf ihrer Seite.
"Stupor!" Harry sah den Fluch kommen, aber er hatte keine Chance mehr zu reagieren – genausowenig wie Sirius. Ein roter Lichtblitz traf ihn quer über die Brust, und Sirius brach zusammen. Gleich darauf spürte Harry ebenfalls einen Schlag, und dann wurde es dunkel um ihn.
*
Harry wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber er wurde relativ unsanft wieder geweckt, als jemand weit entfernt "Enervate" murmelte. Seine Narbe, die er während des ganzen Schuljahres kaum gespürt hatte, brannte. Harry riß die Augen auf – nur um festzustellen, dass er nichts sehen konnte. Harry fragte sich kurz, ob er sich einfach in einem dunklen Raum befand, oder ob seine Augen mit einem Blendungszauber belegt worden waren, bevor er sich auf die Geräusche im Raum konzentrierte.
Harry war nicht darin geübt, sich auf sein Gehör zu verlassen, aber nach einiger Zeit glaubte er, Atemgeräusche von mehreren Personen zu hören – unterlegt mit einem beständigen, leise raschelnden Geräusch, das er zwar kannte, aber nicht zuordnen konnte.
Als er versuchte, sich zu bewegen, stellte er fest, dass er es nicht konnte. Er saß aufrecht, auf einem Stuhl, dessen Rückenlehne er spüren konnte – seine Arme waren um sie herumgezogen und an den Gelenken gefesselt.
Und plötzlich konnte er auch wieder etwas sehen – ein Stück von ihm entfernt glühten zwei rote Augen. Harry versteifte sich. Natürlich war er hier – wer sonst sollte die Death Eater geschickt haben? Harry richtete sich auf, soweit seine Fesseln das zuließen, und zwang sich zur Ruhe. "Voldemort." Ein leises, zischelndes Lachen ertönte, dann murmelte die verhasste, hohe Stimme "Incendio". Ein Stück hinter der Stelle an der Harry die Augen seines Feindes gesehen hatte flackerten Flammen auf, und gleich darauf war die Umgebung in ein unregelmäßiges, aber ausreichendes Licht getaucht. Harry blinzelte und sah sich dann kurz um. Er saß in der Mitte eines mittelgroßen Raumes, gegenüber eines großen Kamins, vor dem Voldemort stand. Der Kamin bildete den Abschluss eines Kreises aus Gestalten in schwarzen Kapuzenumhängen, in dessen Mitte er selbst saß. Der Kreis war bei weitem nicht so groß wie derjenige, den sie vor einem Jahr bei Voldemorts Rückkehr auf dem Friedhof gebildet hatten – offenbar waren höchstens die Hälfte der damals Anwesenden auch heute hier.
Innerhalb des Kreises zog eine große Schlange gemächlich ihre Bahnen – und Harry wusste nun wieder, was das raschelnde Geräusch verursacht hatte.
Harrys Augen wanderten von der Schlange wieder zu Voldemort – und dann sah er Sirius. Sein Pate schien noch bewusstlos zu sein und lag verkrümmt auf dem Kaminvorleger zu Voldemorts Füßen. Harry biss sich auf die Lippen als er bemerkte, wie er gefesselt war – Hand- und Fußgelenke waren zusammengeschnürt, so dass sich sein Rücken durchbog – das musste schmerzhaft sein.
"Tut dir dein Pate leid? Vielleicht sollten wir ihn einladen, unsere kleine Versammlung zu beehren? – Enervate!" Harry biss die Zähne zusammen als die kalte, emotionslose Stimme von Voldemort ertönte und hielt die Augen strikt auf Sirius gerichtet, während der Spruch wirkte und seine Augen aufsprangen. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, und Sirius sah Harry mit einem Ausdruck tiefsten Bedauerns an.
Gleich darauf spürte er eine dünne, lange Hand auf seiner Schulter und der Schmerz in seiner Narbe verdoppelte sich. Dann hörte er Voldemorts hohe, kalte Stimme neben seinem Ohr: "Nun, Harry, eigentlich wollte ich nur dich – aber es ist äußerst freundlich von dir, mir Sirius Black mitzubringen – weißt du, wie viele meiner Diener er nach Azkaban gebracht hat?" Harry biss die Zähne zusammen, entschlossen, sich keine Angst anmerken zu lassen, und fauchte dann: "Wie viele es auch immer waren, offenbar waren es nicht genug!"
