Hinweis: Wir sind ja alle erwachsen und jeder weiß, was PG 13 bedeutet.
Puh, das war ein Schwieriges Kapitel! Lag wohl an meiner Müdigkeit *g*...
@Honigkuchenpferd: Danke für den Tipp! Aber Pepe? Uh! Des wird hart! Ich geb mir alle Mühe, versprochen! Außerdem hast du ein gutes Gedächtnis! Die letzten Zeilen kommen bestimmt noch mehreren bekannt vor. Ich will ja nichts klauen oder die Story verderben, aber ich liebe es Anspielungen auf bestimmte Charaktäre zu machen oder Zitate zu benutzen. Super, daß dir die Story gefällt!
@Sparrow-666: Hab zuerst voll Probleme mit dem Kapitel gehabt, aber der Rum hat mich wieder auf Vordermann gebracht. Dl38fnozft?& Nu()98 *fälltbesoffenaufdieTastatur* @Rhodorik: Du hast schon eine blühende Phantasie! Jack im Anzug!? Hehe... ich kann so viel von Sparrow-666` Rum trinken, wie ich will, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen *lol*
@Vicky23: Na Nebel lichter geworden? Oder wird's zu schlimm? Bei mir ist auch noch Nebel... vom Rum. Heute gibt's endlich mal ein bißchen Aufklärung... und ein paar neue Fragen *g*
Fathers Footsteps 6
- Begegnungen -
"Leg`s auf den Boden, gaaanz langsam," flüsterte die Stimme.
Jack kam der Aufforderung nach und legte Wills Schwert langsam vor sich.
"Und jetzt..." die Klinge wanderte in seinen Nacken und übte leichten Druck aus. "...Umdrehen. Ein Mucks und du bist einen Kopf kürzer."
Nachdem Sparrow eine viertel Drehung gemacht hatte, beobachtete er, wie eine zarte Hand das Schwert aufhob.
"Eine so edle Klinge? Hätte ich von so einem, wie dir gar nicht erwartet... Vorwärts! Und mach keine Mätzchen!"
Eine halbe Stunde liefen sie. Jack fühlte, daß sein Bedroher genauso angespannt war, wie er selbst. Anscheinend gehörte er nicht zu dieser Schiffscrew, denn er war bedacht, leise und unauffällig auf den Berg zu gelangen. Überraschender weise fand er sich an dem Ausguck wieder, wo er kurz zuvor gewesen war. Schroff wurde er an den nächsten Baum gestoßen und festgebunden. Der andere legte sich irgendwo in die Nähe von ihm. Jack versuchte die Fesseln zu lösen, als er tiefes und gleichmäßiges Schnaufen hörte... Aber es nützte nichts. Man war zu sorgfältig vorgegangen und die Fesseln taten ihren Dienst. Also entschloß er sich kurzerhand zu schlafen. Was konnte er auch anderes tun?
*~*~*~*~
Tag
Die Sonne ging auf. Ihre ersten Strahlen kitzelten Jack in der Nase. Er blinzelte. Ein atemberaubender Ausblick lag vor ihm: Die Sonne aus dem Meer aufsteigend, ihre Strahlen schienen das Wasser zu küssen. Um die Bucht herum herrlich grüner Wald. Doch ein Fleck schien das Bild zu stören. In der Mitte lag immer noch das Schiff und hatte die Farbe der Nacht noch nicht abgelegt.
"Na, sind wir wach?" fragte eine weibliche Stimme.
*Eine Frau?* Jack schüttelte den Kopf, um die Verwirrung des Schlafes los zu werden.
"Mmmm, ja!"
"Anscheinend ist dieses Fleckchen doch noch nicht so vergessen, wie ich dachte," sie trat in sein Blickfeld.
Sie stand vor ihm gegen die Sonne und Jacks müde Augen brauchten kurz, um sich daran zu gewöhnen. Doch dann sah er wallendes, feuerrotes Haar über schmalen Schultern. Sie trug eine grüne Bluse, deren Ärmel bis ganz nach oben aufgerollt waren und kräftige Arme preisgaben. Ihre schlanke Figur sah aus, wie die einer der griechischen Göttinnen, von denen Marley so oft erzählt hatte. Ihr Gesicht war markant und schön. Die grünen Augen funkelten wie Smaragde.
*Guter Vorbau,* aber Jack senkte schnell den Blick, um sein Gegenüber nicht durch ein "unziemliches" Starren zu reizen.
"Hast mir gestern doch einen ganz schönen Schrecken eingejagt."
"Tja, ich kenne dieses gemütliche Plätzchen schon lange. Wahrscheinlich länger als du."
"Mag sein..." sie holte ein kleines Bündel und packte einen Laib Brot aus. "Was denkst du wie überrascht ich war, als du dich tatsächlich auf das Schiff getraut hast? Ich hätte das nicht einfach so riskiert."
"Du hast mich beobachtet?"
"Man trifft nicht jeden Tag jemanden, der hinter diesem Schiff her ist, geschweige denn überhaupt davon weiß."
Sie schnitt ein Stück Brot mit einem Messer ab und steckte es sich in den Mund.
"Wer bist du überhaupt? Welche Angelegenheit ist so wichtig, daß du dich direkt auf das Schiff traust?"
Jack versuchte so weit wie möglich die Brust zu schwellen.
"Ich bin Kapitän Jack Sparrow, von der Black Pearl. Das Schiff interessiert mich, vielleicht kaufe ich es als Sommerschiff."
Die Frau überlegte kurz.
"Ja, genau und deshalb versteckst du dich auch vor ihnen. Jack Sparrow, hm? Ah ja. Aber was hast du hier zu suchen?"
"Das könnte ich genauso fragen, Miss...."
"Lara Jade. Aber meine Angelegenheiten gehen dich nichts an."
"Nun, dann gehen meine dich auch nichts an, Jade," Jack setzte eine trotzige Mine auf und tat beleidigt.
"Oh, Moment! Jetzt fällt es mir ein! Du suchst wohl einen alten Freund was?"
Jetzt war Jack verdutzt. Woher wußte sie das? Er warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie ging vor ihm in die Knie und warf ihr Haar zurück.
"Es ist doch allgemein bekannt, mir fiel es nur zuerst nicht ein. Was willst du von dem Kapitän? Und warum fliehst du dann vom Schiff? Fast wärest du ganz unbemerkt geblieben, aber dann hast du sie doch irgendwie mißtrauisch gemacht."
Schon wieder war Jack verwirrt, aber er zeigte es nicht.
"Mißtrauisch?"
"Zwei Mal kurz, zwei Mal lang. Ein Signal ging vom Schiff, als du zurück gekommen bist. "Seid Aufmerkam!" Du hättest alles vermasseln können. Sie hätten dich fast gefunden. "Er" hätte dich fast gefunden!"
Da fiel es Jack wieder ein! Wie hatte er das vergessen können? Zu wenig Rum? Wie ein Blitz zuckte die Erinnerung durch seinen Kopf.
"Will? Er hätte mir nichts getan."
"William Turner? Er hätte dich kaltblütig an seinen Kapitän ausgeliefert."
Jack lachte.
"Ja, sicher! Anscheinend weißt du nichts über ihn!"
"Anscheinend bist du nicht auf dem Laufenden, Jack Sparrow!"
Sie stand auf und stapfte ans Ende des Ausgucks. Grimmig schaute sie auf das Schiff herab.
"William Turner war bei dem Überfall auf Port Liberty dabei. Und ich weiß, das war nicht der einzige. Drei Überfälle habe ich miterlebt, so lange verfolge ich sie nämlich schon. William Turner stand immer dabei, als Unschuldigen die Kehle durchgeschnitten wurde, nur um keine Zeugen zu hinterlassen. Er ist die rechte Hand des Kapitäns!"
Jack traute seinen Ohren nicht. Das war lächerlich. Er lachte wie ein Volltrunkener und Jade drehte sich zornig um.
"Lachst du mich aus?"
"Entschuldige, aber deine Abenteuergeschichte ist so gut, man könnte glauben, du meinst das ernst."
"Aber das ist mein voller Ernst! Warum hast du dich dann vor ihm versteckt, wenn er so harmlos ist?"
