Hinweis: Vielleicht werden einige in einem Abschnitt versteckten Slash vermuten, aber dann vermutet ihr falsch. Ich kann (leider) keinen schreiben und außerdem würde es auch nicht in die Story passen. Aber warum mutet mir jeder zu, daß ich William weh tun werde? ;-) Dieses Kapitel war sehr von Emotionen geladen *heult immer noch*... Seht selbst, ob es euch nicht zu kitschig ist...

@Sparrow-666: *Will wieder zu sich zieh* So jetzt gehört er wieder alleine mir! Harrharrharr! Und du kannst nichts dagegen tun! Ha! Und vor deiner Feder hab ich gar keine Angst *hinterm Stuhl versteckel*!

@Liberty: Oh, nein! Jemand hat es erkannt! Hehe! Net schlecht... endlich erkennt mal wieder jemand eine Anspielung. Jupp, ich mochte Mara so gern, daß ich Lara sowohl was den Namen angeht, als auch im Aussehen, an sie angelehnt habe. Hoffe, das verdirbt dir nicht die Story, aber ein solcher Charakter paßt einfach so gut in eine Abenteuergeschichte *lol* Die Thrawn- Triologie war sowieso der Hammer, oder? *bin stolz auf dich* Ob Bill schon immer böse war oder verrückt wurde, wird der Phantasie des Lesers überlassen. Ich selbst habe mir über verschiedene Möglichkeiten Gedanken gemacht, fand es dann aber schöner, wenn es jeder für sich entscheidet.

@Elle: So, hier ist ein gaaaanz langes Kapitel für dich *lol*. Ich? Was mit dem armen Will anstellen? Wie kommt ihr darauf.

@Vicky23: Wird sich leider net mehr lohnen mit dem Beta-lesen :-( Werden noch höchstens drei Kapitel sein, dann ist es zu Ende *buhuhu*. Außerdem brauche ich gerade wegen der Rechtschreibung einen Betaleser *g* Aber wenn eine magische Zahl an Reviews erreicht ist, gibt's vielleicht eine Fortsetzung ;)

@Minui: Hey, tatsächlich geschafft! *lol* Ja, bin ganz fleißig am schreiben... Denke, das Kapitel wird dir gefallen *hände reib und böse lach*

@Andoiel: Supi, daß es dir gefällt! Ja, ich mag diese Mythen voll gerne, aber von nordischen kenn ich noch fast nix... vielleicht empfiehlst du mir mal ein Buch? :-)

Fathers Footesteps 10

- Die Reise -

Auf dem Schiff

Bill kam mit William die Planke herauf, seinen Sohn halb tragend. San Lorenzas feuriges Glühen erlosch langsam hinter ihnen.

"Samuel!" schrie er.

Samuel Jones war bereits an Deck und hatte gesehen, wie die beiden sich genähert hatten. Er wäre ihnen auch entgegengegangen, hätte der Kapitän dies zugelassen. Jetzt drängte sich Jones zwischen den Männern hindurch, die damit beschäftigt waren, das Schiff auslaufbereit zu machen. Mit schrecken sah er den jungen Turner. Fast keine Kraft war mehr in seinen Gliedern, mit Mühe hielt er sich aufrecht und auch nur, weil sein Vater ihn stützte... von hinten... einen Dolch gegen Williams Hals drückend.

"Aye, Kapitän!"

"Nimm William! Sieh zu, daß er wieder auf die Beine kommt!"

Bill ließ seinen Sohn los und stieß ihn leicht in die Richtung des alten Piraten. William, seiner Stütze beraubt, taumelte, verlor die Orientierung, stürzte... fast in Jones` Hände. Dieser war entsetzt über seinen Zustand. Er betrachtete sein Gesicht. Blasser als sonst, als wäre die Farbe des Todes schon in ihn gefahren. Schweiß stand auf der heißen Stirn, aber Williams Hände waren eiskalt.

Bill hatte sich schon wieder anderen Dingen zugewandt und lief in Richtung Steuerrad, sichtlich in Eile.

"Segel runter! Wir laufen aus! Sofort! Beeilt euch, ihr Landratten!" donnerte Bills Stimme über das Schiff.

Sofort rannten Männer umher, machten sich an Tauen und Segeln zu schaffen, stiegen über William und Jones hinweg.

"Mein Gott!" brachte der alte Pirat hervor.

Es brach ihm fast das Herz, seinen Schützling so zu sehen. William lag in seinen kräftigen Armen, heftig atmend. Seine schönen, dunklen Augen geschlossen und seine Glieder schlaff. Samuel legte ihm den Umhang ab und untersuchte seine Schulter noch an Deck, denn die rosane Färbung seines feuchten Hemdes war ihm aufgefallen.

*Zum Glück!* er atmete auf.

Es war nur eine kleine Wunde. Jones zog die Augenbrauen hoch. Von welcher Waffe war sie zugefügt worden? Sie mußte seine Schulter durchbohrt haben, aber der Eintritt und der Austritt sahen nicht aus, wie von einer Klinge.

"Hättest du nur deine Pistole dabei gehabt," sagte er und versuchte William so behutsam, wie möglich anzuheben, indem er den Arm Wills um seine Schultern legte.