Ein Raunen ging durch die Reihen der Death Eater, und Sirius warf ihm einen stolzen Blick zu.
"So," flüsterte Voldemort, "du bist also stur? Aber ich werde dich brechen, Harry – letztes Jahr hat es nicht funktioniert, aber da warst du allein. Du fürchtest selber keinen Schmerz, nicht wahr? Aber was, wenn ich mir deinen Paten vornehmen?" Er wirbelte herum, und schwenkte seinen Zauberstab in Sirius' Richtung. Das Seil, dass seine Hände und Füße zurückgebogen hatte, löste sich, und Sirius konnte sich wenigstens etwas strecken, auch wenn er noch immer gefesselt war – aber gleich darauf richtete Voldemort erneut seinen Zauberstab auf Sirius und sagte dann mit leiser, ruhiger Stimme: "Crucio!"
"Nein!" Harry warf sich mit aller Kraft nach vorn, aber seine Fesseln hielten und er musste hilflos mit ansehen, wie Voldemort Sirius folterte, ohne ihn auch nur einmal zu berühren. Sirius versuchte offensichtlich, sich nicht von den Schmerzen überwältigen zu lassen und biss die Zähne zusammen, aber es war offensichtlich, dass er das nicht mehr lange durchhalten würde. Schweiß stand in dicken Perlen auf seiner Stirn, während sein Körper sich durchbog. Harry hörte jemanden schreien und wunderte sich, wer das sein konnte – Sirius war es nicht, er biss noch immer die Zähne fest zusammen und ließ keinen Laut heraus. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass er selbst es war, der schrie – und seine Schreie bestanden hauptsächlich aus "Lass ihn gehen!"
Nach einer Zeit, die Harry wie eine Ewigkeit vorkam, hob Voldemort den Fluch auf und Sirius sackte vor dem Kamin in sich zusammen, noch immer schwitzend und schwer atmend. Nach einer Weile hob er den Kopf und sah Harry an. An seinen Augen konnte Harry erkennen, dass er keine Hoffnung hatte, aber auch nicht aufgeben würde – er würde bis zum Schluss kämpfen, auch wenn es im Moment nicht danach aussah, als hätten sie die geringste Chance.
Voldemort beobachtete die beiden schweigend, und auch der Kreis aus Death Eaters blieb stumm.
Schließlich brach er das Schweigen mit einer fast amüsiert klingenden Stimme: "Nun, Harry, das war ein interessantes Schauspiel, nicht wahr? Vielleicht möchtest du jetzt ja ein bisschen höflicher zu mir sein?" Harry starrte ihn an. Wäre es nur um ihn selbst gegangen, hätte er Voldemort eine bissige Antwort gegeben, aber er fürchtete, dass alles, was er sagte, an Sirius ausgelassen werden würde, und so schwieg er lieber.
Sirius hingegen schien keinen Grund zu sehen, zu schweigen. "Harry weiß es besser, als zu dir höflich zu sein, Riddle." Voldemort wandte sich langsam zu ihm um, dann sagte er leise: "Auch dir mangelt es an Respekt, Sirius. Vielleicht sollte ich den Spieß doch umdrehen und Harry ein bisschen foltern? Vielleicht würde dich das beeindrucken?"
Harry zwang sich zu einem spöttischen Lachen. "Mach doch, Riddle! Du wirst keinen von uns dazu bringen deine stinkenden Füße zu küssen, egal was du tust!" Sirius nickte. "So ist es. Vergiss es, Riddle. Weder Harry noch ich werden je vor dir kriechen!" Voldemorts rote Augen blitzten ärgerlich, und gleich darauf richtete er zum zweiten Mal seinen Zauberstab auf Sirius. "Crucio!" – und Harry musste zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten zusehen, wie sein Pate sich in Schmerzen auf dem Boden wand – offenbar noch immer bemüht, keinen Laut herauszulassen. Dieses Mal biss auch Harry die Zähne zusammen – er wollte Voldemort nicht die Genugtuung geben zu sehen, wie sehr er unter der Folter von Sirius litt.
Aber dieses Mal hob Voldemort den Fluch nicht so schnell auf, wie beim ersten Mal – er schien es darauf anzulegen, einem von beiden einen Laut zu entlocken.
