Der Countdown läuft! Das dritt letzte Kapitel ist da! Fällt mir plötzlich richtig schwer, weiter zu schreiben, denn ich habe selbst Angst vor dem Ende *zittert wie Espenlaub*... Aber alles hat ein Ende, nicht wahr? Dennoch, ich freue mich auf den großen Showdown! *hüpft umher* Bald ist es so weit!

@jenny: Gut, daß dir die Story gefällt :-) Hoffentlich magst du sie auch noch, nach dem Ende *g*

@Liberty: ich habe William nicht weh getan! Oder es war nach einem meiner Saufgelage mit Rum... kann mich gar nicht an das 10 Kapitel erinnern *lol* Habe das erste Buch der Fortsetzung, glaub ich. Von R. A. Salvatore?

@Nilaihlah: Hehe, so lange? *freut sich* hoffe du hast keinen Ärger bekommen...

@Sparrow-666: Häh? Leggi? Sag mir mal, was das bedeutet... Hast du da jemanden gefoltert? ;-) *Schnappt sich Will wieder zurück* Mein! Mein! Nur mein! *hebt drohend den Finger* Und bleib mir nur mit deiner Feder weg! Bin gar net kitzelig! *zittert am ganzen Leib*

@Vicky23: Hehe, naja. So lange du der Story noch folgen konntest... aber bald ists ja vorbei, dann bist du aus dem Nebel erlöst *g*

@Varie Fanel: Cliffhanger? Ich beende doch nie ein Kapitel mit einem Cliffhanger... *lacht böse in die Nacht hinein* Supi, daß es dir gefällt!

@Elle: hehe! Bill ist doch ein genialer Bösewicht! Ich liebe ihn und er fasziniert mich!

@Minui: Wußte, es gefällt dir *g* Mal sehen, wie du das nächste findest! Action!

@Rhodorik: Schön, daß du noch dabei bist, dachte, ich hätte dich irgendwo am Anfang verloren... Aber das Pairing behalte ich noch für mich *evil grin*

So jetzt geht's aber endlich weiter! Viel Spaß!

Fathers Footsteps 11

- Insula Silentia -

Es war später Nachmittag und die Sonne besprenkelte das Meer am Horizont mit Gold. Das Schiff hob und senkte sich im Seegang. Der Wind blies stark und blähte die Segel. Kapitän Bill Turner stand am Bug seines Schiffes und sah gen Horizont, wo sich eine dunkle Linie abzeichnete. Sie waren endlich da. Nach außen war er völlig ruhig und rührte sich nicht, stand mit geschwellter Brust da und ließ den Wind sich in seinem Umhang fangen. Aber innerlich war er unruhig, aufgeregt. Von ihm aus hätte sich der Himmel öffnen können, um einen Sturm los zulassen, nur damit sie ihr Ziel schneller erreichten. Die Insel des Schweigens. Sie lag direkt vor ihnen, diese kleine, wilde Insel. Das Versteck des Schatzes, den er suchte, der Hauptankerplatz seines Schiffes, der Ort, an dem er einen Sohn bezwungen hatte. Ein grausames Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er daran dachte. Auch seine eigene Seele war nur ein kleiner Preis für die Macht, die nun im Begriff war, in seine Hände zu fallen. Wozu brauchte er Seele, wozu Verstand, wenn in Kürze alles ihm gehören würde, was er wollte?

Die Insel kam näher und schon bald würde er den Befehl geben, den Anker runter zu lassen, damit sie an Land gehen konnten. Dann mußten sie nur noch die Höhle finden... Sie hatten noch nicht danach Ausschau gehalten bei ihren Aufenhalten hier, da der Aufwand zu groß gewesen wäre. Die Insel war völlig verwuchert und man kam nur sehr langsam voran. Außerdem vertraute Bill auf die Karte, welche er immer in der Nähe seines schwarzen Herzens aufbewahrte. Er legte eine Hand auf seine linke Jackentasche, als ob er prüfte, daß sie noch da war. Er atmete tief, als er das Stück Papier und einen kleinen Stein darin fand.

*Bald! Bald ist es so weit!*

*~*~*~*~

"Land in Sicht!"

Jack rannte an Deck und lehnte sich über die Reling. Ja! Land in Sicht! Dort war sie! Die Insel, nach der sie Ausschau gehalten hatten.

"Jack!" Elizabeth kam zu ihm gelaufen und war in sichtlicher Aufregung.

Er wies zu dem schwarzen Strich vor ihnen. Ihre Brust hob und senkte sich schnell, ihre Hände zitterten.

"Da ist sie..." sagte er mit erfreutem Unterton.

Sofort trat Besorgnis in ihre Augen.

"Was, wenn sie uns sehen? Das Schiff ist um einiges größer, als die Black Pearl."

"Hey, Mädchen, sag nichts gegen meine Geliebte!"

Innerlich mußte Elizabeth lachen. Aber die Sache war zu ernst, als daß ihre Freude bis nach außen durchkommen konnte.

"An Männern sind sie uns wahrscheinlich immer noch überlegen, obwohl wir bei San Lorenza so viele außer Gefecht gesetzt haben..."

Jack grinste.