"Ich habe mich nicht vor ihm versteckt. Ich wollte ihm gerade hinterher, als du mich überfallen hast. Will wollte nie ein Pirat sein. Er könnte nie Hand an jemanden legen."
"Das hat er aber."
"Du mußt dich irren."
"Nein, das tue ich nicht!"
"Hast du einen Beweis?"
"Nein. Aber er hat zugesehen, als meine Heimat überfallen wurde. Er hat meinen Onkel getötet. Ich hatte ihn geliebt, wie einen Vater. Er ist genauso, wie sein Kapitän. Denn er hat mir das selbe genommen! Er hat meinen Vater getötet! So einem Kerl dient dein William Turner! Der Überfall brachte mich auf ihre Fährte. Jetzt endlich habe ich Gelegenheit mich zu rächen!"
Sie blickte Jack direkt in die Augen.
"Ich werde William Turner töten." Sie ging wütend fort. "Verrückter Narr!"
Jack lehnte den Kopf zurück.
"Hallo! Hey, du hast was vergessen! Haaaaaaaaalloooo!!!! JADE!!!! Ich verdurste! Ich brauche Rum!"
Eine Stunde später
"Verdammt!"
Lara Jade kam angerannt und packte ihr Bündel zusammen. Sie war in Eile.
"Was ist los?" Jack war beunruhigt über das Benehmen der Frau.
Sie zückte ein Messer und kam auf ihn zu.
*Was? Hey Mädel! Tu nichts Unüberlegtes!*
Zu seinem Erstaunen schnitt sie ihn los.
"Gut, jetzt heißt es, jeder für sich."
Sie wollte gerade schon verschwinden, als Jack sie an ihrem muskulösen Oberarm festhielt.
"Was geht hier vor?"
Sie zeigte mit einer Kopfbewegung zum Strand.
"Ein paar deiner Männer scheinen nach dir gesucht zu haben Sparrow. Immerhin, diesmal hast du wohl eine loyale Crew gefunden. Sie durchsuchen die Gegend nach weiteren Leuten. Besser, wir verschwinden."
"Hast du gesehn, wen sie haben?"
"Denkst du, ich verschwende auch nur eine Sekunde an deine Leute? Wenn die jemanden in die Finger kriegen, dann ist das zumeist endgültig."
"Und was machst du jetzt?"
"Ich versuche mich auf die andere Seite der Insel zu schlagen. In der Stadt kann man fürs erste unter tauchen."
"Das ist vier Tage von hier! Durch dichten Dschungel!"
"Was hab ich sonst für eine Chance?"
"Mein Schiff liegt in der westlichen Bucht. Du kannst mitkommen."
Sie betrachtete ihn einen Augenblick.
"Nein," sie riß sich los von ihm.
"Nein? Wieso nicht? Hast du etwa Angst vor mir?"
Lara Jade lachte herablassend.
"Vor dir? Oh, bitte! Aber ich weiß, welche Gegenleistung du dafür verlangen wirst. Und davor habe ich in der Tat..." Lara führte den Satz nicht zu Ende. "Sie werden hier alles durchsuchen! Sie werden uns finden, bevor wir etwas unternehmen könnten."
Jack setzte sein typisches Grinsen auf und schaute sie schräg an. Genervt stöhnte Lara und schüttelte den Kopf.
"Beim Juppiter! Du bist doch verrückt."
"Das bin ich! Der berüchtigte Kapitän Jack Sparrow!"
Jack schlich durch den Wald. Hatte er wirklich erwartet, daß sie ihm helfen würde? Was hatte sie mit ihm zu tun? Er verdrängte die Gedanken an die Frau mit den feurigen Haaren und versuchte sich auf das Bevorstehende zu konzentrieren. Er mußte an den Strand und zwar so schnell, wie möglich. Vielleicht waren seine Männer noch dort... an Bord würde es schwer, sie zu befreien. Er grummelte innerlich. Sicher hatte Elizabeth sich in Schwierigkeiten gebracht. Es lag einfach in ihrer Natur und wenn sie sich etwas in ihren trotzigen Dickkopf gesetzt hatte, war sie nur schwer wieder davon abzubringen. Jack versuchte, sich nicht weiter von solchen Überlegungen ablenken zu lassen und machte seinen Weg vorwärts.
Plötzlich hörte er Schritte. Er ging schnell unter einem dichten Busch in Deckung. Zwei Männer gingen leise umher und sahen sich genau um. An den einen erinnerte er sich genau, denn dieser hatte gestern neben dem Mann im schwarzen Umhang... neben Will gesessen. Der andere war etwas kleiner, aber deshalb trotzdem nicht von kleinem Wuchs. Der große drehte sich in seine Richtung und kam ein paar Schritte auf ihn zu.
*Geh weg! Geh weg!* beschwörte Sparrow den Mann.
Dieser blieb ein paar Meter von ihm entfernt stehen und wandte den Kopf hin und her. Dann drehte er sich wieder um und die beiden gingen weiter.
Als sie außer Sicht waren atmete Jack tief durch. Er drehte sich um, damit er unter dem Gestrüpp heraus kriechen konnte. Mit der Nase stieß er an ein Hindernis, welches vorher noch nicht da gewesen war. Er rieb sich die Nase und machte die Augen auf.
Schwarze, hohe Stiefel.
Das war alles, was er erkennen konnte. Dann kam etwas Hartes auf ihn nieder und schlug ihn KO.
*~*~*~*~
Dämmerung
Sein Kopf dröhnte. Alles drehte sich, obwohl es dunkel war. Jacks Bewußtsein regte sich wieder.
*Ich könnte die Augen auch auf machen, das wäre sicherlich auch nicht schlimmer.*
Doch, es war schlimmer. Heißer Schmerz zuckte durch sein Hirn und alles drehte sich noch schneller, als zuvor. Er brauchte eine ganze Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. Dann hörte er Stimmen.
"Doch, ich glaube, er hat die Augen aufgemacht."
"Ich habe nichts gesehen."
"Warte, er bewegt sich. Er kommt doch wieder zu sich."
Jack wagte es ein weiteres Mal, die Augen auf zu machen. Diesmal war es nicht mehr so schmerzhaft, aber er sah zunächst nichts, nur Licht.
"Jack?"
"Elizabeth, ich habe es gewußt!"
"Nicht nur sie, Kapitän," Marley seufzte.
Jack schrak hoch.
"Die Pearl?" flüsterte er.
"Nicht entdeckt, wir waren in dieser Bucht, als sie uns gestern Nacht schnappten. Aber das werden sie bald, wenn wir nicht schnell hier raus kommen und sie zum Hafen bringen."
Langsam gewöhnten sich Sparrows Augen an die Umgebung und sein Kopf beruhigte sich wieder. Er fühlte die rauhe Schnur an seinen Handgelenken und wußte, er war leicht "eingeschränkt". Er saß auf Sand, der mit kleinen harten Stückchen durchgeben war und tatsächlich befand er sich am Ende des Waldes an einen Baum gelehnt, den Blick aufs rote Meer gerichtet. Neben ihm saßen Marley, Elizabeth, Sneek und Jordan.
"Mick?" fragte er seinen Maat.
Marley schüttelte den Kopf.
*Verdammt! Wenn das so weiter geht, muß ich mir schon wieder eine neue Crew suchen!*
"Wir dachten, sie hätten dich gefangen," meinte Elizabeth. "Was hab ich mir nur gedacht?"
"Typisch Weiber!"
"Kapitän, es war nicht nur ihre Schuld. Ich hätte ihr nie nachgegeben, wäre ich nicht selbst sehr interessiert an der Sache gewesen. Ich habe ein furchtbares Gefühl." Er schwieg kurz, um sein Bedauern über die Sache zum Ausdruck zu bringen.
Jack erwähnte lieber nicht, daß er sowieso in Gefangenschaft geraten war und nicht hätte frei kommen können, wären sie nicht gewesen. Wie hatte er nur schon wieder in solch eine Situation kommen können? Er, der berüchtigte....
Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen. Drei Gestalten kamen vom Strand herauf. Der Umhang zeigte Jack sofort, wer der eine davon war.