*
Nach einer endlos erscheinenden Zeit hatte Voldemort sein erstes Ziel an diesem Abend erreicht – Sirius, der nur noch halb bei Bewusstsein zu sein schien, ließ ein erstes Stöhnen hören.
Die schmalen Lippen des Dunklen Lords verzogen sich zu einem befriedigten kleinen Lächeln, was eine neue Schmerzwelle durch Harrys Narbe schießen ließ, und hob den Fluch auf. Dieses Mal dauerte es wesentlich länger, bis Sirius sich wieder gefangen hatte und Harry ansah, und Harry konnte den Schmerz noch in seinen Augen sehen – auch wenn Sirius sich offensichtlich Mühe gab, es zu verbergen.
Voldemort drehte sich wieder zu Harry um. "Nun, wie denkst du jetzt über etwas Höflichkeit?" Harry hob den Blick und sah Voldemort in die roten Augen. Mit aller Verachtung, die er aufbringen konnte, sagte er: "Tu nicht so, als wenn du Sirius in Ruhe lassen würdest, wenn ich das tun würde, was du von mir willst – auch wenn ich immer noch nicht so ganz genau weiß, was das ist." "Bravo, Harry!" Die Stimme seines Paten klang rau, aber der darin enthaltene Stolz war deutlich herauszuhören. Unter normalen Umständen hätte dieser Tonfall Harry ein breites Lächeln entlockt – so reichte er nur, um ihn in seiner Entschlossenheit, sich Voldemort nicht unterzuordnen, zu bestärken.
Voldemort drehte sich wieder zu Sirius. "Nun, wenn du so stolz auf ihn bist – vielleicht sollte ich dieses Spielchen dann einfach beenden und Harry Potter töten?" Sirius lachte. "Das hast du schon – wie oft? Vier Mal? – versucht, und bis jetzt ist es jedes Mal schief gegangen – wieso glaubst du, dass du es heute schaffst?" Ein empörtes Murmeln klang aus den Reihen der Death Eaters, und Harry hatte den Eindruck, dass Voldemort sich zur Ruhe zwang, als er sanft sagte: "Weil dieses Mal niemand da ist, der für ihn sterben könnte, kein Phönix, der ihn in letzter Sekunde rettet und weil ich ihm garantiert nicht wieder einen Zauberstab in die Hand geben werde! Aber ich werde ihn auch noch nicht töten - ich habe mir etwas ganz besonderes für ihn ausgedacht, und das bedarf noch einiger Vorbereitung. Crucio!"
Harry zuckte zusammen, als der Fluch Sirius zum dritten Mal traf – und dieses Mal besaß sein Pate nicht mehr die Kraft, seinen Schmerz zurückzuhalten.
Es tat Harry fast körperlich weh zu sehen, wie Sirius sich stöhnend auf dem Boden krümmte – und wenn ihm das letzte Mal lang vorgekommen war, dann war es jetzt eine Ewigkeit, bevor Voldemort den Fluch endlich aufhob. Als es endlich vorbei war, stellte Harry fest, dass er sich die Lippen blutig gebissen hatte in dem Versuch, nicht selbst zu schreien und für Sirius um Gnade zu bitten – er wusste, dass es nicht viel genützt hätte, und er wollte Voldemort wenigstens diese Genugtuung vorenthalten.
Sirius lag, noch immer zitternd, auf dem Kaminvorleger. Harry wusste nicht, ob er noch bei Bewusstsein war – seine Augen waren offen, aber so verdreht, dass man fast nur noch das Weiße sah, und sein Gesicht war kreideweiß.
Wieder huschte ein kleines, zufriedenes Lächeln über Voldemorts Lippen, wieder brannte Harrys Narbe – und dann gab er einen Befehl, mit dem Harry nicht gerechnet hätte: "Bindet sie los." Zwei der Death Eater lösten sich aus dem Kreis. Einer von ihnen trat auf Harry zu. Eine kurze Bewegung mit dem Zauberstab, und die Seile, mit denen Harry bisher an den Stuhl gefesselt gewesen war, lösten sich in Nichts auf. Harry unterdrückte ein Stöhnen, als das aufgestaute Blut plötzlich wieder frei fließen konnte, und massierte sich vorsichtig die Handgelenke, blieb aber auf dem Stuhl sitzen. Er traute seinen Beinen noch nicht wieder weit genug, um ihn zu tragen – außerdem wusste er nicht, was der Death Eater, der neben ihm stehen geblieben war, dann tun würde. Harry stellte fest, dass er ihn gleich mit zwei Zauberstäben bedrohte – einer davon war sein eigener.