"Um zu meinem Schiff zurückzukehren... Die Pearl ist viel schneller, als Bills kleines Beiboot. Wir wären wahrscheinlich schon längst an ihm vorbei, wenn wir nicht diesen kleinen Umweg gemacht hätten."

"Umweg?"

"Sie sind auf der Südseite der Insel angekommen, wir aber auf der westlichen. So wissen sie wenigstens nicht, wo oder ob wir überhaupt schon da sind."

Elizabeth nickte zufrieden. Warum hatte sie nicht gleich daran gedacht? Jack ließ sie alleine und kletterte den Hauptmast hinauf, um besser sehen zu können. Als sie näher kamen, erkannte er den Strand, der eine weiße Linie gegen das dichte Grün im Hintergrund bildete. Wenn sie Bill auf den Fersen bleiben wollten, würden sie zuerst am Strand entlang in die Nähe der Südküste laufen müssen, denn schon von hier aus ahnte er, wie dicht der Dschungel gewachsen war. Es machte ihm Sorgen, denn wenn Bill Wachen am Strand zurück ließ, würden sie sicher Ärger bekommen. Doch es war schier unmöglich, in diesem Wald auch noch auf die Suche nach ihm zu gehen. Sie mußten einfach ihr Glück versuchen. Jack seufzte. Er freute sich schon auf die Blutegel, Schlangen und Moskitos, die das hiesige Klima liebten. Zum Glück war die Insel nicht groß, sonst wären sie sicher auch noch Tage lang auf der Suche, bevor sie das Versteck erreichten. Doch man konnte die Insel vielleicht in drei Tagen durchschreiten, wenn man den Dschungel berücksichtigte.

Er sah herab aufs Deck. Unter ihm hatten sich schon einige an die Luft begeben, um einen Blick auf die Insel erhaschen zu können. Darunter erkannte er die roten Haare Lara Jades, die nun zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren.

Lara betrachtete das Grün, welches näher kam.

*Oh weia! Das wird ein Kampf!*

Auch sie erkannte die Tücke des kleinen Fleckchen Landes, vor ihnen. Sie spürte eine warme große Hand auf ihrer rechten Schulter, aber drehte sich nicht um.

"Bald bekomme ich, nachdem mich so lange verlangt hat," sagte sie mit haßerfüllter Stimme.

"Willst du nicht deinen Zorn ablegen, Lara? Er macht stolz und unbedacht," erklang Marleys ruhige Stimme.

Lara mußte an die Begegnung mit William zurückdenken und wie sie gegeneinander gekämpft hatten. Ja, mit Haß im Herzen kämpfte es sich nicht gut. Deshalb hatte er sie damals schlagen können. Außerdem es wäre nur zu schade, wenn ihr Vater schon wieder das entbehren müßte, was er gerade erst wieder gefunden hatte. Ihr Herz wurde schwer, als sie daran dachte, wie wenig sie sich kannten.

"Ich kann nicht. Ich muß meiner Rache genüge tun. Schon einmal bin ich über mich hinaus gewachsen und habe einen Teil meiner Bürde abgelegt. Ich schaffe dies nicht noch einmal, Vater."

Marleys Augen waren traurig über die Verbitterung seiner jungen Tochter.

"Verspürst du keinen Zorn, wegen Onkel Sam?"

"Was mir wieder gegeben wurde, macht alles Unrecht, welches meiner Familie angetan wart, wieder gut."

Sie dachte über die Worte nach und ging in sich, suchte nach dem schwarzen Punkt in ihrem Geiste, der ihr dieses ungute Gefühl gab.

"Ich vermag ihm nicht zu vergeben, daß er uns so viele Jahre gestohlen hat. Und wenn mein Geist so vergiftet wird, wie der Medeas, ich kann es nicht!"

Marleys Herz wurde schmerzte, als er dieses vernahm. Aber er mußte es akzeptieren.

"Ich wünsche dir, Lara, daß dich nicht ihr Schicksal ereilen wird."

*~*~*~*~

Samuel Jones stand im Dämmerlicht bereit und sah, wie das Beiboot herabgelassen wurde. Sie würden aufbrechen, sich als kleine Gruppe durch den Dschungel schlagen. Er wollte gerade über die Reling klettern, als er erstarrte, seinen Augen nicht glaubte. Die große Gestalt des Kapitäns kam auf ihn zu, aber er war nicht allein... Dieses Bild hatte sich ihm schon lange nicht mehr dargeboten. Der Kapitän schritt aufrecht und stolz übers Deck und an seiner Rechten, einen Schritt hinter ihm, kam Seth. Wie damals, bevor sie nach Port Herold gekommen waren.

"Er kommt mit?" fragte Jones ungläubig.

