Wow, fünfzehn Reviews – ich sollte mehr böse Cliffhanger schreiben…

Lupin, du kennst mich doch inzwischen, oder? Slytherin-Tag!!! ;-)

Rahel, ich weiß, dass ich sadistisch bin! Und du glaubst nicht, dass Harry tot ist? Warum nicht?

sternchen, war das schnell genug?

Luna – interessante Idee, aber tut mir leid – Remus hat nichts damit zutun!

Alexa, danke schön, und nicht ganz so sonnige Grüße aus Deutschland zurück!

Guandalug: hast es also endlich geschafft, ja? Tja… OotP ist schon ziemlich düster…

und wie kann ich nur? Tu nicht so, als wenn du mir noch nie solche Ideen eingepflanzt hättest! Du doch nicht, nein…

lara, man könnte fast sagen: ich habe mich von einer der besten Cliffie-Schreiberinnen inspirieren lassen ;-)) Mal sehen, was ich unseren Lieblingen noch so gutes tun kann… ich denke ja immer noch an eine Sommerferien-Fortsetzung… und was das Auswandern angeht: wandern wir zusammen?

LEA, sorry, aber es ist ein Ende in Sicht – und zwar am Ende dieses Kapitels!

Lady Rowena – kluges Kind! Tja, wie sagt man so schön? Alles hat ein Ende…

auxia: hey, irgendwann muss die Story doch mal zu ende sein, oder? Und außerdem – sei dankbar, dass ich sie zu Ende geschrieben habe und nicht einfach irgendwann aufgegeben habe!

mbi13: Tja, wie kommen die bloß da raus? Das fragen sich so einige, unter anderem Albus, Remus und Harry… Sollte ich Ideen haben, schreibe ich das 6. Schuljahr, aber dazu müsste mir wirklich was einfallen… aber wie gesagt, eine Sommerferiengeschichte ist in grober Planung, ich weiß nur noch nicht, wann ich dazu komme. So, dieses Kapitel hat in anderthalbzeiliger Schreibweise 14 Seiten, das ist ungefähr doppelt so lang wie mein Durchschnitt. Zufrieden?

Lord Mystic: Tja, Sirius durfte den Death Eater nicht treffen, das wäre ganz übel ausgegangen… aber lies selbst!

Kim, ich habe doch gesagt, ich bin mies, oder? ;-))

Lady Rowena (noch mal?) Ja, ich bin sadistisch und unmenschlich, ich gebe es zu!!!

Thorin, warum ich halb Zwerg bin? Ich würde ja gerne behaupten, dass mein Vater Zwerg war und meine Mutter gezwungen wurde, aber tatsächlich war mein Vater der Elb… frag mich nicht, was ihn zu der Geschmacksverirrung geführt hat… ;-D

Voldi gefällt dir nicht so ganz? Mir auch nicht… aber ich bin zu lieb, um so fiese Charaktere glaubwürdig zu schreiben! ;-D

So, und hier ist es – das allerletzte Kapitel! Ich ziehe meinen Hut vor JKR, die die wunderbare Harry-Potter-Welt mit ihren Orten und Charakteren erschaffen hat und mir damit einen wunderschönen Spielplatz zur Verfügung stellt – auch wenn ich nicht mit allem, was sie in letzter Zeit so veranstaltet hat, ganz einverstanden bin…

Kapitel 37 – Der Beginn der Ferien

Harry wachte genauso plötzlich auf wie beim letzten Mal – durch ein gemurmeltes „Enervate" in seiner direkten Nähe. Aber dieses Mal war etwas anders – er lag ausgestreckt auf etwas weichem, und als seine Augen aufsprangen, blickte er direkt in ein anderes Augenpaar – hellblau und von einer halbmondförmigen Brille umrahmt. Harry keuchte und versuchte sich aufzusetzen, wurde aber von einer sanften Hand zurückgehalten. „Professor Dumbledore – was... wo bin ich? Was ist mit Sirius?" Die hellblauen Augen sahen ihn ernst an. „Du bist im Krankenflügel – und Sirius ist auch hier. Harry, wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen, du musst uns sagen, was mit Sirius geschehen ist." Uns? Harrys Blick glitt zur Seite und fiel auf die reglose Gestalt von Madam Pomfrey, die aufmerksam neben seinem Bett stand.

Hinter Madam Pomfrey konnte er ein weiteres Bett sehen, das von Vorhängen umgeben war. Harry fühlte Panik in sich aufsteigen. „Was ist mit Sirius?" Madam Pomfrey beugte sich über ihn. „Er ist bewusstlos. Ich kann ihn wahrscheinlich heilen, aber nur, wenn ich weiß, was geschehen ist."

Harry nickte und zwang sich zur Ruhe. Dann sagte er: „Es war Voldemort. Er hat Sirius gefoltert, mit dem Cruciatus-Fluch – dreimal. Und dann hat er den Imperius angewandt." Madam Pomfrey wurde blass, blieb aber professionell ruhig. „Wie lange hat die Folter gedauert?" Harry zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht – lange." Sie nickte langsam. „Und du? Bist du auch gefoltert worden?" Harry schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut." Das stimmte nicht – sein Kopf schmerzte und ihm war schwindelig, außerdem brannte seine Narbe wie Feuer.

