So, der große Showdown ist da! *heul* Habe sehr lange auf ihn zu gearbeitet und auch an ihm selbst gearbeitet. Ich hoffe, es hat sich gelohnt und gefällt euch. *ist noch ganz erschüttert* Ein Abschlußkapitel steht euch noch bevor, also wenn euch das tatsächliche Ende interessiert, schaut demnächst noch mal rein (es wird vielleicht nicht so sehr vorhersehbar, wie manche es sich jetzt denken... gelle?). Wenn ihr heiß auf eine Fortsetzung seid und mich dazu bewegen wollt, daß ich diese Arbeit irgendwann mal auf mich nehme, dann REVIEWT WAS DAS ZEUG HÄLT!!! Aber nach Kapitel 13 und dem Ende der Geschichte, werde ich mich erst mal meinen (schon zu lange vernachlässigten) Prüfungen zuwenden.

@Sparrow-666: So, dann schau mal, ob du mich zu Tode kitzeln mußt... Jetzt habe ich wieder sehr viel Zeit zum Lesen *ggg*... vielleicht bist ja du es, die von einer Feder gefoltert werden muß, hehe...

@Kristina: Supi! Freue mich immer auf neue Leser! Hihi, hoffe, es hat keinen Ärger in der Schule gegeben...

@Liberty: Zu kurz?! Verdammt! Weißt du, wie lange ich daran schreibe? *buhuhu* *heult sich ihr schwarze Seele aus dem Leib*... Des hier ist etwas länger, aber eben auch das zweit letzte... Und! *zieht Will zu sich* Der ist für die nächsten Seiten wieder mein! Harrharr! Mein allein! Und! ICH SCHREIBE DOCH NIE CLIFFHANGER!!!

@Vicky23: Soso, kannst dir net denken, wer der Verfolger war? NP, einfach aufmerksam Kapitel 12 lesen, dann verziehen sich auch fast alle letzten Nebel, fast wie von selbst *lol*

@jenny65: Tja, noch ist ja auch nicht Schluß, oder? *g*... ich sorge noch dafür, daß ihr auf heißen Kohlen sitzt! Wuahaha!

@jenny: Bist jetzt aber eine andere als jenny65, oder? *g* keine Ahnung, hehe... aber trotzdem danke für das Lob *verbeug*

@Elle: Kurz gehe ich noch auf die Boshaftigkeit von Bill ein, vielleicht wirst du dich ja damit zufrieden geben ;-)... wenn ich mit einer neuen beginne, wird diese nicht so schnell vollendet, wie diese *g* selbst ich habe nicht alle Zeit der Welt, hihi.... aber wie schon oben gesagt...

@Minui: Ja, noch ein einziges Kapitel *buhuhu*... und Seth... tja, lies am besten selbst *evil grin* Ja, Jack schafft es aber auch immer wieder, nicht wahr? Aber sonst wäre er ja auch nicht Kapitän Jack Sparrow, nicht wahr?

Jetzt geht's aber weiter! Viel Spaß... *heult immer noch*

Fathers Footsteps 12

- Das Ritual -

Jacks Hände kribbelten schon und waren kalt. Seth hatte seine Fesseln sehr fest gezogen. Er bewegte die Finger, damit die Durchblutung wenigstens etwas angeregt wurde. William stieß ihn leicht an, damit er nicht hinter den anderen zurückblieb. Sie gingen durch den gewundenen Gang der Höhle und an den Wänden funkelte es zwischen schwarzem Stein im Schein der Fackeln. Quarz bedeckte sacht den dunklen Felsen. Jack wurde unruhig, es war nicht mehr viel Zeit. Er hoffte inständig, daß Lara bald aufschließen würde und ihn mit einer guten Idee aus dieser Situation heraus hauen könnte.

*Es wird sie freuen, zu sehen, daß ich schon wieder in Gefangenschaft geraten bin...*

Innerhalb kürzester Zeit war er drei Mal gefangen genommen worden. Zum Glück hatte sie seinen vorangegangenen Kampf mit Seth nicht gesehen. Sein Gesichtsausdruck wurde düster, als er an diese Begegnung dachte. Hätte dieser kalte Mann ihn wirklich so leicht besiegen können? Klar, er hatte seine Möglichkeiten lange nicht ausgeschöpft, aber er selbst war auch nicht zur Höchstform aufgefahren. Jack erinnerte sich an den Moment im Wald, kurz bevor er vor der rastenden Gruppe geflüchtet war. Seth führte etwas im Schilde, Sparrow konnte das förmlich riechen.

Sie waren etwa dreißig Meter in das Innere der Höhle vorgedrungen, als die Wände in einem riesigen Raum endeten und die Decke plötzlich zehn Meter in die Höhe reichte. Jack staunte nicht schlecht, aber er war nicht der einzige. Samuel Jones war überwältigt von dem, was die Natur geschaffen hatte... Er sah sich um: Irgendwo in der Decke mußten mehrere Löcher sein, denn das Mondlicht schien herein und erhellte die Höhle so sehr, daß die Fackeln fast überflüssig waren. Zehn Lichtstrahlen wurden in regelmäßigen Abständen an die Wände geworfen, beschrieben einen perfekten Kreis. Drei weitere beschienen das Zentrum der Höhle, wo ein großer Altar aus dem Stein gehauen worden war. Diese architekturische Leistung war beeindruckend. Vielleicht war die Erschaffung der Höhle doch nicht ganz der Natur überlassen worden?

Fünf Männer sahen sich voller Erstaunen um und waren im Innersten erschüttert über dieses Wunder. Nur einer hatte keinen Blick dafür...

Bills Augen waren an den Altar geheftet, auf etwas, das darauf lag. Ein Zittern durchfuhr seinen Körper. Aber er schritt stetig auf den Steinblock zu. Grau und massiv erhob er sich aus dem Boden. Rings herum in dem steinernen Raum waren gräßliche Fratzen und Gestalten heraus gehauen worden. Sie beobachteten die fremden Eindringlinge mit starren Augen. Das Licht der Fackeln ließ dämonenhafte Schatten hinter ihnen lebendig werden. Jack zählte etwa zwanzig von diesen seltsamen Skulpturen, die diese Höhle bewachten.

Bill war nun beinahe am Altar, streckte seine Hand schon gegen ihn aus, obwohl er noch zehn Meter entfernt war. Es sah aus, als würde ihn etwas mit magischer Hand anziehen. Seth bemerkte dies. Er ging zu Sparrow.

"Los, du darfst noch zusehen, bevor wir dich an die Fische verfüttern oder dich gar den wilden Tieren in diesem Dschungel überlassen." Unsanft stieß er ihn in Richtung des Altars.

Der Gesichtsausdruck des dunklen Kapitäns veränderte sich. Er war nun voller Erstaunen, voller Ehrfurcht... voller Freude und Gier. Langsam beugte er sich über den Steinblock, auf dem seltsame Zeichen in einer ihm unbekannten Sprache gemeißelt waren. Vorsichtig berührte er das große, dicke Buch, als müsse er befürchten, sich die Finger zu verbrennen. Dann strich er etwas sicherer über den unregelmäßigen Umschlag, wodurch der weggewischte Staub kleine glänzende Erhebungen preisgab.

"Wunderschön," murmelte er.

Er wischte den Staub vollständig weg und der Umschlag des Buches war nun nicht mehr grau. Braunes Leder schützte die alten, Pergamentseiten. Darauf waren viele kleine Steine angeordnet, sie beschrieben Strahlen, die vom Mittelpunkt ausgingen, die "Sonne" wurde von fünf Lücken unterbrochen. Sanft blieben Bills Finger am Zentrum des Buches haften.

