Ein Klopfen an der Tür riss Severus aus seinen Gedanken.

Wer zum Teufel würde es dieses Mal sein? Hoffentlich nicht erneut Albus.

Eben dieser hatte ihn schon zur Genüge zur Weißglut getrieben, als er sich immer und immer wieder danach erkundigt hatte, ob Severus wirklich den Privatunterricht mit Potter an den Nagel hängen wollte.

Welch Frage!

Er hatte es ertragen, dass Potter anscheinend nicht in der Lage war, die einfachsten Instruktionen auszuführen. Er hatte sich durch die Occlumency- Stunden gequält, hatte sich immer und immer wieder die Erinnerungen des Teenagers angesehen, obwohl ihn nichts weniger tangieren konnte. Aber es zuzulassen, dass dieser.........!

Er ließ sich nicht in den Erinnerungen herumpfuschen, seine Gedanken waren nicht die Angelegenheit anderer, sein Privatleben war ganz alleine seine Sache!

Er hätte Potter umbringen können, als er dort über seinem Pensieve gebeugt stand, und sich ausgerechnet dieses peinliche Erlebnis ansah, als sei er diesen Muggle-Gebäuden, die Kino genannt wurden!

Natürlich würde er Potter nicht weiter unterrichten! Es sei denn, dieser wollte den nächsten Geburtstag nicht mehr erleben! Severus konnte es nur recht sein, eine Entschuldigung dafür zu finden, dass der letzte der Potters das Zeitliche segnete!

Es klopfte erneut, und am liebsten hätte erst gar nicht reagiert. Sollten sie doch alle zum Teufel gehen! Sollten sie alle verrecken! Aber ihn in Ruhe damit lassen!

Doch die leise Stimme seiner Mutter, dass er alles andere als höflich war, brachte ihn dazu, sich in seinem Sessel aufzurichten und: "Herein!" zu rufen.

Sein Besucher hätte nicht ungebetener sein können.

Lupin.

"Severus." sprach dieser, als er einen Schritt in den Raum tat.

"Lupin." Severus betrachtete sein Gegenüber abschätzend. "Mir war neu, dass du dich hier blicken lassen darfst."

Er ließ offen, ob er sein Büro oder Hogwarts an sich meinte. Sollte Lupin doch seine eigenen Überlegungen anstellen, es war ihm egal. Hauptsache, er verschwand schnell wieder.

"Ich war der Auffassung, wir beide sollten eine Unterredung führen, da du mir nicht ganz rational erscheinst."

Severus schaute Lupin nur weiterhin abschätzend an. Er hatte bei weitem nicht das Bedürfnis, bei diesem kryptischen Stuss mitzumachen, also wartete er darauf, dass sein Besucher zum Punkt kam.

"Ich weiß, dass du Harry keine Occlumency Stunden mehr gibst."

"Ja, sicher. Er würde auch keine Minute verschwenden, sich bei seinen Freunden auszuheulen, oder? Und auf so einen Waschlappen hofft die ganze Zaubererwelt, auf das er sie errettet." Severus lachte humorlos.

"Du bist nicht das, was ich als gerecht ersehen würde."

Severus tat erstaunt, war er auf ein solches Argument doch gefasst gewesen.

"Ist das so?" Er machte eine gespielt angestrengte Miene, die er spöttisch aufhellen ließ, als wäre ihm soeben eine Erleuchtung gekommen. "Oh, ja, du hast recht. Potter mischt sich in meine Angelegenheiten, völlig aus Versehen natürlich, und klar, meine Reaktion war vollkommen übertrieben, nicht wahr?" Seine Stimme wurde beim Reden immer lauter, bis er fast brüllte. "Was, wenn ich bitten dürfte, hätte ich denn tun sollen, deiner Meinung nach? Ich bin nicht gewillt, dieses Ereignis zu behandeln, als wäre es nicht geschehen, und ich bin noch viel weniger bereit, Potter wie ein rohes Ei zu behandeln, nur weil es sonst jeder tut, ist das denn so schwierig?"

"Severus," unterbrach Lupin beschwichtigend. "Er ist doch erst fünfzehn. Er weiß doch noch nicht wirklich..."