Madam Pomfrey schüttelte ärgerlich den Kopf. „Dir geht es nicht gut. Trink das." Ein halbvoller Becher wurde ihm hingehalten, und Harry nahm ihn zögernd. Die Krankenschwester warf ihm einen kurzen, strengen Blick zu, dann wandte sie sich an Dumbledore. „Professor, ich verlasse mich darauf, dass er das trinkt, ich muss mich um Sirius kümmern. Es kann sein, dass ich gleich Hilfe brauche." Dumbledore nickte. „Natürlich, Poppy. Harry, trink deinen Becher leer." Harry schüttelte den Kopf. „Erst will ich wissen, was passiert ist – wie bin ich hierhin gekommen?" Professor Dumbledore musterte ihn eine Weile ernst, dann sagte er: „Ich weiß es nicht genau. Arabella Figg und Mundungus Fletcher haben dich und Sirius in Hogsmeade gefunden. Du warst bewusstlos, und Sirius nicht weit davon entfernt. Den Rest wird hoffentlich Sirius aufklären können, wenn er wieder aufwacht. So, und jetzt muss ich darauf bestehen, dass du dienen Trank schluckst, ich muss Poppy wahrscheinlich helfen." Harry nickte – mehr würde er jetzt nicht aus dem alten Zauberer herausbekommen – und leerte den Becher. Gleich darauf fielen ihm wieder die Augen zu.

*

Als Harry das nächste Mal aufwachte, war der Raum sonnendurchflutet. Sein Blick wanderte sofort nach rechts, wo das Bett, in dem Sirius gelegen hatte, noch immer von Vorhängen verhüllt war.

Gleich darauf hörte er leichte Schritte, gefolgt von Madam Pomfreys Stimme: „Du bist wach, gut. Wie fühlst Du dich?" Harry blinzelte und setzte sich auf. Der Raum war etwas verschwommen, aber das lag nur daran, dass er seine Brille nicht auf hatte. Er tastete blind auf dem Nachttisch danach, während er der Krankenschwester antwortete. „Mir geht es gut. Was ist mit Sirius?" Madam Pomfrey seufzte leise und schob die Brille in seine suchenden Finger. „Den Umständen entsprechend. Ich habe ihn wecken können, aber nur sehr kurz. Er hat gestern Nacht einiges durchmachen müssen, und es ist jetzt die Frage, ob er sich davon erholen kann. Du weißt sicher, dass der Cruciatus-Fluch nicht nur den Körper beeinträchtigt, nicht wahr?" Harry nickte. Im letzten Jahr hatte Professor Dumbledore ihm erzählt, dass Neville Longbottoms Eltern so lange mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert worden waren, bis sie den Verstand verloren hatten – sollte Sirius etwa das gleiche Schicksal erwarten? Harry setzte sich abrupt auf. „Ich will ihn sehen!" Madam Pomfrey machte eine abwehrende Geste.

„Schscht! Weck ihn nicht auf!" Im ersten Moment verstand Harry nicht ganz, was sie meinte – Sirius zu wecken konnte doch sicher nur ein positives Zeichen sein? – aber dann bemerkte sie ihre Kopfbewegung zu seiner anderen Seite. Harry drehte sich um und stellte fest, dass das Bett zu seiner Linken ebenfalls belegt war. Im ersten Moment hatte er Schwierigkeiten zu erkennen, wer in diesem Bett lag – dass es belegt war, war eindeutig, denn die Decken waren zu einem riesigen Ball in der Mitte des Bettes zusammengeworfen – und nachdem Harry einen Moment lang darauf gestarrt hatte, konnte er in Richtung des Kissens, das mit in den Ball einbezogen war, hellbraune Haare mit einigen grauen Strähnen darin erkennen.

„Remus? Madam Pomfrey, warum ist er hier?" „Schscht! Er ist nur hier, um sich auszuruhen – ich weiß nicht, woher er es gehört hat, aber er wusste heute morgen über euch beide Bescheid – er muss hierher gekommen sein, sobald er wieder auf zwei Füßen gestanden hat, und ich habe ihm angeboten, entweder sofort in sein eigenes Bett zu verschwinden oder hier eins zu nehmen. Wie du siehst, hat er sich für hier entschieden, worüber ich wirklich froh bin, denn dann kann ich ihn vernünftig behandeln, wenn er aufwacht. So, ich muss mich jetzt um Sirius kümmern – und bevor du fragst: nein, du kannst ihn nicht sehn. Leg dich wieder hin, Harry."

Die Krankenschwester wandte sich um und verschwand dann hinter den Vorhängen um Sirius' Bett. Harry starrte hinter ihr her, ärgerlich darüber, dass er noch immer keine Ahnung hatte, wie er eigentlich hierher gekommen war. Gleichzeitig machte er sich schreckliche Sorgen um Sirius – und war wütend, dass Madam Pomfrey ihn nicht zu seinem Paten lassen wollte.

„Sie meint es nur gut, Harry. Und du könntest wirklich nichts tun."

Harry wirbelte herum. Im Nachbarbett hatte Remus die Decken entwirrt, sich auf den Ellenbogen gestützt und sah Harry ernst an. Harry schluckte. „Aber – ich will ihn doch nur kurz sehen." Remus seufzte leise. „Ich weiß. Aber du kennst Poppy. Ich bin sicher, dass du später kurz zu Sirius kannst." Harry nickte langsam, dann fragte er: „Woher wusstest du, dass wir hier sind? Ich verstehe das alles irgendwie nicht." Remus lächelte schmal. „Das tut im Moment wohl keiner so ganz. Ich weiß von Dung, dass ihr hier seid." Auf Harrys verständnislosen Blick setzte er hinzu. „Mundungus Fletcher – du kennst ihn wohl nicht? Dann hast du nicht viel verpasst. Aber immerhin haben er und Bella – Arabella Figg – euch gestern in Hogsmeade aufgesammelt und hierher begleitet, und Dung ist dann zu mir gekommen und hat es mir erzählt. Mehr weiß ich nicht. Was ist gestern geschehen, Harry? Warum bist du alleine zum See gegangen?"

Harry stutzte. „Woher weißt du das?" „Weil ich dich gesehen habe. Und weil weder Sirius noch ich uns das erklären konnten, ist er dir gefolgt. Mehr habe ich nicht mitbekommen, weil kurz darauf der Mond aufgegangen ist."