"Ja, das ist es... wie ich es erwartet hatte."

Es erfreute ihn, daß alles so war, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Höhle, die Steine auf dem Buch... die zwei Kreolen auf der Umschlagmitte. Jack war inzwischen nahe genug, um selbst einen Blick darauf zu werfen und plötzlich verstand er.

"Gold und Silber mögen es vergießen und ewiglich Zeichen des Paktes sein," wiederholte er die alten Worte der Sage.

So war es, die eine, größere Kreole war aus Gold, die wenig kleinere aus Silber.

"William! Komm her!"

Der junge Turner betrachtete gerade eine besonders grauenerregende Fratze an der Wand. Bei den Worten seines Vaters zuckte er leicht zusammen, aber es brauchte eine Weile, bis er sich losreißen konnte. Er drehte sich gerade um, als...

"So werdet Ihr enden, wenn Ihr Euer Vorhaben durchsetzt," drang eine zarte Stimme an Williams Ohr.

Schnell wandte er sich wieder der Fratze zu. Hatte sie gerade gesprochen? Er konnte seine Überraschung nicht verbergen.

"William!" donnerte sein Vater wieder.

Aber Will konnte diese Stimme nicht ignorieren und starrte nur die Figur an. Sogar als jemand hinter ihn trat und sanft in sein Ohr flüsterte.

"So schrecklich, so furchtbar, wie dieses Steinmonster, so entstellt wirst auch du werden, wenn du den Bund eingehst, Will Turner."

Eine Frauenstimme! Wunderschön! Aber woher wußte sie seinen Namen? Er wagte es nicht, sich umzudrehen.

"Was!? Wer bist du!" Bill hatte den Neuankömmling im Schatten der Höhle bemerkt, als sein Sohn nicht reagiert hatte und war nun in sichtlicher Aufregung.

Aber Will konnte nicht von der Figur vor sich absehen, er war, wie erstarrt und verzaubert von der Stimme hinter ihm. Als er sie hörte, war etwas seltsames passiert: Seine durch das Fieber so kalten Glieder wurden erwärmt und neue Kraft kehrte in sie zurück, Druck fiel von seinen Schultern und er fühlte sich leicht, sogar etwas Farbe kehrte auf seine von Wangen zurück. Und plötzlich war er im Zweifel, konnte seinem Vater nicht gehorchen.

Der große Kapitän wollte das Buch nicht mehr verlassen, es war sein! Statt dessen befahl er Seth, sich des Problems anzunehmen. Dieser nickte knapp und schritt herab, zog sein Schwert und ging auf die zwei Gestalten an der Wand zu, erst sicheren Schrittes. Aber er kam nicht weit, da blieb er stehen.

"Seth, bring William zu mir! Töte den Eindringling!"

"Aber...," stotterte dieser.

"Tu, was ich dir sage!"

"Aber es ist eine Frau, Kapitän!" Die Überraschung in seinem Gesicht war deutlich zu sehen.

Bill schwieg kurz vor Verwunderung. Er reckte den Kopf, um etwas besser in den Schatten spähen zu können, erkannte dennoch nicht mehr. Plötzlich befiehl ihn Angst.

"Schütze meinen Sohn! Wir sind zu nahe dran!"

Aber Seth schüttelte den Kopf.

"Sie bedroht ihn nicht."

Allgemeine Verwirrung hing im Raum und Jones wurde kalt, was nicht von der kühlen Luft in der Höhle herrührte. Er sah, wie sich die Hand des Kapitäns zu einer Faust schloß und zitterte. Der große Mann war angespannt. Aber auch sein eigenes Herz schlug wie wild. Was ging nun vor sich? Keiner hatte damit gerechnet, daß sich jemand hier aufhielt. Samuel wagte, einen kurzen Blick zu Jack hinüber zu werfen, der aber genauso in die Dunkelheit starrte. Es war keiner seiner Männer?

Seth wich zurück, zuerst zögerlich... dann schnell, fast hätte er den Halt auf dem unebenen Boden verloren und wäre hingefallen, das Schwert landete scheppernd auf dem Stein. Taumelnd trat er weitere Schritte zurück. Bills Hand wanderte zu seiner eigenen Waffe, genauso wie die, der anderen Männer. Nur Jack stand daneben und konnte nichts tun.

*Verdammt! Ich brauche auch eine Waffe!*

Aber Wills altes Schwert war in der Obhut von Samuel Jones, der keine Anstalten machte, es ihm zu übergeben. Jack konnte nur abwarten...

*Wenn ich doch nur was erkennen könnte!*

Als wäre dieser Gedanke ein Kommando gewesen, trat eine Gestalt aus dem Schatten, zierlich und klein. Die Frau war sehr jung, ihr braunes Haar fiel schulterlang glatt herab. Blaue Augen sahen unter den Strähnen, die ihr ins Gesicht fielen hervor. Sie trug hohe braune Stiefel, die ihre nackten Beine zum Großteil versteckten. Der Rest wurde beinahe gänzlich von der hellblauen, knielangen Tunika überdeckt. Nur deren seitlicher Schlitz, verriet die muskulösen Beine darunter, die nur für diejenigen zu sehen waren, welche sehr nahe standen. Sonst schien sie schlank, fast dünn, einen großen Stock in den Händen haltend, der sie selbst überragte.

Stille... Bills laute Stimme durchbrach die Höhle.

"Wer bist du?" fragte er in unhöflichen Ton.

Jack stand immer noch da und traute seinen Augen nicht... War Seth vor dieser kleinen Frau geflüchtet? Ein Grinsen zog über sein Gesicht. Sicher hatte man erst mal Respekt vor solch plötzlich auftauchenden Gestalten, aber beim besten Willen, sah diese nicht furchterregend aus.

"Mein Name ist Iona," die leise Stimme wurde von den Wänden zurück geworfen und klang nun viel lauter, als sie eigentlich war.

"Was tust du! Gib sofort meinen Sohn heraus!"

"Ich zwinge ihn nicht, im Schatten zu bleiben. Er tut es von selbst."

"Sie ist eine Hexe," stammelte der große Pirat in der Nähe von Jack.

"William! Komm her!"

Und tatsächlich, nach wenigen Sekunden trat Will aus dem Schatten, sichtlich verstört. Doch er begab sich nicht zu seinem Vater, sondern blieb neben Iona stehen.

"Du mußt ihm nicht Folge leisten, Will, wenn du nicht möchtest," sagte sie ruhig.

Aber das brachte Bill noch mehr auf. Er griff in seine Jackentasche und holte etwas heraus.

"Doch das muß er! Misch dich nicht ein in Angelegenheiten, die dich nichts angehen, kleines Flittchen!"

Er hielt den kleinen Stein, den er gerade herausgeholt hatte, in die Luft und schwenkte damit drohend zu seinem Sohn. Er funkelte schwach im Mondschein. Die Augen der jungen Frau verengten sich.

"Du hast weder Wissen, noch Recht, jemanden durch diese Macht zu bezwingen. Zu viel Schaden hast du schon damit zugefügt," rief sie mit fester Stimme und zeigte auf den dunklen Stein. "Diese Angelegenheit geht mich sehr wohl etwas an, denn ich bin die Hüterin, dieses dunklen Ortes, dieses verdammten Schatzes, der jeden Geist und jede Seele ins Verderben stürzt. Du darfst dieses Schicksal nicht für deinen Sohn bestimmen!"