Seth grinste zufrieden, aber schwieg... wie sein Kapitän. Beide stiegen ins Boot, als auch William sich einfand. Samuels Blut wäre beinahe gefroren. Der junge Mann war aschfahl, er sah schlimmer aus denjeh, seine Haut weiß, sein Blick kalt, seine Augen immer noch glasig vom Fieber. Wie konnte er nur an Land gehen, wo giftige Tiere und kalte Nachtlager auf ihn warteten? Seit dieser Nacht in Williams Kajüte, war Jones` Herz schwer und seine Gedanken düster. Immer wieder verdrängte er das Bild aus seiner Erinnerung: William, die Hand seines Vaters ergreifend, als diese auf ihn zukam. Vergebens. Wie schrecklich es war, dies zu sehen, die Angst in seinen Augen! Und dann der Schrei! Oh, dieser Schrei! Im Nachhinein hatte es ihn getröstet, zu wissen, daß Will etwas von sich selbst erhalten geblieben war. Aber nun sah es nicht mehr so aus, als ob sich so etwas wiederholen konnte. Samuel seufzte innerlich, versuchte, aber, sich nichts anmerken zu lassen. Auch nicht, als Williams und Seth` Blicke sich kreuzten. Spannung lag in der Luft, so daß der alte Pirat es spürte. Aber nichts geschah, beide jungen Männer saßen schließlich im Boot. Ein weiterer großer Pirat stieg hinzu, der mit Seth das Ruder übernahm. Ein zweites Beiboot ging ins Wasser.

Am Strand griff Bill in seine Tasche und zückte das Stück Papier. Er studierte es noch einmal genau, wie er es wieder und wieder in seiner Kajüte getan hatte.

Er wandte sich zu den Piraten, die im zweiten Beiboot gesessen hatten und sie nicht begleiten würden.

"Bleibt hier und haltet die Augen offen! Tötet jeden, der sich hier blicken läßt. Sollte die Black Pearl auftauchen, bleibt im Dschungel und versteckt euch. Sollten Leute der Pearl überleben und nach uns suchen, hindert sie daran!"

"Aye!" tönte es, wie aus einem Munde.

Zufrieden kehrte er seinen Männern den Rücken und schritt voran bis zum Wald, wo sie eine geeignete Stelle suchten, um in ihn einzudringen. Als sie einen lichteren Weg fanden, ließ Kapitän Bill Seth und William vorgehen, um den Weg zu bereiten. Jones lief etwas vor ihm, während der stämmige Pirat den Abschluß bildete. Sie waren wenige Kilometer ins Land eingedrungen, als die Sonne im Meer verschwand. William holte eine Fackel heraus und zündete sie an, damit sie die Fallen des Waldes besser sehen konnten. Immer wieder waren sie über das dichte Wurzelwerk gestolpert oder knöcheltief in den Boden gesunken, dort wo das Gebiet sumpfige Züge hatte. Es war besser, nun kein Risiko einzugehen.

William Turner hatte das Geräusch schon eine ganze Weile bemerkt, als der Kapitän bei Nacht eine Rast einlegte. Er war zwar noch ein stattlicher Mann, aber das Alter machte sich auch bei den am besten erhaltenen Männern bemerkbar. Samuel war ebenfalls froh um die Verschnaufpause und ließ sich an einen Baum sinken. Auch Bill zog es vor, eine Weile zu sitzen. Will spähte in die Dunkelheit. Das Geräusch hatte aufgehört. Er sah zu Seth und versuchte, aus dessen Gesicht zu erkennen, ob er es auch gehört hatte. Seth kniete in der Hocke in der Nähe des Kapitäns und sah William mit seinen stechend, blauen Augen an, die im Schein der Fackel leuchteten. Waren seine Mundwinkel nach oben gezogen oder bildete er sich das nur ein? Vielleicht hätte er Haß verspüren sollen gegen den listigen Mann, der vielen so unsympathisch schien, aber dazu war er nicht im Stande. Als William sich wieder der Dunkelheit zuwandte schwindelte ihm.

*Nicht zu schnell,* rief er sich ins Gedächtnis.

Irgendwie fühlte er sich schwach und kalt, aber zeigte es nicht. Vor diesem seltsamen, ruhigen Mann, der früher die rechte Hand seines Vaters gewesen war, wollte er es nicht zugeben. Er traute ihm nicht. Aber sollte er alleine in die Dunkelheit gehen? Er würde Seth nicht um Hilfe bitten, wenn sein Leben davon abhinge.

Also ging er allein.

*~*~*~*~

Jack, Elizabeth, Lara Jade und Marley rannten am Strand entlang. Der weiche Sand gab unter ihren Füßen nach und erschwerte ihr vorkommen. Dennoch kamen sie einigermaßen schnell voran, sogar schneller als Jack es sich erhofft hatte. Sein Herz schlug wild, seine Gedanken rasten. Er spielte im Geiste verschiedene Möglichkeiten durch, wie sie vorgehen sollten, wenn sie Bill gefunden hatten.

*Wenn wir Will haben, kann er sein Vorhaben nicht mehr ausführen! Wir haben, was wir wollten und können verschwinden!*

Aber dann sah er Lara aus den Augenwinkeln, die neben ihm rannte und schon war dieser Gedanke dahin.

*Mist! Es wäre so einfach!*

Aber er hatte ihr versprochen, daß er Bill ihr überlassen wollte.

Die Dämmerung brach herein und der Wind wehte kühler von der See her. Dies machte es angenehm zu laufen. Die Sonne ging schon unter, da erreichten sie den Südstrand.