Harry seufzte. „Es ist alles meine Schuld! Ich habe gestern beim Frühstück eine Nachricht bekommen – ich dachte, sie wäre von Sirius, dass ich mich mit ihm am See treffen sollte. Es stand drin, dass ich den Tarnumhang nehmen und erst ablegen soll, wenn ich am Ufer wäre. Das habe ich auch gemacht – und dann musst du mich gesehen haben. Als Sirius gekommen ist und ich ihm von der Nachricht erzählt habe, hat er sofort gewusst, dass es eine Falle war..."

Harry erzählte Remus leise von den Ereignissen des Abends und der Nacht, dann schloss er: „Ich bin dann hier aufgewacht – Professor Dumbledore war hier. Er hat mir auch nur gesagt, dass wir in Hogsmeade gefunden worden sind, aber ich weiß nicht, wie wir da hingekommen sind." Remus nickte langsam. „Du sagst also, dass Voldemort Sirius unter den Imperius-Fluch gezwungen und ihm befohlen hat, dich zu töten?" Harry nickte, während Remus nachdachte. Dann sagte er leise: „Sirius muss den Fluch abgeschüttelt haben, sonst wärst du jetzt tot. Kannst du dich erinnern, was er zuletzt getan hat?" Harry schüttelte den Kopf. Die letzten Momente bevor er das Bewusstsein verloren hatte, waren in seiner Erinnerung verschwommen. „Nein. Ich hatte einmal kurz das Gefühl, dass er den Fluch abgeschüttelt hatte, aber dann hat Voldemort ihm wieder befohlen, mit umzubringen, und er ist plötzlich ganz entschlossen auf mich los – und dann weiß ich nichts mehr."

Bevor Remus noch etwas sagen konnte, tauchte Madam Pomfrey wieder hinter den Vorhängen auf. Als sie sah, dass Remus wach war, kam sie mit raschen Schritten zu seinem Bett. „Remus, warum schläfst du nicht mehr?" Remus verdrehte nur die Augen und antwortete ruhig: „Guten Morgen Poppy. Wie geht es Sirius?"

Die Krankenschwester seufzte, während sie ihm die Hand auf die Stirn legte. „Er ist immer noch bewusstlos, mehr kann ich im Moment nicht sagen. Hier, iss das." Sie hielt ihm ein großes Stück Schokolade hin, aber Remus schüttelte ablehnend den Kopf. „Danke, Poppy, mir geht es gut." Madam Pomfreys Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. „Ach ja? Und warum bist du dann eiskalt? Falls du vorhast, dieses Bett heute noch zu verlassen, wirst du tun was ich dir sage, Remus Lupin!" Remus zog den Kopf ein und nahm die Schokolade, die immer noch drohend vor seiner Nase schwebte. „Ja, Poppy", murmelte er kleinlaut, und Harry musste grinsen. Madam Pomfrey schien sich von dem Umstand, dass Remus kein elfjähriger Schüler mehr war, nicht besonders beeindrucken zu lassen, und blieb so lange neben ihm stehen, bis er die Schokolade gegessen hatte. Dann wandte sie sich an Harry. „Und du kannst gehen, ich glaube nicht, dass ich noch viel für dich tun kann." Harry schwang sofort die Beine über die Bettkante und stand auf. Anstatt sich jedoch anzuziehen, sagte er entschlossen: „Erst möchte ich Sirius sehen." Madam Pomfrey musterte ihn einen Moment lang nachdenklich, dann nickte sie. „Also gut – aber nimm dich zusammen!"

*

Harry saß seit einer Zeit, die ihm wie Stunden vorkam, neben Sirius und starrte die reglose Gestalt seines Paten an. Er machte sich schreckliche Vorwürfe – wie hatte er nur so dumm sein können, auf die gefälschte Nachricht hereinzufallen? Es hätte ihm doch sofort klar sein müssen, dass diese seltsame Aufforderung nicht von Sirius kommen konnte – er hätte ihn niemals aufgefordert, allein abends über das Schulgelände zu schleichen.

Remus, der ihm gegenüber saß, warf ihm hin und wieder ein Blick zu, als wollte er etwas sagen, schwieg dann aber doch. Er schien darauf zu warten, dass Harry von sich aus sprach, aber Harry war noch nicht soweit. Er versuchte noch, mit sich selber ins Reine zu kommen.

Madam Pomfrey war alles andere als begeistert – sie hatte mehrfach versucht, Remus und Harry aus dem Krankenflügel zu schmeißen, war aber bei beiden gescheitert.

Gegen Mittag tauchte dann auch Francis auf – sie hatte vormittags noch unterrichten müssen und war jetzt offensichtlich äußerst nervös und mindestens so sehr um Sirius besorgt wie Harry. Als sie ihn und ihren Bruder neben Sirius sitzen sah, huschte ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht. „Wie geht es ihm?" Harry zuckte nur die Schultern und überließ Remus die Antwort, aber auch er wusste nicht mehr zu sagen als: „Er ist immer noch nicht aufgewacht. Wir wissen nicht, was wirklich ist. Komm, setz dich."

Francis nickte und nahm neben Harry Platz, dann nahm sie zärtlich Sirius' Hand, die schlaff auf der Bettdecke lag, in ihre und begann, mit dem Daumen seinen Handrücken zu streicheln. Schließlich sah sie auf und fragte: „Was ist eigentlich passiert? Ich habe Bella kurz gesehen, aber sie konnte mir auch nur sagen, dass ihr beiden plötzlich in Hogsmeade aufgetaucht seid." Harry seufzte leise und begann dann, die Geschichte noch einmal zu erzählen. Ihm war klar, dass er das noch nicht zum letzten Mal tat – Professor Dumbledore würde sie auch noch hören wollen, und dann waren da auch noch Ron und Hermine – und, wenn er Pech hatte, der Rest der Schule.