Aber als sie wieder zur Seite sah, war William nicht mehr da. Er schritt langsam zu seinem Vater, fast zögernd. Jack konnte sehen, wie sich seine Brust aufgeregt hob und senkte, wie sein Atmen schneller wurde mit jedem Schritt. Aber Will ging weiter, fast wie von einer fremden Macht angezogen.

"Du bezwingst ihn mit Mächten, die du selbst nicht begreifst!"

"Ich muß sie nicht begreifen! Ich muß sie nur beherrschen!"

Bill zog seine Pistole, während Will gerade den Altar herauf kam und richtete sie auf die junge Frau.

"Niemand wird mich jetzt noch daran hindern können! Und schon gar nicht ein kleines Mädchen!"

Jack begriff plötzlich und stürzte auf den Kapitän zu. Zu spät! Der Schuß löste sich aus der Pistole, als Sparrow gegen den großen Körper des Kapitäns rannte und ihn zu Boden riß. Beide fielen, Jack landete auf Bill. Sofort wurde er an den Schultern gepackt und hochgezogen. Der große Pirat stieß ihn weg von seinem Kapitän und trat auf ihn ein.

"Drecksack!"

Jack krümmte sich zusammen, als ein Tritt direkt in seinen Magen ging und dachte schon er müßte erbrechen. Doch der Pirat hörte sogleich auf und wollte Bill beim Aufstehen unterstützen, der seine Hand bei Seite schlug.

"Ich brauche deine Hilfe nicht zum Auftehen!" meinte er schroff und richtete seinen massigen Körper alleine wieder auf.

Als Jacks Blick sich wieder klärte sah er hinab auf den zierlichen Körper. Dieser lag ohne Regung da.

"Du Schweinehund! Erschießen wir jetzt auch noch unschuldige Mädchen?"

Er spie dem großen Mann vor die Füße. Der Speichel war mit Blut vermischt. Aber Bill achtete nicht darauf und ignorierte ihn. Es war nun an der Zeit...

Schroff zog er seinen Sohn zu sich, der immer noch entsetzt auf den kleinen Körper am Boden sah. Mit seinem eigenen Gewicht drückte der Kapitän William auf die Knie, als dieser es nicht auf seine Anweisung reagiert hatte.

*Lara, es wird Zeit!* dachte Jack bei sich.

Er konnte nichts tun, spürte, wie Verzweiflung in ihm aufstieg. Aber sein Blick haftete unabwendbar auf Vater und Sohn.

Bill fügte die fünf kleinen Steine in die "Sonne" ein. Zu seiner Verwunderung waren sie sodann fest im Leder eingefaßt, als wären sie nie heraus gebrochen worden. Zufrieden lächelte er. Das Mondlicht schien auf ihn herab, machte seine Gesichtszüge noch kälter, seine Haut noch blasser.

"So soll es nun sein!" begann Bill feierlich und nahm zuerst den goldenen Ohrring vom Einband des Buches. "Mein Blut besiegele den Pakt, auf daß das Äternum Esse ewiglich fortgeführt werde!"

Ohne zu zucken oder ein Zeichen des Schmerzes, stach er die Kreole in sein linkes Ohrläppchen. Nur wenig Blut trat aus der winzigen Wunde, aber es war genug, um von seinem Ohr zu tropfen, direkt auf den Einband des dicken Buches. War es ein Zeichen, oder war es nur Zufall, daß der Tropfen von auf den Rauchkristall fiel...

Er nahm den silbernen Ohrring und wandte sich seinem Sohn zu. Will brach aus seiner Starre aus und sah zu seinem Vater auf. Furcht brach in ihm aus.

Jack konnte die Veränderung in dem jungen Mann sehen. Es war wie Tag und Nacht! Vorher, bei seiner Gefangennahme, jetzt im Angesicht der Verwirklichung von seines Vaters Vorhaben. Die dunklen Augen weit aufgerissen vor Furcht, auf Knien vor Bill.

"Und der Erbe wird sein, mein Sohn, William Turner! Sein Blut besiegele den Pakt, auf daß das Äternum Esse ewiglich fortgeführt werde!"

Er führte den silbernen Ring zu Wills Ohr. Dessen Atmung war nun so schnell und heftig, daß Jack sie hören konnte. William zuckte, drehte seinen Kopf zur Seite, verweigerte sein linkes Ohr.

Zorn flammte in Bills Augen auf.

"Du willst mir nicht gehorchen?"

William sah nicht auf, sondern in Jacks Richtung. Dieser schüttelte den Kopf, wodurch er sich einen weiteren Tritt einfing. Wieder krümmte sich der Pirat am Boden zusammen vor Schmerz.

Da ergriff Bill den Kopf seines Sohnes, mit aller Gewalt zwang er ihn dazu, still zu halten. Dann nahm er das silberne Ding und stach es einfach durch das Ohrläppchen, des jungen Mannes. Bill riß ihn hoch und hielt seinen Kopf über das Buch. William ergriff die Handgelenke seines Vaters und versuchte, sie von seinem Kopf zu lösen. Ungeheuren Druck übten sie aus und er dachte, sie würden seinen Schädel in Kürze zerdrücken.

Zu wenig Blut rann aus der Wunde. Es wollte sich kein Tropfen lösen. Da drückte Bill seinen gesamten Kopf auf das Buch und als das Blut den Einband befleckte, ließ er ihn los. William sank zu Boden und lehnte mit dem Rücken am Altar.

"Jetzt ist es mein! Das gesamte Wissen der alten Piraten! Verborgene Schätze!"

"Nicht so schnell, Bill!" hallte eine Stimme durch den steinernen Raum.

Jack schaute auf und sah Lara Jade im Eingang der Höhle stehen. Stolz und mit blank gezogenem, goldenen Schwert. Wie eine kühne Amazone. Nun brach das Durcheinander aus!

Lara stürzte mit einem lauten Schrei auf den Kapitän zu, wutentbrannt, wilde Entschlossenheit in den Augen. Hinter ihr her rannten Marley und Elizabeth, beide die Schwerter in Händen.

Bill grinste. Es wäre ein Leichtes gewesen, auch sie zu erschießen, aber er wollte dies nun selbst zu Ende führen. Diese junge Frau sollte vor ihrem Tode noch erfahren, was es hieß, Schmerzen zu erleiden. Dann konnten sie zusammen - Vater und Tochter - in den Tod gehen. Er ergriff sein riesiges Schwert und trat vor den Altar, Lara erwartend.

Die Klingen prallten hart aufeinander, ein Klirren ging durch die Höhle. Sie standen Auge in Auge. Turners schwarze verschluckten alles Licht, während die ihren es geradezu ausstrahlten.

"Endlich, darauf habe ich lange gewartet!" zischte sie.

"Auf den Tod, kleines Mädchen!" gab Bill zurück.

Hinter ihnen hatte Marley den Kampf mit dem Piraten aufgenommen. Es waren ungleiche Kämpfer. Der schwarze Pirat war riesig und im besten Alter, Marley dagegen alt und an Größe um einiges Unterlegen. Doch die Körper beider waren kräftig und muskulös. Der Kampf aber ging nicht unbedingt zu Gunsten des Stärkeren, denn der erste Maat der Black Pearl kämpfte gewandter, erfahrener. Wo der Pirat zwar mit aller Kraft zuschlug, duckte er sich schnell hinweg.

Elizabeth war hinauf zum Altar geeilt.

"Hey, Elizabeth!" rief Jack ihr zu.

