Kapitel zwei
Unruhig warf sich Trunks in seinem Bett hin und her. Gefangen in der
beängstigenden Welt längst unterdrückter Erinnerungen und Worte, suchte er
verzweifelt einen Weg zurück an die Oberfläche der Realität.
"Schau bitte hier hinein.... erinnere dich...." Schreie ertönten, mischten
sich mit dem Krach von Maschinengewehrfeuer und zerberstendem Mauerwerk.
"Deckung, Trunks!" Seine Eltern, stolz und kampfbereit und schließlich...
siegreich. Und er sah zum Hundertsten Male wie das verhasste Zeichen der
Red Ribbon Armee in Rauch aufging.
Aber trotzdem... Unsicher sah er sich um. Nichts. Wieso dann das Gefühl,
dass sich die wirkliche Gefahr erst jetzt offenbarte?
"Schauen Sie bitte hier hinein, Captain Briefs..." "Vergiss uns nicht,
Trunks...."
Wirbelnde Kreise und Spiralen, gestaltlose Stimmen, die ihm nie gehörte
Worte zuraunten. Blaue Augen, wie die seinen, die sich aus dem Dunkel
schälten. "Vergib mir, Trunks." Er sah mit Erschrecken, wie das Blau
durchsichtig wurde, verschwand und durch Schwarz ersetzt wurde. Augen, die
er kannte...?
"Saiyajin... Such sie...." "Sei unser Auge und unser Ohr, Trunks." "Bitte,
erschrecken Sie nicht, Captain, wenn sie für kurze Zeit das Bewusstsein
verlieren." "Vergiss uns nicht..." "Das ist völlig normal bei der
Erstellung eines psychologischen Profils." "...Trunks!"
"Haah...!" Endlich hatte er den Weg zurück in die Realität gefunden.
Heftig nach Luft schnappend und krampfhaft versuchend, seinen rasenden
Puls zu beruhigen, tappte Trunks für einige Momente blind nach dem
Lichtschalter seiner Nachttischlampe, bevor er sich erinnerte, dass er
schon seit drei Jahren nicht mehr in seinem Zimmer in der Capsule Corp.
gewesen war, wo ebendiese Lampe stand, nach der er gerade suchte.
Er lächelte beschämt und mit einem knappen "Licht" befahl er dem
Zimmercomputer sein Apartment zu beleuchten und nachdem seine Augen sich
an die abrupte Helligkeit gewöhnt hatten, drehte er sich um und fasste
nach seinem Scouter. Mit einem Piepen erwachte das Gerät zum Leben und
präsentierte ihm stolz, dass es nur noch wenige Minuten waren, bis er
aufstehen und seine täglichen Pflichten in Angriff nehmen musste.
"Hn, typisch für dich - einen Alptraum als letzten Schlaf vor den
Aufstehen...", schalt er sich halbherzig. "So fängt der Tag ja richtig
prickelnd an!"
Unwirsch kletterte er aus dem Bett und stapfte hinüber ins Bad, auf dem
Weg dorthin entscheidend, dass er ebenso gut aufstehen und frühstücken
konnte, anstatt eine halbe Stunde in seinem Bett zu liegen und die Decke
anzustarren. Als er die Dusche erreicht hatte, drehte er den Hahn weit
auf, stellte sich für Sekunden unter eiskaltes Wasser, bevor er den Hahn
für heißes aufdrehte und das Gefühl genoss, völlig durchgewärmt zu werden.
Das heiße Wasser hatte noch einen angenehmen Nebeneffekt, wie er bemerkte,
als er fühlte, wie seine verkrampften Muskeln sich entspannten und der
dumpfe Schmerz in seinen Armen und Beinen nachließ.
Er hätte nie damit gerechnet, dass es soweit kommen würde - aber die
Hafenarbeiter hatten sie tatsächlich angegriffen! Allerdings nur ein
Dutzend von ihnen, oder so, und auch nur für wenige Sekunden, denn schon
bald waren Sicherheitskräfte erschienen und hatten alle Anwesenden unter
Arrest gestellt. Aber nichtsdestotrotz hatten Trunks und der Saiyajin für
eine Weile einem wütenden Mob gegenübergestanden, den sie sich vom Leibe
halten mussten - und sie hatten wirklich gute Arbeit geleistet, besonders
der Botschafter, wie Trunks neidlos zugeben musste. Nachdem er den Jungen
hatte kämpfen sehen, hatte er jedes Wort von dem geglaubt, was das
Pelzwesen über die Saiyajin gesagt hatte.
"Hat 'nen verdammt guten Stil!", murmelte er, während er aus der Dusche
stieg und sich abtrocknete.
Er ließ die Ereignisse des letzten Tages noch einmal Revue passieren,
während er an seinen Schreibtisch trat und ein Frühstück von der Küche
orderte. Mit einer Tasse heißen Kaffees in der Hand, ab und zu an der
dunklen Flüssigkeit nippend, schaute er aus seinem Kabinenfenster hinaus
auf Freezer vier, dem Planeten, in dessen Umlaufbahn sie schwebten.
Er dachte über den Traum nach, den er diese Nacht gehabt hatte. Es war
lange her, seit er das letzte Mal von den angstvollen Jahren geträumt
hatte, als seine Eltern den Widerstand gegen die Red Ribbon Armee
anführten und er praktisch nichts anderes zu sehen bekam, als Waffen und
nochmals Waffen. Verstecken und unentdecktes Vorgehen waren für ihn nur
ein Spiel gewesen, aber schon bald zum blutigen Ernst geworden, als in der
Entscheidungsschlacht die Kampflinien plötzlich in ihrem Lager gewesen
waren.
Trunks war damals schwer verletzt worden und sein Vater fast getötet, als
er versucht hatte, seinen Jungen zu retten. Später, als er nach Monaten
der Rekonvaleszenz, endlich die Klinik verlassen durfte, wurde der Junge
mit einer Welt konfrontiert, die er nicht kannte, die ihm so fremd
geworden war, dass er noch Jahre nach Ende des Krieges innerlich immer
noch darauf gewartet hatte, Gewehrfeuer zu hören.
Seltsam, dass er gerade heute Nacht von jenen Ereignissen geträumt
hatte...