Schließlich kam er zum Ende und schloss: „Und dann ist alles schwarz geworden – ich habe keine Ahnung, wie ich hierhin gekommen bin." „Appariert."

Die Stimme, die das gesagt hatte, war so leise, dass Harry das Wort fast überhört hätte – aber eben nur fast. Er wirbelte herum und sah Sirius an, der zwar noch immer kraftlos im Bett lag, aber die Augen einen Spaltbreit geöffnet hatte. „Sirius! Gott sei Dank, du bist wach – wie fühlst du dich?" Sirius' Lippen verzogen sich zu einem schmalen Grinsen, dann flüsterte er: „Wie ausgekotzt. Aber mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder."

„Aber nicht, wenn hier so ein Zirkus veranstaltet wird! Harry, Remus, Francis, jetzt ist endgültig Schluss! Raus hier, Sirius braucht Ruhe! Ihr könnt meinetwegen in meinem Büro warten, wenn ihr gleich näheres wissen wollt, aber hier habt ihr nichts zu suchen!" Madam Pomfrey war auf ihre übliche plötzliche Art neben dem Bett aufgetaucht und stemmte jetzt resolut die Hände in die Hüften. Harry und Francis sahen beide nicht so aus, als ob sie dem Befehl gehorchen wollten, aber Remus erhob sich – wenn auch zögernd. „Ist gut Poppy, wir gehen – aber wir warten wirklich in deinem Büro!"

*

Später saß Harry im Gryffindor-Gemeinschaftsraum mit Ron und Hermine vor dem Kamin und wartete nervös auf den Abend. Madam Pomfrey hatte ihm, Remus und Francis versichert, dass Sirius sich wieder erholen würde – alles, was er jetzt noch brauchte, war Ruhe, und deshalb hatte sie ihm einen Schlaftrank gegeben. Sie erwartete allerdings, dass er am Abend aufwachen würde und dann wahrscheinlich auch schon wieder Besuch empfangen konnte. Mit dieser Versicherung hatten sie sich zufrieden geben müssen, denn die resolute Krankenschwester hatte jeden Versuch, Sirius Gesellschaft zu leisten, sofort abgeblockt. Also waren sie zögernd gegangen – Harry erst, nachdem Remus und Francis ihm versprochen hatten, ihn umgehend zu informieren, wenn sie etwas hören sollten.

Ron und Hermine reagierten sehr unterschiedlich auf Harrys Erzählung – während Ron herzhaft über „Du-weißt-schon-Wen" fluchte, schüttelte Hermine nur entsetzt den Kopf. „Harry, wie konntest du nur allein zum See gehen? Sirius hätte dir so etwas nie geschrieben!" Harry seufzte und senkte den Kopf. „Ich weiß. Das sage ich mir seit heute Morgen auch ständig." Hermine musterte ihn nachdenklich. „Wirklich, Harry, nachdem er und Professor Lupin dir so oft gesagt haben, dass…" „Hermine, hör auf! Ich glaube, Harry macht sich schon alleine genug Vorwürfe, da musst du nicht noch drauf rumhacken!" unterbrach Ron sie gereizt. Hermine warf den Kopf in den Nacken. „Entschuldige bitte, wenn ich mir Gedanken mache, Ron! Wenigstens einer muss das ja wohl tun!" „Aber nicht auf Harrys Kosten! Es ist jetzt nicht mehr zu ändern, also gibt es auch keinen Grund, noch so darauf herumzuhacken!" „Also, das sehe ich anders…"

Harry stöhnte. „Leute, hört auf euch zu streiten!" Ron zuckte die Schultern. „Was kann ich dafür, wenn sie so eine lästige Besserwisserin ist?" „Ron Weasley, ich bin keine Besserwisserin!" Harry verdrehte die Augen. Bevor er jedoch einen weiteren Kommentar dazu abgeben konnte, schwang das Portraitloch auf und Professor McGonagall kletterte hindurch. Sie ließ die Augen kurz über den Raum schweifen und kam dann zielsicher zum Kamin. „Potter, Professor Dumbledore erwartet sie im Krankenflügel. Kommen Sie mit." Harry sprang auf und folgte der Hauslehrerin zum Portraitloch. „Professor, wissen Sie, wie es Sirius geht?" Über das sonst so strenge Gesicht der Lehrerin huschte ein kleines Lächeln. Dann sagte sie: „Machen Sie sich keine Sorgen, Potter, er wird bald wieder ganz hergestellt sein."

Zehn Minuten später erreichten sie den Krankenflügel, und Harry stellte mir Erleichterung fest, dass Sirius tatsächlich besser aussah. Er saß aufrecht, durch mehrere Kissen im Rücken gestützt, im Bett, während Francis auf seiner Bettkante und Remus und Professor Dumbledore auf Stühlen neben seinem Bett saßen. Einige Schritte entfernt stand Madam Pomfrey und musterte die Versammlung missbilligend.

Professor Dumbledore drehte sich um und lächelte Harry strahlend an. „Ah, Harry, setz dich zu uns!" Harry trat ans Bett und lächelte Sirius verlegen an. „Hi", murmelte er, „wie geht es dir?" Sirius grinste. Er war zwar immer noch blass, aber sein Grinsen war, wie Harry erleichtert feststellte, so spitzbübisch wie immer. Auch seine Stimme klang wieder normal und kräftig, als er antwortete: „Gut – und wenn diese Glucken hier" (er machte einen Handbewegung, die Madam Pomfrey, Remus, Francis und Professor Dumbledore einschloss) „nicht wären, dann würde ich jetzt nicht wie ein Weichei im Bett liegen, sondern vernünftig in Albus' Büro im Sessel sitzen." Harry grinste erleichtert, bevor er neben Remus Platz nahm.