Jack bedeutete allen in Deckung zu gehen, denn unten am Wasser standen drei und oben am Waldrand saßen zwei große Männer. Der Kapitän der Pearl erinnerte sich noch genau an die Nacht, als er das Schiff das erste Mal gefunden hatte... die Präzision und Aufmerksamkeit der Männer waren außergewöhnlich gewesen. Jack und die anderen kauerten hinter einem Stein am Rande des Waldes, in einiger Entfernung.

"Sie sind bereits weg," stellte Elizabeth fest.

"Ja, wir müssen uns ab jetzt durch den Wald schlagen," Lara war bestimmt nicht begeistert von dieser Vorstellung, aber dies schien ihr besser zu sein, als die direkte Konfrontation mit den Piraten zu suchen.

Jack nickte.

"Also zückt eure Schwerter, jetzt wird geerntet!"

Lianen und Gras flogen umher, morsche Äste fielen zu Boden, umgekippte Bäume wurden überschritten. So lange die Sonne noch ihr letztes Licht gespendet hatte, waren sie gut vorangekommen und für Lara war es ein Leichtes gewesen, die Spur der Gesuchten zu finden und ihr zu folgen. Doch nun, da es Nacht war, wurde es immer schwerer. Sie hatten kein Licht dabei, da dies sie verraten hätte, aber zu ihrem Glück schien der Mond heute Nacht so hell, wie schon lange nicht mehr.

"Juppiter ist uns gnädig," meinte Marley, während seine Tochter wieder einmal nieder kniete, um zu sehen, ob sie noch der richtigen Fährte folgten.

Zu Anfang hatten sie den Weg anhand der abgeschlagenen Pflanzen folgen können, aber zu ihrer Überraschung war der Wald dünner geworden, viel lichter... Lara Jades Finger wanderten am Boden entlang. Jack konnte dort nichts erkennen. Offensichtliche Spuren, wie niedergetretenes Gras, konnte er selbst erkennen, doch nun war er vollkommen auf Lara angewiesen. Sie sah Dinge, die er nicht bewußt wahrnahm, wußte sie zu deuten. Doch er selbst, als Seemann, konnte nur daneben stehen und abwarten. Sie nahm einen kleinen Stock in die Hand und er sah zu Marley. Aber dieser schien genauso beeindruckt von der Fähigkeit seiner Tochter, also hatte er ihr dies nicht beigebracht.

"Gebrochen, aber nicht entzwei. Insgesammt auch noch etwas grün. Es brauchte schon ein Gewicht."

Jack nickte "wohlwissend" zu Marley und Elizabeth und machte eine seiner typischen Handbewegungen. Doch schon mußte er rennen, denn Lara Jade war einfach weiter gegangen. Sie kamen ein ganzes Stück weiter, bis Lara das nächste Mal stoppte und niederkniete.

Jack bückte sich und hob ein Stöcklein auf.

"Etwas grün, abgebrochen..."

Aber Jade schüttelte nur den Kopf. Marley setzte sich kurz, da er wieder mal nichts tun konnte, als zuschauen. Elizabeth stand neben Jack und wippte nervös hin und her. Jack spürte ihre Anspannung und fragte sich plötzlich, ob es richtig gewesen war, sie mitzunehmen.

"Wir sind ganz nah."

Jack kam zu Lara und sah, was sie entdeckt hatte. Fußspuren im nassen, matschigen Boden.

"Wir sind ganz nah?" er legte den Kopf schief.

"Der Boden ist hier so naß, so sumpfig... wären die Spuren alt, so wäre auch der Matsch wieder etwas zurück gelaufen, oder Wasser hätte sich darin gesammelt. Die Konturen der Fußabdrücke sind aber sehr scharf, also frisch."

Das war einsichtig. Natürlich war es so!

"Diese Richtung?" fragte Jack, um sicher zu gehen.

Lara Jade nickte.

"Welche Entfernung?"

Wenn sie ihm das sagen konnte, würde er sie küssen. Sie zuckte mit den Achseln.

"Ein bis zwei Kilometer."

Jack zuckte zwar, aber überlegte es sich dann doch.

*Lieber nicht... vielleicht ein andern mal...*

Er wollte nicht schon wieder eine Ohrfeige von einer Frau riskieren.

"Kannst du dran bleiben? Ich gehe vor und peile die Lage."

Laras Blick wurde mißtrauisch und wanderte zu ihrem Vater. Aber dieser nickte.

"Also gut, Sparrow, aber denk dran: Bill gehört mir! Mach keine Dummheiten!"

"KAPITÄN Sparrow macht keine Dummheiten."

Er drehte sich schon zum gehen um und wankte sichtlich.

"Bleibt dran, ich komme zu euch zurück, wenn ich fertig bin."

"Nicht daß du dich verläufst, Jack," meinte Elizabeth frech.

Jack blieb kurz stehen, aber drehte sich nicht um.

*Weiber!* dachte er beleidigt für sich und ging.

"Paß auf dich auf," kam dann aber von Lara hinterher und schon war seine Meinung über das andere Geschlecht wieder etwas besser.