Der junge Mann stöhnte, als er die Bewegung wahrnahm. Aber Jones konnte ihn nicht an Deck lassen.

"Du brauchst erst mal ein Bett und etwas warmes zu Essen, Junge. Dann wird das schon wieder werden," versuchte er William, aber auch sich selbst zu beruhigen. "Komm schon, du bist ganz schön schwer!"

Jones spürte, wie der junge Turner sich bemühte, etwas seines Gewichtes auf seine eigenen Füße zu verlagern. Allerdings war er nicht sehr erfolgreich.

"Kapitän Turner!" ein großer rauher Soldat mit Augenklappe kam angerannt.

Aber der Kapitän hatte gerade nicht die geringste Lust, dem Mann zuzuhören. Lieber wollte er weiter zusehen, wie San Lorenza sich entfernte. Jack Sparrow und die junge Frau hatten noch einen Moment in der Hauptstraße verweilt und ihnen nachgesehen, bevor sie in den Gassen verschwunden waren. Er wußte, daß Jack Sparrow, dieser dickköpfige Narr, ihnen folgen würde. Er wußte auch, daß die Pearl an Geschwindigkeit mit seinem eigenen Schiff in der Tat konkurrieren konnte.

*Wie lästig!*

"Was ist," fragte er schroff.

Der Mann blieb stehen. Hätte er einen Schwanz gehabt, er hätte ihn, wie ein Hund, eingezogen. Dennoch informierte er den Kapitän.

"Kapitän, Seth ist an Bord gekommen!"

"Seth? Er müßte tot sein, wenn Jack uns gefunden hat..."

*Also hast du deine Pflicht, mir gegenüber nicht erfüllt, Seth...*

Der Mann nickte heftig.

"Ja, wir waren auch mißtrauisch. Also haben wir ihn vorsichtshalber in den Kerker gesteckt."

*Gute Leute!* Ein Lächeln legte sich auf Bills Gesicht.

"Gut, ich kümmere mich um ihn, wenn wir weit genug von San Lorenza weg sind."

Unter Deck hatte Samuel es geschafft, William in sein Bett zu befördern. Der junge Mann, des Kapitäns Sohn, hatte einen eigenen Raum an Bord. Klein, aber geräumig. Der Rest der Mannschaft schlief, wie üblich im Mannschaftsraum. Jetzt war Jones dankbar für die Abgeschiedenheit, die ihnen das Zimmer bot.

William lag auf seinem großen Bett, immer noch schnellatmig und sich in Fieberträumen hin und her wendend. Jones hatte eine Schale kalten Wassers geholt und kühlte nun seine Stirn. Er machte sich ernsthafte Sorgen, denn mit Fieber war nicht zu spaßen und schon gar nicht auf See, hier, wo kein Arzt, kein Medikament zur Verfügung stand. Einmal mehr griff er an die Stirn des jungen Mannes, der zusammen zuckte. Sie war feucht, immer noch heiß. Aber der Körper zitterte vor Kälte.

*Der Sturm! Du mußt in ihm unterwegs gewesen sein!*

Kein Wunder, daß er fieberte. Samuel machte sich langsam daran, William zu entkleiden. Er knöpfte das Hemd auf und während er es noch tat, mußte er sich erinnern.

*Ich habe dir schon oft aus den Kleidern geholfen, aber das letzte Mal warst du ein kleiner Junge gewesen.* Ein sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

Jetzt war er ein Mann, sein Körper war muskulös und schlank gewachsen. Aber seine Haut war immer noch so zart, wie damals. Sein Lächeln wich einem besorgten Blick. An der Schulter war ein riesiger blauer Fleck, so groß, wie seine beiden Hände zusammen. Behutsam entwand er dem Hemd den schwachen Körper und auch Schuhe und Hose wurden bei Seite gelegt. Sorgfältig wusch er William, befreite ihn von Dreck und Schweiß. Mit einem Schwamm fuhr er über seine Wangen, Brust, Arme und Beine. Auch sein Haar versuchte Samuel zu reinigen, aber Will würde es noch einmal selbst wiederholen müssen. Dann legte er ihm ein weißes Hemd an und eine weite dunkle Hose.

Zufrieden betrachtete er den Schlafenden. Er schien sich etwas beruhigt zu haben, denn seine wilden Bewegungen, waren in leichtes Zucken übergegangen. William lag vor ihm, sein dunkles Haar zurück gekämmt - es umschmeichelte sein blasses Gesicht. Seine Kleidung wieder sauber und ordentlich. Wie ein junger Herr aussehen sollte. So konnte der Kapitän ihn zu Gesicht bekommen. Samuel nickte und ging zur Tür. Er brauchte nun etwas zu Essen und vielleicht auch einen Schluck Rum. Es wunderte ihn etwas, daß er Verlangen nach diesem Getränk hatte, denn sonst trank er nie. Er öffnete die Tür zum Gang.

"Jack..."

Samuel drehte sich um. Der junge Mann stöhnte leise.

"Ich bin da, Will," sagte er ruhig.

*~*~*~*

Bei der Black Pearl

Jack war im ersten Boot, das die Black Pearl erreichte. Einer seiner Männer half ihm gerade hoch, an Bord da kam Marley auch schon.

"Gut, daß ihr es geschafft habt, Kapitän! Wart ihr erfolgreich?"