Professor Dumbledore musterte die kleine Runde zufrieden, dann sagte er: „Nun, da wir alle versammelt sind würden wir gerne hören, was gestern genau geschehen ist. Harry, würdest du bitte anfangen?" Harry nickte, und dann begann er, seine Geschichte zum vierten Mal an diesem Tag zu erzählen. Als er zu dem Punkt kam, an dem Voldemort den Imperius-Fluch ausgesprochen hatte, sagte er: „Ich glaube, ab hier kann Sirius besser weitererzählen – viel mehr weiß ich nämlich nicht." Sirius nickte und übernahm: „Harry hat recht – ich habe wirklich gegen den Fluch angekämpft, und ich habe Harry auch gehört – aber wirklich abgeschüttelt habe ich ihn erst, bevor Voldemort mir zum letzten Mal befohlen hat, Harry zu töten. Es tut mir leid, Harry – ich musste so tun, als hätte er mich unter Kontrolle, und ich musste irgendeinen Fluch aussprechen, deshalb habe ich dich geschockt. Es musste alles so schnell gehen, mir ist nichts Besseres eingefallen." Harry nickte. „Kein Problem. Aber wie hast du uns da raus gebracht?" Sirius grinste verlegen. „Wir sind appariert. Ich habe mir von dem Death Eater, der neben dir stand, deinen Zauberstab geschnappt, dann dich – und dann bin ich mit dir nach Hogsmeade appariert." Remus schnappte nach Luft. „Zu zweit appariert? Padfoot, hast du eine Ahnung, was da alles schief gehen kann?" Sirius zuckte die Schultern. „Sicher – aber die Alternative war, von Voldemort und seinen Speichelleckern auf kleiner Flamme geröstet zu werden – da habe ich lieber das Risiko in Kauf genommen. Außerdem – wo ist der Spaß ohne Risiko?" Er grinste seinen Freund an, und Remus vergrub das Gesicht in den Händen und stöhnte.

*

Eine halbe Stunde später, nachdem Dumbledore mehrere Punkte durch Nachfragen geklärt hatte, ging die Unterhaltung langsam zu allgemeinen Themen über. Harry hatte sich bei Sirius – und auch Remus – mehrfach dafür entschuldigt, die Nachricht nicht als Falle erkannt zu haben, und beide hatten ihm versichert, dass sie ihn verstehen konnten. Remus vermutete sogar einen Vertrauenszauber auf dem Pergament, der dazu beigetragen haben könnte, Harrys Misstrauen zu dämpfen – ein Gedanke, der erheblich dazu beitrug, dass Harry sich besser fühlte, obwohl er sich vorsorglich noch einmal entschuldigte.

Schließlich sagte Sirius: „Harry, es reicht. Wenn ich noch einmal das Wort „Entschuldigung" höre, raste ich aus! Erzähl mir mal lieber, wie deine Prüfungen gelaufen sind!" Harry stöhnte. „Muss das sein?" Sirius grinste ihn an. „Als verantwortungsvoller Pate fühle ich mich dazu verpflichtet, deine schulischen Erfolge – oder Misserfolge – zu beobachten! Also, wie war es?" Harry seufzte. „Es hätte schlimmer sein können – aber ich glaube, auch besser. Geschichte und Wahrsagen dürfte ich völlig versemmelt haben, in Verteidigung habe ich ein sehr gutes Gefühl – und alles andere – na ja, irgendwo dazwischen." Sirius nickte. „Wir werden sehen, was dabei rauskommt – du wirst die Ergebnisse kaum vor mir geheim halten können, wenn du bei mir bist." Harry grinste und nickte.

„Ah – Harry wird also in den Ferien bei dir sein?" Professor Dumbledore legte den Kopf leicht schräg und musterte Sirius aus seinen leuchtend blauen Augen. Sirius runzelte die Stirn. „Ja, selbstverständlich – ich bin schließlich sein Pate, und es ist alles vorbereitet!" Dumbledore seufzte leise, dann sagte er ruhig: „So ungern ich euch enttäusche – Harry kann nicht bei dir bleiben. Du müsstest das eigentlich wissen, Sirius. Er muss zu seinen Verwandten zurück."

Harry hatte das Gefühl, als hätte Dumbledore ihm mit diesen ruhigen Worten den Boden unter den Füßen weggezogen. „Aber, Professor – warum? Sirius ist doch freigesprochen…" Dumbledore nickte ernst. „Ja, das ist richtig – aber es gibt einen Grund, warum du jedes Jahr zu den Dursleys zurückmusst, Harry. Als Hagrid dich damals aus Godrics Hollow geholt hat und wir entschieden haben, dich zu den Dursleys zu bringen, ist das Haus geschützt worden. Der Zauber, der dazu nötig war, ist uralt und beruht auf deiner Blutsverwandtschaft mit Petunia Dursley. Solange du ihr Haus als dein Zuhause bezeichnen kannst, kann Voldemort dir dort nichts anhaben – und deshalb musst du jedes Jahr einige Wochen dort verbringen."

Das war exakt der Moment, in dem Sirius explodierte. „Albus, das kommt überhaupt nicht in Frage! Wenn du glaubst, dass ich Harry auch nur einen einzigen Tag zu diesen Leuten zurückgehen lasse, dann bist du dümmer als du alt bist! Glaubst du, ich wüsste nicht, wie sie ihn da behandeln? Harry kommt zu mir, da brauchen wir gar nicht mehr zu diskutieren!"