*~*~*~*~

William schlich leise durch den Wald, achtete auf jeden Stein, auf jeden Ast. Er war schon weit von den anderen fort und überlegte, zurückzugehen. Aber Plötzlich sprang etwas in unmittelbarer Nähe von ihm auf und rannte weg. Ohne Zeit zu vergeuden, nahm er die Verfolgung auf. Seine Beute war nur einige Meter voraus, lief aber sehr schnell. Sein Mantel wehte hinter ihm her, ließ ihn eins werden mit den Schatten der Nacht. Aber er verfing sich nicht, sondern strich allerhöchstens sanft an den Ästen, Zweigen und Blättern um ihn herum entlang. Seine Füße fanden leichten Halt bei jedem Schritt, elegant und einfach sprang er über Hindernisse hinweg oder duckte sich unter Ästen hindurch. Der frische Wind spielte mit seinem Haar, der Mond wies ihm den Weg. Seine Sinne waren hellwach.

*~*~*~*~

Jack hatte die Gruppe gefunden. Die beiden Fackeln hatten sie verraten. Allerdings traute er sich nicht näher heran zu gehen, da er noch nicht wußte, wie viele sie waren und wie aufmerksam sie Ausschau hielten. Also hielt er sich weit entfernt. Er mußte zweieinhalb Kilometer gelaufen sein, seit er seine eigenen Leute verlassen hatte. Nun befand er sich etwa 200 Meter versteckt im Wald und holte sein Fernglas heraus.

*Sieh mal einer an... wen haben wir denn da?*

Im Grunde hatte es ihn nicht überrascht Seth in der Runde zu sehen. Der Mann kniete zwei Meter von Bill, der saß, und schaute wage in seine Richtung, aber etwas nach rechts. Er schwenkte seinem Blick nach... Jack taumelte fast rückwärts so sehr hatte er sich gerade erschrocken! Seth sah auf William mit gelassenem Ausdruck, aber dieser schaute in Jacks Richtung! Gerade war es ihm vorgekommen, als sähe er ihm direkt in die Augen. Er fing sich wieder und schaute noch einmal zu seinem Freund. Immer noch! Er sah ihn an! War er entdeckt? Jacks Puls ging hoch, er machte sich darauf bereit, daß gleich allesamt hinter ihm her sein würden. Schnell überlegte er, in welcher Richtung Marley und die anderen sein mußten. Aber da wandte sich William ab.

*Hast du mich nun gesehen oder nicht?* überlegte er.

Wie auch immer, Jack entschloß sich etwas mehr Abstand zwischen sich und die kleine Gruppe von fünf Leuten zu bringen. Auf Händen und Knien machte er sich davon, bedacht darauf, kein Geräusch zu machen. Büsche und Gras boten ihm einerseits Schutz, andererseits hinderten sie ihn am schnellen davon kriechen.

Zweihundert Meter weiter fühlte er sich sicherer und drehte sich um. Das Licht war nicht mehr zu sehen. Aber dennoch! Dort bewegte sich etwas! Dunkel und nur schwer zu erkennen im düsteren Wald, nur der Mond verriet das, was sich im Schatten versteckte.

*Mist!* Jack krabbelte so schnell, aber auch leise, wie möglich weiter.

Er hatte nur eine Gestalt erkennen können. Wenn er Glück hatte, waren die anderen noch am Rastplatz. Dann hatte Jack eine Chance! Er mußte so viel Abstand von der Gruppe nehmen, wie er konnte. Ein Kampf eins zu eins, war zu gewinnen. Ein Kampf fünf zu eins nicht! Und schon gar nicht, wenn die Gegner Bill, William und Seth waren.

Sein Herz schlug so schnell, daß Jack fast befürchtete, der Verfolger könne es hören. Wie kam er voran? Hatte er schon wieder Vorsprung? Der Wald mußte den anderen aufhalten. Er blieb still stehen, im Schutze eines Busches, unter dem er nun lag, und sah zurück. Niemand... sollte er weiter gehen? Als er nach vorne sah, stand plötzlich das Paar schwarze Stiefel vor ihm, welches er schon einmal in ähnlicher Position gesehen hatte. Mit geschlossenen Augen erwartete er fast, den harten Gegenstand an seinem Hinterkopf spüren zu können. Aber er blieb aus. Statt dessen traten die Stiefel an ihm vorbei, sehr sacht und ohne ein Geräusch.

*Du läufst, wie dein Vater früher...*

Das war seine Chance! Ohne weiter nachzudenken rannte er los! Aus dem Gebüsch und von dem Verfolger fort, gleichzeitig auch von Bill und den anderen Männern noch weiter weg. So schnell er konnte! Die Stiefel konnten nun nicht mehr ihr Nahen verbergen, Sparrow hörte die Schritte hinter ihm. Sie folgten ihm und kamen näher, obwohl Jack so schnell rannte, wie ihn seine Beine trugen.

Es nützte nichts, er konnte nicht mehr weiter, der Verfolger hatte ihn fast eingeholt. Er zog blank und blieb ruckartig stehen, drehte sich. Nichts? Er blickte sich um, aber sah nur die Umrisse der Bäume und eines großen Felsbrockens um sich. Aber er wußte, welches die richtige Richtung war... das Geräusch eines Schwertes, welches gezogen wird, verriet es ihm. Sein Angreifer war direkt vor ihm. Und da trat er aus dem Schatten, sein Schwert vor sich. Silbern, wunderschön glitzernd im Mondschein. Jack kam es vor, als zöge sich dieser Augenblick Minuten hin... Bebte die Erde?