Sie blieb erschrocken stehen, als sie dem alten Piraten gegenüberstand. Keiner von beiden regte sich. Da hob sie ihr Schwert, zum Kampf bereit. Sie würde sich durchkämpfen, wenn es sein mußte.

Aber ihr Gegenüber tat nichts. Ein freundlicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.

"Ah, Lady Elizabeth! Da seid ihr endlich!"

Sie war verwundert. Was hatte er gerade gesagt? Dann wies er zum Altar und Elizabeth sah ihren Geliebten an dessen Fuße liegen.

"William!" Sie rannte auf ihn hinzu und umschlang seine Schultern.

Sanft streichelte sie seine Wange, die so ungewöhnlich zart war. Dann öffnete er seine schönen Augen. Sie waren so schwarz, daß sie schon oft geglaubt hatte, sich darin zu verirren. Aber nun wirkten sie fremd auf die junge Frau. Schienen sie gar nicht zu beachten, sondern schauten an ihr vorbei.

"William?" fragte sie mit bebender Stimme.

Doch da stieß er sie bei Seite, so daß ihr zunächst schwindelte. Angst erfüllte plötzlich ihr ganzes Denken, als sie sich auf ihre Hände stützte und hoch stämmte, Trauer über diese schroffe Geste. Sie sah Jack, der auf sie zu gerannt kam.

Seine Hände waren immer noch gefesselt, aber er griff sie am Arm und zog sie auf die Füße. Jack stürzte mit Elizabeth ein paar Schritte weg vom Altar und hielt ein. Sie drehte sich um und zu ihrem Erschrecken sah sie ihren Geliebten auf dem Boden sitzen, ein schmales Schwert in Händen, welches ein breiteres Kreuzte.

*~*

"Verräter!" zischte Will.

Er war in einer denkbar schlechten Position zum kämpfen, so konnte er nicht einmal die Kraft aufbringen seinen Gegner fort zu stoßen, damit er selbst aufstehen konnte. Dieser war einfach zu gut, als daß er so etwas zulassen würde.

"Ich bin nicht der Verräter! Ich bin der treueste Mann des Kapitäns, war seine rechte Hand, bis du aufgetaucht bist! Diesmal wirst du nicht so einfach davon kommen!"

Seth stand direkt über ihm, preßte das Schwert schwer auf den jungen Turner.

"Ich wußte, du warst es!"

"Ja, hättest du auf San Lorenza nicht auf solch wankenden Beinen gestanden, wärest du nun tot!"

"Schwätz nicht! Gleich zwei mal verfehltest du dein Ziel! Und du willst die Rechte des Kapitäns sein? Daß ich nicht lache!"

Zorn wallte in Seth auf, seine blauen Augen verengten sich, er drückte stärker auf William nieder. Das Schwert kam gefährlich nahe an dessen Hals.

*~*

Jack war in Eile und völlig zappelig, so daß Elizabeth Schwierigkeiten hatte, seine Fessel zu durchtrennen.

"Halt still! Sonst verletzte ich dich noch!" Unsicher hantierte sie mit ihrem Schwert zwischen seinen unruhigen Händen.

"Mach schon, Mädchen! Sonst kannst du deinen Geliebten nach Hause tragen!"

Jetzt wußte er, was Seth die ganze Zeit im Schilde geführt hatte. Schon seit ihrem Treffen nach Port Herold. Er hatte nur auf den richtigen Augenblick gewartet, um den jungen Turner aus dem Weg zu räumen, damit er seinen alten Platz an der Seite Bills wieder einnehmen konnte. Da hörte er Wills beleidigende Worte an Seth, so daß er selbst die Augen verdrehen mußte.

*Bist du völlig von Sinnen? In der Lage solch eine große Lippe zu riskieren?*

Wenigstens dies war geblieben, wie eh und je. Der Junge konnte sich immer noch in schier unmöglich gefährliche Situationen bringen. Da ging Jacks Puls abermals hoch, denn Seth hatte sich wohl entschieden, dem Schauspiel ein Ende zu machen.

"Elizabeth!" drängte er.

Das Seil war fast durchtrennt!

*~*

Bill stand der jungen Frau gegenüber, so riesenhaft, daß es schien, er hätte sie einfach zerdrücken können. Gefährlich erhob er sein Schwert abermals.

"Na, Kleine? Schon genug?"

Aber Lara hatte keineswegs genug. Ihre grünen Augen strahlten, erste Haarsträhnen hatten sich aus dem Zopf gelöst und hingen ihr nun ins Gesicht. Ihr Körper hatte sich gerade mal aufgewärmt! Sie fühlte jeden Muskel von den Beinen bis in ihre Finger. Ihr Körper gehorchte ihr perfekt.

"Du wirst bald in den heißesten Höllenfeuern schmoren!"

"In der Sonne, meine Beste, nur in der Sonne... nämlich dann, wenn ich von hier ablege und zu einem Raubzug aufbreche, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat! Beginnen werde ich in New Port Liberty!"

Dies war genug! Lara griff an. Gold kreuzte mattes Silber. Ihre Schläge waren von solcher Heftigkeit, daß selbst Bill ihr Platz lassen mußte, zurück wich. Schritt um Schritt mußte er weichen, parierte aber jeden Schlag präzise. Sein Umhang fing an zu schwingen, Wind zog auf und pfiff durch die Höhle. Als ein besonders harter Stoß kam, wurde des Kapitäns Hut ergriffen und durch den steinernen Raum geweht. Bills kurzes Haar tanzte im Wind, umspielte sein Gesicht.

Die Höhle wurde plötzlich dunkler! Das orangene Licht der Fackeln schien gegen das weiße des Mondes zu siegen. Draußen zogen Wolken auf und verhinderten daß der Mond weiterhin die Höhle erhellte.

Laras Augen brauchten einen Augenblick, um sich an das neue Lichtverhältnis zu gewöhnen. Einen Augenblick lang verlangsamte sie ihre Bewegungen. Bill ging es nicht anders, aber er sah nun seine Chance. Blind stürzte er vorwärts, schlug! Die Klinge verfehlte die Frau, aber der kräftige Arm traf sie direkt am Hals.

Lara Jade fühlte, wie ihr die Luft wegblieb. Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen. Sie versuchte ihre Hände vor sich zu bringen, um den Sturz abzufangen... Sie gehorchten nicht!

*~*

Jack wollte gerade los rennen, um Will zu Hilfe zu kommen, als sein Schwert auf dem Boden schepperte. Er sah nach unten, dann wieder auf. Spannung wich aus ihm.

*Oh, dann eben nicht,* er zuckte mit den Schultern.

*~*

Seth spürte plötzlich etwas Kaltes an seiner Kehle und verminderte sofort den Druck auf Will.

"Schön langsam zurück, Seth," Jones` Stimme war ruhig und kalt. "Du denkst doch nicht, daß ich hier einfach zusehe..."

Jones warf das noch in seiner Scheide steckende Schwert in seiner anderen Hand zu Jack hinüber. Dieser stoppte plötzlich in seiner Bewegung und sah Samuel etwas verdutzt an. Die Männer tauschten freundschaftliche Blicke aus. Jack empfand echten Respekt für die Korrektheit des alten Pirates.

"Vielleicht hat die Zeit schon dein Gehirn verwirrt, alter Mann," sagte Seth, als er langsam zurück ging.

