Prolog

"Was soll das heißen?! Sie haben gesagt, dass sie mich verbannen würden? Sie können mich nicht verbannen, dass hier ist doch meine Hölle!", hisste Lucy ihren kleinen Drachen an.

"Sie sagten, du wärst zu oft bei den Menschen, und das du weich werden würdest... sie werden dich morgen verbannen, aber sie sprachen von der anderen Dimension... "

"Die andere Dimension?! Sie wollen mich also in die unendlichen Tiefen des Kadahro werfen und hoffen, dass ich unten zerfetzt werde?", kreischte sie weiter.

"Am besten du packst deine Sachen, damit du wenigstens etwas dabei hast, wenn du fällst-"

"Ich werde dich vermissen...", sagte sie, während sie ein paar Sachen in einen Rucksack warf.

"Vermissen? Pah, ich werde dich begleiten. Keine Sorge, ich werde dich nicht allein lassen."

"Wie süß. Der Drache mag dich, Lucy. Dann schmeißen wir euch eben gemeinsam in den Kadahro.", zischte eine Stimme von der Tür. "Aber der Drache hat was falsch verstanden, wir werden dich jetzt verbannen." Es kamen noch fünf weiter schwarze Gestalten. Eine nahm den Drachen und ihre Tasche, die anderen vier nahmen Lucy.

Nach drei Minuten waren sie am Kadahro angekommen. "Ich hab noch ein Abschiedsgeschenk für dich Lucy.", sagte eine der Gestalten und zog einen Dolch aus dem langen schwarzen Mantel. Die Klinge war gut 10 cm lang und landete ganz in ihrem Magen, dann fiel sie mit dem Drachen (und dem Rucksack) in die Tiefe. Der kleine Drache flog zum Rucksack packte diesen und flatterte dann zu ihr. Er klammerte sich an ihr fest, denn nur so konnte er sicher gehen, dass sie auch in der selben Dimension landeten.

Der Aufprall kam hart und plötzlich. Lucy war direkt auf ihrem Arm gelandet und dieser hatte sofort mit einem lauten "Knack" sein Aufgeben angekündigt. Sie stöhnte auf und zog dann mit dem gesunden Arm den Dolch aus ihrem Bauch heraus. Nach kurzer Anstrengung saß sie aufrecht gegen einen Baum gelehnt, atmete aber sehr schwer. "Wie gehts dir?", fragte der Drache leise.

"Beschissen." Sie öffnete ihre Augen nur um festzustellen, dass sie in einem dichten und dunklen Wald gelandet waren. Es war noch immer Nacht, deshalb war es noch dunkler. In der Ferne hörte man Hufgetrappel.

"Sind das Pferde?", flüsterte sie.

"Ja, aber sie kommen nicht in unsere Richtung. Ist dir schon aufgefallen wie viel Blut aus dieser Wunde heraus läuft?", kreischte er panisch.

Sie nickte und kippte dann um.

Der kleine Drache erhob sich, und flog in Richtung der Pferde.

Schnell hatte sie die Reiter erreicht. Es waren zwei Männer auf jeweils einem wunderschönen weißem Pferd. "Riecht das hier nach Blut?", fragte der eine den anderen.

"Schon möglich, aber ich glaube ka-"

"Hilfe, zu Hilfe.", rief der kleine Drache, und flog wieder in Lucys Richtung als er sich sicher war, dass die beiden in ihre Richtung ritten.

"Da vorn liegt jemand. Sie hat aber bestimmt nicht gerufen.", sagte der eine, nach dem er sich über Lucy gebeugt hatte. Der Drache landete neben ihnen und erschreckte sie.

"Das war ich. Und ihr Name ist Lucy, ich bin ihr Drache Gikochinai, aber ihr könnt mich Giko nennen."

"Ein Drache?"

"Die sehen hier bestimmt größer aus, oder? Das ist in vielen Dimensionen so, nur bei uns nicht!", merkte Giko an, während die Fremden Lucy auf das Pferd verfrachteten.

"Delun mak asano. Delun mak lanano. Ni pasavar exi it liwe.", flüsterte Lucy.

"Was sagt sie da? Welche Sprache ist das?"

"Unsere Sprache, und zu deiner Frage sie betet... und das ist wirklich sehr merkwürdig!"

Sie schwiegen den Rest des kurzen Rittes, denn die beiden hatten in der Nähe ein Lager. Während der eine begann Lucys Wunden zu verarzten, machte der andere ein Feuer. Giko hatte nun endlich mal Zeit die Beiden genauer zu betrachten. Beide waren groß gewachsen, hatten blonde lange Haare und spitze Ohren. Dem kleinen Drachen fiel keine Rasse ein bei der er schon mal solche Ohren gesehen hatte. Die Blicke des Drache blieben nicht unbemerkt. Beide sahen auf (das Feuer ist an, die Wunden waren versorgt) und dann sagte der eine: "Verzeiht, wir haben vergessen uns vorzustellen. Das ist Thalion und ich bin Ohtar, wir sind Wachen des Königs."

"König?! Was für ein König? Wo sind wir und wie heißt eure Rasse?" Der Drache klang panisch, aber trotzdem böse.

"Ihr seit im Reich des Königs des Düsterwaldes, in Mittelerde, und wir sind Elben. Und ihr? Ihr seit auch nicht gerade der typische Drache?"

"Entschuldigung, aber der Tag war turbulent. Also verzeiht mir bitte meinen Ton. Ich habe noch nie von Mittelerde gehört... Elben? All das sagt mir nichts... Aber ich kenne auch nicht alle Dimensionen. Ihr müsst wissen, wir wurden verbannt. Aus unserer Welt..."

"Warum?"

"Das weiß ich selbst noch nicht genau. Aber Lucy weiß es, glaube ich." Er sah sie fragend an.

"Sie wird bald wieder auf wachen, dann können wir zurück reiten."

"Sie kann nicht reiten. Für gewöhnlich fliegen wir."

"Sie hat aber keine Flügel, wie ihr.", meinte Thalion belustigt.

"Nur weil man die Flügel nicht sieht, heißt das nicht, dass sie keine hat. Aber sie wäre so wieso viel zu schwach dazu..."

"Sie kann fliegen?!"

"Ja, das können alle Enma bei uns."

"Enma? Was ist das?"

"Oh, das ist unsere, na ja, Lucys Rasse. Sie ist eine Enma. Aber eine sehr hohe und wichtige. Gibt es hier eigentlich noch andere Rassen? Menschen vielleicht..."

"Ja, es gibt Menschen. Aber nicht hier in der Gegend. Warum fragt ihr?"

"Dann können wir euch besser erklären, woher wir kommen. Aber wie wärs wenn wir dieses Gespräch später weiter führen würden, ich würde mich gerne etwas ausruhen."