"Elizabeth, ich habe Will gefunden," flüsterte er.
Aufregung leuchtete plötzlich in ihren Augen.
"Wo? Wie geht es ihm?"
Jack zeigte mit seinem Kinn auf die schwarze Gestalt, die auf sie zu kam. Das Meer glitzerte rot in ihrem Rücken. Die Feder am Hut und ihr Umhang wurden vom Wind hin und her bewegt.
"Ich bin mir nicht sicher, Elizabeth, aber es könnte sein, daß er sich verändert hat."
"Was meinst du damit?"
Die junge Frau war beunruhigt. Sie sah voller Erwartung dem Mann entgegen, der immer näher kam. Ja, dies war seine schlanke Figur, seine Haare, seine Schultern. Dennoch dachte sie über Jacks Worte nach.
*Was meint er nur? Verändert?*
Auch wenn ihr Herz an ihren Gefühlen festhielt, so wappnete sich ihr Verstand. Jack aber schwieg und blickte ernst zu dem Mann.
Da sah sie sein Gesicht. Ja!
"William! Ich wußte, du lebst! Binde uns los!"
Sogleich erstarrte sie. Sein Gesicht, ja dies war es. Aber es war so... kalt. Sie erkannte die Veränderung. Nicht nur sein Bart war nun penibel genau gestutzt... Seine Augen! Wo war die Güte? Wo die Wärme?
Jack erkannte genau das Gleiche. In der Nacht hatte er zwar Will gesehen, aber dieser hatte ihn nicht angesehen. Jetzt tat er es und sein Blick war alles andere als freundlich.
*Ist dein Blut so erkaltet, daß es deine Haut weiß färbt?* dachte er bei sich.
"Will, lange nicht gesehn!" rief er statt dessen aus.
Sofort hatte er einen Schlag ins Gesicht bekommen. Direkt auf den Kiefer.
"Uh!" Jack stöhnte vor Schmerz.
In seinem Kopf drehte sich schon wieder alles. Die rechte Seite seines Gesichtes wurde taub. Wills größerer Begleiter stellte sich neben den Kapitän und knackte mit den Händen, bereit den nächsten Schlag zu setzten. Der andere war ein älterer Mann, der sich etwas abseits hinstellte.
"Will, was soll das?" schrie Elizabeth. "Wie kannst du das zulassen?"
William Turner sah sie nicht einmal an, sondern bedachte nur Jack mit einem starren Blick.
"Was willst du hier, Sparrow?" fragte der große Pirat.
"Ich statte einem alten Freund einen Besuch ab. Konnte ja nicht wissen, daß ich nicht willkommen bin."
Der Mann grinste und versetzte Jack einen Schlag in die Magengegend, so daß dem Geschlagenen alle Luft aus den Lungen entwich. Jack krümmte sich zusammen und fiel vorn über, aber wurde sofort wieder an den Baum gedrückt. Hustend kehrte die Luft langsam wieder. Er schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden.
"Was willst du hier?"
"Ich..." er stöhnte. "Ich bin wegen Will hier. Wir wollten herausfinden, was ihm zugestoßen ist."
"Wo ist die Black Pearl?"
"Du kannst mich fragen, was du willst, aber niemals verrate ich mein Schiff!"
Die Faust des Piraten ging wieder auf Jacks Gesicht herunter. Zum Glück war diese Seite schon taub gewesen. Der Schmerz, der jetzt durch Jacks Kopf ging, war eher stumpf. Doch das Dröhnen wurde deshalb nicht besser. Blut rann aus Jacks Mund.
Marley und die anderen Männer versuchten vergebens irgendwie die Fesseln zu lösen, um ihrem Kapitän zu helfen. Elizabeth atmete schnell und hielt ihre Augen geschlossen. Sie wollte nicht sehen, wie man Jack schlug. Und noch weniger Wills Teilnahmslosigkeit.
"Die Pearl!" fragte der Mann noch einmal gefährlich ruhig.
Jack sah ihn haßerfüllt an, seine schwarzen Augen blitzten unter seinen dicken Haaren hervor. Er spuckte dem Piraten ins Gesicht.
Ruhig wischte dieser sich mit dem Ärmel die Spucke aus dem Auge. Jacks Blick wanderte hinüber zu dem Mann, denn er früher so gemocht hatte. Mit dem er einmal gekämpft hatte. Er spukte ihm vor die Füße.
Das letzte, was er vor der Dunkelheit hörte, war Elizabeth` verzweifelter Schrei...
*~*~*~*~
Nacht
Als er wieder zu sich kam, war es dunkel. Nur die große silberne Scheibe vor ihm und das Lagerfeuer der Piraten weiter unten erhellte den Strand. Jack prüfte mit seiner Zunge, ob er noch alle Zähne hatte.
*Zum Glück! Wäre einer meiner Goldzähne drauf gegangen, hätten sie mich kennengelernt.*
Er sah neben sich. Sein erster Maat und alle anderen schienen zu schlafen.
"Na, wieder wach?" fragte eine ruhige, rauhe Stimme.
Jack sah sich um. Etwas weiter links neben sich sah er den Piraten, der vorhin mit Will gekommen war. Es war der kleinere, ältere. Der Mann saß da und schnitzte mit einem kleinen Messer. Das Stück Holz in seinen Händen nahm keine besondere Form an, sondern wurde einfach nur kleiner und kleiner. Jack dachte daß der Pirat trotz seinem muskulösen Körper sehr alt in seiner gebückten Haltung aussah.
"Ja, es geht doch nichts über ein Nickerchen..." gab er zurück.
"Du hättest es ihnen auch sagen können, sie werden die Pearl sowieso finden."
"Vielleicht," der Kapitän wußte, daß der Mann Wahres sprach. "Und dennoch konnte ich es nicht. Sie ist mein Schiff. Ich werde tun, was ich kann, um sie zu schützen."
Der Pirat nickte.
"Warum so ein betrübtes Gesicht? Was könnte sich ein Pirat mehr wünschen? Ein Strand, der Mond... gute Gesellschaft," scherzte Jack.
Aber der andere sah ihn nicht an und sprach mit gedämpfter Stimme weiter.
"Ich weiß noch genau, wie es war, als ich den jungen Turner das erste Mal kennen lernte." Er seufzte. "Er war ein Knabe..."
Jack wurde hellhörig.
"Sehr aufgeweckt war der Kleine gewesen. Seine Kindlichkeit hatte mich damals sehr erheitert."
"Woher kennt ihr ihn?"
"Ich habe einst seine Mutter gekannt. Nachdem Bill wieder zur See gefahren war, habe ich mich um ihn gekümmert. Für eine ganze Weile...."
"Was tut ihr dann hier?"
"Als Mary starb, hielt es mich nicht mehr. Ich ging wieder zur See."
"Und William ließet ihr einfach zurück," ein Vorwurf schwang in Sparrows Stimme mit.
"Ob früher oder später... Außerdem hoffte ich ihn so vor diesem Schicksal bewahren zu können. Aber der Kapitän konnte nie vergessen. Vor allem nicht, als er das von der Black Pearl letztes Jahr gehört hatte. Er sah, daß seine Zeit gekommen war."
Jack zog eine Braue hoch.
"Wofür?"
"Um das Äternum Esse zu suchen."
"Was ist das?"
"Dir sagt das nichts? Sind die jungen Piraten heutzutage so unwissend?... Vielleicht ist es besser so."
"Warum sagt ihr mir das alles? Werde ich gleich hingerichtet?"
"Das kann ich nicht sagen. Kommt auf die Laune des Kapitäns an. Oder auf die des jungen Herrn. Irgendwie bist du mir sympatisch."
Jack lachte.
"Ihr seid der erste, der mir so was sagt."
"Vielleicht nicht von deinem Charakter her, aber es ist schön zu sehen, daß William Freunde hatte, die so viel für ihn tun."
"Er hat solche Freunde," berichtigte Jack den Piraten. "Ich habe schon Schlimmeres überstanden, als das von gestern. Außerdem stimmt hier etwas nicht. Will ist nicht er selbst."