Doch dann schlug er ruckartig die Klinge von seinem Hals weg und trat nach Samuel. Dieser war völlig überrascht und taumelte, aber das war genug Zeit gewesen für William, um sich aufzurichten. Sein Schwert traf wiederum auf das des anderen und verharrte im gekreuzten Zustand.

"Nun sieht die ganze Sache doch schon wieder anders aus, nicht?" meinte Will.

Er hieb auf den anderen ein, so fest er konnte. Seth wehrte ab, drehte und wendete sich, um der scharfen Schneide auszuweichen. Auch Jones faßte sich wieder und fiel in den Kampf ein. Seth bekam nun wahre Schwierigkeiten, denn zwei Klingen zugleich zu kreuzen war sogar für einen guten Kämpfer, wie er es nun mal war, problematisch... zumal da keine schlechten Kämpfer vor ihm standen. Nur seiner hervorragenden Ausbildung hatte er es zu verdanken, daß er sich dennoch behaupten konnte... nur einem Mann... Und dies bestärkte ihn wieder in seinem Vorhaben.

*~*

Jack erfaßte, was nun vor sich ging. Drei Männer waren in erbitterten Kampf ausgebrochen, verließen die Anhöhe des Altars allmählich. Das war die Chance! Er rannte auf den Steinblock zu, ergriff das schwere Buch! Schnell verdrückte er sich wieder und zog Elizabeth, die etwas verwirrt war, hinter sich her. Nun war Zeit, sich um etwas anderes zu kümmern.

"Komm, Süße, dein Geliebter hat genügend Unterstützung!"

"Wer steht nun auf wessen Seite?" fragte sie beim Rennen.

Die kleine Gestalt lag immer noch leblos auf dem Boden, Jack hatte sie fast erreicht, als er plötzlich den Boden unter seinen Füßen nicht mehr sehen konnte, er taumelte, aber schritt unbeirrt fort, bis...

Eine Waffe fiel scheppernd zu Boden.

*Mist!* Der Kapitän der Black Pearl hoffte inständig, daß es niemand von ihnen war.

Aber als er stehen blieb und sich umschaute, sah er Lara, wie sie auf den Boden fiel und ihr Kopf hart auf dem Stein aufschlug. Sie blieb liegen. Und von der Seite her näherte sich, wie eine Raubkatze, Bill.

*So viel dazu!* Jack drückte Elizabeth das Buch in die Hände, machte schnell kehrt und rannte wieder von dem kleinen Körper weg.

Bill würde die rothaarige Frau früher erreichen! Jack lief schneller und schrie, erhob das Schwert hoch über seinen Kopf.

*~*

Der schwarze Kapitän war sich siegessicher. Vor ihm war diese junge Frau zu Boden gegangen und rührte sich nicht. Ein Lächeln senkte sich auf sein Gesicht. Nun würde er ihr endlich den Gar aus machen. Er ging langsam auf sie zu, erhob sein Schwert. Da vernahm er einen Schrei, der näher kam. Kurz sah er zur Seite.

Das war genug Zeit! Jack brachte seine Klinge zwischen die des Kapitäns und Lara Jade, hielt den Kapitän des schwarzen Schiffes auf. Er grinste und zeigte dadurch seine Goldzähne.

"Nicht so hastig."

*~*

Elizabeth war nicht auf dieses Gewicht vorbereitet gewesen. Als Jack ihr das Buch in gegeben hatte stolperte sie nach vorne. Sie sah fasziniert auf den Umschlag. Viele bunte, kleine Edelsteine verzierten den dreckigen Umschlag und waren in der Form einer Sonne angeordnet. In der Mitte erkannte sie zwei runde Aussparungen... Blut. Sie sah Jack hinterher und plötzlich war sie wieder in der Gegenwart. Elizabeth hielt den Atem an, als sich das Schwert über dem schlaffen Körper von Lara Jade senkte. Jack schrie auf!

Metall schlug auf Metall. Ihr Herz machte einen Freudensprung. Jacks Schwert hielt dem des anderen Kapitäns stand. Wäre sie näher gewesen, hätte deutlich sehen können, wie die starken Muskeln Jack Sparrows hervortraten, als er die gesamte Wucht von Bills Kraft abwehrte. Sein schlanker Körper hielt stand, gab keinen Zentimeter nach.

Aber Elizabeth wurde etwas anderem gewahr. Sie strich mit ihrer zarten Hand über das unebene Buch, verschmierte das kalte Blut darauf, welches schon am gerinnen war. Bill durfte es nicht in die Finger bekommen! Aber da war noch etwas... sie erinnerte sich an die kleine Gestalt am Boden, die ihr erst aufgefallen war, als Jack sie in ihre Richtung gezogen hatte. Elizabeth erblickte sie, eine Frau. Schnell lief sie hin und mit einem ersten Blick untersuchte sie den Körper, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Blut trat aus dem rechten Arm aus! Sofort legte sie das Buch neben sich und drehte sie die Frau auf den Rücken. Da stöhnte die Verletzte. Eine Schußwunde, stellte sie fest. Sie war durch den Arm gegangen. Aber sonst schien sie nicht verletzt, der Puls war stark und regelmäßig.

Iona schlug die Augen auf.

*~*

Marley konnte es nicht fassen. Dieser Pirat war unglaublich stark. Aber was hatte er auch erwartet? Er hätte sich denken müssen, daß der dunkle Kapitän sein Schiff und Leben nur in die Hände der besten und stärksten geben würde.

Wieder wich er einem Schlag aus, der große Pirat taumelte vorwärts. Der nächste Hieb hätte gesessen, wäre nicht plötzlich Dunkelheit in die Höhle eingekehrt und hätte dem alten Piraten die Sicht genommen.

Ein Schwert fiel, aber Marley konnte sich nicht umdrehen. Der Pirat griff schon wieder an.

*~*

Jack stand Bill genau gegenüber. Von Angesicht zu Angesicht. Da brach ein Blitz durch den Himmel und dessen Licht erhellte für einen Augenblick die entschlossenen Gesichter, der beiden Männer. Jack hatte immer noch dieses selbstsichere Lächeln auf dem Gesicht, welches in dem kurz aufflackernden Licht unheimlich wirkte, so daß es sogar dem alten Turner Furcht einflößte. Seine Haare hingen herab und warfen seltsame Schatten auf ihn, verdeckten seine Züge.

Bills Atem ging nun schneller, aber dann verengte er seine Augen zu zwei kleinen Schlitzen.

"Mit dir werde ich auch noch fertig!"

"Du hast keine Chance, Bill. Sieh dich um!"

Bill kannte Sparrow gut genug, um zu wissen, daß dieser ihn, ohne anzugreifen, sich umsehen lassen würde. Schließlich war er sich sicher, daß es ihm nützte. Also ergriff er die Möglichkeit. Er sah hinter sich, erblickte seinen Sohn, Seth und Jones, die in einem Kampf verwickelt waren.

"Sie haben sich gegen dich gewendet und Seth verfolgt eigene Ziele, schon seit er dich in Port Herold an mich verraten hat."

Aber da erfaßte etwas anderes Bills Aufmerksamkeit... Williams junge Verlobte kniete neben der Frau, die er gerade erschossen hatte... neben ihr war das Buch. Sein Buch! Zorn und Furcht stiegen in ihm auf.

*Nimm die Finger weg, Flittchen! Es ist mein und ich lasse nicht zu, daß du es mir weg nimmst!*

Fast hätte er seinen gefährlichen Gegner vergessen, nur um zum dem Buch zu stürzen, aber das kalte Stahl in Jacks Hand zwang ihn, seine Aufmerksamkeit zunächst anderen Dingen zu widmen.