"Um die Konsequenzen seines Handelns? Dann wird es aber Zeit, dass er sie endlich erkennt! Ich bin es leid, dass wirklich jeder immer so tut, als müsste man ihn mit der Kneifzange anfassen! Schließlich ist er nur ein Schüler wie jeder anderer, diese verdammte Narbe hin oder her! Und nur mal so nebenbei, ist sein Alter absolut keine Entschuldigung dafür, was er getan hat. Er wird doch wohl wissen, was Privatsphäre ist?! Oder gibt es die nicht dort, wo er herkommt?"

"Severus, das tut nichts zur Sache, das weißt du so gut wie ich. Ich kann ja nachvollziehen, dass du wütend bist. Ich wäre es selbst, ehrlich gesagt. Aber nichtsdestotrotz ist es überaus wichtig, dass er weiterhin lernt, seine Gedanken zu verschließen. Du weißt, was Voldemort..."

"Es interessiert mich kein Bisschen, was der Dunkle Lord tun kann, oder tun wird, oder sogar gerade tut. Potter hört sowieso nicht auf mich, gehüpft wie gesprungen. Davon abgesehen, soll sich Dumbledore jemand anderen suchen! Von mir aus eine Person, die den Jungen Der Lebte verehrt, oder heiraten will oder dergleichen!"

"Severus, das meinst du nicht ernst..."

"Ich meine es sogar sehr ernst. Wenn Potter zu dumm ist, die einfachsten Übungen zu machen, die ich ihm beibringe, ist er es selbst schuld, wenn er in eine Falle gelockt wird. Ich werde meine Zeit nicht umsonst opfern, weder für ihn noch für sonst jemanden von euch! Ich kann darauf verzichten, jede Woche aufs Neue festzustellen, gegen eine Wand geredet zu haben."

Lupin sah in eindringlich an.

"Du willst mir weiß machen, dass du Harry gerne in Schwierigkeiten sehen willst, wegen dem, was er getan hat, und momentan ist es vielleicht berechtigt. Aber du kannst mir nicht erzählen, du könntest es mit deinem Gewissen vereinbaren, passierte ihm tatsächlich etwas."

Severus schluckte, schloss die Augen, verkrampfte die Finger in der Armlehne seines Sessels, aber alles war umsonst; seine Wut wollte nicht weichen. Stattdessen ließ sie ihn vollkommen ruhig aufsehen und einmal tief durchatmen, bevor er antwortete:

"Ich werde dir jetzt mal was verraten. Seit Harry meinen Klassenraum betreten hat, versäume ich keine Gelegenheit, ihn daran zu erinnern, dass er auch nur ein menschliches Wesen ist. Ich hatte natürlich keinen Erfolg, dank solcher Leute wie den Weasleys, die ihn auf Händen tragen, oder Dumbledore, der ihm alles durchgehen lässt, oder auch dich, der du ihm ein ach so guter Freund bist. Ganz abgesehen von unserem gemeinsamen Bekannten Black, der natürlich nicht widerstehen konnte, Harry ganz besonders hoch zu loben, wann immer dieser in der Nähe war. Das Resultat ist, dass Harry mich hasst, da ich ja so unfair zu ihm bin, und ihn ohne Grund benachteilige. Nur, weil er in meinem Klassenraum keinen roten Teppich ausgerollt bekommt, bin ich der Böse. Aber damit kann ich leben. Wirklich, kein Problem.

Doch in dem Moment, in dem ich merke, dass er nicht nur seine Zukunft aufs Spiel setzt, da er der Überzeugung ist, er müsste nicht zuhören im Unterricht, sondern auch die der anderen, weil er der Meinung ist, er habe es nicht nötig, mir zuzuhören, und das, obwohl Dumbledore selbst sagte, es sei notwendig, platzt mir einfach der Kragen. Und ich verliere gänzlich die Geduld, wenn Potter dann auch noch der Auffassung ist, meine Erinnerungen wären frei zugänglich für jedermann! Du wirst also verzeihen, wenn ich nicht sonderlich besorgt um ihn bin.

Und jetzt mal unter uns; sollte der Dunkle Lord so gütig sein, Harry Potter das Leben zu nehmen, bin ich der Letzte, der es bedauert!"

Lupin blinzelte mehrfach, ehe er sagte: "Das meinst du nicht so. Du bist aufgebracht."

Severus winkte ab.

"Wenn du es so haben willst, bitte, dann bin ich nur aufgebracht. Und jetzt geh."

Lupin tat, wie ihm geheißen.

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