Ihm fiel ein, dass sich die Augen seiner Mutter, deren Blau, dass es nur
in ihrer Familie gab, in samtenes Schwarz verwandelt hatten. Schwarze
Augen...
Er zog verwirrt die Stirn kraus als er sich an den Moment erinnerte, als
der Saiyajin sich umgedreht und ihn einfach nur mit seinen kohlefarbenen
Augen angesehen hatte und Trunks für einige Momente die Beherrschung über
sich und seinen Körper verloren hatte. Noch nie war ihm etwas derartiges
passiert und besorgt fragte er sich, ob noch alles in Ordnung mit ihm war,
oder ob irgend etwas im Gange war, von dem er nichts wusste.
Er nahm einen letzten Zug von seinem erkaltenden Kaffee, setzte die Tasse
zurück auf den Schreibtisch, auf dem in der Zwischenzeit ein deftiges
Frühstück erschienen war. Trunks griff nach einer Gabel und stocherte
lustlos in den Rühreiern herum. Er konnte einfach nichts essen - nicht
solange er nicht geklärte hatte, was der Traum zu bedeuten hatte. Und
warum er nicht aufhören konnte, an den Saiyajin zu denken.
Entnervt ließ er die Gabel fallen und griff erneut nach seinem Scouter.
Das Gerät an seinem Ohr befestigend, ließ er eine Liste seiner heutigen
Pflichten ablaufen - nichts besonderes, wie es schien: Trainingseinheiten,
ein Briefing über ein Volk, dass sich erst kürzlich Freezers Imperium
angeschlossen hatte, eine Sitzung mit den neuesten Informationen über die
Rebellion auf Otoro...
Trunks verharrte einen kurzen Moment, als er einen Namen an seinem Auge
vorbeihuschen sah und spulte dann aufgeregt einige Zeilen zurück:
Begleitung des saiyanischen Botschafters zu dessen Antrittsaudienz bei
Freezer.
'Warum denn das?', fragte er sich verwirrt. 'Was hab ich noch mit dem zu
schaffen?'
Aber obwohl er sich etwas anderes einreden wollte - es gab eine Saite in
Trunks, die ob der Aussicht, dem jungen Diplomaten wiederzubegegnen vor
Neugier und Entzücken (?) zu schwingen begann.
Wieder wurde er an die Augen erinnert, die er in seinem Traum gesehen
hatte. Waren es wirklich die Augen des Botschafters gewesen? Hatten sie
wirklich in solch einem warmen Ton geleuchtet?
Der Captain senkte die Stirn in seine Hand und massierte seine
Nasenwurzel, als er bemerkte, wie er Kopfschmerzen bekam. Er hasste
Geheimnisse - und dieser Saiyajin war definitiv eines.
"Irgendjemand sollte mir schleunigst ein paar Antworten geben!", presste
er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
******
Unterdrücktes Kichern, ein prustendes Lachen und dann wieder Stille.
Spärliches Morgenlicht brach Bahnen grauen Schimmers durch vorgezogene
Gardinen und hob das Weiß des Linnens nur schwach vom Rest des Zimmers ab.
Spielende Schatten und Formen, als sich zwei Gestalten unter der Bettdecke
bewegten, abrupte Bewegungen glitten in Ebenmäßigkeit, so wie das
Gelächter tieferen, lustvollen Tönen wich. Schützender Stoff glitt
beiseite als die Bewegungen heftiger wurden, die Stöße kraftvoller und die
Seufzer lauter.
Ein Mann, narbig und erfahren im Gesicht, warf seinen Kopf mit einem
heiseren Schrei in den Nacken, stieß sich kräftig zwischen weit gespreizte
Schenkel, bis seine Partnerin sich herumwarf und die Rollen tauschte, auf
ihm tanzte. Finger bohrten sich in ungeschützte Haut, Münder tranken
fieberhaft salzigen Schweiß und andere Körpersäfte, während dazwischen
hastig Liebesschwüre geflüstert wurden.
Die blauhaarige Frau beschleunigte den Rhythmus noch einmal, ritt ihren
Gefährten mit wilder Kraft und Ungeduld und schrie gellend als sie endlich
ihren Höhepunkt erreichte. Erschöpft brach sie zusammen, atmete schwer und
hastig in die schweißbedeckte Brust ihres Liebhabers, der ebenfalls außer
Atem war.
"Wow" Yamchu hatte seine Hand zwischen die Strähnen von Bulmas Haar
geschoben und spielte abwesend mit den weichen Tressen. "Was ist denn
heute los mit dir?", fragte er scherzhaft.
Bulmas Antwort bestand aus einem spielerischen Biss in seinen Bauch, bevor
sie sich auf ihre Ellenbogen stützte. Lange Zeit schaute sie einfach in
das Gesicht ihres Ehemannes, froh darüber, dass er noch lebte nach all
diesen Kämpfen, die sie in der Vergangenheit hatten durchstehen müssen.
Sie legte ihren Kopf zurück auf seine Brust und starrte lange Zeit
nichtssehend auf den Boden des Zimmers. "Mir ist einfach klar geworden,
wie glücklich ich mich schätzen kann - meine Familie lebt."
"Was hast du gesagt?" Yamchus Stimme war schläfrig und er nuschelte
leicht.
"Nichts, Schatz", antwortete die Blauhaarige. "Schlaf weiter." Für einen
Moment war sie verärgert, dass er schon geschlafen hatte, aber dann
kreuzte ein verzeihendes Lächeln ihre Lippen. Sie war wirklich froh, dass
sie ihn hatte - da konnte sie ihm seine Fehler ruhig vergeben. 'Und
schließlich lässt er mir auch genug durchgehen...'
Sie rollte von ihm herunter und, die Arme hinter dem Kopf verschränkt,
starrte sie Löcher in die Luft, während ihre Gedanken sich auf
Wanderschaft begaben.
Es hatte eine Zeit gegeben, kurz nach Trunks Geburt, als sie sich beinahe
ständig gestritten hatten. Er war schwer damit beschäftigt gewesen, in
seiner Sportlerkarriere aufzugehen, während sie hier saß und ein Kleinkind
zu versorgen hatte und nebenbei mit der Leitung der größten zivilen
Gesellschaft beschäftigt war.