Nachdenklich sah er hinunter zum Lagerfeuer.
"Nein, du hast recht, das ist er nicht. Und genau das macht es so schwer. Ich mochte ihn so wie er war. Er war gescheit, er war stark. Und er wäre niemals so dumm gewesen sich auf das hier einzulassen."
"Was ist passiert?"
Seine Wache schlug die Hände vors Gesicht. Unter diesen Pranken klang seine Stimme dumpf.
"Ein halbes Jahr hat er sich dagegen gewehrt. Die größten Torturen hatte er ausgehalten. Aber schließlich mußte er aufgeben. Der Kapitän war zu willensstark, zu grausam."
Er sah Sparrow eindringlich an.
"Sie haben ihn nicht durch die Qualen des Körpers verändert... sie haben seinen Geist mit seiner Seele bekämpft! Als er nachgab, brach William zusammen. Tage lang hatte er geschwiegen und in den ersten Nächten konnte ich ihn weinen hören. Flüsternd nannte er den Namen seiner Verlobten, wenn er sich allein fühlte." Er sah zu ihr hin. "Ihre Liebe muß grenzenlos sein. Wie furchtbar."
Er warf das Holz in den Wald. Und sprach wieder gefaßter. Seine Stimme schwankte nun nicht mehr.
"Seitdem wurde es noch viel schlimmer. Der Kapitän unterwies ihn und lehrte ihn, seine Fähigkeiten auszubauen und für seine Zwecke zu nutzen. Der junge Turner lacht und spricht fast nie. Und wenn er doch spricht, dann kommt nur Böses aus seinem Munde. Er hat die Überfälle, als die rechte Hand seines Kapitäns geleitet. Präzise und grausam. Es macht mich manchmal wütend ihn so zu sehn. Wenn ich dann noch an ihn als Kind denke und wie er vorher war, schmerzt es mich so sehr, daß ich sogar...." aber er sprach nicht zu Ende, was er dachte.
Jack war beeindruckt von dem Mann. Es ergriff ihn sehr, wie er über seinen Freund gesprochen hatte. Er empfand Sympathie für ihn.
"Wie heißt ihr?"
"Mein Name ist Jones. Samuel Jones. Es ist fast schade, daß du nichts mehr mit deinem neuen Wissen anfangen kannst. Morgen früh werden wir sowieso aufbrechen. Dann können wir es wenigstens bald zu Ende bringen."
"Was habt ihr vor?"
"Es braucht dich nicht mehr zu kümmern. Wenn ihr nicht tot seid, dann erlebt ihr den Angriff auf San Lorenza nur in dem Kerker des Schiffes."
"Ihr könntet uns freilassen. Ich verrate euch sicher nicht," Jack grinste.
Aber Samuel war ernster als je zuvor.
"Niemals könnte ich das tun. Viele müßten für meinen Verrat leiden, eingeschlossen mich selbst. Es wird geschehn, wie ich es sagte."
Er lehnte sich an einen Felsen hinter ihm.
"Vielleicht solltest du schlafen. Du siehst nicht sehr gut aus."
Dann schloß der Pirat die Augen und nach einer Weile schnarchte er. Jack gab seiner eigenen Müdigkeit schließlich auch nach.
*~*~*~*~
Morgendämmerung
"Aufstehn!" Elizabeth wurde jäh aus dem Schlaf gerissen und auf die Beine gezogen.
Sie hatte kaum Zeit, eine Erklärung zu verlangen, denn schon wurde sie zum Strand geführt und in eines der Beiboote gesetzt. Vor ihnen war schon eines der drei im Wasser und hatte fast das Schiff erreicht. Es war kalt und der Himmel war grau und wolkenbedeckt. Sie sah zurück zum Waldrand. Jack, Sneek und Jordan saßen noch da, entsetzt darüber, daß man sie getrennt hatte. Der große Pirat, der Jack am Vortag verhört hatte, bewachte sie. Aber Marley wurde auch zum Strand geführt und mußte im gleichen Boot, wie sie selbst Platz nehmen.
In ihrer Nähe stand William und packte mit einem anderen die restlichen Sachen in das letzte Boot. Panik stieg in ihr auf, aber ihr Stolz verbot es ihr, sie zu zeigen. Vier Mann stiegen in das Beiboot. Blieben Noch drei an Land. Will, die Wache und der andere, der packte. Sie waren schon fast am Schiff, als Marley Elizabeth schubste. Er gab ihr ein Zeichen, an den Strand zu sehen.
Voller Überraschung sah sie, wie Jack aufsprang und die Wache niederschlug. Es dauerte keine 10 Sekunden, da schrie über ihr ein Pirat zum Festland, um sie zu warnen.
*~*~*~*~
Jack sah Elizabeth und seinem Maat nach. Sie selbst wurden wohl mit dem letzten Boot an Bord gebracht. Es juckte ihn an der Nase. Aus einem Reflex heraus kratzte er sich....
Moment! Er kratzte sich? Seine Hände waren frei!
Schnell nahm er sie wieder hinter den Rücken. Die Wache hatte nichts gemerkt. Vorsichtig schielte er zu Jordan und Sneek, die genauso Überrascht zu ihm schauten. Jordan machte ein kleines Zeichen. Hinter seinem Mann machte sich jemand an den Fesseln zu schaffen.
*Jade!*
Zuletzt schnitt sie Sneek los. Dann zeigte sie auf die Wache, die am nächsten zum Kapitän stand. Er nickte.
Sie machte eine Handbewegung. Jack sprang auf!
Völlig verdutzt hatte der Pirat nicht einmal Zeit, zu schreien. Jack schlug ihm mitten ins Gesicht und brach ihm dabei sie Nase.
*Das hat man davon, wenn man den großen Kapitän Jack Sparrow schlägt!*
Der Mann rührte sich nicht mehr.
Will sah auf und konnte gerade noch sehen, wie der Pirat zu Boden ging und die Gefangenen in den Wald liefen. Er reagierte schnell.
"Hol Sam und bringt das Boot ans Schiff! Sag dem Kapitän, er soll wie geplant vorgehen. Holt mich danach ab. Ich kümmere mich um Sparrow."
Der Mann, mit dem er gesprochen hatte, begann erst jetzt zu verstehen, was überhaupt passiert war und stand ein paar Minuten starr da, bis er seine Überraschung überwunden hatte. Vom Schiff her hörte er schon Geschrei, aber mit einem Zeichen bedeutete er, daß schon alles im Gange war. An Bord wurde es wieder ruhig und schnell führte er seine Arbeit zu ende.
*~*~*~*~
Sie rannten schnell durch den Wald. Jack drehte sich nicht um, als er Lara etwas zurief.
"Du konntest nicht ohne mich leben, was?"
"Du verdammter Idiot, ich wußte, du würdest in Schwierigkeiten geraten!"
Sneek und Jordan wunderten sich zwar über die Diskussion, waren aber zu beschäftigt, weiter zu laufen. Zur Pearl war es noch ein weiter Weg.
Lara hörte etwas hinter ihnen.
"Verdammt!"
"Was?"
"Ich glaube er ist hinter uns her!"
"Will etwa?"
"Ja, wer sonst?"
Ihr Herz schlug schneller und Adrenalin strömte durch ihren Körper. Er war alleine hinter ihnen. Sie fällte eine Entscheidung.
*Jetzt ist die Gelegenheit!*
"Jack?"
"Was ist meine Teuerste," schnaufte er.
"Ich halte ihn auf! Wartet nicht auf mich! Wir sehen uns in San Lorenza!"
Sie ließ sich zurück fallen.
"Jade! Verdammt!"
Was sollte er tun? Sie davon abbringen, Will zu töten? Konnte sie das überhaupt?
*Der Junge kann schon auf sich selbst aufpassen.*
Er beschloß, sich erst um Elizabeth und Marley zu kümmern. Sie brauchten ihn wohl eher. Wer wußte schon was der Kapitän mit ihnen anstellen würde. Er hatte noch eine reelle Chance. Der Hafen lag am südlichen Ende der Insel. Die Pearl lag im Westen, das Schiff ganz im Norden.Wenn sie sich beeilten, konnten sie während dem Überfall einen Befreiungsversuch starten.