Jack schüttelte den Kopf und sah sich um. Das letzte Boot war noch einige Meter entfernt vom Schiff.

"Nein, Bill hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. William ist nach wie vor bei ihm."

"Verdammt!"

Jack drehte sich zu ihm um.

"Marley, geh in meine Kajüte."

Marley starrte ihn an. Jetzt, da die Männer zurück kamen? Jetzt, wo seine Hilfe von Nöten war?

"Aber, Kapitän Sparrow, was soll ich denn..."

"Geh jetzt, Marley," unterbrach Jack ihn.

Sein Maat stutzte einen Augenblick lang. Aber dann nickte er und ging nach hinten. Neben Jack stiegen die nächsten auf das Schiff und als das letzte Boot schließlich ankam, ging auch Lara Jade an Bord.

"Jade, übernimm das Ruder. Wir fahren nach Süd-Ost, so schnell es geht"

Lara nickte kurz und tat, was ihr aufgetragen war und stieg grazil die Treppe hinauf zum Steuerrad. War er sich seiner Sache auch sicher? Zuerst mußte er mit seinem ersten Maat reden.

Marley saß in der Kajüte, an dem großen Schreibtisch und stützte den Kopf in die Hände. Auf dem Tisch leuchtete eine Kerze, das einzige Licht im Raum. Jack trat ein und ging langsam um den Schreibtisch herum, legte die Hände gegenüber von Marley auf den Tisch. Seine Schwarzen Augen funkelten im Kerzenschein und sein Gesicht schien fast geisterhaft.

"Wie geht es Elizabeth?"

"Ganz gut. Sie liegt in ihrer Kajüte und schläft. Der Schock sitzt ihr noch etwas in den Knochen, aber sie wird's überstehen."

Jack senkte den Kopf und drehte sich um.

"Gut."

"Kapitän," setzte Marley an, aber dann verstummte er.

Jack ließ seinen Atem langsam entweichen.

"Marley... du weißt einiges mehr, als du mir gegenüber zugegeben hast. Du hast mir einiges verheimlicht. Und es gibt noch mehr Geheimnisse."

"Ja, so ist es... ich hatte von Anfang an Befürchtungen und Vorahnungen. Ich hätte euch darüber informieren müssen."

Jack ließ sich in den großen, breiten Stuhl fallen und sah dadurch wieder zu seinem Maat hin. Der Pirat schien wieder um Jahre gealtert. Seine Schultern hingen, sein Gesicht schien eingefallen, seine Haare waren irgendwie grauer als sonst.

"Ich möchte, daß du mir so viel von deinem Wissen und deinen Gedanken mitteilst, wie möglich. Und mit einem fange an..."

Jack beugte sich vor.

"Wie ist dein voller Name?"

"Mein voller Name lautet Marley Jade. Ihr wißt dies bereits..."

Er hatte es vermutet. Marleys Reaktion auf seine Anspielung, hatte es ihm verraten. Aber jetzt war er sich sicher.

"Was könnt ihr mir über den Aufenthaltsort des Buches sagen, hinter dem wir her sind?"

"Das Äternum Esse liegt irgendwo auf der Insula Silentia. In einer Höhle, aber wo diese sich befindet, weiß ich nicht."

Jack wußte, wo diese kleine Insel sich befand. Sie war ziemlich unbekannt, denn dort gab es weder Haus noch Hafen. Außerdem hatte er gehört, der Dschungel wäre dort so dicht, daß man Tage brauchte, um die Insel einmal zu durchlaufen, obwohl sie so klein war.

"Woher weißt du überhaupt so viel darüber, Marley? Kennst du eine so ausführliche Version dieser... Legende?"

Marley seufzte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloß die Augen.

"Es war vor etwa fünfzehn Jahren... ein Mann kam nach Port Liberty und suchte nach gewissen heiligen Steinen. Ich weiß nicht wie, aber er fand sie... er fand mich. Ich war im Besitz zweier Steine. Der Bergkristall und der Saphir waren in meiner Hand. Ein alter Freund hatte sie mir vor seinem Tode vermacht und einige meiner Lücken um die Legende gefüllt. Er behauptete, die Steine selbst von einem Sterbenden bekommen zu haben. Wer dies gewesen war, habe ich nie erfahren. Er hatte erstaunlich viele Einzelheiten gewußt und ich hatte versucht, mir so viele, wie möglich einzuprägen."

"Was ist mit den Steinen? Was weißt du über sie?"

Marley dachte einen Augenblick nach.

"Fünf heilige Steine wurden heraus gebrochen von dreizehn. Jeder hat eine besondere Eigenschaft. Mir ist nur etwas über die gestohlenen bekannt. Der Saphir, das Auge des Meeres. Ihm steht die Intuition und Phantasie zu. Er schärft Geist und Sinne. Wasser soll ihm gehorchen. Der Bergkristall, der Spiegel des Geistes. Wie seine Beschreibung schon sagt, ist er für Seelenzauber zuständig. Der Smaragd, Verbündeter der Erde und der Vegetation. Ich kenne seine genauen Kräfte nicht. Der Graphit, Freiherr der Lüfte. Mein Freund behauptete, der Stein hätte die Macht, Blitze zu schaffen... sehr unheimlich. Doch der letzte und der stärkste - sicher ein Grund, warum die Seemänner ihn nicht zurückgelassen hatten - ist der Rauchkristall. Der Fürst der Finsternis. Selbst mein Freund wagte nicht, zu erahnen, was in diesem Stein stecken mag. Es wäre sicher besser, wenn seine Geheimnisse auch die seinen blieben, Jack."