'Wir haben einfach nicht begriffen, dass wir nicht dazu geschaffen sind,
in irgendwelche Regeln und Konventionen eingezwängt zu sein.' Sie drehte
den kopf und musterte sein Gesicht, dass im Schlaf entspannter, beinahe
kindlich wirkte. 'Jeder von uns hat schließlich seinen Weg gefunden, mit
der Verantwortung umzugehen und sich Möglichkeiten geschaffen, die uns
helfen wir selbst zu bleiben.'
Bulma schlug die Bettdecke zurück und schwang ihre Beine aus dem Bett,
stand auf und zog sich an. Einen letzten Blick auf ihren Ehemann werfend
verließ sie leise das Schlafzimmer und ging in ihr Labor.
Die Jahre im Kampf gegen die Red Ribbon Armee hatten sie gelehrt, dass es
tödlich war, zu lange auf einem Status zu verweilen - sei es nun ein Ort
oder ein Gefühlszustand. Und sowohl sie als auch Yamchu hatten Wege
gefunden, zu überleben. Es hatte sie einander auch wieder näher gebracht
und, obwohl sie sich sicher war, ihn noch genauso wie am Anfang zu lieben,
hatte sich ihrer Beziehung etwas beigemischt, dass sie eher wie Freunde
agieren ließ, denn Liebende.
'Ich wünschte, Trunks würde verstehen, dass man sich auch lieben kann,
wenn man nicht ständig zusammen ist.' Es war hart gewesen für ihren Sohn,
zu erfahren, dass seine Eltern einander nicht annähernd so treu waren wie
er gedacht hatte. Aber das war ein Teil ihrer Abmachung untereinander -
jeder hatte die Freiheit, das Bett mit jedem anderen teilen zu dürfen,
solange sie ehrlich zueinander waren. 'Und schließlich ist das der Grund,
warum wir immer noch zusammen sind. Einfach die Möglichkeit zu haben, vom
anderen solange Abstand nehmen zu können, wie wir es brauchen.'
Nonchalant mit den Schultern zuckend betrat sie ihr kleines, mit
technischem Krimskrams vollgestelltes Büro und knipste das Licht an. Sich
eine Zigarette anzündend, kramte sie in der Kiste, in der sie den Abfall
aufbewahrte, den Freezer ihnen als sogenannte "Innovationen" schenkte.
Yamchu und sie hatten beide sofort durchschaut, dass die Echse nur eines
von den Menschen wollte - ihren Planeten. Und die wenigen Informationen,
die sie durch Trunks bisher erhalten hatten, schienen es nur zu
bestätigen: Freezer verstand es geschickt, die kleinen Rivalitäten der
Völker untereinander gegeneinander auszuspielen, die Sieger so lange durch
Schmeicheleien und Technologie zu bezirzen, bis sie vollständig von ihm
abhängig waren und er die Herrschaft langsam aber sicher, übernehmen
konnte.
Und was mit denen passierte, die sich dagegen wehrten hatte er sehr
eindrucksvoll an den Saiyajin demonstriert...
Sie unterbrach ihre Tätigkeit und stützte sich auf den Rand der Kiste. Es
war eine ganze Weile vergangen, seit Trunks sich das letzte Mal gemeldet
hatte und noch länger, seit er die letzten Informationen gesendet hatte.
Langsam begann sie, sich zu sorgen.
Bulma nahm noch einen Zug von ihrer Zigarette bevor sie die kleine
Papierstange im Ascher ausdrückte. Trunks war alt genug, um auf sich
aufzupassen - und genau darauf baute ihr Plan ja auf. Auf der Tatsache,
dass ihr Sohn ein so schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern hatte, dass
niemand auf die Idee kam, dass er....
Sie unterbrach ihren Gedankengang, als die Tür hinter ihr leise aufglitt
und die verschlafene Gestalt Yamchus hereintappte.
"Hier bist du also...", nuschelte er und drückte ihr einen Kuss auf die
Wange. "Du solltest schlafen."
Sie lachte leise. "Ich kann aber nicht schlafen und die Nachtstunden sind
die einzigen, in denen ich noch Gelegenheit habe, etwas zu basteln. Wie
das hier, zum Beispiel." Sie hob ein kleines Stück Elektronik hoch. "Wenn
ich es schaffe, herauszufinden wie es funktioniert kann ich aufgrund der
Technologie einen funktionierenden Hochleistungslaser bauen."
Bulma legte das Gerät beiseite und wühlte weiter in der Kiste. Neben ihr
konnte sie spüren wie Yamchu einfach nur den Kopf schüttelte und sich
schließlich zum Gehen wandte. "Geh aber auch bald schlafen, Schatz", bat
er sie, wohl wissend, dass nichts sie zum Schlafen bringen würde, wenn sie
etwas gefunden hatte, dass ihren Ehrgeiz erregte.
Bulma gab ihm einen abwesenden Wink, während sie weiterhin nach
Brauchbarem grub. Plötzlich erstarrte sie für einen kurzen Moment, bevor
sie beide Hände in die Kiste steckte und vorsichtig eine kastenartige
Apparatur heraushub. Sie stellte die Maschine neben sich auf ihren
Arbeitstisch und begann, sie auseinander zu schrauben und jubilierte, als
nach wenigen Sekunden eine Klappe aufging und den Blick auf ein
funktionierendes Innenleben freigab.
Bulma, nun ganz in ihrem Element, schoss herum und schnappte sich den
Scouter, den Trunks ihnen einmal geschickt hatte und nahm auch ihn
auseinander und wie sie gehofft hatte, stellte sich das grössere Gerät als
eine sehr veraltete Vorform des mobilen Kommunikationsgerätes von Freezers
Armee heraus.
"Strike!", schrie sie jubilierend. "Jetzt krieg ich euch dran!! Hahaah!"
Aber dazu musste sie das Labor ihres Vaters benutzen. Sie packte alle
notwendigen Dinge zusammen und klemmte sich die Maschinerie unter den Arm,
bevor sie eilig die Werkstatt verließ.
Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen und Stille eingekehrt war,
erwachte ein anderes Gerät plötzlich zum Leben, blinkte frenetisch, bis
sich schließlich ein leises Summen dazugesellte, dass allerdings gemeinsam
mit dem Blinken verschwand, als nichts weiter passierte.
