"Wolltest du mir nicht die Kehle durchschneiden, wenn ich mich hier noch einmal blicken lasse?"

Severus schlug seinem Liebhaber leicht auf die Brust.

"Führ mich nicht in Versuchung," murmelte er. "In der Schublade liegt noch ein Messer, also Ruhe."

Sirius lachte in sich hinein. "OK, OK, bin ja schon ruhig."

Sie lagen still nebeneinander, jeder in seinen Gedanken versunken, bevor Sirius sprach:

"Es ist schon komisch, heute Vormittag hätte ich dich noch umbringen können..."

"Ging mir genauso," murmelte Severus neben ihm in die Kissen.

"War das für dich auch die bessere Alternative?"

Severus hob den Kopf und sah ihn prüfend an.

"Ich bin mir nicht sicher. Ich glaub, so ein Mord unter Freunden..."

Sirius wollte schon einen Schlag auf seine Schulter platzieren, als es klopfte.

Severus verdrehte die Augen. "Was zum Teufel...?"

Er raffte seine Kleidung zusammen, bedeutete Sirius, leise zu sein, und betrat sein Wohnzimmer. Er verschloss die Tür zu seinen Gemächern, bevor er seinem ungebetenen Besucher öffnete.

"Was ist denn?"

"Professor, Direktorin Umbridge möchte sie sprechen."

"Muss das denn jetzt sein?"

"Ja, es ist dringend."

"Warten Sie hier, Mister Malfoy." Damit verschloss er wieder die Tür, wandte sich zum Schlafzimmer, und schritt zu seinem Schrank.

"Ich bin gleich wieder da," murmelte er, bevor Sirius auch nur fragen konnte, und rauschte aus der Tür.

Zehn Minuten später ging er den gleichen Weg wieder zurück, und grübelte, welcher komischen Aufführung er wohl wieder Zeuge geworden war. Wie zum heiligen Vater hatte der Lord nur herausgefunden, wie er Harry ins Ministerium locken konnte?

Sirius lag immer noch im Bett, ein Buch auf dem Schoß, und blickte Severus fragend entgegen, als dieser zur Tür hereinkam.

Schnell erzählte Severus, was sich in Umbridges Büro abgespielt hatte. Beide hatten am Ende seiner Ausführungen den gleichen Gedankengang.

"Er wird doch nichts törichtes anrichten, oder?"

Sirius blickte ihn an.

"Wir sprechen hier von Harry."

"Scheiße."

"Das kannst du laut sagen."

Sirius sprang auf und bückte sich nach seinen Jeans. "Am besten, du versuchst die anderen zu erreichen. Ich mach mich dann auf den Weg."

Severus schluckte. Plötzlich machte sich ein dicker Klumpen Vorahnung in seinem Magen breit. Aber er nickte nur stumm. Jedes Argument wäre sowieso nur verschwendet.

Sirius schloss den letzten Knopf an seinem Hemd, küsste Severus flüchtig und sagte:

"Wir reden dann später weiter."

Severus versuchte ein Lächeln, doch es wollte es ihm nicht gelingen.

Als Sirius aus der Tür war, begab sich Severus daran, den anderen Ordensmitgliedern eine Nachricht zu senden. Still fluchte er ob Potters Dummheit. Er hatte ja gewusst, dass Monsieur es nicht als wichtig erachtete, sein Occlumency Training durchzuziehen.

Jetzt hatten sie wieder den Ärger am Hals! Wann würde dieser Junge endlich lernen, seinen Kopf zu benutzen?

Severus lehnte sich gegen einen Bettpfosten. Er konnte nicht mehr tun als warten.

++++

"Severus?"

Er schreckte hoch. Anscheinend war er eingenickt. Verwirrt blinzelte er. "Sirius?" Doch eigentlich wusste er schon, dass es nicht Sirius sein konnte.

"Harry ist in Ordnung."

Wollte er das wissen? Er starrte ins Dunkel, aus dem ein betrübt blickender Dumbledore trat.

Da wusste er es.

Ein schwerer Eisenklumpen landete mit voller Wucht in seiner Magengegend. Er presste die Zähne zusammen, und ignorierte das Brennen in seinen Augenwinkeln.

"Leider weilt Sirius nicht mehr unter uns."

Obwohl Severus es wusste, schmerzten die Worte, als sie sein Gehör erreichten. Er hatte es gewusst, den ganzen Abend über war es ihm klar gewesen.

"Severus, wenn du..."

Er wollte nichts hören, er wollte nichts wissen. Er schüttelte nur stumm den Kopf.

Albus nickte.

"Ich bin in meinem Büro."

Er verließ wieder den Raum, ließ Severus allein mit den Gefühl, gegen eine Eisenmauer gelaufen zu sein.

Er rührte sich nicht, machte keine Anstalten, zu weinen, oder zu schreien, oder dergleichen. Er klammerte sich nur verzweifelt an den letzten Rest Verstand, der ihm zu entgleiten drohte, als er plötzlich eine Verbindung sah, die ihm nicht aufgefallen war.

Lucius.

Er hatte dem älteren Malfoy einen perfekten Plan auf dem Silbertablett geliefert. Und natürlich hatte dieser die Gelegenheit erfasst, nicht nur seinen Lord in den Hintern zu kriechen, und ihm einen Weg zu zeigen, wie er die Prophezeiung bekommen konnte, sondern gleichzeitig Severus heimzuzahlen, sein Angebot nicht angenommen zu haben.

Nicht der Dunkle Lord hatte Sirius auf dem Gewissen.

Severus war der Schuldige.

Er hatte Sirius umgebracht.

Ende