"Also gut, Kapitän! Ihr wollt es nicht anders!" zischte Bill.

Zwischen zwei ebenbürtigen Gegnern entbrannte ein erbitterter Kampf. Klingen schlugen hart aufeinander...

*~*

"Du hast keine Chance, Seth," rief Jones.

Aber Seth kämpfte verbissen, wehrte beide Schwerter ab. Sein geschmeidiger Körper war extrem belastbar und machte jede Bewegung mit, den sein Wille ihm befahl. Und da, als dem jungen, blauäugigen Mann eine Sekunde Zeit blieb, geschah, was William nicht hätte vorhersehen können...

Seth lächelte kalt, zog eine kleine Armbrust hinter seinem Rücken hervor.

Sofort ging Will durch den Kopf, daß dies die Waffe war, die ihn und Jade auf San Lorenza verwundet hatte. Nun war sie auf ihn gerichtet, ohne Aussicht, ihn ein weiteres Mal zu verfehlen. Sein Atem stockte.

Ein Sirren ging durch die Luft und verstummte dumpf.

Williams Augen weiteten sich, das Blut wich aus seinem entsetzten Gesicht.

*Nein!*

Einen Moment hielten alle in ihrem Kampf inne, durch das seltsame Geräusch unterbrochen. Jack erschrak, blieb stehen, Elizabeth` Augen waren weit aufgerissen, selbst Marley und der Pirat hielten inne. Draußen fing es an zu regnen, einige Tropfen fielen durch die Deckenlöcher in die Höhle.

William fiel nicht.

Statt dessen sank ein Körper vor ihm zu Boden.

"Nein!" Wills Stimme versagte.

Einen Moment konnte er sich nicht bewegen, seine Glieder waren schlaff, seine Ohren taub. Blankes Entsetzen lag in seinen Augen...

Dieser kurze Augenblick war fast zu seinem Verhängnis geworden. In letzter Sekunde brachte er seinen Körper und seinen Geist wieder unter Kontrolle, lenkte die Aufmerksamkeit wieder zu seinem Gegner, der im Begriff war, einen Hieb zu führen. Der junge Turner erreichte die Klinge des anderen mit seiner eigenen... aber seine späte Reaktion wart bestraft.

Die Waffe glitt an seiner eigenen Klinge entlang, wurde von seinem Körper abgelenkt, jedoch nicht vollständig. Will konnte den Stich in seinem rechten Oberarm spüren und wie heißer Schmerz seinen Muskel durchzuckte. Sofort rann Blut aus der Wunde, lief an dem kühlen Metall entlang, das in ihm steckte. Sein Hemdärmel verfärbte sich tief rot unter dem schwarzen Umhang.

Seth schien zufrieden mit seiner Attacke. Er ließ den Atem mit Genugtuung entweichen, als hätte ihm dieser Schlag ein ganz intensives Gefühl des Glückes gebracht.

"Du hast keine Chance gegen mich, denn bei allem, was von deinem Vater in dir steckt, so hast du doch zu viel davon verkommen lassen... Schmied!"

Bei diesen Worten trat William nach seinem Gegner und traf diesen unvorbereitet. Seth wankte rückwärts, dadurch fuhr sein Schwert aus Wills Arm heraus. Dann schritt der junge Turner stolz auf Seth zu, allerdings erwartete der ihn schon wieder mit erhobener Klinge.

"Du bist dümmer als ich dachte! Mit einem kaputten Kampfarm es gegen mich aufnehmen zu wollen..."

Doch sofort schwieg er. William öffnete die Halterung seines großen Mantels, der sanft zu Boden fiel. Er wechselte mit Leichtigkeit die Waffe von der Rechten in die Linke und vollführte einige anmutige Übungshiebe und -Stiche. Dann richtete er die blinkende Klinge auf den anderen. Wasser tropfte auf sie hernieder und in den nun regelmäßigen Blitzen funkelte sie nur noch mehr. Sein Gesicht wurde ausdruckslos und hart, so starr, wie die Fratzen der Steinungeheuer um sie herum.

Da wurde es Seth unheimlich... diese schöne, schlanke Gestalt vor ihm, groß und stolz. Hatte er sich etwa verrechnet? Sein Herz schlug wild. Er konnte diesem Blick nicht Stand halten. Er wich etwas zurück, bereit zum Rückzug, wenn er die Chance bekommen würde.

Da hörte William das Stöhnen hinter ihm und wußte, daß es Zeit war. Entweder er ignorierte es oder mußte Seth entkommen lassen.

Aber sein Herz gewann den Kampf in sich selbst... Seth wußte den Ausgang schon beinahe vor der eigentlichen Entscheidung und ging langsam rückwärts. Als Will den Blick senkte war er sich gewiß, machte kehrt, rannte aus der Höhle.

William dagegen lief in die andere Richtung, nicht darüber nachdenkend, was nun aus Seth werden würde. Sein Blick fiel auf die leblose Gestalt. Furcht breitete sich in seinem Herzen aus. Noch bevor Will den Mann erreichte, wurden seine Stiefel mit Blut beschmutzt, das sich um den reglosen Körper sammelte, sich mit Regenwasser vermischte.

*Bitte nicht!*

Verzweiflung! Zorn! Trauer! So viele Gefühle versuchten sich seines Geistes zu bemächtigen, er wußte nicht, welches zuerst zuzulassen. Will sank auf die Knie, seine dunkle Hose sog das Blut auf, wie ein Schwamm, aber er achtete nicht darauf. Statt dessen nahm er den Oberkörper des Mannes in seine Arme und strich die grauen - nun rot gefärbten - Strähnen aus dessen Gesicht.

"Samuel," flüsterte er. "Laß mich nicht allein."

Der alte Pirat öffnete seine Augen. Sie schienen müde, die Gliedmaßen waren bereits kalt. Williams linke Hand wanderte zu der Wunde in Jones` Brust. Das Geschoß der Waffe steckte immer noch darin, aber er wagte es nicht, es herauszuziehen. Schon jetzt floß das Blut zu stark, verließ viel zu schnell diesen Körper. Es war so warm... Will wußte, wie schwer die Verletzung war.

"Nein," er wollte es nicht wahr haben.

Dann blickte er wieder in die Augen des Mannes, den er in seiner Kindheit so lieb gewonnen hatte. Sie waren voller Güte, voller Wärme. Jones lächelte leicht.

"William... ich bin stolz auf dich.... laß nicht zu, daß... du ... dem Buch verfäll..."

Will hielt dem Atem an. Sein Griff wurde fester um die Schultern des anderen. Aber es war zu spät. Der junge Mann konnte spüren, wie die Spannung aus dem Körper floh, konnte hören, wie Jones seinen letzten Atem ausstieß, sah, wie das Leben aus den Augen wich und diese sich weiteten, im Tod erstarrten.

Tränen rannen die blassen Wangen herab, Will ließ den Körper auf den Boden und senkte seinen Kopf auf die blutbeschmierte Brust, so daß es sich mit dem salzigen Wasser seiner Wangen vermischte. So verharrte er einige Sekunden.

Da schrak er erneut auf!

Ein kurzer Schrei hallte durch die Höhle, gefolgt von einem weiteren.

*~*

Elizabeth lächelte auf die junge Frau herab und strich ihr übers Haar.

"Es ist gut, Ihr seid nicht schwer verletzt."

Iona hob langsam den Kopf und sah auf die Stelle, die so sehr schmerzte. Aber tatsächlich war die Wunde nicht größer, als ein Daumen dick war. Erleichtert seufzte sie.