Millionen von Lichtjahren entfernt, wandte sich ein junger Erdenbewohner
frustriert von seiner Kommunikationsstation ab, als er auch nach
mehrmaligen Versuchen keine Antwort auf seinen Ruf bekam.
******
Seit zehn Minuten starrte Trunks schon auf die Tür, hatte die Hand
mehrmals erhoben, um zu klopfen, aber sie jedes Mal wieder sinken lassen.
'Das ist bescheuert, Trunks!', schalt er sich selbst, aber
nichtsdestotrotz brachte er es nicht fertig, sich dem Botschafter
bemerkbar zu machen. 'Was mache ich überhaupt hier? Ich bin kein
Babysitter für irgendwelche Diplomaten! Ich habe einen JOB, den ich zu
erledigen habe!' Er verzog genervt das Gesicht, als er sich daran
erinnerte, dass es genau sein Job war, weswegen er nun hier stand.
'Also bring es endlich hinter dich! Klopf an und bring ihn zu Freezer!'
Der Captain riss seine Hand ein weiteres Mal nach oben, aber hielt
abermals inne. Irgendwie hatte der Gedanke, den Jungen - und wesentlich
mehr war er in Trunks Augen nicht - zu Freezer zu bringen etwas
beunruhigendes an sich. Sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas an der
ganzen Sache faul war, aber er hatte natürlich nicht die geringsten
Beweise, dass es so wahr.
Andererseits, sein Instinkt hatte ihn bisher nur selten getäuscht.
Er unterdrückte ein genervtes Stöhnen, als ihm in den Sinn kam, wie müßig
diese ganze Sache doch war - er musste den Botschafter zu Freezer bringen,
da gab es keinerlei Auslegungsmöglichkeiten. Seine Hand hob sich zum
dritten Mal, aber bevor sie das Metall der Tür berühren konnte, glitt
ebendiese vor ihm zur Seite und enthüllte das entnervte Gesicht des
Saiyajin.
"Entweder Sie kommen jetzt hinein und sagen, was Sie wollen oder Sie
verschwinden von meiner Tür!", presste er hervor. "Sie machen mich nervös
mit ihrem Herumgelungere!"
Für einen Moment war Trunks sprachlos, bevor er sich wieder fing. "Ähm...
Entschuldigung!", war schließlich seine Erwiderung, bevor die Erkenntnis
in sein Hirn sickerte. "Wie haben Sie..."
Der Saiyajin verdrehte die Augen und griff sich and die Hüfte, die
schwarzbraune Länge seines Schwanzes in Trunks Augenhöhe hebend. "Schon
vergessen? Ich bin ein Saiyajin. Mein Volk verfügt über sehr feine Sinne
und es ist einfach entnervend wenn jemand vor der eigenen Tür auf- und
abschleicht, während man meditieren will."
Nach dieser Erklärung wandte er sich ab und ging zurück in das Zimmer
hinein und Trunks, der dies als Einladung betrachtete, folgte ihm und sah
sich aufmerksam in der Kabine um.
Sie war nicht groß, ungefähr ein Drittel größer als die seine, aber sie
verfügte über einen Komfort, den der Captain nicht vermutet hatte: mehrere
Sessel und andere Sitzgelegenheiten waren lose im Hauptraum gruppiert,
während ein schmiedeeisernes Gitter den kleinen Schlafraum abgrenzte, der
fast vollständig von einem großen, weißbezogenen Himmelbett eingenommen
wurde.
Eine Tür führte in einen zweiten, kleineren Raum, in dem der Saiyajin
verschwunden war, während eine andere Tür zum Badezimmer führte wie Trunks
vermutete.
"So", erklang die Stimme des Jünglings gedämpft aus dem Nebenzimmer. "Ich
nehme an, Sie sollen mich zu Freezer begleiten?"
"Ja." Trunks trat ein paar Schritte in den Raum hinein und sah sich weiter
um - irgendetwas an dem Zimmer störte ihn, aber er konnte nicht genau
sagen, was es war. Er blieb stehen und schüttelte nachsichtig lächelnd den
Kopf - er wurde wohl langsam paranoid. Seit er den Saiyajin getroffen
hatte, schien sich alles um ihn herum verändert zu haben, schien irgendwie
merkwürdig geworden zu sein.
'Vielleicht ist die Freizeit, die wir gerade haben, doch keine so
schlechte Idee.'
Seine Gedanken wurde unterbrochen als der Botschafter aus dem Nebenzimmer
trat, vollkommen damit beschäftigt, und wenig erfolgreich darin, seinen
Umhang an den Schulterpolstern seiner Rüstung zu befestigen. Trunks sah
ihm einige Momente dabei zu, bevor er näher trat und vorsichtig die Hände
des Saiyajins wegschob, bevor er den Stoff selbst an den Halterungen
befestigte.
Der junge Mann zuckte kurz bei der Berührung zusammen, bevor er aufsah und
Trunks fragend ansah.
Dem Captain wurde schlagartig bewusst, was er gerade getan hatte und, mit
einem nervösen Räuspern, trat er zurück. "Entschuldigung."
Der Saiyajin winkte ab. "Schon in Ordnung", versuchte er nonchalant zu
antworten, aber Trunks glaubte einen unsicheren Unterton in seiner Stimme
zu hören.
Für lange Momente befiel sie Schweigen, bis der Saiyajin sich schließlich
räusperte. "Wir sind uns nicht vorgestellt worden. Mein Name ist Goten."
Trunks schreckte hoch. "Ähm, angenehm. Ich bin Trunks Briefs - ich führe
eines von Freezers Einsatzkommandos." Er hatte seine Hand schon halb zu
einem Händedruck erhoben, als Gotens Blick ihm sagte, dass der Saiyajin
nicht mit den irdischen Riten des gegenseitigen Kennenlernens vertraut
war. Seine Hand verharrte kurz in der Luft, bevor er sie wieder sinken
ließ. "Sind sie fertig?", fragte er, mehr um seine Nervosität zu
überspielen als wirklich begierig darauf, Goten zu Freezer zu bringen.
Der Botschafter sah sich noch einmal in der Kabine um. "Ja, ich denke
schon."
Trunks trat einen Schritt zur Seite und wies zur Tür. "Dann gehen Sie
bitte voraus."
Der Saiyajin musterte ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue, bevor er sich
in Bewegung setzte und seinem Schicksal entgegenschritt.