Zwei Meter vor ihm blieb er stehen. Jack betrachtete die Klinge, der auf ihn gerichteten Waffe. Tatsächlich war sie mit feinen glitzernden Adern durchsetzt, die im schwachen Licht hell hervorstachen.

"Das ist Silber. Es hat Monate gedauert es einzuarbeiten ohne daß das Metall brüchig geworden wäre," Williams Stimme war kalt und zischend.

Sie hing dumpf in der Luft. Jack fiel auf, daß der Wald plötzlich still geworden war... weder Nachtvögel, noch das Rauschen des Meeres waren zu hören.

"Was ich in der Hand halte, ist allerdings auch ein Meisterstück," gab er zurück.

"Nicht mal annähernd," die Stimme wurde gefährlich ruhig. "Hälst du es für klug, die Klinge mit einem Piraten zu kreuzen?"

Ein Grinsen erschien auf Jacks Gesicht.

"Du ein Pirat? Daß ich nicht lache! Du wolltest doch nie einer, von meiner Sorte sein!"

Williams Augen funkelten. Jack erkannte allerdings etwas seltsames in ihnen. War sein Gegner müde? Oder Krank? Jack fand, daß sein einstiger Freund noch blasser als das letzte Mal aussah, wenn dies möglich war. Irgendwie war er auch dünner... Und noch etwas fiel Jack auf: William war ihm wieder völlig entfremdet. Bei San Lorenza, hatte es so ausgesehen, als hätte sein Freund ihn erkannt, als wäre er kurz davor gewesen, sich von seinem Vater abzuwenden. Nun aber schien er fremder als je zuvor.

"Ich bin auch keiner von deiner Sorte... ich bin besser!"

Mit diesen Worten griff William an. Er schlug gegen Jacks Seite. Dieser wehrte ab, also vollführte Will eine Drehung um seine Achse, schlug gegen Jacks Füße, trat sofort nach seinem Kopf. Jack sprang über den Hieb hinweg und duckte sich. Knapp verfehlte der Fuß sein Genick. Er parierte zwei weitere Schläge, drehte sich von William weg, schlug selbst! Als sein Gegner einen Stoß versuchte, machte der Kapitän der Pearl einen Ausfallschritt und stieß selbst zu, wodurch dieser gezwungen war zurückzuspringen.

Kurze Pause... Will starrte Jack an, böse und entschlossen. Ein grausames Lächeln hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Sie standen sich gegenüber, zwei Meter trennten sie nur, beide hielten Ihre Schwerter hoch. Dem Kapitän war die besondere Bearbeitung der Waffe, des anderen aufgefallen. Schmal und graziös warf die Klinge das Mondlicht zurück, glänzte wunderschön. Aber ihm blieb nicht genug Zeit darüber nachzudenken. Will griff wieder an, diesmal schneller.

Wieder und wieder hieb William auf Jack ein, hielt ihn in Bewegung. Der Atem des einstigen Schmiedes wurde immer kürzer.

*Wirst du schon müde? Das Letzte Mal warst du ausdauernder.*

Jack wich wieder einem Tritt aus, indem er einen Schritt zurück machte und den Oberkörper nach hinten beugte. Da führte William einen eleganten Schlag, der direkt auf seinen Hals zielte. Jack erschrak, versuchte seine Waffe nach oben zu bringen! Es war zu überraschend! Er hatte einen fatalen Fehler gemacht! Doch unerwarteter Weise, hielt er sein Schwert noch in Händen, sein Kopf saß noch auf seinen Schultern, als er erfaßte, warum er noch lebte.

*Ah, du bist besser geworden! Aber deine Schläge sind etwas kraftlos, mein Guter!*

Nun war er an der Reihe. Jack schlug links, schlug rechts, drehte sich von seinem Gegner weg. Er griff nach einem Ast, brach ihn ab und warf das Holz nach William. Dieser wehrte es mit der Waffe ab, aber Jack hatte schon nachgesetzt, hieb nach der Brust des jungen Mannes. Will drehte sich aber an der Klinge entlang und kam kurz vor Jack zum stehen. Dieser hielt die Hand mit der Waffe fest, hatte sie nun fest mit seinen eigenen Fingern umschlossen, nicht bereit, sie wieder loszulassen. Sie standen so nahe, daß jeder den Atem des anderen spüren konnte. Williams schnellerer mischte sich mit Jacks ruhigem, immer etwas nach Rum riechenden. Dunkle Augen trafen aufeinander, weiße Haut gegenüber dunkel gebräunter. Doch dann drückte Sparrow zu. Das Handgelenk des anderen knackte unter dem festen Griff, der kräftigen Finger, die mit gedrehten Tüchern geschmückt waren. Das Schwert fiel zu Boden in das dichte Laub.

"Na, Bubi? Solltest etwas mehr essen! Bist etwas schwach auf der Brust!"

Auf Williams Gesicht legte sich ein grausames Lächeln. Er atmete schwer.