Puh, das war ein Schwieriges Kapitel! Lag wohl an meiner Müdigkeit *g*...
@Honigkuchenpferd: Danke für den Tipp! Aber Pepe? Uh! Des wird hart! Ich geb mir alle Mühe, versprochen! Außerdem hast du ein gutes Gedächtnis! Die letzten Zeilen kommen bestimmt noch mehreren bekannt vor. Ich will ja nichts klauen oder die Story verderben, aber ich liebe es Anspielungen auf bestimmte Charaktäre zu machen oder Zitate zu benutzen. Super, daß dir die Story gefällt!
@Sparrow-666: Hab zuerst voll Probleme mit dem Kapitel gehabt, aber der Rum hat mich wieder auf Vordermann gebracht. Dl38fnozft?& Nu()98 *fälltbesoffenaufdieTastatur* @Rhodorik: Du hast schon eine blühende Phantasie! Jack im Anzug!? Hehe... ich kann so viel von Sparrow-666` Rum trinken, wie ich will, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen *lol*
@Vicky23: Na Nebel lichter geworden? Oder wird's zu schlimm? Bei mir ist auch noch Nebel... vom Rum. Heute gibt's endlich mal ein bißchen Aufklärung... und ein paar neue Fragen *g*
Fathers Footsteps 6
- Begegnungen -
"Leg`s auf den Boden, gaaanz langsam," flüsterte die Stimme.
Jack kam der Aufforderung nach und legte Wills Schwert langsam vor sich.
"Und jetzt..." die Klinge wanderte in seinen Nacken und übte leichten Druck aus. "...Umdrehen. Ein Mucks und du bist einen Kopf kürzer."
Nachdem Sparrow eine viertel Drehung gemacht hatte, beobachtete er, wie eine zarte Hand das Schwert aufhob.
"Eine so edle Klinge? Hätte ich von so einem, wie dir gar nicht erwartet... Vorwärts! Und mach keine Mätzchen!"
Eine halbe Stunde liefen sie. Jack fühlte, daß sein Bedroher genauso angespannt war, wie er selbst. Anscheinend gehörte er nicht zu dieser Schiffscrew, denn er war bedacht, leise und unauffällig auf den Berg zu gelangen. Überraschender weise fand er sich an dem Ausguck wieder, wo er kurz zuvor gewesen war. Schroff wurde er an den nächsten Baum gestoßen und festgebunden. Der andere legte sich irgendwo in die Nähe von ihm. Jack versuchte die Fesseln zu lösen, als er tiefes und gleichmäßiges Schnaufen hörte... Aber es nützte nichts. Man war zu sorgfältig vorgegangen und die Fesseln taten ihren Dienst. Also entschloß er sich kurzerhand zu schlafen. Was konnte er auch anderes tun?
*~*~*~*~
Tag
Die Sonne ging auf. Ihre ersten Strahlen kitzelten Jack in der Nase. Er blinzelte. Ein atemberaubender Ausblick lag vor ihm: Die Sonne aus dem Meer aufsteigend, ihre Strahlen schienen das Wasser zu küssen. Um die Bucht herum herrlich grüner Wald. Doch ein Fleck schien das Bild zu stören. In der Mitte lag immer noch das Schiff und hatte die Farbe der Nacht noch nicht abgelegt.
"Na, sind wir wach?" fragte eine weibliche Stimme.
*Eine Frau?* Jack schüttelte den Kopf, um die Verwirrung des Schlafes los zu werden.
"Mmmm, ja!"
"Anscheinend ist dieses Fleckchen doch noch nicht so vergessen, wie ich dachte," sie trat in sein Blickfeld.
Sie stand vor ihm gegen die Sonne und Jacks müde Augen brauchten kurz, um sich daran zu gewöhnen. Doch dann sah er wallendes, feuerrotes Haar über schmalen Schultern. Sie trug eine grüne Bluse, deren Ärmel bis ganz nach oben aufgerollt waren und kräftige Arme preisgaben. Ihre schlanke Figur sah aus, wie die einer der griechischen Göttinnen, von denen Marley so oft erzählt hatte. Ihr Gesicht war markant und schön. Die grünen Augen funkelten wie Smaragde.
*Guter Vorbau,* aber Jack senkte schnell den Blick, um sein Gegenüber nicht durch ein "unziemliches" Starren zu reizen.
"Hast mir gestern doch einen ganz schönen Schrecken eingejagt."
"Tja, ich kenne dieses gemütliche Plätzchen schon lange. Wahrscheinlich länger als du."
"Mag sein..." sie holte ein kleines Bündel und packte einen Laib Brot aus. "Was denkst du wie überrascht ich war, als du dich tatsächlich auf das Schiff getraut hast? Ich hätte das nicht einfach so riskiert."
"Du hast mich beobachtet?"
"Man trifft nicht jeden Tag jemanden, der hinter diesem Schiff her ist, geschweige denn überhaupt davon weiß."
Sie schnitt ein Stück Brot mit einem Messer ab und steckte es sich in den Mund.
"Wer bist du überhaupt? Welche Angelegenheit ist so wichtig, daß du dich direkt auf das Schiff traust?"
Jack versuchte so weit wie möglich die Brust zu schwellen.
"Ich bin Kapitän Jack Sparrow, von der Black Pearl. Das Schiff interessiert mich, vielleicht kaufe ich es als Sommerschiff."
Die Frau überlegte kurz.
"Ja, genau und deshalb versteckst du dich auch vor ihnen. Jack Sparrow, hm? Ah ja. Aber was hast du hier zu suchen?"
"Das könnte ich genauso fragen, Miss...."
"Lara Jade. Aber meine Angelegenheiten gehen dich nichts an."
"Nun, dann gehen meine dich auch nichts an, Jade," Jack setzte eine trotzige Mine auf und tat beleidigt.
"Oh, Moment! Jetzt fällt es mir ein! Du suchst wohl einen alten Freund was?"
Jetzt war Jack verdutzt. Woher wußte sie das? Er warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie ging vor ihm in die Knie und warf ihr Haar zurück.
"Es ist doch allgemein bekannt, mir fiel es nur zuerst nicht ein. Was willst du von dem Kapitän? Und warum fliehst du dann vom Schiff? Fast wärest du ganz unbemerkt geblieben, aber dann hast du sie doch irgendwie mißtrauisch gemacht."
Schon wieder war Jack verwirrt, aber er zeigte es nicht.
"Mißtrauisch?"
"Zwei Mal kurz, zwei Mal lang. Ein Signal ging vom Schiff, als du zurück gekommen bist. "Seid Aufmerkam!" Du hättest alles vermasseln können. Sie hätten dich fast gefunden. "Er" hätte dich fast gefunden!"
Da fiel es Jack wieder ein! Wie hatte er das vergessen können? Zu wenig Rum? Wie ein Blitz zuckte die Erinnerung durch seinen Kopf.
"Will? Er hätte mir nichts getan."
"William Turner? Er hätte dich kaltblütig an seinen Kapitän ausgeliefert."
Jack lachte.
"Ja, sicher! Anscheinend weißt du nichts über ihn!"
"Anscheinend bist du nicht auf dem Laufenden, Jack Sparrow!"
Sie stand auf und stapfte ans Ende des Ausgucks. Grimmig schaute sie auf das Schiff herab.
"William Turner war bei dem Überfall auf Port Liberty dabei. Und ich weiß, das war nicht der einzige. Drei Überfälle habe ich miterlebt, so lange verfolge ich sie nämlich schon. William Turner stand immer dabei, als Unschuldigen die Kehle durchgeschnitten wurde, nur um keine Zeugen zu hinterlassen. Er ist die rechte Hand des Kapitäns!"
Jack traute seinen Ohren nicht. Das war lächerlich. Er lachte wie ein Volltrunkener und Jade drehte sich zornig um.
"Lachst du mich aus?"
"Entschuldige, aber deine Abenteuergeschichte ist so gut, man könnte glauben, du meinst das ernst."
"Aber das ist mein voller Ernst! Warum hast du dich dann vor ihm versteckt, wenn er so harmlos ist?"