Unruhig warf sich Trunks in seinem Bett hin und her. Gefangen in der
beängstigenden Welt längst unterdrückter Erinnerungen und Worte, suchte er
verzweifelt einen Weg zurück an die Oberfläche der Realität.
"Schau bitte hier hinein.... erinnere dich...." Schreie ertönten, mischten
sich mit dem Krach von Maschinengewehrfeuer und zerberstendem Mauerwerk.
"Deckung, Trunks!" Seine Eltern, stolz und kampfbereit und schließlich...
siegreich. Und er sah zum Hundertsten Male wie das verhasste Zeichen der
Red Ribbon Armee in Rauch aufging.
Aber trotzdem... Unsicher sah er sich um. Nichts. Wieso dann das Gefühl,
dass sich die wirkliche Gefahr erst jetzt offenbarte?
"Schauen Sie bitte hier hinein, Captain Briefs..." "Vergiss uns nicht,
Trunks...."
Wirbelnde Kreise und Spiralen, gestaltlose Stimmen, die ihm nie gehörte
Worte zuraunten. Blaue Augen, wie die seinen, die sich aus dem Dunkel
schälten. "Vergib mir, Trunks." Er sah mit Erschrecken, wie das Blau
durchsichtig wurde, verschwand und durch Schwarz ersetzt wurde. Augen, die
er kannte...?
"Saiyajin... Such sie...." "Sei unser Auge und unser Ohr, Trunks." "Bitte,
erschrecken Sie nicht, Captain, wenn sie für kurze Zeit das Bewusstsein
verlieren." "Vergiss uns nicht..." "Das ist völlig normal bei der
Erstellung eines psychologischen Profils." "...Trunks!"
"Haah...!" Endlich hatte er den Weg zurück in die Realität gefunden.
Heftig nach Luft schnappend und krampfhaft versuchend, seinen rasenden
Puls zu beruhigen, tappte Trunks für einige Momente blind nach dem
Lichtschalter seiner Nachttischlampe, bevor er sich erinnerte, dass er
schon seit drei Jahren nicht mehr in seinem Zimmer in der Capsule Corp.
gewesen war, wo ebendiese Lampe stand, nach der er gerade suchte.
Er lächelte beschämt und mit einem knappen "Licht" befahl er dem
Zimmercomputer sein Apartment zu beleuchten und nachdem seine Augen sich
an die abrupte Helligkeit gewöhnt hatten, drehte er sich um und fasste
nach seinem Scouter. Mit einem Piepen erwachte das Gerät zum Leben und
präsentierte ihm stolz, dass es nur noch wenige Minuten waren, bis er
aufstehen und seine täglichen Pflichten in Angriff nehmen musste.
"Hn, typisch für dich - einen Alptraum als letzten Schlaf vor den
Aufstehen...", schalt er sich halbherzig. "So fängt der Tag ja richtig
prickelnd an!"
Unwirsch kletterte er aus dem Bett und stapfte hinüber ins Bad, auf dem
Weg dorthin entscheidend, dass er ebenso gut aufstehen und frühstücken
konnte, anstatt eine halbe Stunde in seinem Bett zu liegen und die Decke
anzustarren. Als er die Dusche erreicht hatte, drehte er den Hahn weit
auf, stellte sich für Sekunden unter eiskaltes Wasser, bevor er den Hahn
für heißes aufdrehte und das Gefühl genoss, völlig durchgewärmt zu werden.
Das heiße Wasser hatte noch einen angenehmen Nebeneffekt, wie er bemerkte,
als er fühlte, wie seine verkrampften Muskeln sich entspannten und der
dumpfe Schmerz in seinen Armen und Beinen nachließ.
Er hätte nie damit gerechnet, dass es soweit kommen würde - aber die
Hafenarbeiter hatten sie tatsächlich angegriffen! Allerdings nur ein
Dutzend von ihnen, oder so, und auch nur für wenige Sekunden, denn schon
bald waren Sicherheitskräfte erschienen und hatten alle Anwesenden unter
Arrest gestellt. Aber nichtsdestotrotz hatten Trunks und der Saiyajin für
eine Weile einem wütenden Mob gegenübergestanden, den sie sich vom Leibe
halten mussten - und sie hatten wirklich gute Arbeit geleistet, besonders
der Botschafter, wie Trunks neidlos zugeben musste. Nachdem er den Jungen
hatte kämpfen sehen, hatte er jedes Wort von dem geglaubt, was das
Pelzwesen über die Saiyajin gesagt hatte.
"Hat 'nen verdammt guten Stil!", murmelte er, während er aus der Dusche
stieg und sich abtrocknete.
Er ließ die Ereignisse des letzten Tages noch einmal Revue passieren,
während er an seinen Schreibtisch trat und ein Frühstück von der Küche
orderte. Mit einer Tasse heißen Kaffees in der Hand, ab und zu an der
dunklen Flüssigkeit nippend, schaute er aus seinem Kabinenfenster hinaus
auf Freezer vier, dem Planeten, in dessen Umlaufbahn sie schwebten.
Er dachte über den Traum nach, den er diese Nacht gehabt hatte. Es war
lange her, seit er das letzte Mal von den angstvollen Jahren geträumt
hatte, als seine Eltern den Widerstand gegen die Red Ribbon Armee
anführten und er praktisch nichts anderes zu sehen bekam, als Waffen und
nochmals Waffen. Verstecken und unentdecktes Vorgehen waren für ihn nur
ein Spiel gewesen, aber schon bald zum blutigen Ernst geworden, als in der
Entscheidungsschlacht die Kampflinien plötzlich in ihrem Lager gewesen
waren.
Trunks war damals schwer verletzt worden und sein Vater fast getötet, als
er versucht hatte, seinen Jungen zu retten. Später, als er nach Monaten
der Rekonvaleszenz, endlich die Klinik verlassen durfte, wurde der Junge
mit einer Welt konfrontiert, die er nicht kannte, die ihm so fremd
geworden war, dass er noch Jahre nach Ende des Krieges innerlich immer
noch darauf gewartet hatte, Gewehrfeuer zu hören.
Seltsam, dass er gerade heute Nacht von jenen Ereignissen geträumt
hatte...