Kapitän Sparrow war in seinen mit Samt bezogenen Stuhl gesunken. Es sah nicht gut aus.

"Kann Bill mit den Steinen umgehen?" fragte er.

Sein Maat schüttelte den Kopf.

"Ich weiß es nicht... das kann ich dir nicht sagen, Jack. Wir hätten ein großes Problem."

Problem? War dies das richtige Wort?

"Was heißt das, "Gold und Silber sollten das Blut vergießen und ewig Zeichen des Paktes sein"?"

"Ich weiß nur, daß es sich bei dem Gold und Silber um ein Schmuckstück handelt, aber von dem Ritual weiß ich sehr wenig."

"Hast du gewußt, wo die anderen drei Steine sind?"

"Nein, Jack."

Der Kapitän stöhnte.

"Kannst du irgendeine Erklärung für Williams Verhalten finden, Marley?" Jack sprang überraschend auf und lief zum Fenster.

Der Maat war kurz verdutzt.

*Ich brauche frische Luft!*

Wie konnte er sich nur so gehen lassen? Er, Kapitän Jack Sparrow? Kapitän der Black Pearl! Jack war aufgesprungen, um zu verhindern, daß Marley die aufsteigenden Tränen in seinen Augen erraten konnte. Jetzt haßte er sich selbst für seine Schwäche. Aber die Luft tat gut, trocknete das salzige Wasser bevor es noch seine gebräunten Wangen befeuchtete.

"Marley?" drängte er mit fester Stimme.

"Jack, ich habe keine Ahnung, was Bill getan hat. Mit Geduld und den richtigen Mitteln kann man jeden Menschen verändern oder manipulieren. Aber mit den Steinen... ich will es mir nicht ausdenken, was er damit tun könnte!"

"Der Seelenstein, was könnte man in dieser Richtung anstellen?"

"Er ist der Spiegel des Geistes, aber seine genaue Wirkung kenne ich nicht. Ich habe ihn noch nie in Aktion gesehen. Nicht nur, daß ich ihn nicht anwenden mochte, sondern ich kann auch gar nicht mit ihm umgehen. Ich wüßte nicht, wie man ihn benutzt."

Ob mit Steinen oder ohne... Schreckliches mußte mit Will passiert sein.

"Kapitän?"

Jack fiel auf, daß Marley ihn nun wieder anders anredete. Er drehte sich um, wieder völlig gefaßt und schaute seinen Maat schief an.

"Was?"

"Ihr habt bei San Lorenza etwas gesagt, was mich bis jetzt noch beschäftigt... ein Mädchen mit Augen, wie Jadestein."

"Hattest du Familie in Port Liberty?"

"Ja, ich hatte einst eine Familie. Meine Frau wurde getötet, als Bill mich gefunden hatte," Schmerz brach seine Stimme. "Und... meine Tochter... sie war bei meinem Bruder. Er war so geistesgegenwärtig, sie für sein eigenes Kind auszugeben, sonst wäre sie vielleicht auch tot. Nachdem ich es - keine Ahnung wie - aus meinem brennenden Haus heraus geschafft hatte, war ich ein letztes Mal bei ihm. Ich trug ihm auf, sich um sie zu kümmern! Dann ging ich weg... Die Gefahr war zu groß, daß..." der Mann wurde von Tränen überwältigt.

Er brach in sich zusammen, aber Jack war nahe genug gewesen, um ihn zu stützen.

"Und jetzt... der... der Überfall auf Port Liberty. Oh Juppiter! Warum war er noch einmal dort! Warum war ich so dumm gewesen!!!"

Jack hielt seinen Maat fest und wartete, bis dieser sich beruhigt hatte. Langsam trockneten die Tränen auf dem faltigen Gesicht des Mannes und seine Atmung wurde wieder ruhiger.

"Wie geht es dir?"

"Wie wird es mir gehen Jack? Es ist geschehn, ich kann nichts mehr tun."

"Fühlst du dich einigermaßen fit?"

Marley nickte und hob sein kantiges Kinn.

"Ja, Kapitän, ich kann wieder an Deck. Der Kurs muß auch noch festgemacht werden."

"Nein, bleib! Bleib noch einen Augenblick. Ich werde das selbst erledigen."

"Ich brauche keine Verschnaufpause."

Jack ging zur Türe und sah ernst die Treppe zum Steuerrad hinauf.

"Du wirst auch keine bekommen."

Er trat hinaus.

"Im Gegenteil..."

Jack stieg die Treppe hinauf. Oben stand Lara am Steuer und der Wind wehte ihr ins Gesicht. Stolz stand sie da, wie eine Galionsfigur. Der Fahrtwind spielte mit ihrem Haar und zerzauste es. Sie atmete die frische Luft tief ein.

"Lara..."

"Jack?"

"Ich löse dich jetzt ab." Er wies mit dem Kinn zu seiner Kajüte. "Los, dort wartet eine Überraschung auf dich."