*Klack*

Kaum hatte Jack dieses Geräusch gehört, sah er auch schon in den Lauf einer silbernen Pistole, deren Zug gerade zurückgezogen worden war. Er legte den Kopf zurück und wußte, daß er verloren hatte.

"Du mogelst!"

William zog eine Augenbraue hoch.

"Pirat!" meinte er sarkastisch.

*~*~*~*~

"Ich bleibe nicht länger!" Elizabeth war unruhig. "Er ist schon zu lange weg."

Aber Marley schüttelte den Kopf.

"Vielleicht. Aber wenn er nun doch keine Schwierigkeiten hat, könnte es sein, daß wir ihm mehr von selbigen machen, als ihm zu helfen."

Elizabeth ballte ihren zarten, weißen Hände zusammen. Wut stieg in ihr auf. Wie hatte Jack nur alleine gehen können? Aber leider mußte sie sich auch eingestehen, daß der erste Maat Recht hatte. San Lorenza kam ihr in Erinnerung. Sie und Marley waren damals losgegangen, entgegen der Vorbehalte des ersten Maats. Und was hatten sie davon gehabt? Aber sie war voller Sorge. Voller Ungeduld. Resigniert sank sie zu Boden und beobachtete Lara Jade. Sie suchte wieder den Boden und die Sträucher ab.

"Ich glaube, sie haben hier Rast gemacht," meinte sie nachdenklich. "Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein und leise sprechen. Sie werden nicht weit weg sein."

Das beschwichtigte Elizabeth und Marley atmete erleichtert aus... Ein übermütiger Geist, konnte gefährlich sein. Sein Blick verweilte auf seiner Tochter. Sie war so schön. Er liebte sie, auch wenn er sie nicht wirklich kannte. Er wollte sie kennenlernen und wollte sie nicht gleich wieder verlieren.

"Du hast so viel von deiner Mutter," sagte er leise.

Laras grüne Augen schauten auf, starrten ihn einen Augenblick lang an. Dann senkte sie den Kopf wieder.

"Onkel Sam meinte, ich hätte viel von dir."

Marley lächelte, als er die Frau sah, das rote Haar, die schlanke Gestalt. Nein, sie sah wie ihre Mutter aus.

"Laßt uns weiter gehen, damit wir ihnen auf den Fersen bleiben." Sie stand auf und blickte in die Richtung, in die sie gehen wollte.

Marley und Elizabeth folgten ihr.

*~*~*~*~

"Schaut, schaut! Was William uns Hübsches mitbringt," rief Seth überschwenglich aus.

Die zwei Männer traten aus dem Schatten des Waldes in das sachte Licht der Fackel. Sparrow ging vor Turner, der seine silberne Pistole auf den Mann gerichtet hatte. Seth` Augen funkelten, als er den Kapitän wieder sah und ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Jack schnitt eine Grimasse.

"Jack, du mußt deine Nase in alles stecken, was?" meinte Bill und stöhnte. "Es gefällt mir gar nicht, daß ich jetzt auch noch dich am Hals habe."

"Ich wollte es nicht so, Bill, aber dein Sohn war anderer Meinung. Jetzt wirst du damit leben müssen..." scherzte Jack Sparrow.

Der schwarz gekleidete Kapitän verdrehte die Augen.

*Bald hast du nichts mehr zu lachen, Schwätzer!*

Er stand auf und bedeutete den anderen sich auch zu erheben.

"Seth, kümmere dich darum, daß unser Freund hier nicht zu viele Freiheiten hat." Dann drehte er sich um und schaute wieder einmal auf die Karte, während Seth sich mit Vergnügen daran machte, Jacks Hände vor ihm zusammenzubinden. Der junge Mann zog das Seil so fest, wie möglich und achtete darauf, daß der Knoten auch gut gemacht war. William stand schweigend da.

"Nicht mehr weit," brummte Bill vor sich hin. "Vielleicht noch drei Kilometer."

Sein Finger glitt auf der Karte entlang. Jones beobachtete den jungen Turner. Er fand daß dieser müde aussah, leichte Augenringe erschienen im Schein der Fackel. Will stand da und sah einfach zu, wie Seth tat, was ihm gesagt worden war. Jack ließ Seth gewähren - er hatte keine andere Wahl - und sah zu dem älteren Mann her, seine schwarz umrandeten Augen verrieten aber das Feuer in ihm und daß er noch lange nicht aufgegeben hatte. Dies schürte die Hoffnung in Samuel. Da bekam er eine Idee... Samuel nickte unmerklich, dann ging er zu seinem Kapitän, der mit dem Papier beschäftigt war. Jones streckte sich etwas, um an das Ohr des großen Mannes zu reichen. Dieser sah auf, als der alte Pirat ihm etwas zuflüsterte und nach kurzem Zögern, drehte er sich um. Langsam und gefährlich schritt er auf Seth zu. Jack trat schnell einen Schritt zurück, aber stieß an William, der ihm jede weitere Ausweichmöglichkeit nahm.

"Seth... du kannst mir nicht weis machen, daß William Jack bemerkt hatte und du nicht."

Seth` Augen wurden klein und hart. Er hatte sich etwas verkrampft. Aber dann gab er dem scharfen Blick des Kapitäns nach.