Ihm fiel ein, dass sich die Augen seiner Mutter, deren Blau, dass es nur
in ihrer Familie gab, in samtenes Schwarz verwandelt hatten. Schwarze
Augen...
Er zog verwirrt die Stirn kraus als er sich an den Moment erinnerte, als
der Saiyajin sich umgedreht und ihn einfach nur mit seinen kohlefarbenen
Augen angesehen hatte und Trunks für einige Momente die Beherrschung über
sich und seinen Körper verloren hatte. Noch nie war ihm etwas derartiges
passiert und besorgt fragte er sich, ob noch alles in Ordnung mit ihm war,
oder ob irgend etwas im Gange war, von dem er nichts wusste.
Er nahm einen letzten Zug von seinem erkaltenden Kaffee, setzte die Tasse
zurück auf den Schreibtisch, auf dem in der Zwischenzeit ein deftiges
Frühstück erschienen war. Trunks griff nach einer Gabel und stocherte
lustlos in den Rühreiern herum. Er konnte einfach nichts essen - nicht
solange er nicht geklärte hatte, was der Traum zu bedeuten hatte. Und
warum er nicht aufhören konnte, an den Saiyajin zu denken.
Entnervt ließ er die Gabel fallen und griff erneut nach seinem Scouter.
Das Gerät an seinem Ohr befestigend, ließ er eine Liste seiner heutigen
Pflichten ablaufen - nichts besonderes, wie es schien: Trainingseinheiten,
ein Briefing über ein Volk, dass sich erst kürzlich Freezers Imperium
angeschlossen hatte, eine Sitzung mit den neuesten Informationen über die
Rebellion auf Otoro...
Trunks verharrte einen kurzen Moment, als er einen Namen an seinem Auge
vorbeihuschen sah und spulte dann aufgeregt einige Zeilen zurück:
Begleitung des saiyanischen Botschafters zu dessen Antrittsaudienz bei
Freezer.
'Warum denn das?', fragte er sich verwirrt. 'Was hab ich noch mit dem zu
schaffen?'
Aber obwohl er sich etwas anderes einreden wollte - es gab eine Saite in
Trunks, die ob der Aussicht, dem jungen Diplomaten wiederzubegegnen vor
Neugier und Entzücken (?) zu schwingen begann.
Wieder wurde er an die Augen erinnert, die er in seinem Traum gesehen
hatte. Waren es wirklich die Augen des Botschafters gewesen? Hatten sie
wirklich in solch einem warmen Ton geleuchtet?
Der Captain senkte die Stirn in seine Hand und massierte seine
Nasenwurzel, als er bemerkte, wie er Kopfschmerzen bekam. Er hasste
Geheimnisse - und dieser Saiyajin war definitiv eines.
"Irgendjemand sollte mir schleunigst ein paar Antworten geben!", presste
er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
******
Unterdrücktes Kichern, ein prustendes Lachen und dann wieder Stille.
Spärliches Morgenlicht brach Bahnen grauen Schimmers durch vorgezogene
Gardinen und hob das Weiß des Linnens nur schwach vom Rest des Zimmers ab.
Spielende Schatten und Formen, als sich zwei Gestalten unter der Bettdecke
bewegten, abrupte Bewegungen glitten in Ebenmäßigkeit, so wie das
Gelächter tieferen, lustvollen Tönen wich. Schützender Stoff glitt
beiseite als die Bewegungen heftiger wurden, die Stöße kraftvoller und die
Seufzer lauter.
Ein Mann, narbig und erfahren im Gesicht, warf seinen Kopf mit einem
heiseren Schrei in den Nacken, stieß sich kräftig zwischen weit gespreizte
Schenkel, bis seine Partnerin sich herumwarf und die Rollen tauschte, auf
ihm tanzte. Finger bohrten sich in ungeschützte Haut, Münder tranken
fieberhaft salzigen Schweiß und andere Körpersäfte, während dazwischen
hastig Liebesschwüre geflüstert wurden.
Die blauhaarige Frau beschleunigte den Rhythmus noch einmal, ritt ihren
Gefährten mit wilder Kraft und Ungeduld und schrie gellend als sie endlich
ihren Höhepunkt erreichte. Erschöpft brach sie zusammen, atmete schwer und
hastig in die schweißbedeckte Brust ihres Liebhabers, der ebenfalls außer
Atem war.
"Wow" Yamchu hatte seine Hand zwischen die Strähnen von Bulmas Haar
geschoben und spielte abwesend mit den weichen Tressen. "Was ist denn
heute los mit dir?", fragte er scherzhaft.
Bulmas Antwort bestand aus einem spielerischen Biss in seinen Bauch, bevor
sie sich auf ihre Ellenbogen stützte. Lange Zeit schaute sie einfach in
das Gesicht ihres Ehemannes, froh darüber, dass er noch lebte nach all
diesen Kämpfen, die sie in der Vergangenheit hatten durchstehen müssen.
Sie legte ihren Kopf zurück auf seine Brust und starrte lange Zeit
nichtssehend auf den Boden des Zimmers. "Mir ist einfach klar geworden,
wie glücklich ich mich schätzen kann - meine Familie lebt."
"Was hast du gesagt?" Yamchus Stimme war schläfrig und er nuschelte
leicht.
"Nichts, Schatz", antwortete die Blauhaarige. "Schlaf weiter." Für einen
Moment war sie verärgert, dass er schon geschlafen hatte, aber dann
kreuzte ein verzeihendes Lächeln ihre Lippen. Sie war wirklich froh, dass
sie ihn hatte - da konnte sie ihm seine Fehler ruhig vergeben. 'Und
schließlich lässt er mir auch genug durchgehen...'
Sie rollte von ihm herunter und, die Arme hinter dem Kopf verschränkt,
starrte sie Löcher in die Luft, während ihre Gedanken sich auf
Wanderschaft begaben.
Es hatte eine Zeit gegeben, kurz nach Trunks Geburt, als sie sich beinahe
ständig gestritten hatten. Er war schwer damit beschäftigt gewesen, in
seiner Sportlerkarriere aufzugehen, während sie hier saß und ein Kleinkind
zu versorgen hatte und nebenbei mit der Leitung der größten zivilen
Gesellschaft beschäftigt war.