"Ich habe mich nicht vor ihm versteckt. Ich wollte ihm gerade hinterher, als du mich überfallen hast. Will wollte nie ein Pirat sein. Er könnte nie Hand an jemanden legen."
"Das hat er aber."
"Du mußt dich irren."
"Nein, das tue ich nicht!"
"Hast du einen Beweis?"
"Nein. Aber er hat zugesehen, als meine Heimat überfallen wurde. Er hat meinen Onkel getötet. Ich hatte ihn geliebt, wie einen Vater. Er ist genauso, wie sein Kapitän. Denn er hat mir das selbe genommen! Er hat meinen Vater getötet! So einem Kerl dient dein William Turner! Der Überfall brachte mich auf ihre Fährte. Jetzt endlich habe ich Gelegenheit mich zu rächen!"
Sie blickte Jack direkt in die Augen.
"Ich werde William Turner töten." Sie ging wütend fort. "Verrückter Narr!"
Jack lehnte den Kopf zurück.
"Hallo! Hey, du hast was vergessen! Haaaaaaaaalloooo!!!! JADE!!!! Ich verdurste! Ich brauche Rum!"
Eine Stunde später
"Verdammt!"
Lara Jade kam angerannt und packte ihr Bündel zusammen. Sie war in Eile.
"Was ist los?" Jack war beunruhigt über das Benehmen der Frau.
Sie zückte ein Messer und kam auf ihn zu.
*Was? Hey Mädel! Tu nichts Unüberlegtes!*
Zu seinem Erstaunen schnitt sie ihn los.
"Gut, jetzt heißt es, jeder für sich."
Sie wollte gerade schon verschwinden, als Jack sie an ihrem muskulösen Oberarm festhielt.
"Was geht hier vor?"
Sie zeigte mit einer Kopfbewegung zum Strand.
"Ein paar deiner Männer scheinen nach dir gesucht zu haben Sparrow. Immerhin, diesmal hast du wohl eine loyale Crew gefunden. Sie durchsuchen die Gegend nach weiteren Leuten. Besser, wir verschwinden."
"Hast du gesehn, wen sie haben?"
"Denkst du, ich verschwende auch nur eine Sekunde an deine Leute? Wenn die jemanden in die Finger kriegen, dann ist das zumeist endgültig."
"Und was machst du jetzt?"
"Ich versuche mich auf die andere Seite der Insel zu schlagen. In der Stadt kann man fürs erste unter tauchen."
"Das ist vier Tage von hier! Durch dichten Dschungel!"
"Was hab ich sonst für eine Chance?"
"Mein Schiff liegt in der westlichen Bucht. Du kannst mitkommen."
Sie betrachtete ihn einen Augenblick.
"Nein," sie riß sich los von ihm.
"Nein? Wieso nicht? Hast du etwa Angst vor mir?"
Lara Jade lachte herablassend.
"Vor dir? Oh, bitte! Aber ich weiß, welche Gegenleistung du dafür verlangen wirst. Und davor habe ich in der Tat..." Lara führte den Satz nicht zu Ende. "Sie werden hier alles durchsuchen! Sie werden uns finden, bevor wir etwas unternehmen könnten."
Jack setzte sein typisches Grinsen auf und schaute sie schräg an. Genervt stöhnte Lara und schüttelte den Kopf.
"Beim Juppiter! Du bist doch verrückt."
"Das bin ich! Der berüchtigte Kapitän Jack Sparrow!"
Jack schlich durch den Wald. Hatte er wirklich erwartet, daß sie ihm helfen würde? Was hatte sie mit ihm zu tun? Er verdrängte die Gedanken an die Frau mit den feurigen Haaren und versuchte sich auf das Bevorstehende zu konzentrieren. Er mußte an den Strand und zwar so schnell, wie möglich. Vielleicht waren seine Männer noch dort... an Bord würde es schwer, sie zu befreien. Er grummelte innerlich. Sicher hatte Elizabeth sich in Schwierigkeiten gebracht. Es lag einfach in ihrer Natur und wenn sie sich etwas in ihren trotzigen Dickkopf gesetzt hatte, war sie nur schwer wieder davon abzubringen. Jack versuchte, sich nicht weiter von solchen Überlegungen ablenken zu lassen und machte seinen Weg vorwärts.
Plötzlich hörte er Schritte. Er ging schnell unter einem dichten Busch in Deckung. Zwei Männer gingen leise umher und sahen sich genau um. An den einen erinnerte er sich genau, denn dieser hatte gestern neben dem Mann im schwarzen Umhang... neben Will gesessen. Der andere war etwas kleiner, aber deshalb trotzdem nicht von kleinem Wuchs. Der große drehte sich in seine Richtung und kam ein paar Schritte auf ihn zu.
*Geh weg! Geh weg!* beschwörte Sparrow den Mann.
Dieser blieb ein paar Meter von ihm entfernt stehen und wandte den Kopf hin und her. Dann drehte er sich wieder um und die beiden gingen weiter.
Als sie außer Sicht waren atmete Jack tief durch. Er drehte sich um, damit er unter dem Gestrüpp heraus kriechen konnte. Mit der Nase stieß er an ein Hindernis, welches vorher noch nicht da gewesen war. Er rieb sich die Nase und machte die Augen auf.
Schwarze, hohe Stiefel.
Das war alles, was er erkennen konnte. Dann kam etwas Hartes auf ihn nieder und schlug ihn KO.
*~*~*~*~
Dämmerung
Sein Kopf dröhnte. Alles drehte sich, obwohl es dunkel war. Jacks Bewußtsein regte sich wieder.
*Ich könnte die Augen auch auf machen, das wäre sicherlich auch nicht schlimmer.*
Doch, es war schlimmer. Heißer Schmerz zuckte durch sein Hirn und alles drehte sich noch schneller, als zuvor. Er brauchte eine ganze Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. Dann hörte er Stimmen.
"Doch, ich glaube, er hat die Augen aufgemacht."
"Ich habe nichts gesehen."
"Warte, er bewegt sich. Er kommt doch wieder zu sich."
Jack wagte es ein weiteres Mal, die Augen auf zu machen. Diesmal war es nicht mehr so schmerzhaft, aber er sah zunächst nichts, nur Licht.
"Jack?"
"Elizabeth, ich habe es gewußt!"
"Nicht nur sie, Kapitän," Marley seufzte.
Jack schrak hoch.
"Die Pearl?" flüsterte er.
"Nicht entdeckt, wir waren in dieser Bucht, als sie uns gestern Nacht schnappten. Aber das werden sie bald, wenn wir nicht schnell hier raus kommen und sie zum Hafen bringen."
Langsam gewöhnten sich Sparrows Augen an die Umgebung und sein Kopf beruhigte sich wieder. Er fühlte die rauhe Schnur an seinen Handgelenken und wußte, er war leicht "eingeschränkt". Er saß auf Sand, der mit kleinen harten Stückchen durchgeben war und tatsächlich befand er sich am Ende des Waldes an einen Baum gelehnt, den Blick aufs rote Meer gerichtet. Neben ihm saßen Marley, Elizabeth, Sneek und Jordan.
"Mick?" fragte er seinen Maat.
Marley schüttelte den Kopf.
*Verdammt! Wenn das so weiter geht, muß ich mir schon wieder eine neue Crew suchen!*
"Wir dachten, sie hätten dich gefangen," meinte Elizabeth. "Was hab ich mir nur gedacht?"
"Typisch Weiber!"
"Kapitän, es war nicht nur ihre Schuld. Ich hätte ihr nie nachgegeben, wäre ich nicht selbst sehr interessiert an der Sache gewesen. Ich habe ein furchtbares Gefühl." Er schwieg kurz, um sein Bedauern über die Sache zum Ausdruck zu bringen.
Jack erwähnte lieber nicht, daß er sowieso in Gefangenschaft geraten war und nicht hätte frei kommen können, wären sie nicht gewesen. Wie hatte er nur schon wieder in solch eine Situation kommen können? Er, der berüchtigte....
Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen. Drei Gestalten kamen vom Strand herauf. Der Umhang zeigte Jack sofort, wer der eine davon war.