Harry seufzte leise. Sirius hatte sich aufgerichtet, seine ohnehin dunklen Augen waren fast schwarz vor Ärger, und er sah so aus, als wäre er zu jedem Kampf bereit. Professor Dumbledore hingegen war sein übliches, ruhiges Selbst. „Sirius, sei bitte vernünftig. Es geht hier nicht um das, was wir wünschen, sondern um Harrys Sicherheit. Du hast eine Arbeit, die dich zeitlich sehr einspannt, und könntest dich ohnehin kaum um Harry kümmern. Ich kann dir aus diesem Grund nicht erlauben, Harry von den Dursleys fernzuhalten – wenigstens nicht von Anfang an. Später kann er dich für ein paar Wochen besuchen, aber zuerst…" „Du kannst es mir nicht erlauben?" Sirius starrte Professor Dumbledore gleichzeitig ärgerlich und ungläubig an. „Albus, entschuldige bitte, wenn ich hier etwas missverstanden habe – aber ich glaube, Harrys Pate bin immer noch ich! Ja, ich weiß, dass ich mich jahrelang nicht um ihn kümmern konnte, aber jetzt kann ich es, und ich habe ernsthaft vor, es auch zu tun. Ich bin dir dankbar, dass du dir Gedanken um Harry machst, aber die Verantwortung für ihn trage ich!" Er atmete tief durch, offenbar, um sich zu beruhigen, dann setzte er hinzu: „Albus, ich verstehe deine Sorge, aber ich glaube, du vergisst da etwas. Muss ich dich an das erinnern, was du mir bei Harrys Taufe gesagt hast?"

Er musterte Dumbledore einen Moment lang, jetzt wieder völlig ruhig, dann sagte er mit feierlicher Stimme: „Sirius, eine Patenschaft in der Zaubererwelt ist mehr als eine Formalität, wie sie bei den Muggeln üblich ist. Wenn du diese Patenschaft übernimmst, dann übernimmst du die Verantwortung für Harrys Leben, als wäre er dein leiblicher Sohn. Du gehst einen Pakt mit ihm ein, der fast einer Blutsverwandtschaft gleichkommt, und nichts kann diesen Pakt brechen. Bist du bereit für diese Verantwortung?" Sirius schwieg einen Moment, dann sagte er leise: „Es ist jetzt fast sechzehn Jahre her, dass ich diese Verantwortung übernommen habe, und jetzt habe ich endlich die Chance, danach zu handeln. Albus, wenn die Patenschaft so machtvoll ist, wie du es damals gesagt hast, dann müsste es möglich sein, Harry auch in meinem Haus zu schützen. Davon abgesehen befürchte ich, dass dieser Blutpakt einen Teil seiner Wirksamkeit verloren hat, als Voldemort im letzten Jahr mit Hilfe von Harrys Blut wiedergeboren wurde. Und was die Arbeit angeht – es ist längst mit Lisande geklärt, dass ich während Harrys Ferien teilweise Urlaub nehmen kann und den Rest der Zeit mit Recherchen, die ich von zu Hause aus erledigen kann, verbringe."

Professor Dumbledore musterte ihn eine Zeitlang schweigend, dann sagte er leise: „Du hast das Ganze wirklich gründlich durchdacht, nicht wahr, Sirius? Nun, in diesem Fall wüsste ich nicht, was ich noch einwenden sollte…"

*

Zwei Tage später saß Harry wieder einmal in Remus' Büro. Madam Pomfrey hatte seinen Paten erst an diesem Morgen und auch nur sehr zögern aus ihrer Obhut entlassen, und Harry hatte es sich nicht nehmen lassen, den Abend mit Sirius und Remus zu verbringen – und auch Francis kam etwas später dazu. Die Unterhaltung plätscherte leicht dahin – niemand war in der Stimmung für tiefschürfende Gespräche, und sie verbrachten den viel zu heißen Abend lieber mit gekühltem Kürbissaft und leichter Unterhaltung. Wie Sirius und Francis es aushielten, so eng auf der Couch zusammengekuschelt zu sitzen, war Harry schleierhaft, aber solange niemand von ihm erwartete, dass er mit jemandem kuschelte (und er war sich ziemlich sicher, dass Remus so etwas nicht vorhatte), war es ihm ziemlich egal.

Remus ließ es sich allerdings nicht nehmen, seine Schwester und Sirius aufzuziehen – und Sirius nahm es erstaunlich gelassen hin, was Remus lächelnd mit den Worten: „Seltsam – vor nicht allzu langer Zeit hättest Du mir jetzt gesagt, dass ich mich um mein eigenes Liebesleben kümmern soll," kommentierte. Sirius zuckte die Achseln. „Ja – aber das macht jetzt irgendwie keinen Spaß mehr." „Ach nein?" Remus' Gesicht war eine Maske höflicher Überraschung, und Harry fand es plötzlich unmöglich, Francis anzusehen – beide hatten Mühe, ihr Lachen zu verstecken, als Sirius sich an seinem Kürbissaft verschluckte und eine ganze Weile damit verbrachte, äußerst übertrieben zu husten. Remus hatte keine Probleme damit, sein Gesicht blieb völlig ruhig, während er Sirius mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte.

„Möchtest Du mir vielleicht irgendetwas sagen?" Sirius hob den Kopf und sah Remus in die Augen. Dann seufzte er leise und sagte: „Okay, ich weiß dass du mit Lisande zusammen bist. Wir – ich habe euch gesehen." Remus' Augenbraue wanderte noch ein bisschen höher. „Du hast uns gesehen? Wann?" Harry fand es äußerst interessant, dass selbst Sirius genügend Schamgefühl besaß, um zu erröten, dann murmelte er: „Am Tor. Als du sie nach ihrem letzten Besuch nach Hogsmeade bringen wolltest." Remus' Blick gab noch immer nicht preis, dass er längst darüber Bescheid wusste. Sein Gesichtsausdruck war jetzt irgendwo zwischen ärgerlich und peinlich berührt angesiedelt. „Du hast diese Unterhaltung gehört? Und du hattest es nicht nötig, dich mal sehen zu lassen – oder dich dezent zurückzuziehen?" Sirius zuckte die Schultern, noch immer ziemlich rot im Gesicht. „Zurückziehen war nicht drin – ihr hättet mich gesehen – und ich wollte euch nicht unterbrechen. Sei ehrlich Remus, wenn ich das getan hätte, wärt ihr heute noch nicht zusammen!" Remus' Mundwinkel zuckte für einen winzigen Moment, aber er hielt seine Stimme flach und sein Gesichts ausdruckslos, als er sagte: „Sirius, ich weiß, dass ich nicht allzu viel von dir erwarten kann, aber ich hätte schon gedacht, dass du meine Privatsphäre respektierst." Sirius starrte ihn einen Moment lang an, dann fing er plötzlich an zu lachen. „Der war gut, Moony, beinahe wäre ich auf dich reingefallen!"