'Wir haben einfach nicht begriffen, dass wir nicht dazu geschaffen sind,
in irgendwelche Regeln und Konventionen eingezwängt zu sein.' Sie drehte
den kopf und musterte sein Gesicht, dass im Schlaf entspannter, beinahe
kindlich wirkte. 'Jeder von uns hat schließlich seinen Weg gefunden, mit
der Verantwortung umzugehen und sich Möglichkeiten geschaffen, die uns
helfen wir selbst zu bleiben.'
Bulma schlug die Bettdecke zurück und schwang ihre Beine aus dem Bett,
stand auf und zog sich an. Einen letzten Blick auf ihren Ehemann werfend
verließ sie leise das Schlafzimmer und ging in ihr Labor.
Die Jahre im Kampf gegen die Red Ribbon Armee hatten sie gelehrt, dass es
tödlich war, zu lange auf einem Status zu verweilen - sei es nun ein Ort
oder ein Gefühlszustand. Und sowohl sie als auch Yamchu hatten Wege
gefunden, zu überleben. Es hatte sie einander auch wieder näher gebracht
und, obwohl sie sich sicher war, ihn noch genauso wie am Anfang zu lieben,
hatte sich ihrer Beziehung etwas beigemischt, dass sie eher wie Freunde
agieren ließ, denn Liebende.
'Ich wünschte, Trunks würde verstehen, dass man sich auch lieben kann,
wenn man nicht ständig zusammen ist.' Es war hart gewesen für ihren Sohn,
zu erfahren, dass seine Eltern einander nicht annähernd so treu waren wie
er gedacht hatte. Aber das war ein Teil ihrer Abmachung untereinander -
jeder hatte die Freiheit, das Bett mit jedem anderen teilen zu dürfen,
solange sie ehrlich zueinander waren. 'Und schließlich ist das der Grund,
warum wir immer noch zusammen sind. Einfach die Möglichkeit zu haben, vom
anderen solange Abstand nehmen zu können, wie wir es brauchen.'
Nonchalant mit den Schultern zuckend betrat sie ihr kleines, mit
technischem Krimskrams vollgestelltes Büro und knipste das Licht an. Sich
eine Zigarette anzündend, kramte sie in der Kiste, in der sie den Abfall
aufbewahrte, den Freezer ihnen als sogenannte "Innovationen" schenkte.
Yamchu und sie hatten beide sofort durchschaut, dass die Echse nur eines
von den Menschen wollte - ihren Planeten. Und die wenigen Informationen,
die sie durch Trunks bisher erhalten hatten, schienen es nur zu
bestätigen: Freezer verstand es geschickt, die kleinen Rivalitäten der
Völker untereinander gegeneinander auszuspielen, die Sieger so lange durch
Schmeicheleien und Technologie zu bezirzen, bis sie vollständig von ihm
abhängig waren und er die Herrschaft langsam aber sicher, übernehmen
konnte.
Und was mit denen passierte, die sich dagegen wehrten hatte er sehr
eindrucksvoll an den Saiyajin demonstriert...
Sie unterbrach ihre Tätigkeit und stützte sich auf den Rand der Kiste. Es
war eine ganze Weile vergangen, seit Trunks sich das letzte Mal gemeldet
hatte und noch länger, seit er die letzten Informationen gesendet hatte.
Langsam begann sie, sich zu sorgen.
Bulma nahm noch einen Zug von ihrer Zigarette bevor sie die kleine
Papierstange im Ascher ausdrückte. Trunks war alt genug, um auf sich
aufzupassen - und genau darauf baute ihr Plan ja auf. Auf der Tatsache,
dass ihr Sohn ein so schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern hatte, dass
niemand auf die Idee kam, dass er....
Sie unterbrach ihren Gedankengang, als die Tür hinter ihr leise aufglitt
und die verschlafene Gestalt Yamchus hereintappte.
"Hier bist du also...", nuschelte er und drückte ihr einen Kuss auf die
Wange. "Du solltest schlafen."
Sie lachte leise. "Ich kann aber nicht schlafen und die Nachtstunden sind
die einzigen, in denen ich noch Gelegenheit habe, etwas zu basteln. Wie
das hier, zum Beispiel." Sie hob ein kleines Stück Elektronik hoch. "Wenn
ich es schaffe, herauszufinden wie es funktioniert kann ich aufgrund der
Technologie einen funktionierenden Hochleistungslaser bauen."
Bulma legte das Gerät beiseite und wühlte weiter in der Kiste. Neben ihr
konnte sie spüren wie Yamchu einfach nur den Kopf schüttelte und sich
schließlich zum Gehen wandte. "Geh aber auch bald schlafen, Schatz", bat
er sie, wohl wissend, dass nichts sie zum Schlafen bringen würde, wenn sie
etwas gefunden hatte, dass ihren Ehrgeiz erregte.
Bulma gab ihm einen abwesenden Wink, während sie weiterhin nach
Brauchbarem grub. Plötzlich erstarrte sie für einen kurzen Moment, bevor
sie beide Hände in die Kiste steckte und vorsichtig eine kastenartige
Apparatur heraushub. Sie stellte die Maschine neben sich auf ihren
Arbeitstisch und begann, sie auseinander zu schrauben und jubilierte, als
nach wenigen Sekunden eine Klappe aufging und den Blick auf ein
funktionierendes Innenleben freigab.
Bulma, nun ganz in ihrem Element, schoss herum und schnappte sich den
Scouter, den Trunks ihnen einmal geschickt hatte und nahm auch ihn
auseinander und wie sie gehofft hatte, stellte sich das grössere Gerät als
eine sehr veraltete Vorform des mobilen Kommunikationsgerätes von Freezers
Armee heraus.
"Strike!", schrie sie jubilierend. "Jetzt krieg ich euch dran!! Hahaah!"
Aber dazu musste sie das Labor ihres Vaters benutzen. Sie packte alle
notwendigen Dinge zusammen und klemmte sich die Maschinerie unter den Arm,
bevor sie eilig die Werkstatt verließ.
Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen und Stille eingekehrt war,
erwachte ein anderes Gerät plötzlich zum Leben, blinkte frenetisch, bis
sich schließlich ein leises Summen dazugesellte, dass allerdings gemeinsam
mit dem Blinken verschwand, als nichts weiter passierte.