"Ich habe ihn bemerkt."

"Und du bist nicht an Williams Stelle gegangen, um deine Schuld zu begleichen?"

"Nein, ich wollte nicht von Eurer Seite weichen, Kapitän," versuchte er sich zu rechtfertigen. "Es hätte eine Falle sein können. Was, wenn jemand einen Hinterhalt geplant hätte?"

"Schweig Seth!" donnerte Bill und der junge Mann zuckte zusammen. "Hast du etwa nicht bemerkt, daß ich selbst ein guter Kämpfer bin?"

"Nein, Sir! Ich weiß, daß ihr kämpfen könnt!"

"Dann hälst du mich für dumm? Ich kann keinen Hinterhalt erkennen?"

"Nein, Sir," Seth war nun sehr nervös.

"Bist du dir bewußt, wie sehr ich William brauche? Wie wichtig sein Leben, sein Blut für mein Vorhaben ist?"

Seth schwieg jetzt und erwartete das Schlimmste.

"Oder hast du mich doch verraten und willst mich daran hindern?"

Empörung stieg in dem jungen Mann auf.

"Nein, ich würde Euch nicht verraten! Ihr wißt das, Kapitän!"

Bills Stimme wurde gefährlich ruhig.

"Ich verliere langsam die Geduld mit dir, Seth. Daß du noch lebst, hast nur deinen guten Diensten zu verdanken, die du mir früher geleistet hast. Doch in letzter Zeit versagst du immer öfter... Du solltest dich hüten!"

Die Drohung schlug ein, wie der Blitz. Seth war erstarrt, als Bill sich von ihm abwandte und den Weg fortsetzte. William ging ohne ihn zu beachten an ihm vorbei und stieß Jack unsanft an, auch zu gehen. Erst dann hatte sich Seth wieder gefangen und sah der Gruppe nach, wie sie weiter in die Dunkelheit vordrang. Haßerfüllt starrte er auf den alten Piraten, der zu einem Dorn in seinem Auge geworden war. Dann wanderte sein Blick zum jungen Turner... Die Grimasse seines Gesichtes, zeigte puren Wahnsinn. Das Lächeln, welches ihn danach befiehl war entstellt: Seine Augen traten leicht heraus und die Mundwinkel waren unnatürlich nach oben gezogen...

*Nein! Du wirst ihn mir nicht nehmen! Das wirst du nicht!*

*~*~*~*~

Lara Jade blieb stehen. Elizabeth trat hinter ihr hervor. Vor ihr erstreckte sich eine riesenhafte Öffnung aus Stein... Wie ein Tor zur Unterwelt. Allen dreien stockte der Atem. Sie waren da! Marley schloß die Augen und faltete die Hände. Seine Tochter betrachtete diese Geste mit Überraschung. So lange sie ihn kannte, hatte er ihr immer diese Mythen und Sagen erzählt. Aber noch nie hatte er ihr den Anschein gemacht, daß er gläubig war. Der Mann bemerkte ihre Überraschung.

"Es sind heilige Steine..." flüsterte er. "Man kann nie wissen, welchem Gott sie dienen."

Lara war sich nicht sicher, ob sie lachen oder ihrem Vater Recht geben sollte. Schließlich wußten sie nicht, was dort drinnen auf sie zukommen würde...

Elizabeth war fasziniert von der Höhle. Der Eingang war so hoch! Sicher fünfzehn Meter! Sie tastete sich an dem Stein entlang, der rauh und total kahl war, kein Moos. Sie war voller Ehrfurcht vor der Natur, in einem ähnlich demütigen Zustand, wie Marley.

*Ich werde mich nicht einschüchtern lassen von Kindermärchen,* dachte Lara Jade bei sich.

Da hörten sie leise Stimmen aus der Höhle. Elizabeth zog ihre Hand ruckartig zurück, als wäre die Wand heiß geworden. Der Eingang der Höhle klaffte vor ihnen auf, aber Dunkelheit und der gewundene Gang darin, ließen den Blick nicht weiter als ein paar Meter ins Innere vordringen.

Lara sah zu der jungen Frau hin. Sie sah sehnsüchtig in das Dunkel, aber brachte den Mut nicht auf, die Initiative zu ergreifen. War dies die Frau, von der Jack so überzeugt war, daß sie von außergewöhnlichem Mut war? Da befiel sie Mitleid. Sie selbst hatte William Turner in Aktion gesehen, hatte seine Boshaftigkeit miterlebt. Wenn dies der Mann war, den sie liebte, verstand sie ihre Verzweiflung.

Sie straffte die Schultern. Deswegen waren sie gekommen... und wegen etwas anderem. Sie lächelte zufrieden. Der Zeitpunkt war nahe. Sie sah, wie Marley an ihr vorbei ging. Er hatte den ersten Schritt getan und trat in die Höhle.

Elizabeth schaute zu Lara. Zwei Paar Augen voller Entschlossenheit trafen sich und schon war Lara nicht mehr sicher, ob sie sich ihrer Meinung über Elizabeth noch sicher war. Sie nickte ihr zu, Marley zu folgen. Sie selbst bildete den Abschluß. Zusammen verschwanden sie in der Dunkelheit...