Sie zog eine Augenbraue hoch.

"Was für eine Überraschung," fragte sie mißtrauisch und mit einem leicht, schelmischen Grinsen.

Aber Jack lachte nicht, sondern war viel mehr damit beschäftigt, das Steuerrad in die Hände zu bekommen.

"Geh und sieh selbst."

Ihre stechenden Augen waren immer noch voller Argwohn, aber schließlich ging sie. Als sie weg war, strich Jack sanft über sein Steuerrad.

*Bei dir kann ich mir immer sicher sein. Bei dir weiß ich genau, wo du mich hinführst, wie du reagierst.*

Sanft küßte er das schwere dunkle Holz, seine Hände liebkosten es, wie eine Geliebte. Sein Kopftuch wurde vom Wind zurück gewirbelt, genauso wie sein dunkles Haar. Er spürte die Gischt auf seiner gebräunten Haut.

*Trag mich... trag mich, so schnell es geht!*

Weder Lara, noch Marley verließen in dieser Nacht die Kajüte des Kapitäns.

*~*~*~*~

Auf dem Schiff

Der Kapitän betrat den Raum. Leise, ohne ein Geräusch...

Dennoch blickte der Mann im Kerker auf. Seth kannte seinen Kapitän einfach viel zu gut, er bildete sich manchmal sogar ein, dessen Gedanken erraten zu können. Seine eisigen Augen erfaßten den Kapitän, der allerdings kein Wort sagte. Statt dessen verharrte er vor dem Käfig und beobachtete den Gefangenen. Er hatte schmutzige Kleidung, sein kurzes Haar war strähnig. Die Narbe auf seiner Wange hob sich weiß gegen den Schmutz auf seinem Gesicht ab.

"Du lebst!" stellte Bill ruhig fest.

"Ja, Kapitän, so ist es," die Mundwinkel des Mannes zogen sich nach oben, so daß ein kaltes Lächeln erschien.

"Du hast mich verraten, Seth. Was denkst du, was ich nun mit dir machen werde?"

Der Mann war sehr selbstsicher und ruhig, er fürchtete den Kapitän nicht.

"Es obliegt euch, ihr wißt, daß ich alle euren Entscheidungen akzeptiere."

"Anscheinend hast du nicht akzeptiert, in Port Herold zu bleiben."

"Ihr wißt, wie ich euch verehre. Wie kann ich da in diesem Kaff bleiben?"

Ja, er wußte es. Seth war fast besessen von ihm.

"Oh, Seth! Ich habe dich ausgebildet! Ich habe dich, wie einen Sohn angenommen! Wie konntest du nur so dumm sein!"

"Wenn ich nicht an eurer Seite sein kann, möchte ich lieber sterben! Ihr wißt das!" Nun wurde der junge Mann zornig und stand auf.

Er sprang an die Gitterstäbe und sah dem Kapitän direkt in die Augen.

"Ich habe euch nicht verraten," zischte er. "Ihr habt mich verraten!"

"Ach, habe ich das?"

"Ja, das habt ihr! Treu war ich euch ergeben! Und wie lohnt ihr es mir? Ihr laßt mich in Port Herold mit nichts weiter als einem Stümper und einer Narbe zurück!"

"Deiner Treue wegen habe ich dich dort gelassen! Auf wen sollte ich sonst vertrauen? Wie du sagtest, Mole war nicht annähernd so stark, wie du und dabei war er einer meiner besten Männer!"

Nun war auch der Kapitän in Rage. Die letzten Worte waren durch das Schiff gegangen, wie ein Beben... Doch Bill besann sich wieder, wurde ruhiger. Er lächelte. Seth war verwirrt darüber.

"Ja, du bist mir immer noch treu ergeben..." Er drehte sich um und wanderte etwas durch den Frachtraum. "Ich werde dich nicht töten... noch nicht."

Seth ließ die Gitterstäbe los. Das Eisen hatte Eindrücke in seinen Handflächen hinterlassen, die nun rot hervortraten. Sein kaltes Herz schlug ruhiger. Er betrachtete den riesenhaften Mann, bei dessen Anblick sein ganzer Geist erschüttert wurde, voller Bewunderung.

"Ich werde dir eine zweite Chance geben. Du wirst mich zur Höhle begleiten. Falls Sparrow uns folgen kann, wirst du deine Schuld wieder gut machen..."

Bill Turner verließ strammen Schrittes den Frachtraum. In Seth Augen leuchtete fanatische Begeisterung für seinen Kapitän.

*Ich werde euch nicht enttäuschen. Ihr werdet sehn... ich erweise mich eurer würdig!*

Doch zugleich machte sich Haß in ihm breit. Er würde sich auch nehmen, was ihm zustand...

*~*~*~*~

Auf der Pearl.

Der Morgen graute. Jack Sparrow stand unverändert am Steuerrad seines Schiffes, aufrecht und den Blick gegen den Horizont gerichtet. Er genoß das Gefühl unter seinen Füßen. Das sanfte Wiegen der Pearl und dennoch das harte Holz. Er stand fest und gut.

*Bill muß schon weit voraus sein,* dachte er bei sich, denn trotz gutem Wind, hatte er noch nichts von dem großen, schwarzen Schiff ausmachen können.