Millionen von Lichtjahren entfernt, wandte sich ein junger Erdenbewohner
frustriert von seiner Kommunikationsstation ab, als er auch nach
mehrmaligen Versuchen keine Antwort auf seinen Ruf bekam.
******
Seit zehn Minuten starrte Trunks schon auf die Tür, hatte die Hand
mehrmals erhoben, um zu klopfen, aber sie jedes Mal wieder sinken lassen.
'Das ist bescheuert, Trunks!', schalt er sich selbst, aber
nichtsdestotrotz brachte er es nicht fertig, sich dem Botschafter
bemerkbar zu machen. 'Was mache ich überhaupt hier? Ich bin kein
Babysitter für irgendwelche Diplomaten! Ich habe einen JOB, den ich zu
erledigen habe!' Er verzog genervt das Gesicht, als er sich daran
erinnerte, dass es genau sein Job war, weswegen er nun hier stand.
'Also bring es endlich hinter dich! Klopf an und bring ihn zu Freezer!'
Der Captain riss seine Hand ein weiteres Mal nach oben, aber hielt
abermals inne. Irgendwie hatte der Gedanke, den Jungen - und wesentlich
mehr war er in Trunks Augen nicht - zu Freezer zu bringen etwas
beunruhigendes an sich. Sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas an der
ganzen Sache faul war, aber er hatte natürlich nicht die geringsten
Beweise, dass es so wahr.
Andererseits, sein Instinkt hatte ihn bisher nur selten getäuscht.
Er unterdrückte ein genervtes Stöhnen, als ihm in den Sinn kam, wie müßig
diese ganze Sache doch war - er musste den Botschafter zu Freezer bringen,
da gab es keinerlei Auslegungsmöglichkeiten. Seine Hand hob sich zum
dritten Mal, aber bevor sie das Metall der Tür berühren konnte, glitt
ebendiese vor ihm zur Seite und enthüllte das entnervte Gesicht des
Saiyajin.
"Entweder Sie kommen jetzt hinein und sagen, was Sie wollen oder Sie
verschwinden von meiner Tür!", presste er hervor. "Sie machen mich nervös
mit ihrem Herumgelungere!"
Für einen Moment war Trunks sprachlos, bevor er sich wieder fing. "Ähm...
Entschuldigung!", war schließlich seine Erwiderung, bevor die Erkenntnis
in sein Hirn sickerte. "Wie haben Sie..."
Der Saiyajin verdrehte die Augen und griff sich and die Hüfte, die
schwarzbraune Länge seines Schwanzes in Trunks Augenhöhe hebend. "Schon
vergessen? Ich bin ein Saiyajin. Mein Volk verfügt über sehr feine Sinne
und es ist einfach entnervend wenn jemand vor der eigenen Tür auf- und
abschleicht, während man meditieren will."
Nach dieser Erklärung wandte er sich ab und ging zurück in das Zimmer
hinein und Trunks, der dies als Einladung betrachtete, folgte ihm und sah
sich aufmerksam in der Kabine um.
Sie war nicht groß, ungefähr ein Drittel größer als die seine, aber sie
verfügte über einen Komfort, den der Captain nicht vermutet hatte: mehrere
Sessel und andere Sitzgelegenheiten waren lose im Hauptraum gruppiert,
während ein schmiedeeisernes Gitter den kleinen Schlafraum abgrenzte, der
fast vollständig von einem großen, weißbezogenen Himmelbett eingenommen
wurde.
Eine Tür führte in einen zweiten, kleineren Raum, in dem der Saiyajin
verschwunden war, während eine andere Tür zum Badezimmer führte wie Trunks
vermutete.
"So", erklang die Stimme des Jünglings gedämpft aus dem Nebenzimmer. "Ich
nehme an, Sie sollen mich zu Freezer begleiten?"
"Ja." Trunks trat ein paar Schritte in den Raum hinein und sah sich weiter
um - irgendetwas an dem Zimmer störte ihn, aber er konnte nicht genau
sagen, was es war. Er blieb stehen und schüttelte nachsichtig lächelnd den
Kopf - er wurde wohl langsam paranoid. Seit er den Saiyajin getroffen
hatte, schien sich alles um ihn herum verändert zu haben, schien irgendwie
merkwürdig geworden zu sein.
'Vielleicht ist die Freizeit, die wir gerade haben, doch keine so
schlechte Idee.'
Seine Gedanken wurde unterbrochen als der Botschafter aus dem Nebenzimmer
trat, vollkommen damit beschäftigt, und wenig erfolgreich darin, seinen
Umhang an den Schulterpolstern seiner Rüstung zu befestigen. Trunks sah
ihm einige Momente dabei zu, bevor er näher trat und vorsichtig die Hände
des Saiyajins wegschob, bevor er den Stoff selbst an den Halterungen
befestigte.
Der junge Mann zuckte kurz bei der Berührung zusammen, bevor er aufsah und
Trunks fragend ansah.
Dem Captain wurde schlagartig bewusst, was er gerade getan hatte und, mit
einem nervösen Räuspern, trat er zurück. "Entschuldigung."
Der Saiyajin winkte ab. "Schon in Ordnung", versuchte er nonchalant zu
antworten, aber Trunks glaubte einen unsicheren Unterton in seiner Stimme
zu hören.
Für lange Momente befiel sie Schweigen, bis der Saiyajin sich schließlich
räusperte. "Wir sind uns nicht vorgestellt worden. Mein Name ist Goten."
Trunks schreckte hoch. "Ähm, angenehm. Ich bin Trunks Briefs - ich führe
eines von Freezers Einsatzkommandos." Er hatte seine Hand schon halb zu
einem Händedruck erhoben, als Gotens Blick ihm sagte, dass der Saiyajin
nicht mit den irdischen Riten des gegenseitigen Kennenlernens vertraut
war. Seine Hand verharrte kurz in der Luft, bevor er sie wieder sinken
ließ. "Sind sie fertig?", fragte er, mehr um seine Nervosität zu
überspielen als wirklich begierig darauf, Goten zu Freezer zu bringen.
Der Botschafter sah sich noch einmal in der Kabine um. "Ja, ich denke
schon."
Trunks trat einen Schritt zur Seite und wies zur Tür. "Dann gehen Sie
bitte voraus."
Der Saiyajin musterte ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue, bevor er sich
in Bewegung setzte und seinem Schicksal entgegenschritt.