"Das Buch..."

Elizabeth hob es in ihr Blickfeld.

"Hier ist es."

Die junge Frau griff mit ihrer unverletzten Hand danach und drückte es fest an sich.

"Er darf es nicht bekommen, Elizabeth! Es steht ihm nicht zu!"

Elizabeth erschrak.

"Woher kennst du meinen Namen?"

Die kleine Frau lächelte entkräftet.

"Eingebung."

Die junge Swann war sichtlich verwirrt und schüttelte den Kopf, als würde dies mehr Klarheit bringen, was sich nicht bestätigte. Aber dann wandte sie sich dem Problem zu, eine Idee bildete sich in ihrem Kopf. Zufrieden nickte sie.

"Dann verhindern wir es..."

Elizabeth rannte los.

*~*

Es war ein Schauspiel! Ein Tanz! Jack drehte sich, wendete sich! Elegant wich er Schlägen aus, machte Ausfallschritte, duckte sich unter Hieben hinweg. Sein schlanker Körper war in einen perfekten Tanz verfallen, den ganzen Kampf schien er genauestens zu beherrschen und zu lenken. Der Gegner stach zu, hieb auf ihn ein und trotz seiner Größe und seiner Kraft kam er nicht nach, seine Bewegungen waren langsamer und plumper. Bill war sich Jacks Vorteil wohl bewußt und konnte nur hoffen, daß dieser irgendwann einen schwerwiegenden Fehler machte, denn an Fechtkunst kam er ihm selbst gleich, war vielleicht sogar überlegen.

Wasser spritzte auf, als schwere und hohe Stiefel in die Pfützen traten. Kleine Bäche stürzten die Löcher herab und bildeten kleine und größere Wasserflächen. Der Stein wurde gerade an diesen Stellen gefährlich glatt.

Ein Grinsen weigerte sich hartnäckig, von Jacks braunem Gesicht zu weichen. Er schwang das Schwert, wie er es noch nie getan hatte... aber er kämpfte ja auch einen Kampf, den er so nie vermutet hätte. Bill war alt und trotz seiner Hochform, konnte er nicht mit dem jungen Piratenkapitän mithalten... zumindest nicht auf Dauer. An Kraft weit überlegen, doch Jack rechnete damit, daß er an Ausdauer weit unterlegen war. Selbst wenn er gewollt hätte, das Grinsen war nicht wegzubekommen, gab seine Zähne preis.

Wieder ein Blitz. Jedes Mal, wenn dieses Geisterhafte Licht die Höhle mit tanzenden Schatten füllte, schien es eher, als bleckte Jack die Zähne.

Aber Bill wußte, daß er diesen Kampf nicht verlieren durfte. Verbissen kämpfte er weiter, schlug rechts, schlug links. Im Innern wurde ihm schmerzlich bewußt, daß ihm langsam die Puste ausging und er sich etwas ausdenken mußte.

*~*

Marley ließ sein Gegenüber wieder ins Leere laufen.

*Du vertraust zu sehr auf dein Gewicht,* dachte er erfreut darüber bei sich.

Der große Pirat drehte sich um und sah gerade noch so, wie Marley Jade das Lächeln auf seinem Gesicht verdrängte. Ruhig und berechnend hob der alte Mann wieder sein Schwert gegen den anderen. Dieser stürzte voller Zorn auf ihn ein, was es dem ersten Maat der Pearl wiederum leicht machte.

Als wäre es nichts, parierte er den Schlag, schritt neben ihn, nutzte das Gewicht des Brockens gegen ihn selbst und trat dem Stolpernden in den Allerwertesten.

Aber was diese Aktion nach sich zog, ließ ihn kurz erstarren. Der riesenhafte Pirat wankte nach vorne...

Direkt auf Jack zu, der sich überrascht nach rechts wandte, um die neue Gefahr abzuwehren. Geschockt blieb Marley stehen, er hatte nicht bemerkt, wie nahe die Kapitäne ihnen gekommen waren.

*~*

*Was?* Jack hatte keine Zeit, nachzudenken. Etwas kam auf ihn zugestürzt, aus den Augenwinkeln erkannte er das Metall, der Waffe. Automatisch drehte er sich, zu spät! Aber keine Klinge fuhr in seinen Körper... statt dessen wurde er zu Boden gerissen, ein schweres Gewicht auf ihm.

*~*

Elizabeth ergriff die brennende Fackel, welche auf dem Boden in der nähe einer Pfütze lag. Welch ein Glück, daß sie nicht direkt unter dem Loch in der Decke gelegen hatte. Schnell rannte sie zurück auf die andere Seite der Höhle, an Lara Jade vorbei, die immer noch bewußtlos da lag. Einen Moment hatte Elizabeth überlegt, zuerst nach ihr zu sehen, aber erinnerte sich an das Problem, welches nun Vorrang hatte.

Sie erreichte Iona und griff nach dem Buch.

"Was habt Ihr vor?" fragte die junge Frau, die versuchte, das Buch mit dem gesunden Arm fest zu halten.

Elizabeth hatte sichtliche Mühe, ihr das Buch zu entwenden, aber es gelang ihr schließlich.

"Ich sorge dafür, daß dieses Teufelswerk nie mehr in falsche Hände fallen wird!"

Mit diesen Worten schlug sie die trockenen Pergamentseiten auf und hielt sie in das Feuer. Es fing sofort an zu brennen, fraß gierig an den Seiten und verschlang eine nach der anderen in Sekundenschnelle.

"Nein!" schrie Iona.

*~*

Diesmal war das Grinsen auf Bills Gesicht. Mit einem Ruck zog er den Piraten auf die Füße, schickte ihn mit dem übermäßigen Schwung wieder in die Richtung, aus der er gekommen war... direkt zu Marley, der den anderen schon mit seiner Klinge erwartete.

Dann beugte sich der schwarze Kapitän über Jack. Dieser griff nach dem Schwert, welches seiner Hand entglitten war. Ein schwerer Fuß senkte sich auf sein Handgelenk, eine breite Klinge drückte auf seinen Hals.

"Und nun, Jack Sparrow, mach deinen Frieden mit der Welt, wenn du noch genug Sympathie für sie aufzubringen vermagst."

"Nein!"

*Sie ist noch am Leben?*

Er hatte sie erschossen! Bill schaute sich um und erblickte, was sein Blut gefrieren ließ. Das Buch!

"Zum Teufel!"

Es stand in Flammen! Sein Buch! Sein pechschwarzes Herz setzte aus. Wut entbrannte in ihm so schnell und plötzlich, wie sein Eigentum entbrannt war.

*Jemand wird dafür bezahlen!*

Doch da erst wurde er sich des Schmerzes gewahr und plötzlich erkannte er, daß sein Herz nicht aus Schock einen Schlag ausgelassen hatte. Fassungslos sah er an sich herunter. Rotes Blut befleckte sein weißes Hemd, ein wunderschön gearbeiteter Dolch steckte in seiner Brust. Als sein Blick sich etwas hob schaute er in zwei tief schwarze Augen, die ihm schon mal eine Vorahnung auf die Finsternis der Hölle gaben.

Jacks Hand umfaßte immer noch den Griff der kleinen Waffe und drückte gegen den Brustkorb des anderen, obwohl die Klinge schon bis zum Schaft darin steckte. Die Ablenkung durch das Buch hatte ihm Zeit verschafft... Zeit, um nach dem kleinen Dolch in Stiefelriemen Bills Stiefel zu greifen. Sofort erkannte er die schmale Klinge, die der dunkle Kapitän einst an die Kehle seines eigenen Sohnes gedrückt hatte.