Harrys Augen wanderten wieder zu Sirius, der noch immer vor dem Kamin lag. Der zweite der Death Eater stand vor ihm, ebenfalls mit zwei Zauberstäben bewaffnet, und auch Sirius' Fesseln waren verschwunden. Allerdings hatte Sirius sich noch nicht bewegt – er lag noch immer reglos und mit verdrehten Augen da. Auch als der Death Eater ihm probeweise in die Rippen trat, kam keine Reaktion außer einem kaum vernehmbaren Stöhnen.
Voldemort schien davon jedoch recht angetan zu sein. Zum vierten Mal an diesem Abend richtete er seinen Zauberstab auf Sirius, aber dieses Mal war der Fluch, den aussprach ein anderer – wenn auch immer noch einer der Unverzeihlichen: "Imperio!"
Harry starrte seinen Erzfeind und seinen Paten entsetzt an, als letzterer langsam aufstand und Harry mit leerem Blick ansah. Über Voldemorts fast nicht vorhandene Lippen glitt wieder ein fast schlangengleiches Lächeln, als er zu dem neben Sirius stehenden Death Eater gewandt sagte: "Gib ihm seinen Zauberstab zurück!" Dann wandte er sich langsam wieder zu Sirius und sagte mit leiser, aber deutlich vernehmbarer Stimme: "Und jetzt – töte Harry Potter!"
*
Einen Moment lang war es in dem Raum bis auf das Knistern des Feuers und des immer noch vorhandenen Raschelns der kreiseziehenden Schlange totenstill. Dann machte Sirius einen langsam Schritt nach vorn – so langsam und widerstrebend, als befände er sich unter Wasser – während er noch langsamer seinen Zauberstab hob. Harry erkannte die Art der Bewegungen – er hatte sie selbst schon erlebt. Sirius stand unter dem Einfluss des Imperius-Fluches, aber er kämpfte dagegen an, und Harry würde ihn dabei unterstützen, so gut er konnte. "Sirius, lass dich nicht unterkriegen – schüttel ihn ab, du kannst es!" Sirius' Arm sank wieder herab und er blieb stehen, die Augen noch immer leer. Voldemort gab ein zischendes Geräusch von sich, dann befahl er: "Du musst mir gehorchen – töte ihn!" Ein weiterer Schritt nach vorn, und Sirius' Arm hob sich wieder.
"Nein, Sirius, du kannst es abstreifen, lass dich nicht beeinflussen!" Dieses Mal stoppte Sirius nicht völlig in der Bewegung, sondern wurde nur etwas langsamer. Voldemort lächelte kalt. "Netter Versuch, Harry Potter, aber es wird dir nichts nützen. Wenn man einen Menschen unter Kontrolle halten will, muss man zuerst den Körper schwächen, dann ist der Geist ein Kinderspiel. Tu es!"
"Nein, Sirius, du bist stärker als er!" Sirius blieb abrupt stehen. In seinen Augen blitzte etwas auf, das Harry fast als Erkennen gedeutet hätte – aber dann hörte er wieder Voldemorts kalte, hohe Stimme: "Du kannst dich nicht widersetzen – tu es jetzt! Töte Harry Potter!"
Was auch immer in Sirius' Augen aufgeblitzt hatte verschwand bei diesem Befehl völlig. Sein Blick wurde wieder so leer wie er zu Anfang gewesen war, und er trat einen letzten Schritt auf Harry zu, so dass sie nur noch ein halber Meter trennte. Dann hob Sirius mit einer geschmeidigen Bewegung den Zauberstab, richtete ihn auf Harry, und sprach mit deutlicher Stimme seinen Fluch – und um Harry wurde es zum zweiten Mal an diesem Tag dunkel.
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Dachte jemand, Voldie wäre böse? Kommt schon, gebt es zu – ich kann das noch viel, viel besser!!!
Wenn ich wieder so viele liebe Reviews bekomme wie beim letzten Mal, werde ich aber so schnell wie möglich die Fortsetzung schreiben – und dann ist es wirklich das letzte Kapitel...