Jack sah nicht nach rechts, als sein erster Maat die Treppe herauf kam und seinen Platz neben ihm einnahm. Dennoch wußte er, wie erschöpft der Mann aussah und gleichzeitig verriet ihm sein leichter, federnder Gang, daß er sich dennoch gut fühlte. Eine Weile schwiegen beide nur und hörten auf das Rauschen des Meeres, sahen in den blauen Himmel vor ihnen, wo eine einzelne Möwe hinweg zog. Die Sonne würde bald aus dem Wasser auftauchen. Friedliche Stille herrschte. Dies waren die Augenblicke, die Jack am meisten liebte. Als könnte er die Freiheit förmlich ergreifen und ewig bei sich festhalten.

*Seltsam, suche ich nun das Abenteuer mit diesem Schiff oder diese friedlichen Augenblicke?*

Aber er wollte nicht weiter darüber nachdenken, sonder den Moment voll auskosten. Wer wußte schon, wie oft man solche Augenblicke noch erleben durfte?

Die Sonne stand nun tief am Himmel... fast war sie völlig aus dem Wasser aufgetaucht. Jack löste sich von dem Anblick, der sich vor ihm erbot und wandte sich seinem Maat zu. Dessen Augen waren gerötet - er hatte geweint - aber in ihrem Ausdruck machte sich größte Zufriedenheit breit. Jack mußte unwillkürlich grinsen.

"Na, den Sturm gut durchgestanden, Mr Jade?"

"Ja.... ja, sehr wohl," seine Stimme war völlig ruhig und sanft.

Marley sah immer noch auf das glitzernde Meer.

"Sie ist schön geworden, meine Lara. Stark und schlank. Wie Minerva selbst..."

"Ja, ich habe selten ein solches Prachtweib gesehen, mein Freund! Du kannst von Glück sagen, daß ich sie nicht zu meiner Piratenbraut gemacht habe!" scherzte Jack.

Aber nichts konnte seinen Maat aus der Ruhe bringen. Fast als hätte er die Frechheit nicht gehört.

"Wo ist sie?"

"Sie schläft noch. Es war eine harte Nacht für sie."

Jack lachte und gab ihm das Steuer in die Hand. Er wankte hinunter und gab den Nachtwachen die Anweisung, sich schlafen zu legen, denn die ersten Seemänner waren schon wieder auf den Beinen. Sie hatten herbe Verluste erlitten, aber Jack wußte, daß diese auf der anderen Seite noch höher gewesen sein mußten. Unzählige schwarze Piraten hatte er auf dem Weg durch San Lorenza gesehn. Vielleicht standen ihre Chancen doch nicht ganz so schlecht?

Erst am Nachmittag kam Lara aus der Kajüte. Ihr feuriges Haar verwirrt, selbst der lange Schlaf hatte die Zeugen ihrer Erschöpfung noch nicht ganz ausmerzen können. Dünne Augenringe verdunkelten ihren Blick, sie war etwas blaß. Lara hatte sich erlaubt, ein frisches Hemd aus Jacks Schrank zu nehmen, denn er schien seine Wäsche sowieso nicht oft zu wechseln. Ihr eigenes grünes Hemd war dreckig und blutverschmiert, aber sie hielt es immer noch in der Hand, als sie hinaus kam. Doch ihre Schultern waren trotz der Strapazen gerade und ihre Körperhaltung zeigte, daß sie so müde nicht mehr sein konnte. Lara ging zur Reling.

Jack hatte sie beobachtet. Er würde es nie zugeben, aber er bewunderte sie. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie es während eines Sturmes quer über die Insel geschafft, war William entgegengetreten - zum Glück war keinem von beiden etwas passiert - und stand Auge in Auge ihrem ärgsten Feind gegenüber. Wie hatte sie es nur so gut überstehen können? Auch wenn ihr Körper stark war, so war er doch der, einer Frau. Und wenn er sie so betrachtete, sah sie heute sogar viel schlechter aus, als am vorigen Tag. Vielleicht war es das Adrenalin gewesen? Die Ruhe der Nacht, hatte den Strapazen der letzten Tage einen Angriffspunkt geboten. Und dann war da ja auch noch die wohl anstrengendste Sache von allen gewesen: Die Begegnung mit ihrem Vater.

Jack stolzierte wankend zu ihr und lehnte sich auf die Reling neben ihr.

"Woher hast du es gewußt?" fragte sie mit tiefer Stimme, denn der Schlaf mußte gerade erst geendet haben.

Jack grinste und seine goldenen Zähne blitzten. Er zog die Schultern hoch.

"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ihr habt die gleiche Weise euch auszudrücken."

Sie sah ihn fragend an.

"Was meinst du?"

"Nun," er drehte sich um, so daß er den Mast seines Schiffes im Auge hatte und stützte nun die Ellenbogen auf das Holz. "Ihr flechtet beide so viele Vergleiche und Sprichwörter in eure Sätze ein, daß es einfach auffällig war. Außerdem, wie viele Leute lernt man schon kennen, die so oft griechische Götter anrufen, wie ihr beiden es tut?" Er drehte den Kopf und sah sie lässig über seine Schulter an.

Ein Lächeln. Ihre grünen Augen leuchteten.