"Elizabeth, ich habe Will gefunden," flüsterte er.
Aufregung leuchtete plötzlich in ihren Augen.
"Wo? Wie geht es ihm?"
Jack zeigte mit seinem Kinn auf die schwarze Gestalt, die auf sie zu kam. Das Meer glitzerte rot in ihrem Rücken. Die Feder am Hut und ihr Umhang wurden vom Wind hin und her bewegt.
"Ich bin mir nicht sicher, Elizabeth, aber es könnte sein, daß er sich verändert hat."
"Was meinst du damit?"
Die junge Frau war beunruhigt. Sie sah voller Erwartung dem Mann entgegen, der immer näher kam. Ja, dies war seine schlanke Figur, seine Haare, seine Schultern. Dennoch dachte sie über Jacks Worte nach.
*Was meint er nur? Verändert?*
Auch wenn ihr Herz an ihren Gefühlen festhielt, so wappnete sich ihr Verstand. Jack aber schwieg und blickte ernst zu dem Mann.
Da sah sie sein Gesicht. Ja!
"William! Ich wußte, du lebst! Binde uns los!"
Sogleich erstarrte sie. Sein Gesicht, ja dies war es. Aber es war so... kalt. Sie erkannte die Veränderung. Nicht nur sein Bart war nun penibel genau gestutzt... Seine Augen! Wo war die Güte? Wo die Wärme?
Jack erkannte genau das Gleiche. In der Nacht hatte er zwar Will gesehen, aber dieser hatte ihn nicht angesehen. Jetzt tat er es und sein Blick war alles andere als freundlich.
*Ist dein Blut so erkaltet, daß es deine Haut weiß färbt?* dachte er bei sich.
"Will, lange nicht gesehn!" rief er statt dessen aus.
Sofort hatte er einen Schlag ins Gesicht bekommen. Direkt auf den Kiefer.
"Uh!" Jack stöhnte vor Schmerz.
In seinem Kopf drehte sich schon wieder alles. Die rechte Seite seines Gesichtes wurde taub. Wills größerer Begleiter stellte sich neben den Kapitän und knackte mit den Händen, bereit den nächsten Schlag zu setzten. Der andere war ein älterer Mann, der sich etwas abseits hinstellte.
"Will, was soll das?" schrie Elizabeth. "Wie kannst du das zulassen?"
William Turner sah sie nicht einmal an, sondern bedachte nur Jack mit einem starren Blick.
"Was willst du hier, Sparrow?" fragte der große Pirat.
"Ich statte einem alten Freund einen Besuch ab. Konnte ja nicht wissen, daß ich nicht willkommen bin."
Der Mann grinste und versetzte Jack einen Schlag in die Magengegend, so daß dem Geschlagenen alle Luft aus den Lungen entwich. Jack krümmte sich zusammen und fiel vorn über, aber wurde sofort wieder an den Baum gedrückt. Hustend kehrte die Luft langsam wieder. Er schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden.
"Was willst du hier?"
"Ich..." er stöhnte. "Ich bin wegen Will hier. Wir wollten herausfinden, was ihm zugestoßen ist."
"Wo ist die Black Pearl?"
"Du kannst mich fragen, was du willst, aber niemals verrate ich mein Schiff!"
Die Faust des Piraten ging wieder auf Jacks Gesicht herunter. Zum Glück war diese Seite schon taub gewesen. Der Schmerz, der jetzt durch Jacks Kopf ging, war eher stumpf. Doch das Dröhnen wurde deshalb nicht besser. Blut rann aus Jacks Mund.
Marley und die anderen Männer versuchten vergebens irgendwie die Fesseln zu lösen, um ihrem Kapitän zu helfen. Elizabeth atmete schnell und hielt ihre Augen geschlossen. Sie wollte nicht sehen, wie man Jack schlug. Und noch weniger Wills Teilnahmslosigkeit.
"Die Pearl!" fragte der Mann noch einmal gefährlich ruhig.
Jack sah ihn haßerfüllt an, seine schwarzen Augen blitzten unter seinen dicken Haaren hervor. Er spuckte dem Piraten ins Gesicht.
Ruhig wischte dieser sich mit dem Ärmel die Spucke aus dem Auge. Jacks Blick wanderte hinüber zu dem Mann, denn er früher so gemocht hatte. Mit dem er einmal gekämpft hatte. Er spukte ihm vor die Füße.
Das letzte, was er vor der Dunkelheit hörte, war Elizabeth` verzweifelter Schrei...
*~*~*~*~
Nacht
Als er wieder zu sich kam, war es dunkel. Nur die große silberne Scheibe vor ihm und das Lagerfeuer der Piraten weiter unten erhellte den Strand. Jack prüfte mit seiner Zunge, ob er noch alle Zähne hatte.
*Zum Glück! Wäre einer meiner Goldzähne drauf gegangen, hätten sie mich kennengelernt.*
Er sah neben sich. Sein erster Maat und alle anderen schienen zu schlafen.
"Na, wieder wach?" fragte eine ruhige, rauhe Stimme.
Jack sah sich um. Etwas weiter links neben sich sah er den Piraten, der vorhin mit Will gekommen war. Es war der kleinere, ältere. Der Mann saß da und schnitzte mit einem kleinen Messer. Das Stück Holz in seinen Händen nahm keine besondere Form an, sondern wurde einfach nur kleiner und kleiner. Jack dachte daß der Pirat trotz seinem muskulösen Körper sehr alt in seiner gebückten Haltung aussah.
"Ja, es geht doch nichts über ein Nickerchen..." gab er zurück.
"Du hättest es ihnen auch sagen können, sie werden die Pearl sowieso finden."
"Vielleicht," der Kapitän wußte, daß der Mann Wahres sprach. "Und dennoch konnte ich es nicht. Sie ist mein Schiff. Ich werde tun, was ich kann, um sie zu schützen."
Der Pirat nickte.
"Warum so ein betrübtes Gesicht? Was könnte sich ein Pirat mehr wünschen? Ein Strand, der Mond... gute Gesellschaft," scherzte Jack.
Aber der andere sah ihn nicht an und sprach mit gedämpfter Stimme weiter.
"Ich weiß noch genau, wie es war, als ich den jungen Turner das erste Mal kennen lernte." Er seufzte. "Er war ein Knabe..."
Jack wurde hellhörig.
"Sehr aufgeweckt war der Kleine gewesen. Seine Kindlichkeit hatte mich damals sehr erheitert."
"Woher kennt ihr ihn?"
"Ich habe einst seine Mutter gekannt. Nachdem Bill wieder zur See gefahren war, habe ich mich um ihn gekümmert. Für eine ganze Weile...."
"Was tut ihr dann hier?"
"Als Mary starb, hielt es mich nicht mehr. Ich ging wieder zur See."
"Und William ließet ihr einfach zurück," ein Vorwurf schwang in Sparrows Stimme mit.
"Ob früher oder später... Außerdem hoffte ich ihn so vor diesem Schicksal bewahren zu können. Aber der Kapitän konnte nie vergessen. Vor allem nicht, als er das von der Black Pearl letztes Jahr gehört hatte. Er sah, daß seine Zeit gekommen war."
Jack zog eine Braue hoch.
"Wofür?"
"Um das Äternum Esse zu suchen."
"Was ist das?"
"Dir sagt das nichts? Sind die jungen Piraten heutzutage so unwissend?... Vielleicht ist es besser so."
"Warum sagt ihr mir das alles? Werde ich gleich hingerichtet?"
"Das kann ich nicht sagen. Kommt auf die Laune des Kapitäns an. Oder auf die des jungen Herrn. Irgendwie bist du mir sympatisch."
Jack lachte.
"Ihr seid der erste, der mir so was sagt."
"Vielleicht nicht von deinem Charakter her, aber es ist schön zu sehen, daß William Freunde hatte, die so viel für ihn tun."
"Er hat solche Freunde," berichtigte Jack den Piraten. "Ich habe schon Schlimmeres überstanden, als das von gestern. Außerdem stimmt hier etwas nicht. Will ist nicht er selbst."
Nachdenklich sah er hinunter zum Lagerfeuer.