Remus' Augenbraue wanderte wieder nach oben. „In wiefern?" Sirius grinste. „Ich hätte dir beinahe geglaubt, dass du sauer bist. Seit wann und woher weißt du, dass ich es weiß? Nicht von Francis, die hat mir gegenüber dichtgehalten." Er wandte seinen Blick langsam Harry zu. „Damit bleibt nur einer übrig." Harry zuckte die Schultern. „Ich konnte nichts dafür, Remus hat mich reingelegt." Sirius' Augen wanderten zu Remus. „Was hast du mit dem armen Jungen gemacht?" Remus grinste. „Ich habe ihm eine äußerst glaubwürdige Geschichte erzählt. Da du mich nicht mehr aufgezogen hast, habe ich vermutet, dass du etwas weißt, und ich bin davon ausgegangen, dass du es Harry erzählt hast. Also habe ich einfach behauptet, ich wüsste, dass er es weiß, weil du dich verplappert hättest…" Sirius grinste zurück und schüttelte dann tadelnd den Kopf. „Also wirklich, Remus, du kannst so was von hinterhältig sein…Harry, du solltest nie wieder den Fehler machen, auf dieses unschuldige Gesicht reinzufallen!"

Harry grinste zurück, dann sagte er schulterzuckend: „Im Unterricht ist er Gott sei Dank nicht so. Ich hoffe, dass bleibt im nächsten Jahr so."

Ein kurzes Schweigen machte sich im Raum breit, und Harry stellte überrascht fest, dass die drei Erwachsenen sich kurze, unbehagliche Blicke zu warfen. „Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?" Remus schüttelte den Kopf und seufzte leise. Dann sagte er: „Nein, du hast nichts Falsches gesagt." Er schwieg kurz, dann setzte er entschlossen hinzu: „Na ja, irgendwann musst du es ja erfahren, da ist es besser, wenn ich es dir selber erzähle. Harry, ich werde nächstes Jahr nicht wieder unterrichten."

Harry starrte Remus, der seinen Blick ruhig erwiderte, mit großen Augen fassungslos an. „Aber – warum nicht? Ist es, weil du ein Werwolf bist? Das weiß doch inzwischen jeder – und die meisten interessiert es überhaupt nicht!" Remus schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nicht deswegen. Aber es hat damit zu tun, dass ich ein Werwolf bin. Harry, du weißt doch, dass im letzten Krieg gegen Voldemort sehr viele Werwölfe auf seiner Seite gestanden haben, nicht wahr?" Harry nickte. Natürlich wusste er das. Remus lächelte ihm zu und fuhr fort: „Was du wahrscheinlich nicht weißt, ist, dass damals schon versucht worden ist, sie von ihm fernzuhalten – ich war einer von denen, die das versucht haben. Leider muss ich sagen, dass ich wenig Erfolg hatte – unter anderem, weil ich nur Albus Dumbledore im Rücken hatte. Aber jetzt ist es anders – Lisande hat mich gebeten, diese Arbeit wieder aufzunehmen, und ich habe dieser Bitte entsprochen. Sobald das Schuljahr vorbei ist, werde ich offiziell für das Ministerium arbeiten. Ich weiß nicht, ob du jemals davon gehört hast, dass es ein Werwolf-Unterstützungsamt gibt? Es ist bei der Zauberwesenbehörde angesiedelt, und ich werde offiziell dort beschäftigt sein."

Harry schluckte, dann sagte er leise: „Das ist – schade." Remus lächelte wehmütig. „Ja, das ist es. Ich gebe auch gerne zu, dass ich das Unterrichten vermissen werde – aber die Aufgabe, die Lisande für mich hat, ist wichtig, und ich kann es nicht neben dem normalen Unterricht schaffen, sonst würde ich es tun." Harry nickte. Er verstand die Bedeutung dieser Aufgabe – aber das hieß noch lange nicht, dass es ihm gefallen musste. Schließlich fragte er: „Ist es noch ein Geheimnis, oder kann ich es Ron und Hermine sagen?" Remus schüttelte den Kopf. „Nein, ein Geheimnis ist es nicht. Ich werde es Morgen und Übermorgen in meinem Unterricht ohnehin allen sagen – du kannst Ron und Hermine also ruhig schon vorwarnen."

Danach wurde nicht mehr über dieses Thema gesprochen, aber Harrys Stimmung war für diesen Abend ruiniert.

*

Und endlich war der letzte Schultag gekommen. Die Koffer waren gepackt, sämtliche Haustiere in ihren Käfige und Körben verstaut, und die Schüler saßen beim letzten gemeinsamen Frühstück. Am Gryffindor-Tisch wurde hauptsächlich darüber geredet, dass Professor Lupin im nächsten Jahr nicht wieder unterrichten würde – eine Mitteilung, die von den Gryffindors nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen worden war.

Für Harry war dieser Tag etwas ganz besonderes. Zum ersten Mal, seit er nach Hogwarts ging, bedeutete er nicht den Beginn von zwei langen, einsamen Monaten ohne seine Freunde, sondern den Beginn von zwei vermutlich viel zu kurzen Monaten zusammen mit seinem Paten. Sirius war zwei Tage vorher abgereist mit dem festen Versprechen, Harry auf Gleis 9 ¾ abzuholen, und Harry war aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten – heute Abend war es endlich soweit und er würde sein neues Heim kennen lernen. Sirius hatte nicht viel darüber gesagt, er wusste nur, dass es das Haus war, in dem Sirius mit seinem Vater gelebt hatte, aber eins stand fest: selbst, wenn es sich um die kleinste Hütte handeln sollte – es konnte nur besser sein als der Ligusterweg 4.