"Ja, nicht wahr? Er hat früher immer mit mir zusammen am Lagerfeuer gesessen und mir von den griechischen Helden, Mythen und Göttern erzählt. Ich habe immer voller Faszination zugehört."

Sie sah hinaus aufs Meer und schien in Erinnerungen zu schwelgen.

"Was wollte Bill von deinem Onkel, Lara?"

Sie seufzte, als sie wieder ins düstere Hier und Jetzt zurück geholt wurde.

"Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube... es war ein kleiner Edelstein, um den es sich drehte."

Jack wurde hellhörig. Ein weiterer Stein?

"Welche Farbe? Was war es für einer?"

"Ein blauer... ein Saphir, wenn ich mich recht erinnere. Mein Onkel hatte es abgestritten, daß er im Besitz des Steines war, aber Bill fand ihn." Sie sah grübelnd auf Meer hinaus. "Das alles wegen einem kleinen Stein?"

"Ein blauer Stein? Das ergibt keinen Sinn. Bill hatte schon den Saphir."

"Nein, hatte er nicht."

"Was?" Jack sah auf.

Marley war an sie heran getreten. Er schlang seinen Arm um sie Schultern seiner Tochter.

"Sam wußte von den Steinen, er erkannte die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit. Ich mußte es tun, Lara. Sam erklärte sich bereit, einen der Steine an sich zu nehmen und gab mir dann ein Duplikat. Wir wollten nicht, daß die Steine zusammen blieben, noch konnten wir riskieren, sie jemand anders in die Hand zu geben. Ich dachte, er wäre in Sicherheit, als Bill auf die Fälschung reingefallen war."

Sie blinzelte die Tränen schnell weg und nickte.

"Ich weiß, daß Onkel Sam diese Notwendigkeit wohl auch gesehen hatte."

"Noch irgendwelche Geheimnisse, Marley," funkelte Jack ihn an.

"Nichts, was mir im Moment einfallen würde oder von Bedeutung erscheint, Kapitän."

Jack verdrehte die Augen.

*Hoffentlich hast du nicht wieder was Wichtiges vergessen, Marley.*

"Lara, ich muß dich noch um etwas bitten," sagte Jack.

"Und das wäre?"

"Sag Elizabeth nicht, daß du einmal vorgehabt hast, Will Turner zu töten. Du hast keine Ahnung, wie heftig sie reagieren kann."

"Ach, würde die Arme in Tränen ausbrechen?" lachte sie herablassend.

Jack grinste.

"Sie würde dich unangespitzt in den Boden rammen, Teuerste!"

Sofort verging Lara Jade das Lachen.

*~*~*~*~

Auf dem Schiff

Zwei ruhige Tage und Nächte waren vergangen. Samuel Jones hatte die meiste Zeit beim jungen Turner verbracht und dessen Zustand beobachtet. Seine Temperatur war runter gegangen und die Zuckungen der fiebrigen Träume waren einem trockenen Husten gewichen. Es sah besser aus für William, wußte der alte Pirat. Er streckte den Kopf etwas weiter über die Reling, um den Wind noch besser spüren zu können. Die frische Luft tat ihm sehr gut. Bill war nur einmal hinunter zu seinem Sohn gegangen und Samuel war froh darüber. Er sah das Bild noch vor sich. Der Vater stand über dem Bett seines Sohnes und starrte auf ihn herab. William hätte sich nicht wehren können und auch er selbst hätte es nicht gewagt, sich Bill in den Weg zu stellen. Aber dieser hatte nichts getan, hatte sicher erkannt, daß William noch nicht wieder bei Kräften war. Statt dessen starrte er nur herab auf den schwachen Körper. Eine ganze Stunde. Das Zimmer war unglaublich heiß geworden oder hatte er sich das nur eingebildet? Jedenfalls konnte er es nun nicht mehr länger als eine Stunde darin aushalten. Irgendwie war es ziemlich stickig.

*Genug Luft geschnappt!*

Er raffte sich wieder auf, um zurück in die drückende Kajüte zu gehen. Als er die Türe öffnete, sah er William am Schreibtisch sitzen.

"Ihr seid wach?"

William sah nicht auf, las weiter in dem Buch, welches auf dem Schreibtisch lag und stütze sich weiterhin auf das schwere rotbraune Holz.

"Ihr solltet im Bett bleiben, William," er war wirklich besorgt.

Aber William hörte nicht. Also trat er hinter ihn und las ein Paar Zeilen.

"Um dessentwillen tun wir nämlich alles: damit wir weder Schmerz noch Verwirrung empfinden. Sobald dies an uns geschieht, legt sich der ganze Sturm der Seele..." las er laut. "Epikur? Ich dachte, das wäre nicht nach Eurer Einstellung?"

"Ist es auch nicht..." William wurde vom Husten unterbrochen.

Er war keuchend und trocken. Jones ging zum Bett und holte die Decke, um sie Will über die Schultern zu legen. Allmählich beruhigte der sich wieder.

"Aber es ist erheiternd, wie dieser Dummkopf sich selbst etwas vorspielte."

Jones griff über die schlanke Schulter des Mannes vor ihm und legte eine silberne Pistole auf das Buch.

"Die habt Ihr vergessen."