"Nein, du hast recht, das ist er nicht. Und genau das macht es so schwer. Ich mochte ihn so wie er war. Er war gescheit, er war stark. Und er wäre niemals so dumm gewesen sich auf das hier einzulassen."
"Was ist passiert?"
Seine Wache schlug die Hände vors Gesicht. Unter diesen Pranken klang seine Stimme dumpf.
"Ein halbes Jahr hat er sich dagegen gewehrt. Die größten Torturen hatte er ausgehalten. Aber schließlich mußte er aufgeben. Der Kapitän war zu willensstark, zu grausam."
Er sah Sparrow eindringlich an.
"Sie haben ihn nicht durch die Qualen des Körpers verändert... sie haben seinen Geist mit seiner Seele bekämpft! Als er nachgab, brach William zusammen. Tage lang hatte er geschwiegen und in den ersten Nächten konnte ich ihn weinen hören. Flüsternd nannte er den Namen seiner Verlobten, wenn er sich allein fühlte." Er sah zu ihr hin. "Ihre Liebe muß grenzenlos sein. Wie furchtbar."
Er warf das Holz in den Wald. Und sprach wieder gefaßter. Seine Stimme schwankte nun nicht mehr.
"Seitdem wurde es noch viel schlimmer. Der Kapitän unterwies ihn und lehrte ihn, seine Fähigkeiten auszubauen und für seine Zwecke zu nutzen. Der junge Turner lacht und spricht fast nie. Und wenn er doch spricht, dann kommt nur Böses aus seinem Munde. Er hat die Überfälle, als die rechte Hand seines Kapitäns geleitet. Präzise und grausam. Es macht mich manchmal wütend ihn so zu sehn. Wenn ich dann noch an ihn als Kind denke und wie er vorher war, schmerzt es mich so sehr, daß ich sogar...." aber er sprach nicht zu Ende, was er dachte.
Jack war beeindruckt von dem Mann. Es ergriff ihn sehr, wie er über seinen Freund gesprochen hatte. Er empfand Sympathie für ihn.
"Wie heißt ihr?"
"Mein Name ist Jones. Samuel Jones. Es ist fast schade, daß du nichts mehr mit deinem neuen Wissen anfangen kannst. Morgen früh werden wir sowieso aufbrechen. Dann können wir es wenigstens bald zu Ende bringen."
"Was habt ihr vor?"
"Es braucht dich nicht mehr zu kümmern. Wenn ihr nicht tot seid, dann erlebt ihr den Angriff auf San Lorenza nur in dem Kerker des Schiffes."
"Ihr könntet uns freilassen. Ich verrate euch sicher nicht," Jack grinste.
Aber Samuel war ernster als je zuvor.
"Niemals könnte ich das tun. Viele müßten für meinen Verrat leiden, eingeschlossen mich selbst. Es wird geschehn, wie ich es sagte."
Er lehnte sich an einen Felsen hinter ihm.
"Vielleicht solltest du schlafen. Du siehst nicht sehr gut aus."
Dann schloß der Pirat die Augen und nach einer Weile schnarchte er. Jack gab seiner eigenen Müdigkeit schließlich auch nach.
*~*~*~*~
Morgendämmerung
"Aufstehn!" Elizabeth wurde jäh aus dem Schlaf gerissen und auf die Beine gezogen.
Sie hatte kaum Zeit, eine Erklärung zu verlangen, denn schon wurde sie zum Strand geführt und in eines der Beiboote gesetzt. Vor ihnen war schon eines der drei im Wasser und hatte fast das Schiff erreicht. Es war kalt und der Himmel war grau und wolkenbedeckt. Sie sah zurück zum Waldrand. Jack, Sneek und Jordan saßen noch da, entsetzt darüber, daß man sie getrennt hatte. Der große Pirat, der Jack am Vortag verhört hatte, bewachte sie. Aber Marley wurde auch zum Strand geführt und mußte im gleichen Boot, wie sie selbst Platz nehmen.
In ihrer Nähe stand William und packte mit einem anderen die restlichen Sachen in das letzte Boot. Panik stieg in ihr auf, aber ihr Stolz verbot es ihr, sie zu zeigen. Vier Mann stiegen in das Beiboot. Blieben Noch drei an Land. Will, die Wache und der andere, der packte. Sie waren schon fast am Schiff, als Marley Elizabeth schubste. Er gab ihr ein Zeichen, an den Strand zu sehen.
Voller Überraschung sah sie, wie Jack aufsprang und die Wache niederschlug. Es dauerte keine 10 Sekunden, da schrie über ihr ein Pirat zum Festland, um sie zu warnen.
*~*~*~*~
Jack sah Elizabeth und seinem Maat nach. Sie selbst wurden wohl mit dem letzten Boot an Bord gebracht. Es juckte ihn an der Nase. Aus einem Reflex heraus kratzte er sich....
Moment! Er kratzte sich? Seine Hände waren frei!
Schnell nahm er sie wieder hinter den Rücken. Die Wache hatte nichts gemerkt. Vorsichtig schielte er zu Jordan und Sneek, die genauso Überrascht zu ihm schauten. Jordan machte ein kleines Zeichen. Hinter seinem Mann machte sich jemand an den Fesseln zu schaffen.
*Jade!*
Zuletzt schnitt sie Sneek los. Dann zeigte sie auf die Wache, die am nächsten zum Kapitän stand. Er nickte.
Sie machte eine Handbewegung. Jack sprang auf!
Völlig verdutzt hatte der Pirat nicht einmal Zeit, zu schreien. Jack schlug ihm mitten ins Gesicht und brach ihm dabei sie Nase.
*Das hat man davon, wenn man den großen Kapitän Jack Sparrow schlägt!*
Der Mann rührte sich nicht mehr.
Will sah auf und konnte gerade noch sehen, wie der Pirat zu Boden ging und die Gefangenen in den Wald liefen. Er reagierte schnell.
"Hol Sam und bringt das Boot ans Schiff! Sag dem Kapitän, er soll wie geplant vorgehen. Holt mich danach ab. Ich kümmere mich um Sparrow."
Der Mann, mit dem er gesprochen hatte, begann erst jetzt zu verstehen, was überhaupt passiert war und stand ein paar Minuten starr da, bis er seine Überraschung überwunden hatte. Vom Schiff her hörte er schon Geschrei, aber mit einem Zeichen bedeutete er, daß schon alles im Gange war. An Bord wurde es wieder ruhig und schnell führte er seine Arbeit zu ende.
*~*~*~*~
Sie rannten schnell durch den Wald. Jack drehte sich nicht um, als er Lara etwas zurief.
"Du konntest nicht ohne mich leben, was?"
"Du verdammter Idiot, ich wußte, du würdest in Schwierigkeiten geraten!"
Sneek und Jordan wunderten sich zwar über die Diskussion, waren aber zu beschäftigt, weiter zu laufen. Zur Pearl war es noch ein weiter Weg.
Lara hörte etwas hinter ihnen.
"Verdammt!"
"Was?"
"Ich glaube er ist hinter uns her!"
"Will etwa?"
"Ja, wer sonst?"
Ihr Herz schlug schneller und Adrenalin strömte durch ihren Körper. Er war alleine hinter ihnen. Sie fällte eine Entscheidung.
*Jetzt ist die Gelegenheit!*
"Jack?"
"Was ist meine Teuerste," schnaufte er.
"Ich halte ihn auf! Wartet nicht auf mich! Wir sehen uns in San Lorenza!"
Sie ließ sich zurück fallen.
"Jade! Verdammt!"
Was sollte er tun? Sie davon abbringen, Will zu töten? Konnte sie das überhaupt?
*Der Junge kann schon auf sich selbst aufpassen.*
Er beschloß, sich erst um Elizabeth und Marley zu kümmern. Sie brauchten ihn wohl eher. Wer wußte schon was der Kapitän mit ihnen anstellen würde. Er hatte noch eine reelle Chance. Der Hafen lag am südlichen Ende der Insel. Die Pearl lag im Westen, das Schiff ganz im Norden.Wenn sie sich beeilten, konnten sie während dem Überfall einen Befreiungsversuch starten.