Auch später, im Hogwarts-Express, war deutlich zu spüren, dass Harry in einer ganz anderen Stimmung nach London fuhr als in den Jahren zuvor. Hatte er sonst die Fahrt als letzte Chance gesehen, noch mit seinen Freunden zusammenzusein und verzweifelt gehofft, dass sie nie zu Ende gehen würde, so genoss er jetzt zwar auch die letzten Stunden mit Ron und Hermine, aber gleichzeitig freute er sich auf das Ende der Fahrt – und damit auf den Beginn seines neuen Lebens.

Selbst als am frühen Nachmittag Malfoy mit Crabbe und Goyle im Schlepptau auftauchte, ließ er sich die Stimmung nicht verderben, sondern machte sich nur zusammen mit Hermine daran, Ron zurückzuhalten, der sich schon wieder bereit war, sich auf Malfoy zu stürzen.

*

Sie erreichten Kings Cross in der Abenddämmerung, und wie jedes Jahr explodierte der Bahnsteig unter dem Ansturm der Schüler, als diese aus dem Zug stiegen. In dem entstehenden Lärm konnte man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, geschweige denn das von anderen, und so wurde Harry völlig überrascht, als ihn jemand von hinten am Ärmel zupfte. Er drehte sich um und stand Cho Chang gegenüber, die ihn verschmitzt anlächelte. „Hallo Harry – ich wollte dir schöne Ferien wünschen! Grüß bitte Mr. Black von mir – und wir sehen uns in zwei Monaten!" Bevor Harry noch antworten konnte, hatte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt und küsste ihn – mitten auf den Mund. Dann drehte sie sich rasch um und war gleich darauf in der Schülermenge verschwunden.

„War das nicht Cho?" Als Harry sich zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten umdrehte, sah er direkt in die lachenden Augen seines Paten. Zu seinem Ärger spürte er, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. „Ja", murmelte er, „ich soll dich grüßen." Sirius grinste, sagte aber nichts weiter dazu, sondern begrüßte stattdessen Ron und Hermine, die gerade aus dem Zug kletterten. Dann machten sie sich zusammen auf den Weg zur magischen Sperre, an der ein Schaffner dafür sorgte, dass immer nur kleine Gruppen durchkamen, und standen schließlich in der Bahnhofshalle.

„Ron, Harry, Hermine, da seid ihr ja! Wo sind die anderen?" Mrs. Weasley eilte strahlend, wenn auch leicht erhitzt, auf sie zu, und umarmte die drei der Reihe nach. Ron zuckte die Schultern. „Ginny quatscht glaube ich noch – und Fred und George habe ich auf der Fahrt gar nicht gesehen. Mach dir keine Sorgen, die tauchen schon gleich auf."

Sie standen noch ein bisschen mit den Weasleys sowie Hermines Eltern, die kurz darauf ankamen, zusammen, bis auch die restlichen Weasley-Geschwister durch die Sperre kamen, und wanderten dann langsam dem Ausgang entgegen. Sirius hatte Harry den Koffer abgenommen und trug ihn mit einer Leichtigkeit, die Harry vermuten ließ, dass er unbemerkt einen Zauber darauf gelegt hatte. Sein freier Arm lag locker um Harrys Schulter – eine Geste, die Harry einerseits etwas verlegen machte (schließlich war er fast sechzehn), ihm andererseits aber eine Geborgenheit vermittelte, die er zuvor nicht gekannt hatte – und die er nicht mehr missen wollte.

Als sie den Ausgang erreichten, fragte Sirius: „Wie sieht es aus – hast du Hunger?" Harry grinste. Er hatte zwar im Zug einiges an Süßigkeiten gegessen, aber das störte ihn nicht wirklich. „Und wie. Dauert es lange, bis wir zu Hause sind?" Er ließ das Wort regelrecht auf der Zunge zergehen. Zu Hause. Nicht bei den Dursleys, sondern wirklich zu Hause…

Sirius lachte. „Zwei Stunden ungefähr – aber ich dachte, wir essen vorher etwas. Irgendwelche bestimmten Vorschläge, oder soll ich ein Restaurant aussuchen? Okay – was hältst du von Chinesisch? Und wenn wir gegessen haben, sehen wir zu, dass wir diesen Koffer ein bisschen verkleinern, sonst passt er nicht auf die Maschine." Harry sah ihn fragend an. „Die Maschine?" Sirius grinste. „Habe ich dir das noch nicht erzählt? Hagrid hat mein Motorrad die ganzen Jahre im Schuppen stehen gehabt – ich habe sie in den letzten Monaten ein bisschen aufpoliert, und jetzt ist sie wieder wie neu. Wenn du mir versprichst, dass du Remus nichts verrätst, bringe ich dir bei, damit zu fahren."

Harry starrte seinen Paten noch einen Moment lang mit offenem Mund an, dann verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Wenn er eben noch gedacht hatte, dass dieser Sommer der erste gute Sommer werden würde, dann hatte er sich getäuscht – es würde der beste Sommer des Jahrhunderts werden! Mit diesem erhebenden Gedanken folgte er seinem Paten aus dem Bahnhof – es waren die ersten Schritte in sein neues Leben.

~ Ende ~

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Jaaaa, das war's… bekomme ich noch ein paar Reviews zum Abschluss? Das wäre wirklich nett von euch!

Wenn noch irgendwelche Fragen sind, stellt sie ruhig – ich kann sie entweder in einer „Author's note" beantworten, ihr könnt mir aber auch mailen…

Und damit sage ich erst mal: Tschüß! Bis zur nächsten Story…