William betrachtete die Waffe nachdenklich, seine dunklen, tiefen Augen wanderten vom Griff bis zum anderen Ende des Silbers. Sie war sehr fein gearbeitet, mit zierlichem Muster.

"Ja, zeitweise habe ich sie in der Tat vermißt."

Samuel zuckte innerlich zusammen. Und ein weiteres Mal bekam William einen kleinen Hustenanfall. Als dieser wieder nachließ, fiel der junge Turner etwas nach vorne, geschwächt von der Anstrengung des Hustens. Der ältere Mann war sofort da und wollte ihn wieder aufrichten.

"Nein! Laß mich!" William hob die Hand abwehrend und raffte sich selbst wieder auf. "Es geht schon wieder."

"Geh ins Bett. Du schwächst dich nur noch mehr."

Will atmete schwer aus.

Jones sah aus den Augenwinkeln, wie sich die Tür öffnete, kein Geräusch war zu hören gewesen. William aber saß mit dem Rücken zur Wand und regte sich nicht.

"Vater," grüßte er mit emotionsloser Stimme.

Samuel Jones beschlich ein ungutes Gefühl. Diese Beziehung zwischen Vater und Sohn war außergewöhnlich... aber nicht unbedingt im guten Sinne. Er wußte, wie diese erzwungen worden war. Und er befürchtete zu wissen, warum Bill hier war.

"Wie ich sehe, geht es dir wieder besser, William."

"Er ist noch nicht wieder ganz bei Kräften," versuchte Jones sich in die Unterredung einzumischen.

Aber Bill duldete dies nicht und trat hinter seinen Sohn, legte eine Hand auf dessen Schulter und kam dann mit dem Gesicht ganz nah an sein Ohr. William bewegte sich nicht, sei es, weil er keine Angst hatte, oder sei es, weil er vor Furcht erstarrt war. Der Atem des Kapitäns war eiskalt, als er ihm zuflüsterte.

"Wie liebst du mich, Sohn?"

William antwortete mit automatischer Präzision.

"Ich liebe Euch inbrünstig, mit ganzem Herzen, Vater."

"Bist du mir treu ergeben?"

"Natürlich, ich würde alles für Euch tun."

"Würdest du mir dein Leben überschreiben?" Bill streichelte über Williams dunkles Haar und atmete tief ein.

"Ich würde für Euch sterben."

Ein grausames Lächeln bildete sich auf Bills Lippen. Er ließ sich mit der nächsten Frage viel Zeit.

"Würdest du Jack Sparrows Leben für mich geben?"

Williams Hand zitterte. Seine Augen blickten auf. Und da war es schon zu spät! Der Augenblick, den er gezögert hatte, war schon zu lange gewesen.

"Geh hinaus, Samuel!" sagte Bill ruhig und griff in seine Jackentasche.

Der Mann tat, wie ihm aufgetragen. Als er die Türe schloß, sah er gerade noch, wie William sich ruckartig umdrehte, und versuchte die riesige Hand des Kapitäns aufzuhalten. Samuel schloß die Augen und versuchte so schnell, wie möglich an Deck zu kommen. Doch schon nach wenigen Sekunden war ein furchtbarer Schrei zu hören, der ihm durch Mark und Bein ging. Eilig hielt er sich die Ohren zu, rannte hinaus und schloß die Türe. Er wollte nicht noch einmal Zeuge des Verbrechens werden, das nun begangen wurde.

*~*~*~*~

Elizabeth saß in Jacks Kajüte und betrachtete die großen Karten, welche auf dem riesigen Tisch ausgebreitet waren. Ihre Finger wanderten hier hin, wanderten dort hin, ohne ersichtliches Ziel.

"Wir werden morgen die Insel erreichen."

Sie schrak auf. In der Tür stand Jack.

"Morgen," sie hielt ihre rechte Hand fest an ihre Brust gedrückt.

Nachdenklich wandte sie sich wieder den Karten zu. Jack kam herein gewankt und sah trotz der ernsten Stimmung, in die Elizabeth seit San Lorenza verfallen war, belustigend aus.

"Scheinst dich ja nicht gerade zu freuen, Liebste. Aber du wußtest, daß das mit uns nie eine Zukunft hatte."

"Mir ist nicht zum Scherzen zu Mute, Jack. Ich fürchte mich."

"Mach dir keine Sorgen, Elizabeth. Dein Verlobter wird wieder er selbst. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, hatte ich das Gefühl, daß nur noch ein kleines Bißchen dazu gefehlt hätte."

"Wenn ich das doch nur glauben könnte... Er sah mich an. So kalt, als erkenne er mich nicht."

"Ich weiß." Jack erinnerte sich an sein "Verhör", wo William zugesehen hatte, ohne etwas dagegen zu unternehmen.

*Zum Glück hat mein schönes Gesicht keinen Schaden davon genommen.*

Er legte seinen Arm um ihre Schultern und stützte sich wie ein Betrunkener auf sie.

"Keine Sorge," er machte mit der freien Hand eine ausladende Bewegung. "Ich, Kapitän Jack Sparrow, sage dir, daß wir ihn wieder bekommen."

Sie versuchte zu lächeln und seufzte, sah dem Mann neben ihr in die schwarz umrandeten Augen.

*Wenn es einer schafft, dann du.*