"Jetzt ist es an dir deinen Frieden zu machen... aber ich fürchte die Welt wird dir ihn nicht gönnen!"

Seinen letzten Atem stieß Bill mit einem gewaltigen Schrei aus, der durch die Höhle ging und erst in der Hölle verhallt sein mußte, wo er dem Teufel schon seine Ankunft verraten würde.

Kurz danach hörte Jack hinter sich einen anderen erstickten Schrei und wußte, nun war es vorüber. Als er sich umdrehte sah er den großen Piraten, der ihn kurz zuvor zu Boden gerissen hatte, von Marleys Klinge rutschen und tot zu Boden fallen.

Der alte Pirat atmete erleichtert auf und nickte Jack zu, der zurück lächelte, plötzlich wieder, von einer Sekunde zur anderen, in sein altes Wanken verfallen war.

Dann schauten sich beide Männer in der Höhle um. Jades Augen weiteten sich.

"Lara!" Er sah seine Tochter auf dem Boden liegen und rannte sofort zu ihr hin, zog ihren Körper aus der Regenpfütze.

*~*

Die Reste des Buches verglühten langsam und zerfielen zu Staub. Über ihnen war Iona gebeugt und sah stumm auf die grauen Überreste.

Elizabeth schrie auf vor Glück! Bill war zu Boden gegangen und stand nicht wieder auf. Es war zu Ende! Kein feindlicher Pirat war mehr lebend in der Höhle. Als sie sich wieder zu der kleinen Frau umwandte befiel sie aber Mitleid.

"Warum trauert Ihr darum? Es war böse und hätte nur Unheil über die Welt gebracht. Ob durch Bill oder einen anderen Piraten, der sich eines schönen Tages entschlossen hätte, danach zu suchen."

Iona schaute mit ihren strahlenden Augen auf.

"Es hatte so viele Geheimnisse enthalten... nicht zuletzt die Steine, welche meinem Orden so heilig sind. Ich bin mir nicht sicher, welche davon nun noch intakt sind."

Aber Elizabeth ging auf die Knie, ein Lächeln tröstete die Priesterin etwas.

"Sie werden niemanden mehr Schaden zufügen können."

Die kleine Frau nickte. Ihre zitternden Hände fingen vorsichtig an, in der warmen Asche herumzusuchen. Immer wenn sie einen kleinen Stein fand, nahm sie ihn vorsichtig und legte ihn auf einen gesonderten Haufen. Manche waren kalt, als hätte das Feuer ihnen nichts anhaben können, andere waren heiß. Der Rubin war der einzige Stein, der völlig frei von Asche war, aber auch noch glühte von der Hitze des Feuers.

"Aber was soll ich denn nun tun? Man hat mich nur zu diesem Sinne ausgebildet, dieses Buch zu schützen. Ich habe versagt, werde nicht wieder in meinen Tempel zurück kehren können. Nie wieder werden sie mich akzeptieren... Eher würden sie mich töten."

Elizabeth schüttelte den Kopf.

"Dann komm zuerst mit uns, komm mit auf die Pearl. Über alles Weitere kannst du immer noch entscheiden."

Iona zögerte. Diesen Ort verlassen, zu dem sie gesannt worden war, um hier den Rest ihres Lebens zu verbringen? Konnte sie einfach so gehen?

"Was hält mich noch hier?" seufzte sie und sammelte die Steinchen auf, tat sie in einen kleinen Beutel.

*~*

Marley hielt Lara in seinen Armen... Ihr Puls war stark. Sein Herz war erleichtert, als er festgestellt hatte, daß ihr nichts fehlte. Nur etwas Blut rann ihr in die Stirne aus einer unsichtbaren Wunde am Kopf. Plötzlich konnte Jack sich vorstellen, wie Marley einst die kleine Lara in Armen gehalten hatte. Plötzlich sah er aus wie ein Vater, der sein Kind schützend umfaßte.

Jack, welcher hinter ihm stand war höchst zufrieden mit sich und seinen Leuten... Aber plötzlich spürte er, wie ein kalter Schauer seinen Rücken runter lief.

War ein Schatten auf ihn gefallen?

Langsam drehte er sich um und wäre beinahe vor Schreck zurückgetaumelt. Aber es gelang ihm noch gerade so, seine Überraschung zu verbergen.

Vor ihm stand eine schmale, dunkle Gestalt, direkt unter einem Loch in der Wand im Regen. Ein Blitz erhellte das schöne Gesicht und ließ die mit Blut und Wasser vermischten Tränen glitzern. Doch das grimmige Gesicht wart sofort wieder in Dunkelheit getaucht, versteckt.

Jack griff nach seinem Schwert, welches er wieder in seinen Gürtel gesteckt hatte. Aber bevor er es ziehen konnte, spürte er das eisige, nasse Metall an seinem Hals. Er ließ die Hand zur Ruhe kommen.

"Das willst du nicht wirklich tun, Will," drohte Jack.

"Ach, will ich nicht?" zischte Turner zurück. "Nenn mir einen Grund, Sparrow!"

Jack überlegte, welcher der vielen, vielen Gründe William wohl davon abhalten würde, zuzustoßen.

"Dem Buch zu entsagen!" klang eine starke und dennoch so sanfte Stimme her bevor Jack noch antworten konnte.

"Das Buch ist zerstört, ich kann ihm nicht mehr verfallen!"

Elizabeth und Iona waren in die Mitte der Höhle gekommen und standen nun nahe bei der Gruppe. Iona trat an Wills Seite. Dieser wurde zwar nervös, aber stach nicht zu.

"Aber dein Geist ist vergiftet von etwas, das dem Buch diente und von ihm besessen war."

Sie hielt einen kleinen, verrußten Stein hoch und Will zuckte zusammen, tat einen kleinen Schritt nach rechts, ohne die Waffe weg zu nehmen.

"Hiermit hat dein Vater dich gefügig gemacht, nicht wahr?"

"Er hat ihn getötet! Er hat meinen Vater umgebracht!" schrie Will verzweifelt.

"Wegen ihm hast du so gelitten, wegen ihm hast du dein Leben und das deiner Freunde riskiert. Ist er es wert, daß du den Mann umbringst, der dich von ihm befreit hat?"

Jack hätte zustimmend genickt, wenn die Klinge nicht schon so hart gegen seinen Hals gedrückt hätte. Nicht viel hätte gefehlt, dann wäre sie in seine nackte Haut eingedrungen. Er spürte, wie sie anfing zu zittern, sah an ihr entlang. Wills Hand bebte. Dann wanderte sein Blick weiter. Dunkle Augen trafen aufeinander, die einen schwärzer, als die anderen. Jacks waren ruhig, entschlossen, dem entgegenzusehen, was auch immer auf ihn zukommen würde. Aber Wills waren unsicher, verzweifelt... unberechenbar. Nicht einmal Ionas Eingebung konnte ihr sagen, wie William sich entscheiden würde.

Die Klinge löste sich von der dunklen Haut, hinterließ eine schwache, rote Druckstelle. Schluchzend sank Will zu Boden, seine Beine wollten ihn nicht länger tragen. Und plötzlich schwand der Druck, der seinen Geist beschwert hatte, von ihm. Einen Augenblick war Stille und nur der Regen und Will waren zu hören.

Erleichtert aufatmend ließ Jack sich dann neben Will fallen.