Wieder auf dem Flur laufe ich langsam zurück. Dieser Jin kann was erleben. Die Halle ist nun schon voller. Fast voll besetzt. Beim Eintreten taumelt mir Potter entgegen. Ich möchte nicht wissen, was der gestern Nacht veranstaltet hat. Ist ja widerlich.
Chang sitzt an seinem Platz. Er sieht erschöpft aus. Ich glaube, er hat bemerkt, dass ich ihn anstarre. Dann ist ja gut.
Pansy nickt mir vielwissend zu als ich mich setze. Hat wahrscheinlich mal wieder falsche Schlüsse aus meiner Laune und dem Zauberspruch, denn ich von ihr wollte, gezogen. Ich hätte ihr eigentlich schon lange von mir und Blaise erzählt, wenn ihr Vater nicht so eng mit meinem Vater befreundet wäre. Ist schon komisch, ich hab die beiden sogar einmal auf einem Bett zusammen gesehen. Sie haben in einer Zeitschrift oder so was geblättert und sich leise, Kopf an Kopf, über etwas unterhalten. Mein Vater hat gekichert. Ich meine, ich hab ihn schon lachen gesehen, aber gekichert hat er noch nie. Das war, als ich noch ganz klein war und meine Mutter zu Freunden in Griechenland verreist war. Sie hat mir damals furchtbar gefehlt. Ich kam also in das Zimmer meines Vaters, weil Dobby mir nichts zu Essen gemacht hatte und ich wollte, dass ihn mein Vater richtig schön runterputzt, und er lag mit Mister Parkinson auf seinem riesigen Himmelbett. Ich hatte darin noch nicht einmal meine Mutter gesehen. Deshalb war ich ein bisschen geschockt und bin dann ganz leise wieder aus dem Zimmer verschwunden. Wenn ich genau darüber nachdenke, ist er wohl fast der beste Freund meines Vaters. Dabei war er nicht mal ein Todesser. Vielleicht gerade deshalb...
Das Essen schmeckt wie immer. Sehr kryptisch meine Beschreibung. Aber was erwartet ihr? Ich konzentriere mich nun auf Klein-Jin. Er rutscht ein bisschen auf der Bank hin und her. Ist ihm denn nicht wohl? Eigentlich ist es ja lustig, dass ihm Blaise ein bisschen eingeheizt hat. Wenn er nicht mein Freund wäre. Hat dieser Mensch denn kein Gewissen? Typisch Slytherin.
Was habe ich gerade gedacht? ‚Typisch Slytherin'? Haha. Sehr komisch Draco.
Schon gut. Ich reiß mich jetzt zusammen. Chang steht auf. Zum Glück alleine. Ich laufe hinterher. Er hört wohl meine Schritte und geht deshalb immer schneller. Doch ich habe ihn auf halbem Weg zu den Ravenclaw Gemäuern eingeholt. Und auch er merkt endlich, dass es keinen Sinn macht vor mir wegzurennen.
„Bleib stehen." Er tut es. So ein Idiot. Dreht sich sogar um. „Hör zu Malfoy. Ich kann nichts dafür, dass du so einen Perversling als Freund hast. Also lass mich doch einfach in Ruhe. Ja?" Seine Stimme zittert sogar. Verdammt, ich mag es wenn Leute vor mir Angst haben.„Du nennst Blaise einen Perversen? Du kleine Schwuchtel?" Jetzt regt euch nicht auf. Nur weil ich eigentlich selber eine bin, hab ich durchaus noch das Recht andere so zu beschimpfen. Außerdem zeigt das in seinem Fall Wirkung. „Hat es dir denn nicht gefallen?" Meine Güte, schaut er mich jetzt böse an. „Nein, hat es nicht und jetzt lass deine Pfoten von mir. Selber Schwuchtel." Er tritt einen Schritt zurück und weicht damit meiner Hand aus, die sein Gesicht greifen wollte. Es hat ihm also nicht gefallen. Soso. Interessant. Ist mir aber egal. Wenn Blaise seinen Spaß hatte, will ich auch irgendetwas in der Art. Die Frage ist nur, ob ich das überhaupt will. Ich bin, soweit ich mich beurteile, ein sehr monogamer Mensch. Wenn Blaise...
*boing*
Verdammt, er..hat....einen............Fluch.......................auu..........
:: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: ::
Schwarz-weiße Karos tanzen vor meinen Augen auf und ab. Sie werden langsam schwächer und ein bekanntes Gesicht taucht vor mir auf. Madame Pomfrey lächelt mir zu. „Wie schön, das sie endlich wieder wach sind Mr. Malfoy." „Welcher Tag ist heute?" Lacht nicht! Was soll ich sonst fragen, bitteschön? „Aber nicht doch. Sie waren etwa eine Stunde weggetreten, was bei einem solchen Sturz auch nicht verwunderlich ist." Sie fühlt meine Stirn und lässt mich dann allein. Alleine mit diesen Chaoten Zabini und Chang! Während Chang diskret an einem drei Betten entfernten Fenster lehnt und mich mit verschränkten Armen ankuckt, hält dieser Heuchler Blaise eine meiner Hände in seinen. Er sieht nun gar nicht mehr so fröhlich aus, sondern blickt mir schuldbewusst in die Augen.
„Hey Liebes!" Er küsst meine Hand, „Bist da oben k.o. gegangen. War ein ziemlich heftiger Zauber der dich da erwischt hat." Er nickt zu Jin, der lediglich wütend schnaubt.
Ist es zu glauben? Ein lächerlicher Zauber von süß - Jin lässt mich für eine Stunde bewusstlos werden.
„Was hat Chang hier zu suchen?" frage ich abfällig. Blaise kichert. Wieso kichert er? Ich ziehe meine Hand weg. Er scheint sich daraufhin zu beruhigen. „Er hat dich hergebracht. Wir wollten dich da oben doch nicht verbluten lassen." Verbluten? Ich taste nach meinem Kopf und fühleeinen dicken Verband und einen höllischen Stich, der von den Kopfschmerzen rührt, als ich meinen Schädel hebe.
„Verflucht sei Ravenclaw." „Na na, Mr. Malfoy, was höre ich da?" Madame Pomfrey hatte, mir unbemerkt, wieder den Schlafsaal betreten. „Ich war auch in Ravenclaw.", verkündet sie stolz. „Einen Ravenclaw zeichnet neben seiner unerhörten Cleverness auch seine Zivilcourage aus, wie Mr. Chang uns bewiesen hat." Sie schenkt ihm ein aufmunterndes Lächeln, das seinen Kopf nur noch tiefer sinken lässt. Richtig so. Dafür soll er noch bluten. Mir einfach einen Fluch auf den Hals zu hetzten. Natürlich hatte er gedacht, ich würde ihm was antun. Ich glaube nicht das ich dazu im Stande gewesen wäre. Madame Pomfrey versteht Changs Reaktion wohl nicht, sie wechselt mit Blaise und mir verwirrte Blicke, setzt dann aber ihr Vorhaben fort und zwingt mich eine purpurne Pille zu schlucken.
Nach einem Blick auf ihre Armbanduhr scheucht sie Jin Chang in seinen Unterricht. Er geht ohne ein Wort des Abschieds. Ich denke, er ist einer der Menschen mit denen ich mein Leben lang nicht mehr reden werde.
Blaise soll laut Madame Pomfrey nun auch gehen. Doch er bittet sie noch ein bisschen bleiben zu dürfen, da er sonst nur in Snapes Zaubertränkeunterricht platzen würde, das wäre dann sogar schon die zweite Störung seiner Stunde. Irgendwie überzeugt die Lady das sogar und er erhält die Erlaubnis, bis zum Anfang der neuen Stunde bleiben zu dürfen.
Da wären wir nun. Ich ignoriere seine Anwesenheit. Und er ignoriert, dass ich ihn ignoriere. Also redet er, leise zwar, weil ich eine Gehirnerschütterung habe, aber er redet. Zum Beispiel darüber, dass es ihm leid täte, was gestern so alles passiert wäre und er sich entschuldige, er es nie wieder täte und ob ich ihm endlich verzeihe.
Ich empfinde alleine, dass er hier ist als Kränkung, und er stellt mir diese Frage.
"NEIN!! Verdammt." schreie ich. "Nein" ich sinke zurück in mein Kissen, meinen Kopf hat das nicht gut getan. Doch um sicher zu gehen, dass es bei ihm angekommen ist, wiederhole ich. "Blaise bitte gehe. Ich kann keine Verräter unter meinen Freunden brauchen."
ENDE
